2. Die Sonn' ist längst auf ihrer Bahn,
auf seinem Posten kräht der Hahn,
die Tauben flattern ans dem Schlag
und sonnen sich im ros'gen Tag.
Guten Morgen!
3. Schon tönen Lieder und Schalmei'n,
Der Herde Glöcklein klingen drein,
und seinen Morgengruß entbeut
vom Turme weithin das Geläut.
Guten Morgen!
4. Was nur die Hände rühren kann,
das schickt sich jetzt zur Arbeit an;
die Nachbarsleut' in Stadt und Land,
sie drücken sich zum Gruß die Hand.
Guten Morgen!
5. Und alles regt sich nah und fern
und rüstet sich und preist den Herrn.
Ihr wollt doch nicht die Letzten sein?
Drum stehet aus und stimmet ein:
Guten Morgen!
5. Oer Läeleerjuri^e. von Max Eschner.
Natur und Menschenhand im Dienste des Hauses. I. Bd. 2. Ausl. Stuttgart o, I. S. 3.
Es ist noch sehr früh am Morgen. Die Dämmerung verkündet
den nahenden Tag. In tiefem Schlummer ruhen noch die
Bewohner des Hauses.
Da dringt plötzlich schrill und scharf der Ton der Klingel
durch die stillen Räume. Erschrocken fährt die Mutter von ihrem
Lager auf.
„Wer schellt denn schon so früh?“ fragt sie unwillig. Ein
rascher Blick auf die Uhr gibt ihr die Antwort: „Aha, der Bäcker-
junge mit den Brötchen!“
Sie weckt sofort Guste, das Dienstmädchen, das mit einigem
Widerstreben sein warmes Bett verläßt und nur notdürftig bekleidet
an die Türe huscht. Aber Guste muß die Tür schon völlig öffnen,
wenn sie den Bäckerlehrling entdecken will. Zwar steht da draußen
ein Korb, gefüllt mit frisch duftenden, noch warmen Brötchen und
Semmeln, aber erst bei schärferem Umherspähen in dem schwach
, 1*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
in eine kleine Stube hinein, da saß eine Großmutter auf einem Lehn-
stuhl. Auf ihrem Schoße lagen eine Menge Blumen: Schlüsselblumen,
Schneeglöckchen und Veilchen.
Vor ihr auf einer Fußbank saß ein kleines Mädchen. Sicher war
es eben von einem Spaziergang zurückgekommen und hatte der Groß-
mutter die Blumen mitgebracht. Und sicher hatte es auch draußen viel
Lustiges und Schönes erlebt; denn es erzählte und lachte in einem fort,
und manchmal klatschte es in die Hände vor lauter Vergnügen.
Ich glaube, die Großmutter war blind; denn als ich ihr gerade
ins Gesicht schien, um zu sehen, ob auch sie sich freue, da machte sie nicht
ganz stx die Augen zu wie andere Leute und drehte auch nicht den Kopf
weg. Aber ich sah doch, daß sie sich über das kleine Mädchen freute;
denn sie lächelte und nickte leise mit dem Kopfe.
„Ich möchte auch wohl wieder einmal in den Wald gehen und
Tannenduft riechen und die Sonne scheinen sehen und die Vöglein
singen hören," sagte sie dann.
Da wurde die kleine Anna einen Augenblick ganz traurig. Sie
wußte, daß die arme, gute Großmutter zu schwach und zu krank dazu
war, daß sie nie wieder in den Wald gehen konnte.
Eine Weile saß sie ganz still und dachte nach. „Großmütterchen!"
rief sie auf einmal und sprang auf und streichelte die alte Frau und
küßte sie, „Großmütterchen, weißt du was? Morgen gehe ich noch ein-
mal in den Wald und hole ganz, ganz viele Tannenzweige, und die
stelle ich alle hin, ganz dicht vor dich, daß du sie riechen kannst, dann
kannst du denken, du wärest im Walde. Und dann rücke ich deinen
Sessel recht in die Sonne, und dann, dann singe ich dir ein Liedchen
vor. Weißt du — das, das du so gern hörst."
Und mit ihrer hellen, frischen Stimme sang die Kleine der Groß-
mutter das Liedchen vor.
