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1. Bilder aus der Geschichte des Reußischen Landes und Fürstenhauses - S. 2

1900 - Greiz : Henning
Jorrede zur dritten Auflage. Mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Schule sind auch in dieser Auflage nur die notwendigsten Änderungen vorgenommen worden. Bedeutendere Berichtigungen waren in den Abschnitten 2, 5, 6 und 10 unumgänglich nötig. Greiz, im November 1900. Georg-Eckort-Institut für in ^rnationalo Der Werkaffer für Sciv 6k uc-j k't C^ioo'j

2. Bilder aus der Geschichte des Reußischen Landes und Fürstenhauses - S. 3

1900 - Greiz : Henning
1^ Pie Soröenmark. Nicht immer ist unser Heimatland ein deutsches Land gewesen. Allerdings haben in der ältesten Zeit, von der wir wissen, Deutsche oder Germanen in unseren Gegenden gewohnt; in den ersten Jahrhunderten nach Christo hatten die Germanen sogar fast den ganzen Osten Europas, Polen und einen großen Teil von Rußland, von der Ostsee bis zum schwarzen Meere inite. Aber dann wurden die kaum seßhaft gewordenen, noch halb nomadischen deutschen Stämme des Ostens aufs neue nach Westen mitfortgerissen von der gewaltigen Volksbewegung, die man als die Völkerwanderung zu bezeichnen pflegt. So wurden auch die Hermunduren, welche in unsern Gegenden wohnten, ergriffen; ein großer Teil des Volks verließ seine Wohnsitze und wanderte nach Westen. Das Land wurde freilich nicht gänzlich entvölkert, es blieb eine, wenn auch spärliche, deutsche Bevölkerung zurück. Sie erlag aber bald neuen nachdrängenden Völkermassen. Slavische Volker besetzten das ganze weite Gebiet vom Ural bis zur Elbe und Saale; das Volk der Sorben war es, welches das heutige Königreich Sachsen wie auch das Vogtland besetzte. Die Saale wurde die Grenze zwischen Sorben und Franken; denn die letzteren hatten im Anfang des 6. Jahrhunderts dem großen Thüringerreich, das von der Donau bis zum Harz reichte, ein Ende gemacht, und das Frankenreich dehnte sich nun ostwärts bis zur Saale aus. Die Sorben besiedelten auch unser La nt), die zurückgebliebenen Deutschen wurden unterjocht und verschwanden unter ihnen. Wir dürfen uns freilich nicht vorstellen, daß das Land auch nur annähernd so angebaut und bevölkert gewesen sei wie Heutzutage. Weite Strecken waren mit Wald bedeckt oder dienten als Viehtrift; nur spärlich war das Ackerland. Die höheren Teile des Landes blieben meist unbebaut, da die Sorben sich in den Thälern und den waldfreien Abhängen der Hochebene ansiedelten. Noch heute sind ihre Niederlassungen an den Namen auf i tz wie Irchwitz, Pohlitz, Sachswitz (auch Greiz und Schleiz) ober au wie Naitschau, Dölau, Friesau erkennbar. Ihre 1*

