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1. Kurze Geschichte von Hessen - S. 4

1881 - Gießen : Roth
einestheils den Zusammenhang der Bilder unter sich, anderntheils den mit der deutschen Geschichte möglichst festzuhalten. Dem Lehrer soll dadurch Gelegenheit geboten werden auf allen Stufen des Geschichtsunterrichts — je nach den localen Verhältnissen bald mehr, bald weniger — auf die gleichzeitigen Vorgänge in der hessischen Geschichte Hinweisen zu können. Daß einzelne Bilder, wie die Bekehrung der Chatten zum Christenthum, der Sängerkrieg auf der Wartburg, die Erfindung der Buchdruckerkunst, Philipp der Großmüthige, Gustav Adolph in der Rheinebene, die Zerstörung von Worms u. a. etwas ausführlicher behandelt wurden, dürfte mit Rücksicht aus die eingangs erwähnte Verfügung willkommen sein. Die Audeutung methodischer Abschnitte durch die Buchstaben a, 1), rc. und verschiedenen Druck bedarf für Fachgeuossen wohl keiner besonderen Rechtfertigung. Der geringe Umfang des Merkchens dürfte es geeignet erscheinen lassen, in den Oberklassen mehrklassiger Volksschulen, sowie in Mittelschulen und Realschulen Ii. Ordnung Einführung zu finden. Möge das Büchlein seinen eigentlichen Zweck — Liebe zum engeren Vaterland und zum angestammten Fürstenhaus in den Herzen der Jugend zu wecken und zu kräftigen — in reichem Maße erfüllen. Alsfeld, am 12. September 1880. Der Aerfasser.

2. Kurze Geschichte von Hessen - S. 8

1881 - Gießen : Roth
Sreunben beizustehn, überfiel Germonifus, des Trusus Sohn die Chatten, verbrannte deren Hauptort Mattinm und nahm des Stetten Arpus Gemahlin und Tochter gefangen. Im folgenden akbus wa f 3°.000 Fußgängern und 3000 Reitern si. sc?.! - !>r°f-cn Heeresmacht, welche die Römer gegen die Chatten aufzubieten für nöthig fanden, läßt sich schließen, daß diese ein tapferer und zahlreicher Volksstamm waren. Im Jahre 44 unternahm der Statthalter Galba abermals einen Zug gegen die Chatten, wob-, er den letzten Adler und eine Anzahl römischer Gefangenen welche noch feit Barns' Niederlage in dem Besitz der Chatten geblieben waren, zurückbrachte. ~ ?ur die Bewohner der Provinz Oberhessen und des größten Theiles der preußischen Provinz Hessen-Nassau können als Nachkommen der Chatten angesehen werden. In den beiden südlichen ^ovinzen wohnten zuerst die zu den Galliern gehörigen Celten (Kelten) und die germanischen Vangionen, zu welchen später noch von Luden die Alemannen und von Osten die Burgunder kamen. Letztere machten Worms zu ihrer Hauptstadt. Später wurden diese von den Hunnen und noch später von den Franken besiegt und nach dem Innern Frankreichs zurückgedrängt. An den Aufenthalt der Burgunder in Worms erinnert uns das „Nibelungenlied , das herrlichste Denkmal altdeutscher Poesie Zweiter Abschnitt. I. Hesse» unter Römern und Franke». a) Seit die Gallier den Julius Cäsar gegen den Suevenfürst Anovist zu Hülfe gerufen hatten (58 v. Chr.), war es das unausgesetzte Bestreben der Römer gewesen, sich an dem Rheine immer mehr festzusetzen. Zu diesem Zwecke gründeten sie längs desselben eme Menge befestigter Plätze, unter denen Mainz (wahrscheinlich von Drusus im Jahre 12 v. Chr. gegründet) wegen seiner Lage, der Mündung des Main gegenüber, schon frühe besondere Wichtigkeit erlangte. Es war gleichsam die Hauptstadt des römischen Obergermaniens, der Mittelpunkt der römischen Macht und Militärherrschaft in Deutschland. Von diesem Mittelpunkte aus zogen strahlenförmig „Römerstraßen", „Römercastelle" und „Römerwälle" auch auf das jenseitige Rheinufer in das Innere Germaniens. Solche Straßen führten z. B. über den Taunus, wo sich den römischen „Castellen"

