Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Gewerbeschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
neuen Leyrpläne für die mecklenburgischen Gewerbeschulen
vom Jahre 1903, die den Unterricht im ganzen Lande
einheitlich gestalten und vor allem das gewerbliche Leben
als Ausgang und Ziel des gesamten Schulbetriebs anerkennen, ließen
den Wunsch nach einer einheitlichen Quelle zur Beschaffung der
Unterrichtsstoffe rege werden. Aus dieser Veranlassung vereinigten sich
die unterzeichneten Gewerbeschullehrer zu gemeinsamer Arbeit, deren
Ergebnis das vorliegende Lesebuch ist. Die Verfasser bitten alle Schul-
interessenten, ihr Buch freundlich aufzunehmen.
Der größte Teil des Lesebuchs ist Originalarbeit, doch wurde auch
eine Reihe fremder Stücke aufgenommen, die den Verfassern für den
heranwachsenden Handwerker sowohl durch die Güte ihres Inhalts
wertvoll erschienen, als auch durch vielfache Veröffentlichung zu dem
eisernen Bestand eines guten Gewerbeschullesebuches ausgewachsen sind.
Bei allen diesen Nummern sind die Urheber und auch die Quellen,
soweit diese bekannt, angegeben. Die Abschnitte über die Fach- und
Gesetzeskunde, Kostenberechnung und Buchführung, sowie die im letzten
Abschnitt enthaltene Sammlung von Rechenaufgaben zur Vertiefung
des Unterrichts treten durchaus als Neubearbeitungen aus und dürsten
dem heimischen Gewerbeschulwesen besonders förderlich werden. Uber-
Auswahl und Anordnung der einzelnen Lesebuchstücke gibt das am
Schluffe aufgeführte Inhaltsverzeichnis genaue Auskunft.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
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Schulformen (OPAC): Gewerbeschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
46
Das Kalisalzbergwerk in Jessenitz bei Lübtheen i. M.
Ozean mehr oder weniger abgesperrten Buchten zu verdanken h-aben.
Natürlich bedurfte es zur Bildung so mächtiger Salzlager außer-
ordentlich großer Zeiträume. Die meisten derselben zeigen eine sehr
regelmäßige Schichtung, wobei die einzelnen, gewöhnlich nur wenige
Zentimeter dicken Schichten durch schwache Zwischenlager von Anhydrit
(schwefelsaurem Kalk) voneinander getrennt sind. Die Bergleute be-
zeichnen diese Anhydritschnürchen als „Jahresringe", und man wird
dieselben wohl mit Recht als den Ausdruck eines regelmäßigen Wechsels
oder einer wiederkehrenden Unterbrechung in der Ausscheidung des
Steinsalzes ansehen dürfen. Bei der ursprünglichen Bildung werden
sich diese Salzschichten, nachdem die vorhandenen Unebenheiten des
damaligen Meeresbodens ausgeglichen waren, annähernd horizontal
abgelagert haben. Durch spätere Bewegungen in der Erdkruste, Spal-
tungen, Hebungen, Senkungen und seitliche Verschiebungen ist aber die
horizontale Lagerung der Schichten nachträglich meist sehr gestört
worden, die Schichten wurden aufgerichtet, gebogen, geknickt und in
einzelne Schollen zerrissen, und über diese hinweg haben sich dann
später wieder andere Gesteine abgelagert.
Während die Hauptmasse aller bekannten Steinsalzlager aus ge-
wöhnlichem Kochsalz (Chlornatrium) besteht, zeigen die nord- und mittel-
deutschen Steinsalzlager die sonst nirgendwo in der Welt vorkommende
Eigentümlichkeit, daß sie stellenweise mächtige Schichten von Mutter-
laugensalzen (Chlorralium, Chlormagnesium, schwefelsaurer Kali-
magnesia usw.) in sich schließen, deren Verbindungen, den Karnallit,
den Kainit, den Sylvin und Kieserit, man mit dem Sammelnamen
„Kalisalze" zu bezeichnen pflegt. Die Bildung unserer deutschen Salz-
lagerstätten muß sich also unter besonderen Verhältnissen vollzogen
haben, welche in anderen Teilen der Erde nicht vorgelegen haben.