Als ich wieder der Großmutter in die Augen sah, sah ich, daß
zwei Tränen daraus heroorrollten; aber es mußten wohl Freudentränen
sein, denn die Großmutter machte ein sehr, sehr glückliches, frohes Ge-
sicht. Sie winkte das kleine Mädchen zu sich heran und strich ihr mit
der Hand über das blonde Haar. Und dann sagte sie: „Ich danke dir,
mein Sonnenstrahl."
„Nun, was sagt ihr dazu?" fragte der Sonnenstrahl, der diese
Geschichte den anderen erzählt hatte. „Was sagt ihr dazu, daß es auch
Sonnenstrahlen gibt, die so aussehen wie Menschen? Habt ihr das
schon gewußt?"
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28
glanz und auf die jauchzenden Kinder, die drunten zum erstenmal wieder
mit Ball und Kreisel spielen. Noch weht eine kühle Luft durch die
Straßen und über den Park; aber an den Baumzweigen wiegen sich
schon dickgeschwollene Knospen. Ein Star flötet vom Gipfel der Pappel
seine langen Töne. Ein Hoffen zieht durch jede Seele, und Freude
strahlt über die bleichen Gesichter der Städter; denn auf jeder Lippe
liegt das glückliche Wort: Der Frühling kommt!
Hinweg drum mit den dicken Pelzen, mit den dicken Handschuhen
und Winterhüten! Frühlingskleidung und Frühlingshüte soll der lachende
Sonnenschein sehen! Und leicht und fröhlich wandern und fahren die
Städter durch die sonnenhellen Straßen und Anlagen. Wie schnell leeren
sich die Körbe der Blumenverkäufer an den Straßenecken! Ja, wer möchte
auch den Frühling begrüßen ohne ein paar Schneeglöckchen im Knopfloch?
Alles flieht die im Winter so gern ausgesuchten dumpfen Gasthäuser; schon
suchen sich viele ein sonniges Plätzchen in den Vorgärten der Restaurants.
Überall fröhliches Gespräch, lachende Gesichter im lachenden Sonnenschein.
Der nahe Fluß ist befreit von dem Zwange der Eisdecke. Sein
breiter Rücken trägt wieder Schlepper und Kähne. Pfeilschnell schießen
die ersten Rennboote auf dem Wasser dahin. Ein Segelboot folgt ihnen
mit geblähtem, weißem Segel. Wohin? Hinaus aus der Stadt, dahin,
wo sich Wiese und Wald freundlich an die Ufer des Stromes legen,
wo sich der heitere Himmel weit, weit über die Erde spannt und in dem
dürren Grase die ersten Veilchen blühen. O, wer doch da draußen dem
Frühling entgegenwandern und ihn dort begrüßen könnte! — Aber warum?
Scheint nicht auch im Park die Sonne? Sprießen nicht auch hier in den
Vorgärten und Anlagen üppige Krokus und Schneeglöckchen? Geduld!
Geduld! In ein paar Tagen wird der Frühling mitten in der Stadt, in
allen Straßen und Anlagen sein und alles schmücken mit Laub und Blüten!
35. Wenn ich erst groß bin. von Julius sturm.
Das Buch für meine Kinder. Leipzig 1880. S. 73.
1. Was treibst du doch für Faxen,
Du wirst ganz naß, mein Kind,
„Lieb Mütterlein, ich will wachsen,
will wachsen im Regen und Wind. .
2. Und wuchs ich im Wind und Regen,
und bin ich stark und groß,
so sollst du die Hände legen
ganz still in deinen Schoß.
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3. Ich schaff in Kiich’ und Keller,
und alles ist mir kund;
es klirren Schüsseln und Teller,
es klingelt das Schlüsselbund.