3. Bilder aus der Geschichte des Reußischen Landes und Fürstenhauses - S. 4

1900 - Greiz : Henning
— 4 — Dörfer waren im Ring angelegt: in länglichem Rund standen die Häuser um den Dorfteich, dem sie ihre Giebelseite zuwandten, während Hofraum, Stallungen, Scheunen, Gärten sich nach außen anreihten, von einer dichtgeflochtenen Hecke als einer Art Befestigung umgeben. Das Wohnhaus warein Blockhaus, aus unbehauenen Balken errichtet, einstöckig, von einem steilen Strohdach bedeckt. Es bestand ursprünglich nur aus einem einzigen niedrigen Raum, der keine Fenster hatte, sondern Licht und Luft nur durch das Rauchloch empfing, das in der Mitte des Dachs über dem großen steinernen Herde angebracht war. Der Stubenboden, nur durch den festgetretenen Lehmboden gebildet, lag in gleicher Höhe mit dem Hofe. Eine niedrige, in der Mitte quer geteilte Thür führte in den dunkeln , rauchgeschwärzten Raum. Das Hofthor, zur Seite des Hauses nach dem freien Dorfplatz hin gelegen, war überdeckt und mit einer kleinen Pforte versehen, ähnlich wie noch heute oft in unsern Dörfern. Die Sorben trieben Viehzucht und Ackerbau; sie verstanden sich auch auf Leinen- und Wollweberei, denn sie trugen selbstgefertigte leinene Unterkleider und wollene Oberkleider. Auch Handel trieben sie; von der Ostsee nach Konstantinopel ging durch die slavischen Lande eine Handelsstraße, auf welcher große Handelszüge verkehrten, und Zwickau war ein stark besuchter Markt- und Handelsort. Sie waren selbstverständlich Heiden und verehrten vielerlei Götter, von denen sie sich die einen als gute, weiße Götter des Lichts, die andern als böse, schwarze Götter der Finsternis dachten. Auf steinernen Altären in Hainen oder Tempeln brachten ihre Priester nicht bloß Tier-, sondern auch Menschenopfer dar; bei allen wichtigen Gelegenheiten wurde durch sie der Wille der Götter erforscht, und sie halten darum großen Einfluß auf das Volk. B o-nifatius nennt die Sorben ein schmutziges und häßliches Volk, aber er rühmt ihre eheliche Treue; auch waren sie mäßig, nüchtern und gastfrei. Wie alle Slaven hatten sie viel musikalische Anlage und liebten Gesang und Tanz. Sie hingen am heimatlichen Boden und der altgewohnten Sitte und haßten alles Fremde. Der Grund und Boden war nicht Privateigentum, sondern Gemeingut, und alle waren gleichberechtigte Glieder einer großen Familie. Sklaven gab es bei ihnen ursprünglich nicht; die Kriegsgefangenen freilich wurden meist als Sklaven verkauft; nach Konstantinopel, ja bis nach Ägypten hin wurde starker Sklavenhandel getrieben. An der Spitze standen Stammesälteste mit fast unumschränkter Macht; aber aus dieser väterlichen Gewalt entwickelte sich nach und nach eine despotische Herrschaft; aus den Stammesältesten wurden Fürsten und Ablige, beren ausschließliches Eigentum der gesamte Grunb und Boden würde, und die Masse des Volkes würde leibeigen in mancherlei Abstufungen. Schon 6a!b war an der Grenze zwischen Franken und Sorben

4. Bilder aus der Geschichte des Reußischen Landes und Fürstenhauses - S. 6

1900 - Greiz : Henning
— 6 - der deutschen Herrschaft erbittert, standen den deutschen Eindringlingen feindselig gegenüber, wenn sie auch ihren Hatz nicht äußern durften. Eine Verschmelzung konnte nur allmählich geschehen und hat sich thatsächlich erst in Jahrhunderten vollzogen. Sie war nur möglich, wenn die Sorben Christen wurden, und so war ihre Deutschmach ung von ihrer Bekehrung zum Christentum abhängig. Aber selbstverständlich hielten sie in ihrer Verbitterung an ihrem väterlichen Götterdienst nur um so zäher fest und wiesen den Christenglauben hartnäckig zurück. Für ihre Bekehrung scheint auch lange Zeit nichts Sonderliches geschehen zu sein. Kaiser Otto I., dem die Bekehrung der eroberten Slavenlande sehr am Herzen lag, und der deshalb mehrere Bistümer und vor allem das Erzbistum Magdeburg für sie gründete, stiftete 968 für das Osterland das Bistum Zeitz, dem die Mission unter den Heiden zur Aufgabe gemacht würde; es wurde später wegen der Einfälle der feindseligen heidnischen Sorben nach Naumburg verlegt. Viel geschah jedoch oon daher zunächst noch nicht. Selbst die angesiedelten Deutschen scheinen lange nur hie und da Kapellen gehabt zu haben, welche von umherreisenden Geistlichen bedient wurden, und z. T. selbst ins Heidentum zurückgefallen zu sein. Seit dem Ende des_ 11. Jahrhunderts jedoch bemühten sich die Naumburger Bischöfe eifrig um die kirchliche Versorgung des Landes; so weihte Bischof Günther im Jahre 1085 eine hölzerne Kirche zu Reichenbach ein, zu welcher 17 Dörfer der Umgegend gehörten. Vor allem aber zeigte sich Bischof Dietrich I. von Naumburg sehr eifrig, und es gelang ihm, die Unterstützung der herrschenden Familien zu gewinnen. So stiftete Graf Adalbert von Eberstein 1122 die Kirche zu Plauen zu Ehren des heiligen Johannes, und Bischof Dietrich machte es bei deren Einweihung dem ersten Pfarrer zur Pflicht, „die heidnischen Bewohner oon ihrer Irrlehre abzuwenden und der wahren Lehre zuzuwenden." Um dieselbe Zeit wurde (wohl oon den im Oberland herrschenden Herren von Lobdaburg) die Bergkirche zu Schleiz (in ihrer ältesten Gestalt) sowie bald danach die Stadtkirche und ebenso in Gera die Kapelle zu St. Nikolaus und wohl auch die Hauptkirche St. Johannes gegründet. Aber mehr als alle anderen Herren im Vogtland hat in dieser Beziehung das Geschlecht gethan, von welchem weiter die Nede sein wird, das Haus brr Wglc von Wtida. 1= Heinrich der Weiche, Kerr von Weida. Die Geschicke unseres Heimatlandes sind von Anbeginn, seit es ein christliches und beutsches Land würde, auf das engste verknüpft mit dem erlauchten Geschlecht, welches noch heute auf dem Reußischen

