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1. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 17

1831 - Elberfeld : Büschler
Die ersten Kriegsvorfälle. . 17 %x\ Vwvwvwwwvyvvy Vywa'vv'wwa. ^l\Vv\Vv\\l\Vl\Vv\V\Vvitvv\V\V\\V\l des Rheinbundes ihre Hülfsheere stellen mußten, so wird es begreiflich, wie er schon wieder im Monat April mit mehreren Hunderttausenden nach Sachsen in's Feld rücken konnte, und mit den Verstärkungen, die immer und immer nachzogen, in dem Sommer beinahe mit einer halben Million Menschen den Krieg geführt hat. Zhn selbst hatte das schnelle Gelingen seiner Anstalten von Neuem so zuversichtlich gemacht, daß er von keinem Frieden hören wollte. Oestreich gab sich viele Mühe, ihn zu vermit- teln, und wenn sein hochfahrender Sinn nur etwas hätte nach- geben wollen, so hätte er wenigstens noch alle Länder bis an den Rhein für Frankreich behalten können. Aber der Hochmuth verblendete sein Herz, damit Europa ganz frei würde, und Deutschland seine Brüder am andern Rheinnfer wieder die seinigen nennen könnte. Seinem Stolze dünkte es unerträglich, die Herrschaft der Welt ans den Händen zu geben. Er wähnte, sie immer noch behaupten zu können; denn die Gewalt des Gcmüthes, wenn es für Freiheit und Tugend entzündet ist, verstand er nicht zu berechnen. Darum erschien ihm die Be- geisterung der Besseren in Deutschland wie ein leeres Haschen nach Luftgebilden der Gedanken, und der gewaltige Zorn des ganzen Volkes wie ein Fieberrausch, der bald verrauchen werde, wenn Gut und Blut zum Opfer gebracht werden sollten. So lange nur Kräfte gegen ihn stritten, welche er kannte, über- wältigte er sie mit der kalten Ueberlegcnheit seines Verstandes und der Ucbermacht seiner Heere; wie viele dabei zu Grunde gingen, war ihm gleichgültig. Als aber die Geister erwach- ten, und die Herzen erglühten, da faßte er sein Zeitalter nicht und mußte fallen. — Am 31. März, als einige Tage vorher die Kriegserklärung von Preußen in Paris angekommen war, ließ er in einer Zeitung daselbst schreiben: „Wenn auch die Feinde auf dem Montmartre von Paris ständen, so werde er doch kein Dorf von seinen Eroberungen herausgeben;" und am Tage darauf, am 1. April, erklärte er den Krieg gegen den König von Preußen, ja, er beschloß in seinem Herzen, das preußische Reich und der preußische Name sollten gänzlich vernichtet werden. Und gerade nach einem Jahre, am 31. März 1814, rückten die deutschen und russischen Heere in Pa- ris ein, und zwei Tage darnach, den 2. April, erklärte der Se- nat von Frankreich den Kaiser Napoleon seiner Krone verlustig. 4. Die ertten Lriegsvortälle. Mit den Ueberbleibseln des französischen Heeres und eini- gen neu gesammelten Haufen hatte sich der Vicekönig Eugen unter die Mauern von Magdeburg gelegt; den übrigen Lauf des Elbestromes mußte er frei geben. Den Ausfluß desselben Kohlr. O. G- 3te Abth. 5te Aufl. 2

2. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 19

1831 - Elberfeld : Büschler
Die ersten Kriegsvorfälle. 19 v/vvtvvv'vvvvvi'vvvvvvvv m §!ivvvv\v\vivvviwvvii\tvvtvvvvvv\v Heer beseelte. Ernst und fest, in ruhiger Zuversicht des Ge- müthes, erschienen ihnen die Preußen, und flößten allenthal- den ein tiefes Gefühl der Achtung ein; den Russen sah man die kalte Entschlossenheit an, mit welcher sie ihren Platz uner- schütterlich behaupten bis in den Tod. Alle forderten nichts Ungebührliches, und weder beim Vorrücken, noch selbst beim Rückzuge, wurde das Eigenthum verletzt, obwohl Sachsen nicht als befreundetes Land gelten konnte. Selbst die verschrieenen Kosaken waren leicht zufrieden, wenn sie das Nöthige erhiel- ten, und milderten auch dadurch den Schrecken ihres Namens, daß sie sich allenthalben als große Freunde der Kinder bewie- sen, in deren Nähe ihre rauhe Natur selbst kindlich milde zu werden schien. Wie entartet zeigte sich dagegen, gleich beim Eintritt in das ihnen verbündete sächsische Land, das neue französische Heer. In dem ältern war noch eine äußere Zucht gewesen, welche vielen Ausbrüchen der Roheit in den 'Gemei- nen einen Zügel anlegte, wenn auch die Anführer im Großen viele Ungerechtigkeiten verübten. Jetzt aber, vielleicht um den jungen Soldaten Lust am Kriege einzuflößen, sahen die Befeh- lenden gleichgültig auf ihre Ausschweifungen hin. Das Dorf, in dessen Nähe sie ihr Nachtlager hielten, wenn auch der Kai- ser selbst'seine Wohnung darin hatte, war am andern Mor- gen anzusehen, als von einer Räuberbande verheert. Da wa- ren die Thüren und Fenstern ausgebrochen, die Schränke und Kisten zerschlagen und ausgeleert, die besten Gerätbe zu den Feuern geschleppt und verbrannt. Und von vielem Glücke hatte ein solcher Ort zu sagen, wenn er nicht dazu durch Unvorsich- tigkeit oder Muthwillen gänzlich ein Raub der Flammen wurde. In solchen Zügen zeigt sich die Entartung des Gemüthes, wenn der Krieger gleichgültig den jungen, schönen Obstbanm, den vielleicht ein Gärtner wie sein Kind gepflegt hat, im vollen Schmucke der Blüthe niederhaut, während er einige Schritte weiter wildes Holz zu seinem Feuer in Menge haben könnte; oder wenn ein anderer leichtsinnig mit seinem Feuer, welches er nur um wenige Schritte weiter vom Hause anlegen durfte, ein ganzes Dorf anzündet, und hundert arme Menschen nackt und elend in die kalte Winternacht hinaustreibt. Es ist ein entsetzliches Wort, welches die französischen Anführer als die einzige Rechtfertigung hinwarfen, wenn bittere Klagen über die unerhörten Ausschweifungen ihres Heeres vor sie kamen; es war nur das eine Wort ihres Kaisers, welches er einst den flehenden Bürgern von Jena, die um das Ende der Plün- derung ihrer Stadt mit Thränen vor ihm standen, mit gefühl- losem Achselzucken erwiederte: „Das ist der Krieg" „(c’est la guerre')“ 2 * !

3. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. IV

1831 - Elberfeld : Büschler
Iv Vorrede. von reden. Wie der Vater, wenn er im Kreise seiner Kinder und Enkel von seiner eignen Jugend redet, die Innigkeit seines Jugendgefühls hervorzurufen strebt, so sollen auch wir im Kreise der jetzt Heranwachsenden Ju- gend nur mit Begeisterung von der Jugendzeit des neuen deutschen Lebens reden, welche in die hier geschilderten Jahre zusammengedrängt ist. Wir sollen uns nicht scheuen, das starke Bild und den ungewöhnlichen Aus- druck zu gebrauchen, welche der berechnende Verstand vielleicht übertrieben nennen möchte. Diese Gedanken glaubte ich aussprechen zu müssen, indem ich nach einem langer» Zwischenräume die Dar- stellung der Jahre 1813, 14 und 15 von Neuen: dem Druck übergebe. In manchen Stellen war ich versucht, etwas von der lebhaften Farbe hinwegzunehmen, die in den Tagen der ersten Aufregung unwillkührlich aus mei- ner Feder hervorgegangen war; aber der inwohnende Geist jener Darstellung, der nicht mein Werk, sondern das jener gehobenen Zeit selbst gewesen, entwaffnetc die kühlere Kritik. Das Ganze ist geblieben, wie es von ^Anfang an war; nur habe ich manches Einzelne, was ich bei späterer Lcctüre, oder aus den Mittheilungen von Augenzeugen, gesammelt habe, hinzugegebcn, so daß manche Begebenheiten durch einzelne bezeichnende Züge vervollständigt sind. Mein Wunsch ist, daß der Lehrer der deutschen Geschichte zum Schlüsse seines ganzen Kursus sich eben

4. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. V

1831 - Elberfeld : Büschler
Vorrede. Y so, wie diese Darstellung der drei verhängnißvollen Jahre von der übrigen Geschichtserzählung getrennt ist, auch einen besonder» Zeitabschnitt für die Erzählung derselben bestimmen möge, dasi er ste wie eine besondere freiwillige Zugabe, als Belohnung für den auf die früheren Ab; schnitte verwendeten Fleiß, ankündige und behandle, und so seine Schüler und sich selbst in die gehobene Stirn; mung versetze, welche für diese Darstellung empfänglich macht. Wenn die deutsche Geschichte, wie wohl bei den meisten höheren Schulen der Fall ist, in den mittleren Klassen in ihrem selbstständigen Zusammenhänge gelehrt wird, so hat der Lehrer an dem 14 und 15 jährigen Knaben das rechte empfängliche Alter für diesen Schluß seiner geschichtlichen Laufbahn mit ihnen. Und sollten noch Anstalten ftyn, auf welchen, wenn auch nur durch die Erzählung des Geschehenen selbst, in der Zeit des 31. März, 18. Juni und 18. Oktobers eine Erinnerungsfeier an die Jahre 1813, 14 und 15 stattstndet, so ist dieses freilich um Vieles besser für die tiefere gcmüthliche Einprägung dieser Begebenheiten und die Aufregung des Dankgefühles für die Hülfe von Oben, welche uns in den Stand gesetzt hat, solche Er; innerungen zu feiern. Aber der Zweck, den ich bei der Abfassung dieser Bogen gehabt habe, beschränkt sich nicht bloß auf die höheren Anstalten, in welchen die Geschichte überhaupt ihren angewiesenen Platz hat. Sehr glücklich würde ich

5. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. VI

1831 - Elberfeld : Büschler
Vi Vorrede. mich schätzen, wenn dieselben auch in den Bürgerschulen und selbst in den oberen Klassen der Volksschulen, etwa als Lesebuch in den Stunden des deutschen Unterrichts, gebraucht würden. Es würde sich die Erinnerung der wichtigen Begebenheiten dadurch auch in dem Kreise des Volkes lebendiger erhalten, indem diese Darstellung durch die Kinder in die Hände der Eltern gelangte. Möchten diejenigen, welche eine innere Stimme zur Verbreitung vaterländischer Sinnesart auffordert, dieses Büchlein ihrer Theilnahme und Förderung werth halten! Hannover, im November 1830. F. Kohlrausch. 4

6. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 7

1831 - Elberfeld : Büschler
1. Der Zug gegen Rnsjtand. 3m Sommer des Jahres 1812 brach der Kaiser Na- poleon mit vicrmalhunderttansend auserlesenen Kriegern ;u Fuß und sechszigtauseud zu Roß, und mit einem Zuge von zwölfhundert Stücken Geschütz, in das große russische Reich ein. Zwei Jahre lang hatte er zu diesem Zuge gernstet, hatte die besten Schaaren aus allen Landern Europas gesammelt und sie mit allem Kriegszeuge auf's beste versehen; denn er gedachte dicsknal weit hin in die Länder zu dringen, die sein Schwerdt noch nicht kannten. Der erste Angriff war gegen das russische Reichs gerichtet; es ist aber gar nicht unwahr- scheinlich, daß er die Absicht gehabt, wenn dieses durch meh- rere große Schlachten zum Frieden gezwungen worden, immer tiefer hinten in Asien zu ziehen, und den Engländern, die er am meisten haßte, das große, reiche ostindische Land wcgzn- nehmen. Denn wenn cs nur nach seiner Lnst gegangen wäre, so würde er erst an den Enden der Erde das Ende seiner blutigen Kriege gemacht haben. — Aber in diesem Jahre und in diesem Kriegszuge setzte ihm Gott ein Ziel. Denn als er nun bis in Moskau, die alte Hauptstadt der russischen Zaare, gekommen war, und am 14. September seinen düstern Sieges- Einzug in ihr großes, ehrwürdiges Schloß, den Kreml, ge- halten hatte; und als in den folgenden Tagen und Nächten die unermeßliche Sradt, an hundert Stellen zugleich in Brand gesteckt, wie ein blutrothes Feuermeer, von mehreren Stunden im Umfange, vor seinen bestürzten Blicken da lag; — als die 6 ieri gen Flammen zuckend zum Himmel emporfuhren, als die Luft brüllte, wie im tobenden Sturme, die Kirchen und Altäre krachend zusammenstürzten, die unglücklichen Verbrannten, Zer- schmetterten , Gemordeten in letzter Todesangst jammerten, und dazwischen die nach Raub gierigen Feinde die Erde nach Schätzen umwühlten, alles Menschengefühl schändeten und den Namen Gottes lästerten; — da wendete sich das Glück von ihm und sein Schicksal nahm dei: Rückweg. Sein äußerstes Ziel war erreicht. Seine Hkere standen zu gleicher Zeit an den beiden Enden Europas: ein Theil an den Küsten des atlantischen Ozeans in Spanien, ein anderer mit ihm in den weiten Ebenen Rußlands, in der letzten Hauptstadt, die nach Asien zu liegt. Von nun an mußten sie von allen Enden im-

7. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 8

1831 - Elberfeld : Büschler
£ 1812. ivvmu\%iii%\v\\umuwu i\vvu t\u\\u\ %\\ %\\ vw % vv nter enger und enger dahin zurückwcichen, von wo sie ausge- gangen waren; und anderthalb Jahre, nachdem sie in ihrer größten Ausdehnung Europa in ihrer Mitte gehabt und fast erdrückt hatten, und als nur wenige Menschen noch den stillen Glauben hegten, daß eine so gar große Macht je könne gebro- chen werden; — da waren sie bis in die Mitte von Frankreich zusammengedrängt, die deutschen und russischen Heere zogen in die Hauptstadt Paris ein, und der Eroberer der Welt legte seine blutige Krone nieder. Das war nicht Menschenwerk, das waren die Gerichte Gottes; und damit die jetzt Lebenden den Dank für solche Wohlthat nicht versäumen, und in Zukunft nie wieder ein Volk in harter, grausamer Bedrückung, wenn cs nur auf Gott ver- trauen ulid in frommem Muthe seine Kraft gebrauchen will, an der Rettung verzweifle, muß das Andenken so großer Be- gebenheiten in Aller Gcdächtniß erhalten werden. In dem schrecklichen Brande von Moskau war der übermü, thige Eroberer zuerst besiegt worden. Zn dieser großen Stadt die über dreimalhundertraüsend Menschen zählt, hoffte er für sein Heer den nöthigen Vorratb für fünf Wintermonate zu er- beuten; und dann, mit dem nächsten Frühjahre, wäre sein Zug gegen Petersburg und die Länder der Ostsee gegangen, und noch eine Hauptstadt wäre ein Raub der Flammen gewor- den. Aber als nun Moskau ein großer Schutthaufen war, in welchem sein Heer nur auf wenige Wochen noch Unterhalt fand, und als der hochherzige Kaiser Alexander, vertrauend auf Gott und auf den Muth seines Volkes, jede Friedensbe- dinguug verwarf, da mußte am Ende des Octobcrs eiligst der Rückweg angetreten werden. Durch ein unbegreifliches Verse- hen wurde derselbe nicht, wie es chätte geschehen sollen, auf der Straße über Kaluga genommen, die der Krieg noch nicht verwüstet hatte, sondern auf der völlig zerstörten geraden Straße nach Smolensk, auf welcher von Ruffen und Fran- zosen Alles niedergebrannt und ausgeleert war. Da riß bald der-drückendste Mangel im Heere ein, löste die Ordnung und brachte Muthlosigkeit in den galten Haufen. Darauf hatten die Ruffen gewartet. Mit den Schwärmen ibrer leich- ten Reuter verfolgten sic die fliehenden Feinde, ließen ihnen nicht Tag noch Nacht Ruhe, und was nur ein Weniges zur Seite vom Zuge abwich, wurde uiedergcmacht. Auch stritten die Ruffen glücklich in größern Gefechten, und an jedem Tage gingen dem Feinde Menschen und Pferde und Geschütz ver- loren. Doch hielt die gemeinsame Gefahr noch immer große Schaaren der Abziehenden zusammen, und von so unermeß- licher Zahl wären sicher noch Hunderttausende entkommen, wenn nicht plötzlich eine mächtigere Hand Tod und Ver-

8. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 9

1831 - Elberfeld : Büschler
Der Zug gegen Nußland. 9 %<wuumvm vw tw wvwviw iwvw ivvwv vu\ vw m»w wuwvwwvwv derben über sie verhängt hätte. Früher, als in dem gewöhn- lichen Laufe des Jahres, brach in den öden Steppen Ruß- lands ein grauscr, verheerender Winter ein. Die ziehenden Cchaaren hatten keinerlei Schutz gegen ihn; ihre Kleider wa- ren von dem weiten Zuge zerrissen, ihre Füße zitterten nackt durch die unabsehbaren Schneefelder; die Dörfer und Städte an den Straßen, welche sie zogen, waren schon auf dem Hinwege von ihnen selbst oder den eigenen Bewohnern zer- stört; nirgend ein Obdach gegen den furchtbar schneidenden Wind; nirgend eine Hülle, die bebenden Glieder zu bedecken; kein Bissen Brodts, den schrecklich nagenden Hunger zu stillen! Da ergriff Verzweiflung ihre Herzen. An jedem Morgen lagen die Haufen der Erfrorenen um die ausgebrannten Wachtfeuer; unter ihnen arbeitete sich vielleicht noch ein Lebender hervor, den die andern mit ihren Leibern bedeckt und gerettet hatten; auch er fand in der nächsten Nacht denselben Untergang. Wen die Kälte verschonte, verdarb der Hunger. Wie mancher mochte jetzt, in dem schrecklichen Kampfe des Hungertodes, des Brod- tes gedenken, welches er früher, in seinem Uebcrmuthe, als nicht fein genug für seinen Gaumen, unter die Füße getreten hatte? Wie Raubthiere stürzten sie über jedes gefallene Pferd her, rissen mit ihren Nägeln und Zähnen die Stücke des rohen Fleisches herab und schlangen sie hinunter. Za, man hat solche gesehen, denen die Kälte und die entsetzliche Angst der Seele schon den Verstand geraubt hatten, und die am Wege im Schnee saßen und mit den Gebehrden des Wahnsinns au ihren eigenen, schon vom Froste schwarzen, Fingern nagten. Von solchen Bildern wendet sich die Seele mit tiefem Schauder hinweg. Sic sind entsetzlicher, als die Einbildungs- kraft sie zu erfinden vermag. Als schreckliche Warnungszeichen gegen Uebermnth und Frevel stehen sie da, um die ungestüme Leidenschaft in des Menschen Herzen zu brechen; und für Tau- sende in diesen Schaaren, die nun zwanzig Jahre Europa ver- heerend durchzogen hatten, mochte es des höchsten Kampfes der Seele bedürfen, damit sie nicht in der vollen Sicherheit der Sünde dahin starben! — 2. preichen rüfflet. Von der halben Million Menschen, welche der übermüthige Eroberer in diesen Krieg geführt hatte, kehrten kaum 30,000 Waffenfähige zurück. Durch Preußens Gränzcn war teilte Macht in ihrem höchsten Glanze dorthin gezogen; jetzt sah Preußen zuerst die schimpfliche Flucht der wenigen Uebriggeblic- benen, die in kläglicher Gestalt das Mitleid' derer.anflehten, welche sie noch vor kurzer Zeit mit dem schmählichsten Ueber- muthe behandelt hatten.

9. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 10

1831 - Elberfeld : Büschler
io 1813'« vwvw nviivxwiwiwuvuwvww :;u\mvmnmvwuuut%\min Das preußische Volk erkannte die Zeichen der göttlichen Gerichte; cs fühlte, daß es an der Zeit sey, die Waffen zu ergreifen; denn nun oder nimmer mußten die Fremden ans allen Gränzen des deutschen Vaterlandes vertrieben werden. Der Hülfshaufe der Preußen, der schweres Herzens mit den Franzosen gegen Rußland hatte ziehen müssen, diente jetzt zum ersten Wahrzeichen einer freien und freudigen Zeit. Sein An- führer, der General Aork, welcher des Königs und des Vol- kes Gesinnung kannte, wendete sich an der Gränze des König- reichs Preußen von den Franzosen ab, die von seinem Heere noch großen Vortheil zu ziehen hofften, und wartete auf den Befehl seines Königs, ob ec siel) mit den siegreichen Russen vereinigen dürfe. Der König aber begab sich von Berlin nach Breslau in Schlesien, weil er in seiner Hauptstadt noch von einer französischen Besatzung umringt war, und erließ am 3. Februar 1813 einen Aufruf an die Jugend seines Landes, sich freiwillig znm Schutze des Vaterlandes zu rüsten. Der König kannte sein Volk und wußte, wie kräftig in ihm der Math für Ehre und Freiheit sich regte; darum hörte er nicht die Stimme derer, welche sich von solchem königlichen Aufgebote wenig versprachen; sie meinten eine solche Begeisterung, die den Men- schen freiwillig in den Tod führe, werde in der Jugend nicht gefunden werden. Aber wie wurde das königliche Vertrauen von dem treuen Volke gerechtfertigt! Noch war es nicht aus- gesprochen, daß der Krieg gegen die französischen Unterdrücker geführt werden solle, nur im Allgemeinen hatte der König die Erhaltung des Vaterlandes als das große Ziel hingestellt. Aber ein jedes Herz verstand das königliche Wort und zu vie- len Tausenden strömten die Jünglinge herbei, um die freiwil- ligen Schaaren der Reuterei und des Fußvolks zu bilden. Allein ans Berlin sammelten sich ihrer 10,000. Der König that noch mehr; er verordnete eine Bewaff- nung seines ganzer: Volkes, indem er Landwehr und Landsturm einzurichten befahl. Es war eine traurige Verblendung der letzten Jahrhunderte gewesen, daß man glaubte, nur in der großen Menge besoldeter Krieger, die gleichsam auf immer sich mit Leib und Leben dem Kriegsgewerbe ver- kauft hätten, bestehe die Stärke eines Reiches. In der alten Zeit des deutschen Volkes wurde an einen solchen Kriegsdienst ans keine Weise gedacht, sondern jeder frese Mann mir gesun- dem Arme war ein Krieger, und die Waffen waren von Jugend auf sein Schmuck und sei:: Stolz. Darum konnte auch unser Volk, vom Anfänge seiner Geschichte an, mit Ehren bestehen« Germ amen oder Heer- und Kriegsmänner nannten uns die alten Römer, welche achte Tapferkeit wohl zu würdigen ver- standen. Die Waffen dieser mächtigen Römer, welche die halbe Welt unterjocht hatten, wurden an der Tapferkeit unserer Vor- fahren zu Schanden, als sie cö wagten, zu uns über den Rhein

