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Uorrvort.
Der fast vierjährige Kampf in Südwestafrika, die großartigen
Leistungen der deutschen Offiziere und Soldaten im Gefecht, sowie
in Überwindung vou Strapazen und Entbehrungen hat bei den 60
Millionen Deutschen im Reich und auch bei vieleu Tausenden von
Deutschen, die außerhalb des Reiches lebeu, eiu warmes Interesse
für die Verhältnisse in unseren Kolonien geschaffen. Tie großen
Opfer an Menschenleben und materiellen Güteru haben die kolonialen
Fragen zu nationalen werden lassen; es gibt kaum einen frischen
Knaben in Deutschland, welcher nicht davon hören, darüber lesen
möchte. Tie aus Südwest zurückgekehrten Soldaten haben das
Interesse für die Kolonien bis in das letzte Dorf des Reiches getragen.
Tie langen Friedensjahre seit 1871 geigten keinen Rückgang in
der Leistung des deutschen Kriegers, sie haben aber durch die ernsten
Kämpfe der' Jahre 1903—1906 eine heilsame Unterbrechung ge-
funden. Die materiellen Anschauungen mit Sucht nach Wohlleben
treten wieder mehr zurück. Opfermut, Ausdauer und frohe Kriegs-
stimmuug sind wieder in ihre Rechte eingerückt. Der alte deutsche
Unternehmungsgeist, wie er in der Völkerwanderung, in den Römer-
zügen, in den Kreuzzügeu, iu der Hansa, in dem Vorschreiten von
der Elbe nach Osten hervortrat, ist wieder erstanden und hat Tausende
von Freiwilligen aufgerufen, er hat sie entgegengeführt dem Unbe-
kannten, den Kriegsstrapazen, dem Tode und beut endlichen Er-
folge. Das neu gestärkte deutsche Selbstbewußtsein danken wir den
2000 deutschen Kriegern, die im afrikanischen Sande begraben sind.
Südwestafrika, die am wenigsten wertvolle Kolonie, wurde die
Veranlassung zu einer neuen Volksstimmung, welche auch die bis-
herigen Geguer der kolonialen Bestrebungen mit ihrem Pulsschlage
berührte. Wir nähern uns mehr und mehr dem Standpunkte, den
Bismarck in seiner Reichstagsrede vom 2. März 1885 als notwendig
bezeichnete, daß „eine Kolonialpolitik nur dann möglich ist, wenn sie
von einer Mehrheit des nationalen Willens mit Entschlossenheit
und Überlegenheit getragen wird."
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Südwestafrika
Extrahierte Ortsnamen: Südwestafrika Deutschland Römer-
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I.
6elchichfe der deutlchen Kolonien.
Die Existenz Deutscher Kolonien datiert vom April des Jahres
1884, indem am 24. dieses Monats der Konsul des Deutschen Reiches
in Capstadt den Befehl erhielt, der Kap-Regierung zu erklären,
tiaß die Lüderitzschen Etablissements nördlich des Orange-Flusses
unter den Schutz des Reiches gestellt seien. Die Kap-Regierung
wollte diese Erwerbungen nicht anerkennen, aber die Regierung in
London hatte über ein Jahr früher erklart, daß sie die Deutschen
Missionen und Ansiedler in Südwestafrika nicht schützen könne. Die
Gründung Deutscher Missionen im Hottentotten-Lande hatte schon
im Jahre 1806 begonnen (südlich des Orange 1737).
