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1. Theil 3 - S. 9

1861 - Hanover : Rümpler
9 einem ist Heil und Wohlfahrt des Geistes; denn nur so lange er am Weinstock bleibet, grünet und gedeihet der Nebe. Wie die einzelne Seele in der fest in ihr begründeten Hoff- nung auf ein künftiges Sein des Geistes eine Bürgschaft für ihre Fortdauer findet, so die Gesammtheit der Kirche in der auf einem festen, prophetischen Worte beruhenden Hoffnung auf ein Reich des Geistes, das künftig erscheinen soll. Ja, es harret mit uns die Creatur der Offenbarung eines Neuen, da die Gebunden- heit zur Freiheit, die Gebrechlichkeit zur Herrlichkeit heranwachsen wird. Die schöne Erde mit dem Schmuck ihrer Auen und den hehren Vesten ihrer Gebirge wird nicht für immer ein Feld des Un- friedens und des eitlen Geschreies der Empörer, ein Thal des Jammers und der Thränen bleiben. Es ist uns gesagt von einer noch künftigen Muhe' der Kinder im Hause des Vaters; im Wort verheißen: <Siehe es wird alles neu werden, und Erde und Meer wie der Himmel sollen voll werden seines Lobes. Dann werden die Geschlechter der Erde in Frieden beisammen wohnen, gleichwie in einer Stadt, deren Mauern Heil und deren Thore Lob heißen. Wie aus Abend und Morgen der einzelne Tag, so wird in der gesammten Zeit der Völker aus dem Weinen des Abends die Freude eines Morgens kommen, dem ein Licht leuchtet, das nicht mehr untergehet.' 5. 3 fl i) i r. Don Platcn. Werke. Stuttgart und Tübingen 1847. I, 135. — Gedichte 1831. — Werke 1839 rc. Naublustig und schreckenverbreitend und arm Geleitet Abdallah den Araberschwarm Gen Afrika zu, Vor Tripoli stehn die Beherzten im Nu» Doch ehe ste stürmen um Mauer und Thor, Erscheint mit dem Heere der hohe Gregor, Statthalter im Glanz Erfochtener Siege, geschickt von Byzanz. Und während er drängt die fanatische Schar, Ritt ihm an der Seite mit goldenem Haar, Den Speer in der Hand, Die liebliche Tochter im Panzergewand. Sie hatte gewählt sich ein männliches Theil, Sie schwenkte die Lanze, ste schoß mit dem Pfeil, Im Schlachtengetön Wie Pallas, und doch wie Cythere so schön. Der Vater erhub sich, und blickend umher, Befeuerte mächtig die Seinigen er: 'Nicht länger gespielt, Ihr Männer, und stets nach Abdallah gezielt!

