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1. Heimatkunde der Stadt und des Kreises Weißenfels und zugleich Leitfaden für den Unterricht in der Geographie der Provinz Sachsen - S. 1

1897 - Weißenfels : Lehmstedt
Qecrg-Eckort-Institui für internationale Schulbucftfarechung ßraunschwcig •Sohuibuchbib'iothok - I, Schulhans und Schulplatz. Die Schulstube. Die Schulstube hat vier Wände, einen Fußboden und eine Decke. Nenne die Geräte! Dieser Stab ist ein Meter lang. Die Schulstube ist — Meter lang und — Meter breit. Wie lang und breit ist der Raum für die Tische und Bänke? für die Gänge? für das Katheder? Wir zeichnen die Schulstube au die Tafel! Wir fetzen statt eines Meters ein kleineres Maß. Wie lang und breit wird der Raum für das Schulzimmer, für Bänke? u.'s. w. Jetzt haben wir die Schnlstnbe in verkleinertem Maßstabe gezeichnet. Aufgaben: 1. Zeichne die Schnlstnbe in kleinerem Maßstabe! 2. Zeichne eure Wohnstube! § 2. Das Schulhaus. Unser Schulhaus hat — Klassen. Davon liegen — Klassen unten (Erdgeschoß, Parterre), die anderen liegen oben, nämlich — im 1. Stockwerk (1. Etage), — im 2. Stockwerk u. s. w. Unter dem Erdgeschoß ist der Keller; unter dem Dache ist der Boden (Speicher). Es unterrichten — Lehrer — Schüler und Schülerinnen. Fragen: Welche Gegenstände sind auf eurem Speicher? in dem Keller? Aufgabe: Zeichne die 1. Etage des Schnlhanses mit ihren Zimmern! § 3. Der Schulplatz. Der Schulplatz ist — Meter lang und — Meter breit. Er ist mit Bäumen bepflanzt und mit Kies beschüttet. Welche Straßen führen vorbei? Die Lage der Straßen bestimmen wir nach dem Stand der Sonne. Wo geht die Sonne aus? Dort ist Morgen (Osten). Wo steht sie am Mittag? (Süden). Am Abend? (Westen). Süden gegenüber liegt Mitternacht (Norden). Man zeichnet Osten rechts, Westen links, Süden unten, Norden oben an die Tafel.

2. Heimatkunde der Stadt und des Kreises Weißenfels und zugleich Leitfaden für den Unterricht in der Geographie der Provinz Sachsen - S. 2

1897 - Weißenfels : Lehmstedt
Diese vier Richtungen heißen Haupthimmelsgegenden. Zwischen den Haupthimmelsgegenden liegen die Nebenhimmels- gegenden: N.-O., 8.-0., S.-W., N.-W. Aufgabe: Neune Straßen, Gebäude und Dörfer 1. im Osten, 2. im Süden, 3. im Westen, 4. im Norden! Merke die Windrose: N Nw W- sw No .0 So Aufgabe: Zeichne die Windrose! Ii. Die Stadt Weißenfels. § Stadt und Torf. 1. Die Stadt. Viele bei einander stehende Häuser bildeu einen Wohnort. Unser Wohnort heißt Weißenfels. (Geburtsort, Heimatsort.) Die Häufer stehen in Reihen. Zwischen den Häuserreihen führeu Straßen und Gassen hindurch. Die Wagen benutzen den Fahrweg, die Fußgänger den Bürgersteig (Trottoir). Die Straßen werden abends durch Laterueu beleuchtet. Die Stadt hat auch Plätze. Die Straßen und Gasseu sind gepflastert; die Plätze find meist mit Kies bestreut. Es giebt große und kleine Wohnorte. Die großen heißen Städte, die kleinen Dörfer. In Städten stehen die Hänser in geordneten Reihen, in Dörfern nicht. In den Dörfern sieht man neben den Wohnhäusern uoch Ställe und Scheunen (Wirtschaftsgebäude). In unserer Stadt leben 26000 Menschen (Bürger). Aufgaben: 1. Nenne Straßen, Gaffen, Plätze unseres Ortes! 2. Nenne Dörfer, Städte! 2. Das Dorf.*) Wie heißt unser Dorf? Wie heißt die nächste Stadt? Wie heißen die Wohn- und Wirtschaftsgebäude des Landmannes mit einem Wort? Wie ist das Dorf gebaut? Welche Gebäude gehören zu dem Gehöfte eiues Landmannes? *) Für Landschulen.

