I. Die Germanen und ihre Staatenbildangen auf römischem Eeichsboden.
19
Der Krieg brach von neuem ans, als die Goten Badwila (Totila) zum Könige gewählt hatten. Gegen Belisar nicht unglücklich, vermochte dieser dessen Nachfolger Narses trotz heldenmütigem Kampfe nicht zu widerstehen und fiel bei Taginä (Umbrien); den letzten Gotenkönig Teja traf am Lactarischen Berge bei Neapel dasselbe Los. Italien wurde 555 oströmische Provinz; der Statthalter — der erste war Narses — führte den Titel Exarch und residierte in Ravenna.
b) Das Langobardenreich. Aber bald wurde das Land von § 13. einem neuen Verhängnis heimgesucht. Die Langobarden waren
aus ihren ursprünglichen Sitzen an der Unterelbe allmählich südwärts gewandert und bis Pannonien gelangt. Von da brachen sie unter König Alboin 568 in Italien ein und eroberten in wenigen Jahren den größten Teil der Halbinsel; Hauptstadt wurde Pa via. Den Griechen blieb nur der Süden und einige Küstenstriche; aber auch unter diesen wurden die Gebiete von Venedig und des Bischofs von Rom tatsächlich bald unabhängig.
Das langobardische Königtum wurde bald ohnmächtig, da es Wahlkönigtum blieb, während die Herzogtümer erblich und daher fast ganz selbständig wurden. In den Kämpfen der Langobajrden-könige gegen die Bischöfe von Rom fanden diese Unterstützung bei den Franken (§27); das Ende der Entwickelung war die Eroberung des Langobardenreiches durch Karl d. Gr. (§ 28).
c) Untergang des Westgotenreiches. Das Westgotenreich § 14. verlor 507 seinen gallischen Besitz an die Franken (§ 21) — Residenz wurde Toledo —, eroberte aber am Ende des 6. Jh.
das Swebenreich im Nw. Im Innern war es stets schwach, da es Wahlreich blieb und sowohl am Adel wie an der katholischen Kirche, die aus Haß gegen die arianischen Könige in landesverräterischer Weise alle Gegner des Königtums unterstützte, Todfeinde hatte. Die allmächtige Priesterherrschaft wurde die Hauptursache des Unterganges des Reiches. Durch einen über Erwarten glücklichen Raubzug der Araber, die sich ganz Nordafrikas bemächtigt hatten, wurde sein Fall herbeigeführt: 711 verlor König Roderich in einer Schlacht nicht weit von Jerez de la Frontera gegen Tarik, den Unterfeldherrn Musas, des Statthalters von Afrika, Thron und Leben.
2*
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Extrahierte Personennamen: Narses Teja Narses Karl_d Karl Toledo König_Roderich Musas
Extrahierte Ortsnamen: Umbrien Neapel Italien Ravenna Pannonien Italien Venedig Rom Rom Nordafrikas Afrika
Ii. Der Islam.
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5. Insbesondere entstanden nunmehr die romanischen Nationen und Sprachen; und so war der Untergang der begabtesten Germanen Völker, der Goten und Yandalen, zwar ein schwerer Verlust für die späteren Deutschen, ihr geschichtliches Leben aber doch ein Gewinn für die allgemeine Kultur.
6. Endlich bildet die ostgermanische Wanderung die Grundlegung für die Geschichte des deutschen Volkes.
Ii. Der Islam.
1. Muhammed. §
Die Beschaffenheit und Lage der arabischen Halbinsel hatte es bewirkt, daß hier der Gegensatz zwischen einer nomadischen, die patriarchalische Sitte bewahrenden Bevölkerung (Beduinen, Wüstensöhne) und einer Stadtbevölkerung mit einer durch den Verkehr geförderten Weltbildung entstand. Der natürliche Vermittelungspunkt dieses Gegensatzes ist Mekka. Hier befand sich die Kaaba mit dem schwarzen Stein, den die arabischen Stämme trotz der Verschiedenartigkeit ihrer auf der Anbetung der Sterne und heiliger Steine beruhenden polytheistischen Religionen als nationales Heiligtum ansahen.
