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1. Altertum und Mittelalter - S. III

1911 - Stuttgart : Bonz
Vorwort. Die neue Auflage ist genau durchgesehen, dem jetzigen Stand unserer Kenntnisse entsprechend berichtigt und der auf die neueste Zeit bezgliche Teil bis zur Gegenwart fortgefhrt; sie ist auch nicht unbedeutend erweitert worden, so da es, auch mit Rcksicht auf die lngere Zeit des Gebrauchs, angemessen schien, das Buch in zwei Bnde zu teilen. Die Erweiterung ist nicht sowohl in der Absicht erfolgt, den anzueignenden Stoff zu vermehren, es ist eher da und dort ein Name und eine Zahl gestrichen ; mein Streben ging vielmehr mehr darauf, das Wichtige, Wesentliche in der zur klaren Auffassung ausreichenden Ausfhrlichkeit zur Darstellung zu bringen, so da der Gefahr des mechanischen Nachschreibens in den Lektionen vorgebeugt und dem Lehrer ermglicht wird, einzelne Partien genauer durch-zunehmen, andere mehr dem Privatflei der Schler zu berlassen. Wenn es die Hauptaufgabe alles Unterrichtes, auch des Unterrichtes in der Geschichte ist, Interesse, d. h. Hunger und Durst" nach weiterem Wissen zu wecken, so wird dieser Aufgabe nach meiner Lehrererfahrung am besten gengt, wenn nicht Jahr fr Jahr das gleiche Pensum in der gleichen Verteilung durchgenommen wird, sondern wenn immer wieder auf Grund der eigenen Studien bestimmte Partien nher unter Vorfhrung frischen, farbenreichen Lebens und unter liebe-voller Versenkung ins Detail, soweit dies ntig ist, um die Hauptsachen ins rechte Licht zu setzen," behandelt werden. Ich war bestrebt, die Mitteilung bloer Notizen zu vermeiden und das Gegebene lesbar zu erhalten. Neu ist auch die Aufnahme der wrttembergischen Ge-schichte im Anschlu an die entsprechenden Abschnitte der deutschen. Im brigen sind dieselben Grundstze wie bisher magebend geblieben. Die alte Geschichte ist, ohne da etwas Wesentliches zu vermissen sein wird, weniger ausfhrlich behandelt als die mittlere und neuere. In der letzteren ist vor allem die deutsche Geschichte bercksichtigt, die Geschichte der auerdeutschen Staaten nach Ma-gbe ihrer Bedeutung sr die deutsche Geschichte oder auch fr die allgemeine Bildung. Die wichtigsten Persnlichkeiten, Ereignisse und

2. Altertum und Mittelalter - S. IV

1911 - Stuttgart : Bonz
Iv Erscheinungen sind ausfhrlicher dargestellt, minder Wichtiges ist kurz abgemacht. Eine streng synchronistische Darstellung, die im Grund nicht durchgefhrt werden kann, ist auch nicht versucht; dafr ist hufig auf die gleichzeitigen Begebenheiten auf andern Schaupltzen hingewiesen. berhaupt ist im Interesse der immanenten Repetition" an Verweisungen, manchmal auch an Wiederholungen nicht gespart worden. Im gleichen Interesse ist die Geschichte einzelner wichtiger Frstenhuser, Völker, Gebiete und Staaten zur Erleichterung der Ubersicht und Einsicht an bestimmten Orten besonders zusammen-gestellt worden, vgl. Normannen, Kirchenstaat, Welsen, Askanier, Wetther, Sachsen, Schweiz, Burgund, Niederlande, Osterreich, Bhmen, Ungarn, Wittelsbacher; im zweiten Teil werden die Fundstellen angegeben werden. Auf klare Auffassung der geographischen Verhltnisse ist berall Bedacht genommen; der Ge-brauch von Putzgers historischem Schulatlas ist vorausgesetzt. Die auf dem Rand beigesetzten Zahlen entsprechen im ganzen der amt-lichen Vorschrift fr die oberen Klassen hherer Schulen. Die int Text enthaltenen Zahlen dienen der richtigen Auffassung der einzelnen Abschnitte der Geschichte; der Lehrer wird entscheiden, was ihm davon notwendig erscheint. Der berblick der die Kunstgeschichte, den das Buch meinem Bruder, Rektor vr. Frohnmeyer in Cannstatt, verdankt, ist von dem Verfasser durchgesehen und ergnzt worden. Fr die Brger-knde wird der Lehrer eines der vorhandenen Bcher fr die Hand der Zglinge whlen. Ebenso fehlt es fr die deutsche Geschichte nicht an einem brauchbaren Quellenbuch (z. B. das im Verlag von F. Hirt, Breslau, erschienene). Mit der Zeit beschenkt uns wohl einer der Kollegen mit einem fr die wrttembergischen Verhltnisse besonders geeigneten Buch fr Brgerkunde und Quellenlektre. Fr treue und umsichtige Untersttzung bei der Korrektur bin ich meinem Sohn, Oberreallehrer Th. Frohnmeyer in Hall, zu herzlichem Dank verpflichtet. Der zweite Teil wird in aller Blde nachfolgen. Stuttgart, 15. April 1911. I. Frohnmeyer.