3. Heimatkunde der Stadt und des Kreises Weißenfels und zugleich Leitfaden für den Unterricht in der Geographie der Provinz Sachsen - S. 4

1897 - Weißenfels : Lehmstedt
— 4 — Abgaben (Steuern) zahlen. Reiche Leute zahlen viel, weniger Begüterte weniger, die Armen nichts. Der Einnehmer (Rendant) erhebt die Gelder für die Stadtkasse. 2. Der Bürgermeister sorgt auch für die Sicherheit der Bürger und die allgemeine Ordnung in der Stadt. Dabei helfen ihm die Polizei - Beamten (Polizei-Inspektor, Polizei-Kommissar, Polizei - Sergeanten, Nachtwächter). Auf dem Rathause ist auch die städtische Sparkasse und das Meldeamt. Auf letzterem melden sich alle, die zuziehen, fort- und umziehen, an und ab. Auf dem Leihamte im zweiten Nathanfe (Marienstraße 2) können Geräte und Kleider?c. versetzt und wieder eingelöst werden. 3. Auf dem Standesamte werden Gebnrten, Eheschließungen und Sterbefälle eingeschrieben. Das Rathaus ist 1722 erbaut, nachdem früher drei Rathäuser der Reihe nach abbrannten (1374, 1668, 1718). Am 20. April 1895 fand man beim Umbau des Rathauses einen Stein mit lateinischer Inschrift, welche verdeutscht lautet: „Weißenfels hat gesehen dies Hans im Feuer vergehen. Möge das neue der Herr schirmen mit wachsamer Hand." Der Stein ist im Treppenhause wieder eingemauert worden. Aufgaben: 1. Wie heißt unser Bürgermeister? 2. Wie heißen die Stadträte? 3. Wohin bringt man erspartes Geld? 4. Wofür sorgt die Polizei? § 7. Tie Kirche. 1. Nördlich vom Rathause steht die Kirche. Sie ist der Mutter Jesu zu Ehren Marienkirche genannt. An Sonn- und Festtagen gehen wir zur Kirche, um zu fingen, zu beteu und Gottes Wort zu hören. 2. An der Kirche wirken der Oberpfarrer (Superintendent), ein Archidiakouus und zwei Diakonen. Sie leiten den Gottesdienst, taufen die Kinder, konfirmieren sie, traueu die Brautpaare, besuchen die Gemeindeglieder und geleiten die Leichen zu Grabe. Den Geistlichen stehen zur Seite der Gemeindekirchenrat und die Gemeindevertretung. Sie beraten mit den Geistlichen, was für die Kirchengemeinde geschehen soll. Die Kirche wurde 1303 erbaut. 1374 litt sie durch eine Feuersbrunst, so daß das Dach erneuert werdeu mußte. Im Hussitenkriege (1429) wurde sie in Brand geftecft. Man legte ein notdürftiges Bretterdach über die Reste der Mauern. Erst 1465 wurde das Gotteshaus wieder aufgebaut. Die Gelder waren vou den Kalaudsbrüdern zusammengebettelt. Im Jahre 1539 wurde die Reformation hier eingeführt und die Kirche dem evangelischen Gottesdienste geweiht. 1718 verheerte ein großer Brand die Kirche; der Turm brannte bis zur Galerie ab, und die Glocken zerschmolzen. Der neue Turm (62 m hoch)