5. Bilder aus der Geschichte des Reußischen Landes und Fürstenhauses - S. 10

1900 - Greiz : Henning
— 10 — Doch wahrten sie ihre Reichsfreiheit und wurden vom Kaiser auch ferner als Reichsstände anerkannt. 3. Me Kochmeister des deutschen Ordens aus dem Kaufe der Aögle. 1. Heinrich von Plauen. Von frühester Zeit an stand das Haus der Vögte in enger Verbindung mit dem deutschen tirimt, einem geistlichen Ritterorden, welcher im 13. Jahrhundert das Volk der Preußen an der Ostsee unterwarf und zum Christentum bekehrte. Weil die Vögte diesen Orden sehr begünstigten, erhielt er auch im Vogtlande viele Besitzungen und besaß z. B. in Plauen, Reichenbach und Schleiz reiche Ordenshäuser. Manche Kirchen unseres Landes sind von ihm gegründet, und er hat viel gethan, unser Volk im Christenglauben zu befestigen. Wie schon zwei Söhne Heinrichs des Reichen, traten auch weiterhin viele seiner Nachkommen in diesen Orden ein, und gar manche unter ihnen thaten sich durch ihre Tüchtigkeit hervor und gelangten zu den höchsten Würden. — Seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts hatten die deutschen Ordensritter fortwährende K ämpfe mit dem König von Polen zu bestehn, der ihr Land zu unterwerfen trachtete. Im Jahre 1410 brach er mit einem ungeheuren Heere in Preußen ein, mutig stellten sich ihm die Ritter entgegen, und es kam zu einer blutigen Schlacht bei Tannenberg. Schon war das Hauptheer der Feinde von dem ungestümen Angriff der Ritter in die Flucht geworfen, und diese stimmten ihren Siegesgesang: „Christ ist erstanden" an; aber als sie allzuhitzig die Flüchtigen verfolgten und sich zerstreuten, wurden sie plötzlich von den böhmischen Söldnern des Polenkönigs unter dem gewaltigen Ziska angegriffen und erlitten eine furchtbare Niederlage. 40000 Mann des Ordensheeres lagen samt dem Hochmeister, dem obersten Herrn des Ordens, tot auf dem Schlachtfelde. Alles schien verloren, Bürger und Städte ergaben sich dem Feinde ohne Widerstand. Da erstand dem Orden ein Retter in dem tapfern Komtur Heinrich von pimirn aus dem Hause der Vögte. Mit wenigen Kriegsleuten warf er sich in die Hauptfeste Preußens, die Marienburg. Zum Statthalter des Hochmeisters erwählt, leitete er mit Umsicht und Tapferkeit die V erteidigun g der Stadt. Zwei Monate belagerte sie der Polenkönig, aber der tapfere Heinrich schlug alle Angriffe ab, und schließlich mußten die Polen, da der Orden auch von auswärts Hilfe erhielt, die Belagerung aufheben und sich zum Frieden verstehn. Durch seinen Mut und seine Klugheit hatte Heinrich von Plauen den Orden vom Untergang gerettet. So wurde er denn auch bald durch einstimmige Wahl zum Hochmeister erhoben. Aber er hatte auch im Frieden eine schwere Auf-