3. Kurze Geschichte von Hessen - S. 9

1881 - Gießen : Roth
gegenüber die „Ringwälle" der Germanen erhoben, mainanfwärts nach der Nidda, nach der Wetterau und dem Odenwalde. Die Pfeiler einer, wahrscheinlich von Trajan erbauten, festen Brücke über den Rhein waren bis vor Kurzem bei niedrigem Wasserstande noch in der Nähe von Mainz zu sehen; jetzt sind dieselben entfernt. Als die wichtigsten römischen Niederlassungen in Rheinhessen sind außer Mainz zu nennen: Worms, Oppenheim, Ingelheim, Bingen, Alzey. Ueberall erkennt man die Spuren der Römer aus den Resten ihrer zum Theil großartigen Bauwerke. Bon den römischen Ueberresten in Mainz verdienen die „Wasserleitung" und der „Eichelstein" ganz besonderer Erwähnung. Die Wasserleitung wurde von der 14. Legion erbaut und führte das Wasser aus den Quellen bei Gonsenheim an Zahlbach vorüber auf die Höhe des Berges au und auf welchem Mainz erbaut war. Die ganze Leitung hatte eine Länge von mehr als 7 Km. und ruhte auf Pfeilern, von denen einzelne 32 M. hoch gewesen sein müssen. Noch sind die Trümmer von 56 dieser Pfeiler übrig, von denen einige eine Höhe von 7y2 M. haben. Der Eichelstein, eine runde, thurmähnliche Steinmasse, welche srüher mehr als 25 M. hoch gewesen sein soll, deren Zweck man aber nicht mehr weiß, wird gewöhnlich als das Grabdenkmal des römischen Feldherrn Drusus, des Gründers von Mainz, angesehen. b) Die befestigte Grenzlinie der Römer führte in vielen Windungen durch Mittel- und Süddeutschland von Coblenz bis an die Donau und heißt noch heute im Munde des Volkes der „Pfahlgraben." Es finden sich noch deutlich sichtbare Spuren bei den Orten Ziegenberg, Fauerbach, Hochweisel, Pohlgöns, Kirch-göns, Langgöns, Grüningen und Arnsburg. In der Nähe des Pfahlgrabens, aber auf germanischem Gebiet, findet man noch altdeutsche Grabstätten, „Hünengräber", große Steinhaufen, in denen Knochen, mit Asche gefüllte Urnen, sowie Gegenstände von Bronze, Eisen, Bernstein und Glas gefunden wurden und zuweilen noch gefunden werden. Der Pfahlgraben bestand aus einem oder mehreren Erdwällen^ von Zeit zu Zeit durch einen Thurm oder ein Castell verstärkt. Em besonders starkes Werk war die Saalburg mit dem Vorwerk Capersburg auf dem Gebiet der ehemaligen Landgrafschaft Hessen-Homburg. Auch über die Höhen des Odenwaldes zogen römische Befestigungen, von denen Enlbach bei Erbach und das Hennehaus bei Vielbrunn noch theilweise erhalten sind. Auch die Riesensäule auf dem Felsberg und die Henne sän len bei Mainbullau werden

