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1. Bd. 2 - S. 8

1844 - Leipzig : Kollmann
notiert ungeheure Größe den Mangel an Geschwindigkeit im Ab- feuern derselben ersetzen mußte. *) Dennoch schien die Ungeschick- lichkeit der Türken im Gebrauche derselben die Belagerung in die Lange zu ziehen. Allmälig aber wußten sie ihrem anhaltenden Feuer eine so gute Richtung zu geben, daß die Wirkung nicht ausblieb; ein Theil der Mauer stürzte ein, und gleich wurden Anstalten getroffen, durch die Oeffnung vorzudringen, um den Uebergang auch über den zweiten Graben sich zu bahnen. Ein hoher hölzerner Thurm voller Faschinen sollte zugleich für die Ausfüllung des Grabens, wie zum Rückhalte bei den Angrif- fen auf die Mauer dienen. Mit einem außerordentlichen Auf- wande von Kräften ward derselbe, auf Rollen gestellt, der Oeffnung nahe gebracht, und das Zeichen zum Angriff gege- den. Der fanatische Eifer der Stürmenden schien dem llnternehmen in der That einen glücklichen Ausgang zu versprechen. Die un- geheure Menge der Faschinen, welche oft mit den Menschen zugleich in den Graben gestürzt wurden, füllten einen Theil des- selben aus, und ein Thurm in der feindlichen Mauer litt so be- trächtlich, daß nur die einbrechende Nacht die Türken zwang, einen Angriff zu endigen, den sie am folgenden Tage gewiß zu vollenden hofften. Die Thätigkeit des Kaisers indeß, verbunden mit der Geschicklichkeit des tapfern Juftiniani und dem Eifer seiner Soldaten, vereitelten diesen Plan. Der hölzerne Thurm ward in der Dunkelheit der Nacht in Flammen gesetzt, der Gra- den wieder ausgeleert, und der beschädigte Thurm in der Mauer nach Möglichkeit hergestellt. — So wurde dieser erste Angriff glücklich zurückgeschlagen, und indem Mohamed — bittern Ingrimms — das Vergebliche seiner Anstrengungen und Opfer überdachte, ging den Christen unvermuthet ein neuer Strahl der Hoffnung auf. Auf des Kaisers Betrieb waren auf den Inseln des Archi- pelagus mehrere Schiffe mit Lebensmitteln, Kriegsbedürfniffen und Truppen ausgerüstet worden. Nicht lange nach jenem ver- *) Die oben erwähnte Kanone des Mohamed unter andern konnte nur siebenmal des Tages abgcseucrt werden. Sie sprang dennoch zu- letzt und beschädigte eine Menge Menschen, die ihr nahe waren. Der Stückgteßer derselben war, nach v, Hammer, Orb an, ein Dazier (Siebenbürge).

