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1. Vaterländische Erdkunde - S. VI

1897 - Braunschweig : Wollermann
— Vi — Eigentümlichkeit des ersten Teiles ist die Hineinverwebung von Be- trachtungen ganz allgemeiner Natur, z B. Bedeutung der Lage eines Landes, der Gebirge, der Flüsse etc. Mir scheint es ganz un- erläfslich, dafs man z. B., ehe man die Lage Deutschlands im einzelnen betrachten läfst, erst Klarheit darüber schaffen mufs, was denn überhaupt von der Lage eines Landes abhängt. Geschieht das, dann wird das Kind angeregt und befähigt, denkend die Lageverhältnisse des Vaterlandes zu betrachten, anders aber wird sich nichts als die übliche tote Auf- zählung ergeben. Ebenso liegt es bei den anderen Materien. — Der Übersichtlichkeit wegen sind alle nicht reindeutschen Stoffe durch kleineren Druck bezeichnet. Von der Beachtung einer feststehenden Disposition ist Abstand genommen, vielmehr wurde vorgezogen, den durch den jeweiligen Stoff" diktierten inneren Faden festzuhalten, um so von jeder Landschaft ein festgefügtes charakteristisches Ganze entwerfen zu können. Je nach der Eigentümlichkeit der Landschaften drängt sich dem Be- obachter bald das eine, bald das andere Moment mehr auf, erscheinen die verschiedenen Thatsachen bald so, bald anders begründet, so dafs dem Bearbeiter für die Darstellung, sofern er entwickelnd verfahren will, jeweils ein ganz bestimmter Gang vorgeschrieben ist, den er einem Schema zuliebe nicht wird verlassen wollen. Eine andere Frage ist, ob auch der Lehrer im Unterricht so verfahren darf. Die Antwort kann nur eine bedingte sein. Fühlt er sich sowohl im Stoffe als in der Methode sicher, und ist die Kinderzahl keine allzugrofse, so wähle er das Bessere; er greife frisch hinein ins volle Material, oder richtiger gesagt, er lasse die Kinder diesen frischen Griff thun, lasse sie es da anpacken, wo es sich selber vordrängt. Fühlt er sich aber nicht Meister und ist die Schülerzahl, wie es ja leider die Regel ist, eine sehr große, so gehe er den sicheren Weg und lasse nach feststehendem Schema arbeiten. Bei der sorgfältigen Gliederung des Buches durch I der- und Vorschriften macht die dann nötige Umstellung des Stoffes keine Schwierig- keiten. Die Wiederholung lasse man immer nach einer fest- stehenden Gliederung anstellen. Einem Einwand, der mir schon jetzt in die Ohren klingt, möchte ich gleich von vornherein begegnen: Die Art und Weise des Buches möge ja gut und richtig sein, aber es fehle die Zeit, um dementsprechend unterrichten zu können! 0, dieses ewige Nicht - Zeitfinden! Haben wir denn blofs immer Zeit, das weniger Gute und Richtige zu thun? Was kann denn verloren sein, wenn wir uns mit unserem eigenen Vater- lande solange beschäftigen, bis ein gründliches Verständnis und ein warmherziges Interessiertsein erzielt wurde? Sollte man sich denn wirklich in einer so wichtigen und anziehenden Materie nicht einmal in behaglicher Vertiefung ausleben dürfen? Aber die Hätz des Jahrhunderts stürmt auch in unseren Schulstuben! Uns peinigt immer die Sorge, ob unsere Kinder auch alles, oder richtiger von allem etwas wissen.