4. Kurze Geschichte von Hessen - S. 13

1881 - Gießen : Roth
- 13 — konnte Karl nicht dulden. Er zog mit 3 Heeren gegen ihn, um ihn zu züchtigen. Als Thassilo nirgends einen Ausweg sah, unterwarf er sich seinem gewaltigen Gegner, übergab ihm sein Herzogthum und empfing es als Lehen zurück. Aber diese Untwersung war nur Heuchelei; heimlich verband er sich mit den Sachsen und Schwaben, ja sogar mit den heidnischen Avaren an der mittleren Donau. Doch der Wachsamkeit Karls entgingen die geheimen Rüstungen nicht und plötzlich lnd er den ungetreuen Vasallen auf das Maifeld uach Ingelheim zur Verantwortung. Zwar glaubte Thassilo den Gewaltigen durch Scheinheiligkeit abermals täuschen zu können, als aber selbst seine Baiern gegen ihn zeugten, sprachen die Großen des Reiches die Todesstrafe gegen ihn aus. Karl begnadigte ihn und wies ihm das Kloster Lorsch als Gefängniß an, „damit er seine Schmach in Vergessenheit begrabe." b) Nächst Aachen, das Karl den Großen durch seine warme Quelle besonbers anzog, war Nieber-Jngelheim sein Lieblingsaufenthalt. Hier ließ er sich zwischen 768 und 774 einen herrlichen Palast bauen, der mit dielen Säulen aus Granit, die er aus Ravenna hatte kommen lassen, Marmor und Porphyr geziert war. Mit dem Geschlecht der Karolinger zerfielen auch die stolzen Schlösser, welche Karl zu Tribur, Mainz, Worms und Ingelheim hatte bauen lassen. Zwar ließ Friedrich Barbarossa (1154) das Schloß zu Ingelheim wieber herstellen, aber in der „kaiserlosen Zeit" des Interregnums würde es abermals und zwar von Richarb von Cornwallis, an welchen die Großen des Reiches die Krone verschachert hatten, zerstört. Unter Karl Iv. erhob es sich nochmals aus seinem Schutte, aber die Morbbrcnnerlmnben Lubwigs Xiv., welche gegen Ende des 17. Jahrhuuberts die Pfalz verwüsteten, ließen nur noch wenige Trümmer von dem Zeugen ehemaliger Kaiserherrlichkeit übrig. Bei Gernsheim, Ni er stein und Heppenheim bestauben zu Karls des Großen Zeit kaiserliche Kammergüter, ans welchen Musterwirthschaften betrieben würden, beren Beispiel verbessert und anregenb auf die Umgebung einwirkte. Die ganze Ebene zwischen Rhein, Main und Obenwalb nahm zu jener Zeit der kaiserliche Reichsforst „Fo rehahi" (Föhren- [Staunen] tu alb) ein, wo Karl und noch seine Nachfolger nach der Last der Regierungsgeschäfte sich mit dem eblen Waibwerk ergötzten. Die großartigen Trümmer des Jagbschlosses Dreieichenhain ■— vom Volke noch heute scherzhaft „kaiserlicher Hunbestall" geheißen — geben Kunbe von einstiger Herrlichkeit. Auf den Pfeilern der zerstörten Römerbrücke bei Mainz ließ Karl der Große eine hölzerne Brücke aufführen, die jeboch kurz nach ihrer Vollenbung ein Raub der Flammen würde (803). Der weitere Plan Karls v. Gr., die beiben Ufer des Rheines durch eine steinerne Brücke zu verbiuben, kam nicht zur Ausführung. An Karl

5. Kurze Geschichte von Hessen - S. 15

1881 - Gießen : Roth
— 15 — allen Riäiturigeii, um das Ganze zu überwachen, den Heerbann zu beaufsichtigen, die Verwaltung der Krongüler zu prüfen und die Rechte des Thrones zu wahren. — Tie Gaue erhielten ihre Namen entweder nach den Volksstämmen (fränkischer, sächsischer, Hessengau) oder von Naturgrenzen, namentlich Flüssen und Bächen (Rheingau, Maingau, Wettergau, Rodgau, Bachgan, Lahngau.) Tie Gaue waren wieder in Centen getheilt, denen die Centgrafen vorstanden. Die Centen zerfielen in Marken, mit Markrichtern als Vorsteher. Tie beiden Gaue, innerhalb welcher der größere Theil der heutigen Provinz Starkenburg gelegen ist, waren der Oberrheingau und der Matngau. Elfterer erstreckte sich zwischen Rhein und Odenwald, letzterer vom Main südlich bis zum Neckar und nmfoßre den Plumgau, den Bachgau und den Rodgau. Ein großer Theil der Provinz Oberhessen gehörte zu dem Oberlahngau. dem Niederlahngau, dem Wettergan, dem ^ '9 0 a u und dem Nidgau. Die östliche Spitze Oberhessens bildete den Buchgau. Der Lobdengan mit dem Wormsgau umfaßte den größ? ten Theil der Provinz Rheinhessen, der Wingorteiba den südlichen Odenwald. Ums Jahr 1000 erlitt die alte deutsche Gauverfassung nach und nach bedeutende Veränderungen. Der Amtebegriff der „Grafen" verlor sich immer mehr; einzelne Familien durch glückliche Umstände begünstigt setzten s-ch ’N ^n Oioienffm h ft, nt d breefnen bind1 93ihhnung, Etbidasten Hei-rolhen, Vermächtnisse, Tausch und Kauf, ausgedehnte Besitzungen an sich. Sie erlangten ein Uebergewidjt über anhre, weniger vom Gluck begünstigte Familien, und bemühten sich eine immer größere Unabhängigkeit zu erlangen. (Statt der Nomen ihrer Gaue legten sie sich fortan die Nomen ihrer Geschlechter und Stammschlösser bei und regierten ihre Bezirke nicht mehr im Auftrag des Kaisers, sondern aus eigner Machtvollkommenheit. Dritter Abschnitt. Kessen unter den Landgrafen von Thüringen. (1123—1247.) 1. Ludwig I. (1123 — 1140.) a) Nach dem Verfall der Karolinger wurden von dem fränkischen Gaugrafen die Konradinger die mächtigsten und erlangten die herzogliche Gewalt über Franken, zu dem damals Hessen gehörte. Es ist bekannt, daß, nachdem mit Ludwig dem Kind (y 11) der le|te Karolinger ruhmlos ins Grab gesunken war, die weltlichen :md geistlichen Großen aus den 5 deutschen Herzogtümern (Fran-ken, Sachsen, Lothringen, Schwaben, Settern) in Forchheim zusammentraten und Konrad von Franken zum König wählten, als welcher er den Namen Konrad I. führte. (Otto der Erlauchte von wachsen hatte wegen seines Huchen Alters die dargebotene Krone ausgeschlagen.) Es ist weiter bekannt, wie der kinderlose Konrad