2. Bd. 2 - S. 12

1844 - Leipzig : Kollmann
'V — 12 — er, eben so fromm, wie tapfer, in der Sophienkirche das heilige Abendmahl empfing, zum Ehrentode, und nahm dann sammt denen, welche ein gleiches Gefühl beseelte, rührenden Abschied von Allem, was ihn an diese Welt noch fesseln konnte; seine letzten Worte waren die Leichenrede des griechischen Reichs. — Das Leben und jeden Fußbreit Erde dem Feinde theucr zu ver- kaufen, gebot Hcldensinn, wie Verzweifiung.— Mohamed wollte, der volle Tag solle Zeuge seines Ruh- mes scyn. Seine Truppen mußten daher die Nacht im Lager zubringcn, wenngleich ihr Feldgcschrci den Belagerten die Schrecken des kommenden Tages schon im voraus verkündigte. „Gott ist Gott, und Muhamed ist sein Prophet!" so ertönte es von allen Seiten, wahrend der Schein der türkischen Nachtfeuer den Horizont in Flammen zu setzen schien. Kaum graucte der Tag, so änderte sich das Schauspiel. Ein fürchterliches Feuer von allen Batterien cröffnetc die Scene, und in Pulvcrdampf gehüllt, naheten sich Schiffe und Truppen den Mauern. Die leichten Fahrzeuge der Türken, versehen mit Leitern und allen übrigen zum Sturme nöthigcn Gcräthschaften, drangen in dem obern Theile des Hafens bis unmittelbar an die Stadt. Der Angriff wurde hier vornämlich gegen deren westliche Spitze gerichtet, wo er von den nahe stehenden Landtruppen zuerst unterstützt werden konnte. An der Landscite waren die vorderen Mauern durch das anhaltende Kanoncnfeuer schon größtentheils niedcrgeschoffen und hatten durch ihre Trümmer zugleich manche Theile des Grabens ausgcfüllt. Die erste Arbeit des Belagerers war daher, dies Werk zu vollenden. Der Troß seiner Armee mußte voran, thcils die Vertheidigcr zu ermüden, theils um dem Kerne der Truppen, der Nachfolgen sollte, mit ihren Faschinen und Körpern den Weg zu bahnen. Die Christen hielten diesen ersten Angriff standhaft aus. Keines ihrer Geschosse fiog vergebens; bei den dicken Haufen der vordringcnden Feinde war es fast unmöglich zu fehlen. Aber die Leichen der Getödteten selber wurden ihnen nachtheilig, weil sie den Nachfolgenden den Weg durch den Graben bahnten, in wel- 'chen sie hinab gestürzt wurden. Die Menge der Feinde übertraf die Zahl ihrer Pfeile und Kugeln. M oh amcd ließ immer neue Schaaren vorrücken, bis er glaubte, nun möge der Weg für den Kern seiner Streiter hinreichend gebahnt scyn.

3. Bd. 2 - S. 13

1844 - Leipzig : Kollmann
13 Jetzt war der entscheidende Zeitpunkt gekommen, wo es Sieg galt oder Tod. Das Corps der Janitscharen, bisher ruhig, um mit frischen Kräften fechten zu können, brach auf. Mohamed selbst, zu Pferde, an der Spitze eines andern Corps von 10,000 Mann, unterstützte und ermunterte sie. Der Donner der Batterien ward von allen Seiten verdoppelt, und während ihre Dampfwolken die ganze blutige Scene verhüllten, drang dieser furchtbare Haufen, einem unaufhaltbaren Sturmwinde gleich, vorwärts. — Die Leichen der Erschlagenen, wie die Ruinen der Gemäuer bahnen ihnen den Weg durch den Graben. Sie gelangen zur inneren Mauer, welche zu erklimmen jeder, um des ausgefetzten Preises willen, der erste seyn will. Da ersteigt ein riesiger Türke, H a ssa n mit Namen, einen nur schwach vertheidigten Thurm, und obgleich er selbst durch das Gedränge wieder zurückgestoßen wird, so folgen ihm dennoch Haufen Anderer, denen sein Säbel Platz gemacht. Ihr Siegsgcschrei verdoppelt den Eifer der Stürmenden, und bald sind die Griechen auf der ganzen Linie von der Mauer zurückge- drängt. Zu gleicher Zeit erbricht, von der Flottille her, der Feind das Hafenthor, und nun wächst das Getümmel mit jedem Augenblicke. Noch aber, so lange der Kaiser und ihre Anführer an ihrer Spitze kämpfen, widerstehen die Christen. Constantin, stets inmitten der größten Gefahr, ermuntert und befeuert die Seinen. Jetzt aber wird der muthige Justiniani verwundet, und verläßt seinen Posten. Sein Beispiel wirkt verderblich: viele seiner Söldlinge folgen ihm; in wilder Verwirrung überläuft man einander. — Auf allen Seiten dringen jetzt die Türken, unter dem wilden Geschrei: „Constantinopel ist unser!" durch und über die Mauern vor. — Dennoch versucht der hochherzige Kai- ser einem Strome Einhalt zu thun, der allenthalben seinen Damm durchbricht. Da jedoch alle seine Anstrengungen vergebens sind, so will er mindestens einer der letzten Vertheidiger des ehrwürdigen Reiches seyn. Umgeben von seinen auserlesensten Kriegern, die reihenweise zu seinen Füßen fallen, kämpft er so lange, bis die Wagschale gänzlich sinkt. — Die letzte Stunde seines Reiches hatte geschlagen, und er war entschlossen, sie nicht zu überleben., — Der Gefahr der Gefangenschaft zu entgehen, wirft er den ihn auszeichncnden Purpur ab, mischt sich auf's neue in's Gefecht und fällt endlich, von den Leichen seiner Freunde umringt, zwischen der äußeren und inneren Mauer des von ihm so heldenmüthig

