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Bilder aus der Heimatkunde Pommerns.
Die Stauseen und das Pommersche Urstromtal. Der femere Rückzug des
Eises vollzog sich schneller und gleichmäßiger. Die hohen Schnttwälle des Landrückens,
die sich meist bogenförmig aneinanderschlossen, versperrten nun aber den Schmelz-
wassern den Abfluß uach L. Sie flössen deshalb am Rande des Gletschers entlang,
und zwar iu der Richtung von 0 nach W. Dabei stellten sich ihnen wiederholt Höhen-
züge in den Weg, und so bildeten sich mehrere Stauseen. Die größten waren der
Rummelsburger Stausee nördlich von Rummelsburg, der Persante-Stausee südlich
von Belgard und der Haff-Stausee. Letzterer reichte südlich bis zum Madüsee, östlich
bis Gollnow und westlich bis Pasewalk. Das Wasser stieg aber fortwährend in den
Stauseen, bis es die Höhe der Querriegel erreichte und über diese hinwegfloß.
Das abfließende Wasser zernagte nach und uach die trennenden Höhenzüge, und es
bildete sich ein neues, das sogenannte „Pommersche Urstromtal". Seine Richtung
wird durch die Städte Lauenbnrg, Rummelsburg, Köslin, Belgard, Schivelbein,
Regenwalde und Nangard bezeichnet. Der große Hass-Stausee, in den auch die Oder
mündete, hatte seinen Abfluß in die Ostsee durch das Tal der Tollense, Trebel, Recknitz
und den Saaler Bodden. Als sich das Eis weiter nach Norden zurückzog, bahute sich
das Wasser einen neuen Abfluß durch das untere Peeuetal und den Strelafund. Nach-
dem in späterer Zeit die Gletscher aus Pommern verschwanden, flössen die Küstenflüsse,
der süd-nördlichen Abdachung des Laudes solgeud, in die eisfrei gewordene Oftsee.
Dabei benutzten sie streckenweise das alte Urstromtal. Dieses kennzeichnet sich noch
heute als eine breite, sandige Ebene mit vielen Hügeln, ursprünglichen Sandbänken.
Bildung des Flachlandes. Bei dem allmählichen Abschmelzen der Gletscher
lagerten sich die Geröllmassen ziemlich gleichmäßig nördlich vom Höhenzuge ab. Diese
Ablagerungen haben eine durchschnittliche Mächtigkeit von 50—70 m. Dadurch hat
das Land nördlich vom Höhenzuge die Gestalt eines welligen Hügellandes erhalten.
In den Tälern, die keinen Abfluß hatten, blieb das Wasser stehen, und es bildeten sich
zahlreiche größere und kleinere Seen. Die meisten derselben haben sich aber im Laufe
der Zeit in Sümpfe, Torfmoore und Wiesen umgewandelt. Besonders ausgedehnte
Moore fiudeu wir in der Nähe der Küste. In den Ebenen aber, wo sich der Geschiebe-
lehnt gleichmäßig verteilte, haben wir heute den fruchtbarsten Ackerboden, z. B. in
Vorpommern, im Pyritzer Weizacker und im Rügenwalder Amt. Auch die Nord-
abhänge des Höhenzuges, die ja viel weniger ausgewaschen wurden, sind fast durchweg
fruchtbar. In weiten Gebieten Pommerns aber lagert auf der Lehmschicht ein gelber,
unfruchtbarer Decksand, der sich bei dem Rückzüge des Gletschers gebildet hat. Oft
finden wir in Pommern in geringer Tiefe eine harte, undurchlässige Eisenschicht (Rasen-
eisenstein), 1)ie für die Landwirtschaft sehr nachteilig ist. Diese Schicht ist durch
Verwitterung von eisenhaltigem Gestein entstanden. Das frei gewordene Eisen ist
mit dem Wasser in den Boden eingedrungen und hat sich hier mit dem Sande ver-
bunden. — Die Gelehrten nehmen eine zwei- oder wohl gar dreimalige Vergletscherung
Pommems an. Sie schließen dies aus der Farbe und Beschaffenheit des Geschiebe-
lehms. Während die untere Schicht eine blaue Farbe hat, sieht die obere rostgelb aus.
Diese Farbe rührt von verwittertem Eisengestein her.
Wandersteine. Überall finden wir in Pommern zahlreiche Granitsteine, Wander-
steine oder erratische Blöcke. Diese sind von den Gletschern aus den nordischen Gebirgen
in unsre Gegenden getragen worden. Auf dem Höhenzuge häufen sie sich manchmal
zu gewaltigen Steindämmen und Steinlagem auf, z. B. bei Nörenberg und Bublitz.
Die meisten dieser Granitsteine sind an der Unterseite glatt geschliffen, andre weisen
Schrammen aus, die von dem Gleiten über steinichten Boden herrühren. Einzelne
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Bilder aus der Heimatkunde Pommerns.
Unfruchtbarkeit des Höhenzuges. Da auf der Oberfläche des Höhenzuges
vielfach Kies und gelber Deckfand lagern, ist er im allgemeinen wenig fruchtbar. Viel-
fach trifft man kahle, unbewaldete Höhen, die mit Ginster und Heidekraut bestanden
find. Die Erträge der Felder sind meist gering. Roggen und Kartoffeln liefern
nur spärliche Ernten, am besten gedeiht der Buchweizen. Das Getreide leidet sehr
unter den rauhen Ost- und Nordwinden und den häufigen Nachtfröfteu. Bedeutend
ist die Schaf- und Gänsezucht auf dem Höhenzuge. Die Dörfer liegen weit verstreut
in den einzelnen Tälern. Der Landrücken gehört zu den am dünnsten bevölkerten
Gegenden Deutschlands, auf 1 qkm kommen nur 30 Einwohner, während der Durch-
schnitt 112 Einwohner beträgt.