Tie ersten Deutschen Kolonial-Versuche liegen noch
weiter zurück. Der Große Kurfürst versuchte im Jahre 1649
eine brandenbnrgisch-ostindische Compagnie zu gründen, unter Be-
teiliguug von Hamburger Kausleuteu, es kam aber erst im Jahre
1651 zur Gründung einer ostindischen Compagnie mit Hamburger
Schisseu und unter brandenburgischer Flagge. Der Große Kur-
fürst stellte ihr am 10. August 1651 einen Machtbrief aus. Die Ab-
sicht, die zum Verkauf angebotenen dänischen Besitzungen in West-
indien zu erwerben, konnte nicht realisiert werden, und die Com-
pagnie gelangte nicht zu einer praktischen Betätigung. Im Jahre
1661 betrieb der Große Kursürst die Errichtung einer sogenannten
Deutschen Fürsten-Eompagnie aus den Trümmern der ostindischen
Compagnie und mit Beteiligung Hamburgs als Hafen- und Aus-
rüftungs-Platz. Auch dies Unternehmen gelangte nicht zu einer
praktischen Verwirklichung.
Der unternehmende, seiner Zeit weit vorausschauende Fürst
ließ sich durch diese Mißerfolge nicht abschrecken. Am 1. Jajnuar
1683 erschienen 2 Brandenburgische Fregatten unter Major v. d.
Groeben an der Küste von Guinea und gründeten hier eine
v. Lignitz, Kolonien.
1
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Hamburger_Kausleuteu August Jajnuar
Extrahierte Ortsnamen: Capstadt Orange-Flusses London Südwestafrika Hottentotten-Lande Hamburgs Guinea
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— o —
nachfolgende Missionare gründeten 1806 die Station Warmbad, 1814
wurde Bethanien gegründet, 1824 gelangte Schmelen vom Innern
ans an die Walsischf-Bay, 1834 entstanden die Missionsstationen
Windhnk und Gobabis, 1842 drang Dr. Hahn durch das Hereroland
vor bis zu deu Ovambo's am Knnene, 1850—1860 wurden Bersaba,
Hochanas, Otjimbingwe, Kleinschmidt gegründet. Die von der
Rheinischen Mission aufgenommenen Missionare aus Finnland etab-
lierten sich 1870 in Ondonga; 1877—79 lebte Dr. Brincker aus
Barmen für Sprachstudien in Otjimbingne.?) Ein großer Teil der
Hottentotten, ein geringer der Hereros und Ovambos wurden zum
Christentum bekehrt.
Die Mission in dem jetzt blutgetränkten Südwestafrika bestaud
also schou 78 Jahre, als die Deutschen Kaufleute begannen — im
Jahre 1883 — sich an der Küste festzusetzen^ und heute find die
Missionare noch die einzigen Vertreter des Deutschtums im Ovambo-
Lande. Ihre kultivierende Tätigkeit kommt schou darin zum Aus-
druck, daß die Hotteutotteu und Herervs seit Jahren europäische
Kleidung tragen.
In Ozeanien etablierten sich katholische Missionare (Mausten)
auf Samoa, während ein Versuch auf den Salomons-Jnseln im
Jahre 1847 scheiterte. Aus deu Marianen waren schon in der spa-
nischen Zeit Augustiner, auf deu Karolinen Kapuziner tätig. Zwei
deutsche protestantische Missionen etablierten sich 1855 in Nen-Gn-
inea.
In «Kamerun war die erste Missionsstation, Viktoria, eine
englische, im Jahre 1858 gegründet.
Auch in Schantnng ging die deutsch-katholische Missions-Tä-
tigkeit der politischen lange Jahre voraus.
Deutsche Okkupation, deutscher Handel und deutsche Kultur
saudeu an vielen Stellen die Wege geebnet durchs die Mission, und
Deutschland verdankt den Missionaren die ersten orientierenden Nach-
richten aus Gebieten, die durch Klima und die W/ildheit der Ein-
geborenen schwer zugänglich erscheinen mußten.
Überseeische Niederlassungen Deutscher Kauf-
lente fanden erst seit 1844 statt. In diesem Jahre begannen die
-) Schon vor 1860 hatten Missionare hier Fuß gefaßt und 1864 die
Preußische Flagge gehißt.
3) s. Vi die Missionen.