Hier wurde Abdullahs Sohn Muhammed (d. h. der Vielgepriesene) geboren. Des früh Verwaisten und Verarmten nahmen sich Verwandte an und sandten ihn auf Handelsreisen aus. Durch die Heirat mit der reichen Kaufmannswitwe Chadidscba gewann er viele Mittel und Muße. Betrübt über die zerfahrenen Zustände in Mekka sowohl wie unter allen ändern arabischen Stämmen, die in gegenseitiger Befehdung ihre Kräfte aufrieben, angeregt durch das, was er auf seinen Reisen von höher entwickelten Religionen gesehen, — dem Judentum, das er aber in talmudi-scher, und dem Christentum, das er nur in apokrypher Form und durch Bilderdienst entstellt kennen gelernt hatte, — eine grüblerische Natur und doch von nervöser Erregbarkeit, die sich bis zu krankhaften Zuständen steigerte, beschloß Muhammed, von seiner göttlichen Berufung überzeugt, seinem Volke nicht nur eine neue Religion, einen reinen Monotheismus, zu schaffen („Gott ist Aliah“), sondern auch dieses unter seiner Herrschaft
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Extrahierte Personennamen: Muhammed Muhammed Muhammed Chadidscba Muhammed Muhammed
Iii. Die Verfassung der christlichen Kirche.
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einziges Religionsbuch anerkannten, und die Sunniten, die Anhänger der Umaijaden, die auch die nach Abschluß des Korans sich bildende Tradition (Sunna) annahmen.
Unter den Umaijaden erweiterte sich die Herrschaft des Islam im Osten bis zum Indus und über Turan — daher der Gegensatz der schiitischen Perser und der sunnitischen Türken —, im Westen über Nordafrika und Spanien. Seinem weiteren Vordringen setzte hier erst der Sieg Karl Martells bei Poitiers 732 ein Ziel (§ 25).
Im J. 750 erhob sich gegen die Umaijaden Ab ul Abbas, der Begründer der Dynastie der Abbassiden. Alle Umaijaden wurden ermordet außer Abdurrahman, der nach Spanien entkam und das Chalifat von Cordoba gründete. Hauptstadt der Abbassiden wurde Bagdad. Der größte Herrscher aus diesem Ge-schlechte ist Karls d. Gr. Zeitgenosse Harun al Raschid. Im 9. Jh. eroberten die Araber (Sarazenen) Sizilien, wo Palermo ihre Hauptstadt wurde, und Sardinien, setzten sich darauf auch in Unteritalien und Corsica fest.
Iii. Die Verfassung der christlichen Kirche;
1. Die Entwickelung der Hierarchie.
In der apostolischen Zeit war die Verfassung der christlichen Gemeinden rein demokratisch; es bestand das allgemeine Prie-. stertum. Aber es ist natürlich, daß die Älteren (presb^teroi, daher Priester) ein gewisses größeres Ansehen besaßen und oft als Ehrentitel den Titel Episkopos (Aufseher, davon Bischof) erhielten. Im 2. Jh. entstand aus dem Bedürfnis nach größerer Ordnung der rechtliche Grundsatz, daß nur der von der Gemeinde Erwählte das Lehramt zu verwalten und die Handlungen der Kirche zu vollziehen habe, also „Bischof“ sei; die übrigen Presbyter der Gemeinde waren nun diesem einen Bischof unterstellt und galten als seine Gehilfen und Stellvertreter. Damit begann die Scheidung zwischen Klerus („die Auserwählten“) und Laien (laos = Volk). An die Stelle des allgemeinen Priestertums trat der Grundsatz: nur wo der Bischof ist, ist die Kirche.
Als durch Konstantin d. Gr. das Christentum erlaubte Religion geworden und durch Theodosius die orthodoxe Staatskirche
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Extrahierte Personennamen: Turan_— Karl_Martells Karl Karls Harun Konstantin_d Theodosius
Iii. Die Verfassung der christlichen Kirche.
