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1. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 309

1891 - München : Oldenbourg
13. Der Ring des Polykrates. 309 Doch einer lebt noch, sie zu rächen; Dich kann mein Mund nicht glücklich sprechen, So lang' des Feindes Auge wacht." — Und eh' der König noch geendet, Da stellt sich, von Milet gesendet, Ein Bote dem Tyrannen dar: „Laß, Herr, des Opfers Düste steigen, Und mit des Lorbeers muntern Zweigen Bekränze dir dein festlich Haar!" „Getroffen sank dein Feind vom Speere; Mich sendet mit der frohen Märe Dein treuer Feldherr Polydor —" Und nimmt aus einem schwarzen Becken, Noch blutig, zu der beiden Schrecken, Ein wohlbekanntes Haupt hervor. Der König tritt zurück mit Grauen: „Doch warn' ich dich, dem Glück zu trauen", Versetzt er mit besorgtem Blick. „Bedenk, auf ungetreuen Wellen, Wie leicht kann sie der Sturm zerschellen, Schwimmt deiner Flotte zweifelnd Glück.% Und eh' er noch das Wort gesprochen, Hat ihn der Jubel unterbrochen, Der von der Rhede jauchzend schallt. Mit fremden Schätzen reich beladen, Kehrt zu den heimischen Gestaden Der Schiffe mastenreicher Wald. Der königliche Gast erstaunt: „Dein Glück ist heute gut gelauuet; Doch fürchte seinen Unbestand. Der Kreter wasfenkünd'ge Scharen Bedräuen dich mit Kriegsgefahren; Schon nahe sind sie diesem Strand." Und eh' ihm noch das Wort entfallen, Da sieht man's von den Schissen wallen, Und tausend Stimmen rufen: „Sieg! Von Feindesnot sind wir befreiet, Die Kreter hat der Sturm zerstreuet; Vorbei, geendet ist der Krieg!" Das hört der Gastfreund mit Entsetzen: „Fürwahr, ich muß dich glücklich schätzen! Doch," spricht er, „zittr' ich für dein Heil. Mir grauet vor der Götter Neide;

2. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. III

1891 - München : Oldenbourg
Worrvort. An nnscxu' Mkdciien. Mit diesen Blättern übergeben wir euch ein Buch, das sich eine hohe Ausgabe gestellt hat, die Aufgabe — zu eurem Glücke beizutragen. Das Glück liegt nicht außer uns; es ist in uns. Es läßt sich nicht erjagen, aber ausbauen durch stille Arbeit an uns selbst. Das Glück liegt im Rechtthun, in der treuen Pflichterfüllung, in der Liebe zur Arbeit, in der Tüchtigkeit, in der Genügsamkeit, in der Freude am Schönen, in der Menschen- und Gottesliebe. Hierzu euch den Weg zu weisen, das ist der Zweck dieses Buches. Es möchte euch bekannt machen mit dem Kreise eurer Pflichten; es möchte euch lehren, mit Verstand und Gemüt in demselben zu wirken; es möchte euch zu der gediegenen Einfachheit und zu der Genügsamkeit zurückführen, welche unserer Zeit immer fremder wird; es möchte euch den Blick öffnen für die erhabenen und lieblichen Wunder der Natur, dieser Quelle der reinsten Freuden; es möchte euer Interesse erwecken für die mannig- faltigen Erscheinungen in Stadt und Land; es möchte euren Sinn erbauen an Beispielen echter Weiblichkeit und treuer Vaterlandsliebe; es möchte euch zeigen, wie die wahre, werkthütige Liebe das Zusammen- leben mit den Menschen verschönert; es möchte endlich euer Herz er- heben in Stunden der Freude wie des Leides zu wahrer Frömmigkeit, zu lebendigem Gottvertrauen. Nicht alles, was diese Blätter enthalten, kann und wird Gegenstand der Besprechung in der Schule sein; die karg gemessene Zeit erlaubt

3. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 3

1891 - München : Oldenbourg
3. Aus Schillers Glocke. 4. „Nur eine Hausfrau/ 3 die Räume wachsen, es dehnt sich das Hans. Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau, die Mutter der Kinder, und herrschet weise im häuslichen Kreise und lehret die Mädchen und wehret den Knaben und reget ohn' Ende die fleißigen Hände und mehrt den Gewinn mit ordnendem Sinn und füllet mit Schätzen die duftenden Laden * und dreht um die schnurrende Spindel den Faden und sammelt im reinlich geglätteten Schrein die schimmernde Wolle, den schneeichten Lein und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer und ruhet nimmer. 4. „Wur eine Kausfrau." Maria Susanne Scherr, geb. Kübler, gehörte zu den nicht gerade allzu zahlreichen Menschen, welche nicht verstehen, nicht verstehen wollen, was es denn Besonderes, was es Preiswürdiges sei, wenn man seine Pflicht erfüllt, auch mit blutendem Herzkn, mit höchster Selbstverleugnung erfüllt. Ihre edle, stets sich gleich gebliebene Anspruchslosigkeit hat nie nach Lob verlangt. Ihre ungewöhnlichen Geistesgaben hatten von seiten eines liebe- vollen Vaters schon frühzeitig eine sorgfältige Entwicklung erfahren. In weiteren, weitesten Kreisen, soweit deutsch gesprochen wird, hat sie später die ihr angeborene Lehrgabe erfolgreich bethätigt, insbesondere mittels ihrer zwei bedeutendsten Bücher: „Das Hauswesen" und „Das Buch der Mütter". Tausenden und wieder tausenden von jungen Mädchen, jungen Frauen und Blättern ist sie dadurch eine Lehrerin und Führerin, geradezu eine Wohlthäterin geworden, und gar mancher Familien- vater hatte, ohne es zu wissen, vollauf Ursache, der „Maria Susanne Kübler" dankbar zu sein. Im Januar d. I. schrieb sie noch die Vor- rede zur sechsten, sorgfältig verbesserten Auflage vom „Hauswesen", dem sie das wie aus ihrem eigensten Wesen gesprochene Motto vor- gesetzt hat: „Suche, gut zu sein; doch wünsche nicht, groß zu sein! Was einer Frau am besten ziemt, ist Zurückgezogenheit; ihre schönste Tugend häusliches Wirken, das, fern der Öffentlichkeit, jedes zu starke Licht scheut."

4. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 8

1891 - München : Oldenbourg
8. Der Wohnraum und die Luft. Zur guten Hausordnung gehört vor allem auch das Bemühen der Frau, ihre Möbel zu schonen und so stets in gutem Stande zu erhalten. Dazu ist unter anderm das Abhalten der direkten Ofenwärme sowie des grellen Sonnenscheins, ferner das Schließen der Fenster bei heftigem Stauben, sowie das sorgsame Abbürsten der Polster und das tägliche Abwischen der Möbel mittels weicher, reiner Tücher erforderlich. Fleißige Lüftung der sämtlichen Wohngelasse, gründliche Reinigung aller Räume und Geräte in angemessenen, kurzen Zeiträumen ist ein sichereres Mittel, sie vor ungebetenen Gästen zu bewahren, und macht weit weniger Mühe, Kosten und Ärger, als wenn man später zum Gebrauch der teueren, lästigen und meist doch vergeblichen Vertilgungsmittel gezwungen wird. 8. Aer Wohnraum und die Luft. Die Stubenluft bleicht die Wangen; freie, sanerstossreiche Luft rötet sie. Dazu kommt, daß mit dem Aufenthalte in der freien Luft gewöhnlich eine lebhaftere Körperbewegung, eine frischere Thätigkeit unserer Muskeln, ein volleres Atmen und ein regerer Blutkreislauf verbunden ist und im Gegen- satze dazu mit dem Aufenthalte in der Stube eine einseitige Anstrengung be- stimmter Muskeln oder einzelner Sinnesorgane, oder des Denkens, oder auch eine sitzende Haltung mit flacher Atmung und träger Blutbewegung. Alle diese Umstände sind für unser Wohlbefinden von der größten Bedeutung. Weitere Erfahrungen sind, daß überhaupt alle Krankheiten besser heilen, wenn den Kranken möglichst viel von der Lust aus dem Freieu zugeführt wird, und daß Krankheitskeime in unreiner Zimmerluft leichter zur Entwickelung kommen, als in reiner. Unreine Stubenlust schwächt den Körper; er ist dann weniger widerstandsfähig, wenn zufällige Schädlichkeiten ihn treffen. Niemals besitzt die Luft iu unsern Wohnungen die volle Reinheit wie die Luft im Freien; dort herrscht selbst bei Windstille ein reger Luftwechsel, ein fortwährendes Ab- und Zuströmen der einzelnen Teilchen des Luftmeeres. Daher ist unser Körper im Freien jeden Augenblick von einer neuen Luft- masse umgeben, und die Ausdünstungsstoffe, welche wir mit unserem Atem oder sonst wie nach außen abgegeben haben, werden ebenso häufig und schnell aus unserer Nähe fortgeführt. Wir atmen immer wieder andere Luft. — In den Stuben dagegen findet eine so schnelle Erneuerung der Luft nicht statt, und wir atmen in ihnen Luft, in der sich Ausdünstungsstoffe angehäuft haben, Luft, die bereits teilweise geatmet worden ist, sei es von uns, sei es von andern. Unsere eigenen Ausdünstungsstoffe sind nun besonders giftige, wenn wir an ansteckenden Krankheiten leiden, wie Pocken, Scharlach, Masern, Flecktyphus, Unterleibstyphus, Keuchhusten und Diphtheritis. Je mehr sich die von uns ausgehenden Ansteckungsstoffe in dem Zimmer anhäufen, um so gefährlicher wird der Aufenthalt in demselben für andere Personen, und desto sicherer werden die genannten Krankheiten auf Zimmergenossen übertragen. Der Auswurf der Schwindsüchtigen kann Gesunde schwindsüchtig machen, wenn seine giftigen Bestandteile in getrocknetem Zustande der Luft sich bei-

5. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 9

1891 - München : Oldenbourg
8. Der Wohnraum und die Luft. 9 mengen und eingeatmet werden. Liegt ferner ein Kranker, der an Unterleibs- typhus leidet, in einer kleinen, unsauberen, schlecht gelüfteten Stube, so ent- wickelt sich nicht selten eine Stubenepidemie pon Unterleibstyphus, und die andern Bewohner desselben Raumes werden dann ebenfalls von diesem Leiden befallen. Daher ist bei solchen Krankheiten unreine Zimmerlust doppelt gefahrvoll, einmal für den Kranken, weil der Verlaus der Krankheit dadurch verschlimmert, das andere Mal auch für die Familie, weil dadurch eine Ansteckung leichter vermittelt wird. Aber auch ganz gesunde Personen verunreinigen die Luft. Da wir Kohlensäure ausatmen, so wird um so mehr Kohlensäure in der Wohnungs- luft sich anhäufen, je weniger sich die Luft erneuert. Der Kohlensäuregehalt der Luft im Freien betrügt Vio ovo; die Zimmerlust ist schon unbehaglich, wenn sie mehr als Viooo ihrer Masse Kohlensäuregehalt enthält. Sauerstoff ist die Lebenslust, Kohlensäure aber die Totenluft. Wenn wir nun wissen, daß die Lust im Freien gesünder ist als die innerhalb unserer Wohnungen, so folgt daraus die Notwendigkeit, zunächst uns so viel als möglich im Freien auszuhalten, dann aber, weil wir einmal die Stuben nicht entbehren können, die Luft in den letzteren möglichst rein und frisch zu erhalten. Die Mittel dazu sind: 1. daß nicht zu viele Menschen darin verweilen, 2. daß für kräftigen Luftwechsel gesorgt wird, 3. daß die größte Reinlichkeit herrscht. Sehr häufig wird der Fehler gemacht, daß die kleinsten Stuben der Wohnung als Schlafstuben benutzt werden. Gerade während der Nacht halten wir uns am längsten und ausdauerndsten in demselben Zimmer aus, und wir werden deshalb auch am meisten von der Luft der Schlafstube be- einflußt. Räume, die nur kurz vorübergehender Benutzung dienen, dürfen klein sein; aber das Schlafzimmer muß vor allem große Lufträume bieten; je größer, desto besser. In vielen Wohnungen findet man das beste Zimmer als sogenannte Prunkstube gewöhnlich abgeschlossen und die gesamte Familie in engen Räumen zusammengedrängt. Tritt man früh morgens in eine noch nicht gelüftete Schlafstube, in welcher auch nur ein einziger Mensch geschlafen hat, so ist die Luft unerträglich. Glücklicherweise vollzieht sich nun etwas Lüftung auch ohne unser Zuthun von selbst durch die Fugen und Spalten in Fenster und Thüren, selbst durch die Poren der gesamten Wände. Wenn nicht aus diese Weise die Natur für den Zutritt der frischen Lust in den Wohnungen sorgte, so würden noch mehr Menschen krank werden. Eine weitere natürliche Ventilation kann mit der Ziinmerheizung in Ver- bindung gebracht werden, wo der Ofen vom Zimmer aus geheizt wird. In einem luftdicht abgeschlossenen Ofen würde kein Feuer brennen. Der Lustzug im Ofen nämlich, der das Feuer anfacht und nährt, stellt sich dadurch her, daß fortwährend die kältere, schwerere Lust aus der Stube die heiße, leichtere Lust im Ofen nach den: Schornsteine verdrängt. Die Stuben- lust aber würde nicht in Bewegung kommen, wenn sie nicht selber von den außerhalb der Stube befindlichen Lustmassen gedrückt und gedrängt

6. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 11

1891 - München : Oldenbourg
9. Pflege der Zimmerpflanzen. 11 bei Leits, 6h6 du die Fenster öffnest I Bei den sogenannten Butzenscheiben ist Vorsicht zu beobachten. Die Pflanzen müssen bei direkten Sonnenstrahlen von denselben weggestellt werden, da diese Scheiben wie Brenngläser wirken und dadurch braune Flecken auf den Blättern entstehen. Ausser den genannten hin und wieder nötigen Platzver- änderungen belasse man aber die Pflanzen möglichst ruhig an einer sichern Stelle, wo sie nicht durch Anstreifen an den Blättern beschädigt werden. Namentlich bewahre man sie vor schroffem Temperaturwechsel. Vielfach wird bei der Pflege von Topfgewächsen dadurch gefehlt, dass man in übertriebenem Eifer die Pflanzen zu viel giesst. Lieber haben dieselben einige Stunden zu trocken als fortwährend zu viel Wasser. Denn dadurch wird die Erde sauer, die Wurzeln werden faul, und die bekannten Regenwürmer ge- deihen bestens. Diese selbst schaden der Pflanze nicht, wohl aber die übergrosse Nässe. Giesse also die Gewächse nur, wenn sie wirklich dürsten, und zwar am besten morgens und abends, nie bei direktem Sonnenschein und weder mit allzu kaltem, noch auch zu warmem, sondern mit gestandenem Wasser. Schon gekochtes und abgekühltes Wasser hat viele Bestandteile ver- loren, die zur Nahrung der Pflanzen dienen. — Die Menge des Wassers, das zum Begiefsen nötig, richtet sich auch nach der Art und Grösse der Pflanze, sowie nach der Temperatur des Zimmers. Ist ihr Topf aus Erde und im Verhältnis zur Pflanze klein, so muss diese öfters gegossen werden, als wenn sie einen Holzkübel oder einen grossem Topf hat. Im warmen Zimmer und bei geöffnetem Fenster giesse man öfter als im kalten und geschlossenen Raume. Die Gründe hierfür wirst Du, liebe Anna, leicht selbst finden. Nun folgt noch ein wichtiger Punkt, der teils aus Unkennt- nis, teils aus Bequemlichkeit vielfach übersehen wird. Sowie nämlich in der Natur die Gewächse zeitweise durch den Regen gereinigt werden, so muss man auch Zimmerpflanzen von Zeit zu Zeit waschen. Dies geschieht mittels eines nassen Schwammes indem man vorsichtig, das Blatt mit der Hand haltend, von der, Hauptrippe weg nach aussen fährt. Trockenes Abreiben ist nicht ratsam, weil dadurch das Zellengewebe warm gerieben und das Absterben des Blattes veranlasst wird.

7. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 12

1891 - München : Oldenbourg
12 9. Pflege der Zimmerpflanzen. Lei warmem, nicht allzu heftigem Regen ist es sehr gut, die Zimmerpflanzen ins Freie zu stellen, doch nicht allzulange. Das Versetzen besonders wertvoller Pflanzen überlassest Du, liebe Anna, am besten dem Gärtner, da für gewisse Pflanzen- gattungen verschiedene Erde erforderlich ist. Oder willst Du es durchaus selbst besorgen, so gib beim Kaufen der Erde die Ge- wächse an, für welche Du sie brauchst. Ist die Pflanze gesund, so erhält sie beim Verpflanzen einen grösseren Topf; ist aber ein Teil der Wurzeln faul und muss er daher entfernt werden, so nimmt man einen kleineren Topf. Das Versetzen geschieht vom März ab, jedoch nicht mehr im Spätherbst oder Winter. Eine ganz besondere Freude bereiten mir meine eben jetzt in prächtigem Farbenspiel prangenden Blumenbretter vor den Fenstern, die mir schon manches Lob meiner Besucher ein- getragen und manchen Ruf der Bewunderung von Vorüber- gehenden veranlasst haben. Es ist dies mein kleines Haus- gärtchen, auf das ich stolz bin. Die Blumenstöcke sind nicht in einzelnen Töpfen, sondern gleich in ein Kistchen aus Holz gepflanzt, da sie in diesem Falle weniger Wasser nötig haben, als in ersterem. Morgens und abends begiefse und überspritze ich sie je nach Trockenheit der Witterung mehr oder weniger. Da sie an der Südseite des Hauses angebracht sind, so muss ich sie im Hochsommer gegen die Mittagssonne durch Fenster- schirme schützen. In einem meiner Kistchen habe ich z. B. 3—4 Geranien (scharlachrot, rosa, salmfarbig und weiss), 1 gelbliches oder weifses Chrysanthemum, 1 blaue und 1 rosa Hortensie, 2—3 farbige Fuchsien, 2 blaue Lobelien, 1 Vanille, Epheu geranium etc. etc., was eine vorzügliche Farbenwirkung hervorbringt. Ich möchte Dir dringend empfehlen, einen solch reizenden Zimmerschmuck anzuschaffen und bin herzlich gern bereit, Dir einige Ableger von meinen Geranien und Hortensien zu schicken. Wenn Dir auch nicht gleich alles aufs beste gelingt, so darfst Du Dich, meine Liebe, nicht entmutigen lassen. Durch Fehlen lernt man. Und die Pflege der Pflanzen ist ein wahrer Quell der Freude für den Naturfreund. Er liebt die jungen, zarten Sprösslinge, die seine verständige, liebevolle Fürsorge durch ihr fröhliches, kräftiges Gedeihen dankbar belohnen, und die allmähliche Entwickelung jedes neuen jungen Lebens erfüllt ihn mit inniger Freude.

8. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 14

1891 - München : Oldenbourg
14 10. Die Sparsamkeit. Die Ausgaben verbuche sorgsam und versäume weder den täglichen Eintrag, noch den monatlichen und jährlichen Abschluß deiner Wirtschafts- bücher. Nur so kannst du wissen, ob dein Hausstand sich gebessert oder verschlechtert hat, ob du sparsam und deinen Verhältnissen angemessen oder über das Maß hinaus gewirtschaftet hast; in der Unkenntnis über solche Dinge liegt die größte Gefahr für den anfangs unmerklich fortschreitenden, dann aber jähen und nicht mehr aufzuhaltenden Ruin der Familie. Bezüglich des Einkaufs der Waren beachte man folgende allgemeine Regeln: 1. Man kaufe die Ware zu rechter Zeit und am rechten Orte; z. B. Heizmaterial am besten im Sommer oder Herbst; Vorräte für den Winter, wie Obst, Kartoffel, Gemüse zum Einmachen re. re., wenn die- selben nach der Ernte massenhaft auf den Markt gebracht werden. — Der rechte Ort ist nicht da, wo es auffällig billiger ist als überall; un- gewöhnlich niedere Preise erwecken beim umsichtigen Käufer immer Arg- wohn gegen die Güte und Echtheit der Ware. Es ist ferner nicht ratsam, auf Messen oder bei Hausierhündlern zu kaufen, weil man dabei leicht übervorteilt und hintergangen werden kann. Das Einkäufen auf Ver- steigerungen verleitet zu unnützen Ausgaben und raubt viel Zeit. 2. Für den Einkauf von Nahrungsmitteln, Kleidungsstücken und Brennmaterialien wähle man wo möglich bestimmte Kaufleute, Hand- werker und Lieferanten, weil man als ständiger Kunde von denselben weit zuvorkommender behandelt und eher berücksichtigt wird, als wenn man nach Laune oder Zeitungsreklame heute hier, morgen dort einkauft und so überall ein fremder Käufer ist. 3. Wo es die Verhältnisse erlauben, und wo die nötigen Räumlich- keiten zur zweckmäßigen Aufbewahrung der Lebensmittel vorhanden sind, ist es besser, im großen und in Vorräten zu kaufen, weil durch den Klein- verkauf die Waren verteuert werden und über der Besorgung viel Zeit verloren geht. 4. Die Hausfrau verlege sich nicht auf gewohnheitsmäßiges Feilschen, jenes halsstarrige und abquälende Handeln, welches aus mißverstandener Sparsamkeit hervorgeht und Mißtrauen gegen den Verkäufer zeigt. Vor Handlungen, in welchen vorgeboten und abgehandelt wird, ist zu warnen; man kauft in denselben teurer, als in solchen mit festen Preisen. 5. Einer der vorteilhaftesten Grundsätze im geregelten Haushalte ist das Barzahlen bei Einkäufen, namentlich von Lebensmitteln. Man kaufe nichts, was man nicht bar bezahlen kann. Das Hinausschieben der Be- zahlung nötigt den Verkäufer, die Ware teurer zu geben, und nichts ist un- erquicklicher als eine Zahlungsleistung für etwas, das bereits verbraucht ist.

9. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 16

1891 - München : Oldenbourg
16 11. Das Bild der Mutier. heftigen Unwillen gleicht, gänzlich fremd, ja unmöglich zu sein, und ich habe nie ein hartes Wort über ihre Lippen gehen hören. Wenn der Vater, in dessen Natur eine starke Anlage zu heftigen Aufwallungen lag, je zuweilen aus menschlicher Schwäche auch ein heftiges Wort gegen sie sprach, da schwieg sie wie ein Lamm und that ihren Mund nicht aus. Mit deu Dienstboten und Arbeitern zankte sie nie, sondern verwies ihnen das, was unrecht war, mit sanftem Ernste. Sie urteilte nie hart über einen abwesenden Menschen und mochte dies Urteilen auch an anderen nicht leiden. Und dennoch hat wohl selten eine Frau in ihrer ganzen Umgebung so viel willige Unterwürfigkeit und Gehorsam, so viel Ehrfurcht und Liebe gefunden, als diese. Viele rohe Dienstboten wurden in ihrem Haushalt gar bald sanft und gut und von dem Geiste der Gottesfurcht, des Fleißes und der Ordnung ergriffen, der von der Frau des Hauses aus- ging. Unser lieber Herr hat unter seinen Menschen zuweilen solche, durch welche er nur wohlthun und segnen, gar nicht strafen will. Ein solches Geschöpf voll Liebe und Segen war meine Mutter. Sie ver- mochte selbst uns Kinder nicht auf die gewöhnliche Art zu strafen, sondern dieses Strafamt übte der Vater stark und kräftig; die Mutter aber ward durch unsere Unarten nur betrübt und in sich gekehrt; und wenn wir Kinder dies bemerkten, that es uns weher, als des Vaters Zucht und Strafe; denn wir hatten die Mutter gar lieb. Zuweilen aber, als die Kinder größer und den gewöhnlichen Strafen entwachsen waren, sprach bei ihren Fehltritten die Mutter ein Wort von so nachdrücklicher, tief eindringender Art, daß der Eindruck davon noch jetzt feststeht, wo diese alten Kinder schon mit grauen Haaren einhergehen. Oder sie sah uns mit einem Blicke an, in welchem eine Kraft lag, die uns wie ein treuer Wächter nachging auf allen unsern Wegen und wie mit einem starken Arm uns zurückhielt vom Bösen. Ich weiß mich noch jetzt eines solchen Blickes zu erinnern, der mich tiefer beschämt hat und in diesem Augenblick noch tiefer und inniger beschämt als alles, was mich jemals vor dem Angesichte der Menschen beschämt und gedemütigt hat. Und was war es denn, was diesen Augen eine solche Kraft gab? Das war der Geist der Reinheit und Lauterkeit, welchen Gott in einem seltenen Maße dieser Seele gegeben hatte; und jene andere Kraft, welche wie der Arm eines Wächters die Kinder erfaßte und aus ihren Wegen begleitete, das war die Kraft des inbrünstigen Gebets und der ernstlichen Fürbitte bei Gott für diese Kinder. Wohl wenig Frauen haben so wenig gesprochen und so viel ge- than wie meine Mutter. In ihren jüngeren Jahren, als der Vater ein sehr dürftiges Einkommen und dabei ein saures Amt hatte, erwarb die

10. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 35

1891 - München : Oldenbourg
35 25. Von den Genußmitteln. 26. Vom Kochen. zu nennen: Essig, Senf, die verschiedenen Suppengewürze, Kümmel, Fenchel, Zitrone. Die übrigen sind ziemlich entbehrlich. Eine gute Nahrung kann und muß in der verschiedensten Weise zu- sammengesetzt werden. Ein und dasselbe Gericht längere Zeit ausschließlich genossen, wird schließlich zum Ekel. Auch können von gewissen Nahrungs- stoffen nur beschränkte Mengen verdaut werden, z. B. von Stärke höchstens 500 g. Dies gilt daher auch von den stürkereichen pflanzlichen Nahrungs- mitteln, die sonst wohl eine genügende Nahrung bieten könnten, z. B. von Hülsenfrüchten, vom Getreide. Um die nötige Abwechslung zu schaffen, sollen tierische Nahrungsmittel mit benützt werden. 25. Won den Henußmitlekn. Der Mensch nimmt außer der eigentlichen Nahrung noch Stoffe zu sich, deren Nährstoffgehalt im Verhältnis zum Preise nicht inbetracht kommt: Kaffee, Thee, Wein, Bier. Man bezeichnet diese Stoffe als Genuß mittel. Sie können dem Körper nicht wie die Nährstoffe Spannkraft liefern; aber sie erleichtern, in mäßiger Menge genossen, die Überführung der Spannkräfte in Arbeit. Wenn wir den Menschen mit einer Maschine vergleichen, so entsprechen die Nährstoffe dem Brenn- material, welches die Spannkraft des Dampfes und dadurch die Be- wegung erzeugt, die Genußmittel dem Öl, welches die Beweglichkeit der Maschinenteile vermehrt, gleich dem Öl nicht zu entbehren, aber nicht imstande, die Nährstoffe zu ersetzen. Das Bier enthält allerdings eine nicht unbeträchtliche Menge Kohlehydrate, P21 soviel wie eine Semmel. Aber es ist zu teuer, als daß das Bier in die Reihe der Nahrungsmittel gezählt werden könnte. Ein übermäßiger Biergenuß beeinträchtigt die Ernährung in hohem Grade, weil er die Geldmittel zur Beschaffung von Nahrungsmitteln verkürzt. Aber immerhin vermag ein ermüdeter Arbeiter durch ein Glas Bier seine Leistungsfähigkeit vorübergehend wieder herzustellen. (Nach Dr. Böhm u. Dr. Ranke.) 26. Wom Kochen. Unter den verschiedenen Lebensgenüssen, welche sich der Scharfsinn des Menschen zu bereiten weiß, steht eine gute Mahlzeit gewöhnlich obenan. Schon das Zartgefühl muß die Versorgerin der Küche antreiben, daraus bedacht zu sein, daß es dem lieben Vater, dem thätigen Bruder oder Gatten, wenn sie sich zu Tische setzen, „recht schmecken" möge; es kommt dies auch der ganzen Hauswirtschaft zugute, indem die Männer, einer gediegenen häuslichen Küche gewiß, nicht verleitet werden, sich in Gasthäusern zu verschaffen, was sie zuhause entbehren müssen. 3«
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