4. So will ich dir beschicken
das ganze Haus allein,
will waschen, kochen und flicken,
das soll eine Lust mir sein!“
36. Vas Heit des Rotichwäri|chen$. von mnb. Cuvtman.
84 lehrreiche Geschichten. Neue durchgesehene Ausgabe. Gießen o. J. 8. 26.
c^as Rotschwänzchen wollte gern ein Nest bauen und konnte keinen
is Platz finden. Es flog in dem ganzen Garten umher und um das
ganze Haus herum und konnte nichts entdecken, was ihm paßte. Endlich
fah es eine Ritze in der Mauer, und da es fand, daß sie weit genug
war zum Hinein- und Herausschlüpfen, sagte es zu feinem Männchen:
„Komm, wir wollen uns Heu suchen und unser Nestchen bauen!" Und
sie suchten Heu- und Grashälmchen und machten ein rundes Nestchen
und taten weiche Federn hinein, und es war groß genug für das
Männchen und das Weibchen und weich und warm für die Jungen.
Da legte das Rotschwänzchen fünf Eierchen in das Nest, so groß wie
eine Haselnuß und bläulich von Farbe und gar niedlich von Gestalt.
Nun brüteten sie abwechselnd aus den Eiern. Wenn das Weibchen
ausflog, brütete das Männchen, und wenn das Männchen Futter holte,
brütete das Weibchen. Nach einigen Wochen krochen fünf niedliche
Junge aus den Eiern, die waren noch nackt und ohne Federn. Aber
die Alten wärmten und fütterten sie, bis sie größer waren und ihnen
Federn wuchsen. Und sie hatten ihre Freude an den Jungen und hatten
sie sehr lieb; und die Jungen zwitscherten, wenn sie die Mutter sahen,
und sperrten die Schnäbel auf, weil sie wußten, daß sie ihnen allemal
etwas zu essen mitbrachte.
3?. Vtk Von Hcietbert Von Cbamiito.
Gesammelte Werke. Herausgegeben von Max Koch. 1. Bd. Stuttgart o. J. 8. 219.
l. Mutter! Mutter! Unsere Schwalben —
heb doch selber Mutter, sieb!
Junge haben sie bekommen,
und die Hlten füttern sie.
36
du bist in gutem Schutz bei mir,
auch nehm’ kein Mietgeld ich von dir,
Platz ist ja für uns beide!“
3. Das Spätzlein dankt und baut sich an;
der Storch hat ihm kein Leid getan
und hat ihn nicht verstoßen.
So wohnten beide lange Zeit
in Frieden und in Einigkeit,
der Kleine bei dem Großen.
46. Der Fuchs und der Storch. von Wilhelm Curtman.
84 lehrreiche Geschichten für Kinder. Neue durchgesehene Ausgabe.
Gießen o. I. S. 50.
Der schadenfrohe Fuchs schickte einmal seinen Bedienten zu
dem Herrn Storch und ließ ihn zum Mittagessen bitten. Der
Storch ließ eine Empfehlung sagen, und er werde sich mit Ver-
gnügen einfinden. Weil nun der Storch dachte: Der Fuchs ist ein
reicher Herr, der wird gewiß etwas Gutes auftischen, so frühstückte
er gar nicht, um desto besseren Appetit zum Mittagessen mitzu-
bringen.
Aber was geschah? Als der Storch ankam, wurde er mit
großer Höflichkeit empfangen und an die schön gedeckte Tafel
geführt. Auch stand auf derselben wirklich sehr kostbare Krebs-
suppe und vortreffliche Rahmbrühe nebst süßem und mit Zimt
bestreutem Brei, aber alles dies nicht in Schüsseln, sondern auf
ganz flachen Tellern. Auch war weder Fleisch noch Brot noch
Löffel zu sehen. Das kam dem Storch kurios vor; denn mit
seinem langen Schnabel und seiner kurzen Zunge konnte er
weder etwas schlürfen noch lecken. Jetzt fing der Fuchs an ein-
zuladen und zu nötigen und hatte seinen Spaß an der Verlegenheit
des hungrigen Storches, und um ihn noch mehr zu ärgern, nahm
er selbst einen Teller nach dem andern vor sich und schlürfte
und leckte alles rein auf. Und dazwischen sagte er zu seinem
Gast: „Ei, ei, Herr Vetter, ist Ihnen denn gar nichts gefällig?