Waldreichtum. Ein großer Teil des Höhenzuges ist bewaldet. Vorherrschend sind
ausgedehnte Kiefernwälder, daneben aber findet man auch herrliche Eichen-und Buchen-
Wälder. Das Holz wird als Nutz- und Brennholz verwendet. Auf dem Waldreichtum
des Höhenzuges beruhen die Streichholzfabriken in Lauenburg und Zauow und die
Papierfabrik in Hammermühle bei Rummelsbnrg. Die Wälder sind vielfach im Besitz
des Staates und werden vortrefflich gehegt und gepflegt, denn sie bilden nicht nur
eine vorzügliche Einnahmequelle, sondern sie halten auch die Niederschläge sest. Wald-
reiche Gegenden haben infolge der größeren Abkühlung häufiger Regen als nnbewaldete.
In den Wäldern lebt zahlreiches Wild: Hirsche, Rehe, Hasen, Wildschweine, Reb-
Hühner und Fasanen.
Küstenflüsse. Ans dem Höhenzuge haben die vielen pommerschen Knstenslüfse
ihre Quellen. Nach N fließen Leba, Lnpow, Stolpe, Wipper, Persaute mit der Radü,
Jhna und Plöue. Nach 3 zu fließen Drage, Küddow und Brahe. Auf ihrem Laufe
treiben die Flüsse zahlreiche Getreide- und Schneidemühlen. Auf einigen wird auch
Holz geflößt. Für die Schiffahrt fmd aber alle zu schmal und zu wasserarm.
Das Pommersche Flachland.
Bodengestalt. Zwischen der Seenplatte und der Ostseeküste breitet sich das
Pommersche Flachland aus. Tie Oder teilt dasselbe in das Vor- und Hinterpommersche
Flachland. In der Pyritzer Bucht schiebt es sich am weitesten nach Süden vor. An
dem Lauf der zahlreichen Küstenflüsse erkennt man, daß sich das Flachland in Hinter-
pommern von 80 nach Nw, in Vorpommern dagegen hauptsächlich von 3 nach N zu
abdacht. Die Oberfläche ist ein welliges Hügelland. Lieblich wechseln Berg und Tal
miteinander ab. Seine durchschnittliche Höhe beträgt 50—60 m über dem Meeres-
spiegel. Größere Erhebungen finden sich nur vereinzelt, die bedeutendsten sind der
Gollenberg bei Köslin (137 in), der Klorberg bei Schivelbein (177 m) und der Revekol
am Gardeschen See (115 in). Völlige Ebenen treffen wir nur au wenigen Stellen
an, z. B. im Pyritzer Weizacker und in Vorpommern. In den Niederuugen befinden
sich zahlreiche Wiesen, Torfmoore, Sümpfe und Seeu.
Bodenbeschasfenheit und Ackerbestellung. Unter der Humusdecke, die
hauptsächlich aus verwesten Pflanzenstoffen besteht, lagern verschiedene Erd-
schichten. Ton, Lehm, Mergel, Sand und Kies wechseln ab oder sind miteinander
vermischt. Von der Dicke der Humusschicht und der Beschaffenheit der darunter
liegenden Erdschicht hängt die Fruchtbarkeit des Bodens ab. Sand und Kies geben
ein unfruchtbares, Ton und Lehm dagegen ein fruchtbares Ackerland. Am unfrucht-
barsten ist der gelbe Dechand, der durch die Gletscherwasser aus dem Lehm aus-
gewaschen und fortgeschwemmt worden ist. Er bedeckt weite Flächen, besonders in
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Die Ostseeküste Pommerns.
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Die Ostseeküste Pommerns.
Beschaffenheit der Küste. Die Nordgrenze Pommerns wird von der Ostsee
oder dem Baltischen (weißen) Meer gebildet. Diese dringt in der Pommerschen Bucht
in das Land ein und trennt die Küsten Vorpommems und Hinterpommerns. Erstere
zieht sich in nordwestlicher und letztere in nordöstlicher Richtung hin. Wahrend die
Küste Vorpommems zum größten Teil Steilküste ist, ist diejenige Hinterpommerns
fast durchweg flach und sandig. Nur an einzelnen Stellen, z. B. bei Gr.-Horst, Henken-
Hägen, Jershöst und Rowe, treten steile Mergelwände an das Meer heran. Da diese
fortgesetzt von den Wogen unterspült werden, hat man an den gefährdeten Stellen
gewaltige Steindämme errichtet. Der größte Teil der hinterpommerschen Küste wird
von einer fast ununterbrochenen Dünenkette begleitet. Ihre größte Höhe erreicht diese
östlich und westlich vom Lebasee in den sogenannten Wollsäcken (50 rn).
Entstehung der Dünen. Das Baumaterial zu den Dünen liefern hanptsäch-
lich die Steilküsten Vor- und Hinterpommerns. Aber auch der Moränenschutt, der
auf dem Grunde des Meeres lagert, trägt viel zu ihrer Bildung bei. Die ins Meer
stürzenden Erdmassen werden von dem Wasser ausgewaschen. Die lehmigen Be-
standteile lösen sich darin auf und sinken zu Boden. Der Sand aber wird durch
die vorherrschenden Nw-Winde an die Flachküsten Hinterpommerns getragen. Un-
unterbrochen wühlen die Wasser den Sand des Grundes auf. Jede Welle belädt
sich damit und trägt ihn an das flache Ufer, wo sie ihn fallen läßt. Zwar reißt die
znrüch'trömende Welle wieder einen Teil mit sich fort, aber ehe er noch das Meer erreicht,
begegnet er einer zweiten mit Sand beladenen Woge, die ihn abermals an das Ufer
rollt. Dieses Spiel wiederholt sich endlos, wobei ein glitzerndes Kömchen an das
andre gereiht wird. Feucht und schwer wie eine triefende Decke liegt der Sand auf
dem Strande. Der Fuß des Wanderers kann darüber hinschreiten, ohne einzusinken.