2. Vaterländische Erdkunde - S. 4

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 4 — I. Die Lage Teutschlands. 1. Überblick über die Lage Deutschlands.^) Deutschland liegt in der Mitte Europas. Ks erstreckt sich von den Alpen bis zur Nord- und Ostsee. Im Osten wird es begrenzt von Russland, im Süden von Oesterreich-Ungarn und der Schweiz, im Westen von Frankreich, Belgien und den Niederlanden und im Norden von Nordsee, Dänemark und Ostsee. 2. Bedeutung der Lage eines Landes überhaupt. Es ist für ein Land nicht gleichgültig, wo es auf dem Erdball liegt, und zwar kommt in Betracht a) die Lage zum Äquator und Pol, d) zu benachbarten natür- lichen Erdräumen, c) zu den Nachbarstaaten.2) a) Lage zum Äquator und Pol. Je näher ein Land dem Äquator liegt, desto wärmer ist sein Klima, je mehr es sich dem Pol nähert, desto kälter wird dasselbe (Grund!) So beträgt die mittlere Temperatur in Kamerun (Nähe des Äquators) 25°, in Rom 16°, in Berlin 9°, auf der Nordspitze Schwedens 0°. Am günstigsten liegen diejenigen Länder, die von der Hitze der Tropen und der Kälte der Polargegenden gleichweit entfernt sind. Die Hitze erschlafft den Menschen und macht ihn unlustig zu körperlicher und geistiger Arbeit. Die Natur liefert ihm in den heißen Ländern auch meist seines Lebens Unterhalt ohne sein Zuthuu in so reicher Fülle, daß er fast jeder Arbeit überhoben ist. Die Arbeit ist es aber, die des Menschen Körper- und Geisteskräfte stählt und die Völker nach und nach emporhebt zu höheren Kulturzuständen. In sehr kalten Ländern bietet dagegen die Erde dem Menschen so kärgliche Gaben, daß sein Nachdenken, seine Zeit und seine Kraft fast ganz durch die Sorge um des Lebens Notdurft in Anspruch genommen wird. Anders ist das in den gemäßigten Zonen. Mit weiser Mäßigung teilt hier die Natur ihre Erzeugnisse zu. Der Mensch muß arbeiten, um bestehen zu können, doch bleibt ihm Muße und Neiguug, sich geistig zu bethätigen und seine Zustände und sich selbst zu vervollkommnern. So ist es deuu erklärlich, weun die Staaten, die die höchste Kultur erreichten — die europäischen Reiche, die Vereinigten Staaten — der gemäßigten Zone augehören, und zwar der nördlichen- gemäßigten, deun die südliche kommt, da sie wenig Landmassen enthält, weniger in Betracht. b) Lage zu Meeren, Gebirgen :c. Von großer Bedeutung ist auch die durch die Natur gegebene Nachbarschaft. Besonders erwünscht sind angrenzende Meere, denn sie sichern am besten vor seind- lichen Einfällen und öffnen zugleich das Land dem Weltverkehr. Ein so bevorzugtes Volk kann einerseits seine eigenen Produkte weit hinaus vertreiben und bessere Preise erzielen und andrerseits die Erzeugnisse fremder Länder herüberholen und mit ihnen, indein es die Binnenstaaten damit versorgt, einen einträglichen Handel treiben. So kommt Wohl- stand ins Land, und zugleich hebt sich infolge der größeren Regsamkeit das geistige Leben. Das ist besonders dann der Fall, wenn das Gegengestade, mit dem Handelsbeziehungen *) Als Wiederholung aus einem früheren Kursus. 2) Statt wie hierunter ununterbrochen a, b und c zu erledigen, kann man, be- sonders bei schwächeren Kindern, hinter a gleich die Lage Deutschlands zum Gradnetz (S 5), hinter b die Lage Deutschlands zu angrenzenden Meeren ?c. behandeln, also die Betrachtung der allgemeinen Verhältnisse jedesmal durch die Betrachtung der speziellen deutschen unterbrechen.

3. Vaterländische Erdkunde - S. 5

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 5 — angeknüpft wurden, kulturell hoher stand. Darum bleibt denn meist die Kultur der Binnenländer gegen diejenige der seefahrenden Staaten zurück, und erstere empfangen dieselbe in der Regel durch letztere. Die südlichen Halbinseln waren früher kultiviert als das übrige Europa, Frankreich eher als Deutschland, und das weit landeinwärts gelegene Rußland steht noch heute weit gegen die westlichen Staaten zurück. (Über den Einfluß angrenzender Meere auf das Klima s. bei Abschnitt Klima.) Wo nicht die Meere ein Land abgrenzen, da treten entweder Gebirge und Flüsse an ihre Stelle, oder es sind natürliche Grenzen überhaupt nicht vorhanden. Gebirge sind als Grenzen sehr günstig; sie sind natürliche Schutzwälle gegen feindliche Angriffe. Nur die Übergänge, die Pässe, bedürfen eines besonderen Schutzes, weshalb man in ihnen Festungswerke anlegt. Auch haben die Gebirge als Klima-, Pflanzen-, Tier- und Völker- scheiden eiue große Bedeutung, worüber wir später näheres hören werden (S. 14). — Weniger Wert haben die Flüsse als Grenzmarken. Weder bilden sie einen nennens- werten Schutz, noch treten sie, von Ausnahmen abgesehen (siehe Lech), als trennende Scheiden auf. Wir finden denn auch in Europa selten, daß ein Fluß als Grenze zwischen den Staaten auftritt. Vergeblich hat Frankreich sich abgemüht, den Rhein zum Grenzstrom zu stempeln; die blutigen Kämpfe, die es deswegen führte, waren Känipfe gegen die Be- ftimmungen der Natur. Arndts Ausspruch: „Der Rhein, Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze", ist nicht bloß ein Ausdruck patriotischen Empfindens, sondern zugleich die Formulierung einer wissenschaftlichen Thatfache. — Gefährlich für einen Staat sind die offenen Grenzen, Grenzstrecken also, an denen weder ein großes Wasser noch ein Gebirge Schutz gewährt. Gar häufig brechen an solchen Stellen — namentlich kommt das in den älteren Zeiten geringerer Kultur vor — fremde Stämme herein und bedrängen das betreffende Volk im eigenen Lande. So wurde die Ebene zwischen dem Kaspischen See und dem Uralgebirge das breite Eingangsthor für die asiatischen Horden nach Rußland hinein, das Eiserne Thor die Unglückspforte für Ungarn. c) Lage zu den Nachbarstaaten. Endlich kommen für Gunst oder Ungunst der Lage noch die Nachbarstaaten in Betracht. Je mehr Nachbarn, desto mehr Veranlassung zu Streitigkeit und Krieg, desto mehr Ursache, auf der Hut zu sein! Besonders sind es die Grenzgebiete, die Schwierig- leiten bereiten, weil hier die Völkerstämme sich vermischen, so daß man schließlich kaum mehr sagen kann, zu welchem Staate das Grenzgebiet gehören muß. Stete Kriegsgefahr ist zwar sehr unangenehm, hat aber anch ihr Gutes, indem sie das bedrohte Volk zur Einigkeit und zu steter Anspannung seiner Kräfte zwingt. Nicht gefährdete Völker bleiben leicht, wenn nicht andere Faktoren fördernd einwirken, in der Kultur zurück und verfallen der Verweichlichung und Erschlaffung. Man bezeichnet dic Kriege deshalb auch wohl als Zuchtmittel in Gottes Hand, eine Auffassung, die u. a. auch von unserm unvergeßlichen Moltke vertreten wurde. Nur in dem Maße, als der sittliche Standpunkt der Völker sich hebt, werden sie sellener werden, nm einst — das ist die Hoffnung Tausender — ganz aufzuhören. — Doch bedeutet zahlreiche Nachbarschaft nicht bloß eine Gefährduug. Je mehr Nachbarn, desto mehr Anregung und Beeinflussung; der Wetteifer wird vervielfacht, der Kulturfortschritt beschleunigt. Meist liegt die Sache so, daß auf der einen Seite, nämlich der See zu (f. oben) kultiviertere, auf der andern zurückgebliebenere Völker wohnen. Dann wird das umgrenzte Land zum Durchgaugs- und Vermittelnngsland für die Kultur. Eiue folche Stellung nimmt zur Zeit z. B. Rußland ein, indem es die Aufgabe hat, die Kultur Weft-Europas — soviel es denn davon angenommen hat, — uach Asien, speziell nach Sibirien, fortzuleiten. Betrachten wir nun nach den hier ausgestellten Gesichtspunkten die Lage unseres Vaterlandes. 3. Tie Lage Teutschlands zum Gradnetz. (Globus.) Deutschland liegt auf der östlichen Hälfte der nördlichen Halbkugel und zwar in der gemässigten Zone. Wie wichtig letzterer Umstand isty