Sie sind doch nicht blöde? Oder haben Sie etwa zu Hause
schon etwas Besseres gespeist? Machen Sie es doch wie ich, und
greifen Sie zu!“ Der Storch, der wohl sah, daß er angeführt
war, schwieg still und ging nach Hause, als wenn gar nichts vor-
gefallen wäre.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_Curtman Wilhelm
38
Wasser sehlte es gänzlich. Wie sie sich nun bemühte und abärgerte,
stand plötzlich ein kleines buckliges Männlein vor ihr und sagte:
„Gib mir dein Tüchlein,
so lehr' ich dich zwei Sprüchlein."
„Das wär' ein schöner Tausch!" rief lachend die Gänsechristel.
„Sprüche weiß ich selbst genug." — „Aber meine Sprüchlein doch nicht,"
sagte das Männlein, „die könnten dir gute Dienste tun. Wenn du eine
Gans würdest, dann würde deine Not schnell ein Ende haben; die
Gänse würden deine Sprache verstehen und dir als ihrer Meisterin
gehorchen." — „Das siel' mir ein, eine Gans zu werden," ries die Gänse-
christel; „ich habe keine Lust, Gras und Hafer zu fressen und mich zu
Martini schlachten zu lassen."
„Hi! hi!" lachte der Kleine, „so ist's nicht gemeint. Das eine
Sprüchlein macht dich zur Gans, und das andere macht dich wieder zur
Gänsechristel." — „Da nimm!" sagte die Gänsechristel, knüpfte ihr Tüch-
lein los und gab es dem kleinen Mann, der es sich um den Kops band
und vor Freude umherhüpfte. Dann trat er vor die Gänsechristel hin
und sagte ihr seine Sprüchlein. Das eine lautete:
„Hurtedigurte, wer kanu's?
Erst ein Mägdlein und jetzt eine Gans."
Das andere hieß:
„Hurtedigurte, wer kann's?
Jetzt ein Mägdlein und erst eine Gans."
„Vergiß nur das zweite Sprüchlein nicht," ries lachend der Kleine,
„es wäre schade um dich, wenn du zu Martini geschlachtet würdest.
Hi! hi!" Mit diesen Worten lief er dem nahen Walde zu und ver-
schwand. Die Gänsechristel aber dachte: Du willst doch einmal die
Sprüche versuchen und sehen, ob dich dies bucklige Kerlchen nicht betrogen
hat. Sie sprach den ersten Spruch leise vor sich hin, und kaum war
das letzte Wort von ihren Lippen, so war sie auch schon in eine schöne
weiße Gans verwandelt worden. Die Gänse schienen sich gar nicht
darüber zu wundern, sie kamen zutraulich herbei und singen an, über
allerlei mit ihr zu schwatzen, und sie verstand die seltsame Sprache und
konnte sie selbst reden. Am Abend sprach sie das andere Sprüchlein
und stand sogleich wieder als Gänsechristel vor ihrer Herde. Von nun
an hatte sie gute Zeit; denn es fehlte ihr nicht an Unterhaltung, und
die Gänse gehorchten ihr gern.
Wenn der Abend kam und die Gänse heimgetrieben werden sollten,
sprach sie stets nur das andere Sprüchlein und trieb dann als Gänse-
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TM Hauptwörter (200): [T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
40
hinter dem Ohr und brummte: „Bei der Magd ist's wohl im Ober-
stübchen nicht ganz richtig; morgen soll sie den Abschied erhalten."
Die Gänsechristel war als Gans in den Wald geflogen, aber, o
Jammer! als sie das zweite Sprüchlein gaken wollte, hatte sie es in all
der Angst vergessen. Sie hing traurig den Kopf und sann und sann,
aber es war alles umsonst. Da hörte sie plötzlich hinter einem Busch
eiu leises Gekicher. Sie machte einen langen Hals, um zu sehen, was
dort so höhnisch lachte:
„Hi! hi! hi! Hat den Spruch vergessen,
muß nun Hafer fressen!"
In demselben Augenblick hatte aber auch die Gans den bösen Zwerg
am Bein gepackt und sich so festgebissen, daß der höhnische Wicht laut
aufschrie und der Gans die besten Worte gab, damit sie ihn doch loslasse.
