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476—1100.
fes sich neigte und dergestalt leichter bestiegen werden konnte.
Als die Leute des Jarls aufs Heftigste nach dem Schiffe hinauf
stürmten, sagte einer von Olufs Leuten Namens Thorstein
Oxefod: „Herr! darf nun Jeder thun was er kann?" —
„Warum nicht?" sagte der König. Thorstein schlug darauf
einen der Leute des Jarls, welcher das Schiff besteigen wollte,
mit der geballten Faust so hart auf die Wange, daß er weit in
die See hinausslog; Thorstein zeigte sich darauf wie ein Ra-
sender, ergriff die Segelstange und schlug damit um sich. Allein
diese unbändige Wildheit und Tollheit, der sogenannte „Bersärk-
gang," der bisweilen in schwierigen und gefährlichen Augen-
blicken die Nordbewohner ergriff und ihre Kräfte über das ge-
wöhnliche Maaß hinaus vermehrte, fand in der christlichen An-
schauung keine Beistimmung, weil die Christen diesen unnatür-
lichen Zustand für Rohheit, oder für das Werk des Teufels
hielten. König Olus sagte zum Thorstein: „Nimm deine
Waffen, Kerl, und wehre dich damit; denn die Waffen soll man
im Kampfe gebrauchen, und nicht seine Gegner mit den Händen
allein, oder mit Bäumen tödten." Thorstein nahm daraus
sein Schwert und gebrauchte es. Nach und nach waren jedoch
die meisten von des Königs Leuten im vorderen Theile des
Schiffes gefallen, und zwar theils durch die Schwerter derjenigen,
welche den „Orm" bestiegen hatten, theils durch die Wurfgeschosse
der übrigen Schiffe, welche sich umher gelegt hatten. Dieje-
nigen von Olufs Leuten, welche noch übrig geblieben waren,
schlossen sich auf dem Hintertheile des Schiffs fest an ihn an
und wehrten sich mannhaft, so lange sie konnten. Als Wider-
stand zuletzt gegen die hinzuströmende Menge vergeblich schien,
sprangen viele ins Wasser, um sich entweder durch Schwimmen
zu retten, oder das Leben, lieber als dem Feinde in die Hände
zu fallen, freiwillig zu enden. Die Leute des Jarls lagen in
Böten an der Seite des „Orm" und tödteten die, welche in die
See sprangen. Einar Thambeskjälver rettete sich durch
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476 — 1100.
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durstigen Kraft, welche ein Erbtheil des Königsgeschlecktes der
Mcrovinger gewesen war. Sein Tod (628) zersplitterte wieder
das Reich; Herrschsucht. Grausamkeit und Wollust bezeichnete die
Geschichte der Regenten durch eine Reihe Verbrechen.
Während der fortgesetzten Bürgerkriege und des gesetzlosen
Zustandes, den ste mit sich führten, vermehrte sich, den schwachen
und uneinigen Regenten des zersplitterten Reiches gegenüber, die
Macht des fränkischen Adels. An der Spitze des Adels stand
ein Haushofmeister (major domus), der. nach und nach
fast von der Krone unabhängig geworden, die Rechte des Adels
wahrte. Schon Chlotar 11 (-h 628) mußte die abgesonder-
ten Theile des Reiches, Austrasien, Neustrien und Bur-
gundien von besonderen Haushofmeistern regieren lassen, und
diese hohen Beamte, deren Wahl fast ganz von der Krone un-
abhängig war, nahmen allmählich den Platz der Könige ein.
Pipin von Heristall, Haushofmeister in Austrasien, siegte
bei Tcstry*) über den König von Neustrien (687) und wurde
von diesem Zeitpunkte an einzigster Haushofmeister aller Franken,
selbst wenn verschiedene Könige in den verschiedenen Theilen des
Reichs gewählt wurden. Sein Sohn Karl Märtel (714—741)
erbte die königliche Stellung des Vaters. Er schlug die Ncu-
strier, kämpfte glücklich gegen die germanischen Volksstämmc,
strebte die christliche Lehre unter diesen barbarischen Stämmen
zu verbreiten, und machte in der Schlacht bei Poitiers (732)
seinen Namen unsterblich, indem er die Araber schlug, welche von
Spanien ihre ungläubigen Schaaren nach Frankreich ausgesandt
hatten. Karls Sohn, Pipin der Kleine, Erbe der Macht 7;! j
des Vaters, hielt die Zeit endlich für geeignet, den königlichen
Namen mit der Ausübung der königlichen Macht zu vereinigen.
