Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 2

1912 - Breslau : Hirt
2 Bilder aus der Heimatkunde Pommerns. Die Stauseen und das Pommersche Urstromtal. Der femere Rückzug des Eises vollzog sich schneller und gleichmäßiger. Die hohen Schnttwälle des Landrückens, die sich meist bogenförmig aneinanderschlossen, versperrten nun aber den Schmelz- wassern den Abfluß uach L. Sie flössen deshalb am Rande des Gletschers entlang, und zwar iu der Richtung von 0 nach W. Dabei stellten sich ihnen wiederholt Höhen- züge in den Weg, und so bildeten sich mehrere Stauseen. Die größten waren der Rummelsburger Stausee nördlich von Rummelsburg, der Persante-Stausee südlich von Belgard und der Haff-Stausee. Letzterer reichte südlich bis zum Madüsee, östlich bis Gollnow und westlich bis Pasewalk. Das Wasser stieg aber fortwährend in den Stauseen, bis es die Höhe der Querriegel erreichte und über diese hinwegfloß. Das abfließende Wasser zernagte nach und uach die trennenden Höhenzüge, und es bildete sich ein neues, das sogenannte „Pommersche Urstromtal". Seine Richtung wird durch die Städte Lauenbnrg, Rummelsburg, Köslin, Belgard, Schivelbein, Regenwalde und Nangard bezeichnet. Der große Hass-Stausee, in den auch die Oder mündete, hatte seinen Abfluß in die Ostsee durch das Tal der Tollense, Trebel, Recknitz und den Saaler Bodden. Als sich das Eis weiter nach Norden zurückzog, bahute sich das Wasser einen neuen Abfluß durch das untere Peeuetal und den Strelafund. Nach- dem in späterer Zeit die Gletscher aus Pommern verschwanden, flössen die Küstenflüsse, der süd-nördlichen Abdachung des Laudes solgeud, in die eisfrei gewordene Oftsee. Dabei benutzten sie streckenweise das alte Urstromtal. Dieses kennzeichnet sich noch heute als eine breite, sandige Ebene mit vielen Hügeln, ursprünglichen Sandbänken. Bildung des Flachlandes. Bei dem allmählichen Abschmelzen der Gletscher lagerten sich die Geröllmassen ziemlich gleichmäßig nördlich vom Höhenzuge ab. Diese Ablagerungen haben eine durchschnittliche Mächtigkeit von 50—70 m. Dadurch hat das Land nördlich vom Höhenzuge die Gestalt eines welligen Hügellandes erhalten. In den Tälern, die keinen Abfluß hatten, blieb das Wasser stehen, und es bildeten sich zahlreiche größere und kleinere Seen. Die meisten derselben haben sich aber im Laufe der Zeit in Sümpfe, Torfmoore und Wiesen umgewandelt. Besonders ausgedehnte Moore fiudeu wir in der Nähe der Küste. In den Ebenen aber, wo sich der Geschiebe- lehnt gleichmäßig verteilte, haben wir heute den fruchtbarsten Ackerboden, z. B. in Vorpommern, im Pyritzer Weizacker und im Rügenwalder Amt. Auch die Nord- abhänge des Höhenzuges, die ja viel weniger ausgewaschen wurden, sind fast durchweg fruchtbar. In weiten Gebieten Pommerns aber lagert auf der Lehmschicht ein gelber, unfruchtbarer Decksand, der sich bei dem Rückzüge des Gletschers gebildet hat. Oft finden wir in Pommern in geringer Tiefe eine harte, undurchlässige Eisenschicht (Rasen- eisenstein), 1)ie für die Landwirtschaft sehr nachteilig ist. Diese Schicht ist durch Verwitterung von eisenhaltigem Gestein entstanden. Das frei gewordene Eisen ist mit dem Wasser in den Boden eingedrungen und hat sich hier mit dem Sande ver- bunden. — Die Gelehrten nehmen eine zwei- oder wohl gar dreimalige Vergletscherung Pommems an. Sie schließen dies aus der Farbe und Beschaffenheit des Geschiebe- lehms. Während die untere Schicht eine blaue Farbe hat, sieht die obere rostgelb aus. Diese Farbe rührt von verwittertem Eisengestein her. Wandersteine. Überall finden wir in Pommern zahlreiche Granitsteine, Wander- steine oder erratische Blöcke. Diese sind von den Gletschern aus den nordischen Gebirgen in unsre Gegenden getragen worden. Auf dem Höhenzuge häufen sie sich manchmal zu gewaltigen Steindämmen und Steinlagem auf, z. B. bei Nörenberg und Bublitz. Die meisten dieser Granitsteine sind an der Unterseite glatt geschliffen, andre weisen Schrammen aus, die von dem Gleiten über steinichten Boden herrühren. Einzelne

2. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 4

1912 - Breslau : Hirt
4 Bilder aus der Heimatkunde Pommerns. Unfruchtbarkeit des Höhenzuges. Da auf der Oberfläche des Höhenzuges vielfach Kies und gelber Deckfand lagern, ist er im allgemeinen wenig fruchtbar. Viel- fach trifft man kahle, unbewaldete Höhen, die mit Ginster und Heidekraut bestanden find. Die Erträge der Felder sind meist gering. Roggen und Kartoffeln liefern nur spärliche Ernten, am besten gedeiht der Buchweizen. Das Getreide leidet sehr unter den rauhen Ost- und Nordwinden und den häufigen Nachtfröfteu. Bedeutend ist die Schaf- und Gänsezucht auf dem Höhenzuge. Die Dörfer liegen weit verstreut in den einzelnen Tälern. Der Landrücken gehört zu den am dünnsten bevölkerten Gegenden Deutschlands, auf 1 qkm kommen nur 30 Einwohner, während der Durch- schnitt 112 Einwohner beträgt. Waldreichtum. Ein großer Teil des Höhenzuges ist bewaldet. Vorherrschend sind ausgedehnte Kiefernwälder, daneben aber findet man auch herrliche Eichen-und Buchen- Wälder. Das Holz wird als Nutz- und Brennholz verwendet. Auf dem Waldreichtum des Höhenzuges beruhen die Streichholzfabriken in Lauenburg und Zauow und die Papierfabrik in Hammermühle bei Rummelsbnrg. Die Wälder sind vielfach im Besitz des Staates und werden vortrefflich gehegt und gepflegt, denn sie bilden nicht nur eine vorzügliche Einnahmequelle, sondern sie halten auch die Niederschläge sest. Wald- reiche Gegenden haben infolge der größeren Abkühlung häufiger Regen als nnbewaldete. In den Wäldern lebt zahlreiches Wild: Hirsche, Rehe, Hasen, Wildschweine, Reb- Hühner und Fasanen. Küstenflüsse. Ans dem Höhenzuge haben die vielen pommerschen Knstenslüfse ihre Quellen. Nach N fließen Leba, Lnpow, Stolpe, Wipper, Persaute mit der Radü, Jhna und Plöue. Nach 3 zu fließen Drage, Küddow und Brahe. Auf ihrem Laufe treiben die Flüsse zahlreiche Getreide- und Schneidemühlen. Auf einigen wird auch Holz geflößt. Für die Schiffahrt fmd aber alle zu schmal und zu wasserarm. Das Pommersche Flachland. Bodengestalt. Zwischen der Seenplatte und der Ostseeküste breitet sich das Pommersche Flachland aus. Tie Oder teilt dasselbe in das Vor- und Hinterpommersche Flachland. In der Pyritzer Bucht schiebt es sich am weitesten nach Süden vor. An dem Lauf der zahlreichen Küstenflüsse erkennt man, daß sich das Flachland in Hinter- pommern von 80 nach Nw, in Vorpommern dagegen hauptsächlich von 3 nach N zu abdacht. Die Oberfläche ist ein welliges Hügelland. Lieblich wechseln Berg und Tal miteinander ab. Seine durchschnittliche Höhe beträgt 50—60 m über dem Meeres- spiegel. Größere Erhebungen finden sich nur vereinzelt, die bedeutendsten sind der Gollenberg bei Köslin (137 in), der Klorberg bei Schivelbein (177 m) und der Revekol am Gardeschen See (115 in). Völlige Ebenen treffen wir nur au wenigen Stellen an, z. B. im Pyritzer Weizacker und in Vorpommern. In den Niederuugen befinden sich zahlreiche Wiesen, Torfmoore, Sümpfe und Seeu. Bodenbeschasfenheit und Ackerbestellung. Unter der Humusdecke, die hauptsächlich aus verwesten Pflanzenstoffen besteht, lagern verschiedene Erd- schichten. Ton, Lehm, Mergel, Sand und Kies wechseln ab oder sind miteinander vermischt. Von der Dicke der Humusschicht und der Beschaffenheit der darunter liegenden Erdschicht hängt die Fruchtbarkeit des Bodens ab. Sand und Kies geben ein unfruchtbares, Ton und Lehm dagegen ein fruchtbares Ackerland. Am unfrucht- barsten ist der gelbe Dechand, der durch die Gletscherwasser aus dem Lehm aus- gewaschen und fortgeschwemmt worden ist. Er bedeckt weite Flächen, besonders in

3. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 7

1912 - Breslau : Hirt
Die Ostseeküste Pommerns. 7 Die Ostseeküste Pommerns. Beschaffenheit der Küste. Die Nordgrenze Pommerns wird von der Ostsee oder dem Baltischen (weißen) Meer gebildet. Diese dringt in der Pommerschen Bucht in das Land ein und trennt die Küsten Vorpommems und Hinterpommerns. Erstere zieht sich in nordwestlicher und letztere in nordöstlicher Richtung hin. Wahrend die Küste Vorpommems zum größten Teil Steilküste ist, ist diejenige Hinterpommerns fast durchweg flach und sandig. Nur an einzelnen Stellen, z. B. bei Gr.-Horst, Henken- Hägen, Jershöst und Rowe, treten steile Mergelwände an das Meer heran. Da diese fortgesetzt von den Wogen unterspült werden, hat man an den gefährdeten Stellen gewaltige Steindämme errichtet. Der größte Teil der hinterpommerschen Küste wird von einer fast ununterbrochenen Dünenkette begleitet. Ihre größte Höhe erreicht diese östlich und westlich vom Lebasee in den sogenannten Wollsäcken (50 rn). Entstehung der Dünen. Das Baumaterial zu den Dünen liefern hanptsäch- lich die Steilküsten Vor- und Hinterpommerns. Aber auch der Moränenschutt, der auf dem Grunde des Meeres lagert, trägt viel zu ihrer Bildung bei. Die ins Meer stürzenden Erdmassen werden von dem Wasser ausgewaschen. Die lehmigen Be- standteile lösen sich darin auf und sinken zu Boden. Der Sand aber wird durch die vorherrschenden Nw-Winde an die Flachküsten Hinterpommerns getragen. Un- unterbrochen wühlen die Wasser den Sand des Grundes auf. Jede Welle belädt sich damit und trägt ihn an das flache Ufer, wo sie ihn fallen läßt. Zwar reißt die znrüch'trömende Welle wieder einen Teil mit sich fort, aber ehe er noch das Meer erreicht, begegnet er einer zweiten mit Sand beladenen Woge, die ihn abermals an das Ufer rollt. Dieses Spiel wiederholt sich endlos, wobei ein glitzerndes Kömchen an das andre gereiht wird. Feucht und schwer wie eine triefende Decke liegt der Sand auf dem Strande. Der Fuß des Wanderers kann darüber hinschreiten, ohne einzusinken. Unter den heißen Strahlen der Sonne verdunstet die Feuchtigkeit, welche die Köm- chen zusammenkittete; diese lösen sich voneinander und werden von dem Winde land- einwärts getragen. Aber jede Erhebung des Bodens, ein Stein, ein Strauch, ein Grashalm, zwingt den Wind, den Sand fallen zu lassen. Bald bildet sich ein kleiner Hügel, der von Tag zu Tag höher wird und nach Jahren einen hohen Sandberg bildet. Es wiederholt sich hier derselbe Vorgang, den wir bei jedem Schneetreiben beobachten können. Hinter der Außendüne erheben sich oft noch zwei, drei niedere Binnendünen. Zwischen ihnen befinden sich tiefe Längs- und Quertäler wie in einem Gebirge. Das Wandern der Dünen. Die von der See her wehenden Nordwest- und Nordwinde treiben den losen Sand unausgesetzt die Düne hinaus. Auf dem Kamm derselben angelangt, rollt er nach der Landseite zu wieder hinab. Da die Nordwest- winde nun fast das ganze Jahr vorherrschen, so werden die Sandmassen allmählich immer weiter ins Land hineingeschoben — die Düne wandert. Langsam, aber mit unheimlicher Stetigkeit schiebt sie sich vorwärts, in einzelnen Jahren oft 10—15 in. Alles, was ihr in den Weg kommt, Sträucher und Bäume, ganze Wälder, Dörfer und Städte werden von ihr erbarmungslos begraben. Nach vielen Jahren kommt der ge- bückte Wald oft wieder zum Vorschein. Ein solch trostloses Stubbenfeld befindet sich z. B. bei Leba. Der lose Flugsand wird oft auch weithin auf die Wiesen und Äcker getrieben und macht diese unfruchtbar. Die Befestigung der Dünen. Dennoch hat die Natur auch hier nicht alle Hilfe versagt. Wie sie den Sand in Bewegung setzt, so gebietet sie auch über Mittel, ihn an seinem Platze festzuhalten. Ein solches bildet die' Pflanzenwelt des Strandes.

4. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 8

1912 - Breslau : Hirt
8 Bilder aus der Heimatkunde Pommerns. Vor allem sind es der bläulichgrüne Sandhalm und der gelbliche Strandhafer, die ihre Wurzeln oft 3 in tief in den losen Saud senken und ihn befestigen. Wenn sie auch von ihm begraben werden, immer wieder treiben sie neue Schößlinge und ueue Wurzeln. Sie widerstehen dem stärksteu Sturm und überdauern zum Teil sogar den Winter. So wird am Ende die gauze Düne von zahllosen Fäden durchwirkt und Sandkorn an Sandkorn gebunden. Fast alle pommerscheu Dünen hat man durch Bepslanzung befestigt, und nur die wildesten haben der Hand des Menschen mit Ersolg getrotzt. Wenn die Düne erst festliegt, so entwickelt sich sehr bald ein regerer Pflanzen- wuchs. Ginster, Wacholder, Birken und Kiesern siedeln sich bald aus ihr au. Heute ist der größte Teil der pommerschen Küste vou einem Kranz von Kiefernwäldern ein- gerahmt. — Die befestigten Dünen bilden den besten Schutz gegeu die verderben- bringenden Sturmfluten. Bedeutung der Ostsee. Schiffahrt. Die Ostsee bildet die große Verkehrsstraße zwischen Pommern und Ostpreußen, West Preußen, Schleswig-Holsteiu sowie den Ostseeländern Rußland, Schweden, Norwegen und Dänemark. Sie verbindet uns aber auch mit der Nordsee und dem Ozean und ermöglicht Pommern dadurch die Teilnahme am Welthandel. Die pommersche Küste ist nur arm an Häfen, die meisten (Leba, Stolpmünde, Rügen- waldermünde, Kolberg und Swinemünde) finb durch Ausbaggerung von Flnßmün- düngen entstanden und nur zur Aufnahme kleinerer Schiffe geeignet. Große See- schiffe können nur die Häfen von Swinemünde und Saßnitz aufnehmen. Leuchttürme und Rettungswesen. Die Flachküste verhindert jede An- näheruug der Schiffe. Bei Sturm und Nebel wird sie ihnen daher oft verderblich. Wenn ein Schiff auf eine der vielen Saudbänke gerät, die sich läugs der Küste hin- ziehen, so ist es meist rettungslos verloren. Es wird von der furchtbaren Gewalt der Wellen zerbrochen. Zahlreiche Leuchttürme warnen durch ihre Feuer den Schiffer vor Annäherung und lassen ihn die Lage der Häsen erkennen. Ist ein Schiff auf eine Sandbank oder auf den Strand geraten, so suchen die Rettungsstationen den Schiff- brüchigen Hilfe zu bringen. Kühne Männer versuchen auf einem Rettungsboot sich dem verunglückten Schiffe zu nähern. Das Boot ruht auf einem Wagen, auf dem es auf Rollen steht. Von diesem kann es durch eine schiefe Ebene leicht zu Wasser gebracht werden. Die neueren Rettungsboote bestehen ans Eisenblech. Vorn, hinten und an den Seiten befinden sich Luftkasten, die das Boot über Wasser halten. Die Rettungsmannschaften find mit Korkgürteln ausgerüstet, die imstande sind, sie 24 Stun- den und länger über Wasser zu halten. Ost müssen die kühnen Männer stuudeulaug gegen Sturm und Wellen ankämpfen, bis ihnen die Rettung gelingt. Kann das Rettnngsboot das Schiff nicht erreichen, so tritt der Raketenapparat in Tätigkeit. Mit Hilfe einer kleinen Kanone wird eine Rakete über das Schiff hinweggeschossen. An dieser befindet sich eine Leine, die von den Schiffbrüchigen aufgefangen werden mnß. Mit ihrer Hilfe wird ein starkes Tau nach dem Schiffe gezogen und am Mast befestigt. In einem Korbe (Hosenboje) werden die Verunglückten uuu an das Land gezogen. Fast in jedem Stranddorfe befindet sich eine Rettungsstation. Sämtliche Stationen werden von der „Deutschen Gesellschaft znr Rettnng Schiffbrüchiger" unterhalten, Alljährlich werden viele Personen durch ihre Hilfe dem Wassertod entrissen. Fischfang. Die Strandbewohner beschäftigen sich hauptsächlich mit Fischfang. In den kühlen Fluten der Ostsee leben Heringe, Flundern, Steinbutten, Dorsche, Störe

5. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 9

1912 - Breslau : Hirt
Die Oder in Pommern. 9 und Lachse. Besonders wertvoll ist der letztgenannte Fisch. Die Netze, welche die Fischer zum Flunder- und Heringsfang benutzen, sind 50—80 in lang und 2 m breit. Sie sind aus feinen Baumwollfäden gestrickt. Oben und unten befindet sich je eine starke Leine. An der oberen Leine sind Kork- und Holzstücke befestigt und an der unteren Steine oder Bleikugeln. Letztere ziehen das Netz auf den Boden des Meeres. Die Korkstücke suchen es dagegen in die Höhe zu ziehen. So ein ausgefpauutes Netz gleicht eiuer Wand. Schwimmen die Fische gegen das Netz, so bleiben sie mit ihren Kiemen in den engen Maschen hängen und sind gefangen. Die Fische werden entweder frisch verkauft, oder sie kommen geräuchert in den Handel. Die Fischer sind von vielen Ge- fahren bedroht. Alljährlich fordert die See große Opfer an Menschen, Booten und Netzen. Der Kampf mit Sturm und Wellen hat den Fischer abgehärtet, aber auch ernst und schweigsam gemacht. Das blaue Meer ist seine Heimat, an ihm hängt er mit seinem ganzen Herzen trotz Not und Gefahr. Seebäder. Wenn im Juni und Juli die Sonne heiß brennt, dann eilen viele Tausende aus unserm Vaterlande an den Strand der Ostsee, um in ihren kühlen Fluten ein erquickendes Bad zu nehmen. Der Salzgehalt des Wassers und der Wellen- schlag üben einen erfrischenden und wohltuenden Einfluß auf die Haut aus. Auch die reine Seeluft wirkt fördernd auf die Gesundheit. In der Badezeit, die bei schönem Wetter bis Ende September dauert, herrscht selbst iu deu einsamsten Stranddörfern frisches und fröhliches Leben. An der ganzen Küste ist eine Reihe prächtiger Bade- orte entstanden, die größten sind Saßnitz, Heringsdorf, Ahlbeck, Misdroy, Kolberg, Rügenwaldermünde, Stolpmünde und Leba. Die Badezeit gewährt den Strand- bewohnern eiue reiche Einnahme. Die Oder in Pommern. Laus der Oder bis zum Haff. Der Hauptfluß Pommerns ist die Oder. Nach- dem sie Schlesien und Brandenburg durchflössen hat, tritt sie bei dem Dorfe Nipper- wiese in Pommern ein. — In der Eiszeit ergossen sich ihre Wasser in das große Ost- deutsche Urstromtal. Als das Eis aber zurückging, folgte sie der großen Gletscher- rinne, welche die Pommersche von der Mecklenburgischen Seenplatte trennt. Ihre Wasser ergossen sich in den großen Hass-Stansee. Damit begann die Ausfüllung der tiefen Bucht zwischen Vor- und Hinterpommern, die in der Abschließuug und Znschüt- tung des Dammschen Sees noch heute ihren Fortgang nimmt. Bei der Stadt Schwedt zweigte sich ein Arm ab, der das breite Wiesental der Randow benutzte und zwischen Löcknitz und Pasewalk den Hasf-Stanfee erreichte. Aber eine Vertiefung des Haupt- stroms und die Vertorfung der Randow ließen diesen Arm absterben. Heute ist das Tal der Randow ein grasreiches Wiesenland. — Die Oder fließt zunächst in nordöst- licher Richtung in einem 3—5 km breiten Tale dahin. Dieses wird von den steilen Abhängen des Randower und Bahner Hochlandes begrenzt. Letzteres trägt die „Buch- Heide", einen herrlichen Buchenwald, der von vielen Schluchten durchzogen wird. Er hat eine Größe von 6000 ha und ist ein beliebter Ausslugsort der Stettiner. Vom Rande der Hochflächen aus hat man einen prächtigen Blick über das Odertal. Bei der Stadt Gartz zweigt sich die Große Reglitz von dem Hauptstrom ab. Sie geht an Greifenhagen vorüber und durchfließt den Dammschen See. Dieser ist 15 km lang und 3 km breit. Er nimmt einen großen Teil der Hochwasser der Oder auf. Die Oder ist durch die Kleine Reglitz und Parnitz mit der Großen Reglitz und durch den Dnnzig und die Swante mit dem Dammschen See verbunden. In der Nähe von Pölitz vereinigt sich die gesamte Wassermasse wieder in dem Damansch. Letzterer

6. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 11

1912 - Breslau : Hirt
Usedom und Wollin, 11 Malen, so bei der schrecklichen Sturmflut an: 12. November 1872 und zuletzt im Jahre 1883, ist diese von den Fluten der Ostsee durchbrochen worden. Bodenbeschaffenheit und Strand. Die Jnfelkerne sind kalkhaltige Hoch- flächen und Hügelländer, die mit Geschiebemergel bedeckt sind. Sie stürzen jäh zur Ostsee ab. Die bedeuteudsten Erhebungen an der Küste sind der Gofanberg (95 m) und der Kaffeeberg (68 m) bei Misdroy, der Kulm bei Heringsdorf und der Streckelberg bei Koserow. Vor deu Steilufern der Küste lagern gewaltige Steinriffe, das bedeutendste ist das Viuetariff vor dem Streckelberg. An diesen Steinriffen er- kennen wir, daß die Inseln in früheren Zeiten viel weiter ins Meer hineinragten als heute. Die Wellen haben aber die Ufer unterspült, und die überhängenden Erdmassen sind in die Tiefe gestürzt. Die Meeresströmung hat den Lehm aufgelöst und fort- geführt, während die großen Steine auf den Meeresgrund sanken. Vor dem Strecket- berge hat man durch gewaltige Steinmauern das weitere Abspülen der Küste zu verhindern gesucht. Dieses Steinriff vor dem Streckelberge hat die Veranlassung zu der Sage von der schönen, alten Wnnderstadt Vineta gegeben, die mit ihren goldenen Toren und gewaltigen Türmen in den Flutenschoß hinabgesunken sei. — Während Wollin nur aus einem Jnselkern besteht, unterscheiden wir auf Usedom mehrere der- selben. Zwischen diesen breiten sich Seen, sumpfige Wiesen und Torfmoore aus. Einen wundervollen Überblick über die Insel Usedom, das Haff und die Pommerfche Bucht hat man von dem 1908 erbauten Bismarckturm bei Heringsdorf. Wegen der starken Lehmdecke eignet sich der Boden vorzüglich zum Ackerbau. Auch findet man auf beiden Inseln herrliche Buchenwälder, so in der Nähe von Heringsdorf und Mis- droy. An verschiedenen Stellen der Inseln wird Kalk gegraben, der hauptsächlich zur Zementbereitimg verwendet wird. Der Jordansee. Auf Ufedom-Wolliu liegt eine Reihe größerer und kleinerer Seen, die zum Teil Überreste von früheren Meeresteilen oder Flußarmen sind. Der schönste von ihnen ist der sagenumwobene Jordansee in der Nähe von Misdroy. Er ist eine alte Meeresbucht, die durch eiue breite Düne von der offenen See abgeschnitten ist. Der Jordansee hat 7 Ausbuchtungen. An seinen Ufern stehen prächtige Buchen, deren Zweige bis auf den Wasserspiegel niederreichen. Über dem im Waldesdunkel liegenden See ruht ein düsterer, geheimnisvoller Zauber. Hier soll die schöne See- räuberköuigiu Stina ihre Schlupfwinkel gehabt haben. Badeorte. Die ganze Pommerfche Bucht wird vou einem Kranz aufblühender Badeorte umrahmt, deren prächtige Landhäuser aus dem Grün der Wälder hervor- leuchten. Die bedeutendsten sind Heringsdors, Bansin, Ahlbeck, Swinemünde und Misdroy. Jedes der genannten Bäder wird alljährlich von Tausenden von Badegästen besucht. In Heringsdorf betrug ihre Zahl im Jahre 1997 etwa 14 099. Misdroy und Heringsdorf besitzen gewaltige Landungsbrücken, welche 499 in ins Meer hineinragen. Swinemünde. Swinemünde ist der Vorhafen Stettins; es zählt 14 999 Ein- wohner. Der Hafen ist 1745 von Friedrich dem Großen angelegt worden. Um ihn vor Versandung zu schützen, wurden in den Jahren 1817—1823 zwei gewaltige Molen ins Meer hinausgebaut. Die Ostmole hat eine Länge von 1599 m. An ihr steht ein 79 in hoher Leuchtturm, der sein Feuer 39 km weit in die See hinausschickt. Starke Küstenbefestigungen verwehren den feindlichen Schiffen die Einfahrt. Wollin. Auf der Südostecke der Insel Wollin liegt die alte Wendenstadt gleichen Namens. Sie war die Königin unter den Ostseestädten. Noch heute erzählt die Sage von dem Reichtum ihrer Bewohner, der Pracht ihrer Häuser und der Größe ihres Handels; denn Wollin, das im Mittelalter Jnlin oder Jnmneta hieß, ist gleichbedeutend

7. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 13

1912 - Breslau : Hirt
Stettin, 13 Schweden (Eisenerze, Pflastersteine), Rußland (Getreide, Holz, Leinsamen), Nor- wegen (Heringe, Steine, Eis, Erze), Dänemark (Butter), Niederlande und Belgien (Heringe, Reis, Thomasschlacke), Frankreich (Wein, Ol, Sämereien), Spanien (Eisen- erze, Zinkerze und Wein). Die Ausfuhr erstreckt sich hauptsächlich auf folgende Pro- dukte: Getreide, Mehl, Sämereien, Kartoffeln, Stärke, Spiritus und Zucker, Zement, feuerfeste Steine, Eisenwaren, Maschinen, Kunstdünger und Papier. b) Flußschiffahrt^ verkehr. Neben dem Seehandel spielt die Flußschiffahrt im Stettiner Verkehrsleben eine wichtige Rolle. Der gesamte Flußschiffahrtsverkehr (Em- und Ausfuhr) betrug 1909 im Stettiner Hafengebiet etwa 2*U Millionen t. Außerdem passierten noch über 6000 Kähne mit einer Tragfähigkeit von iy2 Mil- lionen t den Stettiner Hafen, um iu den Fabriken an den Oderufern zu laden oder zu löschen. Stromabwärts gehen in Stettin hauptsächlich ein: Steinkohlen, Braun- kohlen (Briketts), Holz, Getreide, Mehl, Zucker und Salz. Stromaufwärts gehen: Roheisen, Zement, Kunstdünger, Petroleum, Pflastersteine, englische Steinkohlen und Heringe. 0) Eisenbahnverkehr. Zu dem See- und Flußverkehr tritt endlich noch der gesamte Eisenbahnverkehr, der in Eingang und Ausgang gleichfalls 23/4 Millionen t beträgt. — Diese Zahlen geben ein Bild von dem großartigen Handel und Verkehrs- leben Stettins. Zu bemerken ist hierbei aber, daß ein erheblicher Teil des angeführten Handels nur Durchgangshandel (Speditionshandel) ist. Der Stettiner Hafen, a) Bollwerk. Einen Eindruck von dem riesigen Verkehr Stettins gewinnt man am ersten bei einem Besuche des Bollwerks und des Freihafens. Hier wehen von den Schiffen die Flaggen aller Kulturvölker, der Deutschen und Eng- länder, Dänen und Norweger, Russen und Schweden, Franzosen und Spanier, Ameri- kaner und Japaner. Neben riesigen Frachtdampsern liegen hochmastige Segelschiffe und schwerfällige Oderkähne. Daneben fallen die weißgestrichenen großen und kleinen Personendampfer in die Augen. Fortgesetzt kommen und gehen Schiffe. Stolz und majestätisch durchschneiden die Ozeanriesen die Fluten des Oderstroms; dazwischen schießen flinke Schleppdampfer und Motorboote dahin. Im ganzen Hafengebiet herrscht ein überaus reges Leben und Treiben. Überall werden Schiffe beladen oder entladen (gelöscht). Auf fchwereu Rollwagen werden die Waren in das Innere der Stadt oder in die Speicher geschafft. Oft reiht sich Wagen an Wagen. Besonders groß ist der Verkehr an den drei neuen prächtigen Oderbrücken, deren Zngklappen durch Wasserdruck oder Elektrizität geöffnet und geschlossen werden. Gewaltige Eisenbogen, die aus granitenen Strebepfeilern und Türmen ruhen, spannen sich über den 100 m breiten Strom. Dem Personenverkehr am Bollwerk und nach dein Inneren der Stadt dienen die elektrischen Straßenbahnen, die in kurzen Zwischenräumen die Straßeu durcheilen. b) Freihasen. Der Freihafen besteht aus zwei Becken von 1200 in Länge und 70 in Breite. An beiden Seiten der Becken sind gewaltige Schuppen erbaut. Außerdem befinden sich im Freibezirk noch zwei große dreistöckige Speicher mit vielen Kellereien. Mit Hilfe von 50 hydraulischen (Wasserdruck) Kränen werden die Schiffe hier entladen und beladen. Damit diese Arbeit auch des Nachts sortgesetzt werden kann, wird der ganze Hafen durch elektrische Bogenlampen taghell erleuchtet. An den Bassins entlang führen Eisenbahngeleise, damit die Waren sogleich in die Eisen- bahnwagen verladen werden können. Das ganze Freihafengebiet ist von einem hohen Drahtzaun eingeschlossen. Solange die Waren im Freihafen lagern, brauchen sie nicht verzollt zu werden.

8. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 15

1912 - Breslau : Hirt
Rügen, 15 befinden sich in Stettin mehrere große Versicherungsanstalten (Germania, Preußische Nationalversicherung) und eine Reihe von Banken (Geldgeschäfte). Der geschäst- liche Mittelpunkt der Stadt ist die Börse am Heumarkt. Stettin als geistiger Mittelpunkt Pommerns. Stettin ist nicht nur eine Handels- und Industriestadt, sondern es ist auch eine Pslegstätte für Volksbildung, Wissenschaft und Kunst. In 45 vortrefflich eingerichteten Volksschulen werden Tausende von Knaben und Mädchen in den notwendigen und nützlichen Kenntnissen und Fertig- keiten unterrichtet. 5 Mittelschulen, 1 Oberrealschule, 2 Realgymnasien, 3 Gymnasien und 4 Höhere Mädchenschulen vermitteln eine weitergehende Bildung. Für die tech- nischen Berufe, Baufach, Maschinenbau usw., bereiten die „Höhere Maschinenbau- schule", die Baugewerkschule, die Seemaschinistenschule und die Navigationsschule (Steuermannsschule) vor. — Für die Fortbildung der kaufmännischen und gewerb- lichen Lehrlinge wird in einer Anzahl von Fortbildungsschulen gesorgt. Die Handels- und Gewerbeschule bereitet Frauen und Töchter für praktische Berufe vor. — Auch die unglücklichen Blinden, Taubstummen und Blödsinnigen werden in besondern Anstalten unterrichtet und erzogen. — Eine Reihe von Volksbibliotheken und die vortrefflich ausgestattete Stadtbibliothek, die einen geräumigen Lesesaal enthält, können von jedermann unentgeltlich benutzt werden. — Auch besitzt die Stadt eine Anzahl von Museen (Altertumsmuseum, Naturwissenschaftliches Museum, Bilder- galerie, Kupferstichsammlung usw.). Für sämtliche Sammlungen wird auf der Herr- lichen Hakenterrasse an der Oder ein prächtiges Museum errichtet. In mehreren Theatern (Stadttheater, Bellevuetheater) werden die Meisterwerke uusrer Dichter und Tonkünstler aufgeführt. — Die Kranken und Verunglückten finden in zwei großen Krankenhänfem (Städtisches Krankenhaus und Bethanien) Aufnahme und Hilfe. Rügen. - 1. Aufbau der Insel. Rügen ist die schönste und größte Insel Deutschlands, und mit Recht hat man sie die Perle der Ostsee genannt. Sie hat eine Größe von 1000 qkrn und wird durch den 4 km breiten Strelasuud (Pfeilstrom) von dem Fest- lande getrennt. Diese Meeresstraße war ursprünglich ein Abslußarm deshasf-Staufees. Im Jahre 1304 soll eine gewaltige Sturmflut die schmale Riune zu einem breiten Fahr- wasser erweitert haben. — Rügen bestand ursprünglich aus einer Gruppe von kleineren und größeren Inseln. Diese haben sich im Lause der Zeit durch Anschwemmung von ungeheuren Sandmassen und durch Vertorfung zu einem Ganzen verbunden. Stiege das Meer nur um etwa 5 m, so würde die Insel sich wieder in ihre ursprünglichen Be- standteile auflösen. An den heutigen fast dreieckigen Jnselkern schließen sich vier größere Halbinseln: Wittow, Jasmuud, Mönchgut und Zudar. Außerdem wird Rügen noch von mehreren größeren und kleineren Inseln umrahmt, von denen Hiddensee und Ummanz die bedeutendsten sind. — Das Meer dringt von allen Seiten tief in das Land ein und trennt die Glieder vom Rnmpfe. Die größten dieser Busen sind im 3 der Rügensche Bodden, im 0 die Prorer Wiek, im N die Tromper Wiek und im W der Kubitzer Bodden. Tief in das Innere der Insel selbst dringen der Große und der Kleine Jasmunder Bodden ein. Dadurch wird die Insel vielfach zerrissen und führt deshalb ihren Namen Rügen, d. h. das zerrissene Land, mit Recht. 2. Oberflächengestalt. Eine ähnliche Mannigfaltigkeit zeigt Rügens Ober- fläche. Der 3 und W ist ein flaches, welliges Hügelland, nach 0 und No zu steigt das Land allmählich an. Die höchsten Erhebungen sind der Rugard bei Bergen und der

9. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 16

1912 - Breslau : Hirt
16 Bilder aus der Heimatkunde Pommerns. Piekberg auf Jasmund (161 m). Auf dem Rugard hat man zun: Andenken an den Dichter Ernst Moritz Arndt, der 1769 zu Gr.-Schoritz auf Rügeu geboren wurde, eiueu Aussichtstunn errichtet. Von diesem aus sieht man die ganze Insel wie eine Landkarte vor sich ausgebreitet liegen. Noch schöner ist wohl der Blick vom Turn: des Jagd- schlosses in der Granitz. — Die Oberfläche der Insel ist zum größteu Teil von einer starken Schicht Geschiebelehm bedeckt, darum ist der Boden fast durchweg vou großer Fruchtbarkeit und bringt vortreffliches Getreide und saftigen Klee hervor. In den Niederungen erblickt man schöne grüne Wiesen. Besonders aber bewundert der Wan- derer die herrlichen Buchenwälder Rügens. Die „Stubnitz" auf der Halbinsel Jasmuud und die „Granitz" im 30 der Insel gehören zu den schönsten Wäldern Deutschlands. 3. Jasmund. Unter dem Geschiebelehm befindet sich auf der ganzen Insel eine gewaltige Kalkschicht. Diese tritt besonders an der Ostküste der Halbinsel Jasmund zutage. Fast steil fallen hier die Kreidewäude zum Meere ab. Unaufhörlich fchlageu die Wellen gegen die Kreidefelsen und unterwühlen sie. Die überstehenden Teile stürzen herab und werden von dem Meerwasser aufgelöst und fortgeschwemmt. Die großen Steinblöcke aber, die sich in dem Geschiebemergel befinden, und die Feuer- steine, die in gewissen Abständen die Kreide bandartig durchziehen, bleiben an der Küste liegen und bilden ein langes Steinrisf. Dieses dient der Küste als Wogenbrecher, indem es den gewaltigen Anprall der Wellen mildert. Leider hat man vielfach die Küste dieses natürlichen Schutzes beraubt. Die großen Steinblöcke sind nämlich zum Bau des Saßnitzer Hafens verwendet worden, und uugehiudert kann nun das Meer sein Zerstörungswerk wieder fortsetzen. Oft hat es einzelne Kreidefelsen herausge- spült, diese gleichen gewaltigen Zuckerhüten; berühmt sind die Wissower Klinken. — Den 0 Jasmnnds krönt ein prächtiger Buchenwald, die Stubnitz. Durch diese führt hart an: Strand entlang ein herrlicher Fußpfad. Bald geht er im Zickzack durch tiefe Waldschluchten, die von reißenden Bächen durchströmt werden, bald führt er uns ins Innere in tiefgrüne Baunchalleu, bald wieder tritt er hart an den Meeres- strand heran. Oft stehen wir plötzlich an der Kante der jäh abstürzenden Wand und genießen deu prächtigsten Ausblick auf die weite, wogende See. — Der schönste Teil der Halbinsel aber ist unstreitig die Stubbeukammer (Stufeufels). Sie wird durch eine tiefe Schlucht in die Große und Kleine Stubbeukammer geteilt. Ein hervorspringender Fels der Großen Stubbeukammer ist der majestätische Königsstnhl, der sich 128 rn über den Meeresspiegel erhebt. Der Sage nach soll von hier aus Karl Xii. ein See- gefecht zwischen Schweden und Dänen beobachtet haben. Bon: Königsstuhl aus hat man eine großartige Aussicht. Weithin schweift das Auge über das unendliche blaue Meer. In der Ferne erblicken wir die roten und weißen Segel der Fischerboote und die zahlreichen Dampfschiffe mit ihren langen, schwarzen Rauchfahnen. Tief unter uns rauscht die weite See. Bald liegt sie ruhig im Sonnenglanze da, bald branden die Wogen donnernd gegen die Felsen. Weiße Möwen schweben über den Wogen und stürzen pfeilschnell herab, wenn ihr scharfes Auge einen Fisch an der Meeres- oberfläche entdeckt hat. — Ein vielfach gewundener Fußpfad führt durch die söge- nannte „Teufelsschlucht" zum Strande hiuab. Erst hier treteu uus die Kreidefelsen in ihrer ganzen Größe und Schönheit entgegen. Wie leuchtende Marmorwände steigen die Ufer vom schmalen Strande auf. In den Schluchten der Stubbeukammer ver- barg der Seeräuber Störtebecker die geraubten Schätze, bis er endlich von den Ham- burgern gefangen genommen und hingerichtet wurde. — Die Kreide hat sich aus deu Kalkpauzercheu von Milliarden kleiner, schneckenartiger Tiere gebildet. Diese waren so winzig, daß wir in einem Kubikzentimeter Kreide die Schalen von Vs Million dieser