4. Heimatkunde der Stadt und des Kreises Weißenfels und zugleich Leitfaden für den Unterricht in der Geographie der Provinz Sachsen - S. 6

1897 - Weißenfels : Lehmstedt
— 6 — geschlossen; wer später Einlaß begehrte, mußte den Thorwächter wecken. Der Gedenktafel gegenüber (links) ist das Stadtwappen angebracht. Dieses verlieh im Jahre 1198 der Markgraf Dietrich der Stadt. Auf blauem Grunde stehen zwei Türme, welche durch ein Thor verbunden sind. Zwischen den Türmen befindet sich ein Löwe in goldenein Felde und im Thorbogen ein Fallgitter. 4. Die Fahrbrücke ist 1894 aus Eisen erbant. Sie ruht auf vier Pfeilern und wird von drei Bogen getragen. Die Fnß- steige sind vom Fahrdamm getrennt. Die alten Saalbrücken waren aus Holz erbaut. Die erste wurde 1622 vom Hochwasser weggeschwemmt, die zweite (1636) von den Schweden im 30 jährigen Kriege in Brand gesteckt; eine dritte — 1657 erbaut — wurde wegen Baufälligkeit 1733 abgebrochen; die vierte steckten die Franzosen am 31. Oktober 1757 in Brand; "die fünfte wurde am 21. Oktober 1813 gleichfalls von den Franzosen verbrannt; die sechste diente von 1814 bis 1894 dem Verkehre, 5. Dnrch die Dammstraße gelangen wir zur Fußgäuger- brücke. Diese Straße führte früher über deu Schutzdamm; daher ihr Name. Die kleiue Brücke ist auch aus Eisen hergestellt, für Fußgänger bestimmt und im Jahre 1876 von Weißenselser Bürgern erbaut. Sie wird von einem einzigen Bogen getragen. 6. Von der Fußgängerbrücke gelangt man durch die Straße „Au der Pforte" zur großen Kalandstraße. „An der Pforte" war früher ein kleines Thor in der Stadtmaner, „Pforte" genannt. In der großen Kalandstraße stand ehedem ein Hans, in welckem fromme Brüder wohnten, Kalandsbrüder, d. h. Bettelbrüder, genannt, weil sie für die Armen, die Kirche und das Kloster bettelten. Ihr Bettelspruch lautete: „Die Brüder und Knechte der heiligen Maria kommen. Gebt Almosen!" Nach dieser Brüderschaft führen große und kleine Kalandstraße ihren Namen. Aufgaben: 1. Neuue die durchwanderten Straßen! Zeichne sie! 2. Erkläre die Namen: Jüdenstraße, Saalstraße, Saalthor, Friedrichsplatz, Dammstraße, An der Pforte, Kalandstraße! § 9. Vom Markte zur Promenade. 1. Von der Südostecke des Marktplatzes läuft die Leipziger Straße nach Osten. Sie führt über Löfan und Lützen nach der sehr großen Stadt Leipzig. Ans der rechten Seite der Straße liegt die Snperintendentnr; dann gelangen wir ans den Klingenplatz. Dieser Platz führt seinen Namen von einer Quelle, Klinge genannt, die so stark floß, daß man alle städtischen Brunnen damit speisen konnte. An dem Platze war ehemals auch ein Thor, welches Klingenthor hieß. Gehen wir durch den Thorweg des Hauses Nr. 18, so treffen wir ein Stück der alten Stadtmauer.

