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1. Haus und Heimat II - S. 3

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
u^au^u^au^üu^üu^iiu^a 3 ~^hv^ü werden es schirmen und werden es halten, werden besiegen die dunkeln Gewalten. Ist unser Häuschen auch noch so klein, drin wird ein ewiger Zrühling sein! 5. Aein Mensch zu Haus. von Friedrich Rückert. „Geh, es ist kein ^Ilensch zu Haus!" rief der Geizige heraus, als den Gast er Hörle pochen. hat er Wahrheit nicht gesprochen? Wo man läßt den Gast nicht ein, muß kein Wensch im Hause sein. 4. Der Arme und der Reiche. Von den vrüdern Grimm. Vor alten Zeiten, als der liebe Gott noch selber auf Erden unter den Menschen wandelte, trug es sich zu, daß er eines Abends müde war und ihn die Nacht überfiel, bevor er zu einer Herberge kommen konnte. Nun standen auf dem Weg vor ihm zwei Häuser einander gegenüber, das eine groß und schön, das andere klein und ärmlich anzusehen, und gehörte das große einem reichen, das kleine einem armen Manne. Da dachte unser Herrgott: „Dem Reichen werde ich nicht beschwerlich fallen; bei ihm will ich übernachten." Der Reiche, als er an seine Türe klopfen hörte, machte das Fenster auf und fragte den Fremdling, was er suche. Der Herr antwortete: „Ich bitte um ein Nachtlager." Der Reiche guckte den Wandersmann von Haupt bis zu den Füßen an, und weil der liebe Gott schlichte Kleider trug und nicht aussah wie einer, der viel Geld in der Tasche hat, schüttelte er mit dem Kopf und sprach: „Ich kann Euch nicht aufnehmen, meine Kammern liegen voll Kräuter und Samen, und sollte ich einen jeden beherbergen, der an meine Türe klopft, so könnte ich selber den Bettelstab in die Hand nehmen. Sucht Euch anderswo ein Auskommen." Schlug damit sein Fenster zu und ließ den lieben Gott stehen. Also kehrte ihm der liebe Gott den Rücken und ging hinüber zu dem kleinen Haus. Kaum hatte er angeklopft, so klinkte der Arme schon

2. Haus und Heimat II - S. 7

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
5. Das fremde Aind. von Johann ^)eter r^ebel. Durch den Schnee und durch die Tannen des Schwarzwaldes kommt abends am 5. Dezember 1807 ein achtjähriges Mägdlein halb barfuß, halb nackt vor das Häuslein eines armen Tagelöhners im Gebirg' und gesellt sich mir nichts, dir nichts zu den Kindern des armen Mannes, die vor dem Hause waren, und gaukelt mit ihnen, geht mit ihnen mir nichts, dir nichts in die Stube und denkt nimmer ans Fortgehen. Nicht anders als ein Schäflein, das sich von der Herde verlaufen hat und in der Wildnis herumirrt; wenn cs wieder zu seinesgleichen kommt, so hat es keinen Kummer mehr. Der Tagelöhner fragt das Kind, wo es her- komme. „Oben herab von Gutenberg." „„Wie heißt dein Vater?"" „Ich habe keinen Vater." „„Wie heißt deine Mutter?"" , „Ich habe keine Mutter." „„Wem gehörst du denn sonst an?"" „Ich gehöre niemand sonst an." Aus dem Kinde war nur so viel herauszubringen, daß es von den Bettelleuten sei aufgelesen worden, daß es mehrere Jahre mit Bettlern und Gauklern herumgezogen sei, daß sie es zuletzt haben sitzen lassen, und daß es allein weitergegangen sei und jetzt da sei. Als der Tagelöhner mit den Seinigen zu Nacht aß, setzte sich das fremde Kind auch an den Tisch. Als es Zeit war zu schlafen, legte es sich auf die Ofenbank und schlief auch. So den andern Tag, so den dritten; denn der Mann dachte: „Ich kann das arme Kind nicht wieder in sein Elend hinausjagen, so schwer es mir ankommt, eins mehr zu füttern." Aber am dritten Tage sagte er zu seiner Frau: „Frau, ich will's doch auch dem Herrn Pfarrer anzeigen." Der Pfarrherr lobte die gute Denkungsart des armen Mannes. „Aber das Mägdlein," sagte er, „soll nicht das Brot mit euern Kindern teilen; sonst werden die Stücklein zu klein. Ich will ihm einen Vater und eine Mutter suchen." Also ging der Pfarrherr zu einem wohlhabenden und gutdenkenden Mann in seiner Gemeinde, der selber wenig Kinder hatte, und sagte zu ihm:

3. Haus und Heimat II - S. 10

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
10 t^r?c^Tiu^ar^xiv^a genommen hätte, was nicht verdient war. So weiß ich, daß er gern rauchte, sich aber nur am Sonntag und äußerst selten mal zur Feier- abendstunde einen Kopf voll gönnte. Einmal suchte er die letzten Pfennige im Schranke zusammen, um sich wieder ein kleines Paket Tabak zu kaufen. Unwillkürlich seufzte unsere Mutter darüber auf, während sich in ihrem Gesichte Falten bildeten. Der Vater ruckte und zuckte zu- sammen, sah eine Minute lang still seine Pfeife an, schlenkerte sie dann um die Hand und sagte: „Kathrinsophie, du hast recht! Und du sollst mich von heute an nicht mehr rauchen sehen." Und seine Stimme klang so heiter, sein Gesicht war so strahlend, als wenn er Wunder was für 'ne Freude hätte. Das fiel der Mutter denn doch schwer aufs herz, und es wurden ihr die Bugen naß. ,,Uein, Hanfrieder, was mußt du von mir denken! Sch gönne dir wahrlich von herzen gern deine pfeife," sagte sie mit halberstickter Stimme und eilte selbst nach dem Schranke, um das Geld zusammenzu- suchen. Da aber lief unser Vater ganz vergnügt hinaus und brachte seine pfeife ganz oben auf den hahnebalken. Und ich habe ihn von dem Tage an nie wieder rauchen sehen. Unsere Mutter trank gern ein Täßchen Kaffee,- aber seitdem der Vater seine pfeife auf den hahnebalken gebracht hatte, schmeckte er ihr nicht mehr,- sie kaufte auch nie mehr als ein viertel zu 14 Pfennigen, und das mußte auf lange Zeit reichen. Gegen Weihnachten schlachteten wir gewöhnlich ein Schwein und machten ein würziges Uauchfleisch davon. Und das wußte unsere Mutter so einzuteilen, daß sie wohl jeden Sonntag im Jahre ein Stück in den Topf stecken konnte. Dabei war sie immer guten Mutes, und oft hörte ich sie sagen: ,,Mit vielem hält man Haus, mit wenigem kommt man auch aus." Wurde uns das Brot zu knapp, so hielten wir uns, ohne saure Mienen zu ziehen, an die Kartoffeln,- waren die aber mal nicht gut geraten, was immer das schlimmste war, so mußten wir uns mit Bohnen, Linsen, Erbsen, Wurzeln und Steckrüben begnügen. Da sich die Steckrüben im feuchten Keller nicht lange zu halten pflegten, wurden sie in den Vorwinterabenden in dünne Scheiben ge- schnitten, in der Pfanne geröstet, dann in Beutel getan und unter den Stubenbalken gehängt. Besonders geschah das wegen der mit uns hau- senden und mit uns schmausenden Mäusesippschaft. Die Bäcker hätten's