2. Theil 3 - S. 11

1861 - Hanover : Rümpler
11 6. Die Eroberung von Constantinopei im Jahre 1453. Sßon. Roltcck. Herling: Lehrbuch der Stilistik. Hannover 1837. Ii, 81. Lins dem ehrwürdigen, doch morschen Throne Constantü/s des Großen saß, nach langer Folge und blutigem Wechsel der Ge- schlechter, Constantin Xi. Aus daß dieser Thron, den so viele un- bedeutende, elende, abscheuliche Imperatoren entehrt hatten, doch noch mit Ruhm falle, dazu schien das Schicksal den männlichen Constantin ausbehalten zu haben. Daß der dürre Stamm, der in den Stürmen der Jahrhunderte bereits seine Krone und seine stolzen Äste verloren hatte, nicht mehr zu verjüngen sei, das fühlte er wohl; aber ihm lag ob, so lange, als möglich, das tödtende Beil vom Stamme selbst abzuhalten. 'Unsere Zeiten/ so hatte des Kaisers Vater, der weise Manuel, oft geklagt, 'vertragen die Größe und den Rilhm der Helden nicht; uns ist nur die Sorgfalt des bekümmerten Hansvaters übrig, der die letzten Trümmer seines ehemaligen Glücks ängstlich hütet/ — Getreu dieser Lehre, so viele Selbstverleugnung sie auch dem hochherzigen Constantin kostete, hatte er von Anbeginn seines Reiches dessen letzte Provinz an seine berrschsüchtigen Brüder überlassen und sah sich auf den nächsten Bezirk um Conftantinopel eingeschränkt, damit nicht im Bürgerkriege des Volkes Blut verspritzt würde. Er hatte durch eine feierliche Gesandtschaft bei Amurath, dem stolzen Sultan, um Anerkennung geworben. Aber was ist ein Staat, in dem der Keim bürgerlicher Zwietracht liegt? was ein Monarch, der von der Anerkennung eines Mächtigern abhängt? Constantin verbarg sich seine Lage nicht, und wie der erfahrne Schiffer einen Sturm voraussieht, der seinem zerbrechlichen Fahrzeuge droht, so stand am Tage der Thronbesteigung vor des Kaisers Seele der Untergang seines Reichs. Daher blieb er still und düster, als das Volk von Constantinvpel ihn jubelnd empfieng; und als sein treuer Phranza von der Sendung nach Georgien zurückkehrte, um dessen schöne Fürstin er für Constantin geworben hatte, rührten den Kaiser zwar die vielstimmigen Glückwünsche seiner Bürger, aber er warf sich im ersten zwanglosen Augenblicke an des Freundes Brust, um seinen Kummer darin niederzulegen. 'Ich habe/ sprach er, 'als ich dich nach Georgien sandte, dem Verlangen des Volkes nachgegeben, das einen Thronerben wünscht; aber andere Sorgen, als die Bereitung hochzeitlicher Feste, heischt das Schicksal von uns. Mir ahnet, diese Mauern werden früher des Krieges Donner, als den bräut- lichen Gesang vernehmen. Das Volk frohlockt in seinem Leichtsinn darüber, daß Amurath, der Furchtbare, todt ist: wohl war er furchtbar, doch gerecht und der Waffenthaten müde; aber der junge Löwe, der nun aus seinem Throne sitzt, wird er träge auf

3. Theil 3 - S. 13

1861 - Hanover : Rümpler
13 tische Willkür; aber die glänzendste, nach seiner Schätzung die rühmlichste, jedoch nach dem Ausspruche der Gerechtigkeit die ver- abscheuungswürdigste, war der Umsturz des griechischeil Reichs. Unter den Gesandten, die fern von Morgen um den Thron Mohamed's glückwünschend sich drängten, waren jene von Con- stantin die beflissensten gewesen. Zu allen sprach der Sultan das Wort des Friedens und der Freundschaft; aber nur ans seinen Lippen war das Wort, im Herzen brütete der Krieg. Der stolzeste aller Menschen erniedrigte sich aus Herrschsucht zur verächtlichsten aller Tücke. Daher, als er auf einem schnellen Kriegszuge einige auf- rührerische Provinzen beruhigt hatte, entriß er, schnell die Larve abnehmend, den sorglos schlummernden Griechen die schönsten Ländereien, deren Besitz er ihnen kurz vorher auf das feierlichste versichert hatte, und es ergieng der Befehl zur Erbauung eines festen, drohenden Schlosses an der Meerenge im Angesichte von Constantinopel. Damals schon beschloß Constantin mit echt rö- mischem männlichen Sinne, das Schwert zu ziehen, weil er es lieber früher, aber mit Ruhm und Erfolg, als später, aber hoff- nungslos ergreifen wollte; aber die Zaghaftigkeit der Menge und der unpatrivtische Geist der Großen zwangen ihn, sein Heil in Unter- handlungen zu suchen, in denen so wenig, als im Kriege, das schwache Recht gegen die starke Raubgier etwas vermag. Mohamed wollte Krieg, und so blieb auch dem Kaiser, wenn er nicht etwa schändlich vom Throne herabsteigen und als frei- williger Sclave die Gnade eines übermüthigen Herrn verehren wollte, nichts anderes übrig. Er bewilligte jenen Bau, und die Türken zerstörten ringsum Paläste und Tempel, um Mauersteine zu erhalten; sie tödteten einige kühne Vertheidiger der Altäre und mordeten grausam die Mannschaft eines Schiffes, das sich ge- weigert hatte, dem Schloßhauptmann einen widerrechtlich geforderten Zoll zu entrichten. Constantin trauerte und schwieg; aber da ließ ein übermüthiger Bassa seine und seines Gefolges Pferde im reifen Korn um Constantinopel weiden. Zürnend ob dem Raub und empört durch den Hohn, erschlugen die Landleute einige Frevler, und Mohamed, als wäre er selbst der Beleidigte, sandte seine mord- lustigen Scharen, die das unglückliche Dorf in Asche legten und weit umher die schuldlosen Schnitter würgten. Jetzt wurden die Thore Constantinopel's geschlossen, die Straßen füllten sich mit bestürzten Volkshaufen, und der Feigste sah ein, daß nur die Ent- scheidung des Schwertes übrig sei. — Es giebt auf der ganzen Welt keinen größern und erhabneren Anblick, als ein Volk, das beim Hereinbrechen der äußersten Gefahr sich ermannt und zur Rettung des Kostbarsten und Heiligsten, zur Vertheidigung seines Daseins und seiner Ehre, mit der Entschlossenheit der Verzweiflung die Waffen ergreift. Hier hört aller Unterschied des Geschlechts, des Alters und des Standes auf. Hnnderttausende sind wie von