5. Heimatkunde der Stadt und des Kreises Weißenfels und zugleich Leitfaden für den Unterricht in der Geographie der Provinz Sachsen - S. 8

1897 - Weißenfels : Lehmstedt
§ w. Vom Markte nach dem Schlosse und über den Klemmberg. 1. Vom Marktplatze aus führt nach Süden die große Bnrg- straße znm Schlosse (Burg — Bnrgstraße) hinauf. Wir kommen am Amtsgericht vorbei. Das Gebäude gehörte früher zum Schlosse; noch heute führt eine steinerne Treppe empor. In dieses Gebäude, das damalige „Geleitshaus", brachte man am 7. November 1632 den Leichnam Gustav Adolfs. Der hiesige Apotheker öffnete die Leiche, wobei etwas Blut an die Wand spritzte. Der 'Fleck ist mit einem hölzernen Schieber bedeckt und wird heute noch gezeigt. Darüber ist unter Glas und Rahmen eine Urkunde angebracht, welche die Echtheit des Blutes bekräftigt. Mau fand an des Königs Körper neuu Wunden und zwar fünf Schuß-, zwei Hieb- und zwei Stichwunden. Am Ende der Burgstraße, da wo drei Straßen (Schützen- straße, Alte Leipzigerstraße, Zeitzerstraße) sich scheiden, stand früher das Zeitzer Thor. In der Nähe steht die Fronfeste. Nach kurzer Wanderung durch die Zeitzerstraße gelangen an das Schloß. 2. Das Schloß gehört dem preußischen Staate; mau sagt: Es gehört dem Fiskus. Im Schlosse siud 650 Soldaten. Sie werden von Offizieren und Lehrern unterrichtet und einexerziert, damit sie später Unteroffiziere werden können (Unteroffizierschule). Der Unteroffizier bildet neu eingetretene Soldaten aus. Diese heißen Rekruten. Der Unteroffizier erhält etwa 12 Rekruten zur Ausbildung zugewiesen. Sie bilden eine Korporalschaft. Zehn Korporalschaften bilden eine Compagnie, welche von einem Hauptmann und zwei Offizieren befehligt wird. Vier Compagnieen nennt man ein Bataillon. An der Spitze eines solchen steht der Major. Drei bis vier Bataillone sind ein Regiment. Der Oberst führt dasselbe. Unsere Unteroffizierschule hat vier Compagnieen, also ein Bataillon (Infanterie). Wir haben auch reiteude Soldaten hier (Kavallerie); es sind Husaren. Hier sind zwei Schwadroueu. Alle gesunde, deutsche Männer von 20 Jahren ab müssen zu deu Soldateu. Sie werdeu zwei oder drei Jahre geübt und später zu Übungen eingezogen. Sie lernen auf dem Exerzierplatze marschieren, reiten, fechten und schießen. Im Kriege ziehen die Soldaten dem Feinde entgegen, schlagen ihn in der Schlacht und kehren als Sieger zurück. Freilich fallen viele, andere werden verwundet und bleiben ihr Leben lang untauglich zur Arbeit (Invalide). Verwundete und kranke Soldaten werden im Krankenhause (Lazarett) gepflegt. Eiu solches Haus steht hier im Schloßgarten.

6. Heimatkunde der Stadt und des Kreises Weißenfels und zugleich Leitfaden für den Unterricht in der Geographie der Provinz Sachsen - S. 9