4. Vaterländische Erdkunde - S. 7

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 7 — 4. Die Lage Deutschlands zu angrenzenden Meeren, Gebirgen :c. Deutschland liegt zwischen den Alpen und der Nord- und Ostsee; es reicht „vom Fels zum Meer." Im Osten und Westen ermangelt es da- gegen meist der natürlichen Grenzen. — Von ganz besonderem Wert ist die Nachbarschaft der beiden Meere. (Nach S. 4 wiederholen.) Die größere Bedeutung von ihnen hatte früher, als noch keine Veranlassung zur Beschifsung des Atlantischen Oceans vorlag, die Ostsee. (Zeit der Hansa!) Seit der Ent- deckung Amerikas jedoch kommt der Nordsee die größere Wichtigkeit zu, da ihre Häfen dem Hauptgebiet der heutigen Schiffahrt, dem Atlantischen Ocean, und dem Hauptziel des überseeischen Verkehrs, Amerika, näher liegen. Die beiden Haupthäfen der deutscheu Nordseeküste, Bremen und Hamburg, gewinnen infolge dieser günstigen Lage von Jahr zu Jahr immer mehr Bedeutung. Hamburg stand in den letzten Jahren an Wert des Handelsumsatzes mit London und New-Jork unter den Seehandelsplätzen der Erde an erster Stelle. (Küsten- beschreibnng s. Teil Iv, näheres über die deutsche Seeschiffahrt Teil Vi.) Vergleichen wir die Küsten-Verhältnisse der wichtigsten Nachbarländer mit den- jenigen unseres Vaterlandes, so ergiebt sich folgendes. Allen voran steht Großbritannien. Rings vom Meer umspült, hat dieses Reich eine Reihe großer Seehandelsstädte; es ist das „Herz" des Weltverkehrs. Bon keinem Land der Erde kommen und nach keinem gehen so viele Schiffe als nach diesem Jnselreich. Seine Hauptstadt London ist die mächtigste Handelsstadt der Welt. — Frankreich hat gleichfalls eine lange Küste, doch ist dieselbe vielfach infolge von Klippen und Sandbänken unzugänglich. So ist z. B. das Mittelmeer-Gestade von den Pyrenäen bis über die Rhone-Mündung hinaus infolge von Versandung so flach, daß es für die Schiffahrt fast untauglich ist. Dennoch erscheint Frankreich vor Deutschland bevorzugt, da seine Hauptküste am offenen Ocean liegt, und auch der Südküste, weil am Mittelmeer gelegen, eine große Bedeutung zukommt. — Italien hat zwar eine sehr lange Küste, wäre aber noch günstiger gestellt, wenn es dem Atlantischen Ocean näher läge. Im Mittelalter, als das Mittelländische Meer das „Kulturmeer" war, hatte Italiens Schiffahrt eine weit größere Bedeutung. — Österreich- Ungarn hat nur eine kurze Küstenstrecke. Da diese aber vorzügliche Häfen hat, so könnten sich hier wohl große Seehandelsplätze entwickeln, wenn nicht die Hauptmasse des Staates zu weit von der Küste entfernt und nicht durch ein Gebirge von derselben abgeschnitten wäre. Dieser Umstand kommt Deutschland zugute, denn der österreichische Handel, soweit er die See sucht, bewegt sich zu einem großen Teil längs der Elbe zur Nordsee. Besonders Hamburg empfängt einen bedeutenden Teil der österreichischen Erzeugnisse und versorgt umgekehrt das Nachbarland mit großen Mengen überseeischer Produkte. Einen solchen durchgehenden Handel nennt man Transithandel. Da er dem Durchgangsland Vorteile bringt, so wetteifern die einzelnen Staaten, durch Ermäßigung der Frachtsätze für durchgehende Waren — (Differentialzölle) — möglichst viel dieses Transitverkehrs an sich zu ziehen. — Rußlands Küstenverhältnisse sind ungünstig. Das Weiße Meer liegt zuweit nördlich und ist nur 4 Monat eisfrei; das Schwarze Meer ist hafenarm und zu weit vom Ocean entfernt, überdies befindet sich sein einziger, enger Ausgang in den Händen der Türken. Auch die russischen Ostseehäfen liegen dem Weltverkehr zu fern. Man hat Rußlaud deswegen in Bezug auf seinen Außenhandel wohl den „gefesselten Riesen" genannt. Für Deutschland ist diese Abgeschlossenheit wieder günstig, denn auch Rußlands Handel bewegt sich zu einem Teil als Transitverkehr durch Deutschland. Wir brechen die Vergleiche ab. Wir erkennen, daß Deutschlands Küstenverhältnisse günstige genannt werden dürfen, und zugleich, daß der Osten und Südosten Europas darauf angewiesen sind, einen Teil ihres Handels durch unser Vaterland zu lenken.