4. Theil 3 - S. 15

1861 - Hanover : Rümpler
15 unbezwinglich war den einfachen Maschinen der früheren Belage- rung, das mußte den neu ersonnenen Werkzeugen der Zerstörung unterliegen. Gegen die vereinte und immer sich erneuende Macht des so- genannten türkischen Reichs, gegen die wüthenden, unablässigen Angriffe eines unabsehbaren Heeres und einer mächtigen Flotte sah sich Constantin, ohne Hoffnung eines Beistandes, aus die Hülfs- quellen seines eigenen Geistes beschränkt und auf den Arm von nicht zehntausend Streitern. Die Mächte Europas waren gleich- gültig bei seiner Noth geblieben. Furcht hielt die eine, die andere Verblendung, gehässige Leidenschaft oder kurzsichtiger Eigennutz von der dringenden Hülfe ab. Zwar noch stand es bei dem Kaiser, durch Unterwerfung sein Leben und vielleicht durch die Gnade des Siegers selbst Wohlleben zu erkaufen; aber er, der erste unter den Römern an Rang und Geist, achtete es seiner uiib des römischen Namens würdiger, der Nachwelt ein großes Beispiel von Helden- sinn zu hinterlassen. <Weil aber weder das Vorhalten deiner frü- heren Eide, noch meine äußerste Nachgiebigkeit dich entwaffnen kann,' antwortete der christliche Fürst auf des Sultans übermüthige Aufforderung, ffo beharre in deinem verbrecherischen Beginnen. Wenn der Herr die Stadt in deine Hände liefert, so werde ich in seinen heiligen Willen ohne Murren mich fügen; aber so lange Gott nicht zwischen uns entschieden hat, ist es meine Pflicht, zu streiten für Reich unfc Ehre.' — Schon zweiundsunfzig schreckliche Tage waren über die Bürger von Constantinopel hingegangen.' In den Donner des Geschützes mischte sich das Jammern der Angst und des Schreckens; durch die Stille der Nacht tönte das Ächzen der Verwundeten, das Wehklagen der Verwaisten. Was hals es den tapfern Streitern, daß ihr Schwert der Türken Scharen fraß? Die Lücken füllten sich bald aufs neue, und der glänzendste Er- folg ward zu theuer durch ihr kostbares Herzblut erkauft. So schwand allmählich die Hoffnung, und Mohamed, da er die Türme durch sein Geschütz zertrümmert, die Mauern zerbrochen sah, erließ den Befehl zum allgemeinen Sturme. In der Nacht sollten die Zubereitungen geschehen. Die Christen sahen weithin an beiden Gestaden unzählige Wachtfeuer lodern und das Meer von vielen Leuchten heranrudernder Schiffe glänzen, ein großes, prachtvolles, aber schreckliches, Unglück weissagendes Schauspiel. Dazu der dumpfe Ton der sich bewegenden und drängenden Heerscharen, das tausendfache Klirren der Waffen, und bald, mit dem ersten Morgen- strahl, der laute Donner des Geschützes, das Geprassel hundertfältiger Zerstörnngswerkzeuge und das hunderttausendstimmige Schlachtge- wühl blutdürstiger Krieger. — Nicht unvorbereitet waren die Grie- chen: der wachsame Constantin hatte des Feindes Bewegung er- späht. Er rief in der Mitternachtsstunde seine Verwandten, seine Freunde und die Edelsten, der Nation auf die Burg, um seine