4. Bd. 2 - S. 14

1844 - Leipzig : Kollmann
f — 14 — vertheidigten St. Romanus-Thors.^) Begraben unter den Ruinen seiner Herrschaft, errichteten diese ihm zu gleicher Zeit sein Grab und sein glorreichstes Monument. Der Fall des Kaisers vollendete die Eroberung der Stadt. Das christliche Heer gerieth in Verwirrung und Flucht; Wider- stand und Ordnung hörten auf; die Türken drangen ohne Aufent- halt ein, während die griechischen Krieger sich in den Gassen zerstreuten. Da ihnen die Walle ihren Schutz versagt hatten, so suchten sie ihn bei den Altären. Tausende versammelten sich um eine Constantinische Säule, die der Aberglaube für ein geheiligtes Asyl hielt. Noch vcrtheidigte ein Mitglied des Kaiserhauses, Thcodorus, einen Thurm der Stadt; noch suchte der helden- müthige Logothete, Lukas Notaras, mit den Waffen in der Hand den Hafen zu gewinnen; allein jener fand den Tod, dieser Gefangenschaft auf seinem Wege. Die Schrecken und das Ge- tümmel verbreiteten sich bald auch in die entferntesten Gaffen. Das Volk rannte in die heilige Sophicnkirche, und binnen einer Stunde war dies weitläufige Gebäude vollgepfropft von Un- glücklichen , die hier die wundervolle Wirkung einer angeblichen Prophezeihung erwarteten. Uebcr die eroberte Stadt aber ergingen alle Schrecken bar- barischer Feindeswuth. Dürstend nach Blut und nach Beute, stürzten die Türken in die Strassen, in die Häuser, in die Kir- chen, sich hier alle Entweihungen erlaubend, welche die Trunken- heit des Siegs dem fanatischen Krieger cinzugcbcn vermag. Weder Geschlecht, noch Alter und Stand wurden geschont. Uebcrall ffoss das Blut, und die Eroberer thürmten Trophäen von Menschenköpfen auf. Die Raubgier indes; hemmte endlich das Blutvergießen — hatte doch Mohamed, zur Ermunterung seiner Strecker, ihnen die Einwohner verheißen. Sechszigtausend waffenfähige Männer empfingen die Ketten des Siegers und wur- den in ferne Sclaverei geschleppt. Der päpstliche Legat, Car- dinal Isidorus, auch unter der Zahl der Gefangenen, war, da er früher die Kennzeichen seiner Würde auf einem Leichname abgelegt und dessen Kleider angczogcn hatte, glücklich genug, zu *) *) Das zuerst erstürmte Thor, Xylokcrku, war, einer Prophezeihung we- gen, vermauert und nur erst Tags vorher zu einem Ausfälle auf den Hafcndamm geöffnet worden»