Die Kalisalze haben einen ganz besonderen Wert wegen ihrer Ver-
wendung in vielen Gewerben, sowie in der Medizin, namentlich aber
in der Landwirtschaft als künstliche Düngemittel. Viele wichtige
Pflanzen, vor allem die Getreidearten, bedürfen zu ihrer Ernährung
und zu ihrem Gedeihen einer gewissen Menge von Kali, welche sie dem
Boden entnehmen. Die Pflanzen entziehen also jahraus, jahrein dem
Erdboden eine gewisse Menge von Kali, sodaß eine Verarmung des
Bodens an Kali eintreten muß, wenn dieser Stofs nicht auf irgend eine
Weise dem Boden zugeführt wird. Letzteres erreicht man leicht und
sicher durch Düngung des Bodens mit Kalisalzen. Diese sind also für
die Landwirtschaft ein unentbehrliches Hilfsmittel, und es ist für
Mecklenburg mit seiner vorwiegend Landwirtschaft treibenden Bevölle-
kerung von außerordentlichem Werte, daß solche Salze im Lande selbst
gesunden und zu Tage gefördert werden.
Die Gewinnung der Kalisalze ist indessen keine leichte Sache. Die
Salze liegen in bedeutender Tiefe, und es bedarf großer und kost-
spieliger Veranstaltungen, um zu diesen Schätzen zu gelangen und die-
selben zu heben. Namentlich hier in unserer Gegend (Jessenitz-Lüb-
theen) bildete die Beschaffenheit der zu durchdringenden Erd- und Gestein-
schichten fast unüberwindliche Schwierigkeiten. Das Salzlager liegt
hier ungefähr 260 m tief unter der Erdoberfläche. Es ist unmittelbar
überlagert von Gips und dieser wiederum von Kies- und Sandschrchsten,
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
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Das Kaltsalzbergiverk in Jessenitz bei Lübtheen i M.
47
welche unerschöpfliche Wassermengen in sich schließen und sich dadurch
als schwimmendes Gebirge charakterisieren. Ebenso ist der Gips nach
allen Richtungen hin von netzartig verzweigten, wasserführenden Klüf-
ten, sogenannten Schlotten, durchzogen. Es bedurfte daher großer berg-
männischer Findigkeit und Zähigkeit, tun aller Schwierigkeiten Herr
zu werden, und die Schachtabteufung in Jessenitz ist in mancher Be-
ziehung typisch für das Abteufen von Kalischächten geworden.
In der oberen Teufe bis auf 80 m Tiefe durch die Sand-, Kies-,
Ton- und Geröllschichten hindurch fand das sog. Gefrierverfahren An-
wendung, eine Abbaumethode, welche bis dahin in dieser Tiefe und
Ausdehnung noch nicht ausgeführt war. Es wurden in einem rireise
von ca. 7 m Durchmesser 20 eiserne Rohre durch das schwimmende
Gebirge hindurch, bis in den wasserfreien Gips hinein, eingesenkt und
unten verschlossen. In diese Rohre wurde eine zweite engere, unten
offene Röhrentour eingehängt, durch welche man eine auf 20 ° bis 22 °
unter Rull abgekühlte Chlormagnesiumlauge so lange einen Kreislauf
machen ließ, bis die die Rohre umgebenden flüssigen Sandmassen zum
Gefrieren gebracht und ein Frostzylinder von etwa 9 m Durchmesser
und 77 m Tiefe hergestellt war. In dem gefrorenen Gebirge konnte
dann ohne besondere Schwierigkeiten unter beständigem Umlauf der
tief fasten Chlormagnesiumlauge wie irrt festen Gebirge abgeteuft und
darauf ein wasserdichter eiserner Ausbau eingebracht werden.