6. Kurze Geschichte von Hessen - S. 45

1881 - Gießen : Roth
— 45 — Sachsen-Weimar und Horn bei Nördlingen von den Kaiserlichen waren geschlagen worden, zogen sie sich gegen Mainz zurück, verfolgt von den Siegern. Die Gegenden zu beiden Seiten des Rheines wurden nun gänzlich verwüstet. Unerhört sind die Gräuel, welche die Bewohner von den verwilderten Schaaren beider Heere zu erdulden hatten. Sie verließen ihre Wohnungen und suchten in Hohlen, Steinbrüchen, Wäldern und den befestigten Schlössern Schutz. Hier füllten sie alle Räume, selbst Höfe und Winkel, allen Einflüssen der Witterung preisgegeben. Hierzu kam der gänzliche Mangel an Nahrung, welcher die Menschen nöthigte ungenießbare, ja geradezu ekelhafte Dinge, wie Aas, Leder re. zu verzehren. Nach kurzer Zeit brachen verheerende Seuchen aus, welche Tausende und Tausende in kurzer Zeit wegrafften, sodaß manche Dörfer ganz entvölkert wurden. Biele Dörfer, deren Namen man heute noch nennt, verschwanden damals gänzlich vom Erdboden. In jener Zeit ordnete der Landgraf das Zehn-, Zwölf- und Fünfnhrlänten an, als Mahnung, das Herz im Gebet zu Gott zu erheben. Wegen Mangel an Saatfrucht und Zuchtvieh blieb das Feld unbestellt, es lösten sich alle Bande, Unwissenheit, Aberglauben und Lasterhastigkeit nahmen überhand. — Noch aber war das Maß des Leidens nicht voll. Frankreich, darauf bedacht die Macht des österreichischeu Kaiserhauses zu schwächen und seine Ostgrenze zu erweitern, hatte kluger Weise gewartet, bis beide Gegner erschöpft waren, bctnn verband es sich mit Schweden und verlängerte dadnrch den unseligen Krieg noch um volle 12 Jahre. Auch die letzte Periode brachte dem Hessenlande schwere Heimsuchungen, so namentlich, als der französische General Türenne (1644) die Bergstraße brandscbatzte und Darmstadt einnahm. Der Landgraf hatte anfangs in Lichtenberg, später in Gießen und Marburg eine Zufluchtsstätte gefunden. d) Der westfälische Friede machte bekanntlich jener Schreckenszeit ein Ende und gleichzeitig kam auch zwischen Kassel und Darmstadt ein Vergleich zu Stande (1648), welcher dem mehr als vierzigjährigen unnatürlichen Bruderkampfe ein Ende machte und Darmstadt einen beträchtlichen Gebietszuwachs brachte. Bei allen Schrecknissen des traurigsten aller Kriege hatte der Landgraf das Wohl seines Landes nicht aus dem Auge verloren und durch Gründung des Gymnasiums in Darmstadt und die Abfassung einer verbesserten Kirchenordnung gezeigt, daß man auch in der traurigsten Zeit das Ideale nicht dürfe untergehen lassen.