5. Theil 3 - S. 16

1861 - Hanover : Rümpler
16 eigene Todesverachtung durch Feuerworte in ihre Seele zu hauchen. Er beschwor sie bei Nom's heiligem Namen und bei den Erinne- rungen, die ihn umschwebten; er mahnte sie, das Urtheil der Welt und Nachwelt zu scheuen, zeigte ihnen, daß dieses die Stunde sei, die über ihr und der Ihrigen Leben, Freiheit und Glück, über des Reiches Fortdauer oder Zerstörung unwiderruflich entscheiden müsse, und was Religion, Pflicht und Ehre von ihnen als Christen, Brüdern und Männern heische. Sie umarmten sich, weinten, schwuren, zu sterben fürs Vaterland, und jeder gierig an seinen Posten mit dem Entschlüsse, des römischen Namens würdig zu bleiben; aber der Kaiser, in dessen Gemüth die Hoffnung erloschen war, die er bei seinen Freunden zu entzünden gesucht hatte, begab sich in den Sophientempel, um das heilige Abendmahl zu empfangen, und von da flog er auf den äußersten Wall, um unter seinen Bürgern bis zum letzten Augenblick die Pflichten des Feldherrn und des gemeinen Kriegers zu erfüllen und dann zu sterben. Schon hatte der ungleiche Kampf begonnen, schon war der Tod umhergegangen unter tausend Gestalten. Land und Meer rötheten sich vom Blut. Doch was kümmerte dies den Sultan? Er hatte Streiter genug, um mit ihren Leichen die tiefen Gräben Constantinopel's auszufüllen und dann erst über sie hin den Weg zum Siege zu betreten. Noch waren, nach zweistündigem Gemetzel, die Griechen von keinem Punkte gewichen; aber ihr Arm fieng an, vom Schlachten müde zu werden, und jetzt führte Mohamed den Kern seiner Truppen, die schrecklichen Janitscharen, frisch in den Sturm. In diesem verhängnisvollen Augenblicke wurde der tapfere und kriegskundige Justiani, Befehlshaber der kleinen abendländischen Hülfsschar und vom Kaiser zum Oberanführer des ganzen Heeres erhoben, von einem Pfeile verwundet. Gewohnt, dem Tode zu trotzen, konnte er doch dem Schmerz seiner Wunde nicht widerstehen; er floh gegen die Stadt, um sich verbinden zu lassen. Da rief der Kaiser, dessen Blicke überall waren, ihm zu: 'Freund, deine Wunde ist leicht, die Gefahr dringend. Du bist hier nothwendig, uni> wohin willst du fliehen?' — 'Hierdurch will ich mich retten, wo Gott selbst den siegreichen Türken den Weg gebahnt hat!' sprach der von Schmerz überwältigte Mann und drängte sich durch einen Riß der Mauer in die Stadt. Viele „seiner Landsleute folgten ihm, und Constantinopel war verloren. Übermannt, zurückgedrängt von den Außenwerken, flohen die Griechen gegen die innere Mauer. Schon vernahmen die zitternden Bürger das siegreiche Allah, und ach, schon war Constantinopel nicht mehr. Nur, wo der Kaiser stand, war noch ein Kampf gewesen. Die Edelsten und Besten seines Reichs drängten sich um ihn. Er bat sie, ihn zu tobten, daß er nicht lebend in der Ungläubigen Hände falle, und warf den Purpur weg, um unerkannt unter seinen Mitstreitern zu fallen. Alle starben hier den männlichen Tod; aber kein Feind