5. Bd. 2 - S. 20

1844 - Leipzig : Kollmann
20 Hoffarth dienlich" öffentlich auf dem Markte verbrannt wurde. Im Jahre 1453 kam Johann, begleitet von dreißig seiner Ordensbrüder nach Breslau, wo er bei St. Nicolai von der Geistlichkeit und dem Volke, bei der Petcrskirche, auf dem Dome von den Prälaten und den Domherren empfangen, in die Cathe- drale geführt und, unter Läutung aller Glocken, mit einem einer feierlichen Anrede folgenden Tedeum begrüßt wurde. Hierauf predigte er in der Elisabcthenkirche, sowie noch außerdem, täg- lich dem hinzustrdmenden Volke aus dem Fenster seiner Woh- nung; jedoch nur lateinisch, welches ein Bruder Dolmetscher deutsch wiederholte; wobei noch der Umstand vorzüglich bcmcr- kcnswcrth, daß die Masse bei dieser Wiederholung sich jedesmal zerstreute — hinlänglicher Beweis, wie den rohen Haufen nicht Drang nach Belehrung, sondern einzig die Begier getrieben habe, die aus dem Munde des begeisterten Schwärmers hervorquel- lenden Töne z» vernehmen. An einem Sonntage ließ er auch hier aus der ganzen Stadt die Karten- und Brettspiele, ja, selbst die Spiegel, Larven, nebst verschiedenem weiblichen Putze, aufeinen Haufen zusammcnwcrfen und Angesichts des ganzen Volks, wel- ches um das Freudenfeuer in weitem Kreise versammelt stand, verbrennen. Der allgemeine, durch solche allerdings einwirkcnde Auftritte das Volk ergreifende, Enthusiasmus begünstigte jedoch seine Absicht^ den Krcuzzug zu fördern, nur wenig. Erst als Mohameds siegreiche Waffen Alles zu unterjochen droheten, wurden die Völker hie und da regsamer. Viele junge Leute lie- ßen sich freiwillig mit dem Kreuze bezeichnen, um die Sache des Vaterlandes und des Glaubens mit dem Leben zu verfechten. Edle Männer und Frauen rüsteten auf eigene Kosten Fußgänger und Reisige aus. Geistlichkeit und Volk begleiteten unter Ge- sängen die Kreuzfahrer bis vor die Thore, und entließ sie mit Thränen und Segenswünschen. — Wenige Monate nach dem von Hunyad und Capistran vor Belgrad über Mohamed erfochtenen Siege starb dieser merkwürdige Mann.

6. Bd. 2 - S. 22

1844 - Leipzig : Kollmann
— 22 — die aus Oesterreichern, Böhmen und den oben erwähnten Kreuz- brüdern bestehende Begleitung ein. — Als der König hinter sich die Brücke aufziehcn und die Thore verschließen sah, rief er entrüstet:' „Man öffne dem Gefolge Unsrer Majestät die Thore unsrer Festung!" Mit festem Tone aber entgegnete ihm Corvi- nuö: „Nicht wir, die Gesetze des Vaterlandes verschließen Aus- ländern unsere Grenzfestungen. Ungarns freie Männer kennen ihre Pflicht und ihren Werth zu gut, als daß sie die Sorge für die Sicherheit ihres Fürsten Fremden überlaffen, oder mit ihnen thcilen sollten. Jeder, der in dieser Feste lebt, ist ein gefchworner Wächter für Ew. Majestät." — Der König zeigte sich beruhigt — ini Herzen war er es nicht.. Alles, was ihm Cilley von den treulosen Anschlägen der Corvincr seit langer Zeit vorgebracht hatte, erwachte plötzlich mit dem Scheine der Gewißheit in seiner Seele. Furcht und Schüchternheit verrieth jeder seiner Schritte; wo er sich hinwendete, glaubte er mcuchelmdrderische Dolche zu erblicken. Cilley seinerseits, über seinen verfehlten Plan Wuth und Rache schäumend, ließ sich durch blinde Hitze so weit hinreißen, daß er gegen den jungen Hunyad öffentlich laute Beschuldigun- gen der Verrätherei ausstieß. Dieser beschwerte sich darüber in der Versammlung der früher nach Belgrad zusammenbcrufenen Landstände, und sic, den Corvincrn gewogen, forderten Cilley vor ihre Schranken. Er erschien (eben als der König Messe hörte) zwar voll Zuversicht auf den Schutz der landesherrlichen Gunst, aber doch, geleitet von einem Vorgefühl der zu fürchtenden Auf- tritte, mit einem starken Panzer angcthan. In der That kam es zwischen den beiden Gegnern von wechselseitigen Anklagen des Verraths zu Schmähungen, und von diesen zu Thätlichkeiten. Cilley zuerst reißt einem Trabanten das Schwert aus der Hand und stürzt auf Hunyad ein, der ihn zurückrreibt; die vor den Thürcn aufgestellte ungarische Leibwache dringt in den Saal, der Streit wird allgemein, und im Getümmel desselben Cilley, ungewiß von wem, mit vielen Wunden gctödtet. — Die Partei des Ermordeten, im Gefolge des Königs, sah ein, daß cs unmöglich seyn würde, an den Corvincrn Rache in der Mitte der Ihrigen zu nehmen. Als diese daher in Begleitung ihrer Freunde zum Könige eilten, ihm ihre gewaltsame That an- zuzcigen, und durch ausführliche Entdeckung aller Anschläge und Nachstellungen des Grafen sich zu rechtfertigen, heuchelte der Hof