7. Kurze Geschichte von Hessen - S. 46

1881 - Gießen : Roth
46 — ®aääf|eh,aä 6i"lerl0"6- d----"d°r,°n ixs’,5 4- Ludwig Vi. (1661—1678.) a) Er hatte eine strengwissenschaftliche und gelehrte Erziehung erhalten, die er durch längere Reisen in Deutschland, Schweden, stauen und Holland noch vervollständigte. Die traurige Zeit, in welche seine fugend fiel, mag nicht wenig auf die Richtung seines ^harakters eingewirkt und den finstern Ernst veranlaßt haben, der stets ans seinen Gesichtszügen lagerte. -chon bei Lebzeiten ließ er sich einen Sarg nach seinen Angaben mit künstlichen Verzierungen und Bibelsprüchen geschmückt, nebst emem Todtengewand verfertigen und in seiner Nähe in einem besonderen Gemache aufbewahren. Er beschäftigte sich viel damit, me Psalmen m deutsche Reime zu bringen. Strenge Gerechtigkeit zierte ihn, dabei war er ein Vater seiner Unterthanen. Die Einführung emer Schulordnung, die Anordnung einer strengen sonntagsseier, das Verbot des Tabakrauchens, die Begünstigung der Einwanderung, das Verbot der Ausfuhr von Fruchten und Mehl sollten einesteils den gesunkenen Wohlstand seines Landes heben, anderntheils den in den Kriegswirren überhand genommenen Lastern steuern und Zucht und Sitte wieder zur Geltung brmgen. 3 -seine Treue gegen Kaiser und Reich bethätigte er dadurch, -.atz er mit Kassel gemeinsam ein Regiment gegen die Türken errichtete. _ . *>) Zwei Dinge haben seinen Namen unvergeßlich gemacht: Die Gründung der Hofbibliothek und das Glockenspiel in Darmstadt. Die Glockenspiele waren seiner Zeit in Holland sehr beliebt und weit verbreitet gewesen. Dort hatte sie der Landgraf kennen gelernt und solche Freude daran gewonnen, daß er beschloß Nch ein solches für seine Residenz anfertigen zu lassen, „Gott zur Cyre und den Bewohnern Darmstadts zur Freude." Die Aufstellung des Werkes erfolgte 1611. Dasselbe besteht aus 35 Glocken, welche die .tone von 3 Oktaven umfassen. Durch ein Uhrwerk wird etne Walze mit Stiften in Bewegung gesetzt, welche die Glocken zum Klingen bringt. Bei jedem Stundenschlag erklingt ein feierlicher Choral. In neuerer Zeit ist eine Einrichtung getroffen wonen, daß es auch mit den Händen gespielt werden kann. c) In die Zeit der Regierung Ludwigs Vi. fallen auch die Hexenprozesse m Lindheim und dem Busecker Thal. Namentlich ist