1897 - Weißenfels : Lehmstedt
— 9 — Der deutsche Bürger kann sicher wohnen; denn ein großes, mächtiges Heer schützt uns gegen die Franzosen. 3. Auf der Stelle, wo wir heute das Schloß erblicken, stand früh schon ein befestigtes Schloß, Burg genannt. Wer dieselbe erbauen ließ, kann nicht bestimmt nachgewiesen werden. Man sagt, daß etwa um das Jahr 900 ein slavischer Fürst Vizin den Grund dazu gelegt, wonach unsere Stadt den Namen Vizinsels, später Weißenfels, erhalten habe. Während des 30 jährigen Krieges wurde diese alte Burg (1644) von den Schweden zerstört. Von 1644—1660 lag dieselbe in Trümmern. Während der Jahre 1660 —1682 erstand das heutige Schloß; es erhielt seinem Gründer Herzog August zu Ehren den Namen „Neu- Augnstusburg". Das Schloß besteht aus drei Teilen oder Flügeln, der vierte (östliche) Flügel ist uuvollendet geblieben. An seiner Stelle führt eine Galerie vom südlichen zum nördlichen Flügel. Hier ist auch die Einfahrt in den Schloßhof. Der Schloßhof bildet ein regelmäßiges Viereck. Man zählte am Schlosse soviel Fenster als Tage im Jahre. Das Innere des Schlosses war früher _ kostbar ausgeschmückt. Die Kriegsjahre 1757, 1806 und 1813 ließen die Herrlichkeiten des Schlosses verschwinden. 1815 kam Weißenfels an Preußen, und das Schloß wurde in eine Infanterie-Kaserne umgewandelt. Seit 1869 befindet sich die Unteroffizierschule darin; zu diesem Zwecke ist das Schloß im Innern gänzlich umgebaut worden. — Es befindet sich auch eine schöne Kirche im Schlosse, zu welcher 1663 Herzog August den Grund legte. Dieselbe wurde 1682 von seinem Nachfolger Herzog Johann Adolf I. vollendet und dem evangelischen Gottes- dienste geweiht. Als aber 1746, nach dem Tode des letzten Herzogs Johann Adolf Il, Weißenfels und auch das Schloß in den Besitz des Kurfürsten von Sachsen überging, wurde die Schloßkirche dem katholischen Gottesdienste gewidmet. 1872 erhielten die katholischen Bürger der Stadt ein eigenes Gotteshaus, und es wird seit jener Zeit nur noch bei besonderer Veranlassung in der Schloßkirche evangelischer Gottesdienst abgehalten. Unter der Kirche befindet sich eine Gruft mit 39 Särgen, in welchen die Leichen der fünf Weißenfelfer Herzöge und ihrer Angehörigen ruhen. 4. In der Umgebung des Schloßgrundstückes sieht man die Grundmauer eines alten Turmes, Überreste der alten Burg. Nach Norden abwärts führt die Schloßgasse an Resten der alten Stadt- mauer vorbei zum Klingenplatz. Dem Eckturme gegenüber liegt der früher herzogliche Marstall. Wozu wird das Gebäude jetzt benutzt? Hinter diesem liegt der Schloßgarten mit dem Lazarett, Exerzierschuppen und einer Turnhalle. Ostlich des Schlosses liegt das Magazin, früher herzogliche Reithalle; hier wird Heu, Stroh und Getreide für das Militär aufbewahrt. Bei dem Magazin scheidet sich die Zeitzerstraße in die Zeitzer Chaussee nud den Selaner Weg. Nach Norden gelangen wir durch die Bergstraße oder auf einem schmalen Fußsteige am Magazin und dem Wasserbehälter vorbei auf den Klemmberg. 5. Der Klemmberg wird sehr gerne von Spaziergängern besncht, weil von hier aus die Stadt zu beiden Seiten der Saale, mit ihren Türmen, Pappelalleeen, schattigen Gängen und duftigen Wiesen neben dem Silberband des vielgerühmten, anmutigen Flusses ein prächtiges Bild gewährt, das Auge und Herz erfreut. Die Höhen im Norden und Westen umschließen fruchtbare Gelände

7. Heimatkunde der Stadt und des Kreises Weißenfels und zugleich Leitfaden für den Unterricht in der Geographie der Provinz Sachsen - S. 11