In dem nunmehr folgenden wasserfreien Gebirge wurde mit der
Hand abgeteuft, bis man in einer Tiefe von etwa 130 m wieder auf
wasserführende Gebirgsschichten stieß. Da es nicht gelang, selbst mit
den leistungsfähigsten Wasserhaltungsmaschinen den Wasserandrang zu
bewältigen, entschloß man sich, bei dem weiteren Schachtbau das Ab-
bohrverfahren anzuwenden, wobei das Wasser nicht hinderlich ist.
Mittels einer durch Dampf angetriebenen Bohrmaschine winde ein
Bohrschacht von 5 m Durchmesser bis auf 310 m Tiefe in die Erde
hineingetrieben und mit einem eisernen Zylinder im Innern ausgekleidet,
durch welchen das Wasser völlig abgesperrt wurde. Nachdem man dann
im Steinsalze den Schacht bis auf 600—700 m Tiefe in gewöhnlicher
Weise mit der Hand niedergebracht hatte, war der Schachtbau voll-
endet. Am 18. Oktober 1900 wurde der Schacht in Gegenwart des
Herzog-Regenten Johann Albrecht feierlich eingeweiht und „Herzog-
Regent-Schacht" getauft.
Vom Schachte aus führen nun horizontale Gänge bis an das
Kalilager. Seitlich von diesen Strecken sind Abbaue angelegt, große,
gewölbeartige Höhlungen von etwa 25 m Länge, 20 m Breite und
12 m Höhe. Das in diesen Höhlungen gebrochene Salz wird auf eiserne,
auf Schienen laufende Wagen geladen und zum Schachte befördert,
wo man die Wagen aus im Schachte hängende eiserne Gestelle schiebt,
die mittels einer Dampfmaschine von 1200 Pferdekräften mit einer Ge-
schwindigkeit von 12 m in der Sekunde aufgewunden werden. Eine
175 m lange Kettenbahn bringt die geförderten Salze entweder in die
Rohsalzmühlen oder in die mit dem Werke verbundene chemische Fabrik.
Etwa der fünfte Teil der Rohfalze wird als sog. „Düngesalze" direkt
in der Landwirtschaft verbraucht und zu dem Zwecke in den Mühlen
zerkleinert; alles übrige kommt in die chemische Fabrik. Die gewönne-
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Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
48 Beförderung von Gütern auf der Eisenbahn.
nen Salze sind nämlich nicht etwa reines Kali, sondern ein Gemenge
von Kali mit andern Bestandteilen. Die Fabrikation hat den Zweck,
das Kali in einer reineren Verbindung als sog. Chlorkalium zu gewinnen.
Das Salz wird zuerst zerkleinert und in der Warme aufgelöst. Diese
heiße Lösung fließt in flache eiserne Kühlgefäße, in welchen beim
Erkalten sich das Kali in Verbindung mit Chlor als Chlorkalium aus-
kristallisiert. Das rohe Chlorkalium wird dann noch weiteren Reini-
gungsprozessen unterzogen, zuletzt getrocknet und in Magazinen zum
Versand aufgestapelt. Der Hauptabnehmer des Chlorkaliums ist für
Jessenitz Amerika, wo es sowohl in Gewerben als auch als Düngesalz
Verwendung findet; denn das Ausland bezieht seine Düngesalze der
Frachtersparnis halber nicht kn Form von Rohsalzen, sondern in dieser
konzentrierten Form.
Das Kaliwerk Jessenitz ist Station der Bahn Lübtheen-Malliß und
liegt also inmitten jener Heideebene, wo der dürftige Boden einer spär-
lichen Bevölkerung nur kärglichen Erwerb bietet. Das jetzt aufgeschlos-
sene mächtige Kalisalzlager wird nun dauernd einer wachsenden Be-
völkerung Arbeitsgelegenheit und Verdienst bringen, denn das Werk
beschäftigt jetzt schon 400—500 Arbeiter. Besonders macht sich die
Zunahme der Bevölkerung in dem nahegelegenen Flecken Lübtheen
bemerkbar, der in stetem Wachsen begriffen ist. Jedenfalls wird sich
dieser Ort noch mehr vergrößern, wenn auch auf dem in unmittelbarer
Nähe von Lübtheen auf domanialem Gebiete gelegenen Friedrich Franz-
werke der Schachtbau vollendet sein wird.