Unter den heißen Strahlen der Sonne verdunstet die Feuchtigkeit, welche die Köm-
chen zusammenkittete; diese lösen sich voneinander und werden von dem Winde land-
einwärts getragen. Aber jede Erhebung des Bodens, ein Stein, ein Strauch, ein
Grashalm, zwingt den Wind, den Sand fallen zu lassen. Bald bildet sich ein kleiner
Hügel, der von Tag zu Tag höher wird und nach Jahren einen hohen Sandberg bildet.
Es wiederholt sich hier derselbe Vorgang, den wir bei jedem Schneetreiben beobachten
können. Hinter der Außendüne erheben sich oft noch zwei, drei niedere Binnendünen.
Zwischen ihnen befinden sich tiefe Längs- und Quertäler wie in einem Gebirge.
Das Wandern der Dünen. Die von der See her wehenden Nordwest- und
Nordwinde treiben den losen Sand unausgesetzt die Düne hinaus. Auf dem Kamm
derselben angelangt, rollt er nach der Landseite zu wieder hinab. Da die Nordwest-
winde nun fast das ganze Jahr vorherrschen, so werden die Sandmassen allmählich
immer weiter ins Land hineingeschoben — die Düne wandert. Langsam, aber mit
unheimlicher Stetigkeit schiebt sie sich vorwärts, in einzelnen Jahren oft 10—15 in.
Alles, was ihr in den Weg kommt, Sträucher und Bäume, ganze Wälder, Dörfer und
Städte werden von ihr erbarmungslos begraben. Nach vielen Jahren kommt der ge-
bückte Wald oft wieder zum Vorschein. Ein solch trostloses Stubbenfeld befindet
sich z. B. bei Leba. Der lose Flugsand wird oft auch weithin auf die Wiesen und Äcker
getrieben und macht diese unfruchtbar.
Die Befestigung der Dünen. Dennoch hat die Natur auch hier nicht alle
Hilfe versagt. Wie sie den Sand in Bewegung setzt, so gebietet sie auch über Mittel,
ihn an seinem Platze festzuhalten. Ein solches bildet die' Pflanzenwelt des Strandes.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Bilder aus der Heimatkunde Pommerns.
Vor allem sind es der bläulichgrüne Sandhalm und der gelbliche Strandhafer, die
ihre Wurzeln oft 3 in tief in den losen Saud senken und ihn befestigen. Wenn sie
auch von ihm begraben werden, immer wieder treiben sie neue Schößlinge und
ueue Wurzeln. Sie widerstehen dem stärksteu Sturm und überdauern zum Teil sogar
den Winter. So wird am Ende die gauze Düne von zahllosen Fäden durchwirkt und
Sandkorn an Sandkorn gebunden. Fast alle pommerscheu Dünen hat man durch
Bepslanzung befestigt, und nur die wildesten haben der Hand des Menschen mit Ersolg
getrotzt. Wenn die Düne erst festliegt, so entwickelt sich sehr bald ein regerer Pflanzen-
wuchs. Ginster, Wacholder, Birken und Kiesern siedeln sich bald aus ihr au. Heute
ist der größte Teil der pommerschen Küste vou einem Kranz von Kiefernwäldern ein-
gerahmt. — Die befestigten Dünen bilden den besten Schutz gegeu die verderben-
bringenden Sturmfluten.
Bedeutung der Ostsee.
Schiffahrt. Die Ostsee bildet die große Verkehrsstraße zwischen Pommern
und Ostpreußen, West Preußen, Schleswig-Holsteiu sowie den Ostseeländern Rußland,
Schweden, Norwegen und Dänemark. Sie verbindet uns aber auch mit der Nordsee
und dem Ozean und ermöglicht Pommern dadurch die Teilnahme am Welthandel.
Die pommersche Küste ist nur arm an Häfen, die meisten (Leba, Stolpmünde, Rügen-
waldermünde, Kolberg und Swinemünde) finb durch Ausbaggerung von Flnßmün-
düngen entstanden und nur zur Aufnahme kleinerer Schiffe geeignet. Große See-
schiffe können nur die Häfen von Swinemünde und Saßnitz aufnehmen.
Leuchttürme und Rettungswesen. Die Flachküste verhindert jede An-
näheruug der Schiffe. Bei Sturm und Nebel wird sie ihnen daher oft verderblich.
Wenn ein Schiff auf eine der vielen Saudbänke gerät, die sich läugs der Küste hin-
ziehen, so ist es meist rettungslos verloren. Es wird von der furchtbaren Gewalt der
Wellen zerbrochen. Zahlreiche Leuchttürme warnen durch ihre Feuer den Schiffer
vor Annäherung und lassen ihn die Lage der Häsen erkennen. Ist ein Schiff auf eine
Sandbank oder auf den Strand geraten, so suchen die Rettungsstationen den Schiff-
brüchigen Hilfe zu bringen. Kühne Männer versuchen auf einem Rettungsboot sich
dem verunglückten Schiffe zu nähern. Das Boot ruht auf einem Wagen, auf dem
es auf Rollen steht. Von diesem kann es durch eine schiefe Ebene leicht zu Wasser
gebracht werden. Die neueren Rettungsboote bestehen ans Eisenblech. Vorn, hinten
und an den Seiten befinden sich Luftkasten, die das Boot über Wasser halten. Die
Rettungsmannschaften find mit Korkgürteln ausgerüstet, die imstande sind, sie 24 Stun-
den und länger über Wasser zu halten. Ost müssen die kühnen Männer stuudeulaug
gegen Sturm und Wellen ankämpfen, bis ihnen die Rettung gelingt. Kann das
Rettnngsboot das Schiff nicht erreichen, so tritt der Raketenapparat in Tätigkeit. Mit
Hilfe einer kleinen Kanone wird eine Rakete über das Schiff hinweggeschossen. An
dieser befindet sich eine Leine, die von den Schiffbrüchigen aufgefangen werden
mnß. Mit ihrer Hilfe wird ein starkes Tau nach dem Schiffe gezogen und am Mast
befestigt. In einem Korbe (Hosenboje) werden die Verunglückten uuu an das Land
gezogen. Fast in jedem Stranddorfe befindet sich eine Rettungsstation. Sämtliche
Stationen werden von der „Deutschen Gesellschaft znr Rettnng Schiffbrüchiger"
unterhalten, Alljährlich werden viele Personen durch ihre Hilfe dem Wassertod
entrissen.