8. Kurze Geschichte von Hessen - S. 22

1881 - Gießen : Roth
— 22 — drei Schwestersöhne Ludwigs des Heiligen und dessen Tochter Sophie, die Gemahlin Heinrichs des Großmüthigen von Brabant, für ihren 3jährigen Sohn Heinrich, in der Geschichte „das Kind" genannt. Sophie hatte mit der Frömmigkeit ihrer Mutter zugleich den Heldensinn ihres Vaters geerbt. Nach ihres Mannes Tod abgetrennt von Brabant, wo ihr Stiessohn Heinrich der Sanstmüthige regierte, fand sie sich plötzlich in einer Lage, welche bei der größten Umsicht einen selbständigen, entschlossenen Willen erforderte. Es war die Zeit unmittelbar vor dem Interregnum. Im deutschen Reiche bekämpften sich zwei Kaiser: Friedrich Ii. und der von den geistlichen Reichsfürsten an Heinrichs Raspe Stelle erwählte Gegenkaiser Wilhelm von Holland. Die mächtigeren Fürsten benutzten die Unsicherheit zur Vergrößerung ihrer Macht und die Ritter hausten auf ihren festen Raubschlösseru als Schrecken des Kaufmanns und friedlichen Bürgers. Markgraf Heinrich v. Meißen, einer der Bewerber um die thüringische und hessische Erbschaft, im Besitze der meisten Schlösser in Thüringen, zugleich sehr reich und von den Großen in Thüringen, die er überrascht hatte, bereits anerkannt, war in der Lage, nicht nur seinen Besitz behaupten, sondern auch mit hessischem Gebiet vergrößern zu können. — Auch Herzog Otto von Braunschweig, sowie Bischof Siegfried von Mainz hatten bereits beträchtliche Stücke von Hessen sich angeeignet; die Grenzen waren von Raubschlössern umlagert. b) Unter diesen Umständen erschien Sophie mit ihren Erben in Marburg, wo das Andenken an ihre Mutter noch lebendig war. Hier zeigte sie den versammelten Bürgern ihren hoffnungsvollen Sohn und empfing die ersten Huldigungen ihrer Hessen. Man erzählt, daß sie auf einem Wagen, ihren Erben aus dem Schoße, von vielen Gewappneten umgeben, allenthalben die Städte ihres väterlichen Erbgutes besucht habe und von den getreuen Bürgern in feierlichem Aufzuge empfangen worden sei. Eine Anzahl getreuer adeliger Herren eilten zu ihr und halfen ihr theils die väterlichen Burgen und Schlösser erobern, theils die Raubnester zerstören. Den Weißenstein bei Marburg zerstörte sie sogar mit Hülfe der Bauern eines benachbarten Dorfes. Auf einem Hügel der Lahn-Berge, unweit Marburg, erbaute sie zum Schutze ihrer Besitzungen die „Frauenburg." Hieraus zog Sophie nach Thüringen, wo sich ihr die Stadt Eisenach mit der Wartburg öffnete. Auch ihr Verwandter und Gegner, Markgraf Heinrich von Meißen, kam dahin und gewann

9. Kurze Geschichte von Hessen - S. 23

1881 - Gießen : Roth
— 23 — ihr Zutrauen. Nachdem sie einige streitige Punkte ausgeglichen hatten, übertrug sie ihm sogar die Vormundschaft über ihr Land und übergab es ihm „zu getreuer Hand," in der Ueberzeugung, daß nur hierdurch die Ruhe bis zu einem Ausspruch des Kaisers und der Fürsten erhalten und jede verderbliche Einmischung feindseliger Nachbarn vermieden werden könne. Sie glaubte um so sicherer auf die Treue des Markgrafen bauen zu können, als ihr Vater seiner Zeit mit großmüthiger Uneigennützigkeit die Vormundschaft über den jungen Markgrafen geführt hatte. c) Das enge Bündniß zwischen Sophie und Heinrich dem Erlauchten war auch anfangs so ersprießlich für Thüringen und Hessen, daß weder Kirchenbann noch Interdikt des Bischofs von Mainz irgend einen Eindruck auf diese Länder machte. Als jedoch Heinrich sich mit dem Erzbischof von Mainz aussöhnte und alle Lehen der Landgrafschaft Thüringen von ihm annahm, dagegen für Hessen nichts als einen Aufschub von 2 Jahren (bis zur Mündigkeit Heinrichs des Kindes) und einen allgemeinen Landfrieden aus- bedung, da kehrte Sophie rafch aus Brabant zurück und hob die angeordnete Statthalterschaft auf. Markgraf Heinrich behielt jedoch die Wartburg und das hessische Stammschloß Gndensberg zurück. Man erzählt, daß um diese Zeit, da auch die Stadt Eisenach ihr den Einzug verweigern wollte, sie mit einer Axt an das Thor geschlagen und die Oeffnnng mit unwiderstehlichem Muthe erzwungen habe. Da eine Entscheidung des Kaisers bei den damaligen traurigen Zuständen des Reiches nicht zu erwarten war, so konnten nur die Waffen entscheiden. Sophie verband sich daher mit Albrecht dem Großen, dem Nachfolger Ottos von Braunschweig (ihres früheren Feindes), indem sie ihm ihre Tochter Elisabeth zur Frau gab und ihren Sohn mit dessen Schwester Adelheid verlobte. Nun gab Heinrich Gndensberg heraus und beschränkte sich nur auf Thüringen. Der Krieg war jedoch trotzdem nicht zu vermeiden. Nach jahrelangen, mit abwechselndem Glück geführten, zum Theil blutigen Kämpfen und nachdem Albrecht in Gefangenschaft gerathen war, kam 1263 ein Vertrag zu Stande, der den „thüringischen Erbfolgekrieg" beendigte. ä) Heinrich, der unterdessen mündig geworden war, legte den Titel eines „Landgrafen von Thüringen" ab und begnügte sich mit Hessen. Er nannte sich „Landgraf und Fürst zu Hessen" und verlegte seine Residenz nach Kassel. In einer fast 44jährigen Regierung säuberte er fein Land von Raubrittern, schützte es gegen die Anmaßungen übelwollender Nachbarn, vergrößerte es durch passende Erwerbungen und errang sich die Achtung der hessischen