5. Vaterländische Erdkunde - S. 9

1897 - Braunschweig : Wollermann
weniger warm für uns, so daß von unserer Regierung der Oftgrenze gegen früher mehr Beachtung geschenkt werden muß, namentlich seit Frankreich so eifrig um Rußlands Gunst wirbt.) Die Grenzen gegen Österreich fallen in der Hauptsache mit den Sudeten, dem Erzgebirge und dem Böhmerwald zusammen. Zwar sind auch hier mannigfach Lücken — u. a. die Donaus^assg, — und die Gebirge haben zahlreiche Übergänge, so dass die beiden Länder durch ca. 20 Eisenbahnen miteinander verbunden werden konnten, aber das kann zur Zeit, wo Deutschland und Österreich eng befreundete Mächte sind, keine Besorgnis erregen. Im Süden schützt der mächtige Alpenwall hinreichend gegen feind- liche Einbrüche. — 6. Deutschlands Geschichte und Kultur, beeinflußt durch die Lage. Die centrale, zu großeu Teilen offene Lage ist im Laufe der Geschichte häufig verhängnisvoll für Deutschland geworden. 1. Von Osten her, der Donau- straße solgeud (s. o.) brachen verwüstend die Hunnen herein, durch deren Vorstoß bekanutlich fast alle deutschen Stämme in Bewegung gerieten. Durch dasselbe Thor drangen später wiederholt die Magyaren, bis Heinrich I. nud Otto I. ihren räuberischen Gelüsten ein Ziel setzten. Ebenfalls von Osten her kamen die Slaven, das Land bis zur Elbe füllend, nachdem die früher hier seßhaften deutschen Stämme, vom Strudel der Volkerwanderung erfaßt, westwärts abgezogen wareu. — 2. Im Westen versuchte Frankreich, nachdem es in dem- selben Maße erstarkt war, in dem Deutschland durch Uneinigkeit sich geschwächt hatte, mit großer Zähigkeit, deutsches Gebiet an sich zu reißen. Zunächst be- teiligte es sich am dreißigjährigen Krieg und trug als Beute das Elsaß, aller- dings ohne die freien Reichsstädte, wie Straßburg u. a., davou. Daun folgten die Raubkriege Ludwigs Xiv., dereu zweiter Lothringen zu Fraukreich brachte, und deren dritter gegen die Pfalz gerichtet war. An 1200 Städte und Dörfer, darunter Heidelberg, Speier und Worms, wurden eingeäschert, und noch heute erzählt die Heidelberger Schloßruine von jenen schrecklichen Zeiten. Kaum 100 Jahre später treffen wir die Franzosen, am siebenjährigen Kriege teilnehmend, wieder mitten in Deutschland, und nur dem tapferen Preußeuköuig ist es zu danken (Roßbach), daß nicht wiederum deutsche Gebiete an den ländergierigen Nachbar fielen. Es folgt die Zeit der Revolutionskriege und im Anschluß daran die Gewaltherrschaft Napoleous. Halb Deutschland gehorchte ihm, und die französische Grenze wurde über Hamburg und Lübeck hinaus bis an die Ostsee verlegt. Durch die offeue Westgrenze herein und durch die offene Ost- grenze hinaus wälzte sich dann die ungeheure Armee, die Napoleon gegen Rußland ins Feld führte. Und als dann endlich sein Stern zu erlöschen be- gann, da wurden all die Schlachten, in denen das Schicksal fast ganz Europas zur Entscheidung kam, naturgemäß in Deutschland als dem Mittelpunkte des Erdteils ausgesochten. 55 Jahre später dachten die Franzosen abermals Deutsch- land iu einem „Spaziergang" zu durchstreifen, aber jetzt endlich hatte das deutsche Volk seine 200jährige Schwäche überwunden und trat dem Erbfeind mit seiner alten Urkraft entgegen, diesmal die Schlachten auf französischen Grund und Boden verlegend. — 3. Im Norden faßten seit dem 30jährigen Krieg die Schweden festen Fuß. Ihre vollständige Verdrängung gelaug den preußischen Königen erst 1815. Selbst das kleine Dänemark versuchte eine