Fischfang. Die Strandbewohner beschäftigen sich hauptsächlich mit Fischfang.
In den kühlen Fluten der Ostsee leben Heringe, Flundern, Steinbutten, Dorsche, Störe
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Die Oder in Pommern.
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und Lachse. Besonders wertvoll ist der letztgenannte Fisch. Die Netze, welche die
Fischer zum Flunder- und Heringsfang benutzen, sind 50—80 in lang und 2 m breit.
Sie sind aus feinen Baumwollfäden gestrickt. Oben und unten befindet sich je eine
starke Leine. An der oberen Leine sind Kork- und Holzstücke befestigt und an der unteren
Steine oder Bleikugeln. Letztere ziehen das Netz auf den Boden des Meeres. Die
Korkstücke suchen es dagegen in die Höhe zu ziehen. So ein ausgefpauutes Netz gleicht
eiuer Wand. Schwimmen die Fische gegen das Netz, so bleiben sie mit ihren Kiemen
in den engen Maschen hängen und sind gefangen. Die Fische werden entweder frisch
verkauft, oder sie kommen geräuchert in den Handel. Die Fischer sind von vielen Ge-
fahren bedroht. Alljährlich fordert die See große Opfer an Menschen, Booten und
Netzen. Der Kampf mit Sturm und Wellen hat den Fischer abgehärtet, aber auch
ernst und schweigsam gemacht. Das blaue Meer ist seine Heimat, an ihm hängt er
mit seinem ganzen Herzen trotz Not und Gefahr.
Seebäder. Wenn im Juni und Juli die Sonne heiß brennt, dann eilen viele
Tausende aus unserm Vaterlande an den Strand der Ostsee, um in ihren kühlen
Fluten ein erquickendes Bad zu nehmen. Der Salzgehalt des Wassers und der Wellen-
schlag üben einen erfrischenden und wohltuenden Einfluß auf die Haut aus. Auch die
reine Seeluft wirkt fördernd auf die Gesundheit. In der Badezeit, die bei schönem
Wetter bis Ende September dauert, herrscht selbst iu deu einsamsten Stranddörfern
frisches und fröhliches Leben. An der ganzen Küste ist eine Reihe prächtiger Bade-
orte entstanden, die größten sind Saßnitz, Heringsdorf, Ahlbeck, Misdroy, Kolberg,
Rügenwaldermünde, Stolpmünde und Leba. Die Badezeit gewährt den Strand-
bewohnern eiue reiche Einnahme.
Die Oder in Pommern.
Laus der Oder bis zum Haff. Der Hauptfluß Pommerns ist die Oder. Nach-
dem sie Schlesien und Brandenburg durchflössen hat, tritt sie bei dem Dorfe Nipper-
wiese in Pommern ein. — In der Eiszeit ergossen sich ihre Wasser in das große Ost-
deutsche Urstromtal. Als das Eis aber zurückging, folgte sie der großen Gletscher-
rinne, welche die Pommersche von der Mecklenburgischen Seenplatte trennt. Ihre
Wasser ergossen sich in den großen Hass-Stansee. Damit begann die Ausfüllung der
tiefen Bucht zwischen Vor- und Hinterpommern, die in der Abschließuug und Znschüt-
tung des Dammschen Sees noch heute ihren Fortgang nimmt. Bei der Stadt Schwedt
zweigte sich ein Arm ab, der das breite Wiesental der Randow benutzte und zwischen
Löcknitz und Pasewalk den Hasf-Stanfee erreichte. Aber eine Vertiefung des Haupt-
stroms und die Vertorfung der Randow ließen diesen Arm absterben. Heute ist das
Tal der Randow ein grasreiches Wiesenland. — Die Oder fließt zunächst in nordöst-
licher Richtung in einem 3—5 km breiten Tale dahin. Dieses wird von den steilen
Abhängen des Randower und Bahner Hochlandes begrenzt. Letzteres trägt die „Buch-
Heide", einen herrlichen Buchenwald, der von vielen Schluchten durchzogen wird.
Er hat eine Größe von 6000 ha und ist ein beliebter Ausslugsort der Stettiner. Vom
Rande der Hochflächen aus hat man einen prächtigen Blick über das Odertal. Bei
der Stadt Gartz zweigt sich die Große Reglitz von dem Hauptstrom ab. Sie geht an
Greifenhagen vorüber und durchfließt den Dammschen See. Dieser ist 15 km lang
und 3 km breit. Er nimmt einen großen Teil der Hochwasser der Oder auf. Die
Oder ist durch die Kleine Reglitz und Parnitz mit der Großen Reglitz und durch den
Dnnzig und die Swante mit dem Dammschen See verbunden. In der Nähe von
Pölitz vereinigt sich die gesamte Wassermasse wieder in dem Damansch. Letzterer
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Usedom und Wollin,
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Malen, so bei der schrecklichen Sturmflut an: 12. November 1872 und zuletzt im
Jahre 1883, ist diese von den Fluten der Ostsee durchbrochen worden.