10. Kurze Geschichte von Hessen - S. 25

1881 - Gießen : Roth
— 25 — hatte gleich von Anfang einen schweren Stand bei dem hessischen Landadel, denn zu jener Zeit des Faustrechtes konnte nur rohe Körperkraft sich Geltuug verschaffen, dagegen hielt man feinere Sitten und gelehrte Kenntnisse eines Fürsten und Ritters unwürdig. Seine Edelleute trauten ihm wenig ritterlichen Sinn zu und höhnten keck: „sie wollten schon den Baccalanrens reisig machen." Aber sie hatten sich verrechnet und fanden bald, daß in dem Gelehrten der Ritter nicht untergegangen war. b) Wie es zu jener Zeit in Deutschland aussah, schildert ein Geschichtsschreiber folgendermaßen: „Damals stimds in Deutschland und fürnämlich am Rhein also, daß wer der Stärkste war, der schob den anderen in den Sack, wie er konnt und möchte: und die Reuter und Edelleute nährten sich aus dem Stegreif, mordeten, wen sie konnten, verlegten und versperrten die Pässe und Straßen und stellten denen, so ihres Gewerbes halber über Land ziehen mußten, wunderbarlich nach; daneben hatten etliche Herrschaften Zoll am Rhein aufgerichtet; auch war das arme Volk mit übermäßigen unbilligen Schatzungen hoch beladen und beschwert." Um sich vor derartigen Unbilden möglichst zu schützen und ihren Handel zu sichern, hatten sich, nach dem Vorgang anderer Städte im Reiche zuerst die Städte Mainz und Worms vereinigt, und gegenseitigen Beistand gelobt. Beiden schlossen sich nach kurzer Zeit viele andere Städte am Rhein und in Hessen sowie eine Anzahl gutgesinnter Fürsten und Herren an. Dieser Buud ist in der Geschichte als „rheinischer Städtebund" bekannt. Er hatte stets ein schlagfertiges Heer bereit und vermochte seinen Angehörigen wirksamen Schutz zu verleihen. Von hessischen Städten gehörten demselben an: Mainz, Worms, Wimpfen, Friedberg, Marburg, Alsfeld, Gründe rg, Hersfeld, Fulda, Bingen u. a. Neben den Städten hatten sich auch die Ritter und Herren zu Bund« nissen geeinigt. Da aber alle diese Vereinigungen die Erhaltung der Gerechtsame der einzelnen Glieder bezweckten, so war es bei der Verschiedenheit der Interessen nicht anders möglich, als daß Anstöße und Zerwürfnisse erfolgten. So finden wir denn in jener Zeite endlose Fehden zwischen den Städtebündnissen und Ritterbündnissen. In der Regel findet man aber, daß die Städte entschieden eintraten für die Rechte ihrer angestammten Fürsten. Auch Hermann war es nur mit Hülfe der Städte möglich, den widerspenstigen Adel zu bezwingen. c) Der offenbare Hohn mit welchem ihn der Landadel empfing, veranlaßte Hermann, im Einverständnis mit seinem Oheim Heinrich dem Eisernen, viele der Ritter zu entlassen, welche als Vertheidiger, in den landgräflichen Burgen und Schlössern saßen und deren Verköstigung ihm, den Städten und Gemeinden zur Last fiel. Außer diesen Rittern gab es noch eine ganze Menge von Adeligen, denen eine einheitliche und kräftige Landgrafschaft nicht behagte, die entweder selber nach Unabhängigkeit strebten, oder bei der Vertheilung einer großen Güterbeute zu gewinnen hofften. So bildete sich gegen Hermann und seine getreuen Städte der „Sternerbund", eine furchtbare Gesellschaft von mehr als 2000 Rittern, Freiherren und Grafen aus Hessen, Westfalen, Buchonin, Franken und der Wetterau, unter denen 850 Inhaber von Schlössern waren. Als Anstifter gilt Herzog Otto von Braunschweig; das Haupt des Bundes aber war Graf Gottfried von Zie-
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