10. Die deutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 - S. 26

1831 - Elberfeld : Büschler
26 1813. Wwiwv\Mwwwvwiwwivmvm/V © l/Wwwwwwwww** Uuuhvk W haben würde, welche er ihm bestimmt hatte. Dieser war mit großer Heftigkeit vorgedrungen, hatte den russischen Feldherr» Barklai de Tolly zum Rückzuge genöthigt und den Gleiner Windmühtenberg, so wie das Dorf Preititz, erobert. Der Augenblick war gefährlich, denn Preititz lag fast im Rücken des Bundesheeres; aber Blücher schickte sogleich den General Kleist dorthin zur Hülfe, und die Preußen erstürmten das Dorf wieder. Da sah Napoleon, daß es noch nicht genug sey, solche Krieger unerwartet an der schwachen Seite anzu- greifen; er mußte daher neue Kolonnen zu Hülfe nehmen, die bisher, in einem tiefliegenden Grunde versteckt, gewartet hat- ten. An ihre Spitze stellte er seinen besten Feldherr^, den Marschall Soult, den er aus Spanien zu sich gerufen hatte; und in dem Augenblicke, da die Preußen durch die Unterstüz- zung des rechten Flügels ihre Mitte geschwächt hatten, mußte Soult diese mit Ungestüm angreifen. Unabsehbare, dunkle Schaarcn des Fußvolks wälzten sich gegen die Höyen von Kreckwitz und Klein-Bautzen, die der Schlüssel der preußischen Stellung waren, hinan; zugleich ließ Napoleon hier wieder, wie bei Lützen, eine Menge Geschütz auf Einen Fleck zusam- menfahren und ein fürchterliches Feuer erheben. Blutig wurde um diese Höhen mit dem Bajonette gestritten und die Franzo- sen verloren außerordentlich viel Menschen; endlich blieben sie durch ihre große Menge Meister derselben. Jetzt mußten die verbündeten Herrscher entweder Alles daran setzen und mit letzter Kraft und gewiß sehr vielem Blute die verlornen Höhen wieder erstürmen, oder die Schlacht abbrechen, weil ihre Stel- lung nun gar zu unvortheilhaft geworden war. Und dieselben Gründe, welche sie, ohne geschlagen zu seyn, bei Lützen zum Rückzuge bewogen, thaten es auch hier. Noch war der Augen- blick nicht gekommen, da es rathsam war, das Aeußerste zu wagen; noch war viel neugerüstetes Volk aus Preußen und Rußland nicht zur Stelle, und vor allen Dingen mußte die Stellung dicht neben Oestreich behauptet werden, dessen Beitritt zur gerechten Sache sehr bald zu erwarten war; seine Rüstung war ihrer Vollendung nahe. Aus diesen Gründen befahlen die beiden Herrscher ihren Heeren, die Schlacht abzubrechen und den Kampfplatz zu verlassen; und es geschah nach 3 Uhr Nach- mittags, bei hellem Tage, mit solcher Ordnung und Ruhe, daß die Franzosen an keine Verfolgung, wie nach einem Siege, denken konnten, nicht ein Stück eroberten, und in der ganzen Schlacht sehr wenige Gefangene machten. Napoleon hatte sich auf einen Hügel bei Niederkayna begeben, und überschaute, auf einer Trommel seiner Garde sitzend, das Schlachtfeld ; mit hastiger Eile trieb er seine Schaaren vorwärts, um grö- ßere Vortheile zu erzwingen; allein die leichte Reuterei der Rus- sen und Preußen, die den Rückzug deckte, hielt die schönste Ordnung, und er mußte zufrieden seyn, daß die Feinde ihm
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