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1. Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück - S. 1

1901 - Osnabrück : Pillmeyer
Eho A. Asnciörück im allgemeinen. I. £a%c und (Brenden. Die Provinz Hannover bildet die nordwestliche Ecke von Deutschland. Der Regierungsbezirk Osnabrück liegt im Südwesten dieser Provinz. Er berührt im Westen das Ausland, nämlich das Königreich Holland. Im Norden wird er von dem Regierungsbezirk Anrich begrenzt. Im nordöstlichen Winkel seiner Grenze liegt das Großherzogtum Oldenburg. Im Osten, südlich vom Dümmer, ist etwa 1 Stunde lang der Regierungsbezirk Hannover unsere Grenze. Von da ab ist östlich und im ganzen Süden die Provinz Westfalen unser Nachbar bis zur holländischen Grenze. Ii. Oröße und Simvoßnerzaßt. Die Provinz Hannover hat 6 Regierungsbezirke. Von diesen ist Osnabrück der drittgrößte. Er ist 6205 qkm groß. Es wohnen darin 328 611 Menschen. Das ist nicht viel. Andere Regierungs- bezirke, z. B. Hannover und Hildesheim, habeu viel mehr Ein- wohner. Hannover ist doppelt so stark bevölkert, obgleich dieser Regierungsbezirk kleiner ist als der nnsrige. Nur der kleine Re- gierungsbezirk Aurich hat weniger Einwohner als Osnabrück, und uur iu Lüneburg wohnen die Menschen noch weiter auseinander. Länder, in denen es viel Sandboden, Heide und Moor giebt, sind immer wenig bevölkert. Iii. (Kodenöeschaffenheik. Im Osnabrückischen ist das Land gebirgig. Von hier ziehen sich Hügel bis nach Fürstenau. Im Norden unseres Regierungsbezirks habeu wir östlich von der Ems die kleineren Höhen des Hu mm- l i n g s. Alles übrige ist Tiefland. Das Gebirgsland besteht aus zwei schmalen Bergreihen, welche durch das Thal der Hase und Else voneinander getrennt sind. Der nördliche Zug heißt Wieheugebirge, der südliche Teuto- burgerwald. Am Abhang der Berge ist das Land meistens fruchtbar. Auch am Nord- und Südrand haben wir vor den Bergen fast überall einen Streifen des besten Ackerbodens. Das Hügelland und die Tiefebene sind größtenteils wenig fruchtbar, am meisten noch in den Flnßthälern. Im übrigen finden wir überall viel Heide und Moor, im Emslande auch kahle Sand- dünen. Heide giebt es besonders viel im Bentheimschen, Lingenschen, Meppenschen und aus dem Hümmling. Auch das Wittefeld nördlich von Osnabrück ist Heide. Die bedeutendsten Moore sind das Bnr- tanger Moor an der holländischen Grenze, das Aremberger Moor nördlich und westlich vom Hümmling, das große Moor nördlich von den Osnabrücker Bergen, die Moore im Bentheimschen und viele kleinere. t

2. Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück - S. 2

1901 - Osnabrück : Pillmeyer
_ 2 _ Im Berglande sind die Höhen meist bewaldet. An den sanfteren Abhängen und in den Thälern wechseln Wald und Ackerland ab. Im Tieflande ist der magere Sandboden entweder zum Ackerbau beuutzt, oder man hat Tannen und andere Bäume angepflanzt, oder aber er liegt als Heide und Moor unbenutzt da. An den Flüssen hat der Landmann gern Wiesen und Weiden angelegt. Die besten Wiesen giebt es an der Hase im Artlande, bei Bersenbrück und Quakenbrück. 1. Die Moore. Ungeheure Strecken unserer Heimat sind mit Moor bedeckt, und darunter befindet sich Sandboden. Besonders groß sind die Moore im Gebiete der Ems und Vechte. Das bedeutendste von allen ist das Burtanger Moor. a. Wie eutsteht das Moor? Es giebt 2 Arten von Mooren, das Grünlandsmoor und das Hochmoor. Das Grünlandsmoor oder Niedernngsmoor ent- steht dadurch, daß große Flächen stehenden Wassers vom Ufer aus allmählich sich mit einer Decke von Pflanzen überziehen. Diese wächst nach oben immer weiter und wird oft so dick, daß Menschen und Vieh daraus gehen können. Unten faulen die Pflanzen ab, sinken auf den Grund des Wassers und bilden hier eine Moorschicht. Diese steigt höher und höher, bis sie das ganze Wasser angefüllt hat. Dann muß das Land sofort bearbeitet und zu Wiesen und Weiden gemacht werden. Geschieht dies nicht, so verschwinden allmählich die saftigen Gräser, und an ihre Stelle treten Heidekräuter. Das Moor wächst danu nach oben weiter und wird nun ein Hochmoor. H o ch in o o r e entstehen da, wo Sümpfe sind, deren Wasser weder nach der Seite abfließen, noch auch in den Boden sickern kann. Hier wachsen zuerst Moosarten, welche den ganzen Sumpf ausfüllen. Daun bilden sich Heidekräuter. Die absterbenden Pflanzen verwesen in dem sumpfigen Boden nicht, sondern werden zu Torf. Auf ihnen wachsen wieder neue Pflanzen, und so kaun das Moor wohl 10 Meter und darüber dick werden. Das Wasser des Bodens und das Regenwasser hält sich darin wie in einem Schwamm. In der Mitte ist das Hochmoor meist etwas höher, da am Rande das Wasser aus demselben abfließen kann. Wenn man nicht die trockenen Wege kennt, ist es gefährlich, durch das Moor zu gehen. Es giebt sehr viele Stellen, wo der Mensch einsinken, im Moor ver- schwinden und elend umkommen würde. In uuserm Regierungsbezirk ist am wichtigsten das Hochmoor. Es ist fast ganz mit Heidekraut bedeckt. Wenn dieses im Herbst in Blüte steht, hat das Moor einen rötlichen Schimmer; sonst sieht es schwarzbraun aus. Heide und Sumpfgras stehen gern in Büscheln zusammen, die man Bülten nennt. Zwischen diesen Bülten ist dann das dunkle Moor oder auch schlammartiges, schwarzes Wasser sichtbar. Im Moor ist es einsam. Hier oder dort sieht man wohl kümmerliche Kiefern oder eine menschliche Hütte, zuweilen aber,

3. Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück - S. 4

1901 - Osnabrück : Pillmeyer
4 — niedrige Gräben gezogen, damit das oberste Wasser abfließen kann. Im Herbst wird alsdann auf einem solchen Stück Moorland die oberste Heideschicht umgehackt. Durch den Frost des Winters zerbröckeln diese Schollen. Während des Frühlings trocknen sie aus. Dann steckt der Bauer den Acker in Brand, aber nur au der Seite, von welcher der Wind kommt. Von dem Winde wird dann das Feuer über den ganzen Acker getrieben. Das Feuer brennt nicht tief, weil der Boden unten naß ist. Wenn viele Äcker zu gleicher Zeit brennen, ist die ganze Gegend in Qualm gehüllt, und der Wind treibt diesen Rauch weit weg, oft durch gauz Teutschland bis an die Alpen. Das ist der M o o r r a n ch oder 5) a a r r a n ch. Er wird uns au schönen Frühlingstagen manchmal lästig, allein wenn das Moorbrennen verboten würde, könnten die armen Be- wohner des Moores nicht säen und ernten. In die warme Asche wird Buchweizen gesät, und dann hat der Bauer seine Arbeit gethan. Leider mißrät der Buchweizen oft, und dann giebt es einen trau- rigen Winter für die arme Familie. Wenn der Acker einige Jahre so gebrannt und bebaut worden ist, muß er 30 Jahre lang liegen bleiben, weil er keine Frucht mehr hervorbringt. Ter Bauer muß dauu inzwischen andere Äcker brennen. Fehnkultur. Viel lohnender ist die Fehnkultur, bei der aber anfangs die Regierung den Leuten helfen muß. Vom Haupt- kaual oder vom Flusse wird ein breiter, schiffbarer Kanal ins Moor gegraben. In ihn fließen die Moorwasser ab, und auf ihm fahren die Bauern Torf weg und holen Holz, Steine und Dünger. An diesem Kanal siedeln sich die Kolonisten an, so daß ihre Häuser eine lange Reihe bilden. Wer neu hinzukommt, baut sich uebeu dem Letzten an. So sind die Fehnkolonieen oft Stunden lang. Die berühmteste Fehnkolonie ist Papenburg. Nun werden zuerst im Moor kleine Gräben gezogen, in die das Moorwasser fließt. Da- durch sinkt das Moor zusammen, wird etwas trockeuer und kauu nun abgestochen werden. Meistens wird der Torf allmählich bis fast auf deu Saud abgegraben. Bis dahiu lebt der Ansiedler tüm- merlich im kleinen Häuschen von dem Verkauf des Torfs und vom Bau des Buchweizens im Moor. Ist der Bauer auf den Grund gekommen, so kann er allmählich Äcker anlegen. Zu diesem Zwecke vermischt er den Rest der Torferde durch Umgraben mit dem Sandboden und fügt Dünger hinzu. Von nun au geht es ihm bei Fleiß und Sparsamkeit langsam besser. Tie Äcker und Wiesen dehnen sich immer mehr aus. Bald wird die erste Hütte nieder- gerissen und an ihrer Stelle ein stattliches Haus gebaut. An anderen Stellen gräbt man gar nicht erst das Moor ab, son- dern entwässert es nur. Tann weiß der Landmann es durch künstliche Düngstoffe ebenso fruchtbar zu machen, wie die abgegrabe- nen Fehnäcker. Auf solchen Äckern wachsen alle Arten von Getreide, Erbsen und Bohnen, Kartoffeln und Rüben; selbst üppige Klee- selder sieht man hier und dort. Eiu Beispiel für solche Kolonieen

4. Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück - S. 6

1901 - Osnabrück : Pillmeyer
6 — Iv. K (Wässerung. Der Hauptstrom unseres Regierungsbezirks ist die Ems. Sie kommt aus Westfalen, durchfließt den westlichen Teil unserer Heimat von Süden nach Norden und verläßt uns bei Papenburg. Dann fließt sie noch eine kurze Strecke durch den Reg.-Bez. Aurich und mündet in deu Tollart, eiueu Meerbusen unserer Nordsee. Sie hat 3 Nebenflüsse auf ihrem rechten Ufer: bei Ellbergen nimmt sie die Ahe auf, bei Meppen die Hase, ihren größten Nebenfluß, und gleich darauf die Nordradde. Unter den Zuflüssen der Hase merken wir uns bei Osnabrück die Nette (rechts) und die Düte (links); bei Haselünne die Mittelradde und Südradde (beide vou rechts einmündend). Im Osnabrückischen zeigt uns die Karte ferner die Else und Hunte, welche beide iu die Weser fließen. Im Südwesten, im Bentheimscheu, fließt eiu größerer Fluß, die V e ch t e. Dieser kommt aus Westfalen, geht ins Holländische und mündet in die Zuidersee (sprich Seudersee), eiueu großen Meer- bnsen der Nordsee. Ein Nebenfluß vou ihr ist die Dinkel, welche von links bei Neuenhaus mündet. Im Gebiete der Ems und Vechte haben wir auch viele künstliche Wasserläufe, sogenannte Kanäle, von denen wir später sprechen wollen. Große Seeen haben wir in nnserm Lande nicht. An unserer östlichen Grenze liegt der Dümmer, und iu der Heide und im Moor giebt es manche kleine Seeen, welche die Bewohner „Meer" nennen. V. Atima. Im Osnabrücker Berglande ist das Klima ziemlich kühl und feucht, aber nicht ungesund. Die große Feuchtigkeit kommt vom nahen Meere her, wo viel Wasser verdunstet und sich zu Regen- wölken sammelt. Diese Wolken treibt uns der Westwind zu, der bei uns am häufigsten weht. Wenn wir Ostwind haben, ist es meistens trocken und sonnig und im Winter kalt. ^Ta viel Regen fällt, scheint die Sonne seltener. Es ist also im Sommer kühler als anderswo. Aber die Winter find auch weuiger kalt, weil die Wolken den Frost abhalten. Jnl Tieflande, besonders im Emsgebiete, giebt es noch mehr Wolken und Regen, weil auch die großen Moore viel Feuchtig- fett ausdünsten. Wohl die Hälfte aller Tage sind Regentage. Da die See noch näher liegt, sind auch die Stürme dort manchmal sehr stark. Der Winter ist recht lang. Vom ersten bis zum letzten Froste sind es oft 5 Monate. Ter Frühling bringt uns viel Regen und oft auch kalte Tage und Nachtfröste. Im Sommer kommt der Regen häufig als Gewitter, wenn schwüle Tage vorangegangen sind. Tie schönste Jahreszeit ist der Herbst. Dann haben wir oft wochenlang mildes, sonniges Wetter.

5. Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück - S. 8

1901 - Osnabrück : Pillmeyer
— 8 — jetzt auf den Äckern. Sie werden zu Taneu, Bindfaden, Segeltuch und Leinewand verarbeitet. Tas Weben geschieht teils in Fabriken, teils besorgt es der Bauer auf seinem eigenen Webstuhl. Obstbäume (Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen n. f. w.) haben wir überall, aber wir könnten noch weit mehr anpflanzen. In anderen Ländern verdient der Landmann viel mehr Geld mit dem Obstbau als bei uns. Beeren ob st, besonders Bickbeeren, Kronsbeeren und Wach- holderbeeren wachsen auf unfern Bergen und in der Heide wild. .Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren und Erdbeeren werden überall in den Gärten gezogen. 3. Unsere nützlichen Haustiere. Unsere Viehzucht ist ziemlich bedeutend, wird aber doch von den anderen Regierungsbezirken unserer Provinz übertroffen. Am wichtigsten ist die Schweinezucht und der Handel mit Schinken nud Speck. 'Dann kommt die R i n d v i e h z u ch t, und in den Heide-, Sand- und Moorgegenden die Schafzucht. Recht zahlreich sind hier noch immer die sogenannten Heidschnncken. Heidschnuckcn. Tie 5) e i d s ch n n ck e ist von allen Schafarten die kleinste und genügsamste. Ihre schwarze, braune oder graue Wolle ist hart und zottig und nicht so wertvoll wie die Wolle anderer Schafe. Aber deuuoch sind diese Tiere für den Bewohner des Moors und der Heide unentbehrlich. Denn sie begnügen sich mit der mageren Nahrung der Heide und haben zu Tausenden da noch ihr Futter, wo andere Hausschafe nichts mehr finden. Besonders im Winter würde der Heidebauer andere Schafe nicht ernähren können. Tas Fleisch der Heidschnncken ist schmackhaft und wird oft weit verschickt. Der Schäfer solcher Herden trägt meist einen großen Mantel aus Heid- schuuckeuwolle, den er Haik nennt. Derselbe ist wasserdicht und hält

6. Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück - S. 9

1901 - Osnabrück : Pillmeyer
— 9 — gut warm. Gern vertreibt sich der Schäfer die Zeit mit Strümpfe- stricken, während sein treuer und kluger Hund dafür sorgt, daß sich keiu Schaf verirrt. Unsere Pferde kommen zum größeren Teil vou auswärts; auch Ziegen giebt es bei uns noch viel weniger als z. B. im Hildesheimschen. An Federvieh finden wir überall Hühner, daneben auch Puter, Enten und Tauben. Gänse sind fast nur in wiesenreichen Gegenden vorhanden. Nicht vergessen aber dürfen wir unsere Bienen. Gern hat der Bauer auf seinem Hofe ein Häuschen mit einigen Bienenstöcken; besonders zahlreich aber sind sie im Moor und in der Heide. Wenn im Herbst die Heide blüht, werden von weither die Stöcke geschickt, um hier aufgestellt zu werden. Mit Beginn des Winters werden sie dann wieder heim- geholt. 4. Industrie und Handel. Der bedeutendste Ort hiersür ist Osnabrück. Zahllose Fabrik- schornsteine überragen die Stadt, besonders an der östlichen Seite. Ihre Eisen- Stahl- und Kupferwerke, Spinnereien, Webereien aller Art, Färbereien, Tabak- und Zigarrenfabriken find berühmt. Auch werden landwirtschaftliche Maschinen, Dampfkessel, Möbel, Wagen und Gasuhren hergestellt. Brauereien und Brennereien sind mehrere vorhanden. Außerdem wird ein lebhafter Handel ge- trieben in Eisen- Tuch- Manufaktur- und Weißwaren, in Holz, Getreide, Pumpernickel, Fleischwaren n. s. w. An zweiter Stelle nennen wir Bramsche mit seinen Spin- nereien, Webereien, Färbereien, Gerbereien, Maschinenfabriken und seiner Leinenindustrie; Melle mit seinen Fabriken für Fleisch? waren, Bier, Kork, Wichse, Zigarren, Kunstdünger, seinen Mühlen und seiner Leinenindustrie; Papenburg mit seinen Schiffswerf- ten, seiner Ankerschmiede und Kettenfabrik, seinen Dampfsägewerken und Papierfabriken, seiner Tauschlägerei, Glashütte und seinem Torf- und Holzhandel. Drittens haben noch zahlreiche andere Orte mancherlei Fa- briken. Darunter befinden sich 'viele Spinnereien, Webereien, Tabak- und Zigarrenfabriken, Eisengießereien, Sensenfabriken, Ziegeleien, Sägewerke und Mahlmühlen. Auch Brennereien, Seilereien, Werk- statten sür landwirtschaftliche Maschinen, Töpfereien, Kalkbrenne- reien, Färbereien, Gerbereien, Seifenfabriken sind vielfach vor- Händen. Von solchen Orten wollen wir uns als die wichtigeren merken Nordhorn, Schüttorf, Lingen, Haselünne und Dissen. Außer dem Handel mit diesen Fabrikaten hat fast jeder Ort unseres Landes einen oft lebhaften Handel mit landwirtfchaft- lichen Erzeugnisse::. Besonders verkauft der Landmann Eier und Butter, Getreide und andere Feldfrüchte, Schinken ujtfc Svx^u.nd in den Heidegegenden auch Schafwolle. /^Z B Ü 0 i~i bi ^ E. '

7. Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück - S. 10

1901 - Osnabrück : Pillmeyer
— 10 Vii. Die Kewohner unseres Landes. 1. Abstammung und Sprache. Unser Regierungsbezirk ist nur spärlich bevölkert. Das kommt daher, weil so viel Land ganz unfruchtbar ist, und weil wir außer in Osnabrück mehr Ackerbau als Industrie haben. Wir gehören zum Stamme der Sachsen, speziell der Westsaleu, deren Sprache ursprünglich das Plattdeutsche ist. In den Städten, sowie in den Schulen und Kirchen spricht man jetzt Hochdeutsch. In früheren Jahrhunderten aber gab es bei uns gar kein Hochdeutsch. An der holländischen Grenze, besonders im Bentheimer Lande, wird ein Plattdeutsch gesprochen, welches dem Holländischen ziemlich ähnlich ist. 2. Trachten und Sitten. Tie Frauen der Landbevölkerung haben fast überall noch be- sondere Trachten beibehalten. Hauptsächlich bestehen diese aus Um- schlagtuch und Kopfbedeckung, einer Art Haube mit Spitzen und Bändern. Im Osuabrückifcheu sind diese Hauben buntfarbig, oft mit Gold und Silber bestickt. Im Emslande und im Hümmling ziehen die Frauen die dunkle, oft die schwarze Farbe vor. Auch die Männer tragen dort meist einen Anzug aus schwarz-brauner Leiuwaud, die sie oft selbst gewebt und gefärbt haben. Überall sind Holzschuhe gebräuchlich, die mau Holscheu oder Holsten nennt. Manche eigentümliche Sitten und Gebräuche haben sich auf dem Lande erhalten, besonders bei Hochzeiten, Kindtaufen, Hausrich- tuugeu u. f. w. Dazu gehören auch das Anzünden von Osterfeuern, das Schmücken der Häuser mit Pfingstgrün, das Erntefest und der Erntekranz, das Martins- und Nik'olasfest und manches andere. Viele von diesen Gebräuchen sind schon uralt. Jetzt aber ver- schwiudeu sie immer mehr, ebenso wie leider auch die hübschen Trachten. 3. Religion. Außer ungefähr anderthalb tausend Juden gehören alle Be- wohner der christlichen Religion an. Etwa 172 000 davon sind katholisch, 156 000 protestantisch. Fast ganz protestantisch ist der Kreis Wittlage; fast ganz katholisch die Kreise Aschendors, Hümm- ling und Meppen. Im Kreis Iburg sind zwei Drittel katholisch, in den Kreisen Melle und Stadt Osnabrück sind zwei Drittel pro- testantisch. Ungefähr gleich stark sind beide Konfessionen im Kreis Bersenbrück und im Landkreis Osnabrück. Im Kreis Lingen sind 7/8 der Bewohner katholisch, im Kreise Bentheim sind V5 derselben protestantisch, darunter sehr viele reformiert. 4. Einzelhöfe und Dörfer. Ter sächsisch-westfälifche Bauer lebt gern für sich aus seinem Hose. Deshalb giebt es überall zerstreut liegende Einzelhöfe, be- sonders im Osnabrücker Lande. Eine größere Anzahl von ihnen ist jedesmal zu einer B a n e r s ch a s t vereinigt. Aber überall finden

8. Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück - S. 15

1901 - Osnabrück : Pillmeyer
— 15 — i Quer durch dieses Viereck ziehen von Südosten nach Nord- Westen in gleicher Richtung (parallel) zwei schmale Gebirge. Das nördliche ist das Wiehengebirge, das südliche der Teuto- bürg erw ald. Zwischen beiden fließen im Thal die Hase nach Westen und die Else uach Osten. In diesem Flußthal liegt nahe an der westlichen Grenze auch die Hauptstadt unseres Regierungs- bezirkes, das alte, ehrwürdige Osnabrück, die Königin im Hasegau. 1. Die Stadt Osnabrück. Osnabrück ist eine alte Bischofsstadt, die von Karl dem Großen vor mehr als 1100 Jahren (783) gegründet wurde. Dieser große Kaiser führte ringsum im Lande das Christentum ein und stiftete den Tom und eine Schule, aus der sich später das Gymnasium Caroliuum entwickelte. Ter erste Bischof des Bistums war der hl. Wiho. Ter älteste Teil der Stadt ist der Tom und die ringsum liegenden Gebäude. Diese waren mit Wall und Graben umgeben. Später wurden Festungsmauern gebaut, welche auch alle übrigen Häuser umschlossen. Seit 1876 sind diese Wälle niedergerissen. Nur der Herrnteichswall und einige alte Festungstürme sind stehen geblieben. Jetzt wohnen in der Stadt über 50 000 Menschen. Vor 30 Jahren hatte sie erst 23 000 Einwohner, also hat sie sich seit dem letzten Kriege mehr als verdoppelt. Während Osnabrück zur Zeit unserer Großeltern noch eine kleine, stille Stadt war, rings von hübschen Gärten umgeben, hat es jetzt viele große Fa- briken und einen bedeutenden Handel. Weltberühmt ist sein Stahl- werk. 7 Kirchen mit zum Teil stattlichen Türmen überragen die Stadt: der Dom (kath.), die Marienkirche (ob.), die Katharinen- kirche (ev.), die Johanniskirche (kath.), die Bergkirche (reform.) und die Gymnasialkirche (kath.); dazu kommt noch die im Bau begriffene Herz-Jesu-Kirche (kath.). An Schulen sind vorhanden: 2 Gymnasien, 1 Realgymnasium, 1 Realschule, 1 Handelsschule, 2 Lehrerseminare, 2 höhere Töchterschulen, 1 Bürgerschule und viele Volksschulen in meist schönen, großen Gebäuden. Außerdem besteht 1 Taubstummenanstalt, 1 Handfertigkeitsschule, 1 gewerbliche und 1 kaufmännische Fortbildungsschule. An wohlthätigen Anstalten nennen wir 2 Waisenhäuser, 1 Kiuderhospital, 2 Krankenhäuser und 1 Irrenanstalt. Hierzu kommen noch viele Vereine, welche sich die Aufgabe gestellt haben, Arme, Kranke und Waisen zu unter- stützen. Unter den übrigen öffentlichen Gebäuden sind als die schönsten und bedeutendsten zu nennen: Tie königliche Regierung, der Justizpalast, das Schloß, die Post, der Centralbahnhos, das Museum und die beiden Kasernen für Infanterie und Artillerie. Recht hübfch ist der Marktplatz mit seinen alten Giebelhäusern, der schönen Marienkirche und dem altertümlichen Rarhause. In dem Friedenssaale dieses Rathauses wurde 1648 der westfälische Friede geschlossen, welcher dem schrecklichen 30 jährigen Kriege ein Ende machte. Gerade vor^ der großen Treppe des Rathauses steht das Denkmal Stüves. Stüve war einer der tüchtigsten Bürgermeister

9. Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück - S. 18

1901 - Osnabrück : Pillmeyer
— 18 — Ter südwestlichste Teil unseres Regierungsbezirkes ist wieder ganz eben und weniger fruchtbar als der gebirgige Teil des Osna- brücker Landes. Der Wanderer trifft oft größere Strecken vou Sand, Heide und auch Moor. Durchflossen wird dieser Laud- strich vou der Glane und ihren Zuflüssen. Tieselbe kommt bei Iburg aus den Bergen und fließt zuerst südlich, dann westlich ins Westfälische zur Ems. Zu nennen sind hier die Dörfer Glane und Remsede nahe bei den Bergen, Laer westlich von: Laer- berge, und Glaudorf 2 Stunden südlich von Iburg. Am Süd- abhange der Berge erbaut mau jetzt die sogenannte Teutoburger- wald-Eisenbahn von Ibbenbüren nach Gütersloh, welche unter an- dern auch die Orte Iburg und Laer berühren wird. 3. Das Wiehengebirge. Das Wiehengebirge beginnt an der Weser und der Porta Westfalica. Bei Buer betritt es unser Land und endigt ungefähr bei Fürstenau. Es ist durchschnittlich 2 Meilen breit und besteht in der Hauptsache aus einem langen Bergrücken, der von mehreren Querthälern durchbrochen ist. Tie tiefsten Querthäler sind die Thäler der Hunte und Hase. Der Nordrand bildet eine ziemlich gerade Linie. Nur der K a l k r i e s e r Berg östlich von Engter springt weit in die Ebene vor, ähnlich wie bei Rothenfelde der Laerberg. Auch durch das Wiehengebirge gehen 2 Bahnen: die eine, von Osnabrück nach Oldenburg, hat das breite, be- queme Hasethal als Weg gewählt; die andere, von Osna- brück nach Bremen, geht bei Osterkappeln durchs Gebirge; teilweise hat man ihr einen Hohlweg durch die Berge schlagen müssen. Zahlreiche Chausseen führen durch odtr über die Berge. Das gauze Gebirge trägt schönen Land- und Nadelwald; es hat auch ebeuso fruchtbare Äcker im Innern und am Fuße wie der Teutoburgerwald. Am nördlichen Rande, in der Ebene, reiht sich eine Ortschaft an die andere. Wir wollen von Westen anfangend nur nennen: Bramsche, Engter, Venne, Wehrendorf, Bad Essen, W i t t l a g e, Rabber, Brockhausen, W i m - mer, Lintorf. Zwischen diesen Orten liegen überall einzelne Bauernhöfe. In einiger Entfernung von den Bergen wird aber das Land unfruchtbar und deshalb weniger bevölkert. Tort liegt das „große Moor" an der oldenburgischen Greuze, dessen branne Fläche wir schon von den Osterkappeler Bergen aus sehen können. Westlich davon merken wir uns den Flecken Vörden. Nicht weit von Vörden liegen die aus Sand und Geröll bestehenden Da m m e r Berge, die schon fast ganz zu Oldenburg gehören. Ostlich vom „großen Moor" liegt uicht weir von der Grenze Hunteburg am linken Ufer der Hunte, die hier von links einen kleinen Zufluß, die Elze, aufnimmt, welcher aus den Kalkrieser Bergen kommt. Tie Hunte fließt durch den Dümmer, den ^größten See unserer Provinz, welcher 1 Stunde breit und 1v2 Stunden lang ist, aber keine große Tiefe hat. Er bildet eine knrze Sirecke auch die Grenze. Moore umgeben ihn von allen Seiten. An den seichten

10. Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück - S. 19

1901 - Osnabrück : Pillmeyer
— 19 — Stellen nahe am Ufer wächst viel Schilf, in dem Wildenten und andere Wasservögel leben. Südlich von Vörden liegt das Witte- feld, südwestlich von Hunteburg das Kerlsfeld. Beide sind berühmt wegen der vielen Sagen, Hünengräber und alten Be- festigungen. Da man hier auch viele römische Münzen und Waffen gefunden hat, so glaubt man, daß hier die alten Germanen viele Kämpfe mit den Römern gehabt habeu. Vielleicht kamen die Römer von der unteren Weser und wollten durch das Osnabrücker Land zurück zum Rhein. In dieser Gegend und näher bei den Bergen giebt es viele Herrensitze, welche nach westfälischem Brauch „Haus" genannt werden, z. B. Haus B a r e n a n, südlich vom großen Moor, in dessen Nähe besonders viele römische Gegenstände ge- fuudeu worden find. Ebenfalls unweit der Hunte, an ihrem rechten Ufer, aber näher bei den Bergen, liegt Bohmte. Dieses Dorf ist eine Station an der Osnabrück—bremer Bahn. Außerdem geht von hier eine neu- gebaute Kreisbahn über Efsen, Wittlage und Lintorf nach Holz- häufen im Wiehengebirge. Hier trifft sie die Bahn, welche von Bünde nach Lübbecke führt. 4. Das Hügelland und Flußthal zwischen beiden Gebirgen. Mitten zwischen den beiden Gebirgen liegt ein tiefes Thal, welches von einem merkwürdigen Doppelflusse durchströmt wird. Dieser entspringt im Teutoburgerwald, südlich von Welling- holz hausen. Zuerst fließt er nordwärts. Nicht weit von dem Dorfe Gesmold teilt er sich in 2 Teile. Der kleinere Teil heißt Elfe: er fließt nach Osten hin und ergießt sich bei Löhne in die Werre, welche in die Weser mündet. Der größere ist die Hase, welche westwärts fließt und schließlich in die Ems mündet. Der- selbe Nebenfluß gehört also zu zwei verschiedenen Strömen. Eine solche Gabelung oder Bifurkatiou ist sehr selten. Die Hafe fließt nach Westen durch Osnabrück. Bald hinter dieser Stadt biegt sie nach Norden um und bildet hier auch eiue kurze Strecke die Greuze zwischen nnserm Regierungsbezirk, und der Provinz West- faleu. Bei Bramsche verläßt sie die Berge und tritt in die Ebene ein. In diesem Flußthal geht die Bahn von Osnabrück über Löhne und Minden nach Hannover. Eine wichtige Station der- selben in uuserm Regierungsbezirk ist Melle an der Else, ein freundliches Städtchen mit 2 Kirchen, welches viele Fabriken, fowie ein Solbad hat. Von dem Flnßthale bis zu dem Hauptzuge des Teutoburger- Waldes ist das ganze Land hügelig und bergig. An der Ostgrenze reichen die Riemsloher Höhen bis nahe an die Else; in der Mitte des Landes springen die Berge von Holte und Bissen- dorf weit nach Norden vor; ebenso bei Osnabrück der Härder- b e r g und Schölerberg. Das Land ist fast immer fruchtbar. Daher ist es mit großen und kleinen Ortschaften übersäet, und zwischen ihnen erblickt der Wanderer auf Schritt und Tritt die dunklen Strohdächer oder
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