Gegen hundert Jahre hindurch hatten die merovingischen Schat-
tenkönige in ihrem Schlosse, oder in einem Kloster, eingeschlossen
*) Zwischen St. Quentin und Peronne.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Märtel Karl Karls
Extrahierte Ortsnamen: Poitiers Spanien Frankreich Karls
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gelebt, und zeigten sich nur einmal jährlich, nach alter Sitte in
einem von Ochsen gezogenen Wagen, wenn die große Volksver-
sammlung der Franken im Frühling eröffnet werden sollte, dem
Volke. In gutem Vernehmen mit dem Pabste in Nom, der im
Frankenkönige den einzigsten Beschützer gegen Langobarden und
Griechen sah, ließ Pipin bei ihm Vorfragen, ob der Königsname
nicht demjenigen gebühre, der die königliche Macht in Händen
habe. Eine bejahende Antwort erfolgte, der heilige Bonifacius,
der eifrige Verbreiter und Vertheidiger des römischen Christen-
thums, gewann die Geistlichkeit für die Sache Pipins und des
Pabstcs und eine Versammlung in Soissons (752) setzte den
letzten merovingischen König, Childerich Iii ab und wählte
Pipin zum Könige der Franken. Pipin vergalt später die
Fügsamkeit des Pabstcs dadurch, daß er das den Langobarden
abgenommene Exarchat der Herrschaft des römischen Stuhls
überließ (p. 5).
Karl der Große.
(768—814).
Pipin der Kleine hatte bei seinem Tode 768 sein Reich
unter seine beiden Söhne Karl und Karloman getheilt, allein
der letztere starb bald, und Karl nahm keinen Anstand, sich
seines Antheils am Reiche zu bemächtigen. Karloman's
Wittwe mit ihren Kindern und einigen wenigen Freunden suchte
Schutz bei dem Könige der Longobarden Desiderius, und
der Kampf zwischen ihm und Karl endete mit dem Untergange
des longobardischen Reiches 774 (p. 5).! . t
So stand Karl an der Spitze der vorwärtsstrcbenden
Nation der Franken, welche er in seiner langen Regierungszeit
mit Kraft und Einsicht regierte, und derselben äußere und innere
Sicherheit verschaffte. An der Grenze der Länder der Franken
im nördlichen Deutschland bis an die Eider wohnten die drei
kriegerischen Stämme der Sachsen. Ihre Religion war Heid-
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Extrahierte Personennamen: Childerich Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Soissons Deutschland Sachsen
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nisch, mit grausamen Menschenopfern ihrer Gefangenen verbunden ;
mit dem ihnen eignen Muthe und großer Hartnäckigkeit hingen
sie ihrem alten Götzendienste an und verachteten das neue Chri-
stenthum, das fränkische Missionaire ihnen aufdringen wollten.
Sic führten einen beständigen Raubkrieg an den Gränzen und
so war es denn sowohl ein frommes als auch politisches Un-
ternehmen Karls, die ganze Kraft seines Reiches zu ihrer Unter-
drückung aufzubieten. Schon 772 fing der Krieg gegen sie an.