Bodenbeschaffenheit und Strand. Die Jnfelkerne sind kalkhaltige Hoch-
flächen und Hügelländer, die mit Geschiebemergel bedeckt sind. Sie stürzen jäh
zur Ostsee ab. Die bedeuteudsten Erhebungen an der Küste sind der Gofanberg
(95 m) und der Kaffeeberg (68 m) bei Misdroy, der Kulm bei Heringsdorf und der
Streckelberg bei Koserow. Vor deu Steilufern der Küste lagern gewaltige Steinriffe,
das bedeutendste ist das Viuetariff vor dem Streckelberg. An diesen Steinriffen er-
kennen wir, daß die Inseln in früheren Zeiten viel weiter ins Meer hineinragten als
heute. Die Wellen haben aber die Ufer unterspült, und die überhängenden Erdmassen
sind in die Tiefe gestürzt. Die Meeresströmung hat den Lehm aufgelöst und fort-
geführt, während die großen Steine auf den Meeresgrund sanken. Vor dem Strecket-
berge hat man durch gewaltige Steinmauern das weitere Abspülen der Küste zu
verhindern gesucht. Dieses Steinriff vor dem Streckelberge hat die Veranlassung zu
der Sage von der schönen, alten Wnnderstadt Vineta gegeben, die mit ihren goldenen
Toren und gewaltigen Türmen in den Flutenschoß hinabgesunken sei. — Während
Wollin nur aus einem Jnselkern besteht, unterscheiden wir auf Usedom mehrere der-
selben. Zwischen diesen breiten sich Seen, sumpfige Wiesen und Torfmoore aus.
Einen wundervollen Überblick über die Insel Usedom, das Haff und die Pommerfche
Bucht hat man von dem 1908 erbauten Bismarckturm bei Heringsdorf. Wegen der
starken Lehmdecke eignet sich der Boden vorzüglich zum Ackerbau. Auch findet man
auf beiden Inseln herrliche Buchenwälder, so in der Nähe von Heringsdorf und Mis-
droy. An verschiedenen Stellen der Inseln wird Kalk gegraben, der hauptsächlich
zur Zementbereitimg verwendet wird.
Der Jordansee. Auf Ufedom-Wolliu liegt eine Reihe größerer und kleinerer
Seen, die zum Teil Überreste von früheren Meeresteilen oder Flußarmen sind. Der
schönste von ihnen ist der sagenumwobene Jordansee in der Nähe von Misdroy. Er
ist eine alte Meeresbucht, die durch eiue breite Düne von der offenen See abgeschnitten
ist. Der Jordansee hat 7 Ausbuchtungen. An seinen Ufern stehen prächtige Buchen,
deren Zweige bis auf den Wasserspiegel niederreichen. Über dem im Waldesdunkel
liegenden See ruht ein düsterer, geheimnisvoller Zauber. Hier soll die schöne See-
räuberköuigiu Stina ihre Schlupfwinkel gehabt haben.
Badeorte. Die ganze Pommerfche Bucht wird vou einem Kranz aufblühender
Badeorte umrahmt, deren prächtige Landhäuser aus dem Grün der Wälder hervor-
leuchten. Die bedeutendsten sind Heringsdors, Bansin, Ahlbeck, Swinemünde und
Misdroy. Jedes der genannten Bäder wird alljährlich von Tausenden von Badegästen
besucht. In Heringsdorf betrug ihre Zahl im Jahre 1997 etwa 14 099. Misdroy und
Heringsdorf besitzen gewaltige Landungsbrücken, welche 499 in ins Meer hineinragen.
Swinemünde. Swinemünde ist der Vorhafen Stettins; es zählt 14 999 Ein-
wohner. Der Hafen ist 1745 von Friedrich dem Großen angelegt worden. Um ihn
vor Versandung zu schützen, wurden in den Jahren 1817—1823 zwei gewaltige Molen
ins Meer hinausgebaut. Die Ostmole hat eine Länge von 1599 m. An ihr steht
ein 79 in hoher Leuchtturm, der sein Feuer 39 km weit in die See hinausschickt.
Starke Küstenbefestigungen verwehren den feindlichen Schiffen die Einfahrt.
Wollin. Auf der Südostecke der Insel Wollin liegt die alte Wendenstadt gleichen
Namens. Sie war die Königin unter den Ostseestädten. Noch heute erzählt die Sage
von dem Reichtum ihrer Bewohner, der Pracht ihrer Häuser und der Größe ihres
Handels; denn Wollin, das im Mittelalter Jnlin oder Jnmneta hieß, ist gleichbedeutend
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: Misdroy Misdroy Stettins Friedrich Friedrich
Stettin,
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Schweden (Eisenerze, Pflastersteine), Rußland (Getreide, Holz, Leinsamen), Nor-
wegen (Heringe, Steine, Eis, Erze), Dänemark (Butter), Niederlande und Belgien
(Heringe, Reis, Thomasschlacke), Frankreich (Wein, Ol, Sämereien), Spanien (Eisen-
erze, Zinkerze und Wein). Die Ausfuhr erstreckt sich hauptsächlich auf folgende Pro-
dukte: Getreide, Mehl, Sämereien, Kartoffeln, Stärke, Spiritus und Zucker, Zement,
feuerfeste Steine, Eisenwaren, Maschinen, Kunstdünger und Papier.
b) Flußschiffahrt^ verkehr. Neben dem Seehandel spielt die Flußschiffahrt
im Stettiner Verkehrsleben eine wichtige Rolle. Der gesamte Flußschiffahrtsverkehr
(Em- und Ausfuhr) betrug 1909 im Stettiner Hafengebiet etwa 2*U Millionen t.
Außerdem passierten noch über 6000 Kähne mit einer Tragfähigkeit von iy2 Mil-
lionen t den Stettiner Hafen, um iu den Fabriken an den Oderufern zu laden oder zu
löschen. Stromabwärts gehen in Stettin hauptsächlich ein: Steinkohlen, Braun-
kohlen (Briketts), Holz, Getreide, Mehl, Zucker und Salz. Stromaufwärts gehen:
Roheisen, Zement, Kunstdünger, Petroleum, Pflastersteine, englische Steinkohlen
und Heringe.