25
2. Indem man sich auf die Überlieferung, daß Petras Bischof in Rom gewesen sei, und auf die Worte Christi Matth. 16, 18—19 berief, erhielt das Papsttum göttlichen Ursprung.1
3. Wir finden auf dem römischen Bischofstuhl bedeutende Männer, wie Leo I. (um 450), Gregor I. d. Gr. (um 600) und Nikolaus I. (nach 850).
4. Der durch Leo Iii. den Isaurier in der griechischen Kirche entfachte Bilderstreit (726), in dem die römischen Bischöfe den bilderstürmerischen Kaisern entgegentraten, trug zu der Loslösung der abendländischen von der immer mehr in Erstarrung versinkenden morgenländischen Kirche bei. (Die endgültige Trennung erfolgte 1054.)
5. Während die Patriarchen des Orients tatsächlich den Kaiser zum Herrn hatten, vermochten die Bischöfe von Rom seit dem Einbruch der Langobarden sich der kaiserlichen Oberhoheit zu entziehen und fanden gegen diese Bedränger Schutz und Hilfe bei den Franken. Ihre Herrschaft über die abendländische Kirche wurde befestigt durch ihre Verbindung mit den Pippiniden und durch die Tätigkeit des Bonifatius (§ 25. 26). Und als nach Karls d. Gr. Tode sein Weltreich in Trümmer ging, entsprach es dem Bedürfnis der Menschen, wenigstens die kirchliche Einheit zu erhalten, da die Erhaltung der staatlichen unmöglich geworden war. In diesem Sinne wirkten auch die um 850 entstandenen pseudo-isidorischen Dekretalien, durch welche die Befreiung der Bischöfe von der weltlichen Gewalt und die Herrschaft des Papstes über die Kirche rechtlich begründet werden sollte. Das war eine Sammlung gefälschter Synodalbeschlüsse und päpstlicher Dekretalien, die angeblich der Bischof Isidoras von Sevilla (am Anfang des 7. Jh.) veranstaltet haben sollte.
6. Zur Stärkung der päpstlichen Gewalt trug auch das Mönchtum bei.
3. Das Klosterwesen im Abendlande. §
Während das Mönchwesen (Mönch von griech. mönachos Einsiedler) in seiner Heimat, dem Orient, stets seinen beschau-
1) Der Titel Yicarius Petri wurde später mit Yicarius Christi und endlich mit Yicarius Dei vertauscht.
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Extrahierte Personennamen: Petras_Bischof Christi_Matth Leo_I. Gregor_I. Nikolaus_I. Leo_Iii Leo Karls Isidoras_von_Sevilla Yicarius_Petri
Iv. Das fränkische Reich und die Erneuerung des abendländischen Kaisertums. 27
großen Kirchen (Dom- oder Kathedralschulen, Stiftsschulen).
Die „innere“ Schule erzog die künftigen Priester, die „äußere“ Laienschüler aus höheren Ständen; auch Mädchen höherer Stände wurden in Nonnenklöstern unterrichtet und erzogen. Der Unterricht war mechanisch-gedächtnismäßig und wurde in lateinischer Sprache erteilt, zunächst in den Elementen, daun in den sieben „freien Künsten“ (artes liberales): Grammatik, Rhetorik, Dialektik (Trivium); Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie (Qua-drivium). An kleineren Pfarrkirchen gab es mitunter die sog. Pfarr- oder Parochialschulen, in denen die Kinder in den Anfangsgründen der Religion, zuweilen wohl auch im Lesen unterrichtet wurden.
Iv. Das fränkische Reich und die Erneuerung des abendländischen Kaisertums.