1*
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Extrahierte Personennamen: Kleinschmidt
Extrahierte Ortsnamen: Bethanien Hochanas Rheinischen Finnland Ondonga Barmen Otjimbingne Südwestafrika Ovambo-
Lande Ozeanien Samoa Viktoria Deutschland
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Geschlecht (WdK): koedukativ
- 4 —
engen Handels-Beziehungen der Hamburger Häuser Oswald und
jhanfing in Sansibar und mit der von Arabern beherrschten ostafri-
kanischeil Küste. Im Jahre 1859 kam ein Hanseatischer Handels-
vertrag mit Sansibar zu Stande. Im folgenden Jahre, 1860,
begannen die Unternehmungen des Hamburger Hauses Godessroy
in Ozeanien, zuerst aus Samoa, dann ans vielen anderen Inseln
der Südsee, 1871 auf Nen-Britannien (Bismarck-Archipel), 187-1
folgte das Hamburger 5zaus Hernsheim mit Niederlassungen auf
den Carolinen, den Marschall-Jnseln und im Bismarck-Archipel.
Tie Zahl der deutscheu Schisse, welche Sainoa anliefen, betrug im
Samoa-Jnseln
Jahre 1871: 36 neben 29 englischen und amerikanische::, 1879:
66 von im Ganzen 119. Auf den Samoa-Jufelu waren 1876 schon
5000 Morgen in Plantagen-Kultur genommen. Der deutsche Han-
del mit Samoa hatte einen Gesamtwert von 3 Millionen Mark
erreicht, als im Jahre 1879 das Hans Godeffroy Konkurs erklären
mußte, nicht wegen der überseeischen Handels-Beziehnngen, sondern
infolge von unglücklichen Spekulationen in heimischen Bergwerken.
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Jetzt lag für das Deutsche Reichs die sehr günstige Gelegenheit vor,
einen großen und auch gut vorbereiteten Kolonial-Besitz zu erwerben.
Die Majorität des Reichstages war aber gegeuj den Erwerb, bez.
gegen Bewilligung einer jährlichen Garantie-Snmme von 600 000
Mark, welche zunächst noch notwendig erschien. Die Ablehnung
erfolgte am 27. April 1880. Zwanzig Jahre vergingen, ehe die
beiden Hauptinseln deutsch wurden, der östliche Teil der Insel-
Gruppe mit dem besten, ja einzigen guten Hasen (Pagopago) war
an die Vereinigten Staaten verloren gegangen.^)
Inzwischen hatte das Hamburger Haus Woermann im Jahre
1868 eine Faktorei an der! -Mündung des Kameruu-Flusses
gegründet, neben englischen Faktoreien, welche seit 1840 bestanden.
Im Jahre 1874 folgte hier die Hamburger Firma Jautzen und
Tormälen. An der Küste von Togo wurden im Jahre 1880
die ersten Bremer und Hamburger Faktoreien gegründet.
Zuiu Schutz der Deutschen Niederlassungen in Ozeanien
erschien im Jahre 1878 das Kriegsschiff Ariadne im Bismarck-
Archipel und an den Samoa-Jnseln. Am 6. Juli wurde die Bucht
vou Safata auf der Südseite von Upolu besetzt und am 24. Januar
1879 mit dem Herrscher in Apia ein vorläufiger Freundschaftsv er-
trag abgeschlossen. Inzwischen hatte England die benachbarten Fidji-
und Tonga-Jnseln okkupiert. In den Jahren 1882 und 1883 er-
schienen wieder Deutsche Kriegsschiffe in der Südsee.
Die Niederlassung Deutscher Kaufleute an der Südwest-
Afrikanischen Küste begauu vom Jahre 1883 ab, iudem eine
Bremer Expedition, von der Firma Lüderitz, die im allgemeinen
günstige Bucht vou Angra Pequenja besetzte und durch Kauf vou
dem in Bethanien wohnenden Hottentotten-Landesherrn sicherte. Die
Engländer hatten die Walsisch-Bay bereits besetzt, Angra Pequenja
(kleine Bucht) war die eiuzige hafenähnliche Bucht auf der ganzen
Küstenstrecke zwischen Orange und Kuuene. Die Verbindung mit
dem Innern war aber durch eine fast 100 km breite wasserlose
Sand wüste erschwert. Der Besitz war also zunächst wenig aus-
sichtsvoll, erregte auch keinen Neid in England.
