\
Vorrede.
Unter den Lehrbüchern der Geographie, wel-
che die neuere Zeit in ungewöhnlicher Menge
hervorgebracht hat, kann nur wenigen das
Verdienst zuerkannt werden, den allgemeinen
Theil dieser Wissenschaft mit gebührender Ge-
nauigkeit und Ausführlichkeit behandelt zu
haben. Dies hat, wie die Erfahrung lehrt,
allzu häufig den großen Nachtheil zur Folge,
daß bei dem geograpbischen Unterricht jener
allgemeine Theil entweder gar nicht, oder
wenigstens nur äußerst oberflächlich berücksich-
tigt wird, und somit das Erlernen dieser
Wissenschaft einer festen Grundlage und Stütze
entbehrt. Gaspari, Braun, Dittenberger und
Andere haben zwar bereits diesen Mangel
erkannt und die allgemeine Einleitung in ihren
Lehrbüchern vollständiger und systematischer
bearbeitet, als es früher zu geschehen pflegte.
Aber auch in diesen Lehrbüchern blieb, abge-
sehen davon, daß die in einigen derselben
gewählte Anordnung sich nicht als ganz zweck-
mäßig bewährt, noch immer vieles nachzutragen
übrig.
* 2
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Iv
Hierdurch wurde ich veranlaßt, ein nach
dem jetzigen Stande der Erdkunde vollständiges
Lehrbuch der allgemeinen Geographie abzu-
fassen, das, für eigene Lektüre nicht ganz
uninteressant, von dem Lehrer als Leitfaden
und von dem Schüler als Hilfsbuch zu der
so nöthigen Vorbereitung und Wiederholung
gebraucht werden könnte; um so mehr, als
in vielen Gymnasien und andern höhern
Schulanftalten wegen der Menge der übrigen,
zum Theil wichtigern Unterrichtsgegenstände
für die Geographie nur wenige, in den ober-
sten Klassen aber bisweiten gar keine Lehr-
stunden ausgesetzt werden können.
Bei dieser Arbeit habe ich alle mir zu
Gebote stehenden Hilfsmittel mit prüfender
Sorgfalt benutzt, und mich bemüht, die gesam-
melten Materialien mit der für den angegebe-
nen Zweck erforderlichen Deutlichkeit und
Faßlichkeit niederzuschreiben. Dadurch, daß
ich einige der bei der Erläuterung der mathe-
matischen Geographie nochwendigen Versinnti-
chunastafeln hinzufüge, glaube ich die Brauch-
barkeit dieses Schriftchens zu erhöhen.
Mögen es sachkundige Beurtheiler seiner
Bestimmung entsprechend finden f
Darmstadt,
am 20. März 1829.
P i st o r.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
§. 1. Begriff der Geographie.
^ie Geographie oder Erdbeschreibung ist die-
jenige Wissenschaft, welche uns den Zustand und die
Beschaffenheit der Erde näher kennen lehrt.
An merk. Die Chorographie ist die Beschreibung irgend ei-
ner größeren oder kleineren Gegend der Erdoberfläche. Die
ausführliche Beschreibung eines einzelnen Landes, mit Anfüh-
rung aller in demselben befindlichen Ortschaften, erhält den
Namen Topographie. — Die nähere Kenntniß der Staa-
ten , und die systematische Darstellung ihrer bestehenden Ber-
faffung, Eintheilung, Verwaltung rc. nennt man Statistik
oder Staatskunde.
§. 2. Eintheilung der Geographie.
Die Geographie wird in Hinstcht der in derselben
abgehandeltcn Gegenstände eingetheilt in die mathe-
matische, welche die Erde als Weltkörper im Ver-
hältniß znm Weltall, besonders zur Sonne, betrachtet,
und von ihrer Gestalt, Größe, Bewegung rc. handelt;
in die physische, welche die einzelnen Grundstoffe und
Körper der Erde beschreibt, Luft, Atmosphäre, Gebirge,
Gewässer, Produkte re.; und endlich in die politische,
welche die Erde als Wohnplatz der Menschen nach den
von diesen auf der Erdoberfläche gemachten Einrichtun-
gen und Abtheilungen darstellt, die aber von jeher der
Veränderung häufig unterworfen waren.