Karl eroberte eine ihrer Festungen und stürzte ihre heilige
Jrmensäule um. Allein jedesmal wenn andre Unternehmungen
das fränkische Heer von dem Lande der Sachsen abriefen, fing
das wilde Volk aufs Reue den verwüstenden und grausamen
Krieg an. Mehr als 30 Jahre hindurch führte Karl Krieg mit
ihnen, behandelte die Ueberwundenen mitunter mit Milde, zumeist
jedoch mit Strenge, allein verlor niemals sein Endziel, die Be-
wältigung und Taufe der Sachsen, aus de^i Auge. Als er
endlich, nachdem er bei Detmold und^Hasc gesiegt batte ff*/*'
(783) gegen 5000 Gefangene hatte tobten lassen — eine
blutige Vergeltung der Grausamkeit und Treulosigkeit der Sach-
sen — liest sich endlich der tapfre Herzog Wittekind taufen;
widerstrebend und unter stets erneuerten Fehden folgte das Volk
der Sachsen seinem Beispiele, bis endlich im Jahre 803 die
Stännne des Sachsen als Unterthancn des fränkischen Reiches
betrachtet werden konnten. So bahnten das Christenthum und
die Kultur mit der fränkischen Oberherrschaft sich mühsam ihren
Weg bis an die Eider. Allein die Dänen hatten ab und zu
die Sachsen unterstützt; der jütische König Godofred war nun
darauf bedacht, Karln zu bekriegen und dem Christenthume
Gränzen zu setzen, allein der Tod kam ihm zuvor und sein
Nachfolger Heming schloß 810 Frieden. Zur Zeit der Völker-
wanderung hatten slavische Völker sich unter den übrigen
wandernden Stämmen in Europa gezeigt; sie hatten sich später
über einen großen Theil von Deutschland zwischen Elbe und
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Karl_Krieg Karl König_Godofred
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Detmold Sachsen Sachsen Sachsen Europa Deutschland
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476—1100.
erkennen: Et helred wagte in England einzufallen, Knud
fühlte sich nicht stark genug ihm zu widerstehen, und segelte mit
der dänischen Flotte nach Dänemark zurück. Ehe er England
verließ, nahm er Rache an den Geißeln, welche die Angelsachsen
den Dänen als Pfand ihrer Treue überliefert hatten. Knud ließ
ihnen die Hände abhauen, ihre Nasen und Ohren abschnciden,
und sie in diesem Zustande ans Land setzen, eine Grausamkeit,
welche die Angelsachsen an den in England wohnenden Dänen
rächten.
Als Knud nach Dänemark kam, wo sein Bruder Harald
seit dem Tode des Vaters herrschte, sammelte er ein großes
Heer und eine große Flotte; denn Knuds ganzer Sinn richtete
sich auf die Wicdercrobcrung Englands. Nachdem er vom Kö-
nige von Schweden, Olus Skotkonnung und dem Erich
Jarl in Norwegen Hülfe bekommen hatte, segelte er im Jahre
1015 mit einer prächtig ausgerüsteten Flotte von mehr als 300
Schiffen nach den südlichen Küsten Englands, das er bald zur
Unterwerfung zwang. Der Sohn des unentschlossenen Ethel-
red, Edmund, um seiner Tapferkeit willen „Jernside" ge-
nannt , leistete indeß in den nördlichen Provinzen hartnäckigen
Widerstand und der Krieg wurde mit gewohnter Grausamkeit
mehrere Jahre fortgesetzt, allein in der Regel hatte der dänische
König den Vortheil auf seiner Seite, wozu zum Theil die Ver-
rätherei der angelsächsischen Großen, namentlich des Eadrik
Streon beitrug. Im Jahre 1017 wurden die Könige in einer
Zusammenkunft auf einer Insel im Severn einig, das Reich zu
theilen, allein Edmund Jernside starb kaum einen Monat
nach dem Friedensschlüsse; wahrscheinlich wurde er auf verräthe-
rische Weise durch den Eadrik Streon ermordet. Seit der
Zeit hatte Knud die alleinige Gewalt in England und wurde
noch im selbigen Jahre vom Erzbischöfe von Canterbury gekrönt
und gesalbt.
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Extrahierte Personennamen: Knud Knud Knud Harald Erich
Jarl Jernside Knud Canterbury
Extrahierte Ortsnamen: England Dänemark England England Dänemark Englands Schweden Norwegen Englands Eadrik
Streon Eadrik_Streon England
476- 1100.
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übcrmüthigen römischen Adel zu suchen, führte er den ersten
Bischof der Christenheit nach seiner Hauptstadt zurück. Als er
dort am ersten Weihnachtstage vor dem Altäre in der Haupt-
kirche Noms kniete, setzte ihm der Pabst im Beisein des römi-
schen Volks, das ihm laut seinen Beifall zujubelte, die Krone
des römischen Kaisers aus (800).