Die Firma Lüderitz erweiterte bald darauf ihren Besitz durch
Kauf der ganzen Küstenstrecke bis zum 26. Breitengrade, und die
Englische Regierung erhob trotz der Borstellungen der Regierung
4) Das Hamburger Haus Meher-Delius setzte eilten Teil der Godeffroy-
scheu Unternehmungen auf Samoa fort.
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Extrahierte Personennamen: Angra_Pequenja
Extrahierte Ortsnamen: Hamburger_Haus_Woermann Kameruu-Flusses Togo Deutschen_Niederlassungen Ozeanien Apia England Angra_Pequenja Bethanien England Hamburger_Haus_Meher-Delius Samoa
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Geschlecht (WdK): koedukativ
der Cap-Kolonie keinen Einspruch, als Fürst Bismarck im Früh-
jähr 1884 in Kapstadt das Deutsche Protektorat über die
Lüderitzschen Besitzungen erklären ließ; sie erkannte im
Sommer die deutsche Schutzherrschaft in einer Breite von 20 geo-
graphischen Meilen von der Küste nach Osten an.
Nachdem in solcher Weise der Anfang zu kolonialen Erwer-
bungen gemacht worden, erklärte Fürst Bismarck am 24. ^>nni
1884 im Reichstage, daß eine überseeische Politik beabsich-
tigt sei, indem Niederlassungen von Deutschen unter den Schutz des
Reiches gestellt werden. Die Art und Weise einer solchen Politik
erläuterte der Reichskanzler gleichzeitig mit den Worten: „Wir über-
lassen die Gründung der Kolonien und deren Entwickelung der
Initiative und dem Unternehmungsgeist unserer Mitbürger; statt
sie zu annektieren, übergeben wir den Gesellschaften einen Frei-
oder Schutz-Brief..... Wir gewähren ihnen Schutz, soweit dies
ohne Unterhaltung einer permanenten Garnison möglich ist."
Dein Auslande gegenüber erfolgten nun kurz hintereinander
F l a g g e n h i s s u n g e n an der Togo-Küste, am Kameruu-Fluß,
an der südwestafrikanischen Küste bis zum Kunene, int Archipel
der Marschall-Inseln, in der Blanche-Bay (Neu-Pommern), au der
"Küste von Neu-Guinea, auf der von Holländern und Engländern
noch nicht okkupierten Nordküste. Seit dem November 1884 hatte
der Afrika-Reisende Dr. Karl Peters an der ostafrikanischen San-
sibar-,Küste Verträge mit Häuptlingen abgeschlossen, es folgte im
Frühjahr 1885 die Firma Dehnhardt in Witn. Diese Erwerbungen
wurden durch diplomatische Unterhandlungen in Sansibar und Witn
unterstützt, zu Gunsten der Anfang 1885 gegründeten Ost afrikanischen
Gesellschaft. In diesem Jahre wurde das Schutzgebiet iu Süd-
Westafrika durch Verträge mit deu Hotteutotteu-Häuptlingen und
den: Oberhäuptling der Herero bedeutend erweitert.
Diese Art der Kolonisation schien sich zu bewähren, ohne voli-
tische Schwierigkeiten und ohne Kosten für das Reich, da die Flotte
mit ihren Auslandsfahrten die Flaggenhiffungeu vereinigen konnte.
In deu Jahren 1885 und 1886 erfolgten vorläufige Grenzabmachuu-
gen mit den kolonialen Grenzmächten England, Frankreich und Por-
tugal. Das Prestige der deutschen Politik erleichterte die Unterhand-
lungen.