6. Vaterländische Erdkunde - S. 14

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 14 — ist aber für einen Erdraum nicht gleichgültig, denn sie beeinflußt das Klima und durch dieses zugleich das Pflanzen-, Tier- und Menschenleben. Man ist geneigt, zu schließen: So viel höher, so viel der Sonne näher, also so viel wärmer; und da wir zu- dem wissen, daß die warme Luft stets nach oben steigt, so kommen wir zu dem Resultat: Je höher ein Land liegt, desto wärmer muß sein Klima sein. Es ist jedoch gerade um- gekehrt: Je höher die Lage, desto kälter ist das Klima. Wir haben nämlich eins nicht in Betracht gezogen: Die Wärmeausstrahlung der Erde. Soviel die Sonne sich auch müht, unsere Erde heiß und immer heißer zu machen, es ist vergeblich, denn unaus- gesetzt strahlt diese die Wärme in den kalten Weltraum wieder hinaus. Diese Ausstrahlung ist um so lebhafter, je weniger dicht die über der Erde gelagerte Luftdecke ist. Da letztere aber um so dünner wird, je höher man steigt, so ergiebt sich, daß in hoch gelegenen Gegenden die Wärmeausstrahlung besonders schnell vor sich geht, so schnell, daß die Tem- peratnr sich hier nicht höher, sondern niedriger stellt, als in niedrig gelegenen Ländern, c) Mit je 100 in Höhe nimmt die Temperatur ungefähr ^2° ab.^) Die Süddeutsche Hoch- ebene würde, in der Höhe des Meeresspiegels gelegen (4 bis 6 x 1i2°=) 2 bis 3° wärmer sein. So aber hat sie mit ihren 7—8° (]. Skizze S. 39) ein kälteres Klima als das west- liche Norddeutschland (8—9°). Der mit ihr in gleicher Breite liegende Teil der Ungarischen Tiefebene hat 10° und darüber (f. Skizze ebenda). Wie sehr die Temperatur durch die Höhen- bezw. Tiefenlage beeinflußt wird, zeigt auch die Oberrheinische Tiefebene sehr auf- fällig. Sie ist (s. Skizze) ca. 2° wärmer, als ihre Umgebung (10^/z gegen Sll2°). d) Ausgedehnte Hochflächen steigen nun meist nicht in die kälteren Luftschichten hinein, wohl aber die Gebirgsrücken und -spitzen. Sie erreichen oft Regionen, die so kalt sind, daß Schnee und Eis ewig die Gipfel krönen können. Bei den Alpen tritt diese Schneegrenze mit ca. 2700 m, beim Himalaya in Asien infolge seiner südlicheren Lage jedoch erst mit ca. 5000 m ein. e) Welch ein Gegensatz besteht hier zwischen dem Fuß und dem Rücken! Unten (im Juli) eine Durchschnittstcmperatur von 30°, oben jederzeit eisige Kälte! Unten am Südfuß Palmen, Bananen und die ganze Fülle tropischer Ge- wächse, oben nackter Fels und starrendes Eis, unten der Charakter der Äquator-, oben derjenige der Polargegenden. Der Bewohner Hindostans, — so heißt die Landschaft am Südfuß des Himalaya, — braucht nicht, wenn er alle Zonen der Erde kennen lernen will, die weite Reise nach dem Pol zu machen, er braucht nur hinaufzuwandern ins Gebirge. Aus dem Gebiet der Tropen kommt er bald hinein in gemäßigte Zonen; er dnrchwandelt statt der Palnienhaine Wälder mitteleuropäischen Charakters; Eichen, Buchen, Ulmen und Eschen rauschen über seinem Haupte. Höher hinauf trägt ihu sein Fuß in die Region der Nadelhölzer und durch diese hindurch in die Gebiete der Alpensträncher und -kräuter, bis er zuletzt den ewigen Schnee erreicht, über den hin eisig der Wind fährt, — er ist auf dem Pol der Lüfte angekommen. — f) Ähnliches erlebt der Bewohner der Lombardei, wenn er die Alpen hinansteigt, nur daß hier die unterste Region, die der Palmen und anderer Tropengewächse, fehlt, g) Unsere deutschen Mittel- gebirge erreichen zwar nicht die Schneegrenze, doch liegt auch auf ihren Häuptern, z. B. auf dem Brocken, der Schnee gegen 8 Monate lang, und auch auf ihnen nimmt der Pflanzcnwuchs, je höher wir steigen, einen immer mehr nördlicheren Charakter an. Aus den Kornfeldern der Ebene steigt man in große Tannenwälder hinauf und durch diese hinweg in manchen Gebirgen in Gebiete, wo der Baumwuchs erloschen ist, wo nur noch Knieholz die Gehänge deckt und wo Moore und Sumpfflächen an die Tundren des nördlichen Europas und Sibiriens erinnern. b) Die Gebirge als trennende Scheiden. Das Hinaufragen der Gebirge iu die Lüfte hat nicht bloß eine Bedeutung für ihr eigenes Klima, sondern auch für dasjenige der Nachbarschaft; es wirkt wie eine Scheide- i) Der von der Lustschifferabteilung in Berlin im August 1894 aufgelassene Re- gistrierballon Circns erreichte eine Höhe von 16 325 m (annähernd die doppelte Höhe des Gaurisankar). Die Meßinstrumente hatten in dieser Höhe — 52° C. registriert.