7. Bd. 2 - S. 23

1844 - Leipzig : Kollmann
- I — 23 — Gelassenheit. Sah sich dach der König selbst jetzt in der kühnen Jünglinge Gewalt. Furcht verdrängte daher alle Gedanken der Rache aus seiner Seele, und künstlich seinen Unwillen unter die Hülle der Großmuth und Gerechtigkcitsliebe verbergend, äußerte er: „Man muß zufrieden seyn und das erdulden, was man nicht ändern kann. Ich vermag den Grafen nicht wieder lebendig zu machen; seine Stunde ist vorüber, und auch die meinige viel- leicht nicht weit; nur verleihe Gott, Laß es gnädiger dabei zugehe." Nur drei Tage verweilte der König in einer Stadt, wo ihm nun Alles, was er sah, mißfiel, deshalb mißfiel, weil er den Mann verloren hatte, der die Kunst besessen, seinen schwachsin- nigen Herrn das ihn Umgebende nur unter den angenehmsten Gestalten sehen zu lassen. Voll trauriger Erinnerungen verließ er Belgrad; mit Vorsatz nahm er seinen Weg über Tcmeswar, welche Festung mit der darauf hastenden gräflichen Würde und Befehlshaberftelle Erbeigenthum der Hunyad'schen Familie wav» Hier, glaubte er, würde Ladislaus Corvinus, von Stolz und Freiheitssinn verblendet, seiner Pflichten als Vasall vergessen und ihm Gelegenheit geben, unter dem Vorwände treuloser Ge- sinnungen den Tod seines Günstlings zu rächen. Aber die streng- ste Behutsamkeit herrschte in Corvins Betragen, und obgleich Oletb und Eifersucht die Blicke seiner Feinde geschärft, fanden sic dennoch nichts, was ihre feindseligen Wünsche begünstigt hätte. Mit dem ganzen Gefolge führte er seinen Landesherrn in die Stadt. In tiefste Trauer gehüllt, empfing ihn Elisabeth von Hunyad, auf den Knien liegend, unter den Thoren ihrer Burg- veste. Thräncn im Auge flehte sie um Gnade und Verzeihung für ihre Söhne. Huldreich umarmte sie der König und bewil- ligte ihr nicht allein solches, sondern bestätigte es auch durch ei- nen beim Genüsse des heiligen Abendmahles abgelegten Eid. Mit großem Pompe zog der König in den Tempel'des Ewigen, die Corviner, deren Mutter und die Verlobte des älteren Sohnes, nebst allen ihn umgebenden Großen des Reichs in seinem Gefolge. Gabriel von Verona, Capistrans Ordensbruder und Freund des Hunyad'schen Hauses, feierte die christlichen Mysterien. Vor dem Altäre des Allerhöchsten umarmte der König Elisabeths Söhne, legte dann seine Hand auf das Evangelium und that den feier- lichen Schwur, daß er ihnen verzeihe; daß sein Herz rein fcy von allen feindseligen Gesinnungen; daß er die Ermordung Ute