Im Sommer 1888 trat dann mit der Erhebung der Ära-
der an der Ostafrikanischen Küste gegen die Beamten und Kauf-
leute der Ostafrikanischen Gesellschaft der erste Rückschlag ein. Die
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Extrahierte Personennamen: Neu-Guinea Karl_Peters Karl
Extrahierte Ortsnamen: Cap-Kolonie Kapstadt Kameruu-Fluß Blanche-Bay Sansibar Westafrika England Frankreich
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— 8 -
seit Jahrhunderent hier ohne wesentliche Störung von Sansibar
herrschenden Araber fühlten sich in ihrer politischen und Wirtschaft-
lichen Stellung beeinträchtigt, namentlich in dem lohnenden Sklaven-
Handel. Die wenigen Deutschen trateu ohne jegliche Machtentsal-
tnng auf, flößten daher auch keine Furcht eiu. Im September 1888
rettete ein Marine-De-
tachement die deutschen.
Beamten in Bagamoyo.
Die Ansiedelungen und
Faktoreien der Deut-
scheu waren verloren,
als im Frühjahr 1889
der Afrika-Reisende
Wißmann im Auf-
trage des Reiches mit
14 Offizieren, loodeut-
schen Unteroffizieren
und 800 angeworbenen
sudanesischen Soldaten
an der Küste erschien.
Bis zum April 1890
hatte Wißmann mit
Hülse von einzelnen
Kreuzern die Araber an
der Küste und im Hin-
terlande von Sadani
besiegt. Der eine der Re-
bellensührer, Buschiri,
Junger Löwe vom Tsad-See, mit Oberstlt, Pawel, wurde cnn 15. Dezember
1889 hingerichtet, der andere, Bana Heri, ergab sich am 4. April 1890
in Sadani. Im Oktober desselben Jahres erwarb die Ostafrika-
nische Gesellschaft vom Sultan von Sansibar die Hoheitsrechte an
der Küste von Mozambique bis Witn und trat dieselben am 1. Januar
1891 an das Reich ab, da sie die entstandenen bedeutenden Kriegs-
kosten nicht tragen, auch die uoch weiter uötige schwarze Schutztruppe
nicht bezahlen konnte. Das Innere von Oftafrika hatte außer durch
die Sklaven-Jagden der Araber durch die Raubzüge der hamitischen
Massei im Norden, der Kaffern-Stämme der Wahehe und Wangoni
im Süden sehr zu leiden. Von beiden Seiten wurde die alte Kara-
wanenstraße Bagamoyo, Mpapua, Kilimatinde, Tabora nach Udjidji
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 11 —
Die Wassertiefen der großen Bucht von Kiautschou wurden
im Jahre 1863 durch Engländer vermessen. Im Jahre 1869 besuchte
Professor Freiherr von Richthofen die Provinz Schantnng und er-
kannte die Bedeutung der Bucht, ohnje sie jedoch selbst gesehen zu
haben. Tie maßgebende Erkundung fand dann im Mai 1897 durch
den Marine-Baurat Frauzius statt.
Seitdem die Deutsche Regierung im Prinzip beschlossen hatte,
einen Hasen an der chinesischen Küste zu erwerben/) als Stützpunkt
für den rapide zunehmenden Handel, wurden auch die Amoy- und
die Samsah-Bucht hierfür in Aussicht genommen. Beide würden
als Marine-Stationen brauchbar gewesen sein, konnten auch schneller
für diesen Zweck aptiert werden, als die übermäßig große Bucht von
Kiautschou, sie entbehrten aber eines für den Handel verwertbaren
und genügend zugänglichen Hinterlandes. Dies war bei Kiautschou
in günstiger Form und Beschaffenheit gegeben. Das Vorhandensein
von großen Kohlenfeldern und die auf über 20 Millionen geschätzte,
von Landwirtschaft und Seidenbau lebende Bevölkerung der großen
Halbinsel-Provinz gaben Aussicht, daß die gewählte Station kommer-
ziell zu verwerten sein würde.