1. Entstehung des fränkischen Reiches und seine Erweiterung zum Großkönigtum. ^ /»
a) Chlodwig 481 — 511. Die Franken haben ihre Wohnsitze § 21. nicht, wie die Goten und Vandalen, verlassen, sind nicht, wie diese, in ganz neue Lebensbedingungen eingetreten; bei ihnen erfolgte keine Wanderung, sondern eine kolonisatorische Ausbreitung. Daher verlor ihr Staat nicht seine Lebenskraft und nationale Eigenart. Sie zerfielen in drei Gruppen: die Salier (zweifelhafte Ableitung) zwischen der Nordseeküste und der Maas, die Ribuarier (von sipa—zwischen Maas und Rhein und die Oberfranken, die aus den Chatten hervorgegangen waren, im Moseltal und r. vom Rhein. Der Gründer des fränkischen Einheitsstaates ist der Salier Chlodwig aus dem Geschlechte
a) Er beseitigte die ändern Häuptlinge der fränkischen Stämme durch List und Gewalt und wurde König des gesamten Volkes.
ß) Er dehnte seine Herrschaft aus durch eine Reihe von Kriegen.
1. Zunächst griff er Syagrius an, der den nach dem Untergänge des weströmischen Reiches noch übrig gebliebenen Rest, das Land etwa zwischen der Loire, der oberen Maas und der
der Merowinger.
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Iv. Das fränkische Reich und die Erneuerung des abendländischen Kaisertums.
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eingenommen hatten. Die Grenze zwischen Bayern und Ala-mannien (Schwaben) wurde der Lech. Böhmen wurde von den slawischen Tschechen besetzt;
4. der Rest von Alamannien.
Durch diese Eroberungen erhielt der germanische Bestandteil des fränkischen Reiches eine Verstärkung.
2. Der merowingische Staat.
a) Die wirtschaftliche Grundlage. Der Begriff des persönlichen Eigentums am Ackerlande war jetzt durchgedrungen; neben dem Privateigentum des Ackers stand die im Gemeinbesitz der Dorfgemeinde befindliche Allmende, die Wald, Weide und Gewässer umfaßte. Was davon ein jeder durch Rodung des Waldes an Kulturland schuf, wurde sein persönliches Eigentum. Aus den so gewonnenen und durch königliche Schenkung erlangten Ländereien bildete sich auch in den germanischen Gebieten ein Großgrundbesitz. Das Reich stand durchaus auf der Stufe der Naturalwirtschaft. Jeder Gutshof erzeugte im ganzen alles dasjenige selber, was zur Erhaltung seiner Bewohner notwendig war (Eigenwirtschaft).
b) Soziale Folgen. Aus diesen neuen fränkischen und den alten römischen Großgrundbesitzern, den Bischöfen und dem Beamtenadel (s. u.) bildete sich ein neuer Adel, der mit dem alten germanischen Gechlechtsadel keinen Zusammenhang hat. Anderseits zweigte sich von der Masse der Gemeinfreien nach unten hin eine Gruppe abhängiger Leute ab, indem zahlreiche kleine Leute sich unter den Schutz eines Mächtigen stellten oder von ihm ein Stück Land zum Nießbrauch nahmen und dadurch einen Teil ihrer Vollfreiheit verloren.
c) Die politischen Verhältnisse. Die Verfassung war überwiegend germanisch, wenn auch mit römischen Einrichtungen gemischt.
ö) Das Königtum hatte gegenüber der früheren Zeit an Macht außerordentlich gewonnen. Es war erblich; nach der rohen Auffassung, die den Staat als persönliches Eigentum des Königs ansah, war das Reich beim Vorhandensein mehrerer Erben teilbar. Zeichen der königlichen Würde war das lange Haar, Sinnbild der
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Iv. Das fränkische Reich und die Erneuerung des abendländischen Kaisertums.
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Grafen geleitet wurde; 2. das Hofgericht unter dein Vorsitz des Königs oder seines Stellvertreters. War auch die alte Auffassung des Strafprozesses (§ oe) noch nicht geschwunden, so machte sich doch auch die neue Vorstellung geltend, daß der Staat die Pflicht habe aus eigenem Antriebe Verbrechen zu verfolgen.