3. Altertum und Mittelalter - S. 1

1911 - Stuttgart : Bonz
Einleitung. 1. Die Geschichte erzhlt weder das Werden der Welt oder der Erde, noch berichtet sie von allen ihren Vlkern, sondern sie erzhlt die wichtigsten Begebenheiten aus dem Leben der Haupt-kulturvoller, soweit sie fr die fortschreitende Entwicklung der Menschheit und fr das Verstndnis der Gegenwart von Be-deutung sind. 2. Die Geschichte beginnt nicht mit den Ansngen der Menschheit, sie setzt das Vorhandensein von Kulturvlkern und das Bestehen eines Schrifttums voraus. der diese Zeit hinauf sucht die Forschung auf der-schiebenem Wege zu gelangen, durch die vergleichend Sprachwissenschaft und durch die auf dem Stubiurn der gefunbenen ober ausgegrabenen Altertmer emhenbe Wissenschaft der Urgeschichte der Menschheit. der die Zeit, aus der ihre Funbe stammen, hat diese Altertumswissenschaft freilich noch wenig allgemein anerkannte Ergebnisse gewonnen. Nach den Werkzeugen, die sich der vorgeschichtliche (prhistorische) Mensch fertigte, unterscheibet man eine (ltere und jngere) Steinzeit, eine Bronze- und eine Eisenzeit. In der lteren Steinzeit (palolithischen Zeit), der aus Wrttemberg die Funde in den Albhhlen angehren, herrschten noch ganz andere klimatische Verhltnisse; einer nordischen Flora entsprach -auch die Tierwelt. Die Menschen lebten von Jagb und Fischfang. Sie sagten Tiere, die jetzt lngst verschwunben sinb, wie den Hhlenbr, die Hhlenhyne, den Hhlenlwen, aber auch den Hirsch, das Renntier u. bgl. Ihre Waffen und Gerte aus Horn, Knochen und Stein waren noch sehr unvollkommen, aber ihre Schnitzereien aus Renntierhorn und Mammutzahn, ihre Zeichnungen und Malereien an den Wnben der Hhlen und den Waffen und Stben zeigen gar keinen niebern Stanb der geistigen Fhigkeit. Wann sie gelebt haben, ist schwer zu sagen: ins 6. Jahrtausenb und hher hinauf setzen manche Forscher ihre Zeit an. Ein groerzwischen-raum mit gewaltigen nberungen trennt die jngere Steinzeit (die neolithifche Zeit) von der altem. Es herrscht jetzt das gemigte Klima in Mitteleuropa. Mammut, Hhlenbr, Hhlenlwe sinb verschwunben. Neben Hirsch, Br, Auerochs, Fuchs und Wolf sinbet sich jetzt die Menge der Haustiere. Der neolithifche Mensch hat nicht die Kunst des alten. Aber feine Werkzeuge aus Feuerstein sinb besser und vervollkommnen sich mit der Zeit, er lernt scharfe Messer, Pfriemen, Sgen herzustellen, bessere Frohnmeyer, Lehrbuch. 1