7. Vaterländische Erdkunde - S. III

1897 - Braunschweig : Wollermann
Vorwort (zugleich Beiträge zur Methodik). Das vorliegende Werk hat es sich zur Aufgabe gesetzt, die neu- zeitlichen Bestrebungen auf dem Gebiete der Geographie-Methodik, — speciell in Anlehnung an die „Fünf Thesen"1) desselben Ver- fassers, — in vollem Umfange in die Praxis zu übertragen, d. h. so- weit man eben ein derartiges Buch ein Stück Praxis nennen kann. In Kürze gesagt, will die Vaterländische Erdkunde eine Ineinanderarbeitung aller für einen guten geographischen Unterricht in Betracht kommenden Materien, der physischen und geologischen sowohl als der malerischen und kulturellen sein, und zwar will sie dieselben unter Beobachtung einer zusammenhängenden, fesselnden Darstellung so in- einander fügen, wie es dem entwickelnden Unterrichtsprincip, das im Geographie-Unterricht noch immer sehr wenig zur Geltung kommt, entspricht. Weshalb der Verfasser zunächst eine Vaterländische Erdkunde er- scheinen läfst, wird dem Leser der „Fünf Thesen" erklärlich sein. Ver- fasser ist der Meinung, dafs wir nie zu einem bildenden Geographie- Unterricht, wie er uns allen als ein Ideal vorschwebt, kommen werden, wenn wir fortfahren, den ganzen Erdball mit einer unerträglichen dürftigen Weitschweifigkeit und stofflichen „Gründlichkeit" zu be- handeln (s. These 1). Es kann, zumal in der Volksschule, nur darauf ankommen, durch gründliche Behandlung eines gröfseren, bedeut- samen Erdraumes — und dieser soll natürlich kein anderer sein als das Vaterland — das Kind in vollem Umfang methodisch zu schulen und gemütlich anzuregen, also einerseits seinem Blick die genetische Zusammengehörigkeit der erdkundlichen Materien zu erschließen und andererseits letztere mit dem Fleisch und Blut lebensvoller Aus- malung zu umkleiden. Wer meint, diesen unerläßlichen Forderungen in Bezug auf alle Erdräume nachkommen zu können, der thue es gerne, zunächst aber werde er denselben im Unterricht über die vaterländischen Verhältnisse vollauf gerecht. Was der Verfasser für das Richtige hält, läfst sich in Anlehnung an zwei bekannte Aus- *) „Fünf Thesen zur Reform des geographischen Unterrichts". 2. Auflage. Braunschweig und Leipzig, Hellmuth "Wollermann. 50 Pf.

8. Vaterländische Erdkunde - S. 16

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 16 — sich an ihnen ab und lassen ihr Wasser auf sie herabregnen. Die Gebirge sind die Gebiete der reichsten Niederschläge. Während Norddeutschland durchschnittlich 55 ein Regen hat, fällt aus dem Oberharz und anderen deutschen Gebirgen die doppelte, in den Alpen stellenweise die vierfache Wassermenge. Das empfangene Waffer geleitet der Berg in sein Inneres hinab, wo es in Tausenden von Adern und Äderchen flutet, wie das Blut im menschlichen Körper. Aber es sucht das Licht! In zahllosen Quellen bricht es hervor und rinnt in Bächen die Berge hinab. Die Bäche vereinigen sich zum Fluß, der Fluß wächst zum mächtigen Strome heran. Die Berge find „der Ströme Mutterhaus". (Gedicht: „Der Hirtenknabe" von Uhland.) — Zugleich schreiben die Gebirge den Flüssen die von ihnen einzuschlagende Himmelsrichtung vor. So schicken die Sudeten, ihrer kettenförmigen Erstreckuug entsprechend, ihre Flüsse nach zwei Richtungen (Karte S. 6/7), nordostwärts zum Thal der oberen Oder, südwestwärts zur oberen Elbe. Das massige Fichtelgebirge dagegen sendet sein Wasser nach allen vier Richtuugeu der Windrose, nach Westen den Main, nach Norden die Saale, nach Osten die Eger, nach Süden die Nab. Das Gebirge scheidet so die nach verschiedenen Seiten abfließenden Wasser voneinander, es wird zur Wasserscheide. Die Sudeten lernten wir eben als Wasserscheide zwischen Elbe- und Odergebiet kennen. Thüringerwald, Eichsfeld und Harz bilden die Wasserscheide zwischen Elbe- und Wesergebiet; Rhön, Vogels- und Rothaargebirge zwischen Weser und Rhein. Aber auch die kleinsten Bodenhebungen bilden Wasserscheiden, da das Wasser auch der geringsten Neigung folgt. So wird die Wasserscheide zwischen Elbe und Weser nordwärts weiter fortgesetzt durch eine flache Bodenhebung, die Lüne- burger Heide. Noch zwei andere Wasserscheiden des deutschen Tieflandes fallen gleich ins Auge, die Pommersche Seenplatte zwischen den kleinen Küstenflüssen und dem Gebiet der Weichsel und Oder (Netze) und die Mecklenburgische Seeuplatte, deren Flüsse einerseits zur Ostsee, andererseits zur Elbe gehen. — Hat der Heimatsberg, das „Mutterhaus", dem Fluß im allgemeinen die Himmelsrichtung bestimmt, so geleiten andere Gebirge, Berge, Hügel und Bodenschwellnngen ihn fürsorglich bis zu seiner Mündung, ihm genau auf Schritt und Tritt die Richtungen vorschreibend. Nie darf er gehen, wo er will, das flüssige Element muß sich dem starreu fügen. So kommt es, daß die Flüsse sich in ihrem Laufe unzählige Male in großen und kleinen Krümmungen hin und her wenden. In Deutschland fällt besonders der Main durch viele große Krümmungen aus; er verdankt ihnen sogar seinen Namen, denn Main bedeutet der Gewundene. Immer wieder muß er ausweichen, viermal treten ihm von Süden her (Fränkischer Jura, Steigerwald, ein Ausläufer der Frankenhöhe und der Odenwald), dreimal vom Norden her (Haßberge, Fränkische Platte und Spessart) Berglandschaften hindernd in den Weg. — Durch eine Menge sehr kleiner Krümmungen zeichnet sich die Mosel auf ihrem Lauf zwischen Hunsrück und Eisel aus; sie schlängelt sich zwischen den Gebirgen hin, mit- unter am selben Fleck wieder anlangend, den sie schon einmal passierte'). ci) Die Gebirge in ihrer Wirkung auf den Menschen.^) I a) Die Gebirge üben eine große Anziehung auf die Menschen aus. Großartigkeit, Schönheit und Mannigfaltigkeit der Natur haben in ihnen ihre Heimat. Tausende von Reisenden eilen ihnen deshalb alljährlich zu, um die Seele zu erfreuen und zu erfrischen in diesen majestätischen Tempeln der Natur. — b) Hoch auf den Bergen stehend, fühlt ') Auch den Wasserreichtum der Flüsse bestimmen die Gebirge. Einen mehr gleichmäßigen Wasserstand haben die von Hochgebirgen kommenden Flü>fe, — in Deutschland also der Rhein, — da die Eis- und Schneefelder eine nie versiegende Quelle bilden. Die von Mittelgebirgen kommenden Flüsse werden dagegen im Hochsommer, namentlich bei Regenmangel, recht sparsam gespeist, so daß die Schiffahrt auf ihnen, z. B. auf der Elbe, zeitweilig unmöglich gemacht wird. Ihren höchsten Wasserstand haben diese Flüsse im Frühling, weil dann der Schnee ans den Bergen schmilzt:. Der Rhein er- reicht dagegen seinen höchsten Stand im Sommer, da erst die heiße Julisonne im>tande ist, den Eisfeldern der Alpen reichlichere Wassermengen abzutrotzen. _ 2) Ohue Benutzung von Bildern wird dieser Abschnitt in manchen Teilen Kindern, die nie im Gebirge waren, wohl schwer zum Verständnis zu bringen sein.