4. Haus und Heimat II - S. 11

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
ja anderswo weit besser haben können - allein es schien ihnen nirgends so gut zu gefallen wie bei uns in der Lindenhütte, wenn sie nur nicht jeden kargen Bissen hätten mit uns teilen wollen! was mich anbetrifft, so wünschte ich freilich aufs lebhafteste, daß die graue Gesellschaft die Lteckrübenschnitzel alle miteinander über die Leite schaffen möchte; denn das Lteckrübenmahl war mir ganz und gar zuwider. Nber unerbittlich hielten die Eltern darauf, daß ich meinen Widerwillen bezwang; manchmal half mir der Vater sogar mit seinem Leibriemen nach. ,,wenn du mal zu fremden Leuten kommst," hieß es, ,,wird man dich nicht erst fragen, ob du ein Essen gern oder ungern hast. Da muß man daran gewöhnt sein, rauh und schlicht zu genießen." Der Lteckrübentag, der gegen Nusgang des winters sowie das ganze Frühjahr hindurch mindestens einmal in der Woche wiederkehrte, war einer der schlimmsten Tage meiner Kindheit, so wunderlich es auch zu sagen ist. Rauh und schlicht war unsere Lebensweise in der Lindenhütte, und darin bin ich gestählt worden für die harte Not des Lebens. L. U-Liakcn und I-z)unkte. von Fritz Mauthner. Die ganze Klasse war einig darüber, daß Trudchen ungerecht be- handelt worden sei. Neun Fehler hatte ihr das ,,Fräulein" angerechnet, und doch hatte sie in der ganzen langen Nrbeit nicht einen einzigen ,,richtigen" Fehler. Zwei U-!)aken und sieben I-Punkte hatte sie ver- gessen, das war alles. Gruppenweise verließen die Lchülerinnen die Lchule und brachten ihre Erregung nach kjause mit. Buch Mieze hatte Kaum ihre Lchulmappe abgelegt, als sie schon zu ihrer Mama in die Küche hinauslief und ihr die ganze ,schreckliche" Geschichte erzählte. Einer aus der ersten Bank neun Fehler anzurechnen wegen U-k)aken und I-Punkten! Die Mama hatte der Köchin noch einige Anweisungen zu geben; endlich kehrte sie mit Mieze in die Vorderstube zurück und ließ sich den Fall noch einmal genau vortragen. 5lls dann Papa nach Hause kam, ging die Mutter mit ihm ins liebenzimmer, und Mieze merkte wohl, daß von ihr die Nede war. was die Eltern nur so lange zu verabreden und zu lachen hatten? Mama ging noch einmal in die Küche, und als sie zurückkam, hatte ihr Gesicht einen so munteren Nusdruck. Na, vielleicht nur deshalb, weil es heute

5. Haus und Heimat II - S. 13

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
13 u^a u^a v^xi u^n v^a u^a Nach Tische aber nahm der Kittmeister sein Töchterchen ernsthaft vor und belehrte es wegen seiner Unklugheit. Tr erzählte ihm eine Menge Geschichten, welche beweisen konnten, daß oft auch bei den größten Dingen eine Kleinigkeit den Uusschlag gegeben habe. Man nenne das bildlich das Pünktchen auf dem „i". Da sei einmal eine große eiserne Drücke von vielen tausend Zentnern Gewicht zusammengestürzt, bloß, weil ein nachlässiger Schmiedegeselle eine kleine Schraube vergessen habe. Linem berühmten Feldherrn sei einmal eine Schlacht verloren gegangen, weil auf seiner Landkarte ein Sumpf nicht verzeichnet war, den seine Soldaten nachher nicht passieren konnten. Und so zählte er eine Menge Dinge auf, in denen, wie er sagte, alles auf das Pünktchen auf dem ,,i" angekommen sei. Damit war die Delehrung noch nicht einmal zu Ende. Nachmittags fehlte beim Kaffee ein Stückchen Zucker, das Pünktchen auf dem ,,i", und abends verweigerte Mama so lange den kleinen Schluß- punkt des Tages, ihren Gutenachtkuß, bis Mieze um Verzeihung bat und versprach, sich nicht mehr so leichtsinnig über Ungerechtigkeit zu beklagen. von allen lehrhaften Geschichten ihres Papas hatte Mieze keine so sehr gefallen wie die von der großen Schlacht, welche wegen einer winzigen Kleinigkeit verloren worden war. Sie konnte vor dem Ein- schlafen an nichts anderes denken. Dabei wurde ihr schon ganz müde im Kopfe, und sie wußte nicht mehr, ob dem berühmten Feldherrn ein U-Haken oder ein I-Punkt zum Siege gefehlt habe. Und wie sie endlich alles genau zu wissen glaubte, da war sie nicht mehr wach, da träumte sie schon. Sie hatte einen gar seltsamen Traum. Die Franzosen hatten sich des Nachts ins Lager der Deutschen geschlichen und ihnen alle U-l)aken und I-Punkte gestohlen. Um Morgen stürmten die Deutschen das Lager der Franzosen, um die geraubten U-Haken und I-Punkte wieder zu erobern. Ein fürchterliches Getose brach los; die Deutschen hatten mehr Kanonen als die Franzosen. Mieze setzte sich vor ihren Papa aus den schönen Kappen und konnte von da aus alles übersehen. Da kam sie auf ein großes Feld, auf welchem der Spargel mannshoch emporwuchs, und unter ihm bargen sich Erdbeersträucher, die voller Mitten hingen. Die Kanonenschüsse wurden immer heftiger. ,,Märtet doch, bis die Erdbeeren reif sind," wollte eben Mieze sagen.