6. Theil 3 - S. 17

1861 - Hanover : Rümpler
17 rühmte sich, den Kaiser getödtet zu haben: sein Körper lag unter seinen erschlagenen Gefährten, und ringsum türmte sich ein Hügel von feindlichen Leichen. Soll ich die Schreckniffe schildern, die jetzt folgten? das Angstgeschrei der Fliehenden, die Streiche der erbarmungslosen Wuth, die Blässe des Entsetzens, den tausend- stimmigen Jammer der Verzweiflung? Die Häuser standen verlassen; wehrlos zitternd, wie verscheuchte Schafe, drängten sich die un- glücklichen Bewohner in den Straßen und Plätzen, oder füllten die Tempel, um an den heiligen Altären eine Freistätte zu suchen; umsonst! alles schwamm in Blut, und was dem Mordschwerte entgieng, wurde der Naubsucht Opfer. Sich selbst nur die Ge- bäude vorbehaltend, hatte Mohamed die Schätze Constantinopel's sammt ihren Eigenthümern seinen stürmenden Soldaten geschenkt, und sie eilten, dieses frevlerische Geschenk zu gebrauchen. Alle Kost- barkeiten der Stadt, die Meisterwerke griechischer Kunst und Pracht wanderten, viele zertrümmert, nach dem türkischen Lager, und bald kehrten die Räuber zurück, sich der Geplünderten selbst neben ihrer Habe zu versichern. Ohne Rücksicht des Standes und des Alters, ohne Schonung der heiligsten Baude der Natur und des Herzens, so wie der Zufall, das Recht der erstell Ergreifung, oder das Machtwort eines Stärkern sie austheilte, sahen die unglücklichen Griechen sich voll gefühllosen Tyrannen in die Sklaverei geschleppt. Man band sie zusammen wie verächtliche Thiere. Das edle Mäd- chen mit dem Manne des Pöbels, der Patrizier mit dem niedrigsten Knechte, die Nonne mit dem Galeerensclaven zusammengekoppelt, fühlten der nämlichen Geisel Hiebe. Der Geliebte wurde getrennt von der weinenden Braut, der Freund vom Freunde; des alten Vaters Armen entwand man den Sohn, und die Mutter, die ängstlich nach der geliebten Tochter blickte, sah sie, von sich weg- gerissen, in einen fernen unbekannten Kerker ziehen. Vielen gab die Verwirrung Hoffnung zur Flucht. Ganze Scharen knieten aus dem Strande und beschworen die wegrlldernden Schisser, sie in ihre Barken aufzunehmen. Unerbittlich blieben die einen; andere, die ihre Fahrzeuge mit Flüchtlingen überluden, versanken auf hohem Meere. Manche flohen gegen die Gebirge; aber wen der nach- folgende Feind ereilte, der blutete unter seinen Streichen. Die Glücklichsten irrten viele Tage in Wildnissen umher. Senatoren, Reiche aller Klassen, dem Schoße der Bequemlichkeit, der Fülle des Lebensgenusses entrissen, lernten zum erstenmal des Hungers ver- zehrende Qualen kennen und trugen, stöhnend unter der Bürde weniger geretteter Habseligkeiten, die wunden Füße durch Dickicht und Dornen. Noch füllte Mord, Raub und jede Gewaltthat die unglückliche Stadt. Da betrat Mohamed im Triumphgepränge die bluttriefenden Straßen, und ein Herold verkündigte Gnade dem elenden Überreste des Griechenvolks. Mit einer eisernen Keule bewaffnet, ritt er Colshorn u. Goedeke's Lrsebuch Iii. 2