Jul. Richtsueg.
28. Beförderung von Kütern auf der Kifenöahn.
1. Die Beförderungspflicht der Eisenbahn. Für die
Beförderung von Gütern durch die Eisenbahn ist die vom Bundesrat
erlassene Verkehrsordnung maßgebend.
Die Eisenbahn ist verpflichtet, Güter zur Beför-
derung von und nach allen für den Güterverkehr eingerichteten
Stationen vorzunehmen, sofern die Beförderung mit den regel-
mäßigen Transportmitteln möglich ist.
Die Berechnung der Transportpreise erfolgt nach den zu Recht
bestehenden Tarifen; Preisermäßigungen oder sonstige Begünstigungen
finden nicht statt.
Gegenstände, die dem Postzwange unterworfen sind, Gegenstände,
die wegen ihres Umfanges, ihres Gewichts oder ihrer sonstigen Be-
schaffenheit sich zur Beförderung nicht eignen, und Gegenstände, deren
Beförderung aus Gründen der öffentlichen Ordnung verboten ist,
ferner alle der Selbstentzündung oder Explosion unterworfenen Gegen-
stände, wie Sprengöl, Dynamit, geladene Schußwaffen und dergleichen
sind voll der Beförderung ausgeschlossen. Für die nur
bedingungsweise zur Beförderung zugelassenen Gegenstände enthält die
Verkehrsordnung besondere Bestimmungen. Hierhin gehören alle feuer-
gefährlichen Gegenstände, beispielsweise Munition, Petroleum, Mineral-
säureu und dergleichen, alle hochbewerteten Gegenstände, als Gold und
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Jessenitz Friedrich_Franz- Friedrich
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Beförderung von Gütern auf der Eisenbahn«
49
Silber in Barren und gemünzt, Dokumente, Gemälde, Edelsteine und'
andere Kostbarkeiten, ferner übelriechende Gegenstände und dergleichen
mehr.
2. Der Frachtbrief. Die Beförderung erfokgt entweder als
Stück- oder als Wagenladungsgut und nach Art der Beförderung ent-
weder als Eil- oder als Frachtgut. Jede der Eisenbahn zur Beförde-
rung übergebene Sendung muß von einem Frachtbriefe begleitet
sein, der folgende Angaben enthält: Ort und Tag der Ausstellung,
die Bezeichnung der Versandstation und der Bestimmungsstation, die
genaue Adresse des Empfängers sowie die etwaige Angabe, daß das
Gut bahnlagernd gestellt ist; ferner die Bezeichnung der Sendung
nach ihrem Inhalte, die Angabe des Gewichts, bei Stückgut die An-
zahl, Art der Verpackung, Zeichen und Nummer der Frachtstücke, die
etwaige Angabe des Interesses an der Lieferung, bei etwaiger steuer-
amtlicher re. Behandlung ein Verzeichnis der Begleitpapiere, bei Vor-
ausbezahlung der Fracht usw. den Frankaturvermerk, die auf dem
Gute haftenden Nachnahmen und schließlich die Unterschrift des Ab-
senders mit seinem Namen und seiner Wohnung. Zur Ausstellung
von Frachtbriefen sind vorgeschriebene Formulare zu verwenden, die
auf allen Stationen käuflich zu haben sind. Die Frachtbriefe für Eil-
gut-Sendungen sind auf der Vorder- und Rückseite oben und unten
mit einem roten Streifen versehen.
Der Absender haftet für die Richtigkeit und die Vollständig-
keit der im Frachtbrief aufgenommenen Angaben und Erklärungen
und trägt alle Folgen, die aus unrichtigen, ungenauen oder unge-
nügenden Erklärungen entspringen.