0) Eisenbahnverkehr. Zu dem See- und Flußverkehr tritt endlich noch der
gesamte Eisenbahnverkehr, der in Eingang und Ausgang gleichfalls 23/4 Millionen t
beträgt. — Diese Zahlen geben ein Bild von dem großartigen Handel und Verkehrs-
leben Stettins. Zu bemerken ist hierbei aber, daß ein erheblicher Teil des angeführten
Handels nur Durchgangshandel (Speditionshandel) ist.
Der Stettiner Hafen, a) Bollwerk. Einen Eindruck von dem riesigen Verkehr
Stettins gewinnt man am ersten bei einem Besuche des Bollwerks und des Freihafens.
Hier wehen von den Schiffen die Flaggen aller Kulturvölker, der Deutschen und Eng-
länder, Dänen und Norweger, Russen und Schweden, Franzosen und Spanier, Ameri-
kaner und Japaner. Neben riesigen Frachtdampsern liegen hochmastige Segelschiffe
und schwerfällige Oderkähne. Daneben fallen die weißgestrichenen großen und kleinen
Personendampfer in die Augen. Fortgesetzt kommen und gehen Schiffe. Stolz und
majestätisch durchschneiden die Ozeanriesen die Fluten des Oderstroms; dazwischen
schießen flinke Schleppdampfer und Motorboote dahin. Im ganzen Hafengebiet
herrscht ein überaus reges Leben und Treiben. Überall werden Schiffe beladen oder
entladen (gelöscht). Auf fchwereu Rollwagen werden die Waren in das Innere der
Stadt oder in die Speicher geschafft. Oft reiht sich Wagen an Wagen. Besonders
groß ist der Verkehr an den drei neuen prächtigen Oderbrücken, deren Zngklappen durch
Wasserdruck oder Elektrizität geöffnet und geschlossen werden. Gewaltige Eisenbogen,
die aus granitenen Strebepfeilern und Türmen ruhen, spannen sich über den 100 m
breiten Strom. Dem Personenverkehr am Bollwerk und nach dein Inneren der Stadt
dienen die elektrischen Straßenbahnen, die in kurzen Zwischenräumen die Straßeu
durcheilen.
b) Freihasen. Der Freihafen besteht aus zwei Becken von 1200 in Länge und
70 in Breite. An beiden Seiten der Becken sind gewaltige Schuppen erbaut.
Außerdem befinden sich im Freibezirk noch zwei große dreistöckige Speicher mit vielen
Kellereien. Mit Hilfe von 50 hydraulischen (Wasserdruck) Kränen werden die Schiffe
hier entladen und beladen. Damit diese Arbeit auch des Nachts sortgesetzt werden
kann, wird der ganze Hafen durch elektrische Bogenlampen taghell erleuchtet. An
den Bassins entlang führen Eisenbahngeleise, damit die Waren sogleich in die Eisen-
bahnwagen verladen werden können. Das ganze Freihafengebiet ist von einem hohen
Drahtzaun eingeschlossen. Solange die Waren im Freihafen lagern, brauchen sie
nicht verzollt zu werden.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Ortsnamen: Stettin Niederlande Belgien Frankreich Spanien Stettin Petroleum Schweden
Rügen,
15
befinden sich in Stettin mehrere große Versicherungsanstalten (Germania, Preußische
Nationalversicherung) und eine Reihe von Banken (Geldgeschäfte). Der geschäst-
liche Mittelpunkt der Stadt ist die Börse am Heumarkt.
Stettin als geistiger Mittelpunkt Pommerns. Stettin ist nicht nur eine Handels-
und Industriestadt, sondern es ist auch eine Pslegstätte für Volksbildung, Wissenschaft
und Kunst. In 45 vortrefflich eingerichteten Volksschulen werden Tausende von
Knaben und Mädchen in den notwendigen und nützlichen Kenntnissen und Fertig-
keiten unterrichtet. 5 Mittelschulen, 1 Oberrealschule, 2 Realgymnasien, 3 Gymnasien
und 4 Höhere Mädchenschulen vermitteln eine weitergehende Bildung. Für die tech-
nischen Berufe, Baufach, Maschinenbau usw., bereiten die „Höhere Maschinenbau-
schule", die Baugewerkschule, die Seemaschinistenschule und die Navigationsschule
(Steuermannsschule) vor. — Für die Fortbildung der kaufmännischen und gewerb-
lichen Lehrlinge wird in einer Anzahl von Fortbildungsschulen gesorgt. Die Handels-
und Gewerbeschule bereitet Frauen und Töchter für praktische Berufe vor. — Auch
die unglücklichen Blinden, Taubstummen und Blödsinnigen werden in besondern
Anstalten unterrichtet und erzogen. — Eine Reihe von Volksbibliotheken und die
vortrefflich ausgestattete Stadtbibliothek, die einen geräumigen Lesesaal enthält,
können von jedermann unentgeltlich benutzt werden. — Auch besitzt die Stadt eine
Anzahl von Museen (Altertumsmuseum, Naturwissenschaftliches Museum, Bilder-
galerie, Kupferstichsammlung usw.). Für sämtliche Sammlungen wird auf der Herr-
lichen Hakenterrasse an der Oder ein prächtiges Museum errichtet. In mehreren
Theatern (Stadttheater, Bellevuetheater) werden die Meisterwerke uusrer Dichter
und Tonkünstler aufgeführt. — Die Kranken und Verunglückten finden in zwei großen
Krankenhänfem (Städtisches Krankenhaus und Bethanien) Aufnahme und Hilfe.
Rügen.
