Erster Weit.
Die Erdoberfläche überhaupt.
I. Die Erdkugel und die geographische Länge' und Breite.
§. 1. Gestalt und Größe der Erde. — Von den Hauptmerkmalen
einer Kugel, deren jedes hinreicht diese Gestalt zu begründen, 1) daß alle
Punkte ihrer Oberfläche von einem Punkt im Inneren Mittelpunkt)
gleichen Mstand (Halbmesser als Hälfte des Durchmessers) haben;
2) daß jeder Abschnitt derselben von einem Kreis begränzt wird: trifft das
letztere bei der Erde zu, wie die Erscheinung des Gesichtskreises (des
kreisförmigen Horizonts) zeigt'. Sie ist also wenigstens nahezu eine
Kugel oder ein kugelähnlicher Körper, ein Sphäroid^. — Ein Kreis auf
einer Kugel, welcher sie in zwei Halb kugeln theilt, heißt Umfang der
Kugel (auch Großkreis). Wie jeder Kreis, so wird der Erdumfang in 360
gleiche Theile getheilt, welche man Grade nennt, und der 15. Theil eines
Erdgrads ist die geographische Meile (Meile schlechtweg)^. Durch
Messung hat sich ergeben, daß diese Meile (rund) 7420 Meter oder 22840
Pariser Fuß (Fuß schlechtweg) beträgt^. Der Erdumfang mißt also 5400
solcher Meilen, woraus sich für den Erddurchmesser fast 1720 (Halbmesser
860) Meilen ergibt, für die Erdoberfläche über 9l/4 Millionen Quadrat-
meilen und für den körperlichen Inhalt der Erde über 2600 Millionen
Kubikmeilen 5.
1 Aus solchen Erscheinungen aber, wie z. V. daß auf weiten Flächen annähernde
Gegenstände allmählich von oben herab sichtbar werden, folgt nur, daß die Oberfläche
überhaupt gewölbt oder gekrümmt sein muß. Daraus endlich, daß man an einen
Erdort zurückkommen kann, indem man von demselben aus immer fortgeht, ohne umzu-
kehren, folgt noch nicht einmal die Krümmung, sondern nur, daß die Erde ein aller-
seits begränzter Körper ist.
2 Eine vollkommene Kugel ist die Erde allerdings nicht, schon wegen der Ungleich-
heiten ihrer Oberfläche; doch macht dieser Umstand sehr wenig aus, denn der höchste
Berggipfel (§. 22> ist nur um nahezu l'/s Meile (8840 Meter) weiter von der Erd-
mitte entfernt, als die Oberfläche des Meeres, und dies ist ungefähr der 720. Theil
des Erdhalbmessers. Eine bedeutendere Abweichung ist die sog. Ab platt ung der Erde,
d. h. der Umstand, daß Wölbung und Halbmesser am Aequator (§. 2) am größten ist
und von da an bis zu den Polen abnimmt, wo beides am kleinsten ist; übrigens sind
e§ nicht einmal ganz 3 Meilen (d. h. der 310. Theil des Erdhalbmessers), um welche
ein Aequatorort weiter von der Erdmitte entfernt ist, als ein Pol.
3 2)teß ist eigentlich die große geographische Meile, auch „deutsche" Meile genannt,
Reuschle, beschreibende Geographie. 4. Auflage. I
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
2
Die Erdoberfläche überhaupt.
die kleine vder die (alte) Seemeile ist Vi von jener oder 60 auf I Grad. Ferner
gehen aus 1 Erdgrad 20 spanische „Legoas" (oder französisch-englische Seemeilen), 69' 7
englische „Miles,, (Landmeilen), 105 russische „Werste", 1111/9 „Kilometer" (Ii1 9
„Myriameter"), nahezu 14s/e neudeutsche Meilen (zu 7500 Meter). — Unterabtheilung
des Grads in Minuten und Secunden (d. h. partes minutae primae, partes minutae
secundae; 1° ~ 60', 1' = 60"); 1 geographische Meile ist also — 4 Erdgradminuten,
1 Seemeile — 1 Erdgradminute.
^ Der Parisersuß war lange das allgemeinst gebräuchliche Längenmaß bei wissen-
schaftlichen Angaben in Deutschland, schon seit Jahren trat aber das Meter mehr und
mehr an seine Stelle und ist nun, wie in Anderen Ländern, so auch in Deutschland,
mit dem ganzen metrischen System eingeführt. Das Meter beträgt etwas Uber 3
Pariferfuß (1 Meter — 3,078 P. F.) und soll der 40millionte Theil vom Erdumfang
sein (eigentlich der lomillionte Theil vom „nördlichen Meridianquadranten" der Erde).
5 Die Quadratmeile ist ein Quadrat, dessen Seite 1 Meile beträgt; die Kubi k-
meile ein Würfel (Kubus), dessen Kante 1 Meile lang ist, ungefähr 166000
mal so groß als die größte ägyptische Pyramide (Cheops, Kante 700 Fuß oder 227
Meter.)