1 *
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
4
Einleitung.
Nach der Verschiedenheit der Zeit theilt man die
Geographie auch in die alte, welche die Darstellung
der Erdkunde der Alten bis zu dem Umstürze des Weströ-
mischen Reiches (476) umsaßt; in die mittlere, welche
von da bis zu der Entdeckung von Amerika C1492) sich
erstreckt; und in die neue, welche von da bis auf un-
sere Zeiten reicht. Die neueste Geographie beschränkt
sich auf Erörterung des gegenwärtigen Zustandes der
Erde.
§. 3. Quellen und Hilfsmittel der Geographie.
Die Quellen und Hilfsmittel dieser Wissenschaft
sind Schriften, Landkarten und Erdkugeln.
Die geographischen Schriften sind entweder geogr.
Handbücher und Kompendien, oder Reisebeschreibungen
u. dgl.
Die Landkarten sind Abbildungen von der Ober-
fläche der Erde oder von Theiten derselben auf einer
ebenen Fläche. Sie theilen sich hinsichtlich des Umfangs
des Inhalts in Universalkarten oder Planiglo-
bien (Mappemondes), welche die ganze Erde, und zwar
gewöhnlich in zwei Hälften, darstellcn; und (mit sehr
relativem Begriffe) in General- und Specialkar-
ten, welche Abbildungen von einzelnen größeren oder
kleineren Landabschnitteu enthalten. — In Ansehung
der Auswahl des Inhalts gibt es orographische
oder Gehirgskarten, welche bloß die Gebirge und
deren Züge; hydrographische oder Flußkarten,
welche Ströme und Flüsse mit ihren Zuflüssen, des-
gleichen Seen, auch wohl Meeresküsten rc. darstellen;
Produkten karten, welche die Hauptnaturerzeugnisse
und deren Verbreitung auf der Erde andeuten; Post-
und Reisekarten, welche die Straßen und Wege der
Länder mit ihren Poststationen und Entfernungen ange-
den; Seekarten, welche die Ufer der Länder und
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Ortsnamen: Weströ- Amerika Universalkarten
6 Einleitung.
Hazu, che die Geographie in besonderen Werken bear-
beitet und in ein allgemeines System gefaßt werden
konnte. Die Geschichte dieser Wissenschaft theilt man
am besten in drei Zeiträume.
Erster Zeitraum, bis 476 n. Ehr. Phöni-
cier befuhren zuerst alle Küsten des mittelländischen,
und drangen selbst in den Atlantischen Océan und die
Nordsee, sie theilten die alte Welt in drei Theile, und
gaben ihnen die Namen, die sie noch führen. Die Kar-
thager, besonders Hanno (um 450 v. Ehr.), erforsch-
ten Afrikas Nordwestküste. Bei den Griechen findet
man die ersten geographischen Nachrichten in den H o-
me risch en Gesängen; in ihnen wird die Erde in
die Tag- und Nachtseite, Asien (und Afrika) und Eu-
ropa abgetheilt. Später bestimmte Anarimander
(540) die Größe der Erde, und verfertigte die erste
bekannte Weltkarte. Weitumfassend und größtentheils
vorurtheilsfrei ist die Erdbeschreibung des Herodots
(444); auch Skylar (406), Eudorus (366), Epho-
ruö (336), Pytheas und Aristoteles (320) schrie-
den über die Geographie. Aber das erste wissenschaft-
liche Werk über dieselbe verfaßte Eratosthenes (225),
und nach ihm Strabo (25 n. Ehr.) und Ptolemäus
(140 n. Ehr.), so wie unter den Römern vorzüglich
Pompon ins Me la (40 n. Ehr.) und Plinius der
Aeltere (60 n. Ehr.). Diese machten den Westen, die
Griechen den Osten bekannter.
Zweiter Zeitraum, von 476 bis 1)92 n. Ehr.