4. Altertum und Mittelalter - S. 2

1911 - Stuttgart : Bonz
2 Beile und Waffen zu machen, vor allem den Stein zu schleifen, polierte Beile und xte herzustellen. Namentlich in der Herstellung der Tongefe zeigt sich die fortschreitende Kulturentwicklung. Der Mensch ist jetzt nicht mehr blo Jger, sondern er ist auch Ackerbauer und Viehzchter geworden. Zu der Bekleidung mit Tierfellen fgten die Knste des Spinnens und Webens weitere Gewnder. Neben und an Stelle der Hhlenwohnungen, Schilfhtten, Zelte treten festere Wohnungen aus Lehm und Holz. Weit verbreitet ist in waldigen Gebirgslndern, vor allem in den Alpen und ihrem Vorland, aber auch sonst weithin die Anlage von Ortschaften auf groen Pfahlrosten, die in einen See oder in ein Flutal oder ein Moor hinein-gebaut sind, aber auch auf festem Boden sich finden. Arn Ende der Steinzeit, die am lngsten im Norden um die Ostsee her, in Norddeutschland, in Schweden und Dnemark sich erhalten hat und die in Europa im all-gemeinen vom 5. Jahrtausend bis um 2000 gedauert haben mag, beginnt die Kunst der Metallbearbeitung, nach kurzer Verwendung des seiner Weich-heit wegen wenig geeigneten reinen Kupfers mit dem Gebrauch des mit Zinn gemischten Kupfers, der Bronze, die in Europa um 2000 sich zu verbreiten anfngt. Woher die alte Welt das Zinn dazu gewann, ist vllig dunkel. In lebhaftem Handelsverkehr mu es den europischen Vlkern zugefhrt worden fein. Diese Bronzezeit umfat etwa das zweite Jahr-tausend v. Chr. und geht dann nach und nach, in Sdeuropa etwa um 1200, bei uns um 1000, in Skandinavien erst im 5. Jahrhundert v. Chr. in die Eisenzeit der, die im Grund bis zur Gegenwart reicht. Wie die Bronzekultur, hat auch die Eisenkultur von Osten aus der Europa sich verbreitet. Diese vorgeschichtliche Eisenzeit hat berreste vor allem in den Grberfunden auf die Nachwelt gebracht. Nach solchen Fundsttten unterscheiden die Forscher die ltere Eisenzeit als die Hallstattperiode (so genannt nach dem groen Grberfeld auf dem Salzberg bei Hallstatt im Salzkammergut) und eine jngere Eisenzeit als die La-Tnezeit (so genannt nach den Funden von eisernen Waffen und Werkzeugen, von Schmuckgegenstnden und Gefen bei La-Tne am Nordende des Neuenburger Sees). Letztere fllt in Sddeutschland in die Zeit von etwa 500 v. Chr. an; Kelten treten hier als ihre Trger auf. Die ganze Entwicklung hat sich brigens nicht gleichmig und gleichzeitig bei allen Vlkern vollzogen. Whrend wir in gypten die Stufen in der geschichtlichen Zeit verfolgen knnen, liegen sie in Deutschland vor der Geschichte. Bis auf die Gegenwart haben sich unter den Vlkern alle Abstufungen der Kultur erhalten. 3. Nur von einem Teil der Menschheit handelt die Geschichte, daher der Name Weltgeschichte zurzeit mehr khn als zutreffend ist. Die ur-sprngliche Einheit des Menschengeschlechts hat sich nmlich in mannig-fache Unterschiede getrennt, a. Man unterscheidet hinsichtlich der Krperbeschaffenheit verschiedene Rassen, sei es mit Blumenbach he bekannten 5, sei es mit Prichard, der die Sdafrikaner und Australneger hinzufgte, 7, sei es, da alle Merkmale (Hautfarbe, Haar, Schdel) un-sicher sind, 12 und mehr. Fr die Geschichte sind vor allem die Kaukasier in ihren 3 Zweigen von Bedeutung: zu dem nordafrikanischen Stamm (Hamiten") rechnet man auer den Berbern Nordafrikas (Numidier) die gypter und wohl auch die Abessinier; zu den Semiten Babylonier und Assyrer, Syrer, Araber und Israeliten; zu den Jndogermanen