9. Vaterländische Erdkunde - S. 44

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 44 — der Zeit den auswandernden Deutschen in deutschen Kolonien wird eine neue Heimat bieten können. In Deutschland selbst wohnen die Deutschen recht dicht. [Atlas, Anhg. S. 1 oben; die graphische Darstellung unter der Karte:) Deutschland wird in dieser Beziehung, — abgesehen von den beiden kleinen Staaten Belgien und Niederlande, — nur von den Britischen Inseln und Itcdien übertroffen. Während auf den Britischen Inseln 123, in Italien 108 Einwohner auf 1 qkm wohnen, kommen in Deutschland auf die gleiche Fläche 96 (52 250 000 : 540 000). Ihm zunächst folgen Frankreich (71) und Österreich (63). Er- heblich weiter zurück steht Spanien (35); am dünnsten bevölkert sind Rufs- land (18) und Skandinavien (9). — In Deutschland haben eine hervor- ragend dichte Bevölkerung (siehe Karte, Anhg. S. 2 u. I.) das Königreich Sachsen (234; Belgien 207), der Saunt, der Sudeten und das ganze Rhein- thal. (Eingehenderes über die Bevölkerungs-Dichtigkeit erfahren wir später bei den Einzelbetrachtungen.) (Karte, Anhg. S. 1:) Auch eine Anzahl Nichtdeutscher (33/4 Million) wohnt in unserem Vaterland. Sie finden sich in der Hauptsache in den östlichen Provinzen Preußens und gehören hier den Polen (Slaven) an. In der Hauptsache kamen sie durch die Teilungen Polens an Preußen. In Posen ist reichlich die Hälfte, in Westpreußen 1j3, in Schlesien 1/4, in Ostpreußen 1/6 der Bevölkerung polnisch. — Gleichfalls zum slavischen Stamme gehören die Kafsuben, die im nordöstlichen Pommern und den angrenzenden Gebieten West- Preußens wohnen (genauer im Kreis Stolp des Rgbz. Kösliu und in Teilen der Rgbz. Danzig und Marienwerder). Sie zählen jedoch nur einige tausend, nach anderen Angaben gar nur einige hundert Köpfe. — Slavischer Abstammung sind auch die Wenden (140 000) an der oberen Spree von Bautzen bis zum Spreewald. — Dem slavischen Stamm verwandt sind die Litauer (145 000), dereu Gebiet von den russischen Ostseeprovinzen sich nach Ostpreußen hinein erstreckt. — Außer diesen slavischen oder Slaven-verwandten Stämmen finden sich innerhalb der deutschen Grenze noch 250 000 Franzosen und 110 000 Däueu. Erstere entfallen in der Hauptsache auf das westliche Lothriugeu, namentlich auf die Stadt und den Landkreis Metz, während das Elsaß, abgesehen von einigen Grenzgebieten im nördlichen Wasgenwald fast ganz deutsch ist. Das dänische Sprachgebiet reicht etwa bis Flensburg (□ nördlich von Schleswig). Die 3:3/4 Nichtdeutscher machen ungefähr 8°/0 der Gesamtbevölkerung ans, so daß Deutschland zu 92°/0 von Deutschen bewohut ist. Die meisten europäischen Länder haben eine ebenso einheitliche Bevölkerung. Wenn wir von der Balkan-Halbinsel absehen, wo sich eine Trennung in verschiedene Reiche bereits vollzogen hat (siehe S. 24), so macht nur Österreich-Ungarn eine Aus- nähme. Hier wohnen, zu einem Reich vereinigt (siehe Atlas, Anhg. S. 1, Karte n. l. und graph Darst. darunter), fünf, sechs verschiedene slavische Stämme, Il» Mill. Deutsche, 6 Mill. Magyaren und fast 3 Mill. Rumänen (Romanen). Eine solche Mannigfaltigkeit der Bevölkerung hat vielfache Zwistigkeiten im Gefolge und erschwert die Regierung außerordentlich. — Auch Rußland ist kein vollständig einheitlicher National- staat. Neben den Slaven wohnen hier die Finnen, die nur durch Personalunion mit den Russen vereinigt sind. Schwieriger jedoch ist das Verhältnis zu den Polen, die zwar auch slavischen Blutes sind, sich ihren russischen Brüdern aber feindselig gegenüber- stellen und sehnlichst die Wiederaufrichtung eines polnischen Reiches wünschen. — Auch das kleine Belgien umschließt zwei Nationalitäten, die sich schroff gegenüberstehen, die roma-