6. Bilder aus der Geschichte des Reußischen Landes und Fürstenhauses - S. 12

1900 - Greiz : Henning
— 12 — nicht gewachsen; vor allem fehlte es ihm an Geld, und die Söldner verkauften sogar die Hauptfeste Marienburg an die Polen, weil sie ihren Sold nicht bekamen, und hielten den Hochmeister in seinem Schlosse gefangen. Obwohl Heinrich Reuß als Marschall und Stellvertreter des Hochmeisters manche glänzende Waffenthat verrichtete, auch die Stadt Marienburg wieder eroberte, sah sich der Orden nach dreizehnjährigem Kampfe gezwungen, im Frieden zu Thorn 1466 den größten Teil seines Gebietes an Polen abzutreten und über den Rest den Rönig von Polen als Lehnsherrn anzuerkennen. Für Heinrich Reuß war das ein tiefer Kummer, aber ohne ihn wäre der Orden wohl sicher verloren gewesen. Nach dem baldigen Tode des Hochmeisters stand er als Statthalter an der Spitze des Ordens; man wollte keinen Hochmeister wählen, damit er nicht dem Polenkönige huldigen müsse. Aber endlich nutzte man dessen Drängen nachgeben, und nun wurde Heinrich Reuß am 20. Oktober 1469 zum Hochmeister erwählt. Schweren Herzens zog er nach Polen, um dem Röntg den Lehnseid zu leisten. Als er aber auf der Rückreise begriffen war, wurde er am 31. Dezember plötzlich zu Thorn vom Schlag getroffen, so daß er sprachlos zur Erde sank. Nach Meningen gebracht, starb er dort schon am 2. Januar 1470, wenig über 50 Jahre alt. Sein Leichnam wurde feierlich in der Domkirche zu Königsberg beigesetzt. Er war ein tapferer Held und ausgezeichneter Feldherr, thatkräftig und entschlossen, klug und umsichtig, von den Feinden gefürchtet und im Leben und Tod verleumdet, von den Freunden hoch gepriesen und verehrt.. 4. Der Kussitenkrieg und der sächsische Bruderkrieg. 1. Der Hussitenkrieg. Die Zustände des Vogtlandes im 14. und 15. Jahrhundert waren sehr traurig. Auf den unfreien Bauern lasteten Steuern und Frondienste schwer, die sie den adligen Herren und den Klöstern leisten mußten. Hungersnot und Seuchen suchten das verarmte Land heim; so wütete 1348 bis 1350 eine furchtbare Pest, die fast ganz Europa verheerend durchzog, auch im Vogtland. Im 15. Jahrhundert aber wurde das Land auch noch durch schreckliche Kriege verwüstet. Auf der Kirchenversammlung zu Kostnitz wurde im Jahre 1415 Johann Huß als Ketzer zum Feuertode verurteilt. Auch Herr Heinrich von planen, ein Vetter des Hochmeisters Heinrich von Plauen, ein tapferer Kriegsmann, soll damals dort im Gefolge des Kaisers Sigismund geweilt haben. Als der wackere Huß, den der schwache Kaiser trotz seines gegebenen Wortes nicht zu schützen wagte, verdammt wurde, erregte das, so erzählt man, den höchsten Unwillen des biedern Herrn Heinrich, und furchtlos erklärte