1897 - Weißenfels : Lehmstedt
— 11 — § 11. Vom Markte nach dem Nikolaithor. 1. Vom Marktplatze aus treten wir zwischen Rathaus und Kirche in die Marienstraße. Um die Kirche liegen als älteste Häuser der Stadt das Pfarrhaus und die jetzige Kantor- und die Küsterwohnuug. Die Marienstraße führt uns in die Saalstraße vor das Kaiserliche Postgebäude. 2. Die Post befördert Briefe, Packete und Depeschen. Damit siud viele Beamte beschäftigt: Der Postdirektor, die Postsekretäre, Telegraphisten und Briefträger. Der Postillon fährt die Postsachen in einem Wagen zur Bahn, bringt andere zurück und bringt die Packete auch zu den Bürgern. Der Geldbriefträger bestellt die Geldsendungen. Die Depeschen werden durch den Telegraphen befördert. Von eiuer Post zur audereu führen lange Drähte auf hoheu Staugen; so fliegt die Depesche von Ort zu Ort. Viele Geschäftshäuser siud mit der Post durch einen Draht verbunden; so könueu einzelne Personen durch die Ferusprechleituug mit einander aus der Ferne sprechen. Verschiedene Fahrposten fahren nach den Ortschaften auf dem Laude, so nach Hohenmölsen, Roßbach, Rippach und Goseck. Vom Posthause nach Süden läuft die Straße „Am Kloster". Rechts ist das frühere Kloster, jetzt das Königliche Seminar. 3. In ihm werden junge Leute für den Lehrerberuf vorbereitet. Ehe sie hier aufgenommen werden, müssen sie die Präparanden- Anstalt besucht haben. Am Langendorfer Wege ist eine solche Anstalt. Das Kloster ist von Markgraf Dietrich im Jahre 1285 gestiftet. Er wurde in einem Kriege gefangen genommen und gelobte, ein Kloster zu bauen, wenn er die Freiheit erlaugen würde. Sein Gebet wurde erhört, er erfüllte sein Gelübde und stiftete ein St. Klaren-Kloster. Die beiden Töchter des Markgrafen gehörten zu den ersten Nonnen des Klosters. Nach der Einführung der Reformation in Weißenfels (1539) ging das Kloster nach und nach ein; die letzte Nonne starb 1580. Später diente das Gebäude verschiedenen Zwecken, bis 1837 das Seminar hierher verlegt wurde. Die Klosterkirche wurde erst 1886 abgerissen und auf dem neuen Gottesacker in alter Form neu errichtet. 4. Vom Seminar gehen wir durch die Klosterstraße zurück. Im ersten Hause rechts lebte und starb der fromme Dichter Hardenberg, genannt Novalis. Die Gedenktafel am Hause, auch ein Marmordenkmal auf dem alteu Gottesacker erinnern an ihn. In dieser Straße wohnte auch der Dichter Müllner. (Siehe die Gedenktafel am Hause Nr. 13.) Im Jahre 1893 starb auch die Dichterin Lnise von Francis in Weißenfels. Sie wohnte zeitweife im „Sächsischen Hofe" am Markte.

8. Heimatkunde der Stadt und des Kreises Weißenfels und zugleich Leitfaden für den Unterricht in der Geographie der Provinz Sachsen - S. 13