Nach der Zerstörung des Römischen Reichs ging die
Bearbeitung dieser Wissenschaft zuerst zu den Arabern
über; sie lehrten besonders Afrika besser kennen. Ihre
vorzüglichsten Geographen sind Edrisi (1150) und
Abulfeda (1330). Der einzige christliche in diesem
Zeiträume ist Guido von Ravenna (750). Die
Normänner machten auf ihren Seefahrten große Ent-
deckungen, und kamen selbst an die Küsten von Nord-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
9
A. Mathematische Geographie.
§. 5. Verhältniß der Erde zu den übrigen
Weltkörpern.
Unendlich, ohne Gränzen ist der Raum des Welt-
alls. In diesem Welträume schweben die großen Mas-
sen, die wir Weltkörper nennen. Diese stnd von dreier-
lei Art, entweder Firsterne, oder Planeten, zu
denen die Erde, unser gegenwärtiger Wohnplatz, gehört,
oder Kometen.
a) Firsterne nennen wir alle unsern Augen sicht-
bare Weltkörper, welche uns fast in einerlei Stellung
gegen einander erscheinen, und ihr eigenes Licht haben.
Um die Kenntniß der ungeheuren Menge der Firsterne
zu erleichtern, hat man sie in gewisse Gruppen abge-
theilt, die man Sternbilder (constellationes) nennt,
und jedes derselben mit einem besonderen Namen be-
bezeichnet. Zugleich unterscheidet man sie nach ihrer
Größe und ihrem Glanze in 7 Ordnungen, und spricht
von Sternen erster bis sechster Größe. Der Sirius
z. B. ist ein Stern der ersten und der Polarstern der
zweiten Größe. Die der siebenten Ordnung heißen Ne-
belsterne oder teleskopische Sterne; zu ihnen gehören die
zahllosen Sterne der Milchstraße oder Lichtzone.
Die Sonne (O) ist für uns unläugbar der merk-
würdigste Firstern. Sie scheint ein dichter, von einer
leuchtenden und wärmenden Materie umgebener, kugel-
förmiger Körper zu seyn. Sie hat im Durchmesser
194*000 Meilen, und enthält eine Oberfläche von 118*140
Millionen Quadratmeilen; ihr körperlicher Inhalt ist
1*448*000 mal größer, als der der Erde, und über 700
mal größer, als der aller bekannten Planeten zusammen-
genommen, auf welche sie daher mit überwiegender Kraft
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Mathematische Geographie.
11
Doppelringe) 7, bei dem Jupiter 4, und bei der Erde 1,
den Mond (3), dessen mittlere Entfernung von dem
Mittelpunkte der Erde 51'353 M., Durchmesser 468|
M., Umfang 1470 M., Oberfläche 688*916 Qm., und
körperlicher Inhalt 53*660*000 Kubikmcilen betragt.
Hiernach läßt sich berechnen, daß der Mond eine 14 mal
kleinere Oberfläche und einen 50 mal geringeren körper-
lichen Inhalt habe, als die Erde. Eigentlich vollendet
er seinen Lauf um dieselbe (von Abend gegen Morgen)
in 27 Tagen, 7 Stunden, 43 Minuten, 11 Sek.; da
aber die Erde, und mit ihr der Mond, in dieser Zeit
ihren Weg um die Sonne beträchtlich fortsetzt, so läuft
der Mond noch 2 T. 5 St. 1 Min. 3 Sek. länger, ehe
er mit der Sonne und Erde wieder in die vorige Stel-
lung kommt, so daß sein Lichtwechsel erst nach 29 T.
12 St. 44 M. 3 S. wieder beginnt. Jener heißt der
periodisch e, dieser der synod ische Lauf des Mon-
des. Daraus, daß der Mond uns beständig eine und
dieselbe Seite znwendet, folgt, daß er sich während sei-
ner periodischen Umlaufszeit nur einmal um seine Achse
dreht. Sein Dunstkreis scheint sehr hell und rein za
seyn; Meere hat man noch nicht auf ihm entdeckt, aber
tiefe Thäler oder Trichter, und hohe Berge (einen von
25*000 'F. Höhe); auch vulkanische Ausbrüche will man
auf ihm wahrgenommen haben. — Für uns wird der
Mond dadurch, daß er unsere Nächte zum Theil erleuch-
tet, besonders wichtig. Wir unterscheiden in dieser Be-
ziehung vornehmlich vier Lichtgestalten des Mondes oder
Mondphasen. Befindet sich nämlich der Mond auf
seiner Bahn um die Erde zwischen dieser und der Sonne;
so wendet er seine unerleuchtcte Seite der Erde zu,
geht mit der Sonne auf und unter, und ist uns also
nicht sichtbar; und dies nennen wir Neumond. Nach
etwa 7 Tagen sehen wir die Hälfte der erleuchteten
Halbkugel rechter Seits; er geht Mittags auf und Mit-
ternachts unter; dies ist das erste Viertel. Nach
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
12
Mathematische Geographie.