5. Altertum und Mittelalter - S. 3

1911 - Stuttgart : Bonz
3 oder Jndoeuropern (Japhetiten") in Asien die Jndier, Immer und Armenier, in Europa die Griechen, Rmer, Kelten, Germanen und Slaven. Die wichtigsten geschichtlichen Völker gehren dem indogermani-scheu und dem semitischen Zprachstamm an. Auer diesen Sprach-gruppen unterscheidet man die Negersprachen, die mongolischen, malaiischen, australischen, indianischen, die Dravidasprachen (Vorderindien) und die der Kaukasusvlker (im ganzen zhlt man etwa 800 Sprachen), b. Hinsichtlich der Kulturstufe unterscheidet man die Sammelvlker, die ihre armselige Nahrung zusammenraffen, wo sie sie finden; die Fischer- und Jgervlker, die gleichfalls noch kein festes Eigentum haben. Sie alle gehren noch nicht der Geschichte an. Die wandernden oder Hirtenvlker, die Nomaden, gewhnlich in viele kleine Stmme zersplittert, haben nur ausnahmsweise in die Geschichte eingegriffen, wenn ein bedeutender Mann oder eine groe Idee sie vereinigte (Araber, Mongolen). Die eigentlichen Trger der Geschichte waren die ackerbautreibenden Völker. Namentlich in fruchtbaren Tieflndern, an groen Flssen mit gnstigem Klima ist der entscheidende bergang zum Ackerbau frh ge-macht worden (gypten, Babylonien, Indien, China); die gemigte Zone ist der Hauptschauplatz der Geschichte, c. In bezug aufdie Religion ist gleichfalls'eine Trennung eingetreten. Der ursprngliche Monotheismus hat sich im heidnischen Polytheismus verloren. Die Entstehung dieser wildwachsenden" Naturreligionen, die \t nach der Art der Völker und der Beschaffenheit der von ihnen bewohnten Lnder beraus ver-schieden sind, liegt vor aller Geschichte. Auch das Heidentum hat seine gestifteten" Religionen; doch sind die Religionsstifter (Buddha, Zara-thustra, Khungfutsz oder Konfuzius) vielfach mehr Reformatoren. Von all diesen Religionen unterscheiden sich die geoffenbarten, das Juden-tum und das Christentum, während der Islam einige Lehren des Juden-tums und des Christentums mit dem alten semitischen Heidentum verbindet. 4. Um den reichen Stoff der Geschichte einzuteilen, hat man lange die Weltmonarchien Daniels (c. 7) zugrunde gelegt. Seit dem 17. Jahrhundert hat sich die Einteilung in alte, mittlere und neue Geschichte eingebrgert. Diese Einteilung unterliegt frei-lich manchen Bedenken: weder Anfang noch Ende des Mittelalters lt sich sicher bestimmen; das Ereignis von 476 war in keiner Weise epochemachend; die ganze schillernde Vorstellung vom Mittelalter setzt sich aus sehr verschiedenen Bestandteilen zusammen. Immerhin ist jene Einteilung nicht blo praktisch brauchbar; wenn auch be-greiflicherweise der Flu der Geschichte keine Einschnitte zeigt, so lassen sich doch, wie bei den Strmen der Erde, unterscheidende Merkmale fr die Hauptabschnitte erkennen.