1897 - Weißenfels : Lehmstedt
— 13 — Straße erinnert (sowie die große Deichstraße) an den früheren Damm (Deich), der zum Schutze gegen das Hochwasser der Saale aufgeworfen war. Das Krankenhaus nimmt Kranke aus allen Ständen in Pflege; das Waltherstift (Armenhaus) beherbergt Arme der Stadt Weißenfels. 4. Wir kommen auf die Beuditzstraße. Am Westende derselben ist das Kämmereihölzcheu mit Anlagen des Verschönerungs-Vereins. Das Dorf Beuditz ist zur Stadtgemeinde gezogen. 5. Von der zweiten Stadtschule uach Osten gelangen wir am Kreisständehause vorbei zum Greißelbach („Am Bache"). Hier steht die höhere Schule für Knaben. Dem Bache nach Norden folgend, kommen wir an der katholischen Kirche vorbei; verfolgen wir den Weg, so gelangen wir nach dem Friedrichsplatze. Doch wir biegen links ab und überschreiten die Brücke zur Wiesenstraße. Der Hirsemannsplatz, nach einem früheren Bürgermeister benannt, dient zur Aufstellung von Schaubuden. An ihm liegt die katholische Schule, die Gas-Änstalt und das Elektrizitätswerk. Die Kohle wird in der Gasanstalt erhitzt; es entweicht ein brennbarer Stoff, welcher Gas genannt wird. Dieses wird im Gasometer gesammelt und durch unterirdische Röhren durch die ganze Stadt geleitet, um die Straßenlaternen und Lichter in Läden und Zimmern zu speisen. Jetzt wird auch eine Leuchtkraft, Elektrizität genannt, durch Leitungsdrähte durch die Stadt geführt. 6. Die Wiesenstraße läuft auf die große Deichstraße. (Woher der Name?) In der Zuckerfabrik wird aus Zuckerrüben Rohzucker bereitet, der an anderen Orten zu reinem Zucker verarbeitet wird. In der Eisengießerei werden Maschinenteile gegossen, be- arbeitet und zu Maschinen zusammengesetzt. 7. Der Mühlweg führt zur Beuditzmühle. Der Saale entlang sehen wir rechts in der „kleinen Neuen Straße" die christliche Herberge zur Heimat, woselbst reisende Handwerksburschen gegen sehr geringe Entschädigung Unterkunft und Verpflegung finden. Die große Deichstraße überbrückt die Mündung des Greißel- bachs und endet auf dem Friedrichsplatze. Aufgabe: Zeichne die Wegstrecken! § 13. Die Neustadt. 1. Auf der audereu Seite der Saale liegt die Neustadt. Die Bahnhofstraße führt zum Bahnhofe (Personen- und Güter- bahnhof).

9. Heimatkunde der Stadt und des Kreises Weißenfels und zugleich Leitfaden für den Unterricht in der Geographie der Provinz Sachsen - S. 14

1897 - Weißenfels : Lehmstedt
— 14 — Der Reisende löst rechtzeitig am Schalter eine Fahr- karte (I., Ii., Iii. oder Iv. Klasse) und betritt den Wartesaal, bis der Zng kommt. Dann geht man über den Bahnsteig und besteigt den betreffenden Wagenabteil des Zng es. Jeder Zug wird von mehreren Beamten bedient. Der Zugführer leitet den ganzen Zug, der Lokomotivführer leitet deu Dampf wagen (Lokomotive), und die Schaffner lassen die Reisenden ein- und aussteigen. Auf dem Bahnhofe heißt der höchste Beamte Vorsteher (Inspektor). Ihm helfen Assistenten. Der Bahnmeister, die Weichensteller und Bahnwärter halten den Schienenweg in Ordnung, damit Unglücksfälle verhütet werden. Am Güterbahnhofe werden Frachtgüter aufgegeben und abgegeben. Der große Rangierbahnhof nach Burgwerben hin dient zum Ordnen der Güterzüge. Schadhafte Lokomotiven werden im großen Maschinenschuppen iu stand gesetzt. Von Weißenfels aus kann man in der Richtung nach Corbetha- Merseburg, nach Corbetha-Leipzig, nach Naumburg und nach Tenchern-Zeitz fahren. 2. Dem Bahnhofe gegenüber liegt das Badewüldchen mit der Gastwirtschaft „Zum Bad". Der Ort wird im Sommer, besonders aber am 2. September, von alt und jung viel besucht. Die schattige Allee iumitteu der Anlagen ist von seltener Schönheit. Die beiden schönsten Stellen der Stadt, Badewäldchen und Klemmberg, sucht mancher an Sommertagen zu erreichen, und die Saalfähre vermittelt die Verbindung. 3. Von der Fahrbrücke aus über deu Schienenweg treten wir anf die Merfeburgerstraße. Der Übergang wird fehr oft durch das Schließen der Schranken gehindert. Rechts führt die Weinbergstraße zum Güterbahnhofe. An der Merfeburgerstraße liegt die Neustadt-Apotheke. (Welche liegen am Markte?) Das Hospital nimmt gegen ein bestimmtes Einkanssgeld alte, schwache und alleinstehende Leute in Pflege. Mit demselben ist die Hospitalkirche verbunden. Das Gebäude heißt Laurentius- Hospital. Ein Edelmann, Namens Laurentius aus Jaucha bei Hohenmölsen, gründete um 1400 in der Nähe der Brücke ein Hospital dieses Namens. Bei Vergrößerung des Bahnhofes wurde es an die heutige Stelle verlegt. 4. Au die Hospitalstraße schließt sich die Katharinenstraße, an diese die Feldstraße an; sie führt zurück zur Merfeburgerstraße. Diese gabelt sich in Merseburger Chaussee und Tagewerbener Weg. Rechts von der Merseburger Chaussee liegt das Schlachthaus. ier wird alles Schlachtvieh für die Stadt geschlachtet und das leisch auf seiue Tauglichkeit untersucht; dann erst darf es ver- kanft werden.