8. Bd. 2 - S. 25

1844 - Leipzig : Kollmann
25 schenkt hatte, die Hände auf den Nucken gebunden, über welche sein blondes Haar herabsiel, ward der kaum vierundzwanzigjah- rige, blühende Heldensohn zum Tode geführt. Fest war sein Tritt, ruhig sein Antlitz, heiter und lieblich der Blick, in welchem er Ofens theilnehmende Bürger seine Unschuld sehen ließ. Tiefes Schweigen herrschte unter der versammelten Menge; nur hier und da hatte sich die allgemeine Erstarrung in lautes Schluchzen und Wehklagen aufgelös't. Auf dem St. Georgsplatze, vor Sigismunds Palaste, übergab ihn der Burgvoigt dem Blutrich- ter> Dort erblickte der Jüngling den König, von seinen Verfol- gern umgeben. Feierlich wendete er sich gegen ihn: ,,Auf eucrn Machtfpruch — rief ihm der Unglückliche zu — steh' ich hier; noch einige Augenblicke, und ich habe vollendet. Gott, vor des- sen Richterstuhl ihr mich sendet, ist mein Zeuge, daß ich noch gestern mein Leben für euch und das Vaterland aufgeopfert hat- te; so rein ist mein Herz von der Schuld, die ich jetzt bezahlen soll mit dem Tode des Verbrechers. Er, dessen Allmacht und Weisheit das Loos der Sterblichen geordnet hat, verzeihe euch, sowie ich euch verzeihe!" — Auf des Blutrichters Geheiß fiel er auf die Knie und bot seinen Nacken dem Streiche dar. — Der Strafherold rief: ,,So werden die aufrührerischen Feinde des Königs bestraft!" und nun zückte der Büttel das Schwert. Dreimal hieb ihn der Scharfrichter, aber niemals tödtlich, in den Nacken; nach der dritten Verwundung erhob sich Corvin und lief einige Schritte gegen den Palast. „König — schrie er — der Arm des Büttels straft cuern Herold Lügen! der größte Missethater hat nach den Gesetzen sein Verbrechen gebüßt, wenn er den drit- ten Streich überstanden hat; gebietet über mich Unschuldigen den vierten, wenn ihr weder Gott, noch Menschen mehr fürchtet!" —- Erstaunt und betäubt saß der König in der Mitte seiner Großen. Für Rührung hielt der Jüngling den Starrsinn der Majestät; ec wollte hineilen und die in seinem Feinde zurückkch- rende Menschlichkeit gegen den giftigen Hauch der Höflinge ver- wahren; aber sich in sein langes Gewand verwickelnd, stürzte er zu Boden. Auf des Palatinus drohenden Zuruf versetzte ihm der Scharfrichter den vierten Streich, und Ladislaus Huny- ad lag entseelt in feinem Blute.

9. Bd. 2 - S. 26

1844 - Leipzig : Kollmann
26 Matthias C o r v i n n S. König von Ungarn. (?lls Fortsetzung zur Geschichte der Söhne Hunyads.) Matthias erhielt bald die Kunde von seines Bruders schreck- lichem Ende, und nun sah auch ec mit grossherziger Ergebung jeden Augenblick den Nus zum Tode entgegen. Aber Anderes hatte die Vorsehung über den verhängnisvollen Jüngling be- schlossen. Obgleich der unversöhnliche Hass der Feinde des Hu- nyad'schen Hauses die Vertilgung dieses ganzen Geschlechtes ver- langte, so wollte der König hingegen den jüngeren Bruder lieber im Kerker zurückhalten, um denselben gegen die ungarischen Großen und der Eorvinec Mutter, deren Rache Alles gegen ihn zu be- waffnen drohte, als Geisel zu gebrauchen. Auch stand wirklich bald ein Bund gegen den König im Felde. Mehrere mächtige Magnaten, die, weil sic zu laut der Corviner Unschuld vcrthei- digt, zugleich mit diesen waren gefangen genommen worden, hat- ten bald hernach sich wieder durch die Flucht gerettet. Andere angesehene Freunde des Hauses Hunyad verliessen ebenfalls in heimlicher Stille Ofen und hoben auf ihren Besitzungen eine zahlreiche Mannschaft aus, um an deren Spitze Gcnugthuung für ihre, durch Ladislaus Hunyads gesetzwidrige Hinrichtung verletzten, Nativnalrcchte zu fordern. Michael S z i l a g y i, Bruder der unglücklichen Elifabeth, war gleich nach erhaltener Nachricht von seines Neffen Enthauptung mit einem Heere in Siebenbürgen eingefallen, während Elisabeth noch überdies in Ungarn, Böhmen und Polen aus ihren Mitteln zahlreiche Scha- ren anwerben ließ, welche durch den Heldenmuth ihrer Führer den bewaffneten Miethlingen des Regenten bald fürchterlich wurden. Das Gerücht dieser Anstalten drang schnell zu den Ohren des Königs. Unfähig, durch eigene Einsicht das auflodernde Feuer der Empörung zu dämpfen, berief er die Edcln des Reichs zu einem Landtage nach Pesth. Nur seine Günstlinge erschienen auf demselben; mehr, um die Besorgnisse ihres Gebieters zu ver- größern, als ihn zu thätigcm Widerstande aufzumuntern. Die Heere der Patrioten waren schon zu weit vorgedrungen. Die Mehrzahl der Landstände, von der gerechten Sache der Corviner