6. Altertum und Mittelalter - S. 4

1911 - Stuttgart : Bonz
Das Altertum. Es ist in der Hauptsache die Geschichte der vorchristlichen Zeit, einerseits des Volkes Israel, unter dem sich die hchste Offenbarung Gottes vorbereitete, andererseits die der heidnischen Weltreiche", die einen immer greren Teil der bekannten Welt umspannten, und unter denen sich in Kunst und Wissenschaft, im Rechts- und Staatsleben eine groartige Kultur entwickelte. Dir Klker des Morgrnlandrs. I. gypten. 1. Land. gypten ist der schmale, vom letzten Nilkatarakt bei Syene an etwa 900 km lange, hchstens 1518 km breite Streifen Landes, welchen der Nil zwischen den libyschen und arabischen Wstenplatten durch die Senkstoffe seines Oberlaufes geschaffen hat, nebst dem in gleicher Weise aus einem frheren Meerbusen entstandenen Deltaland. Es der-dankt wie seine Entstehung so seine Fruchtbarkeit den berschwemmungen des Nils, der infolge der Sommerregen im tropischen Teil seines Flu-gebiets, im Becken des Gazellenstroms und vielleicht noch mehr infolge der abessmischen Gebirgsregen jhrlich das Land vom Juli bis Oktober mit einem brunlichen Swassermeer berschwemmt, von welchen: der fruchtbarste Schlamm zurckbleibt, daher der alte Name des Landes Ehemi, das schwarze Land. Der natrlichen Einteilung in zwei Teile, Niltal und Delta, entsprach in ltester Zeit die politische Gliederung in zwei Staaten, Nordland (Delta) und Sden. Die sptere knstliche Ein-teilung in drei Teile, Untergypten (Delta) mit den Stdten Sais, Helio-polis, Pelusion, Alexandria, Mittelgypten mit Memphis und Obergypten (Thebais) mit Theben ist nie durchgedrungen. 2. Das Volk und seine Kultur, a. Das Volk, dessen ziemlich reine Nachkommen die heutigen Fellachen sind, von schlanker Gestalt, mager, mit langen Hnden und Fen, dicken Lippen, langgeschlitzten Augen, rotbrunlicher Farbe, wird zu der uord-afrikanischen Familie der kaukasischen Rasse gerechnet, der deren Verhltnis zu den Semiten und Negern man noch nicht einig ist.

7. Altertum und Mittelalter - S. 5

1911 - Stuttgart : Bonz
Sie sind wie die ihnen verwandten libysch-maurischen Stmme im Westen und zahlreiche Stmme im Sden wahrscheinlich aus Asien in grauer Borzeit eingewandert. Dagegen waren die Nubier, zu denen auch die von den Griechen thiopen genannten Kuschiten gehren, ursprnglich Neger, wenn sie auch im Lauf der Zeit durch Mischung mit Hamiten und Semiten den Negertypus zum Teil verloren haben. Auch die gypter mgen bei ihrer Einwanderung, die aber weit vor aller geschichtlichen rtde liegt, eine nubische, negerartige Bevlkerung vorgefunden und sich mit ihr vermischt haben. Frher als bei irgend einem andern Land treffen wir in gypten eine eigentmliche und hochentwickelte Kultur, deren Geschichte freilich die massenhaften Funde und Ausgrabungen nicht gengend erhellen. Vielleicht schon tausend Jahre vor Menes waren die gypter ein Kulturvolk. b. Art der Spitze des Staates stand der König (Pharao, t>. h. das groe Haus") in unbeschrnkter Machtflle, schon bei Lebzeiten eigentlich vergttert, umgeben von einem glnzenden Hofstaat. Der König galt als der eigentliche Herr des Grundes und Bodens (vgl. 1. Mos. 47, 24. 26.); ihm gegenber waren alle gypter rechtlose Knechte. Nach den griechischen Geschichtschreibern zerfielen die Einwohner in verschiedene Stnde, obenan Priester, Krieger, dann Ackerbauer, Krmer, Handwerker, Hirten, Schiffer, Dolmetscher. Doch haben sich diese Stnde, obgleich der Beruf im allgemeinen erblich war, nicht zu eigentlichen Kasten abgeschlossen. Auch die Priester, die mehr und mehr ein privilegierter erblicher Stand wurden, sind nicht in dem Mae wie bei den Indern eine Kaste geworden. Wichtiger als die Gliederung in Stnde war von alter Zeit her die in Bezirke oder Gaue. c. Die Religion der gypter, die ihr ganzes Leben beherrschte, hatte eine Gtterwelt von verwirrender Menge. Es waren teils Götter, die in den einzelnen Gauen verehrt wurden, deren Leben sich aber auch in dem Kreislauf der Naturerscheinungen, in der Befruchtung des Landes durch den Nil, in dem Blhen und Absterben der Vegetation, in dem Wechsel von Licht und Finsternis, in den Schicksalen der lichten Gestirne und in dem Kampf der heilbringenden und zerstrenden Gewalten ab-spielt, teils Götter, deren Wirken die ganze Welt umfat, wie der Sonnen-gott Ra oder R, der Mondgott, Himmel und Erde usw. Diese groen Naturgtter wurden oft so hervorgehoben, da man den Nachklang eines lteren Monotheismus in ihnen hat sehen knnen. Im Kultus treten sie hinter den Lokalgttern zurck, wenn sie nicht wie Osiris ursprnglich schon Lokalgtter sind oder zu solchen werden. 1) Die am meisten genannten Götter sind: Osiris, der groe Gott der Vegetation, der die Pflanzen hervorsprieen lt, der von der Himmelsknigin Isis einen Sohn Horns hat. Der Mythus (d. h. die Gttersage) erzhlt, wie er von seinem bsen Bruder Seth gettet wurde und nun im Grabe haust, wie Horus, heran-gewachsen, ihn rcht und die Herrschaft gewinnt. In Obergypten verehrt