3. Auflösung des fränkischen Reiches und seine Rettung durch die Pippiniden.
a) Niedergang des Reiches. Seit der Mitte des 6. Jh. begann § 24. sich im fränkischen Reiche ein Niedergang und seit dem Tode Dagoberts I. (*j* 639), des letzten kräftigen Merowingers, die völlige Auflösung bemerkbar zu machen. Die Gründe dafür lagen in folgenden Umständen:
1. Viele Könige waren untüchtig.
2. Eine furchtbare Entsittlichung trat ein. Im merowin-gischen Königshause wurde der Mord Gewohnheit. Besonders greuelvoll war der Kampf der austrasischen Königin Brunhilde und der neustrischen Fredegunde.
3. Infolge der fortwährenden Reichsteilungen machten sich die Unterschiede der Nationalität mehr bemerkbar. Das Reich begann sich aufzulösen in die Teilreiche Austrasien (Rhein- [und Maasgebiet, germanisch), Neustrien (Seine- und Loiregebiet, romanisch) und Burgund (Rhonegebiet, romanisch). Bayern, Alamannien, Thüringen, Aquitanien lösten sich unter besonderen Herzögen vom Reiche fast ganz los. Die völlige Zerbröckelung des Reiches verhinderte nur der beständige Verwandtenmord. So kam es, daß zuweilen das ganze Reich auf kurze Zeit in der Hand eines Königs vereinigt war.
4. Die Macht des grundbesitzenden Adels stieg bedeutend.
b) Die Rettung des Reiches war eine Tat des deutschen §25. Geschlechts der Pippiniden.
a) Unter Dagobert gelangte Pippin der Ältere, Majordomus in Austrasien, als Führer des Adels zu größter Macht. In den nach Dagoberts Tode folgenden Wirren errang Pippins Enkel Pippin der Mittlere (fälschlich von Heristal genannt) durch seinen großen Besitz und seine hervorragenden Eigenschaften die Führung des austrasischen Adels. An seiner Spitze schlug er 687
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34 Erste Periode. Vom Ende des 4. Jh. bis 848.
sich 751 zu Soissons von dem fränkischen Heerbann zum König ausrufen und von den Bischöfen salben (seitdem „Dei gratia41, „Von Gottes Gnaden“); der letzte merowingische Schattenkönig wurde geschoren und ins Kloster geschickt. Das brachte Pippin — eine weltgeschichtliche Tatsache ersten Ranges — in die engste Verbindung mit dem Papst: er brauchte diesen, um den Thronraub zu rechtfertigen und seinem Hause gesetzliches Erbrecht zu verschaffen, der Papst brauchte ihn als Schutz gegen die Langobarden.
Als diese Rom angriffen, unternahm Pippin auf des Papstes Bitte 754 und 756 zwei Kriege gegen den Langobardenkönig Aistulf, besiegte ihn und zwang ihn zur Herausgabe der dem römischen Herzogtum entrissenen Stücke Landes sowie des den Griechen geraubten Gebietes von Ravenna. Dieses, das ehemalige Exarchat, schenkte er dem Papst; das war der Anfang des Kirchenstaats (Patrimonium Petri). Nun stand das Franken-reich neben dem griechischen Reiche und dem Chalifat von Bagdad, mit denen es diplomatische Beziehungen unterhielt, als dritte Großmacht der Welt da. Pippin starb 768, ein hervorragender Staatsmann, eine wahrhafte Herrschernatur. Das Reich hatte er unter seine Söhne Karl und Karlmann geteilt. Dem schon ausgebrochenen Zwist der Brüder machte der Tod Karlmanns (771) ein Ende. Ohne Rücksicht auf dessen unmündige Söhne übernahm nun Karl unter Zustimmung der Großen die Herrschaft des gesamten Reiches.