10. Bd. 2 - S. 28

1844 - Leipzig : Kollmann
28 war Sieger in Servicn. Auch die Städte Ober-Ungarns fielen schnell nach einander in die Gewalt der Patrioten. Der Name „König" war das Signal zur Verwüstung, Gnade — der trösten- de Nachhall in den Ohren derer, die „V aterían t>" riefen. Selbst Giskra und Ujlack empfanden die Ueberlegenheit ihrer Feinde. Ei- nige gerettete Platze und kleine Fehden, die zu ihrem Vortheile ausfchlugcn, konnten den bei wichtigeren Angriffen erlittenen Ver- lust nicht ersetzen; sie zogen sich zurück und riethen dem Könige zum Frieden. Unter der Bedingung, das; Elisabeth von Hunyad alle Festungen und Schlöffer abtrete, die sie weder erblich besaß, noch käuflich an sich gebracht hatte, ward er den Verbündeten angeboten. Bis dieses geschehen, sollte Matthias in den Händen des Erzbischofs von Gran und des Woiwoden von Siebenbürgen verbleiben, hernach aber seine vollkommene Freiheit erhalten. Spott des entwaffnetcn Königsstolzes schien dieser Vorschlag den Siegern; er ward verworfen, und Elisa- beth drohte, sie werde — falls der König verweigere, ihren Sohn unbedingt frei zu geben, oder sie nebst ihren Freunden zu schwach seyn würden, ihn selbst von Wien abzuholen und seine Gefangenschaft an der Majestät zu rächen — alle Grcnzfestungen den Türken überliefern. Somit war jede Hoffnung eines gütlichen Vergleichs durch Elisabeths von Hunyad nachdrückliche Erklärung verschwun- den. Gewalt mußte jetzt entscheiden, ob der König Ladislaus in dem Bunde der Corvincr, oder dieser in dem Könige den Herrn seines Schicksals erkennen sollte. Beide Theile rüsteten sich mit rastloser Thätigkeit. Oiur sehr wenige mächtige Familien waren dem Monarchen treu geblieben, und auch diese fesselte die Furcht, ihre Ergebenheit durch Thaten zu bezeugen. Neligionsfanatismus hatte (wie wir aus der Geschichte des Huffitenkricges ersehen haben) Böhmen in Parteien getheilt;^) die stärkere hing an der *) Es iñ im Früheren gesagt worbcn, wie nach Albrechts V. von Oestcr- reich Tode — durch welchen bit Throne von Ungarn rmb Bohmen erledigt wurden — die litigaren auf den ihrigen den Konig von Polen, Wlabislaw, beriefcn und dann, nach beffen vor Varna crfolgtcm Tode, Labislaus von Oesterrcich, Albrechts nachgebornen Sohn, alé Konig annahmcn. — Die Bohmen ihrerseits, nachbem sie zuvor ihre Krone erst dem Herzoge Albrecht von Baicrn und, als bicser sie aus- schlug, dem Kaiser Friebrtch Ih. (s. S. 457 Anm.) ebenfafis ver-
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