§. 2. Die Kreise der Erdkugel; die Hemisphären. — Die Erde
dreht sich alle 24 Stunden so um, daß zwei Punkte ihrer Oberfläche sich
nicht mitdrehen, also wie wenn durch dieselben und durch die Erdmitte eine
Achse ginge, um welche der übrige Körper sich drehte, wie ein Rad um
seine Achse. Deßhalb nennt man diese Bewegung die Achsendrehung,
jene beiden Punkte die Pole (^d. h. Umdrehungspunkte, Angelenden) der
Erde, und den Durchmesser von einem Pol zum andern die Erdachse.
Die Umfange der Erde, welche durch beide Pole gehen oder eigentlich ihre
Hälften ^ heißen Meridiane (Mittagskreise, weil ein Ort Mittag hat,
wenn die Sonne über dem Meridian steht, in welchem er liegt). Derjenige
Erdumfang aber, welcher alle Meridiane in der Mitte zwischen beiden Polen
durchschneidet, heißt Aequat or (Erdgleicher, zunächst, weil er alle Meridiane
halbirt -), auch Aequinoctiallinie (wegen der hier stets stattfindenden
Gleichheit von Tag und Nacht, §. 44), bei den Seefahrern schlechtweg die
„Linie". Alle kleineren Kreise endlich, welche dem Aequator an der Erd-
Oberfläche parallel laufen und nach den Polen zu immer kleiner werden
(aber nicht nach einfachem Gesetz, §. 5), heißen schlechtweg Parallelkreise
(Parallele), unter welchen 4 eine besondere Bedeutung haben (§. 4). —
Derjenige Erdumfang, welcher dem Horizont eines Orts (§. 1) parallel
läuft, heißt der wahre Horizont dieses Orts3. Er wird von dem Vieri-
dian desselben Erdorts in zwei Punkten geschnitten, von welchen derjenige,
welchem bei uns die Sonne um Mittag zunächst steht, der Südpunkt,
der andere der Nordpunkt heißt. Die Punkte des Horizonts in der Mitte
zwischen diesen beiden heißen der Ostpunkt (nämlich auf der Seite, wo die
Sonne ausgeht) und der West Punkt (aus der Seite, wo sie untergeht);
sie bestimmen mit jenen beiden die 4 Hauptweltgegenden — Jeder
Horizont theilt die Erde in eine obere und untere Halbkugel (nämlich
in Beziehung aus den betreffenden Erdort); der Aequator in die nördliche
und südliche Halbkugel; jeder Meridianumfang in eine östliche und
westliche Halbkugel; vorzugsweise aber versteht man hierunter diejenigen
beiden Hemisphären, welche der Umfang des Null-oder Hauptmeridians
bildet \ Dieser ist im Grund willkührlich, man hat aber dazu in der Geo-
graphie den Meridian 20» westlich von Paris gewählt, welcher durch die
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Polen Paris
Antipoden, Klima. 7
und, wie Nord und Süd, so muß man auch stets Winter und Sommer vertauschen,
wenn man von der einen Halbkugel zur anderen übergeht.
§. 6. Antipoden. — Orte, welche an den beiden Enden eines Erd-
durchmesset liegen, heißen Antipoden von einander (gegenfüßlerisch)^. Solche
haben entgegengesetzte Länge und Breite, und daher entgegengesetzte Tages-
und Jahreszeiten, übrigens mit gleichem Betrag der Sonnenhöhen und
Tagesdauern. — Zugleich sind Antipoden orte Punkte größter Ent-
fernung auf der Erde, denn geradlinig stehen sie um einen Erddurchmesser
(oder fast 1720 M.), der Erdoberfläche entlang aber um '/2 Erdumfang
(ober 2700 M.) von einander ab. — Vergleicht man die Theile der Erd-
oberfläche, welche sich antipodisch verhalten, so entspricht fast durchaus das
Meer (mit seinen Inseln) auf der einen dem Festland auf der andern
Seite (insbesondere Spanien und Neuseeland, Mittelafrika und Südsee-
inseln, der ostindische Archipel und der Norden von Südamerika«, und die
einzige Continentaldeckung findet zwischen einem Stück, von Hinterasien
(von China und Mongolei) und dem Süden von Südamerika statt. Dieß
ist bereits ein Merkmal für die Vertheilung von Meer und Land (§. 17).
1 Auch liegt der Antipodenort in der Mitte der untern Halbkugel eines Erdorts,
während dieser selbst in der Mitte der oberen (§. 2) liegt, und das Zenith des Anti-
podenortes ist das Nadir (§. 5, i) des Erdorts (und umgekehrt). Wenn dem einen
von 2 Antipodenorten die Sonne aufgeht, geht sie dem anderen unter.
§. 7. Klima. — Ein Erdort wird von der Sonne um so mehr er-
wärmt, je senkrechter der Sonnenstand, je geringer also seine geographische
Breite ist. Allerdings sind noch manche andere Umstände von größerem
oder geringerem Belang für die Wärmeverhältnisse eines Orts oder Erd-
strichs, wie die Höhe (§. 8), die Entfernung vom Meer (§. 11), die Lage
hinsichtlich der Gebirge (§. 23), so wie auch Bodenart und Pflanzendecke,
und die verschiedenen Hergänge in der Luft, wie herrschende Winde, Regen-
menge (§. 8). Allein die Breite ist jedenfalls der Hauptumstand, daher
die gewöhnlichen Namen der Hauptzonen (§. 4), so wie der Ausdruck
„Klima" ' eines Orts, eines Landes, womit man heutzutage die Gesammt-
heit seiner Wärmeverhältnisse' zu bezeichnen pflegt.
1 „Klimat e" bedeuteten nämlich bei den Alten die kleineren Zonen (§. 4, 2)
von verschiedener Breite, innerhalb deren die Dauer des längsten Tags je um 1 oder
auch um '/2 St. zunimmt (Tabelle §. 5, 5).
2 Dabei kommen die Winter-, und Sommertemperaturen (mittlere und äußerste) in
Betracht, sowohl in der Hinsicht, wie weit sie von einander abweichen (Spielraum,
Temperatur extreme), als zu welchem Mittel sie sich ausgleichen (mittlere
Jahrestemperatur). Zur weiteren Specisicirung der so wichtigen Vertheilung
der Wärme durch das Jahr dienen die Temperaturmittel und Aeußerste für klei-
nere Abschnitte des Jahrs (Jahrszeiten, Monate). Damit aber durch solche „Temperatur-
zahlen" das Klima charakterisirt werde, müssen sie nicht aus einem einzigen Jahrgang
genommen sein, wegen der Ungleichheit der Jahrgänge, vielmehr als Durch-
schnitte aus einer möglichst großen Anzahl von Jahrgängen.
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Extrahierte Ortsnamen: Nord Spanien Neuseeland China Mongolei Südamerika
12 Die Erdoberfläche überhaupt.
besondere (ström- und seeartige) Gebiete abtheilen. Sie bewerkstelligen einen
mannigfaltigen Wasseraustausch zwischen verschiedenen Meeren 3, sie führen
nicht nur Eis und Holz fort, sondern versetzen auch Pflanzensamen und
Thiere an entfernte Gestade^ und sind für die Schifffahrt wichtig als na-
türliche Wasserstraßen. Vermöge seiner Bewegungen arbeitet das Meer be-
ständig an der Zerstörung des Landes durch Wegspülung und Zertrümme-
rung, Hergänge, welche man unter dem Namen Meeres-Erosion zusam-
menfaßt, aber auch Einbrüche und Überschwemmungen''. Beiden große-
ren Hergängen der letzteren Art spielen übrigens innere Veränderungen des
Landes (§. 12) die Hauptrolle, sowie auch bei den umgekehrten Hergängen,
wobei Meeresboden trocken gelegt wird.
1 Dieser Name wird hier in nachdrücklichem Sinn genommen, soviel als Natur-
scheiden, was sich auch in der That in der Verschiedenheit der belebten Natur zu bei-
den Seiten bewahrheitet. Uebrigens wird er auch noch in dem anderen Sinn gebraucht,
in welchem bei Staaten (§. 36) Naturgränze, d. h. natürliche Gränze der künstli-
ch e n Gränze gegenübersteht und selbst auf den kleinsten Bach in der Gränze zweier
Staaten Anwendung findet.
2 Sie beruht auf dem abwechselnden allmählichen Steigen und Fallen des Meers;
5er höchste Wasserstand, welchen das Meer dabei erreicht, ist die Fluth, der niedrigste
die Ebbe, wobei der „Strand" (§. 15) abwechselnd überschwemmt und trocken gelegt
wird. Die Abwechslung findet im Allgemeinen in der Art statt, daß 2mal täglich Fluth
und 2mal Ebbe eintritt, während in den Zwischenzeiten das Meer allmählich steigt (von
der Ebbe zur Fluth), oder allmählich fällt (von der Fluth.zur Ebbe). Die Höhe der.
Finthen ist auf offener See und an freien Küsten unbedeutend (3 bis 7 F. oöer 1 bis über
2 Mtr.); in manchen Buchten und Kanälen aber kann sie je nach der Lage der Küsten
viel bedeutendere Höhen erreichen (bis zu 50 F. oder 16 Mtr.; St. Malo am britischen
Kanal) und statt bloßen Wellenschlags wahre Meeresstrudel veranlassen (Eharybdis,
Malstrom). In eingeschlossenen Meeren (Ostsee, Mittelmeer) fehlt die Erscheinung fast
ganz; auch gibt es halboffene Meere (Tongkinggolf), wo nur einmal täglich Fluth ein-
tritt. Die Eintrittszeit der Fluth oder des Hochwassers ist sehr verschieden nach der
Lage und der Form der Küsten, ja selbst für benachbarte Häfen; die für die Schifffahrt
wichtigen „Hafenzeiten".
^ Wiederum sind diejenigen besonders, auszuzeichnen, welche warmes Wasser (oder
Eis) in kalte, kaltes in warme Räume führen (wie der warme Golfstrom und der perua-
nische Kaltwasserstrom); solche üben selbst klnnatischen Einfluß. Die allgemeinste Strö-
mung geht in den Oceanen v.n Ost nach West dem Aequator entlang (die große „Aequa-
torialströmung"), welche von der Fluth-Ebbe herrührt. Strömungen, welche von Winden
herrühren, heißen D r i f tftrömungen (Driften).
4 Was das Meer überhaupt so fortführt, begreift man unter den „Tr eibproducten"
des Meeres, insbesondere Treibholz, Treibeis u. s. w.
5 Bekannte Beispiele bietet für Wegfpülung die Einschrumpfung der Insel H e l g o-
land, für Meereseinbrüche die Zuyderfce und der Dollart dar.
§. 12. Das Land und seine Veränderungen. — Das Land nimmt
2442000 Dm., d. h. etwas über \'4 (genauer 3/i 9) der Erdoberfläche ein
und ist sehr unregelmäßig über dieselbe vertheilt, kaum daß man bisher
einige Spuren von etwas Gesetzmäßigem wahrgenommen hat (§§. 17. 19).
Die Vertheilung bleibt sich auch nicht gleich im Verlauf der Zeit, vielmehr
ist das Land beständigen Veränderungen unterworfen, wodurch es
auch allmählich dort vergrößert, hier verkleinert wird, und wobei verschiedene
Ursachen betheiligt sind. Es gehört dahin schon die Verwitterung <8- 8),
besonders aber Erosion durch alles bewegte'wasser, nicht nur durch
das Meer (§. 11), sondern auch durch die Landgewässer, zumal die fließen-
den (§. 26), und die Gletscherbewegung (§. 23)'. Ferner gehört dahin die
Reaetion des Erdinnern gegen die Oberfläche oder die Vulkanicität
(§. 10) mit ihren jähen Hebungen und Senkungen, ihren Bodenrissen und
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Abreibende Geographie
Em
der wissenschaftlichen Geographie
(vergleichenden Erdkunde)
zum Gebrauch an höheren Lehranstalten und zum Selbststudium
nach eigenem Plan entworfen
von
Di. ß. K. Weuschle,
Professor am Gymnasium in Stuttgart.
Vierte gänzlich umgearbeitete Auflage.
——
Stuttgart.
6. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch).
1872.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
14
Die Erdoberfläche überhaupt.
darunter wieder theils (in breiten Strecken) verwachsene Halbinseln bis
zu bloßen Halbinselansätzen ld. h. bloßen Auswölbungen und Vorsprüngen
des Landes), theils (bis auf schmale Strecken) abgesonderte Halbinseln,
sozusagen „Beinahinseln" (pemnsulae, mir durch Landengen mit anderem
Lande verbunden) 3) Gest ad ein sei n, gleichsam ganz losgetrennte Glie-
der des nächsten „Festlandes", mit welchem auch zwar nicht alle, aber doch
viele ehedem ohne Zweifel wirklich eine trockene Verbindung gehabt haben
(§§. 12. 18). Den beiden ersten Formen entsprechen auf Seiten des Meers:
l) Meeresarme oder Kanäle und Meerengen (Straßen, Sunde); 2)
Meerbusen (Golfe, Baien) und Büchtens und solche, welche wieder
nur durch Meerengen mit dem übrigen Meer zusammenhängen, heißen wohl
auch, den offenen Meerbusen gegenüber, Binnenmeere („Beinahseen",
Gegenstück der Beinahinseln). Denn die eigentlichen „Binnenmeere",
d. h. ganz von Land umgebeue Meere, abgetrennte Glieder des Meeres,
welche als drittes den Gestadeinseln entsprechen würden, werden (nach dem
herrschenden Sprachgebrauch, obwohl vielleicht mit Unrecht) nicht mehr zum
Meer, sondern unter die Landseen (§. 27) gerechnet 6.
1 So ist das adrratsche Meer ein Nebeiiiueer zunächst des Mittelmeers, weiter-
hin des atlantischen Oceans und ein Zwischennreer Europas, näher von Italien, Oester-
reich und Türkei. — Daß viele Meere das Wort „See" im Namen haben (Nordsee,
Molukkensee) und daß man überhaupt auch die See anstatt Meer sagt, rührt vom Platt-
deutschen (insbesondere vom Holländischen) her, wo die Worte Meer und See ihre Be-
deutuug geradezu vertauschen (Steinhudermeer, Zuydersee).
2 Dem kleinsten Kontinent, Australien mit 140000 Cm., steht die größte
Insel, Grönland mit höchstens 40000 Dm.; dem kleinsten Ocean, dem arktischen
mit 200000 Dm., das größte Meer, das westindische (oder das amerikanische Mittel-
meer §. 102) mit 75000 Cm., gegenüber. Es scheint daher, wenigstens in dieser Hin-
sicht, nicht angemessen, Grönland unter die Kontinente zu rechnen.
3 Dahin gehören auch solche Räume, welche blos verhältnißmäßig schmal sind,
wie Kaukasien, ganz Centralamerika lselbst Südmexico mit eingeschlossen); absolute und
relative Landengen (desgleichen Meerengen).
4 Cape und Landspitzen sind Halbinselansätze im Kleinen, La n dzunge n Beinah-
inseln im Kleinen. Zu den „abgesonderten" Halbinseln, gegenüber den „verwachsenen"
(z. B. Vorderindien), darf man aber auch noch solche rechnen (z. B. die Pyrenäenhalb-
insel), welche nur durch eine relative Landenge (?) zusammenhängen.
5 Buchten sind offene Meerbusen im Kleinen; Fjorde (§. 1£^ lange schmale
Meereseinschnitte, häufig binnenmeerartig, zwischen den Felsen zerrissener Küsten (nach
Art der norwegischen). — Häfen sind kleine Einschnitte mit sicherem Grund und Schutz
gegen Winde, meistens erst durch menschliche Bauten dieser von ihrer Bestimmung ge-
forderten Eigenschaften theilhaftig; Rh e o en bloße Ankerplätze, denen nur die erste Eigen-
schaft zukommt; Werfte Schiffsbauplätze; Docke künstliche von Magazinen umgebene
Becken, zur Schiffsausladung bestimmt. — Die beiden Meeresformen fpielen in manchen
Zwischenmeeren „mit doppeltem Eingang" gewissermaßen in einander (z. B. Nordsee).
0 Uebrigens gibt es nur ein großartiges Beispiel eines solchen eigentlichen Binnen-
mecrs, das Kaspische „Meer" (Kaspi-See), höchst wahrscheinlich auch in der That der
Rückstand eines ehedem viel ausgedehnteren und mit dem Ceean in Verbindung gestan-
denen Meers (§. 87).
§. 14. Höhen und Tiefen des Landes. — Bei Betrachtung der
mannigfaltigen Ungleichheiten des Landes, seiner „senkrechten" Gliede-
rung (Gliederung nach Gebirgen und Flüssen) geht man vom Meeres-
spiegel aus, als dem niedrigsten und gleichmäßigsten Theil der Erdoberfläche,
und gibt von den einzelnen Theilen des Landes an, um wie viel Meter
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Europas Italien Nordsee Australien Centralamerika Nordsee Kaspi-See
Höhen und Tiefen des Landes. 15
(oder Pariserfuß §. 1) sie über den Meeresspiegel hervorragen, ihre Meeres-
höhe (Höhe schlechtweg, absolute Höhe), neben welcher sodann die relative
Höhe mancher Landestheile oder ihre (beziehungsweise) Erhebung über
die nächste Umgebung in Betracht kommt. Selten hat ein größerer
Landesraum überall die nämliche Höhe, gewöhnlich handelt es sich daher
um seine mittlere Höhe, d. h. die Höhe, welche sich bei gleicher Verthei-
lung der Masse über den ganzen Flächenraum ergäbe, eine schwierige Be-
stimmung, welche man aber selbst auf das gesammte Land der Erde ange-
wendet hat (§. 19)1. Land, welches nach seiner absoluten mittleren Höhe
wenig über den Merresspiegel hervorragt, heißt niedrig (Niederung, Tief-
land), im entgegengesetzten Fall hoch (Höhung, Hochland)-; Land, dessen
benachbarten Theilen keine oder nur geringe relative Höhe zukommt, heißt flach
(Ebene), im entgegengesetzten Fall gebirgig (Gebirge). — Das ebene
Land ist entweder hoch oder niedrig, nämlich nach seiner absoluten mittleren
Höhe, wornach man Hochebenen und Tiefebenen unterscheidet. Beide Arten
von Ebenen sind häufiger wellige Flächen (d. h. mit leichten Uneben-
heiten) als völlig ebene Flächen (Ebenen im eigentlichen Sinn). Die
vollkommenen Ebenen selbst aber sind ungleich häufiger geneigte (schiefe)
als tu et gr echte Ebenen; bei diesen haben alle ihre einzelnen Theile, wie
entfernt sie auch von einander sich befinden mögen, die gleiche absolute Höhe;
bei jenen findet, nach einer oder auch nach mehreren Richtungen zugleich,
eine ganz allmähliche Senkung statt, so daß zwar nicht benachbarte, wohl
aber entfernte Theile derselben in der absoluten Höhe sich bedeutend unter-
scheiden können. — Da in einem Tiefland nicht wieder beträchtliche Höhen-
unterschiede seiner einzelnen Theile vorkommen können, so gilt gemeinhin
Tiefebene und Tiefland als gleichbedeutend ^ Einen besonderen Fall von
Tiefland bilden einige vereinzelte Landestheile, welche ausnahmsweise
niedriger als der Meeresspiegel sind; Einsenkungen im Binnenland, welche
. beträchtlich unter demselben bleiben, heißen schlechtweg Erdsenken (Depres-
sionen); außerdem kommt in niedrigen Küstenländern die Erscheinung vor,
daß die Küste selbst einen erhöhten Wall bildet, von welchem aus das Land
sich abwärts wölbt, mitunter selbst etwas unter den Meeresspiegel 4. — Unter
Hochland dagegen sind 2 wesentlich verschiedene Landesformen begriffen:
Hochebene oder Plateau (d. h. eigentlich Hochplatte), auch Tafelland
genannt, und Gebirge (Gebirgsland). Beide haben eine bedeutende (mittlere)
absolute Höhe als gemeinschaftliches Merkmal, unterscheiden sich aber in der
relativen Höhe ihrer einzelnen Theile, die in einem Gebirg, als einem In-
begriff von Bergen und Thälern, sehr bedeutend ist und rasch wechselt,
während leichtere Thaleinschnitte auch im Plateau häufig vorkommend —
Der Uebergang von den höchsten Erhebungen des Landes zu den niedrig-
sten Theilen oder zum Meer selbst findet entweder plötzlich statt, Steil ab-
fall ohne Uebergangsformen (mit den größten Unterschieden in relativer
Höhe), oder allmählich in stufenweiser Abdachung, indem Hochländer-
niedrigerer Art die Mittelglieder zwischen den höchsten Erhebungen und dem
Tiefland bilden, welche insofern Stufenländer heißen (Terrassen, eigent-
lich Mittelstufen)^. In der Regel unterscheiden sich die Abdachungen eines
Hochlands (höherer oder niedrigerer Art) nach beiden Seiten so, daß auf der
einen die steile kurze, auf der anderen die sanfte lange Abdachung stattfindet und
dieß findet selbst auf die ganze Erde Anwendung (§. 19)7. Die verschie-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
16 Die Erdoberfläche Uberhaupt.
denen Stufen einer Langabdachung sind durch Gebirge geschieden, dabei
häufig durch Flußlüufe verbunden, welche jene Gebirge durchsetzen.
1 Sagt man z. B, die mittlere Höhe eines Landesraums betrage 900 F., so heißt
das: wenn alle Höhen und Tiefen jenes Raums gegeneinander ausgeglichen wären, so
läge jeder Punkt seiner Oberfläche 900 F. über dem Meeresspiegel. — Darstellung der
Unebenheiten auf den Karten durch Schraffirung, deren Striche nach den Höhen hin' con-
vergiren, nach den Tiefen divergiren.
2 Es versteht sich, daß man überhaupt keine bestimmte Höhe als Gränze zwischen
Hochland und Tiefland festsetzen kann. Ueberdieß ist die Sache ve rh ält n ißm äßi g zu
fassen, so daß da, wo das Land überhaupt höher sich erhebt, auch das Tiefland bis zu
einer größeren Höhe zu rechnen ist; in Europa z. B mag sich jene Gränze zwischen
500 und 700 F. <150 und 230 Mtr.) bewegen.
3 In den großen Tiefländern der Erde wechseln übrigens geräumige Landrücken
mit größeren flachen Niederungen, in anderen unterbrechen kleinere Niederungen oder
Einrenkungen die höhere Fläche des Ganzen. Das größte Tiefland der Erde ist
das europäisch-asiatische im Norden beider Erdtheile; nächstdem stehen die amerikanischen
im Osten sowohl von Nord- als von Südamerika.
i Solche Wälle gehören unter den Begriff der Dünen (§. 15), in Holland, dem
merkwürdigsten Beispiel der genannten Erscheinung, durch künstliche Eindämmung ver-
stärkt („Deiche"). Eine ähnliche Erscheinung zeigt sich auch an Flüssen, deren Ufer
manchmal höher ansteigen als die Umgebung (z. B. beim Po). — Von Erdsenken
gibt es hauptsächlich 2 bedeutende Beispiele, am todten und am kaspischen Meer, erstere
durch ihre Tiefe (über 1200 F. oder 390 Mtr., niedrigster Punkt des gesammten Landes),
letztere durch ihre Ausdehnung (c. 10000 Qm.) hervorstechend (übrigens weniger als 100
F., c. 25 Mtr.).
5 In den größeren Hochländern der Erde kommen meistens beide Formen des ho-
hen Landes verbunden vor, dergestalt daß bald die eine bald die andere als Hauptbe-
standtheil anzusehen ist. Ueberwiegt die Hochplattenform, so erscheinen du' Gebirge nur
als die Ränder des Tafellandes oder seiner Theile, als seine Rand- und Plateau-
gebirge, und so ordnet sich selbst das höchste Gebirge der Erde (8-22) dem hinter-
asiatischen Tafelland unter, dem größten Plateauland der Erde (nächstdem das
süd- und das nordafrikanifche). Ueberwiegt aber die Gebirgsform, so erscheinen die Hoch-
platten nur als (muldenförmige) Einsenkungen (am großartigsten in den südamerikani-
schen Anden) nach Art der H o ch t h äl e r, nur daß ein solches Gebirgs Plate au rings ge-
schlössen ist, während jene nach einer Seite sich öffnen.
6 Denn die oberste Stufe ist die Hauptanschwellung selbst, welche dann Hochland
(in einem engeren relativen Sinn) heißt, die unterste aber ist das Tiefland.
7 Aber ebenso im Kleinen auf einzelne Berggipfel, welche auf der einen Seite schroffe
Felswände, auf der anderen schiefe Abhänge darbieten.
§. 15. Küsten. — Die Kränzen von Land und Meer, die
Küsten', haben im Allgemeinen sehr unregelmäßige Umrisse und sind lang-
samen Veränderungen (§. 12. unterworfen. Man unterscheidet einerseits zer-
klüstete oder zerrissene und deren Gegenstück, die compacten Küsten;
anderseits Flachküsten, welche ganz niedrig sind und sanft unter den Meeres-
spiegel sich^ abdachen, und Steilküsten, welche höhere Ränder bilden und
schroff (gleich Bergen) zum Meeresboden abstürzen. — Die Flachküsten ent-
halten gewöhnlich einerseits Hügelreihen aus Flugsand, Dünen genannt,
oft weit landeinwärts und in mehrfachen Reihen (jüngere und ältere Dünen),
anderseits „Abwasser" des Meeres, vom offenen Meer fast ganz durch Land-
zungen oder Inseln abgesondert, Strandseen oder Lagunen 2. Häufig sind
sie von vorgelagerten niedrigen Inseln begleitet, sowie von Bänken, welche
sich von jenen Inseln nur dadurch unterscheiden, daß sie unter dem Meeres-
spiegel bleiben; dieß sind die zerrissenen Flachküsten, wie die Südküste der
Nordsee — Die Steilküsten sind im Allgemeinen die Sitze der natürli-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Vorwort.
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Mathematikern verfaßten, Lehrbüchern als ungenau und unvollständig zu
tadeln. In dieser Hinsicht kann ich aus meinen Artikel „Kritische Mis-
cellen zur Geographie" in der Berliner Zeitschrift für Erdkunde (Jahr-
gang 1869) verweisen und beifügen, daß die eigentliche „mathematische
Geographie", d. h. die Anwendung trigonometrischer Rechnung, in meinem
demnächst erscheinenden Lehrbuch der Trigonometrie enthalten sein wird.
Unter anderem habe ich in jenem Artikel auch meine Ansicht von der rich-
tigen Abgränzung der Oceane gegen unverständige, vom alten Schlendrian
aus erhobene, Angriffe geltend gemacht und habe mich dabei, sowie in dem,
was die Zonen betrifft, der Zustimmung der geographischen Gesell-
schaft in Berlin zu erfreuen gehabt. Welche Antwort will man in der
That, bei der gewöhnlichen Definition der fünf Oceane, auf die Frage geben,
zu welchem derselben ein Punkt gehöre, der gerade südlich von Afrika oder
von Australien liegt? (Vgl. Lehrbuch §. 17).
Doch dieses Vorwort ist der Ort nicht für ausgedehnte Kritiken oder
Antikritiken. Daher schließe ich mit einer Erinnerung aus der ersten Vor-
rede von 1851, indem ich den pleonastisch klingenden Titel „beschreibende
Geographie" durch den Gegensatz zu einer „Physik der Erde" motivire und
die Hauptziele meiner geographischen Methode kurz bezeichne. Es sind zwei
Punkte. In der allgemeinen Geographie, welche ich wiederum für den
wichtigsten, weil am meisten wissenschaftlichen, Bestandtheil halte, und welche
in der Art, wie sie im ersten und zweiten Theil des Lehrbuchs abgehandelt
ist, bereits einen Cursus in der Geographie abschließen kann, — habe ich
von jeher nach dem gestrebt, was Peschel Morphologie der Erdoberfläche
nennt, weßhalb mir eben die wesentlichen Fortschritte so willkommen waren,
welche durch seine „Beiträge" hierin gemacht worden sind. In der be-
sonderen Geographie aber geht mein Hauptbestreben dahin, Reingeogra-
phisches mit Geschichtlichem zu verbinden, indem ich im dritten Theil des
Lehrbuchs bei jedem Land der Erde, welches im zweiten Theil gewisser-
maßen als solches deducirt worden ist, von dessen Naturbegriff ausgehe und
zu seiner Weltstellung und geschichtlichen Bedeutung fortschreite. Damit
glaube ich im Sinne Carl Ritters, sowie neuerer Autoritäten, eines Kie-
pert und Peschel, zu verfahren, obgleich Oberländer in seiner Schrift
über „den geographischen Unterricht nach den Grundsätzen der Ritterschen
Schule" mich nicht zu dieser rechnen will. Ich habe daher gewagt, den
Ausdruck „vergleichende Erdkunde", obwohl ich ihn nicht ganz treffend finde,
in den Titel der neuen Auflage aufzunehmen, indem ich ihn durch „wissen-
schaftliche Erdkunde" Paraphrasire.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
18 Die Erdoberfläche überhaupt.
nichts davon dar. — Aus denselben Ursachen, welche die Korallenthiere auf die Tropen-
meere beschränkt, sind sie mit ihren Bauten auch nur auf eine dünne oberflächliche Schicht
derselben (bis zu 120, -höchstens 150 F. oder 40 bis 50 Mtr. Tiefe) angewiesen
(vgl. §. 28), und ebendeßhalb auf die Untiefen an den Küsten jetzigen oder ehemaligen
Landes.
7 Diese bilden die eigentlichen Koralleninseln (§. 18); sie haben Durchmesser *
von 5, 10 bis 15 M., welche also die Kraterweiten der Vulkane bei weitem über-
treffen, weßhalb man nicht etwa an untermeerische Krater als Grundlage der Atollen
denken darf (§. 10, i).
^ Verbindungsriffe zwischen Nachbarküsten könnten als noch eine Art von
Riffen („Brückenriffe"» aufgeführt werden, indessen ist davon nur ein Beispiel bekannt,
die sog. Adams brücke zwischen Ceylon und Vorderindien, wodurch, in Verbindung mit
der dortigen Bodenhebung, jene Insel mit der Zeit dem asiatischen Kontinent einverleibt
werden mag (§. 18).
§. 16. Länder, Erdtheile. — Jeder Theil des Landes, welcher hin-
sichtlich seiner Naturverhältuisse (nach beiden Gliederungen (§§. 13, 14) oder
seiner Bewohner (oft nach beiden Hinsichten zugleich, §. 36) ein Ganzes bildet,
eine Einheit darbietet, und von anderem Land durch Naturgränzen (deren
scheidendste Hochgebirge und Meere §. 11), oft auch bloß durch künstliche
(d. h. von den Bewohnern festgesetzte) Gränzen gesondert erscheint, heißt e i u
Land. Daraus erwächst der Unterschied der Naturländer und der politi-
schen oder geschichtlich e n Länderl. — Die größten und ganz auf Natur-
Verhältnissen beruhenden Abtheilungen des Landes heißen vorzugsweise Welt-
oder Erdtheile; ein Erdtheil ist also entweder ein eigener Kontinent oder
ein größerer halbinselsörmiger Theil eines solchen, übrigens stets mit Ein-
schluß der zugehörigen Gestadeinseln; ja auch die Meere zwischen den einzel-
nen Ländern eines Erdtheils lassen sich mit Recht (so gut wie seine Land-
seen) als dessen Theile betrachten.
1 Das größte und einzig dastehende Beispiel von scharf ausgeprägten Naturländern,
deren Absonderung zu selbständigen Ganzen, wie bei den Erdtheilen selbst, vorzugsweise
auf Naturverhältnissen beruht, bildet die Reihenfolge der großen südlichen Halbinseln
Asiens und Europa's >von der hinterindischen über Kleinasien bis zu der pyrenäi-
schen), gleichsam Erdtheile im Kleinen und das Großartigste von Halbinselbildung auf
der Erde.
§. 17. Die Continente und Oceane. — Die Hauptmerkmale von
der wagrechten Gliederung der ganzen Erdoberfläche sind nun folgende:
I. Was die unregelmäßige Vertheilung von Land und Meer (§§. 11,
12) betrifft, so enthält die östliche Halbkugel mehr Land als die westliche, und die
nördliche in noch größerem Verhältniß mehr als die südliche. Denn der ganze
Raum von 30° S. B. an bis zum Südpol ist fast ganz mit Wasser bedeckt;
bereits unter jenenl Parallel erstreckt sich das Weltmeer nur wenig unterbrochen
- rings um die Erde sin einer Strecke von etwa 4700 M.), und nimmt von
da bis zum Südpol fast so viel Raum ein, als alles Land der Erde (22/s
Mill. Q.m.); dies; ist der Australocean, dessen südlichster Theil, nach sei-
ner besondern Natur, das südliche Eismeer heißt'. Dagegen bildet in
60° N.b. das Land einen, nur durch verhältnismäßig schmale Meerestheile
unterbrochenen Kranz (von 2700 M. Erstreckung), welcher das nördliche
Eismeer oder den arktischen „L)cean" (§. 13,3) als ein riesenhaftes Bin-
nenmeer einschließt. Dieß gibt die Vorstellung von der oceanischen und
continentalen Erdhälfte, Wasser und Landha lbkugel^.
Ii. Zwei Hauptcontinente werden durch 2h auptoceane getrennt, welchen
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TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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