10. Bilder aus der Heimatkunde Pommerns - S. 19

1912 - Breslau : Hirt
Pommern im Dreißigjährigen Kriege. 19 deren Zahl täglich vergrößert wurde, so daß manche Häuser anfangs 10, später 40—50 solcher Blutsauger erhielten. Diese zechten und schmausten auf Kosten des Haus- Wirtes und quälten oder „tribnlierten" ihn so lange, bis eine Summe Geldes erpreßt war. Das wilde Kriegsleben hatte in den Wallensteinschen Offizieren jedes edle Gefühl und jede sittliche Scheu erstickt. Mit rohen Flüchen und frechem Übermut pflegten sie die Bittgesuche der Geäugsteten zu beantworten. Der berüchtigtste unter den Wallen- steinschen Offizieren war der Oberst Götze. Dieser ließ Pasewalk furchtbar plündern und 90 Frauen und Priester lebendig ins Feuer werfen. — Noch schlimmer als die Offiziere trieben es die gemeinen Soldaten, die sich ganz viehisch gebürdeten und ärger als wilde Tiere hausten. Bogislav sagt von ihnen in einer Beschwerdeschrift: „Wilde Tiere kann man durch Speisen und Emähren täglich zähmen und sanftmütiger machen, während dieser Leute Wüten und Toben so weit überhandgenommen hat, daß sie darüber ihre Ernährer gefressen und verzehret und zunichte gemacht haben." — Besonders groß wurde die Not, als sich noch zwei andre böse Gäste einstellten, näm- lich Hungersnot und Pest. In Köslin starben an letzterer von 3000 Einwohnern 900, und in Kolberg raffte der Würgengel gar 3500 Menschen hinweg. Die Elenden griffen zu den unnatürlichsten Speisen, sie aßen Gras, Wurzeln, Eicheln und Nesseln. Den unglücklichen Bewohnern schien der Tod ein willkommener Erlöser, und viele wurden Selbstmörder, weil sie die Qual nicht mehr ertragen konnten. 5. Gustav Adolf. Da kam Hilfe vom Norden. Der Schwedenkönig Gustav Wolf laudete am 24. Juni 1630 mit einem gut geschulten Heere von 15 000 Mann an der Küste von Pommern. Bogislav Xiv. schloß nur ungern mit ihm ein Bündnis; denn er fürchtete die Rache des Kaisers. Nachdem die Schweden Stettin besetzt und stark befestigt hatten, begann die Vertreibung des Feindes. An: längsten hielt sich dieser bei Kolberg und in dem festen Lager bei Gartz a. O. — Gustav Adolf hielt in seinem Heere strenge Mannszucht. Rauben und Plündern war bei Todesstrafe verboten. Die Soldaten bezahlten, was sie verzehrten, deshalb wurden sie bald überall als Befreier begrüßt. Von Pommern aus trat Gustav Adolf seinen Siegeszug durch ganz Deutschland an. 6. Die Schwedenzeit. Der große König fiel in der Schlacht bei Lützen am 16. November 1632, und nun begann auch für unser Pommernland das Elend von neuem. Die Schweden mußten 1634 vor den Kaiserlichen zurückweichen und setzten sich nun in Brandenburg und Pommern fest, wo sie bald ärger hausten als vorher die Wallensteiner. Am fürchterlichsten wüteten die Schweden unter Bauer in den Jahren 1637 und 1638. Wieder flüchteten die Bewohner der Städte und Dörfer mit ihren wenigen Habseligkeiten in unzugängliche Brüche oder in das Dickicht des Waldes. Wochen, ja Monate hindurch fristeten sie hier ohne Obdach und ohne ordentliche Speise ihr elendes Leben. Dabei waren sie stets in Sorge, von dem Feind entdeckt zu werden. Unaussprechlich sind die Greueltaten, die diese entmenschten Scharen verübten. Ihnen war nichts heilig. Mit rohester Gewalt mißhandelten sie gerade die Alten und Schwachen, die Frauen und Kinder. Man briet Menschen in Backöfen, schlug ihnen Holzpflöcke zwischen Nägel und Fleisch, schnitt ihnen die Fußsohlen auf und streute Salz hinein. Man gab ihnen Jauche und andre ekelerregende Dinge zu trinken und nannte das den Schwedentrunk. — Die meisten Städte Pommerns, wie Anklam, Demmin, Gartz a. O., Stargard, Trepww a. R., Ückermünde n. a., sind bald von den Kaiserlichen, bald von den Schweden belagert und geplündert worden. Andre, wie Kolberg, Nangard, Rügenwälde, Rummelsburg und Stargard, wurden durch große Feuersbrünste eingeäschert. Dazu gesellte sich fast überall wieder die Pest. In 2*
   bis 10 von 360 weiter»  »»
360 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 360 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 10
2 33
3 20
4 9
5 27
6 0
7 33
8 46
9 13
10 29
11 0
12 0
13 87
14 0
15 4
16 7
17 0
18 38
19 15
20 0
21 4
22 5
23 0
24 58
25 1
26 14
27 27
28 12
29 18
30 9
31 0
32 0
33 8
34 3
35 8
36 47
37 103
38 107
39 18
40 40
41 0
42 4
43 5
44 1
45 8
46 23
47 40
48 13
49 3

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 2
1 35
2 0
3 7
4 19
5 24
6 14
7 8
8 0
9 7
10 94
11 12
12 2
13 9
14 0
15 0
16 23
17 102
18 2
19 16
20 1
21 62
22 2
23 43
24 7
25 0
26 21
27 4
28 49
29 6
30 1
31 0
32 2
33 0
34 31
35 0
36 10
37 44
38 16
39 22
40 16
41 7
42 6
43 5
44 30
45 16
46 3
47 0
48 50
49 43
50 1
51 1
52 2
53 0
54 50
55 0
56 7
57 22
58 10
59 7
60 0
61 8
62 11
63 0
64 0
65 6
66 13
67 1
68 13
69 28
70 67
71 10
72 14
73 17
74 0
75 12
76 84
77 86
78 55
79 6
80 15
81 1
82 21
83 14
84 14
85 18
86 8
87 13
88 1
89 0
90 13
91 21
92 25
93 1
94 33
95 10
96 1
97 0
98 25
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 20
1 7
2 3
3 2
4 0
5 1
6 52
7 1
8 1
9 1
10 11
11 4
12 18
13 21
14 14
15 0
16 0
17 3
18 37
19 7
20 0
21 5
22 0
23 0
24 3
25 32
26 8
27 0
28 2
29 11
30 9
31 3
32 20
33 28
34 33
35 0
36 13
37 0
38 6
39 10
40 9
41 1
42 10
43 11
44 58
45 0
46 1
47 5
48 0
49 2
50 13
51 22
52 6
53 0
54 3
55 5
56 5
57 20
58 14
59 23
60 1
61 2
62 4
63 0
64 1
65 2
66 21
67 0
68 2
69 0
70 11
71 2
72 20
73 0
74 0
75 4
76 0
77 0
78 4
79 0
80 7
81 76
82 1
83 1
84 2
85 0
86 0
87 1
88 7
89 7
90 1
91 5
92 0
93 4
94 8
95 13
96 8
97 15
98 1
99 8
100 42
101 3
102 23
103 0
104 0
105 4
106 12
107 11
108 0
109 0
110 5
111 3
112 12
113 1
114 12
115 1
116 3
117 0
118 1
119 56
120 2
121 13
122 8
123 7
124 9
125 12
126 0
127 5
128 0
129 22
130 41
131 8
132 0
133 37
134 0
135 95
136 4
137 3
138 0
139 3
140 13
141 0
142 63
143 29
144 5
145 11
146 0
147 0
148 0
149 0
150 4
151 9
152 8
153 0
154 4
155 11
156 11
157 11
158 1
159 7
160 1
161 6
162 0
163 0
164 0
165 4
166 5
167 3
168 7
169 8
170 3
171 2
172 0
173 7
174 3
175 9
176 0
177 13
178 0
179 6
180 4
181 0
182 5
183 15
184 0
185 3
186 0
187 13
188 13
189 0
190 0
191 3
192 1
193 4
194 6
195 5
196 8
197 0
198 3
199 5