3. Der Frachtvertrag. Der Frachtvertrag ist abge-
schlossen, sobald das Gut mit dem Frachtbriefe von der Versand-
station zur Beförderung angenommen und dem Frachtbriefe der Tages-
stempel der Abfertigungsstelle aufgedrückt worden ist. Die Eisenbahn
ist nur verpflichtet, Güter zur Beförderung anzunehmen, wenn diese
sofort erfolgen kann; ist letzteres nicht angängig, und stehen der Eisen-
bahn die Räumlichkeiten zur Verfügung, so kann das Gut bis zur
Beförderung mit Zustimmung des Absenders in einstweilige Ver-
wahrung genommen werden. In diesem Falle haftet die Eisenbahn
bis zum Abschlüsse des Frachtvertrages als Verwahrer. Leicht ver-
derbliche Gegenstände sind von der vorübergehenden Einlagerung aus-
geschlossen.
Die Auflieferung des Gutes hat in den von der Eisenbahn fest-
gesetzten Dienststunden zu erfolgen. Bei einer nach und nach statt-
findenden Auflieferung der mit demselben Frachtbrief aufgegebenen,
von der Eisenbahn zu verladenen Sendung ist, sofern die Auflieferung
durch den Versender über 24 Stunden verzögert wird, die Eisenbahn
berechtigt, ein^Lagergeld zu erheben. An Sonn- und Festtagen wird
gewöhnliches Frachtgut weder angenommen noch ausgeliefert, Eilgut
jedoch nur in den ein für allemal bestimmten Tageszeiten. Die Bereit-
stellung der von dem Absender selbst zu beladenen Wagen muß für
einen bestimmten Tag nachgesucht und die Verladung in der von der
Eisenbahn festgesetzten, Frist vollendet werden. Bei Überschreitung
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
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Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
50 Beförderung von Gütern auf der Eisenbahn.
dieser Frist ist vom Absender das tarifmäßige Wagenstandgeld zu
bezahlen.
Erfordert die Natur des Frachtgutes eine Verpackung, so ist diese
vom Absender zu besorgen. Ist der Versender dieser Verpflichtung
entweder gar nicht oder nur in mangelhafter Weise nachgekommen,
so haftet er für jeden daraus entstehenden Schaden.
Die Stückgüter sind sichtbar und mit den Angaben des Fracht-
briefes übereinstimmend zu bezeichnen (signieren).
4. Gebühren. Werden bei der Verladung von Gütern, die der
Absender bezw. Empfänger selbst zu besorgen hat, der Eisenbahn ge-
hörige Einrichtungen, als Krane, Ketten, Wägevorrichtungen, Wagen-
decken usw. oder Arbeitskräfte benutzt, so ist hierfür Bezahlung
zu leisten. Die Eisenbahn ist zur Hergäbe dieser Einrichtungen jedoch
nicht verpflichtet. Für die bei der Ver- und Entladung benutzten
Rampen wird eine Gebühr nicht erhoben.
Für die Frachtberechnung sind die Tarife maßgebend. Etwaige
Auslagen und Rollgelder sind darin nicht angegeben. Die Fracht-
gelder können bei Aufgabe des Gutes zur Beförderung berichtigt oder
auf deu Empfänger angewiesen werden; dieses ist nicht mit Mehr-
kosten verbunden. Bei Gütern, die schnellem Verderben unterliegen
oder geringwertig sind, ist in den meisten Fällen Vorausbezahlung
der Fracht erforderlich. Beispielsweise muß die Fracht für Eis, Hefe,
gebrauchte leere Kisten, Ballons in Körben usw. gleich entrichtet werden.
Wenn hierbei der Betrag der Gesamtfracht im voraus nicht genau
bestimmt werden kann, so darf die Versandbahn die Hinterlegung des
ungefähren Frachtbetrages fordern. Abrechnung hierüber erfolgt nach
endgültiger Feststellung dieser Beträge. Bei unrichtiger Berechnung
der "Fracht oder Gebühren ist der Differenzbetrag nachzuzahlen bezw.
zu erstatten.