7. Bilder aus der Geschichte des Reußischen Landes und Fürstenhauses - S. 16

1900 - Greiz : Henning
— 16 — als Lehnsherr diese in ihren Gebieten einführen wollte. Sie sahen dadurch ihre Selbständigkeit gefährdet und protestierten darum, als Kurfürst Johann 1529 eine Kirchenvisitation in ihrem Lande anstellen wollte. Erst im Jahre 1533 fügten sich die Herren von Gera nach mehrfachen Verhandlungen dem Verlangen des Kurfürsten Johann Friedrich und ließen die Durchführung der Kirchenvisitation geschehen. Die kursächsischen Visitatoren, an deren Spitze der Pfarrer von Altenburg, M. Georg Spalatin, Luthers Freund, und der Amtmann von Plauen, Christoph von der Pla-n itz, standen, kamen Anfang September nach Gera und begannen hier und in Schleiz wie danach auch in Greiz die kirchlichen Zustände in Stadt und Land gründlich zu untersuchen und zu ordnen. Sie beseitigten die untüchtigen Geistlichen, bestellten evangelisch gesinnte Pfarrer und ordneten Gottesdienst und Schulwesen wie andere kirchliche Angelegenheiten aufs beste. — Der Herr von Greiz, Heinrich Renk dcr kricdsliine, war zwar auch der Reformation nicht geneigt, aber er fügte sich der Visitation und wandte sich dem Evangelium bald mit ganzem Herzen zu. In Greiz geschah die erste Visitation am Sonnabend nach Kreuzerhöhung als am 16. September 1533 durch Günther von Bunau zu Elsterberg und Joseph Metz sch auf Mila. Jakob Coler wurde als erster evangelischer Pastor bestellt und hielt am Sonntag nach Michaeli die erste Predigt. — In Lobenstein wurde die Reformation erst 1543 von Heinrich dem Jüngeren, Herrn von Gera, auf Bitten der Unterthanen eingeführt. 6. Zzurggraf Keiririch 1y. (V.) und das Hleußische Kaus. Eine schwere Zeit brach für das Vogtland mit dem Schmal-kaldischen Kriege an, in welchem die evangelischen Fürsten, an deren Spitze der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und der Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen standen, dem Kaiser Karl V. unterlagen. Getreu der evangelischen Sache folgten die zwei älteren Söhne Heinrichs des Friedsamen dem Kurfürsten in den Krieg. Auf seinem Zuge nach Sachsen kam Karl Y. 1547 durch das Vogtland, und die kaiserlichen Truppen verheerten das Land. Heinrich dcr Ältcrr befehligte als General des Kurfürsten einen sächsischen Heerhaufen an der böhmischen Grenze. Heinrich dcr Iriuirrr befand sich an der Seite des Kurfürsten und kämpfte in der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg mit, in der Johann Friedrich geschlagen wurde. Er war einer der wenigen, die diesen nicht verließen, wurde aber selbst von einem spanischen Offizier gefangen; doch ließ ihn dieser bald gegen ein Lösegeld von 4500 meißnischen Gulden frei. Die drei Brüder Reuß wurden vom Kaiser geächtet und ihres Landes verlustig erklärt. Ihr eigner Vetter aber, der Uurg-

8. Bilder aus der Geschichte des Reußischen Landes und Fürstenhauses - S. 18

1900 - Greiz : Henning
- 18 — schmalkaldischen Krieges mit dem völligen Untergang bedroht schien, durch Gottes Gnade siegreich und gekräftigt daraus hervor. Nach dem Aussterben der Burggrafen hätten die Herren Reuß Anspruch auf die burggräfliche und damit reichsfürstliche Würde gehabt, da sie von den Kaisern Friedrich Iii. und Maximilian I. in die erbliche Lehnsfolge aufgenommen waren. Aber sie unterließen es unter den damaligen Umständen, diesen Anspruch geltend zu machen. Die drei Brüder teilten das Land unter sich; von zweien derselben, Scinritf) dem Älteren und Heinrich dem 3iingrrrn, stammen die beiden noch jetzt blühenden Linien des Reußischen Hauses, die ältere und die jüngere kinie. — Ein Verdienst der Brüder um ihr Land sei zuletzt noch erwähnt. In jener Zeit herrschten heftige Glaubensstreitigkeiten in der lutherischen Kirche. Um bett kirchlichen Frieden in ihrem Lande wiederherzustellen, ließen sie im Jahre 1567 die sog. reutzische Konfeslionsschrifl verfassen, welche alle Geistlichen unterschreiben mußten. Diese blieb auch später neben den allgemeinen Bekenntnisschriften der lutherischen Kirche ein besonderes Bekenntnis der reußischen Lande. 7. Heinrich Vosthmnus. Unter den Regenten der jüngeren Linie ist der berühmteste Heinrich poüljumus, der Sohn Heinrichs des Jüngeren, des Stifters der jüngeren Linie. Er wurde erst zwei Monate nach dem Tode seines Vaters, am 10. Juni 1572, zu Gera geboren und erhielt davon den Namen Posthumus d. i. der Nachgeborene. Unter der Vormundschaft seiner vortrefflichen Mutter Dorothea, einer geborenen Gräfin Solms, erhielt er eine fromme und sorgfältige Erziehung. 2n allen ritterlichen Leibesübungen erwarb er sich eine große Geschicklichkeit. Aufgeweckten und lebhaften Geistes machte er auch in feiner geistigen Ausbildung tüchtige Fortschritte, so daß er sich nachmals durch seine Gelehrsamkeit vor seinen Standesgenossen auszeichnete und zeitlebens eine ungewöhnliche Liebe zu den Wissenschaften bewahrte. Unter Führung seines Lehrers, des späteren Superintendenten Friedrich Glaser, besuchte er die Universitäten Jena und Straßburg. Er war schon damals ein frommer Jüngling, der sich von dem rohen und sittenlosen Treiben, wie es dort vielfach herrschte, fernhielt und die Predigten, die er sonntäglich hörte, aufzuschreiben pflegte. Er hat diese Übung der Gottseligkeit nachmals seinen Kindern als Andenken hinterlassen. Seinem Lehrer bewies er bis an sein Ende eine große Anhänglichkeit und Verehrung. Erst nach dem Tode seiner frommen Mutter, welche am 18. September 1595 starb, übernahm er die Negierung und waltete dann vierzig Jahre segensreich über seinem Lande. Mit großem Eifer widmete er sich den Regierungsgeschäften, nur darauf bedacht, das

