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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 12

1916 - Erfurt : Keyser
8. Mittag ober Süden ist die Gegend, in der die Sonne am Mittag steht; 9. Mitternacht oder Norden ist die Gegend, in welche unser Schatten am Mittag fällt; 10. Nordosten liegt zwischen Norden und Osten, Nordwesten usw.; 11. Die Windrose ist das Bild der Haupt- und Nebenhimmelsgegenden. c) Zum Lesen: Die Himmelsgegenden. Es gibt wohl kaum einen Menschen, dem nicht schon das neckische >spiel seines Schattens aufgefallen wäre, wenn er am Abend ans der hell- erleuchteten Straße von einer Laterne zur andern geht. Einmal ist dann sein Schatten vor ihm, dann neben ihm und dann wieder hinter ihm, je nachdem er sich von der einen Laterne entfernt und der andern nähert. Am Tage freilich achtet der Mensch selten auf seinen Schatten. Wir aber wollen es heute einmal tun. Es ist gerade Mittag, und die Sonne scheint klar vom Himmel nieder. Wir richten zunächst nnsern Blick znr Sonne, wenden ihr dann aber den Rücken zu. Da erblicken wir nnsern Schatten gerade vor uns. Er ist kurz und der Soune entgegengesetzt. Wir sagen: Am Mittag fällt der Schatten nach Norden oder Mitternacht. Die Richtung, in der die Sonne steht, nennen wir Mittag oder Süden. Heben wir jetzt unsere Arme genan seitwärts hoch, so zeigt der rechte Arm dahin, wo die Sonne am Morgen aufgeht. Wir nennen diese Richtung Morgen oder Osten. Unser linker Arm aber zeigt nach Westen oder Abend, wo die Sonne untergeht. Wir haben jetzt die vier Haupthimmelsrichtungen gefunden. Sie heißen Norden, Süden, Osten und Westen oder Mitternacht, Mittag, Morgen und Abend. Zwischen ihnen denken wir uns noch vier Neben- Himmelsrichtungen liegen. Sie heißen Nordosten, Südosten, Nordwesten und Südwesten. Wir nehmen einen Stock und reißen mit seiner Spitze eine Linie in der Richtung unseres Schattens von Norden nach Süden und dann eine zweite Linie in der Richtnng unserer seitwärts gehobenen Arme von Osten nach Westen. Das entstandene Linienkreuz zeigt uns die vier Haupt- Himmelsrichtungen. Wir vervollständigen es durch Einzeichnnng der vier Nebenhimmelsrichtungen zur Windrose. Da aber die Sonne nicht immer am Himmel steht, können wir sie nicht immer zum Auffinden der Himmelsrichtungen benutzen. Dennoch ist es möglich, daß wir uns auf der Erde zurechtfinden Wir benutzen dazu die Sterne oder den Kompaß. Davon werden wir später hören. 1,2. Vom Messen, a) Fragen und Aufgaben: 1. Wie lang und breit ist deine Wohnstube in Schritten gemessen? 2. Wie lang und breit ist sie mit dem Meterstab gemessen? 3. Wieviel Zentimeter mißt dein Schritt?

2. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 13

1916 - Erfurt : Keyser
— 13 — 4. Gib Länge und Breite des Schulzimmers in Metern an! 5. Welche Gegenstände im Schulzimmer messen in Länge, Breite oder Höhe l/s m, 1 m, 2 m ? 6. Schätze das Maß anderer Gegenstände und prüfe mit dem Meterstab nach! 7. a) Zeichne den Fußboden des Schulzimmers (Grundriß) und nimm als Maß 2 cm = l m (1:50)!*) (Der Grundriß an der Schultafel ist im Verhältnis 1:10 gezeichnet.) b) Bezeichne im Grundriß den Standort der Gegenstände im Schulzimmer! 8. Zeichne in demselben verkleinerten (verjüngten) Maßstab die Fensterwand und die Vorderwand! 9. Baue aus den drei Wänden eine Ecke des Schulzimmers aus! (Körperliche oder räumliche Darstellung des Schulzimmers). 10. a) Zeichne Gegenstände des Schulzimmers im Maßstab 1:10, d. h. 1 cm —10 cm! b) Schneide sie aus und klebe sie auf! b) Nnterrichtsergebnisse: 1. Der Grundriß des Schulzimmers ist die Zeichnung der Grund- fläche und ihrer Mauern. 2. Die Zeichnung ist verjüngt, d. l). verkleinert. 1,3. Bekannte Kilometerstrecken. 1. Vom Hirschgarten bis zum Meinecke-Stein (Beginn der Pfalz- burger Straße); 2. vom Flutgraben (Bahnüberführung Löberstraße) bis zum Beginn der Landgrafenstraße; 3. vom Lutherdenkmal bis zum Kaiserplatz; 4. vom Lutherdenkmal bis zum Flutgraben (Nordendeder Johannes- straße); 5. von der Ehrensäule bis zum Flutgraben (Bahnüberführung Löberstraße); 6. von der Ehrensäule bis zum Ernst Benaryplatz; 7. vom Rathaus bis zum Aufgang des Stadtparkes; 8. vom Rathaus bis zum Südostende der Trommsdorffstraße. 2. Schulhaus und Schulhof. a) Fragen und Aufgaben: 1. Sprich über a) die Lage des Schulhauses, b) die Bedeutung seines Namens, c) die Zeit seines Baues, 6) die Einteilung des Hauses! 2. Gib die Größenmaße des Schulhauses an! 3. Nenne die hauptsächlichsten zum Bau verwendeten Baustoffe! 4. Sprich über a) Reinigung, b) Lüftung, c) Heizung des Schulhauses! *) Von einer Darstellung des Schulzimmers, Schulhofes usw. hat der Verfasser abgesehen, da die Zeichnungen für jedes Schulhaus und seine Umgebung verschieden sind.

3. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 14

1916 - Erfurt : Keyser
— 14 — 5. Wie ist das Schulhaus gegen Feuer und Blitz geschützt! 6. Sprich über die Einrichtung des Blitzableiters! 7. Erzähle von der letzten Feuerprobe! 8. Zeichne den Grundriß des Stockwerkes, in welchem deine Klasse liegt! (1:200) (Der Grundriß, der zur Veranschaulichung dient, zeigt das Verhältnis 1:20.) 9. Zeichne den Grundriß des untersten Stockwerkes! (1:400) 10. Gib die Maße des Schulhofes an! (Gemessen wird mit einer Schnur von 5 bis 10 m Länge, auf welcher die Meter durch schwarze Punkte abgeteilt sind.) 11. Wie hat der Lehrer ein Ar (a) aus dem Schulhof abgesteckt? 12. Bezeichne die Lage des Schulhofes oder seiner Teile zum Schulhaus und zur Umgebung! Abbild. 1. Mittelschule Iii. 13. Sprich über dein Verhalten im Schulhaus und auf dem Schulhof! 14. Zeichne um den Grundriß des Schulhauses (unterstes Stockwerk) noch den Grund« riß des Schulhofes! (1:400) (Der Grundriß, der zur Veranschaulichung dient, zeigt das Verhältnis 1:40.) 15. Warum ist der Schulhof bepflanzt worden? 16. s) Was für Bäume stehen auf dem Schulhof? b) Unterscheide sie nach ihren Blättern und Früchten! c) Zeichne die Blätter und Früchte, schneide sie aus und klebe sie auf! 6) Forme sie! 17. Achte auf die jetzigen Gäste des Schulhofes! 18. Welche waren im Winter anwesend? 19. Führe ein Buch, in welches du einschreibst, wann du die ersten Schwalben iahst, wann die Knospen sich öffneten, der erste Baum blühte, der erste Nebel auftrat, das erste Gewitter ausbrach usw.

4. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 15

1916 - Erfurt : Keyser
— 15 — b) ttnterrichtsergebnisse: 1. Das Ar ist ein viereckiges (quadratisches) Stück Land von 10 m Seitenlänge. 2. Der Grundriß des Schulhauses ist die Zeichnung seiner Grund- mauern. Abbild. 2. Gutenbergschule. 3. Die Schulstraße, a) Fragen und Aufgaben: 1. Erkläre den Namen der Straße, in welcher deine Schule liegt! 2. Sprich über Lage und Richtung der Straße! 3. Welche Straßen verbindet sie? 4. a) Welche durchschneidet sie? b) Welche laufen von ihr aus? 5. Sprich über Länge und Breite der Schulstraße! 6. Sage, wie du diese Maße gefunden hast! (Umrechnung des Schrittmaßes.) 7. Welche wichtigen Gebäude liegen in ihr? 8. Welchem Zwecke dienen sie? 9. Zeichne den Plan der Schulstraße! (Wenn möglich im Maßstab 1 :1000). (Der Grundriß wird auch im Sandkasten geformt; das Veranschaulichungs- bild hat je nach der Länge der Straße verschiedenen Maßstab). 10. Forme den Plan im eigenen Sandkasten! 11. Wie wurde die Schulstraße hergestellt? 12. Zeichne einen Straßendurchschnitt! 13. Forme den Straßendurchschnitt im eigenen Sandkasten!

5. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 17

1916 - Erfurt : Keyser
— 17 — außerdem mit Platten aus Zement belegt. Oft wird er auch mit kleinen Steinwürfeln in allerlei Mustern gepflastert. Ein solches Pflaster heißt Mosaikpflaster. Der Fahrdamm ist in der Mitte etwas erhöht. Dadurch wird bei Regenwetter eine künstliche Wasserscheide für das abfließende Wasser ge- bildet. Am Bürgersteig sind aber die Pflastersteine eben gestellt. Sie bilden an den Bordsteinen eine Rinne. In ihr läuft das Regeuwasser bis zur nächsten Sielösfnnng. Die Öffnungen sind durch starke Eisen- roste geschlossen, damit kein darüberfahrender Wagen einbricht. Das Regenwasser läuft meistens schnell ab. Doch kommen auch Verstopfungen vor, wenn es viel Straßenschmutz mit sich führt. Der Schmutz wird durch einen in den Ablauf eingebauten Schlammfang zurückgehalten. Unter der Straßenoberfläche liegen außer den Röhren für die Ab- leitung noch die Röhren für die Wasserzuleitung und die Gasleitung. Außerdem sind die starken Kabel für das elektrische Licht und den Fern- sprech- und Drahtverkehr emgebettet. Die Schienen der elektrischen Straßen- bahn durchziehen das Straßenpflaster, und am Rande des Bürgersteiges stehen die Gaslaternen und die Mäste der Straßenbahn. Viele Straßen sind mit Bäumen bepflanzt. Sie bieten mit ihrem Baumschmuck während des Sommers einen prächtigen Anblick. Er wird noch vergrößert durch herrliche Blumenbeete und andere gärtnerische Schmuckanlagen, auch durch gut gepflegte Vorgärten, die einzelne Straßen aufzuweisen haben. Der Schulbezirk, a) Fragen und Aufgaben: 1. Gib deinen Schulweg cm!*) 2. Bezeichne die Richtung dieser Straßen von der Schule aus! 3. Erkläre die Namen der Straßen! 4. Sprich über Länge und Breite der Straßen! (Kein genaues Maß.) 5. Entwirf eine Zeichnung deines Schulweges von der Schule aus! 6. Nenne die wichtigen Gebäude am Schulweg! 7. Zeichne sie in deinen Plan ein! (Es sind dieselben Zeichen zu benutzen, die der vereinsachte Stadtplan von R. Diedicke bietet.) 8. Welchem Zwecke dienen die Gebäude? 9. Verschiedene Wanderungen aus dem vereinfachten Stadtplan. (Wenn möglich, benutzen die Schüler auch schon einen kleinen Stadtplan.) d) Unterrichtsergebnisse: 1. Der Stadtplan ist die Zeichnung aller Straßen und Plätze der Stadt. 2 Der Schulbezirk ist der Teil der Stadt, aus dem die Schüler oder Schülerinnen eine bestimmte Schule besuchen. °") Durch Angaben verschiedener Schüler wird der Schulbezirk festgelegt. Dann werden, wenn es möglich ist, die hauptsächlichsten Straßenzüge im Sandkasten aus- gebaut und später vom Lehrer auf die wagerecht gelegte Tafel gezeichnet. Der so entstandene Plan des Schulbezirks dient als Überleitung zum vereinfachten Stadtplan. 2

6. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 22

1916 - Erfurt : Keyser
— 22 — als Dachreiter der schlanke und zierliche Glockenturm. Schon von weitem fällt er dem Wanderer unter den vielen Spitzen der turmreichen Stadt in die Augen. An beiden Seiten des Daches sind Wasserspeier angebracht. Es sind gegossene menschliche Gestalten in der Tracht der Thüriuger- wäldler aus der Ruhlaer Gegend. Der Flur des Rathauses zeigt am Aufgang der Treppe die Gemälde der „Sage" und „Geschichte". Die Treppenwände sind gleichfalls mit Bildern geziert. Sie zeigen uns die Tannhäusersage und einzelne Taten Dr. Fausts, des berühmten Zauberers. Auf der Treppe sind Pagen- gestalten als Lichthalter aufgestellt. Die Flure des ersten und zweiten Stockwerkes enthalten ebenfalls reichen Bildschmuck. Im ersten sehen wir die Darstellung der Gleichensage, der zweite zeigt uns Bilder aus dem Leben Luthers in Erfurt. Der Rathaussaal ist mit neun Bilder» ge- schmückt. Sie sind Darstellungen wichtiger Begebenheiten aus der Ge- schichte der Stadt: 1. Um 740. Bonifacius fällt die Göttereiche und verkündet den Erfurtern die Christenlehre. 2. Der heilige Martin, Erfurts Schutzpatron, die heilige Elisabeth und der Kinderkrenzzug. 3. 1181. Herzog Heinrich der Löwe demütigt sich vor Kaiser Bar- barossa auf dem Reichstag zu Erfurt. 4. 1289. Kaiser Rndolf von Habsburg zerstört mit Hilfe der Erfurter die Raubburgen. 5. 1392. Universität Erfurt. 6. 1509. Erfurter Revolution, genannt „das tolle Jahr". 7. 1664. Kurfürst Johann Philipp zieht in Erfurt ein. 8. 1803. Erfurt huldigt dem preußischen Königspaar. 9. 1814. Einzug der Preußen am 6. Januar und Zerstörung der Napoleonssünle auf dem Anger. Bedeutend einfacher sind die übrigen Teile des Gebäudes, der Mittel- bau und der Ostflügel. An der Ecke des Westflügels und des Mittelbaues ist ein zierlicher Steinerker angebracht. Ihm entsprechen ein zweiter und dritter auf den entgegengesetzten Seiten. Der Mittelbau hat zur Erde eine Säulenhalle oder Laube Früher waren in ihr kleine Läden einge- richtet, wie man sie noch in den Laubengängen der Rathäuser anderer Städte findet. Jetzt sind die Läden in amtliche Diensträume umgewandelt worden. Der Ostflügel war anfangs ganz einfach gestaltet. Er hat aber durch den Anbau eine Verschönerung erfahren. Ihn überragt ein türm- artiges Dach mit einem schlanken Dachreiter. Im Anbau liegt der nene Sitzungssaal der Stadtverordneten. Seine Wände sind mit drei Gemälden geschmückt. Das mittlere Bild zeigt das alte Rathaus, die beideu seitlichen sind Gesamtdarstellungen Erfurts aus älterer und neuerer Zeit. Unser neues Rathaus sah manchen hohen Gast. So weilte Kaiser Wilhelm I. am 20. September 1883 in seinen Mauern. In seiner Be- gleitnng waren damals sein Sohn, der spätere Kaiser Friedrich, und sein

7. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 23

1916 - Erfurt : Keyser
— 23 — Enkel, unser jetziger Kaiser. Er hat mit seiner Gemahlin am 14. Sep- tember 1891 im Rathaus geweilt. Die Gleichensage. Unter den Begleitern Kaiser Friedrichs Ii. auf seinem Kreuzzug 1227 war Graf Ernst von Gleichen. Er folgte dem Kaiser bis ins Heilige Land und zeichnete sich in den Kämpfen durch große Tapferkeit aus. Einst hatte er sich zu weit vom Heere entfernt und wurde gefangen ge- nommen. Man brachte ihn als Sklaven an den Hof des Sultans von Ägypten in Alexandrien. Sieben lange Jahre mußte er dort im Kerker schmachten. Da ließ der Sultan seine Gärten nach dem Neuster der Franken oder Deutscheu umgestalten. Graf Ernst von Gleichen mußte die Arbeit mit verrichten. Hierbei lernte er Melechsala, die Tochter des Sultans, kennen. Sie gewann den Grafen lieb und wollte ihm zur Flucht verhelfen, wenn er sie zum Weibe nähme. Endlich willigte der Graf ein. nachdem er ihr mitgeteilt hatte, daß er schon ein Weib in seiner Heimat habe. Die Flucht gelang, und glücklich landeten beide in Venedig. Sie reisten von dort nach Rom zum Papste. Er gab seine Erlaubnis zur Doppelehe des Grafen. Nun eilte Ernst von Gleichen voraus nach Thüringen, um seiner Gemahlin Ottilie alles zu erzählen. Sie war gern bereit, Melechsala aufzunehmen und ihr eine liebe Schwester und freund- liche Hausgenossin zu sein. Gräfin Ottilie ging ihr bei der Ankunft entgegen. Die Stelle, an der beide am Fuße des Berges zusammentrafen, heißt heute noch Frendenthal, und der Weg, auf dem sie zur Burg zurück- kehrten, der Türkenweg. Die Hochzeit wurde mit großer Pracht voll- zogen, und zahlreiche Thüringer Grafen und Ritter waren als Gäste anwesend. Viele Jahre lebten die drei in glücklicher Eintracht. Als erste starb Melechsala. Ihr folgte Gräfin Ottilie und zuletzt Graf Ernst. Ein gemeinsamer Grabstein deckte die Gebeine des Grafen und seiner zwei Frauen im St. Peterskloster zu Erfurt. Nach der Zerstörung des Klosters wurde der Stein im Dome aufgestellt. Man sieht darauf den Grafen in der Mitte, zur Rechten die Gräfin Ottilie und zur Linken Melechsala. 5. Die Tannhäusersage. Einst lebte ein edler Ritter und Minnesänger aus dem Franken- land mit Namen Tannhäuser. In kühnen Abenteuern hatte er viele Länder durchzogen. Da kam er einst am Hörselbcrg vorüber. Er sah dort eine schöne Frau in der Felsenpforte stehen. Zugleich hörte er aus der Bergestiefe einen gar lieblichen Gesang. Es war Frau Venus, die ihn lockte. Trotz der Warnung des treuen Eckart folgte Tannhäuser und blieb ein ganzes Jahr im Berge. Dann zog es ihn wieder zur Ober- Welt, um beim Papste Vergebung seiner Sünden zu erlangen. Freilich wollte Frau Venus nichts von seinem Scheiden wissen. Tannhäuser mußte ihr fest versprechen, zurückzukehren, wenn er keine Gnade fände. Nun erst konnte er ziehen.

8. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 24

1916 - Erfurt : Keyser
— 24 — Damals lebte in Rom Papst Urban, ein sehr strenger Mann. Zu ihm zog Tannhäuser. Er warf sich vor ihm nieder, küßte ihm die Füße und erzählte ihm alles, was er getan hatte. Da war Papst Urban sehr zornig. Er zeigte auf den weißen Kreuzesstab in seiner Hand und sprach: „So wenig dieser Stab grünet und jemals wieder grünen kann, ebenso- wenig kannst du hoffen, daß Gott dir verzeiht!" Tranrig zog Tann- Häuser zurück zum Venusberg. Er ging hinein und ist nie wieder heraus- gekommen. Nach drei Tagen aber sing der Stab des Papstes zu grünen an, und Urban erkannte so Gottes große, vergebende Liebe. Sofort sandte er Boten nach allen Richtungen aus, Taunhüuser zu suchen. Er war aber nicht mehr zu sinden. 6. Einige Faustsagen. a) Einst erklärte Dr. Faust*) den Studenten das berühmte Helden- gedicht Homers, die Odyssee. Da baten ihn die Studenten, er möchte ihnen die Personen durch seine Zauberkraft vorführen. Faust kam ihrem Wunsche nach. Sofort traten alle Frauen und Männer der Odyssee in den Saal ein, darunter auch Polyphem, der einäugige Riese. Er kaute noch an dem Schenkel eines Griechen, den er schon soweit verzehrt hatte. Als er mit dem Essen fertig war, machte er Miene, sich ein neues Opfer unter den Zuhörern auszusuchen. Darüber erschraken die meisten und flohen. d) Bei dem Junker Bennstedt im Hanse „Zum Anker" hielt Faust sich öfter auf und zeigte seine schwarze Kunst. Er zapfte Wein aus dem Tische und fuhr sogar eines Tages mit einem Fuder Heu durch das euge Gäßchen. Es erhielt nach chm den Namen Dr. Faustgäßchen. Jetzt aber ist es verschwunden. An seine Stelle ist der neugeschaffene Durchgang von der Schlösserstraße nach der Borngasse getreten lschlösserstraße 15/17). 7. Bilder aus Luthers Leben. a) Luther als Student in Erfurt. Noch nicht 18 Jahre alt, kam Martin Luther als Student nach Erfurt. Er wohnte, wenn auch nicht von Anfang an, in der Georgenbnrse, jetzt Augustinerstraße 25. Martin war ein hurtiger, fröhlicher Gesell. Alle Morgen fing er seine Arbeit mit herzlichem Gebet und Kirchgang an. Er hielt es mit dem Worte „Fleißig gebetet ist über die Hälfte studiert". Schon nach ändert- halb Jahren bestand er die erste Prüfung und wollte mm Rechtsgelehrter werden. Das war auch der Wunsch seines gestrengen Vaters. Bald machte ihm aber das Studium der Rechtswissenschaft keine Freude mehr. Er wollte lieber ein frommer Mensch sein, in allen Geboten Gottes untadelig. Das glaubte er nur zu können, wenn er Mönch würde. Für seinen Eintritt ins Kloster fand er bald noch mehr Gründe. Auf einer Reise in die Heimat, Ostern 1504, verletzte er sich lebensgefährlich am Beine. Mit dem Degen, den er als Student trug, hatte er sich eine *) Dr. Faust war ein in den Naturwissenschaften sehr erfahrener Arzt. Er stammte aus Knittlingen in Schwaben und weilte um das Jahr 1520 in Erfurt.

9. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 25

1916 - Erfurt : Keyser
— 25 — Ader durchschnitten. Fast wäre er verblutet. Da rief er in seiner Not: „Maria, hilf!" Er wurde auch wieder gesund, doch hatte er keine Freude mehr am Studium. Noch schlimmer wurde es. als bald darauf sein liebster Freund plötzlich an einer schweren Krankheit starb.*) Schnell eilte Luther an das Totenlager, Hier faßte er den festen Entschluß, ins Kloster zu gehen (1. Bild). Er wollte es aber nicht ohne Erlaubnis seines Vaters tun. So reiste er im Sommer nach Mansfeld. Der Vater wollte jedoch nichts von seinem Eintritt ins Kloster wissen. Martin kehrte darum mutlos und verzagt zurück. Schon war er Erfurt nahe, da überraschte ihn bei Stotternheim ein schweres Gewitter. Ein Blitzstrahl, der in seiner Nähe einschlug, warf ihn zur Erde und in seiner Todesangst rief er laut: „Hilf, liebe St. Anna, ich will ein Mönch werden!" b) Eintritt ins Kloster. An dieses Versprechen hielt Luther sich gebunden. Noch einmal lud er seine Freunde ein und teilte ihnen seinen festen Entschluß mit. Sie wollten ihn davon abbringen, doch ihr Reden war umsonst. Am Morgen des 17. Juli 1505 klopfte er an die Pforte des Augustinerklosters. Seine Freunde begleiteten ihn und ver- suchten noch einmal, ihn zurückzuhalten. Ihr Tun war aber auch hier vergeblich (2. Bild). c) Aufenthalt im Kloster. Jeder Neuling hat im Kloster eine Wartezeit von vier Wochen zu bestehen. Bei Luther dauerte sie doppelt so lange. Er wollte als gehorsamer Sohn erst die Erlaubnis des Vaters haben. Der zauderte aber anfangs noch und gab erst nach, als ihm zwei jüngere Söhne an der Pest gestorben waren (4. Bild).**) Nach der Wartezeit mußte Luther allerlei niedrige Arbeiten für das Kloster verrichten. Man erzählt, er sei mit dem Bettelsack umher- gezogen und habe an den Türen reicher Bürger Brot, Eier, Fleisch und Geld erbettelt (3. Bild). Er verrichtete die Arbeiten willig, weil er hoffte, dem Herrn ange- nehm zu werden. Auch seine Mönchspflichten erfüllte er streng. Doch wurde er nicht ruhig in seinem Herzen. Er hielt das, was er tat, nicht für genug. So schlug er oft noch seinen Körper blutig und lag ohn- mächtig in seiner Zelle (5. Bild).***) Die Klosterbrüder mußten ihn auf- heben und wieder zum Leben zurückrufen. Endlich gelang es einem älteren Bruder und dem Obervorsteher der Augustinerklöster, Luther zu trösten und zu beruhigen. Mit großem Eifer las er jetzt die Heilige Schrift. Schon als Student hatte er in der Bücherei der Universität eine Bibel gefunden und fleißig darin gelesen. Nun war er hocherfreut, auch im Kloster das heilige Buch zu besitzen. Immer wieder las er es *) Die Sage freilich berichtet, Alexius sei im Zweikampf gefallen. *) Der Maler weicht in dem Bilde von der geschichtlichen Wahrheit ab. Der Vater ist nicht, wie es das Bild zeigt, nach Erfurt gekommen, um den Sohn von dem Eintritt abzuhalten. ***) Die Zelle im Augustinerkloster, heute „Evg. Waisenhaus", wurde 1872 durch einen Brand zerstört, aber in der alten Weise wieder hergerichtet.

10. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 26

1916 - Erfurt : Keyser
— 26 — durch. Zuletzt kannte er es so genau, daß er jeden gesuchten Spruch sofort finden konnte (6. Bild). Nachdem er zwei Jahre im Kloster war, wurde er zum Priester geweiht. Als er die erste Messe lesen durfte, lud er seinen Vater dazu ein. Er kam auch mit großem Gefolge nach Erfurt. Doch ließ er es den Sohn merken, daß er nicht mit ihm zufrieden war. äj Reise nach Worms. Das 7. und letzte Bild zeigt uns Luther auf der Reise nach Worms. Am 6. April 1521 zog er von Weimar aus in Erfurt ein. Der Rektor der Universität und viele Studenten waren ihm bis zur Stadtgrenze entgegen geritten. Hier wurde er mit einer Ansprache begrüßt. Luther wohnte im Augustinerkloster und predigte am folgenden Tage in der Klosterkirche. Am 8. April fuhr er nach Worms weiter. 8. Die Bilder im Rathaus-Festsaal. a) Bonifacius fällt die Göttereiche, Im Jahre 742 kam Bonifacius nach Erfurt. Er fand hier noch Heiden. Sie dienten auf der Wagd, dem heutigen Steiger, ihrem Gotte Wage.*) Bonifacius predigte mit großem Eifer gegen ihr Heidentum. Dann forderte er sie auf, die alten Göttereichen im Walde umzuhauen. Viele folgten ihm. Als aber der Zug in die Gegend des Löbertores (Bahnüberführung in der Löber- straße) kam, geschah ein großes Brausen vom Walde her. Da standen alle still, denn sie fürchteten die Rache des Gottes. Doch Bonifacius beruhigte sie. Als sie im Walde angekommen waren, schlugen sie die Eichen um und zerstörten die Altäre. Da der Gott Wage sie nicht strafte, ließen sie sich taufen. dl 1. Der heilige Martin. Die alten Erfurter verehrten be- sonders den heiligen Martin. Sie hatten ihm zwei Kirchen geweiht, die Martinskirche extra muro« (außerhalb der Stadtmauern im Brühl) und die Martinskirche intra muros (zuletzt innerhalb der Stadtmauern am langen Steg, der heutigen Schlösserbrücke). Die Martinskirche im Brühl steht noch, die andere wurde 1736 abgerissen. Ferner zeigt das alte Stadtsiegel den heiligen Martin. Er sitzt als Bischof unter einem Tore, das mit Türmen geziert ist. Die Umschrift lautet: Erfordia fidelis est filia Magontine sedis, d, h. Erfurt ist die getreue Tochter des Mainzer Stuhles. Auch die Tür des alten Rathauses und das Krumme Tor im Brühl (beim Brühler Friedhof) waren mit seinem Bildnis ge- schmückt. Hier erschien er als römischer Reitersmann und teilte seinen Mantel mit einem nackten Bettler. Heute sehen wir das Bild noch im Giebelfeld des Packhofes, an der Tür des Martinsstiftes und auf dem Gemälde im Rathaussaal. Aus dem frommen Reitersmann ist später (374) der Bischof von Tours geworden. Die Sage erzählt, daß Martin vor seiner Wahl sich *) Wage, abgeleitet von wac — Wasser, wurde verehrt an den Wassern des Steigers; vielleicht ist das Wort auch eine Verunstaltung des Wortes Wodan.
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