Die Belastung des Gutes mit N a ch n a h m e ist bis zur Höhe
seines Wertes gestattet, doch wird hierfür die tarifmäßige Provision
erhoben. Ist das Gut ohne Einziehung der Nachnahme abgeliefert
worden, so hat die Eisenbahn für den Schaden aufzukommen.
5. Die Lieferfrist. Die L i e s e r f r i st e n sind folgendermaßen
festgesetzt: a. für Eilgüter: Expeditionsfrist 1 Tag, Transport-
frist für je auch nur angefangene 300 km 1 Tag; b. für Fracht-
güter : Expeditionsfrist 2 Tage, Transportfrist bei einer Ent-
fernung bis zu 100 km 1 Tag, bei größeren Entfernungen für je auch
nur angefangene weitere 200 km 1 Tag.
6 Auslieferung. Dem Absender steht über das ausgegebene
Gut so lange das Verfügungsrecht zu, als es dem Empfänger noch
nicht ausgeliefert worden ist. Hat er keine entgegenstehende Anweisung
erteilt, so ist die Eisenbahn verpflichtet, das Gut und den
Frachtbrief am Bestimmungsort dem bezeichneten Empfänger gegen
Bezahlung der begründeten Forderungen und gegen Empfangs-
bestätigung auszuliefern. Güter, die auf der Bestimmungsstation
angekommen find (Stückgüter), kann die Eisenbahn durch amtlich ^be-
stellte Rollfuhrunternehmer an die Behausung des Empfängers fcgasfen
lassen, es sei denn, daß dieser andere Verfügung getroffen bat. Uber
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Gewerbeschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
l. Zum Tagewerke.
^Eehe hin in Gottes Namen,
* greif dein Werk mit Freuden an:
frühe säe deinen Samen;
mas getan ist, ist getan.
Sieh nicht aus nach dem Entfernten,
was dir nah' liegt, mußt du tun;
säen muht du, willst du ernten;
nur die steiß'ge Hand wird ruh'n.
Müstigstehen ist gesthrtich,
heilsam mrverdrost'ner Fleiß,
und es steht dir abends ehrlich
an der Stirn des Tages Schweiß.
Weißt du auch nicht, was geraten
oder was mißlingen mag,
folgt doch allen guten Taten
Gottes Segen für dich nach.
Geh denn hin in Gottes Namen,
greif dein Werk mit Freuden an;
frühe säe deinen Samen;
was getan ist, ist getan.
Spitts
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Gewerbeschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
10
Der beste Empfehlungsbrief.
2. Der beste Empfehlungsbrief.
Auf die Anzeige eines Kaufmannes, wodurch ein Kontor-
knabe gesucht wurde, meldeten sich 50 Knaben. Der Kaufmann
wählte sehr rasch einen unter ihnen und verabschiedete die andern.
„Ich möchte wohl wissen,“ sagte ein Freund, „warum du gerade
diesen Knaben, der doch keinen einzigen Empfehlungsbrief hatte,
bevorzugtest?“ „Du irrst,“ lautete die Antwort; „dieser Knabe
hat viele Empfehlungen. Er putzte seine Füße ab, ehe er ins
Zimmer trat, und machte die Tür zu; er ist daher sorgfältig.
Er gab ohne Besinnen seinen Stuhl jenem alten, lahmen Manne,
was seine Herzensgüte und Aufmerksamkeit zeigt. Er nahm
seine Mütze ab, als er hereinkam, und antwortete auf meine
Frage schnell und sicher; er ist also höflich und hat Manieren.