9. Bilder aus der Geschichte des Reußischen Landes und Fürstenhauses - S. 19

1900 - Greiz : Henning
leibliche und geistliche Wohl seiner Unterthanen zu fördern. Er stand schon früh um 4 Uhr auf und war ungemein thätig; den Beratungen der Regierungsbehörden wohnte er selbst bei. Seine Unterthanen hatten stets bei ihm Zutritt, und er hörte ihre Anliegen mit großer Freundlichkeit an; wo er konnte, half er schleunig in Güte und Gerechtigkeit. Er sorgte für gute Rechtspflege und hielt mit Ernst darauf, daß die Richter gerecht richteten, und der Arme wie der Reiche sein Recht finden konnte. Bisweilen hielt er selbst Verhöre ab, suchte zwischen den Streitenden zu vermitteln und entschied, wenn kein Vergleich zustande kam. Ein so gütiger Herr er aber war, übte er gegen Verbrechen strenge Gerechtigkeit ohne Ansehn der Person. In Haus und Hoflager hielt er treffliche Ordnung und richtete feine Hofhaltung aufs sparsamste ein, obgleich er bei feierlichen Gelegenheiten Glanz und Pracht liebte. Um die ungeheuren Schulden zu tilgen, welche teils von seinem Vater hinterlassen, teils während der Vormundschaft durch Ankauf mehrerer Landesteile entstanden waren, bestimmte er, daß der Aufwand der Hofhaltung allein von den Einkünften der Herrschaft Gera bestritten, der Ertrag der übrigen Landesteile aber zur Schuldentilgung verwandt werden sollte, und so gelang es ihm, den größten Teil der Schulden nach und nach abzutragen. Bei aller Sparsamkeit aber hatte er immer für Notleidende eine offene Hand und erwies sich zumal gegen seine treuen Diener gütig und wohlthätig. Besonders aber sparte er nicht, wo es galt, die Wohlfahrt des Landes zu fördern. Als ein gottesfürchtiger Herr war er vor allem bestrebt, die reine Lehre des Evangeliums zu schirmen und zu pflegen und Frömmigkeit und gute Sitte zu pflanzen. Die ihm von Gott anvertraute Aussicht über die Kirche betrachtete er als das edelste Kleinod seines Herrscheramtes und wandte ihr alsbald die größte Aufmerksamkeit zu. Da sich die kirchlichen Zustände vielfach in Verwirrung befanden, und Zucht und Sitte verfallen waren, veranlaßte er seine Vettern zu einer gemeinsamen Kirchenvisitativn, die in den Jahren 1600 bis 1602 von den Superintendenten und den tüchtigsten Geistlichen abgehalten wurde. Da wurden Lehre und Wandel der Pfarrer und Schullehrer, der religiöse und sittliche Zustand der Gemeinden, die Einrichtung des Gottesdienstes, die Kirchengüter und kirchlichen Gebäude untersucht und neue gute Ordnungen getroffen, die Mißbrauche aber beseitigt. Die zu geringen Besoldungen der Pfarrer und Schullehrer erhöhte Posthumus aus eigenen Mitteln. Denn er sagte: „Ich bin nach Gottes Willen Herr im Lande und könnte also auch wohl frei ausgehen; aber weil mir Gott durch das Predigtamt viel Gutes erwiesen und noch erweist, so mag und will ich nicht frei fein, sondern das Meinige willig dazu steuern. Daher soll mir auch von der Steuer zur Erhaltung der Kirchen und Schulen in meinen Herrschaften gar niemand frei sein." — So errichtete er auch an 2-