- 1. Aufbau der Insel. Rügen ist die schönste und größte Insel Deutschlands,
und mit Recht hat man sie die Perle der Ostsee genannt. Sie hat eine Größe von
1000 qkrn und wird durch den 4 km breiten Strelasuud (Pfeilstrom) von dem Fest-
lande getrennt. Diese Meeresstraße war ursprünglich ein Abslußarm deshasf-Staufees.
Im Jahre 1304 soll eine gewaltige Sturmflut die schmale Riune zu einem breiten Fahr-
wasser erweitert haben. — Rügen bestand ursprünglich aus einer Gruppe von kleineren
und größeren Inseln. Diese haben sich im Lause der Zeit durch Anschwemmung von
ungeheuren Sandmassen und durch Vertorfung zu einem Ganzen verbunden. Stiege
das Meer nur um etwa 5 m, so würde die Insel sich wieder in ihre ursprünglichen Be-
standteile auflösen. An den heutigen fast dreieckigen Jnselkern schließen sich vier größere
Halbinseln: Wittow, Jasmuud, Mönchgut und Zudar. Außerdem wird Rügen noch
von mehreren größeren und kleineren Inseln umrahmt, von denen Hiddensee und
Ummanz die bedeutendsten sind. — Das Meer dringt von allen Seiten tief in das
Land ein und trennt die Glieder vom Rnmpfe. Die größten dieser Busen sind im 3
der Rügensche Bodden, im 0 die Prorer Wiek, im N die Tromper Wiek und im W
der Kubitzer Bodden. Tief in das Innere der Insel selbst dringen der Große und der
Kleine Jasmunder Bodden ein. Dadurch wird die Insel vielfach zerrissen und führt
deshalb ihren Namen Rügen, d. h. das zerrissene Land, mit Recht.
2. Oberflächengestalt. Eine ähnliche Mannigfaltigkeit zeigt Rügens Ober-
fläche. Der 3 und W ist ein flaches, welliges Hügelland, nach 0 und No zu steigt das
Land allmählich an. Die höchsten Erhebungen sind der Rugard bei Bergen und der
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
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Bilder aus der Heimatkunde Pommerns.
Piekberg auf Jasmund (161 m). Auf dem Rugard hat man zun: Andenken an den
Dichter Ernst Moritz Arndt, der 1769 zu Gr.-Schoritz auf Rügeu geboren wurde, eiueu
Aussichtstunn errichtet. Von diesem aus sieht man die ganze Insel wie eine Landkarte
vor sich ausgebreitet liegen. Noch schöner ist wohl der Blick vom Turn: des Jagd-
schlosses in der Granitz. — Die Oberfläche der Insel ist zum größteu Teil von einer
starken Schicht Geschiebelehm bedeckt, darum ist der Boden fast durchweg vou großer
Fruchtbarkeit und bringt vortreffliches Getreide und saftigen Klee hervor. In den
Niederungen erblickt man schöne grüne Wiesen. Besonders aber bewundert der Wan-
derer die herrlichen Buchenwälder Rügens. Die „Stubnitz" auf der Halbinsel Jasmuud
und die „Granitz" im 30 der Insel gehören zu den schönsten Wäldern Deutschlands.
3. Jasmund. Unter dem Geschiebelehm befindet sich auf der ganzen Insel eine
gewaltige Kalkschicht. Diese tritt besonders an der Ostküste der Halbinsel Jasmund
zutage. Fast steil fallen hier die Kreidewäude zum Meere ab. Unaufhörlich fchlageu
die Wellen gegen die Kreidefelsen und unterwühlen sie. Die überstehenden Teile
stürzen herab und werden von dem Meerwasser aufgelöst und fortgeschwemmt. Die
großen Steinblöcke aber, die sich in dem Geschiebemergel befinden, und die Feuer-
steine, die in gewissen Abständen die Kreide bandartig durchziehen, bleiben an der
Küste liegen und bilden ein langes Steinrisf. Dieses dient der Küste als Wogenbrecher,
indem es den gewaltigen Anprall der Wellen mildert. Leider hat man vielfach die
Küste dieses natürlichen Schutzes beraubt. Die großen Steinblöcke sind nämlich zum
Bau des Saßnitzer Hafens verwendet worden, und uugehiudert kann nun das Meer
sein Zerstörungswerk wieder fortsetzen. Oft hat es einzelne Kreidefelsen herausge-
spült, diese gleichen gewaltigen Zuckerhüten; berühmt sind die Wissower Klinken. —
Den 0 Jasmnnds krönt ein prächtiger Buchenwald, die Stubnitz. Durch diese führt
hart an: Strand entlang ein herrlicher Fußpfad. Bald geht er im Zickzack durch
tiefe Waldschluchten, die von reißenden Bächen durchströmt werden, bald führt er
uns ins Innere in tiefgrüne Baunchalleu, bald wieder tritt er hart an den Meeres-
strand heran. Oft stehen wir plötzlich an der Kante der jäh abstürzenden Wand und
genießen deu prächtigsten Ausblick auf die weite, wogende See. — Der schönste Teil
der Halbinsel aber ist unstreitig die Stubbeukammer (Stufeufels). Sie wird durch eine
tiefe Schlucht in die Große und Kleine Stubbeukammer geteilt. Ein hervorspringender
Fels der Großen Stubbeukammer ist der majestätische Königsstnhl, der sich 128 rn
über den Meeresspiegel erhebt. Der Sage nach soll von hier aus Karl Xii. ein See-
gefecht zwischen Schweden und Dänen beobachtet haben. Bon: Königsstuhl aus hat
man eine großartige Aussicht. Weithin schweift das Auge über das unendliche blaue
Meer. In der Ferne erblicken wir die roten und weißen Segel der Fischerboote und
die zahlreichen Dampfschiffe mit ihren langen, schwarzen Rauchfahnen. Tief unter
uns rauscht die weite See. Bald liegt sie ruhig im Sonnenglanze da, bald branden
die Wogen donnernd gegen die Felsen. Weiße Möwen schweben über den Wogen
und stürzen pfeilschnell herab, wenn ihr scharfes Auge einen Fisch an der Meeres-
oberfläche entdeckt hat. — Ein vielfach gewundener Fußpfad führt durch die söge-
nannte „Teufelsschlucht" zum Strande hiuab. Erst hier treteu uus die Kreidefelsen
in ihrer ganzen Größe und Schönheit entgegen. Wie leuchtende Marmorwände steigen
die Ufer vom schmalen Strande auf. In den Schluchten der Stubbeukammer ver-
barg der Seeräuber Störtebecker die geraubten Schätze, bis er endlich von den Ham-
burgern gefangen genommen und hingerichtet wurde. — Die Kreide hat sich aus deu
Kalkpauzercheu von Milliarden kleiner, schneckenartiger Tiere gebildet. Diese waren
so winzig, daß wir in einem Kubikzentimeter Kreide die Schalen von Vs Million dieser
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Piekberg Ernst_Moritz_Arndt Ernst Jasmund Karl_Xii Karl
Pommern im Dreißigjährigen Kriege.