Er hob das Buch auf, das ich absichtlich auf den Boden gelegt
hatte, während alle übrigen es zur Seite stießen oder darüber
stolperten. Er wartete ruhig und drängte sich nicht heran —
ein gutes Zeugnis für sein anständiges Benehmen. Ich bemerkte
ferner, daß seine Kleider gut ausgebürstet und Hände und Gesicht
rein waren. Nennst du dies alles keine Empfehlungen? Ich
gebe mehr darauf, was ich von einem Menschen weiß, nachdem
ich ihn zehn Minuten lang gesehen habe, als auf das, was in
schön klingenden Empfehlungsbriefen geschrieben steht.“
Magdeburger Zeitung.
5. Die letzte flacht Lw Mernbause.
Das griff ans £?erj, und ich vergess' es nimmer:
Es war die letzte Nacht im Vaterhaus;
zieh'n sollt' ich mit dem ersten Frührotschimmer,
vielleicht aus ewig, in die Welt hinaus.
2. Noch lag ich schlaflos auf dem weichen Pfühle;
denn viel bewegte mir die junge Brust:
des Heimwehs Vorgefühl, des Scheidens Schwüle
und Hoffnung doch und rege Wanderlust.
5. Da s<Aug es zwölf. Die Lampe brannte trübe,
und leise schritt es durch die Rammertür —
ein Geist erschien mir, doch ein Geist der Liebe;
denn meiner Mutter gleich erschien er mir.
Sie nahte still, als wollte ste nicht stören
des Sohnes, wie sie meinte, tiefe Ruh'.
Ich hört' sie, doch ich schien sie nicht zu hören;
ich sah sie, doch ich schloß die Augen zu.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
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B.
Segen ist der Mühe Meis.
39. Das Kekd in der Wotkswirtschaff
Nach dem Gelde greifen alle Hände. Um das Geld Plagt sich der
Mensch tagein, tagaus. Um das Geld ist schon viel Schweiß und auch
viel Blut geflossen; nicht nur, daß man sich redlich mühte, Geld zu
erwerben, nein, man mordete auch, man sengte und brannte, um es an
sich zu reißen. Etwas Verführerisches liegt in diesen kleinen Metall-
scheiben, eine geheimnisvolle Gewalt wohnt ihnen inne. Was ist es
doch, das die Begierde nach dem Besitz des Geldes so mächtig stachelt?
Für Geld kann man alles haben, oder doch fast alles. Es ist ein
Gegenstand, den jeder gern annimmt, und wofür er beliebige andere
Bedarfsartikel abgibt. Es ist das eigentliche Tauschmittel. Und zu-
gleich dient es als Wertmesser. In Geld drückt man den Wert einer
Ware aus und kann dann leichter die verschiedenen Werte gegeneinander
abmessen. Man vergleicht zwei Großen mit einer dritten bekannten
Größe. Tauschmittel und Wertmesser, das ist das Geld. Und weil es
das ist, ist's unentbehrlich. Was sollten wir wohl ohne Geld anfangen?
Wie sollte sich der Güteraustausch vollziehen ohne Geld? Nehmen
wir an, ein Nagelschmied hätte 100 Schock Nägel hergestellt und will
sie an den Mann bringen, um mit dem Ertrag ein Kleidungsstück-zu
kaufen. Er geht zum Kleiderhändler, doch der weist ihn mürrisch ab;
denn 100 Schock Nägel kann er nicht brauchen. Unser Nagelschmied
müßte nun so lange in der Welt umherirren, bis er zufällig einen.
Menschen fände, der das Kleidungsstück übrig und die Nägel nötig
hätte. Dann könnte der Austausch der Sachen endlich stattfinden, und
auch dann noch mit einigen Schwierigkeiten, da nämlich nicht leicht
festzustellen ist, wie viel Schock Nägel so eine Hose wert ist. Wie ganz
anders, wenn es ein Tauschmittel gibt. Gegen Geld sind Nägel schon
in irgend einer Eisenhandlung abzusetzen, und für Geld ist nachher
in irgend einer Kleiderhandlung die Hose rasch zu haben. Die Ver-
gleichung ist jetzt auch nicht mehr schwer; denn das Schock Nägel
hat seinen Geldpreis und die Hose desgleichen. Die Sache ist gemacht.