8. Altertum und Mittelalter - S. 6

1911 - Stuttgart : Bonz
6 man das feindliche Brderpaar Seth und Horns, jener der Gott der Finster-ms, dieser des Lichtes. In Sais verehrte man die Kriegsgttin Neit, in Heliopolis einen Gott Atnmn, der von den Priestern frh mit beut Sonnengott R, dem Weltenherrscher, verschmolzen wurde; in Memphis Ptah, der im Lauf der Zeit zum Gott der Knste wurde, in Theben Amon. Frh schon hebt sich ein Gott der die andern hervor. So wurde namentlich der Sonnengott Rs von Heliopolis aus zu einem Gtterknig. In den Kreisen der Priester bildete sich so ein Monotheismus der Sonne aus: fast alle Lokalgtter galten nur als Erscheinungen des Re. Freilich konnte dieser Monotheismus die Lokalkulte nie verbrngen. Der Totengott Osiris besonbers behauptete sich immer. Und in Memphis machte man den Ptah als den Schpfer und Bildner der Welt zum obersten Gott und stellte ihn der Re. Spter hat auch Amon zuzeiten an der Spitze i der Gtterwelt gestanden. In der Zeit des neuen Reichs hat Amenophis Iv. den Versuch gemacht, den monotheistischen Sonnendienst des R zur Reichsreligion zu machen und den Dienst der andern Götter, namentlich des Amon, zu vernichten. Es war nur eine merkwrdige Episode.. 2) Am befremdlichsten erschien schon den Griechen der Tierdienst der gypter. Er findet sich auch sonst im Heidentum: man denkt sich die Götter in allerlei Naturgegenstnden wohnend und so namentlich in Tieren, die den Menschen als Wesen von berlegener Kraft, geheimnisvoller, unberechenbarer, babei bnrch den Instinkt zielbewuter als der Mensch erscheinen und sich so als Sitz geheimnisvoller gttlicher Mchte besonders eignen. So werben in gypten nicht nur die Haustiere, besonbers Rinder nnb Khe, oder Widder und Ziegenbcke, sondern auch Lwe, Krokodil, Mpferd, Gift-schlnge, Skorpion, Wlfe und Hunde, Affen, Fische und Vgel, der Ibis, der Reiher, der Falke, der Geier, der Frosch verehrt. Dabei war die ganze Gattung heilig, ein bestimmtes Exemplar wrbe aber herausgegriffen nnb an heiliger Sttte gehegt und gepflegt. Nach dem Tode des heiligen Tieres fhrt der Gottesgeist in ein anberes an bestimmten Zeichen erkennbares Tier. Am bekanntesten ist die Verehrung des dem Ptah heiligen Apisstiers. Da dieser einer tiefftehenben Religionsstufe eigentmliche Tier-bienst bei allen Fortschritten des Volks festgehalten wrbe, erregte von jeher Verwnnbernng. 3) Von der Unsterblichkeit der Seele fest berzeugt, glaubten die gypter, ba Osiris nach seinem Tode in die Unterwelt gegangen, um bort zu herrschen, ba die Toten zu Osiris, zum Orte der Götter gehen, ba der Mensch aber dazu in biefem Leben sich vorbereiten und in einem Totengericht vor Osiris nnb anbeten Gttern Rechenschaft aeben msse der sein Erbenleben. So fehlte es der Religion nicht an einer Wirkung auf das sittliche Leben; durch eine Menge von Vorschriften wurde das Leben geregelt, am strengsten das der Priester. Wie weit eine Seelenwanderung als Strafe gelehrt wurde, ist nicht recht klar; die Erhaltung des Leibes durch Einbalsamierung (der Menschen und der hei-ligen Tiere), aus welche man so ungemeinen Wert legte, galt wohl fr notwendig, wenn die Seele fortbestehen sollte. 6. Kulturstand. Auch Kunst und Wissenschaft dienten der Religion, und die Priester waren zugleich die Pfleger der Knste und Wissenschaften. 1) Schon in der frhesten Zeit besaen die gypter eine heilige Bilderschrift, die Hieroglyphen, in der an-