10. Vaterländische Erdkunde - S. 45

1897 - Braunschweig : Wollermann
— 45 — Nischen Wallonen im Süden und die germanischen Flamen im Norden. — Endlich muß noch der Feindschaft gedacht werden, mit der die Iren den Engländern gegen- überstehen, obgleich sie ihnen stammesverwandt sind. Dabei spielt neben anderen Ursachen auch die verschiedene Religion (Irland ist katholisch, siehe Karte, Anhg. S. 1 rechts) eine Rolle. — Dasz auch in unserem Vaterlande, trotz engster Stammesverwandtschaft jähr- hundertelang Uneinigkeit herrschte, wissen wir bereits. Auch erkannten wir, wie sehr das in den natürlichen Verhältnissen begründet lag. 2. Die einzelnen deutschen Stämme. Die Deutschen unterscheiden sich nach ihrer Sprache und gewissen Eigen- tümlichkeiten in Ober- oder Hochdeutsche und Nieder- oder Plattdeutsche. Elftere bewohneu Süd- und Mittel-, letztere Norddeutschland. Die Oberdentscheu scheiden sich in vier Hauptstämme, Schwaben, Bayern, Franken und Thüringer. Den Süden Deutschlands bewohnen nebeneinander die Schwaben und Bayern; die Grenze bildet der Lech.^) Den folgenden Gürtel bewohnen in seiner ganzen Ausdehnung von Böhmen hinüber bis nach Frankreich und Belgien die Franken. Sie sind also die Bewohner des Maingebietes und des Rheingebietes, etwa von Speyer bis Köln. (Oberpfalz, Fränkisches Stufeuland, Rheinpfalz, Rheinprovinz, beide Hessen.) Man unterscheidet sie noch wieder in Mainfranken (am Main), Rheinfranken (am Rhein) und Hessen (vom Rhein hinüber zur Werra). Die Thüringer wohnen zwischen Thüringerwald und Harz, also in den Thüringischen Staaten und im südlichen Teil der Provinz Sachsen. Sowohl im Westen als im Süden werden sie von den Franken be- grenzt. Sie haben einst die Slaven-Gebiete östlich von Saale und Elbe kolo- nisiert und ihren Dialekt auch hierher getragen, so daß die im Königreich Sachsen gesprochene obersächsische und die schlesische Mundart als Formen der thüringischen erscheinen. — In Lothringen wohnt der Stamm der Lothringer. Die Niederdeutschen bilden in der Hauptsache nur einen Stamm, den- jenigen der Sachseu. Westlich von der Elbe, in Westfalen, Hannover und im größten Teil Schleswig-Holsteins hat derselbe sich ziemlich rein erhalten, östlich von der Elbe dagegen, wo er nach und nach die hier seit der Völker- Wanderung seßhaften Wenden wieder verdrängte, vermischte er sich viel- fach mit diesen. Infolgedessen sind die hier wohnenden Stämme der Branden- burger, Pommern ?c. nicht rein sächsisch. Eine Sonderstellung nimmt Ostpreußen ein, wo zur Zeit der Ordensherrschaft niederdeutsche und oberdeutsche Elemente mit den zum litauischen Stamm gehörigen Preußen verschmolzen. — Posen ist zur Hälfte, Westpreußen zu einem Dritteil polnisch. — Die Nordseeküste von der Rheinmündung bis Schleswig bewohnen Nachkommen der alten Friesen, deren Sprache aber uur noch auf einigen Inseln gesprochen wird. Es folge noch eine kleine Dialektprobe2): Neuhochdeutsch: Wer mit dem linken Fuß zuerst aus dem Bette steigt, alles verkehr?) Wer mit'm linka Fuaß zairschte aus'm Bett steigt ?c. Schwäbisch Wer mit'u linken Fua^ z'erscht aus'm Bette außisteigt:e. Bayrisch *) Der Teil der Schwaben, der die Oberrheinische Tiefebene zwischen Wasgenwald und Schwarzwald bewohnt, heißt mit einem Sondernamen Alemannen. Ihr Dialekt, der alemannische oder oberrheinische, ist durch Hebels Gedichte weithin bekannt geworden. 2) Nach «Beigelt, „Deutschland".
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