6. Haus und Heimat II - S. 14

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
V^xi V^xi V^xi V^xi U^xi V^xi V^xi 14 V^xi U^xi V^xi V^xi Visxi V^xi V^xi Da tat es noch einen furchtbaren Knall, und Mieze wachte aus. Ihre Mama klopfte leise an die Tür und rief: „5teh auf, Kind, es ist die höchste Zeit, daß du zur Schule gehst." Ris sie mittags nach Hause kam und berichtet hatte, daß die ganze Klasse Papas I-Punkt-Geschichten vernommen habe, gab es beim Essen wieder Überraschungen. Zum Fleisch wurde außer den Kartoffeln noch ein Schüsselchen mit Spargelspitzen-Salat gereicht. So etwas Gutes glaubte Mieze noch nie gegessen zu haben. ,,Das waren die vergessenen I-Punkte," sagte der Papa nach einer Meile. „Und was glaubst du wohl, Mieze, was jetzt kommt?" „Die U-Haken, die U-Haken!" rief Mieze und hielt schon den Löffel in der Hand, als ein großer Teller voll Erdbeeren hereingebracht wurde. 8. Der Frauensand. Von den Brüdern Grimm. Westlich im Südersee wachsen mitten aus dem Meer Gräser und Halme hervor an der Stelle, wo die Kirchtürme und stolzen Häuser der vormaligen Stadt Stavoren in tiefer Flut begraben liegen. Der Reichtum hat ihre Bewohner ruchlos gemacht, und als das Maß ihrer Übeltaten erfüllt war, gingen sie bald zugrunde. Fischer und Schiffer am Strand des Südersees haben die Sage von Mund zu Mund fortbewahrt. Die vermögendste aller Insassen der Stadt Stavoren war eine sichere Jungfrau, deren Namen man nicht mehr nennt. Stolz auf ihr Geld und Gut, hart gegen die Menschen, strebte sie bloß, ihre Schätze immer noch zu vermehren. Flüche und gotteslästerliche Reden hörte man viel aus ihrem Munde. Auch die übrigen Bürger dieser unmäßig reichen Stadt, zu deren Zeit man Amsterdam noch nicht nannte und Rotterdam ein kleines Dorf war, hatten den Weg der Tugend verlassen. Eines Tags rief diese Jungfrau ihren Schiffmeister und befahl ihm, auszufahren und eine Ladung des Edelsten und Besten mit- zubringen, was auf der Welt wäre. Vergebens forderte der See- mann, gewohnt an pünktliche und bestimmte Aufträge, nähere Weisung; die Jungfrau bestand zornig auf ihrem Wort und hieß ihn alsbald in die See stechen. Der Schiffmeister fuhr unschlüssig und unsicher ab; er wußte nicht, wie er dem Geheiß seiner