10. Bilder aus der Geschichte des Reußischen Landes und Fürstenhauses - S. 20

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— 20 — vielen Orten neue Schulen und stellte tüchtige Lehrer an. Vor allem gründete er in Gera eine Gelehrtenschule, das Gymnasium illustre, in Welchem die künftigen Pfarrer, Beamten und Ärzte ausgebildet werden sollten, und erbaute ein geräumiges Schulgebäude, in welchem Schulsäle und Wohnungen für Lehrer und Schüler sich befanden. Diese Schule stiftete viel Segen und wurde weithin berühmt. Auch den Wohlstand des Landes suchte er zu heben und förderte darum Handwerk und Gewerbe. In Gera wie in Greiz und anderen Städten des Vogtlandes blühte schon im 15. Jahrhundert die Tuchfabrikation. Unter Heinrich Posthumus aber wurde ein neuer Zweig der Industrie eingeführt, welcher bis dahin im nördlichen Deutschland ganz unbekannt war, die Verfertigung der schaf-wollenen Zeuge oder Merinos. Als gegen Ende des 16. Jahr-hu oerts die Protestanten in den Niederlanden verfolgt wurden, wanderten viele fleißige Gewerbtreibende nach Deutschland aus. So kam auch ein thätiger und geschickter Bürger von Dortrocht, Johann Nikolaus de Smit, ins Vogtland und ließ sich in Gera nieder. Er begann hier die Merinoweberei und Schönfärberei zu betreiben. Zwar wurde er von der Tuchmacherinnung aus Neid heftig angefochten, aber Heinrich Posthumus gewährte ihm seinen Schutz und erteilte der von ihm gestifteten Zeugmacherinnung 1613 besondere Gerechtsame. So wurde die Verfertigung wollener Kleiderstoffe im Vogtland heimisch, welche durch mehr als zwei Jahrhunderte hin Tausenden ihr Brot gegeben und in der neuesten Zeit durch Anwendung der Maschinen einen ungeheuren Aufschwung genommen hat. Freilich folgte zunächst die entsetzliche Zeit des dreißigjährigen Krieges, welche den Wohlstand des Landes in schrecklichem Maße schädigte. Aber so lange Heinrich Posthumus lebte, suchte er auf alle Weise die Kriegsnot von seinen Unterthanen fernzuhalten. Wiederholt sandte er seinen Sohn Heinrich Ii. an den Kaiser und erlangte durch seine Bitten Milderung der Durchzüge und (Einquartierungen. Freilich konnte er nicht hindern, daß in seinen letzten Lebensjahren besonders die oberen Herrschaften durch Brandschatzung und Plünderung heimgesucht wurden. Er war übrigens nicht bloß die Wohlfahrt seines eigenen Landes, sondern auch die des ganzen Reußenlandes zu fördern bedacht. Er erhielt dazu mehr Gelegenheit, als er zuerst Vormund der beiden minderjährigen Brüder von Greiz, Heinrichs Iv. und Heinrichs V., und weiterhin Ältester des ganzen Reußischen Geschlechts wurde. Als solcher hatte er die Leitung aller gemeinsamen Angelegenheiten und mancherlei Vorrechte; diese benutzte er mit Eifer und Klugheit zum Besten des ganzen Hauses und legte besonders den Grund zu der nachmaligen ausgezeichneten Familienverfassung desselben. Heinrich Posthumus war zweimal verheiratet, zuerst mit der Gräfin Magdalene von Hohenlohe-Waldenburg, welche ihm eine
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