Aber sie hielt ihn so lange fest, bis er ihr wieder zu dem zweiten Sprüch-
lein verholfen hatte. O, wie froh war die Gänsechristel, als sie keine
Gans mehr war! Der kleine Mann aber rieb sein Bein und hinkte
verdrießlich fort; denn wenn es nach seinem Wunsche gegangen wäre,
hätte die Gans eine Gans bleiben müssen. — Und die Gänsechristel? -
Die hat nie wieder die Sprüchlein gebraucht, sondern geduldig die Gänse
gehütet; durch Schaden war sie klug geworden und hielt es ihr Leben
lang mit dem Sprichwort:
Trau, schau, wein! —
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44
2. Der Baum streckt seine Äste vor,
zur Höhe strebt er kühn empor.
Hach’s wie der Baum
im sonnigen Raum!
3. Die Quelle springt und rieselt fort,
zieht rasch und leicht von Ort zu Ort.
Hach’s wie der Quell
und rege dich schnell.
4. Der Doge! singt sein Liedchen hell,
freut sich an Sonne, Baum und Quell.
Mach’s ebenso!
Sei rüstig und froh!
53. Der Graben. von iise Frapan.
Hamburger Bilder für Hamburger Kinder. Hamburg 1899. S. 23.
5 gibt Straßen und Wege, an denen auf einer Seite,
manchmal auch auf beiden ein Graben hinläuft.
Da wuchert es von allerlei Pflanzen, da springen
Grashüpfer, da laufen braune oder blaue blanke
Käfer, da ist es viel lustiger zu gehen als auf der
geraden, langweiligen Straße. Wenn ich solch
einen Graben sehe, gucke ich erst hinein, ob unten darin Wasser
ist. Hat der Graben Wasser, so stecke ich einen Stock hinein, um
zu sehen, wie tief es ist. Ich möchte zwar auch sehr gern im
tieferen Graben patschen, aber Vater sagt, das verdirbt die Stiefel,
und Stiefel kosten viel Geld. Es ist auch unangenehm, die Stiefel
zu putzen, wenn sie voller Schlamm oder Lehm sind. Ist aber der
Graben nicht sehr naß, dann springe ich getrost hinein, und nun
geht der Spaß an! Man kommt nicht schnell vorwärts hier unten,
wie auf der Straße, nein, man muß die Beine ordentlich heben
und schwingen, so dicht stehen die Kräuter. Quer über den Weg
legt sich die hinterlistige Brombeerranke und möchte wohl gern,
daß ich hinfiele! Ja, hinterlistig ist sie mit ihren Stacheln, aber
hübsch ist sie doch! Ihre rötlich-weißen Blumen drängen sich
dicht aneinander wie kleine wilde Rosen, und ich habe auch
schon manchmal schwarze Brombeeren gefunden. Die sehen aus
wie aus lauter blanken, schwarzen Perlen zusammengesetzt. Sie
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2. Marienwürmchen, fliege weg,
dein Häuschen brennt, die Kinder schrei'n
so sehre, wie so sehre!
Die böse Spinne spinnt sie ein,
Marienwürmchen, flieg hinein,
deine Kinder schreien sehre.
3. Marienwürmchen, fliege hin
zu Nachbars Kind, zu Nachbars Kind,
sie tun dir nichts zuleide:
es soll dir da kein Leid geschehn,
sie wollen deine bunten Flügel sehn,
und grüß' sie alle beide!
56. Die Rebhuhlljfilltlilie. Von Hermann Wagner.
Entdeckungsreisen in Feld und Flur. 13. Auflage. Leipzig 1908. S. 43.