So schien das weströmische Reich abermals wicdcrhergestellt
zu sein, allein es waren fremde, wilde und kriegerische Stämme,
die stch des Erbes der Römer bemächtigt hatten, und neue Ge-
setze, neue Einrichtungen, ja ein ganz neuer Staat mußte ge-
schaffen werden, um eine Rechtssicherheit zu begründen und diese
verschiedenen Völker zum Gehorsam gegen den gemeinsamen Für-
sten zu vereinigen.
Es war nicht bloß Frömmigkeit, sondern auch Klugheit,
wenn Karl ernstlich das Christenthum unter seinen Unterthanen
zu verbreiten und zu befestigen suchte; denn das Christenthum
mildert die Sitten und bahnt der Kultur im Ganzen einen
Weg; cs stößt den Völkern Abscheu vor Mord. Raub und
Grausamkeit im Kriege ein und lehrt, daß der Wille des Ein-
zelnen sich einer vernünftigen und liebevollen Rücksichtnahme vor
dem allgemeinen Wohle beugen muffe, deshalb wurde das Chri-
stenthum verbreitet und Bisthümcr in den bezwungenen Län-
dern errichtet; oft wurden Schulen damit verbunden, um auf
die Bildung der Jugend einwirken zu können: der Kaiser be-
suchte sie manchmal persönlich und munterte durch Lob oder
Tadel auf.
Obwohl Karl einer Zeit angehörte, wo Gelehrsamkeit und
Bildung kaum dem Namen nach bekannt waren, wo die rohe
Kampflust für des Mannes einzigste und hinreichende Tugend
gehalten wurde. fühlte er sich auch aus eigener Neigung zu den
Künsten und Wissenschaften hingezogen: Gelehrte Männer, als
Alkuin und Eginhard, welcher letztere Karls Leben beschrieben
hat, zeichnete er an seinem Hofe aus; selbst verstand er Lateinisch
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karls Karls
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476—1100.
er selbst tödtetc einmal im Zorne einen seiner Hausleute, allein
er berief ein Hausthing, wo „Thing mannalid" in der Sache
ein Urthcit fällen sollte, stieg von seinem Throne herab und
unterwarf sich dem Gesetze. Allein für dies Mal wurde die
im Vitherlags rechte festgesetzte strengere Strafe durch die
über des Königs Edelmuth gerührten Thingmänner in eine
Geldbuße für Todschlag verwandelt. Nach einer Reise nach Rom
1027, welche der König zu frommem Zwecke mit großer Pracht
vornahm, sprach er sich in einem Briefe an den Erzbischof von
Canterbury folgcndermaaßen aus: Habe ich in jugendlichem Un-
gestüm oder aus Saumseligkeit bis dahin, in irgend einer Sache,
gegen das Gesetz gehandelt, so gedenke ich mit Gottes Hülfe
Alles wieder gut zu machen. Daher befehle ich allen meinen
Jarlen und Statthaltern im ganzen Reiche, wenn es ihnen um
meine Gnade zu thun ist und sie auf ihr eigenes Wohl Gewicht
legen, nicht gegen irgend Jemanden unrecht zu handeln, möge
er reich oder arm sein, sondern Jedermann, Adlichcn und Unad-
lichen, das Recht des Gesetzes zukommcn zu lassen, und auf
keinerlei Weise davon abzuweichen, weder um der Gunst des
Königs oder des Ansehens einer mächtigen Person oder der Be-
reicherung meiner Schatzkammer willen; denn ich habe nicht
nöthig, mir durch ungerechte Auflagen Reichthümer zu erwerben".
Durch solche Worte und Versprechungen, und den tiefen Frieden,
der unter seiner Regierung, nach den Fehden und Raubzügen so
vieler Jahrhunderte, herrschte, bewirkte er, daß die Angelsachsen
sich endlich in die Herrschaft des fremden Eroberers fanden.