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deren Zahl täglich vergrößert wurde, so daß manche Häuser anfangs 10, später 40—50
solcher Blutsauger erhielten. Diese zechten und schmausten auf Kosten des Haus-
Wirtes und quälten oder „tribnlierten" ihn so lange, bis eine Summe Geldes erpreßt
war. Das wilde Kriegsleben hatte in den Wallensteinschen Offizieren jedes edle Gefühl
und jede sittliche Scheu erstickt. Mit rohen Flüchen und frechem Übermut pflegten
sie die Bittgesuche der Geäugsteten zu beantworten. Der berüchtigtste unter den Wallen-
steinschen Offizieren war der Oberst Götze. Dieser ließ Pasewalk furchtbar plündern
und 90 Frauen und Priester lebendig ins Feuer werfen. — Noch schlimmer als die
Offiziere trieben es die gemeinen Soldaten, die sich ganz viehisch gebürdeten und
ärger als wilde Tiere hausten. Bogislav sagt von ihnen in einer Beschwerdeschrift:
„Wilde Tiere kann man durch Speisen und Emähren täglich zähmen und sanftmütiger
machen, während dieser Leute Wüten und Toben so weit überhandgenommen hat,
daß sie darüber ihre Ernährer gefressen und verzehret und zunichte gemacht haben." —
Besonders groß wurde die Not, als sich noch zwei andre böse Gäste einstellten, näm-
lich Hungersnot und Pest. In Köslin starben an letzterer von 3000 Einwohnern 900,
und in Kolberg raffte der Würgengel gar 3500 Menschen hinweg. Die Elenden griffen
zu den unnatürlichsten Speisen, sie aßen Gras, Wurzeln, Eicheln und Nesseln. Den
unglücklichen Bewohnern schien der Tod ein willkommener Erlöser, und viele wurden
Selbstmörder, weil sie die Qual nicht mehr ertragen konnten.
5. Gustav Adolf. Da kam Hilfe vom Norden. Der Schwedenkönig Gustav Wolf
laudete am 24. Juni 1630 mit einem gut geschulten Heere von 15 000 Mann an der
Küste von Pommern. Bogislav Xiv. schloß nur ungern mit ihm ein Bündnis; denn
er fürchtete die Rache des Kaisers. Nachdem die Schweden Stettin besetzt und stark
befestigt hatten, begann die Vertreibung des Feindes. An: längsten hielt sich dieser
bei Kolberg und in dem festen Lager bei Gartz a. O. — Gustav Adolf hielt in seinem
Heere strenge Mannszucht. Rauben und Plündern war bei Todesstrafe verboten.
Die Soldaten bezahlten, was sie verzehrten, deshalb wurden sie bald überall als
Befreier begrüßt. Von Pommern aus trat Gustav Adolf seinen Siegeszug durch ganz
Deutschland an.
6. Die Schwedenzeit. Der große König fiel in der Schlacht bei Lützen am
16. November 1632, und nun begann auch für unser Pommernland das Elend von
neuem. Die Schweden mußten 1634 vor den Kaiserlichen zurückweichen und setzten
sich nun in Brandenburg und Pommern fest, wo sie bald ärger hausten als vorher die
Wallensteiner. Am fürchterlichsten wüteten die Schweden unter Bauer in den Jahren
1637 und 1638. Wieder flüchteten die Bewohner der Städte und Dörfer mit ihren
wenigen Habseligkeiten in unzugängliche Brüche oder in das Dickicht des Waldes. Wochen,
ja Monate hindurch fristeten sie hier ohne Obdach und ohne ordentliche Speise ihr
elendes Leben. Dabei waren sie stets in Sorge, von dem Feind entdeckt zu werden.
Unaussprechlich sind die Greueltaten, die diese entmenschten Scharen verübten.
Ihnen war nichts heilig. Mit rohester Gewalt mißhandelten sie gerade die Alten
und Schwachen, die Frauen und Kinder. Man briet Menschen in Backöfen, schlug
ihnen Holzpflöcke zwischen Nägel und Fleisch, schnitt ihnen die Fußsohlen auf und
streute Salz hinein. Man gab ihnen Jauche und andre ekelerregende Dinge zu
trinken und nannte das den Schwedentrunk. — Die meisten Städte Pommerns, wie
Anklam, Demmin, Gartz a. O., Stargard, Trepww a. R., Ückermünde n. a., sind bald
von den Kaiserlichen, bald von den Schweden belagert und geplündert worden. Andre,
wie Kolberg, Nangard, Rügenwälde, Rummelsburg und Stargard, wurden durch
große Feuersbrünste eingeäschert. Dazu gesellte sich fast überall wieder die Pest. In
2*
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]
Extrahierte Personennamen: Bogislav Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Wolf Gustav Bogislav Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf