hl. Hc.
Erdkunde
für Höhere Mädchenschulen
Direktor Prof. Heinrich Fischer, Prof. Dr. A. Geistbeck
Fünfter Teil.
Länderkunde von Europa ohne das Deutsche Reich.
Die koloniale Stellung der europäischen Mächte.
Mit 3 Farbentafeln, 25 Abbildungen, Diagrammen und Kärtchen.
Dritte Auflage.
Studienrat Dir. Dr. M. Geistbeck
Ausgabe C. In 7 Teilen.
Berlin und München.
Druck und Verlag von R. Oldenbourg,
Abteilung für Schulbücher.
1912.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Fischer Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutsche_Reich Berlin Oldenbourg
Vorwort.
Die Wiederholungskurse der Länderkunde in den Teilen V und Vi legen den
Schwerpunkt erdkundlicher Betrachtung weit weniger auf bloße Wiederholung
oder Vermehrung des geographischen Wissens als auf Vertiefung der
geographischen Bildung, die den Blick weitet und Gesinnungen weckt. Dem-
gemäß wurden besonders die anthropogeographischen und wirtschaftsgeo-
graphischen Momente der Länderkunde in den Vordergrund gestellt. Diese
sichern der Geographie auch auf höheren Lehrstufen ein dauerndes Interesse und
gewähren eine wertvolle, ja bei der heutigen politischen und wirtschaftlichen Stellung
des deutschen Volkes geradezu unentbehrliche Bereicherung der allgemeinen Bildung
der Jugend.
Die heranwachsende Jugend soll erfahren, was sie an ihrem Vaterlande
und an ihrem Volke hat, und es sollen in ihrem Geiste die Grundlagen zu einer
von Verständnis und Opferwilligkeit getragenen vaterländischen Gesinnung
gelegt werden, die auch noch im fpäteren Leben wirksam bleibt. Daher bedarf die
eingehendere Behandlung Deutschlands wohl kaum einer besonderen Rechtfertigung.
Vieles in diesen Ausführungen ist den ausgezeichneten Werken von Ratzel, Kirchhoff
und Weise zu danken. Die übersichtliche Gliederung des Lehrstoffs in wenige natür-
liche Landschaftsgebiete gestattet eine beliebige Zusammenziehung oder Erweiterung je
nach Maßgabe der verfügbaren Unterrichtszeit.
Dem Abschnitte über die koloniale Stellung der europäischen Mächte wurde für
den Zweck etwaiger Wiederholung eine knrze Betrachtung der deutschen Kolonien
beigefügt.
Berlin, Kitzingen und Freising, im September 1909.
Die Verfasser.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Ratzel Kirchhoff
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Berlin Kitzingen Freising
2 Europa,
2. Gliederung. Das Mittelmeer zeichnet sich durch eine höchst mann ig-
faltige Gliederung aus. Es teilt sich in zwei große Becken, welche durch
die Apenninenhalbinfel und die Insel Sizilien geschieden werden. Das kleinere
westliche Becken reicht von den Säulen des Herkules bis zur sizilischen
Meeresenge und besitzt mehrere größere Inseln. Es war mit seinen Küstenländern
ursprüglich das Handelsbereich der Karthager, dann der Römer, die freilich
später ihre Herrschaft über das ganze Mittelmeer ausdehnten. — Das größere
östliche Mittelmeerbecken erstreckt sich von Sizilien bis an die phönizische
Küste, umfaßt zwei große Inselgruppen zu beiden Selten der griechischen Halb-
insel und erweitert sich gegen Nordosten noch einmal im Schwarzen Meer. Das
größere östliche Becken ist der Schauplatz der griechischen Geschichte; ihr
Mittelpunkt war Athen.
8. Küsten und Produktenreichtum der Gestadeländer. Eine wesentliche
Stütze fand der Seeverkehr im Mittelmeer in der Natur seiner Küsten, Die
an das Meer herantretenden Gebirge in Phönizien und in Griechenland drängten
die Bewohner schon frühzeitig auf die See, und die vielfach reich gezackte Küste
bot hier zahlreiche schützende Häsen. Dazu waren die Inseln und Halbinseln des
Mittelmeeres natürliche Stationen für die Seefahrer. Auch an Lockmitteln des
Verkehrs fehlte es nicht. Nordafrika und Sizilien waren im Altertum die „Korn-
kammern Roms", Spanien barg reiche Schätze an Edelmetallen, Ägypten lieferte Er-
zeugnisse der Tropenwelt, Elba Eisen, der Libanon Zedernholz zum Bau der Schiffe,
das Meer selbst Fische, Austern, Muscheln, Salz usw., die Gewerbtätigkeit
der umwohnenden Völker Schmnck-, Kunst- und Einrichtungsgegenstände aller Art.
Wie im Altertum, so blieb auch das ganze Mittelalter hindurch das Mittel-
meer der vorherrschende Schauplatz des Seeverkehrs. In diesem Zeitraum waren
es die italienischen Handelsrepubliken Genna und Venedig, welche als see-
beherrschende Mächte im Mittelmeer die Hauptrolle spielten.
4. Bedeutung des Mittelmeeres in der Gegenwart. Mit der Entdeckung
Amerikas büßte das Mittelmeer als Verkehrsstraße von seiner einstigen Wichtigkeit
ein, während die des Atlantischen Ozeans stetig zunahm. Seit aber der Suez-
kanal eröffnet wurde (1869), ist das Mittelmeer wieder das Durchgaugsgebiet
für den gewaltigen Seeverkehr nach Indien, Ostasien und Australien. Außerdem
vereinigen sich noch heute im Mittelmeergebiete höchst bedeutsame Interessen.
England besitzt in Gibraltar, Malta und Cypern sehr wertvolle
Stützen seiner Seemacht und seines Handelsweges „rund um die Welt" und
hält seine Hand über Ägypten, das Durchgangsland nach Indien. Frankreich
beherrscht fast das ganze westliche Mittelmeer; an ihm liegt sein bedeutendster Kriegs-
Hafen (Touion), seine erste Seehandelsstadt (Marseille) und seine wichtigste
Kolonialstadt (Algier). Neben Frankreich sucht jetzt auch Italien seine Macht-
stellung hier immer mehr zur Geltung zu bringen. Dagegen hat Osterreich
nur durch die beiden Adriahäfen Trieft und Fiume Verbindung mit dem Mittel-
meer. Konstantinopel hinwiederum ist sehr bedeutsam als Sitz der islamitischen
Macht. Rußland erstrebt einen Ausweg nach dem Mittelmeer, und selbst
Deutschland ringt im Interesse seines Handels seit neuester Zeit um größeren
Einfluß in Marokko und in der Levante.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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Extrahierte Personennamen: Genna
Extrahierte Ortsnamen: Europa Sizilien Sizilien Athen Griechenland Nordafrika Sizilien Spanien Elba Altertum Venedig Amerikas Indien Ostasien Australien England Malta Cypern Indien Frankreich Marseille Algier Frankreich Italien Osterreich Fiume Konstantinopel Deutschland Marokko
Das Mittelmeer und die Mittelmeerländer. 3
Die drei südeuropäischen Halbinseln.
(Die Pyrenäen-, Apenninen- und Südosteuropäische Halbinsel.)
Vergleichende Betrachtung.
Wirkungen der Halbinselnatur auf die Bewohner. — Die Seelage und ins-
besondere die mehr oder minder starke Abtrennung der drei südeuropäischen Halb-
inseln vom Festlandsrumpfe durch mächtige Hochgebirge weisen die Bewohner
auf Seeschiffahrt, Seehandel und Seefischerei hin. In der Tat ist im Laufe
der Geschichte jede der drei Halbinseln, Italien sogar zweimal, Mittelpunkt einer
Seeherrschaft gewesen: zuerst Griechenland in der Zeit der Perserkriege, später
Rom nach der Niederwerfung Karthagos und im Mittelalter die Städterepubliken
Genua, Venedig und Pisa, zuletzt die Pyrenäenhalbinsel im Zeitalter der Ent-
deckungen. Das natürliche Handelszentrum des Mittelmeeres ist Italien; aber
die früher geeinigten und stärkeren Westmächte Frankreich und England haben
zum größten Teil die Seeherrschaft im Mittelmeer an sich gerissen.
Verwandte Züge in der Bodengestalt der Länder. — Alle drei Halbinseln
liegen im Bereiche des südeuropäischen Gebirgssystems, das durch große gefaltete
Erhebungen und weite Einbruchsbecken gekennzeichnet ist. Seine bedeutsamsten
Erhebungen sind die Alpen und die Pyrenäen. Mit den Alpen stehen in
Zusammenhang Apennin, Karpaten und Balkan, dann das dinarische
Gebirgssystem. Jede Halbinsel besitzt indes ihre Besonderheiten in der Ge-
staltung des Oberflächenbaues. Auf der Apenninenhalbinsel tritt der Vulkanismus
stark hervor (Vesuv, Jschia, Procida, Ätna, Liparische Inseln), in der Pyrenäen-
Halbinsel nimmt die Spanische Tafel (die Alt- und Neukaftilische Hochebene und
deren Scheidegebirge), auf der Balkanhalbinsel die Tyrakische Masse (das
Bosnisch-Serbische Gebirge, der Schar-Dagh, das Witoschgebirge, der Rilo-Dagh
und der Despoto-Dagh) eine besondere Stellung ein. Die letztgenannten Gebirge
sind im Gegensatze zu den jungen Kettengebirgen Reste alter Erhebungen, großen-
teils abgetragene Massive wie die meisten Glieder der Mitteldeutschen Gebirgs-
schwelle, und ihr Boden setzt sich aus Granit, Gneis, Schiefer und anderen
älteren Gesteinen zusammen. Gemeinsam wieder ist allen drei Halbinseln, daß
den westöstlich verlaufenden Hauptketten große Tieflandsbuchten vorliegen: den
Pyrenäen die Aragonische oder Ebro-Ebene, den Alpen die Lombar-
dische oder Po-Ebene, dem Balkan das Becken von Ostrumelien.
Ähnlichkeit in Hinsicht aus Klima, Bewässerung und Wirtschaftssystem.
In klimatischer Beziehung gehören die drei Halbinseln zur Mittelmeerregion,
d. h. sie haben heiße, trockene Sommer und milde Winter, und die Niederschläge
fallen hauptsächlich im Frühjahr und Herbst. Dieser Umstand bestimmt auch
die Natur der südeuropäischen Flüsse, die im Sommer meist trocken liegen,
dagegen im Frühjahr und Herbst wild überschäumen und die Schiffahrt be-
hindern.
Die klimatischen Verhältnisse bedingen ferner die Pflanzenwelt und das
Wirtschaftssystem dieser Gebiete. Ihre Charakterpflanzen sind der Ölbaum,
das eigentliche „Leitgewächs" dieser Zone, ferner die Pinie, die Zypresse, der
Maulbeerbaum, dann Lorbeer, Myrte und Oleander, endlich die Zitronen- und
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Griechenland Karthagos Genua Venedig Italien Frankreich England Balkan Jschia Procida Rilo-Dagh Niederschläge
Marokkanische Küste Der Kalkselsen von Gibraltar mit Stadt
Mittelmeer Anfchwemmungsebene Bucht von Algeciras
Agave Opuntia Immergrüne Korkeichen
Die Straße von Gibraltar, von Norden gesehen.
Wenige Kilometer östlich vom Kap Tarifa. der Südspitze von Spanien, öffnet sich in einem weiten Bogen die über 10 km lange, prächtige Bucht von Algeciras. deren Name in
den letzten Jahren so berühmt geworden ist. Bon der schmalen Halbinsel, die diese Bucht auf der Ostseite abschließt, springt ein 425 m hoher, steil aufragender Fels vor. der
nur durch eine ichmale Anschmemmungsebene mit dem Festlande verbunden ist und an dessen Fug sich die Stadt Gibraltar ausbreitet. An den Abhängen dieses Felsens haben
die Engländer, die Gibraltar im >panischen Erbfolgekriege an sich rissen, starke Befestigungen angelegt, deren Kanonen den Eingang zum Mittelmeere beherrschen. Die ganze
Landschaft atmet südliche Pracht. Vor uns liegen das tiefblaue Meer, die sonnenbeglänzten Felsen, die fremdartige Pflanzenwelt. Der Vordergrund des Bildes zeigt uns die
eigenartige Natur Südspaniens nahe bei Algeciras. In dem trockenen, steinigen Boden wurzeln mächtige Korkeichen, deren Rinde einen Hauptausfuhrgegenstand Spaniens
bildet, Agaven und Opuntien überkleiden dürftig den felsigen Boden, der unter der drückenden Sommerhitze des Südens zu verschmachten scheint. Reben, aus denen feurige
Weine gepreßt werden, reifen an den Gehängen des Meeresufers.
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TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Italien.
7
lonien, Woll- und Seidenindustrie in Valencia, Zigarren- und Tabakfabrikation
in Sevilla.
Handel und Verkehr Spaniens stehen infolge der mäßigen Wirtschaft-
lichen Entwicklung des Landes auf ziemlich niedriger Stufe. Seine Hauptausfuhr
umfaßt Wein, Südfrüchte, Kork, Wolle und Metalle.
Die wirtschaftliche Bedeutung Spaniens ist noch gering.
Siedelungen. Die größeren Siedelungen des Landes finden sich, abgesehen
von der Hauplstadt Madrid, in den fruchtbaren Randgebieten, an der See
oder an den Flüssen und ihren Mündungen. Der wichtigste Hafenplatz ist
Barcelona (590000 Einw,), zugleich ein Hauptsitz der spanischen Baumwoll-
Industrie; von Bedeutung sind ferner Cadix, Malaga, Valencia (230000
Einwohner); Gibraltar an der gleichnamigen Meeresstraße ist britisch. Am
Quadalquivir: Sevilla (150000 Einw.). Im fruchtbaren Becken von Granada:
Granada, von dem prächtigen Palaste der Alhambra überragt. Ans der kasti-
tischen Hochebene liegt in steppenartiger Umgebung die Hauptstadt Madrid
(600000 Einw.).
Die Republik Portugal.
(90000 qkm, 5 Miß. Einw., auf 1 qkm 57.)
Auch Portugals Größe gehört der Vergangenheit an. Gleich Spanien war
es im 16. Jahrhnndert eine Seemacht ersten Ranges mit reichem überseeischen
Besitze in Asien und Amerika, in welch letzterem es Brasilien innehatte. Gegen-
wärtig beschränkt sich sein Kolonialbesitz hauptsächlich auf Teile an der Ost- und
Westküste von Afrika und einige afrikanische Inseln.
Der Handel des Landes liegt danieder, ein beträchtlicher Teil seines Bodens
ist nicht angebaut, die Industrie kaum nennenswert; daher auch diebevölkerung
arm. Die Hauptausfuhrprodukte sind Wein (besonders Portwein) und die
Rinde der immergrünen Korkeiche. Den regsten Verkehr unterhält es mit Eng-
land, vou dem es auch finanziell in großer Abhängigkeit ist. Die beiden
größten Wohnorte sind Lissabon (360000 Einw.), an der Mündung des Tajo,
die Hauptstadt des Landes, mit vortrefflichem Hafen, und Porto an der
Mündung des Douro, Hauptausfuhrplatz des feurigen Portweins (170000 Einw.).
Das Königreich Italien.
(300000 qkm, 341/2 Mill. Einw., 121 auf 1 qkin.)
Die Po-Ebene.
Dank ihren reichen Naturgaben ist die Po-Ebene der
wirtschaftlich wichtigste Teil des Königreichs Italien.
Fruchtbarkeit. Geschützte Lage gegen Norden, reiche Bewässerung und hohe
Sommerwärme, vereinigt mit einem fruchtbaren Anschwemmungslande, bewirken
in dieser „gesegnetsten Niederung Europas" eine außerordentliche Frucht-
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Portugals_Größe
Extrahierte Ortsnamen: Italien Valencia Sevilla Spaniens Spaniens Madrid Barcelona Malaga Valencia Sevilla Granada Granada Madrid Portugal Spanien Asien Amerika Brasilien Afrika Lissabon Italien Italien Niederung_Europas"
8 Europa.
barkeit. In den trockeneren Teilen baut man Weizen, Mais und Hülsenfrüchte:
dazwischen stehen lange Reihen von Ulmen und Maulbeerbäumen, an denen die
Rebe aufrankt. Mit den Blättern der Maulbeerbäume füttert man die Seiden-
raupen. Die feuchten Niederungen werden von Reis- oder fetten Rieselwiesen
eingenommen; diese letzteren ermöglichen die Haltung von Milchvieh mit Butter-
und Käsebereitung. Leider ist das Land fast ganz Eigentum von Großgrund-
besitzern; die fleißigen Arbeiter sind arme, gedrückte Taglöhner. — In Nord-
italien hat auch, begünstigt durch die reichlichen Wasserkräfte, die italienische
Industrie ihren Hauptsitz, besonders die Seiden- und Baumwollindustrie. Stark
verbreitet ist außerdem die Strohflechterei, Infolge der großen Fruchtbarkeit
des Bodens und der ansehnlichen Industrie drängt sich in der Ebene die Bevöl-
kerung äußerst dicht zusammen, namentlich in den zahlreichen Städten, in denen
sich zuerst in Europa auch ein kräftiges Bürgertum entwickelt hat.
Alpenbahnen.
Verkehrslage. In der Po-Ebene vereinigen sich die Alpenstraßen von
Frankreich, der Schweiz, Deutschland und Österreich und streben teils Genua,
teils Venedig zu, von wo aus die Wasserstraße weiter nach dem Orient führt.
Eben diesem Umstände verdankten Venedig und Genua ihre Handelsblüte im
Mittelalter.
Geschichtliche Bedeutung. Den großen Alpenstraßen folgten auch die
Heereszüge der Völker, die den Besitz des sonnigen und erzeugnisreichen
Landes begehrten, und so ist die Po-Ebene von jeher der Schauplatz großer
geschichtlicher Ereignisse gewesen; hier stritten die Römer mit den Galliern,
Puuieru, Teutonen und Goten; Franken und Langobarden, Ghibellinen und
Welsen, Franzosen und Deutsche, Österreicher und Italiener kämpften um die
Herrschaft. Die leichte Zugänglichkeit der Alpen von Deutschland her infolge
ihres Reichtums an tiefeingesenkten Pässen erklärt auch den engen geschichtlichen
Zusammenhang Deutschlands und Italiens und die lange politische Zugehörigkeit
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Nord-
italien Europa Frankreich Deutschland Genua Genua Deutschland Deutschlands Italiens
10 Europa.
sind noch heute der Hauptsitz der italienischen Reederei, und manch tüchtiger Kapitän
hat hier außer dem Entdecker Amerikas das Licht der Welt erblickt. Neuestens
bildet eine sehr wichtige Einnahmequelle der Bevölkerung der starke Znfluß von
Fremden während der Wintermonate. An der durch das Gebirge gegeu Norden
geschützten Küste, der sogenannten Riviera, sind nämlich die Winter sehr mild,
weshalb der Schonung und Erholung Bedürftige in der rauhen Jahreszeit vielfach
hierher eilen. Bedeutendere Winterkurorte sind besonders San Nemo und
Nervi. Der größte Platz Liguriens ist indes Genua (270000 Einw.), schon
im Mittelalter eine der mächtigsten Handelsrepnbliken Italiens und seit der
Eröffnung der Gotthardbahn neuerdings die wichtigste Seehandelsstadt des
Königreichs.
Toskana. Am Arno liegt Florenz (230000 Einw.), wegen seiner schönen
Umgebung la bella genannt. Was aber der Stadt vor allem Berühmtheit verliehen,
sind ihre reichen Kunstschätze, welche sie aus ihrer Blütezeit unter den Medizäern
im 15. Jahrhundert in die Gegenwart herüber gerettet hat. Insbesondere enthalten
zwei berühmte Paläste, die Usfizien und der Palast Pitti, die wertvollsten Kunst-
sammlungen. Überhaupt ist staunenswert, wie fruchtbar das fleine Toskana an
hervorragenden Menschen war; ist es doch die Heimat des großen Dichters
Dante, der noch heute bewunderten Künstler Leonardo da Vinci (wintschi)
und Michel Angelo (andschelo) sowie des Naturforschers Galilei. Von den
Industriezweigen der Stadt verdient besonders die Strohslechterei Erwähnung, die
auch in der ganzen Umgebung betrieben wird. — Den Arno abwärts trifft man
auf Pisa, einst eine wichtige Handelsstadt, heute tot (Pisa inorte) und nur
wegen seiner herrlichen alten Bauten aufgesucht. Der Handelsverkehr der Stadt
ist ans das am Meere gelegene Livorno (100000 Einte.) übergegangen. Fast
nördlich davon Carara mit seinen Marmorbrüchen. Nahe der Küste liegt die
eisenreiche Insel Elba, auf der Napoleon I. kurze Zeit geweilt hat.
Rom. In der Mitte der eigentlichen Halbinsel erhebt sich zu beiden Seiten
des Tiber in der wenig gesunden Campagna auf einer Anzahl kleiner Hügel (früher
zählte man sieben) Rom, die Hauptstadt des Königreiches und der Sitz des
Papstes, einst das Ziel der mittelalterlichen Kaiserfahrten, 540000 Einw. Zwei-
mal hat die Stadt der Welt geboten, einmal im Altertum als stolze Stadt der
Cäsaren, dann im Mittelalter, wo der Papst der Träger einer geistlichen Welt-
Herrschaft gewesen. Und auch heute noch übt sie infolge ihrer Kunstschätze und
Bauwerke auf die ganze gebildete Welt die größte Anziehungskraft aus. Das
Kolosseum, das Forum, die Tempel, Triumphbögen und Säulen weisen auf die
Welt des Altertums hin und gewähren eine Fülle der Belehrung und anschaulicher
Erkenntnis. Daneben aber erwecken das höchste Interesse die Zeugen des christlichen
Rom, vor allem die Katakomben, die vielen herrlichen Kirchen, unter ihnen be-
sonders die gewaltige Peterskirche, der Vatikan, die Residenz des Papstes inrt der
berühmten, von Michel Angelo mit prachtvollen Gemälden geschmückten Sixtinischen
Kapelle und einer sehr reichen Bibliothek. Auch Rafael, einer der größten Maler
aller Zeiten, hat im Vatikan Kapellen, Loggien und Säle (stanze) mit herrlichen
Gemälden bedeckt. — Der Mitte der Halbinsel gehört auch der höchste und zugleich
wildeste Teil der Apenninen an, die Abrnzzen.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Arno Michel_Angelo_( Arno Napoleon_I. Michel_Angelo Rafael
Extrahierte Ortsnamen: Europa Amerikas Genua Italiens Toskana Livorno Elba Rom Rom Rom Vatikan
Palme
(Phönix dactylifera)
Palme
(Brahea Rözlii)
Araucaria Pinie
Agave Lorbeer
Myrtlius communis americana Oleander Crmtflciidaitm
Cypresse
Yucca
elepliantipes striata
Cereus
Rosmarin
Acanthus Cirsium
spinosus nemorale
Opuntia
Vegetationsbild ans den Gärten von Bordighera,
In den Gärten der Riviera, die die Villen der italienischen Nobili umgeben, entfaltet sich unter der Gunst des Klimas und unter der geschickten Hand der Kunstgärtner eine
Pflanzenpracht, die die höchste Bewunderung des nordischen Reisenden erregt. Neben die einheimischen Gewächse der Mittelmeerzone, wie Pinien, Lorbeer, Oleander und Öl-
bäum, und neben nordische Nadelbäume reihen sich die stolzen Kinder der Tropen wie die Phönix- und Anceapalme, und eingeführte Ziergewächse ans der neuen Welt, wie
die Ägave Amerikana und die Araucaria. Von der Fülle der Pflanzenwelt schweift der Blick hinüber auf das dunkelblaue Mittelmeer mit seiner buchtenreichen, dicht besiedelten
Küste und auf die Ausläufer der Apenninen, die dieses unvergleichliche Landschaftsbild im Norden begrenzen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
12 Europa.
msse des Kunstgewerbes treten neben ihnen zurück. Italien ist hiernach vor-
herrschend ein Staat der Landwirtschaft. Die Einfuhr umfaßt hauptsächlich
Getreide, Baumwolle und Kohle.
Durch Zahl, Dichte und wirtschaftliche Betätigung der
Bevölkerung sowie in Hinsicht aus seine kulturhistorische
und politische Bedeutung sür Deutschland steht Italien
unter den drei Halbinseln weitaus an erster Stelle.
Die Südosteuropäische (Valkan) Halbinsel.
(450000 qkm, 17 Mill. Einw., auf 1 qkm 40.)
Bedeutung. Die Südosteuropäische Halbinsel steht allerdings hinter der Pyre-
näen- und Apenninen-Halbinsel an Bevölkerungszahl und wirtschaftlicher Bedeutung
zurück, nimmt aber dennoch das Interesse Europas in hohem Grade in Anspruch.
Der reich gegliederte Süden der Südosteuropäischen Halbinsel ist ja die Stätte der
alten griechischen Kultur, die für das Geistesleben aller Kulturvölker von
größter Bedeutung geworden ist. Dann hält die Halbinsel die Bewohner Europas
fast in steter Spannung durch ihre unruhigen politischen Verhältnisse.
Natur und Kultur. Die Südosteuropäische Halbinsel bietet durch ihre Lage
an der Annäherungsstelle der drei Erdteile Europa, Asien und Afrika sowie durch
die reiche Aufgeschlossenheit der Küste an der Südostseite für Handel und Verkehr
die günstigsten Bedingungen. Namentlich am Bosporus und über die Inseln des
Ägäischen Meeres hin ist die Verbindung mit Asien ungemein erleichtert, weshalb
von alters her der europäisch-asiatische Handel zumeist diesen Weg einschlug; auch
heute führt ein Hauptschienenstrang Europas an den Bosporus und schon weit
hinein nach Asien. Ziemlich ungünstig dagegen liegen die Verhältnisse für die
wirtschaftliche Entwicklung der Balkanländer auf anderen Gebieten. Die Halb-
insel ist größtenteils von einem wilden Gewirre von Gebirgen erfüllt, so daß
sür Ackerbaugebiete wenig Raum bleibt. Nur an der oberen Maritza und nament-
lich an der unteren Donau nimmt das Tiefland größere Ausdehnung an. Anf
der Halbinsel selbst tritt es nur in Thessalien und in schmalen Talebenen auf.
Dazu sind die Flüsse außer der Donau nicht oder nur auf kleinen Strecken
schiffbar. Das karstähnliche Gebirge im Westen der Halbinsel ist überhaupt
wasser- und humusarm. Ganz besonders verhängnisvoll ward dem Lande in
früheren Jahrhunderten die Herrschaft der Türken, und in neuester Zeit hat es
vielfach unter politischen Wirrnissen zu leiden. Endlich steht noch ein sehr be-
trächtlicher Teil der Bevölkerung auf recht tiefer Stufe der Bildung, und die
öffentliche Sicherheit läßt noch immer zu wünschen übrig.
Die Staaten der Südo steuropäischen Halbinsel sind folgende:
1. Die europäische Türkei (Rumelien, Mazedonien und Albanien). Die Haupt-
stadt des Landes, Konstantinopel, ist die größte Stadt Südeuropas (1 Mill.
Einw.) und infolge ihrer Lage an der Grenze zweier Erdteile und an der Ver-
bindung zweier Meere sowie als Endpunkt des westöstlichen Hauptschienenstranges
Europas von hoher Bedeutung für Handel und Verkehr. Außerdem besitzt die
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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