9. Altertum und Mittelalter - S. 7

1911 - Stuttgart : Bonz
fangs die Bilder die betreffenden Wrter und Begriffe, weiterhin Laute (z. B. ein Adler = A) bezeichneten. Seit der geniale Fran-zofe Franyois Champollion 1822 die Frage der Lesung der gyptischen Schrift in der Hauptsache lste, hat die Erforschung des gyptischen Altertums ungeahnte Fortschritte gemacht. Neben den Hieroglyphen, die man in die Felsenwnde der Grabkammern, in Tempelwnde und Grabsteine eingrub, hatte man schon um 3000 zu den zahllosen Aufzeichnungen auf den Papyrusrollen eine hiero-glyphische Kursivschrift, die hieratische, und das Bedrfnis des leichteren und schnelleren schriftlichen Verkehrs hatte zu Herodots Zeit zur Entstehung einer Volksschrift" gefhrt. 2) Von dieser Schrift haben die gypter ausgiebigen Gebrauch gemacht und eine reiche Literatur, namentlich religisen, astronomischen und medi-zwischen Inhalts geschaffen. Schon in grauer Vorzeit (man will die Zeit genau auf das Jahr 4241 v. Chr. berechnen) wurde das Sonnenjahr mit 12 Monaten zu 30 Tagen und 5 Schalttagen eingefhrt. Die gyptischen Forscher fanden, da ihr Jahr so immer um einen Vierteltag zu kurz war, da nach 1461 Jahren das natr-liehe und brgerliche Jahr sich wieder zusammenfinde. 3) Religis war besonders auch ihre Kunst, vor allem die Bau- und die Bild-kunst, die nicht nur durch die ungeheuren Massen, welche mit den einfachsten Mitteln bewltigt wurden, sondern auch durch die frh erreichte hohe Stufe der knstlerischen Ausfhrung Staunen er-wecken. Neben den etwa 70 Pyramiden (knigliche Grabmler), den Sphinxen (der Sphinx mit Lwenleib und Menschenkopf war ein Bild des Sonnengottes) und Obelisken sind namentlich die groartigen Ruinen von Theben bei Karnak und Luxor nebst den Felsengrbern im Westen des Nils Beweis fr eine seltene Kunst-hhe. Dazu kamen groe Ntzlichkeitsbauten, besonders Kanle. 4) Auch die Gewerbe waren srh entwickelt. Weberei, -Metall-bearbeitung und Glasfabrikation (letztere ist eine gyptische Er-findung) sind hier uralt. Dem entsprechend blhte der Handel. Das ganze Leben mit seinen Beschftigungen, Kunsterzeugnissen und Freuden stellt sich noch heute in den Wandmalereien der Grber uns vor Augen. 3. Die^Geschichte. Die Chronologie der gyptischen Geschichte ist nicht sicher, doch gestatten die neueren Forschungen Angaben, die der Wirk-lichkeit nahe kommen, a. Das alte Reich von Memphis. Schon lange vor Menes bestanden Staaten in gypten mit einer, wie die Kalender-reform beweist, alten Kultur. Menes (zwischen 3400 und 3200) vollendete die^ Vereinigung des Sd- und des Nordreichs zu einem Staate; er soll auch Memphis erbaut haben. Er ist der Grnder der ersten der 26 Dynastien, die bis 525 der gypten herrschten, deren genauere Zeit-bestimmnng aber weit herunter unmglich ist. Schon der 4. Dynastie (c. 28402680) gehren die Erbauer der drei Pyramiden von Giseh, nahe bei Memphis, an, von denen die des Chufu (Cheops) die hchste ist.