4. Karl d. Gr. 768-814.
§ 28* a) Seine Kriege. Andauernde Grenzfehden mit den Sachsen veranlaßten Karl 772 zu einem Feldzuge gegen dieses Volk, das am zähesten an den altgermanischen Einrichtungen festhielt: sie waren Heiden, gliederten sich in die Stände der Adalinge, Fri-linge und Lazzen oder Liten (Hörige) und entbehrten jeder politischen Einheit. Sie zerfielen in vier Stämme, die En gern an der Weser, die Westfalen und Ostfalen w. und ö. von jenen und die is ordalbingier zwischen Elbe und Eider. Karl eroberte die Eresburg (an der Diemel) (Er = Zio) und zerstörte das Nationalheiligtum der Irminsul, einen mächtigen Baumstamm.
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Extrahierte Personennamen: Pippin Pippin Pippin Karl Karl Karlmann Karlmanns Karl Karl Karl_d Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Rom Langobardenkönig_Aistulf Ravenna Patrimonium_Petri Bagdad Sachsen Westfalen
36
Erste Periode. Vom Ende des 4. Jh. bis 843.
Dänen entflohen — und schlug die Sachsen bei Detmold und an der Hase vollständig (783). Widukind verzweifelte an weiterem Widerstande und ließ sich taufen (785). Jetzt war die Kraft des Volkes gebrochen; aber noch bis 804 zuckten Aufstände empor und machten wiederholte Feldzüge nötig.
Inzwischen war der Herzog Tassilo von Bayern nach mehrfachen Empörungen (788) abgesetzt und Bayern in das Reich einverleibt und die von diesem aufgestachelten Avaren, ein türkisch-finnisches Nomadenvolk in der Ebene der Donau und Theiß, (791 — 96) besiegt worden. Zum Zweck der Ausbreitung des Christentums in diesen östlichen Ländern gründete Karl das Erzbistum Salzburg. Auch gegen die Slawen, die Sorben zwischen Saale und Elbe, die Wilzen zwischen Elbe und Oder — die n. von ihnen in Mecklenburg wohnenden Abotriten standen auf Karls Seite —, die Tschechen in Böhmen, sowie gegen die Dänen führte Karl glückliche Kriege.
29. b) Die Erneuerung des abendländischen Kaisertums 800.
a) Beweggrund. Die Ausdehnung des Reiches Karls, seine gewaltige Machtfülle, seine Stellung als Hort der Kirche und des christlichen Glaubens, die allgemeine Strömung der Zeit, zufolge der man seit der Entwickelung, die die Kulturwelt im Römischen Reiche genommen hatte, das geschichtliche Leben nur in der Form der Weltmonarchie denkbar fand, das alles führte nach längeren Verhandlungen mit Notwendigkeit zur Annahme des Kaisertitels.
ß) Ausführung. Papst Leo Iii., von Feinden in Rom bedrängt, floh zu Karl und wurde nach einer Untersuchung über die gegen ihn erhobenen Anklagen in seine Würde wieder eingesetzt. Weihnachten 800 setzte er dem König in der Peterskirche zu Rom nach der Messe unter jubelndem Zuruf des Yolkes eine goldene Krone aufs Haupt und huldigte ihm als Kaiser. Für Karl unangenehm überraschend war dabei nur der Augenblick der Ausführung und die schlaue, das Interesse der Kirche wahrende Art des Yerfahrens. Nach längerer Weigerung fügte sich Byzanz in das Unabänderliche.
y) Bedeutung. Die Annahme des Kaisertitels („translatio Imperii a Romanis ad Francos“) veränderte Karls Stellung völlig: als
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Geschichtliches Hilfsbuch
für Lehrerseminare und Oberlyzeen,
sowie auch für die
Oberklassen höherer Lehranstalten.
Von
Harry Brettschneider,
Direktor des König], Hufen - Gymnasiums und Realgymnasiums zu Königsberg i. Pr.
Ii. Teil:
Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden.
Georg-Ecfcert-bstfiiit
(10. bis 12. Tausend.) Bfsurscfrw@f£|
ibiiou»fr?^
Halle a. d. S.
Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses. 1917.
latente««; Sv';:.:;'s:!chirstitut
Inventarisiert un
Isbi-Sb.
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