10. Heimatkunde der Stadt und des Kreises Weißenfels und zugleich Leitfaden für den Unterricht in der Geographie der Provinz Sachsen - S. 15

1897 - Weißenfels : Lehmstedt
— 15 — In der Nähe des Tagewerbener Weges liegt die Neustadt- Schule. 5. Wir gehen auf einer der Seitenstraßen nach Westen zum Mühlberge und genießen die schöne Aussicht nach dem Saalthale mit angrenzenden Geländeu. Zu unseren Fußen liegt die neue Papier-Fabrik. In derselben wird aus Lumpen, Holz und Stroh Schreib- und Druckpapier und Pappe hergestellt. Wir wandern auf dem Mühlberge der Stadt zu. 6. Wieder zu unseren Füßen liegt die Robinsoninsel mit ihren Badeanlagen. Es giebt dort Anstalten für Schwimmer und Nicht- schwimmer, dazu Wellenbäder, welche in Zellen genommen werden. Die schattige Insel mit Wirtschaft wird im Sommer auch als Erholungsort gern besucht. Zwischen Robinsoninsel und der alten Papierfabrik ist eine Schneidemühle. Die Markwerbenerstraße leitet uns zur Brücke zurück. Aufgabe: Zeichne die Straßen und Wege! § 14. Die Bevölkerung der Stadt. 1. Wieviel Einwohner hat die Stadt Weißenfels? (Siehe Seite 2). Einige Bewohner derselben treiben Ackerbau und Viehzucht, andere verfertigen Waren für den menschlichen Bedarf, noch andere kaufen Waren ein und verkaufen sie wieder. Ackersleute, Handwerker und Geschäftsleute bilden den Nährstand. Es giebt auch eiueu Lehrstand; zu ihm gehören die Lehrer, Geistlichen, Ärzte, Richter u. a. Dem Wehrstande liegt die Beschützung des Landes gegen äußere Feiude und die Sorge für iunere Ordnung ob. Zum Wehrstande gehören die Soldaten und Polizeibeamten. Welche Truppen liegen hier? Nenne Personen, die dem Lehrstande an- gehören! 2. Unsere Stadt hat viele Geschäftshäuser. In einigen kaust mau Kaffee, Zucker, Reis, Pfeffer, Zimmet iz. Diese Waren kommen znm Teil aus ausländischen Kolonieen; darum Kolonial- waren genannt (Kolonialwarengeschäfte). Andere Geschäfte verkaufen Tuch, Sammet, Seide, Baum- Wollenstoffe zc. Diese wurden früher mit der Hand gemacht; darum Mannfakturen (Manufakturwaren). Auch Weißenfels verfertigt jetzt Waren in folcher Menge, daß Stadt und nächste Umgebung sie nicht alle gebrauchen. Man führt sie aus; es sind Gegenstände der Ausfuhr. Nenne Gegenstände der Einfuhr! 3. Wir betrachten unsere einheimischen Erzeugnisse (Ausfuhr- Produkte). Mehr als 40 Schuhfabriken arbeiten mit Maschinen
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