7. Theil 3 - S. 21

1861 - Hanover : Rümpler
21 Falkenberg, der Commandant, aufgeschreckt durch das Knallen des Musketenfeuers, eilte von dem Rathhanse, wo er eben be- schäftigt war, den zweiten Trompeter des Lilly abzufertigen, mit einer zusammengerafften Mannschaft nach dem neustädtischen Thor, das der Feind schon überwältigt hatte. Hier zurückgeschlagen, flog dieser tapfere General nach einer andern Seite, wo eine zweite feindliche Partei schon im Begriff war, die Werke zu ersteigen. Umsonst ist sein Widerstand; schon zu Anfang des Gefechts strecken die feindlichen Kugeln ihn zu Boden. Das heftige Muöketenfeuer, das Lärmen der Sturmglocken, das überhandnehmende Getöse machen endlich den erwachenden Bürgern die drohende Gefahr be- kannt. Eilfertig werfen sie sich in ihre Kleider, greisen zum Ge- wehr, stürzen in blinder Betäubung dem Feind entgegen. Noch war Hoffnung übrig, ihn zurückzutreiben; aber der Commandant getödtet, kein Plan im Angriff, keine Reiterei, in seine verwirrten Glieder einzubrechen, endlich kein Pulver mehr, das Feuer fortzu- setzen. Zwei andere Thore, bis jetzt noch unangegriffen, werden von Vertheidigern entblößt, um der dringenden Noth in der Stadt zu begegnen. Schnell benutzt der Feiud die dadurch entstandene Verwirrung, um auch diese Posten anzugreifen. Der Widerstand ist lebhaft und hartnäckig, bis endlich vier kaiserliche Regimenter, des Walles Meister, den Magdeburgern in den Rücken fallen und so ihre Niederlage vollenden. Ein tapferer Kapitän, Namens Schmidt, der in dieser allgemeinen Verwirrung die Entschlossensten noch einmal gegen den Feind führt und glücklich genug rst, ihn bis an das Thor zurückzutreiben, fällt tödtlich verwundet, Magde- burgs letzte Hoffnung mit ihm. Alle Werke sind noch vor Mittag erobert, die Stadt in Feindes Händen. Zwei Thore werden jetzt von den Stürmenden der Haupt- armee geöffnet, und Tilly läßt einen Theil seines Fußvolks ein- marschieren. Es besetzt sogleich die Hauptstraßen, linb das auf- gepflanzte Geschütz scheucht alle Bürger in ihre Wohnungen, dort ihr Schicksal zu erwarten. Nicht lange läßt mau sie im Zweifel; zwei Worte des Grafen Tilly bestimmen Magdeburgs.geschick. Ein nur etwas menschlicher Feldherr würde solchen Truppen ver- geblich Schonung anbefohlen haben; Tilly gab sich auch nicht die Mühe, es zu versuchen. Durch das Stillschweigen feine© Generals zum Herrn über das Leben aller Bürger gemacht, stürzte der Soldat in das Innere der Häuser, um ungebunden alle Begierden einer viehischen Seele zu kühlen. Vor manchem deutschen Ohre fand die flehende Unschuld Erbarmen, keines vor dem tauben Grimme der Wallonen aus Pappenheim's Heer. Kaum hatte dieses Blutbad seinen Anfang genommen, als alle übrigen Thore aufgiengen, die ganze Reiterei und der Croaten fürchterliche Banden gegen die unglückliche Stadt losgelassen wurden. Die Würgescene fieng jetzt an, für welche die Geschichte keine

8. Theil 3 - S. 23

1861 - Hanover : Rümpler
23 dm Leichen hervorkrochen, hernmirrende Kinder, die mit herzzer- schneidendem Geschrei ihre Eltern suchten, Säuglinge, die nn den tobten Brüsten ihrer Mütter saugten! Mehr alö sechstausend Leichen mußte man in die Elbe werfen, um die Gassen 511 räumen 5 eine ungleich größere Menge von Lebenden und Leichen hatte das Feuer verzehrt; die ganze Zahl der Getödteten wird auf dreißig- tausend angegeben. - Der Einzug des Generals, welcher am vierzehnten erfolgte, machte der Plünderung ein Ende, und was bis dahin gerettet war, blieb leben. Gegen tausend Menschen wurden aus der Dom- kirche gezogen, wo sie drei Tage und zwei Nächte in beständiger Todesfurcht und ohne Nahrung zugebracht hatten. Tilly ließ ihnen Pardon ankündigen und Brot unter sie vertheilen. Den Tag daraus ward in dieser Domkirche feierliche Messe gehalten und unter Abfeuerung der Kanonen das Tedeum angestimmt. Der kaiserliche General durchritt die Straßen, um als Augenzeuge seinem Herrn berichten zu können, daß seit Troja's nnb Jerusalems Zerstörung kein solcher Sieg gesehen worden sei. Und in diesem Vorgeben war nichts Übertriebenes, wenn man die Größe, den Wohlstand und die Wichtigkeit der Stadt, welche untergieng, mit der Wnth ihrer Zerstörer zusammendenkt. 9. Ulrich Zwingli in der Aappeler Schlacht. Aus Fröhlich's Ulrich Zwingli. Zürich 1840- — Vergl. Gesammelte Schriften. Frauenseld 1853. Bd. Iii. Noch liegt im Schlafe Zwingli, und noch ift's Morgen nicht, Da pocht es an die Thüre; ihm sendet schon Bericht Abt Joner her von Kappel, und so beginnt das Blatt: 'Der Feind ist aufgebrochen; eilt, eilt uns zu, was Waffen hat.' Da nimmt der fromme Zwingli die Rüstung von der Wand, Mit der er schon im Blute vor Marignano stand: Sturmhaube, Schwert und Panzer, noch glänzend stets bewahrt Als Spiegel jener Thaten und nach der Väter Landesart. So groß das Schwert und mächtig, es ist ihm nicht zu lang, Es steht ihm wohl und hindert nicht seinen großen Gang; Der Panzer, wie gewölbt auch, er ist ihm nicht zu weit, Er deckt ihm rechtermaßen die Heldenbrust so stark als breit. So zieret eins das andre des Mannes Helm und Haupt Und scheinet, wenn auch schmucklos, dennoch von Sieg umlaubt. So tritt er jetzt noch einmal zu seinem Pult heran Und sieht in einer Summe, was hier er Tag und Nacht gethan — Und denkt: 'Nehm' ich die Bibel mit mir, den höchsten Hort? Doch nein, sie ist geschrieben ins Herz mir Wort für Wort. Und nah' schon ist der Meister, der, wo mir Licht gebricht, Mich selbst wird unterrichten von Angesicht zu Angesicht.'