Tie Besitzergreifung fand ohne Blutvergießen am 14.
November 1897 statt8) durch ein Landungs-Korps vou 30 Offizieren
687 Manu des Geschwaders uuter Contreadmiral von Diederichs,
bestehend aus deu Schiffen „Kaiser", „Prinzeß Wilhelm" und „Cor-
moran''. Tie chinesische Garnison unter General Chang, 1600 bis
2000 Mann stark, räumte Tsiugtau binnen 3 Stunden und zog sich
auf 2 Meilen in das Innere zurück. Zur Sicherung des Besitzes
wurden sogleich von Deutschland 1400 Mann Marine-Jnfanterie
und Artillerie, sowie Mitte Dezember die Kreuzer-Divisiou unter
Prinz Heinrich von Kiel abgesandt. Eine weitere Aktion war aber
nicht erforderlich, da sich die Chinesische Regierung nach einigem
Zögern am 6. Märtz 1.898 bereit fand, einen Pachtvertrag
abzuschließen:
„Die kaiserlich Chinesische Regierung, um den berechtigten
') Die Chinesische Regierung wurde entgegenkommend erst nach dein
ihr im Sommer 1895 gegen Japau geleisteten Dieust,
8) Aus Anlaß der Ermordung der Missionare Ries und Heule in Schau--
tuug. Lihuugtschaug hatte die Bucht Deutschland zugesagt, gleichzeitig aber
auch Rußland, in der Hoffnung einen Konflikt zwischen den beiden Mächten
herbeizuführen.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Freiherr_von_Richthofen Diederichs Chang Heinrich_von_Kiel Heinrich Märtz Ries
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— 13 —
Kolonialmüdigkeit ein, welche bis in die ersten Jahre des
20. Jahrhunderts anhielt. Nicht Wenige hielten die Kolonien für
überflüssig, nicht lohnend und im Ganzen in den direktenausgaben
zu kostspielig. Einige Erwerbs-Gesellschaften vermochten die Krisis
zu überwinden, es bildeten sich neue auf gesunderer Grundlage,
mehrere konnten gute praktische Erfolge veröffentlichen. Als vom
Jahre 1903 ab für 3 Kriegsjahre in Südwestafrika dem Deutschen
Volke bedeutende Opfer zugemutet wurden, war in materieller Be-
ziehung eine bessere Kolonial-Stimmuug schjon eingetreten. Aber
über 20 Jahre verstrichen, ehe sich die vom Fürsten Bismarck am 2.
März 1885 im Reichstage ausgesprochene Hoffnung zu verwirklichen
beginnt: „eine Kolonial-Politik ist nur dann möglich, wenn sie von
einer Mehrheit des nationalen Willens mit Entschlossenheit und
Überlegenheit getragen wird".
Der Krieg in Südweffafrikci.
Die ausgleichende und vermittelnde Tätigkeit des Gouverneur
Leutwein hatte es möglich gemacht, dem Drängen des Reichstages
nachzugeben und die Schutztruppe iu Südwestafrika mehr und mehr
zu reduzieren:, so daß sie im Oktober 1903, als im Süden eine erftfe
Ausstands-Bewegunng begann, nur noch stark war: 27 Offiziere, 9
Ärzte, 3 Veterinaire, 1 Zahlmeister, 729 Mann mit 800 Pferden,
hiervon 300 Mann als Polizisten zerstreut, der Rest, also weniger
wie 500 Mann in 4 berittenen Feldkmnpagnien und 1 Batterie.
Die Stäbe der Compaguieu mit etwa der Hälfte der Mannschaften
standen: die 1. in Windhuk, 2. Omaruru, (diese beiden im mittleren
Teil des Landes), 3. Keetmanshoop im Süden, 4. Outjo im Norden,
die andere Hülste der Mannschaften in kleinen Posten zerstreut;
die Batterie in Okahandja. Windhuk und Okahandja liegen an der
nach Swakopmund führenden Eisenbahn, Omaruru 60, Keetmanshoop
450 km Won der nächsten Station, bez. Karibib und Windhu?
entfernt, mit diesen durch! schlechte Ochsenwagen-Wege verbunden.