Im Felde da, wo das Korn um den berasten Hügel wogt, hat ein
Rebhuhnpaar seinen Haushalt eingerichtet. Mit dem Nestbau
macht es wenig Umstände: eine flache Vertiefung in den Boden
gescharrt, an warmer, trockner Stelle, die vor dem Winde geschützt
ist, dann einige Halme hineingelegt, kreuz und quer, wie’s eben
gehen will — so ist die Sommerwohnung fertig und das Kinder-
stübchen dazu. Kaum sind die jungen Rebhühner einige Stunden
aus den Schalen gekrochen, so wird’s ihnen schon zu eng im
Stübchen; es sitzen ja auch ein Dutzend, mitunter sogar bis 20
Stück beieinander. Die Mutter ruft, und die jungen Rebhühner
versuchen die Beine. Sie spazieren mit der Mutter durchs Feld,
immer zwischen den Halmen hin, und müssen lernen hübsch
aufmerken, wo es was zu fressen gibt. Dicht am Feldrain haben
sich die Ameisen eine Burg gebaut und verwahren darin ihre
Puppen. Das alte Rebhuhn unternimmt einen Kriegszug, läuft
Sturm gegen die Ameisenfestung, scharrt mit den Beinen die Wälle
nieder und reißt mit dem Schnabel die Wohnungen der schwarzen
Soldaten ein; die weißen Puppen liegen zu Tage, und die ganze
Schar der jungen Rebhühner fällt darüber her und hält Festessen.
Das schwarze Volk der Ameisen muß schnell dabei sein, wenn es
wenigstens einige seiner Puppen in Sicherheit bringen will.
Den kleinen Feldvögeln droht aber auch hunderterlei Todes-
gefahr, und nicht jedes Rebhuhn wird groß, das anfänglich so
lustig zwischen roten Klatschrosen und blauen Kornblumen umher-
TM Hauptwörter (100): [T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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zog. Das Wiesel ist ein flinker Räuber und der Fuchs ein schlauer
Gesell; dazu kommen noch Falken und Eulen und aus dem Dorfe
die Katzen. Die Rebhuhnmutter hat den ganzen Tag über zu
spähen, ob ihren Kleinen irgendeine Gefahr drohe.
Kinder kommen ans Ährenfeld; sie wollen Kornblumen suchen
zum Kranze. Ehe das alte Rebhuhn es gemerkt hat, sind sie ihm
ganz nahe gekommen. Sie jubeln plötzlich laut auf, wie sie die
kleinen, niedlichen Vögelchen sehen, strecken die Hände aus und
wollen die Küchlein fangen. In der Angst fährt die Rebhuhnmutter
mit ausgebreiteten Flügeln den Kindern entgegen, als wolle sie
schlagen und hacken; dann läuft sie langsam und hinkend auf dem
breiten Wege weiter. Sie legt sich ganz auf die Seite und schleppt
einen Flügel nach, gerade als sei sie schwer verwundet oder krank
und könne nicht fort. Die Kinder vergessen die kleinen Rebhühner
und achten nur auf das große; denn das ist, wie sie meinen, am
leichtesten zu erhaschen. Weiter hat auch das schlaue Tier nichts
gewünscht. Wie die Kinder ihm nahen, wackelt es langsam fort,
immer weiter von den Jungen hinweg. Dann läuft’s etwas schneller
und schaut dabei aufmerksam nach seinen Kleinen um. Diese sind
wie eine Wolke nach allen Seiten auseinandergestoben. Eins hat
sich zwischen zwei Erdstücken verkrochen, das zweite hinter einem
Stein versteckt. Ein drittes kauert unter dem Grasbusch, das vierte
unter dem Distelblatt —jetzt sind sie alle geborgen! — Die Kinder
wollen eben das alte Rebhuhn erfassen — da springt’s auf und
davon, schnell wie der Wind. Die Kinder stehen verblüfft mit
offenen Händen und Augen. Der kleine Feldvogel hat die großen
Menschen überlistet. Er ist durch die Halme geschlüpft, weit hinten
im Felde ertönt sein leiser Lockruf. Die Kinder überhören ihn;
um so besser verstehen aber die jungen Rebhühner die Sprache
ihrer Mutter. Sie eilen dem Klange nach, und wenige Minuten
darauf sind wieder alle beisammen.
57. Cßarurn der F)alm nur eine Kurze Hbre bat.
Von Oskar Däbnbardt.
Naturgeschichtliche Volksmärchen. 2. verb. Auflage. Leipzig 1904. S. 18.
Ofjor§eiten, als Gott noch selbst aus Erden wandelte, da war die
Fruchtbarkeit des Bodens viel größer, als sie setzt ist. Damals trugen
die Ähren nicht sünszig- oder sechzigsältig, sondern vier- bis sünshundert-
sältig. Da wuchsen die Körner am Halm von unten bis oben hinaus:
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
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