9. Theil 3 - S. 26

1861 - Hanover : Rümpler
26 Sohn durch guteheirath zu versorgen. Und als es endlich Freunden gelang, den empörten Vater zur Versöhnung zu bringen, als er dem flehenden Sohne wieder gegenübertrat und dieser gestand, daß eine furchtbare Erscheinung ihn zum stillen Gelübde des Klosters getrieben habe, warf ihm der Vater die bekümmerten Worte ent- gegen: 'Gott gebe, daß es nicht ein Betrug und teuflisch Gespenst war.' Und noch mehr erschütterte er das Herz des Mönches durch die zürnende Frage: 'Du glaubtest einem Gebot Gottes zu gehorchen, als du in das Kloster giengst; hast du nicht auch gehört, daß man den Eltern gehorsam sein soll?' Tief stach dies Wort in den Sohn. Und als er viele Jahre barslitf auf der Wartburg saß, aus der Kirche gestoßen, vom Kaiser geächtet, da schrieb er an seinen Vater die rühreuden Worte: 'Willst du mich noch aus der Möncherei reißen; bu bist noch mein Vater, ich noch dein Sohn; auf deiner Seite steht göttliches Gebot und Gewalt, auf meiner Seite steht menschlicher Frevel. Und steh, damit bu dich vor Gott nicht rühmst, ist er dir zuvorgekommen: er selbst hat mich heraus- genommen.' Von da ab war dem Alten, als wäre ihm sein Sohn wieder geschenkt. Und als der Vater hoch an Jahren, zuletzt Raths- herr von Mansfeld, in den letzten Zügen lag, und der Geistliche sich über ihn neigte und den Scheidenden frug, ob er auch sterben wolle im gereinigten Glauben an Christum und das heilige Evan- gelium, da raffte der alte Hans sich noch einmal kräftig zusammen itiib sprach kurzab: 'Ein Schelm, der nicht dran glaubt.' Wenn Luther später dies erzählte, setzte er bewundernd hinzu: 'Ja, das war ein Mann aus der alten Zeit? Der Sohn aber erhielt die Nachricht vom Tode des Vaters auf der Veste Kobnrg. Als er den Brief gelesen, dem seine Frau das Bild seiner jüngsten Tochter Magdalena beigelegt hatte, sagte er seinen Gefährten nur die Worte: 'Wohlan, mein Vater ist auch todt,' stand auf, ergriff seinen Psalter, gieng in seine Kammer, weinte und betete und kam mit gefaßter Seele wieder hervor. Und an demselben Tage schrieb er in tiefer Rührung an Melanchthon von der herzlichen Liebe des Vaters und von dem innigen Verkehr mit ihm. 'Nie habe ich den Tod so sehr verachtet als heut; so oft sterben wir, bevor wir ein- mal sterben. Jetzt bin ich Senior in meinem Geschlecht, und ich habe das Recht, ihm nachznfolgen.' Von solchem Vater bekam der Sohn für das Leben mit, was Grundzug seines Wesens geblieben ist: die Wahrhaftigkeit, den beharrlichen Willen, treuherziges Verständnis und umsichtige Be- handlung der Menschen und Geschäfte. 2. Luther im Kampfe mit Welt und Satan. S. 136. Das war doch für Luther eine furchtbare Periode; dicht neben Erhebung und Sieg lagen ihm tödtliche Angst, quälender Zweifel,