7. Haus und Heimat II - S. IV

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
U^V^iv^xiv^viv^xiv^xiv^ii Iv V^ii V^xt V^xi Z^xi Vzü südwestdeutschen Grenzwall darstellen, und in den geschichtlichen Lebens- bildern treten die großen Hohenzollernfürflen in einer auch dem Ainde dieses Alters schon begreiflichen Gestalt hervor. Blöge auch dieser Band unseres Lesebuches den Beifall der Aollegen und Aolleginnen finden. Für jeden Verbesserungsvorschlag werden wir herzlich dankbar sein. Berlin und Potsdam, im Inärz 19\\. Die Herausgeber.

8. Haus und Heimat II - S. 16

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
u^Ti c&n u^xi 16 uzn v^a vga vzxi v^a c^ü werfe.“ Bei diesem Wort zog sie einen kostbaren Ring vom Finger und warf ihn in die Wellen. Die ganze Ladung des Schiffes und aller Weizen, der darauf war, wurde also in die See geschüttet. Was geschieht? Einige Tage darauf ging die Magd dieser Frauen zu Markt, kaufte einen Schellfisch und wollte ihn in der Küche zurichten; als sie ihn aufschnitt, fand sie darin einen kost- baren Ring und zeigte ihn ihrer Frauen. Wie ihn die Meisterin sah, erkannte sie ihn sogleich für ihren Ring, den sie neulich ins Meer geworfen hatte, erbleichte und fühlte die Vorboten der Strafe in ihrem Gewissen. Wie groß war aber ihr Schrecken, als in dem- selben Augenblick die Botschaft eintraf, ihre ganze aus Morgen- land kommende Flotte wäre gestrandet! Wenige Tage darauf kam die neue Zeitung von untergegangenen Schiffen, worauf sie noch reiche Ladungen hatte. Ein anderes Schiff raubten ihr die Mohren und Türken; der Fall einiger Kaufhäuser, worin sie verwickelt war, vollendete bald ihr Unglück, und kaum war ein Jahr verflossen, so erfüllte sich die schreckliche Drohung des Schiffmeisters in allen Stücken. Arm und von keinem betrauert, von vielen ver- höhnt, sank sie, je länger je mehr, in Not und Elend; hungrig bettelte sie Brot vor den Türen und bekam oft keinen Bissen; endlich ver- kümmerte sie und starb verzweifelnd. Der Weizen aber, der in das Meer geschüttet worden war, sproß und wuchs das folgende Jahr, doch trug er taube Ähren. Nie- mand achtete das Warnungszeichen, allein die Ruchlosheit von Stavoren nahm von Jahr zu Jahr überhand; da zog Gott der Herr seine schirmende Hand ah von der bösen Stadt. Auf eine Zeit schöpfte man Hering und Butt aus den Ziehbrunnen, und in der Nacht öffnete sich die See und verschlang mehr als drei Viertel der Stadt in rauschender Flut. Noch beinah jedes Jahr versinken einige Hütten der Insassen, und es ist seit der Zeit kein Segen und kein wohlhabender Mann in Stavoren zu finden. Noch immer wächst jährlich an derselben Stelle ein Gras aus dem Wasser, das kein Kräuterkenner kennt, das keine Blüte trägt und sonst nirgends mehr auf Erden gefunden wird. Der Halm treibt lang und hoch, die Ähre gleicht der Weizenähre, ist aber taub und ohne Körner. Die Sandbank, worauf es grünt, liegt entlang der Stadt Stavoren und trägt keinen andern Namen als den des Frauensands.