Knud der Große war, als sein Bruder Harald 1018
starb, König von Dänemark geworden. Obwohl er England
als sein Hauptreich betrachtete, was eine nothwendige Folge des
Uebergewichts dieses Landes an Kultur und Erwerbsquellen über
Dänemark war, und sich daher in der Regel in England aufhielt,
vernachlässigte er doch keineswegs das Reich, woher seine Macht
stammte. Sein vornehmstes Verdienst war in dieser Rücksicht
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Extrahierte Personennamen: Canterbury Gottes_Hülfe Knud_der_Große Harald
Extrahierte Ortsnamen: Königs_Edelmuth Rom England England
476 — 1 100.
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zu haben, sein Reich seinem Sohne Ludwig dem Frommen
überlassen, besonders da er gesucht hatte. durch eine sorgfältige
und wissenschaftliche Erziehung ihn zur Vollendung des begonne-
nen Werkes geschickt zu machen. Allein Ludwig hatte einen
schwachen Charakter; seine Neigung zu gelehrten Beschäftigungen
und gesellschaftlichem Wohlleben zog ihn von den Rcgicrungs-
geschäftcn ab, welche daher bald die kräftige Hand seines großen^
Vaters vermissen ließen. Noch bei seinen Lebzeiten brachen Thron-
solgestreitigkeiten unter seinen Söhnen aus und kurz nach dem
Tode des Vaters jollte Waffenmacht entscheiden, welcher seiner
hinterlassenen Söhne über das fränkische Reich herrschen sollte.
Der älteste Sohn Lothar wollte die Alleinherrschaft an sich
reißen, allein seine Brüder Ludwig und Karl schlugen ihn
841 bei Fönten ai in der Champagne und nöthigten ihn zum
Vertrage zu Verdun 843, wo das fränkische Reich getheilt
wurde: Lothar erhielt als Kaiser Italien und die Länder
zwischen dem Rheine, der Schelde, Maas, Saone und dem
Rhone: Ludwig der Deutsche die im Osten des Rheins
belegencn Besitzungen des fränkischen Reichs und überdem Speicr,
Worms und Mainz, die Heimath des Rheinweins; Karl
der Kahle erhielt die Länder im Westen des Rhone, der
Saone, Maas und Schelde.
Die Auflösung des karolingischen Reiches.
Lothar. der mit dem Titel des Kaisers auch den Vorrang
vor seinen Brüdern haben sollte, legte die Regierung 855 nie-
der , und sein Reich wurde unter seine Söhne getheilt. Allein
diese starben kinderlos kurz nach einander, und ihre Vaterbrüdcr
theilten ihre Länder unter sich. Karl der Kahle, ein schwa-
cher , unter der Vormundschaft der Bischöfe stehender Regent,
nahm den Kaisertitel an, ohne auf irgend eine Weise seinen
Einfluß geltend machen zu können. Die Normannen, jene
schrecklichen Wikinger von den nördlichen Meeren, kamen mit
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_dem Ludwig Ludwig Ludwig Lothar Ludwig Ludwig Karl Karl Lothar Maas Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl
der_Kahle Karl Maas Lothar Karl_der_Kahle Karl
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476-1100.
ihren Schiffen die Flüsse hinauf, plünderten Städte, Kirchen und
Klöster und mißhandelten die Einwohner, ohne daß ein irgend-
wie kräftiger Widerstand ihnen entgegengesetzt wurde. Unter
solchen Umständen erzwangen die Grafen, welche bisher nur kö-
nigliche Vasallen auf Lebenszeit gewesen waren, sich die Erblich-
keit ihrer Grafschaften und Karl der Kahle mußte eine Ver-
sicherung in dieser Rücksicht im Jahre feines Todes unterzeichnen
(877). Das französische Reich wurde unter seine Söhne ge-
thcilt.