abermal 7 Tagen ist uns die ganze von der Sonne er-
leuchtete Halbkugel zugckehrt; er geht des Abends auf
und des Morgens unter; wir haben Vollmond. Nach
demselben Zeitabschnitte ungefähr zeigt sich uns die Hälfte
der erleuchteten Halbkugel auf der linken Seite; er geht
um Mitternacht auf und des Mittags unter; der Mond
ist im letzten Viertel. — Eine merkwürdige Klasse
von Erscheinungen, die mit seinem Umlauf um die Erde
verbunden ist, sind die Sonnen- und Mondfinster-
nisse. Es trifft sich nämlich bisweilen, daß der Mond
auf seiner Bahn zwischen der Sonne und der Erde mit
diesen in eine grade Linie zu stehen kommt; alsdann
entsteht eine Sonnen finsterniß, eigentlich Erd-
- finsterniß. Befindet sich der Mond auf der entge-
gengesetzten Seite der Erde; so durchschneidet er zuwei-
len auf seiner Bahn den Schatten der Erde, und wir
haben eine Monds finstern iß, der Mond selbst aber
eine Sonnenfinsterniß. Wäre die Mondbahn nicht schief
in die Erdbahn hineingeschoben, sondern läge sie flach
auf ihr; so würde jeder Neumond eine Sonnen- und
Jeder Vollmond eine Mondsfinsteruiß verursachen. Da
aber die Bahn des Mondes schräg liegt; so ereignen
sie sich nur zuweilen, und sind gewöhnlich partial,
seltener total. Sonnenfinsternisse können jedoch auch
ringförmig seyn, wenn nämlich noch ein Heller Rand
der Sonne um den Mond herum sichtbar ist.
c) Die Kometen oder Haarsterne gleichen mei-
stentheils einer starken Dunstmasse, in deren Mitte man
einen mehr oder weniger dichten: Kern erblickt, der eine
runde planetenähnliche, aber nicht immer scharf begränzte
Gestalt hat. Bei vielen derselben dehnt sich die neblichte
Hülle in einen langen, der Sonne allzeit abgekehrtcn
Schweif aus. Um diese, als ihren einen Brennpunkt,
bewegen sie sich in so langen elliptischen Bahnen, daß
wohl die meisten nur nach Jahrhunderten ihren Umlauf
vollenden können. Wenn sie der Sonne am nächsten
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
13
Mathematische Geographie.
sind, bewegen sie sich am schnellsten; daher wahret ihre
Sichtbarkeit selten einige Monate. ' Die Zahl der bis
jetzt wahrgenommenen Kometen laßt sich nicht genau
bestimmen; wirklich berechnet hat man die Bahnen von
etwa 100.
An merk. 1. Die Astronomie oder Sternkunde ist die er-
habene Wissenschaft, welche uns den Lauf der Gestirne und sei-
ne Gesetze kennen lehrt. Mit ihr darf man nicht verwechseln
die Astrologie oder Sterndeuter ei, jene eitle und be-
trügerische Kunst, aus der Stellung der Gestirne zukünftige
Dinge, besonders die Schicksale der Menschen, vorherzusagen.
(Ursprünglich war Astronomie und Astrologie gleichbedeutend.)
2. Das scheinbar um uns gespannte Kugelgewölbe nennen wir
den Himmel; daher werden die Weltkörper auch Him-
melskörper genannt.
3. Schon die Alten zählten 48 Sternbilder, 21 nördliche, 15 süd-
liche und 12 zwischen diesen beiden, in dem sogenannten Thier-
kreise, von welchem weiter unten (§. 10.) die Rede seyn wird.