Das Geld leistete den Vermittlevdienst.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
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Schulformen (OPAC): Gewerbeschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
12
Auch ein Denkmal.
Augen fielen wieder gerade aus die Äpfel, und sie schienen ihm noch
rotbäckiger als vorhin. Und nicht genug, es kam auch des Nach-
bars Leuchen die Straße herabgetrippelt und füllte ihr Körbchen
mit den schönsten Äpfeln, und Leuchen selbst hatte rote Bäcklein wie
ein Borsdorser Apfel. Auch die Hökerin hatte rote Backen, das ent-
deckte er jetzt erst, und wahrhaftig, auch seinem Nebengesellen, dem
Heinrich, schimmerte es rot durch das von Ruß geschwärzte Gesicht.
Äpfel, Menschen, alles hatte rote Backen, nur um ihn zu ärgern
und zu quälen.
Jetzt aber kam etwas, was dem Karl das Blut in das Gesicht
trieb bis in die Schläfe hinauf. Der Schusterjunge Fritz stand
nämlich bei den Äpselkörben. Karl und Fritz waren aber einander
feind, weil Fritz behauptet hatte, ein Schlosser könne einem Schuster
die Schuhriemen nicht lösen, eine Behauptung, die dem Fritz von
Karl eine Tracht Prügel eingetragen hatte. Und nun stand dieser
Fritz vor den Äpfelkörben, warf dem Hökerweibe einen blanken
Zehner in den Schoß, als hätte er über Tausende zu verfügen, las
sich drei der schönsten Äpfel aus, und mit einem triumphierenden
Blicke nach dem Fenster, hinter dem sein Feind mit einem Kirchen-
schlüssel sich abquälte, biß er in einen Apfel, daß dem Karl das
Wasser im Munde zusammenlief.
In diesem Augenblick rief Herr Martin: „Karls"
„Meister!"
„Hier, trage das Schloß zum Herrn Geheimrat! Eine Empfehlung,
und in einer Stunde werde ich selbst kommen, es anzuschlagen."
Das ließ sich Karl nicht zweimal sagen; eilig rieb er sich
mit dem Schurze den Ruß im Gesichte herum und rannte zur Tür
hinaus, um den Fritz noch zu erwischen. Die Wohnstube, durch die
er geheu mußte, war leer; die Meisterin war auf dem Markte, und
eben wollte er die Stube verlassen, da fiel sein Blick aus etwas,
das seinen Lauf hemmte. Das Wandschränkchen des Meisters stand
offen, das Wandschränkchen, in dem der Meister seine Geschäftsbücher
und die Meisterin ihr Haushaltungsgeld aufzubewahren pflegten. Dem
Knaben war's, als würge ihn einer an der Kehle, und er zitterte
am ganzen Leibe. Dort lag, er sah es ganz genau, ein kleines
Häufchen Zehner. „Nimm eins!" flüsterte ihm die Versuchung zu,
„die Meisterin mcrkt's nicht, und die Äpfel sind so saftig und so
schön rot." Karl warf einen Blick hinter sich, dann einen durchs
Fenster — der Fritz biß eben seinen zweiten Apfel an — und da
war es geschehen! Mit einem Zehner in der Hand stürzte er auf
die Straße hinaus, und die Jagd auf Fritz, der schleunigst Fersengeld
gab, begann.
Nach einer Viertelstunde kam Karl wieder zurück. Scheu und
vorsichtig öffnete er die Stubentüre, und erschrocken blieb er auf der
Schwelle stehen, da er den Meister erblickte, der in seinem Lehn-
stuhle am Fenster saß und mit den Fingern aus dem Fensterbrette
trommelte.
„Karl, komm herein! Was bleibst du unter der Türe stehen?"
„Ich . , . ich . . . eine schöne Empfehlung vom Herrn Geheimrat
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Karl Karl Fritz Karl Karl Fritz Fritz Fritz_von
Karl Karl Fritz Karl Karl Martin Karl Karl Fritz Karl Karl Fritz Fritz Karl Karl