Im vorhergehenden Jahre war sein Bruder Ludwig der
Deutsche gestorben (876). Von seinen Söhnen, welche das
deutsche Reich unter sich theilten, überlebte Karl der Dicke
seine Brüder und übernahm die Regierung ihrer Länder. Er
war schon früh zum Kaiser erwählt, und als Frankreichs Thron
im Jahre 884 erledigt war, wurde er auch zum König in die-
sem Reiche gewählt und vereinigte so unter seiner Herrschaft das
ganze Erbe Karls des Großen. Allein das Reich war im
Innern voll Spaltungen, und von allen Seiten von äußeren
Feinden bedroht oder angegriffen; der schwache und träge Kai-
ser hatte keine Macht. Sein feiges Benehmen beim Angriffe
der Normannen auf Paris (885). das glücklich vom Grasen
Odo. Herzog von Isle de France, vertheidigt wurde, veran-
laßtc seine Absetzung, sowohl in Deutschland (887) als in
Frankreich (888). Die französischen Vasallen wählten den Gra-
fen Odo zum Könige, die deutschen den Arnulf von Kärn-
tben, einen Brudersohn des abgcsetzten Kaisers (887).
Das karolingische Reich, das sich in innerer Zer-
splitterung und Auflösung befand, war in noch höherem Grade
von äußeren Gefahren bedroht. Im Süden wurde Frankreich
von den mahomedanischen Arabern, welche mächtige Reiche auf
der pyrenäischen Halbinsel gegründet hatten, angegriffen; die
Küsten wurden von den schrecklichen Normannen umschwärmt;
nördlich von Deutschland wohnten noch die halb heidnischen
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Kahle Karl Ludwig_der
Deutsche Ludwig Karl_der_Dicke Karl Karls
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Paris Deutschland Frankreich Frankreich Deutschland
476 — 1100.
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Dänen und Friesen, ein Schrecken der nördlichen Gränz-
länder; von der Elbe aus, nach Norden und Osten verbreiteten
sich unter verschiedenen Namen die slavischen Völker, welche
gegen das Ende der großen Völkerwanderung (im 5ten und 6ten
Jahrhundert) ihre zahllosen Massen vom Osten vorwärts ge-
walzt und in Mähren ein mächtiges Reich errichtet hatten.
Obwohl Frankreich und Deutschland, jedes für sich
die Oberherrschaft eines Königs anerkannte, war doch die Ge-
walt in den einzelnen Landestheilen in den Händen der Her-
zöge , Bischöfe, Grafen und der übrigen mächtigen Vasallen,
welche die unruhigen Zeiten benutzt hatten, um ihre Macht, der
Krone gegenüber, zu befestigen. Denn in den großen Gefahren,
welche von allen Seiten das Reich bedrohten, waren die mäch-
tigen Vasallen an den Gränzen, des Landes natürliche Verthei-
diger; sie bauten, trotz dem Verbote der Könige, befestigte Bur-
gen, welche einerseits ihnen und ihren Unterthanen zum Schutz
gegen feindliche Einfälle, allein andrerseits ebenfalls zur Sicher-
heit gegen die Eingriffe der Krone in ihre Macht dienten. Auf
diese Weise wurden die einzelnen Landestheile fast ganz unab-
hängig von der Krone.
Frankreich von 88^—1108.
Einer der mächtigsten Vasallen Frankreichs, Graf
Bofo von Provence, ließ sich zum König des cisjuranischen
Burgunds," welches die Provence, Dauphine, Lyo-
nais und Savoyen in sich faßte, erwählen (876). Ungefähr
zur selbigen Zeit bemächtigte Herzog Rudolf Welff sich mit
dem Königsnamen des transjuranischen Burgunds (888). Diese
Reiche, welche (930) durch den Sohn Rudolfs, Rudolf Ii.
unter dem Namen des Königsreichs Are lat (nach der Stadt
Arles benannt) vereinigt wurden, bildeten einen Zwischenstaat
zwischen Frankreich und Deutschland, eine Vormauer für Frank-
reich gegen die Angriffe der Araber vom Süden. Am Fuße
Dohrs Lehrb. der Gesch. des Mittelalters. 2
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Extrahierte Personennamen: Graf
Bofo Rudolf_Welff Rudolf Rudolfs Rudolf_Ii Rudolf Dohrs_Lehrb
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Frankreich Frankreichs Burgunds Burgunds Rudolfs Arles Frankreich Deutschland