Die Neueren haben mehre Sternbilder dazu gesetzt, so daß
man nun deren 102 zahlt. — Die Anzahl der Fixsterne, die
man mit bloßen Augen sieht (sie mag sich, von der ersten bis
zur sechsten Größe gerechnet, höchstens auf 5000 belaufen) ist
nichts gegen die unzählige Menge, welche uns die Fernröhre
(Teleskope) entdecken.
4. Wäre die Sonne, deren Größe oben angegeben wurde, inwen-
dig ausgehöhlet, und in dieselbe die Erde sammt ihrem Monde
versetzt; so könnte dieser daselbst seine weite Bahn um dre Erde
noch immer ganz füglich durchwandern, ohne an die äußere
Rinde der Sonne anzustoßen. — Daß die Sonne uns wenig
größer als der Mond erscheint, kommt daher, weil sie 400mal
weiter von uns entfernt ist, als dieser.
5. Fünf Hauptplaneten wurden erst in neuern Zeiten entdeckt,
nämlich Uranus von dem Deutschen Herschel in London am
15. März 1781, Ceres von Piazzi in Palermo am 1. Jan.
1801, Pallas von Olbers in Bremen am 28. März 1802,
Juno von Harding in Lilienthal am 1. September 1804,
und Vesta von Olbers am 29. März 1807, von welchen die
vier letzter», weil sie sehr klein sind und ziemlich gleiche mitt-
lere Entfernung von der Sonne haben, für Trümmer eines
zerborstenen großen Planeten gehalten und Asteroiden oder
Planetoiden genannt werden. Die übrigen sind schon den
Alten bekannt gewesen, — Wirk I u p i t e r.s m o n d e hat Gali-
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
Extrahierte Personennamen: Ceres_von_Piazzi Jan Pallas_von_Olbers Harding Vesta_von_Olbers
Extrahierte Ortsnamen: London Palermo Bremen Lilienthal
Mathematische Geographie. 15
§. 6. Verschiedene Vorstellungen unsers
Sonnensystems.
Der Theil des großen Weltalls, der aus einem Fix-
stern (einer Sonne) und der zu ihm gehörigen Planeten
besteht, nennt man ein Sonnensystem. Wie viele
solcher Sonnensysteme es gebe, dies vermag kein mensch-
licher Geist zu ermessen.
Was nun das Sonnensystem aubelangt, zu welchem
unsere Erde gehört; so hat es über die Anordnung des-
selben drei von einander abweichende Vorstellungen ge-
geben. Die älteste war die des Klaudins Pto le-
mán s, ans Pelusium in Aegypten, der um 140 n. Ehr.
lebte. Dieser lehrte, die Erde ruhe in der Mitte des
Weltalls, und um sie bewegen sich zunächst der Mond,
und dann der Reihe nach Merkur, Venus, Sonne (die
er zu den Planeten rechnete), Mars, Jupiter, Saturn,
und in immer weiterer Entfernung die Sphäre der Fix-
sterne innerhalb 24 Stunden. Dies irrige System, das
lange allgemein für wahr anerkannt wurde, wird das
Prolemäische genannt.
Nik. Köpernikus (geb. 1473 zu Thorn, und
gest. 1543 als Domherr zu Frauenburg) zeigte in sei-
nem 1543 erschienenen Buche 4e revolutionibus orbium
coelestium, daß die Erde weder im Mittelpunkte des
Weltalls, noch unsers Sonnensystems stehe; sondern daß
sie und die übrigen Planeten in elliptischen Kreisen um
den Mittelpunkt des Systems, die Sonne, sich bewegen,
und zwar in folgender Ordnung: Merkur, Venus, Erde,
Mars, Jupiter und Saturn. (§. 5. Anmerk. 5.) Hier-
nach steht also die Sonne in der Mitte aller Planeten-
bahnen unbeweglich (außer daß sie sich nach den neuern
Beobachtungen um ihre Achse dreht). So befriedigend
dieses einfache und ungekünstelte System dargestellt war,
so fand es doch vielen Widerspruch, und mehre seiner
Anhänger, namentlich den berühmten Galilei (geb.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]