10. Theil 3 - S. 28

1861 - Hanover : Rümpler
28 sah. Nie war er gewaltiger gewesen, der furchtbare Mann, der seine Überzeugung im hitzigsten innern Streit dem Zweifel und Teufel abgerungen hatte. Ganz anders erscheint seine Persönlichkeit im Streit mit ir- dischen Feinden. Hier bewährt er fast immer sichere Überlegenheit, am meisten in seinen literarischen Fehden. Riesengroß war seine schriftstellerische Thätigkeit, welche er von 1517 entwickelte. Bis zu diesem Jahr hatte er wenig drucken lassen; von da wurde er auf einmal nicht nur der fruchtbarste, auch der größte populäre Schriftsteller der Deutschen. Die Energie seines Stils,, die Kraft seiner Beweisführung, Feuer und Leiden- schaft seiner Überzeugung wirkten hinreißend. So hatte noch keiner zum Volke gesprochen. Jeder Stimmung, allen Tonarten fügte sich seine Sprache: bald knapp und gedrungen und scharf wie Stahl, bald in reichlicher Breite ein mächtiger Strom drangen die Worte ins Volk; ein bildlicher Ausdruck, ein schlagender Vergleich machte das Schwerste verständlich. Es war eine wundervolle schöpferische Kraft. Mit souveräner Leichtigkeit gebrauchte er die Sprache, sobald er die Feder ergriff, arbeitete sein Geist mit höchster Freiheit; man sieht seinen Sätzen die heitere Wärme an, die ihn erfüllte, der volle Zauber eines herzlichen Schaffens ist über sie ausgegossen. Und solche Gewalt ist nicht am wenigsten sichtbar in den Angriffen, die er einzelnen Gegnern gönnt. Und engver- bunden ist sie mit einer Unart, die schon seinen bewundernden Zeit- genossen Bedenken verursachte. Er liebte es auch mit seinen Geg- nern zu spielen; seine Phantasie umkleidet ihm die Gestalt des Feindes mit einer grotesken Maske, und dies Phantasiebild neckt, höhnt und stößt er mit Redewendungen, die nicht gemäßigt und nicht immer anständig klingen. Aber grade in seinem Schmähen wirkt die gute Laune in der Regel versöhnend, freilich nicht auf die Be- troffenen. Fast nie ist kleine Gehässigkeit sichtbar, nicht selten die unverwüstliche Gutherzigkeit. Zuweilen geräth er freilick in einen wahren Künstlereifer; dann vergißt er die Würde des Reformators und zwickt wie ein deutsches Bauernkind, ja wie ein boshafter Kobold. Wie hat er alle seine Gegner gezaust! Bald durch Keu- lenschläge, die ein zorniger Riese führt, bald mit der Peitsche eines Narren. Gern verzog er ihre Namen ins Lächerliche, so lebten sie im Wittenberger Kreise als Thiere, als Thoren. Eck wurde vr. Geck, Murner erhielt Katerkopf und Krallen, Emser, der sein Wappen, das Haupt einer gehörnten Ziege, jeder Streitsckrift Vor- drucken ließ, wurde als Bock mishandelt, dem abtrünnigen Hu- manisten Cockläus wurde sein lateinischer Name zurückübersetzt, und Luther begrüßte ihn als Schnecke mit undurchdringlichem Harnisch. Sah ihn später solcher Erguß übermüthigen Eifers aus der Druck- schrift an, und klagten die Freunde: dann ärgerte er sich wohl selbst über seine Rauheit, er schalt sich und bereute aufrichtig, aber
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