Eine wertvolle Ergänzung der schwachen und isolierten Streitkräfte
waren die in der Kolonie vorhandenen reserve- und laudwehr!-
Pflichtigen Deutschen: 34 Offiziere und 730 Mannschaften, ferner
138 noch Landsturmpflichtige, 15 Buren und 120 militärisch etwas
ausgebildete Bastards. Diesen 1700 Mann standen als mögliche
Feinde gegenüber über 7000 Hererpkrieaer und über 2000 Hotten-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: März Leutwein Keetmanshoop Outjo
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bahn von Truppen ziemlich entblößt war, erfolgte am 25 Dezember
in diesen Bezirken die Einzie hnn g und Bewaffnung der M ann-
schaften des Beurlaubtenstandes. Hauptmann Franke
ließ 39 Mann mit 1 Geschütz unter Stabsarzt Kuhn in Omaruru
zurück, marschierte an: 30. Dezember mit 90 Manu ab und traf am
12. Januar in Gibeon ein. Vierzehn T^age nach Abmarsch der
Kompagnie Franke brach der Ausstand der Hereros aus.
Derselbe war durch Waffen-Ankäufe und verstärkte Ankaufe von
Pferde-Ausrüstungen schon seit einiger Zeit vorbereitet worden. Tie
herumziehenden Händler hatten den bei ihnen stark verschuldeten
Hereros mit gewaltsamer Eintreibung der Schulden gedroht. Dies
und die offenbare militärische Schwäche der Deutschen, ferner die
Hoffnung, die Eisenbahn nach Swakopmuud desiuitio zerstören zu
köuuen, mögen den Entschluß zum Aufstande herbeigeführt haben.
Am 11. Januar wurde iu Wiudhuk bekannt, daß der in Oka-
handja wohnende Oberhäuptliug Samuel M aher ero verschwun-
den sei, daß die Großkapitäne Beratungen abhielten, daß ein paar
hundert Herero bei Okahandja vereinigt seien, am 12., daß die
Bahnbrücke bei Osoua nördlich Windhuk zerstört sei, kurz uachdem
noch 20 Mann Verstärkungen vou Wiudhuk uach Okahandja be-
fördert waren. Am 14. Januar gelangten die ersten Nachrichten
von Karibib nach Berlin. Schon am 12. waren vereinzelte Deutsche
ermordet worden, und begann das Feuern aus Okahandja, wo 71
Bewaffnete angesammelt waren. In Windhuk sammelten sich 2
Offiziere, 230 Mann Soldaten und Farmer; in Karibib trafen 31
Freiwillige vou Swakopmuud eiu, es folgte das Mariue-Detache-
ment, östlich Karibib war die Bahn zerstört. In Grootfontein im
Norden sammelten sich 250 Deutsche und Buren unter Leutnant
Volkmann. Die schwache Besatzung der Station Waterberg, 2un-
terossiziere, 3 Mann, wurde überfallen und niedergemacht. In Ot-
jimbingwe hielten sich 15 Manu.
Am 12. Januar marschierte Hauptmann Kliesoth mit 2 Offi-
zieren, 1 Arzt, 47 Mann und 1 Geschütz von Outjo aus Waterberg,
hatte mu 16. ein Gefecht mit Hereros, vermochte aber die Station
nicht zu erreichen, da Outjo durchj das Vorrücken von Ovambo-
Banden bedroht wurde. Iu dem kleinen Posten Namntoni an
der Etocha-Pfanne hielt sich Sergeant Großmann mit 4 Mann und
einigen Farmern gegen 600 Ovambos, welche 108 Tote verloren.
Diese so erfolgreiche Verteidigung hatte eine sehr bedeutende Nach-
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