9. Haus und Heimat II - S. 17

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
y. Das L)afermus. von Johann Mieter r?ebel. Kinder, das Hafermus ist fertig, so kommt denn und esset! Betet: Aller Augen — und gebt mir ordentlich Achtung, daß am rußigen Topf sich keines das Ärmelchen schwarz macht. So, nun esset, und fegn' es euch Gott, und wachst und gedeihet! Seht, es hat die Haferkörnlein der Vater im Frühjahr zwischen die Furche gesäet mit fleißiger Hand und beegget. Aber daß sie gewachsen und zeitig geworden, dafür kann euer Vater hier nicht, das tut der Vater im Himmel. Denkt nur, Kinder, es schläft ein Keimchen im mehligen Körnlein, klein gestaltet und zart; nicht regt noch rührt sich das Keimchen, nein, es schläft und spricht auch kein Wort und ißt nicht und trinkt nicht, bis es die Furche bedeckt und der aufgelockerte Boden; aber sodann in der Furch' und in der befeuchteten Wärme wacht allmählich es auf aus seinem verschwiegenen Schlafe, streckt die Gliederchen aus und sauget am saftigen Körnlein wie an der Mutter das Kind; es fehlt nur, daß es noch weinte. Ernst, Deutsches Lesebuch für Mädchenschulen. C. Iii. 2

10. Haus und Heimat II - S. 19

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Cz.h19 vga&zu&züvzavzn ach, wie ist's ihm so wohl, es weiß nicht zu bleiben vor Freude! Allgemach pranget die Matte mit Gras und farbigen Blumen, allgemach duftet die Blüte der Kirschen, es grünet der Pflaum'nbaum; buschiger wird das Korn und buschiger Weizen und Gerste, und mein Häferlein spricht: „Jetzt bleib' ich allein nicht dahinten!" Nein, es spreitet die Blättchen — wer hat sie so zart ihm gewoben? Jetzt auch schießet der Halm — wer treibt in Röhren an Röhren aus den Wurzeln das Wasser hinauf zur saftigen Spitze? Endlich schlüpft ein Ährlein hinaus und schwankt in den Lüsten — sage mir doch nur ein Mensch, wer hat an seidene Fäden dort ein Knöspchen gehängt und hier mit künstlichen Händen? Himmlische Engel, wer sonst? — Sie wandeln zwischen den Furchen aus und ab von Halm zu Halme und schaffen gewaltig. Jetzt hängt Blüte bei Blüt' an der zierlichen, schwankenden Ähre, und mein Häferchen steht gleich einem Bräutlein im Kirchstuhl. Jetzt sind zarte Körnchen darin und wachsen im stillen, und mein Hafer beginnt zu merken, was es will werden. Käferchen kommt nun und Fliege; sie kommen und machen Besuch ihm, schauen, wie es ihm geht und singen ihr Eia Popeia! — Und auch der Glühwurm kommt, potz tausend! mit dem Laternchen nachts um neun ans Besuch, wenn Flieg' und Käferlein schlafen. — Esset, ihr Kinder, gesegn' es euch Gott, und wachst und gedeihet! Späterhin hat man geheut und Kirschen gesammelt nach Pfingsten; späterhin saftige Pflaumen gepflückt dort hinten im Garten; späterhin hat man Roggen gemäht und Weizen und Gerste; aber die Kinder der Armen sind barfuß zwischen den Stoppeln Ähren lesen gegangen, und 's Mäuslein machte den Kehraus. Darauf hat auch der Hafer gegelbt; voll mehliger Körner hat er geschwankt und gesagt: „Jetzt ift's mir endlich verleidet; meine Zeit, ich merk' es, ist aus; was mach' ich allein hier- zwischen den Stoppelrüben und zwischen den: Kraut der Kartoffeln?" Drauf ist die Mutter hinaus mit Bärbli, Fränzchen und Lieschen, und schon fror's an den Fingern, so kalt war's morgens und abends. Endlich haben wir heim ihn gebracht in die staubige Scheune und ihn gedroschen von früh um vier bis zu Abend um viere. Drauf hat des Müllers Esel ihn abgeholt in die Mühle und ihn wiedergebracht, in feine Körnlein zermahlen; und mit sahniger Milch von jungen, fleckigen Kühen hat lieb Mütterchen ihn gekocht, — gelt, Kinder, es schmeckte? — Wischet die Löffel nun ab, und bet' eins: „Danket dem Herrn!"
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