10. Altertum und Mittelalter - S. 8

1911 - Stuttgart : Bonz
Schon in der Hhezeit des alten Reiches (c. 28952540) reichte das Reich nach Palstina und Phnizien hinber und drang in Nubien vor. Spter zerfiel die Reichsgewalt, b. Das mittlere Reich. Mit der 11. Dynastie (c. 21602000) wird Theben, wie die Griechen aus unbekanntem Anla die Hauptstadt nannten, der Ausgangspunkt einer Hebung des Reiches, das unter der 12. Dynastie (20001785) den Hhepunkt seiner ganzen Geschichte erreichte. Die Könige faten die Zgel des Reiches, dessen Haupt-stadt auch sie wieder in die Gegend von Memphis verlegten, wieder fester, unterwarfen Nubieu und kmpften auch in Europa glcklich. Vor allem errichteten sie in allen Teilen des Landes ihre Bauten, Tempel, Pyramiden und Bildsulen. Besonders das Fajum, in dem sie auch residierten, wurde von ihnen kultiviert und mit Bauwerken geschmckt. Das von den Griechen als das grte Wunderwerk gyptens angestaunte Labyrinth war ein Riesentempel Amenemhets Iii. Dagegen wurde der Mrissee im Fajurn von ihnen nicht angelegt; es ist ein natrlicher See, an dem nichts knst-lich ist, als die Dmme und Kanle, die angelegt wurden. Dieser Dynastie gehrte auch jener Sesostris Iii. (18871850) an, auf den die griechische Sage alle Ruhmestaten der Pharaonen hufte (doch s. u.). Auch Kunst und Literatur und Wissenschaft hatten damals ihre Bltezeit, c. Die Hykfos. Es'.folgte eine Zeit des Verfalls. Dann drangen fremde, ohne Zweifel femi-tische Hirtenstmme von Osten ein und richteten die angeblich 400jhrige Herrschaft der Hyksos (= Könige der Hirten) auf. Sie unterwarfen zuerst Untergypten, dehnten aber ihre Herrschaft immer weiter gegen Sden aus. Ihre Herrschaft dauerte vielleicht viel krzer, als die Sage will (1680 bis 1580?) .Endlich erhoben sich die Statthalter von Theben und A ahm es I. nahm (1850?) das Reich wieder ein, eroberte Memphis und zwang die Hyksos zum Abzug, d. Das neue Reich von Theben. Nun begann eine glnzende Zeit. Vordem waren die gypter ein friedliches Volk gewesen; jetzt waren sie kriegerisch geworden. In der Zeit der Hyksos war das Pferd, das nur zum Krieg dient, eingebrgert worden. Nubien, die Lybier im Westen, Sdarabien wurden bezwungen. Dhntmes Iii. (Thutmosis) machte 15 Feldzge nach Syrien und Mesopotamien: Syrien und Palstina, selbst die Fürsten des nrdlichen Mesopotamiens und Cyperns, nach den Behauptungen der Denkmler auch Kilikien mit der Sdkste Kleinasiens und den Inseln des gischen Meeres wurden tributpflichtig. Derselben 18. Dynastie gehrte auch jener Amenemhet (Amenophis) Iv. an, der eine monotheistische Reform versuchte. Wohl gingen jene Land-erwerbnngen meist wieder verloren, aber noch einmal erneuerte sich in der 19. Dynastie der Glanz frherer Zeiten, vor allem durch Ramses Ii., den nach der gewhnlichen Anficht die Griechen mit feinem Vater Seti und andern zu der Gestalt des groen Sesostris verschmolzen haben, dem sie abenteuerliche Zge bis nach Indien, dem Kaukasus und Thrakien zuschreiben: in Wahrheit hat er wenigstens den Norden Palstinas und den Sden Syriens seinem Reiche beigefgt, gegenber dem Könige des damals sehr mchtigen Hethiterreichs aber sich mit einem Friedensvertrag begngt. Groartige Bauten verherrlichten sein Andenken. Man hat mit Recht behauptet, da die Hlfte aller aus dem alten gypten erhaltenen Tempel von ihm herrhren; schade, da die knst-lerische Ausfhrung der Menge nicht entspricht. Ihn halten die meisten neueren Forscher fr den Pharao, der die Israeliten bedrckte. In die
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