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1. Geschichte der Griechen und Römer - S. 115

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Seine Ermordung. 115 Gegner. Waren sie geneigt, Frieden mit ihm zu machen, so kam er ihnen gern entgegen und gab manchen sogar ein hohes Amt. Die Einrichtungen der Republik blieben bestehen; doch fiel ihm in allen wichtigen Dingen die Entscheidung zu. Die Diktatur wurde ihm auf Lebenszeit bertragen, die Tribunenwrde machte ihn unverletz-lich; oberster Priester war er schon lngst. Nach morgenlndischer Sitte trug er fortan die Purpurtoga und den Lorbeerkranz; seine Bild-snken fanden neben denen der Götter in den Tempeln Platz. Nicht ganz zwei Jahre waren dem gewaltigen Manne noch zur Ordnung des Reiches beschieden. Dabei zeigte es sich, da in ihm der Staatsmann noch den Feldherrn bertraf. Sein klares Auge ber-schaute das ganze Reich und entdeckte berall die Schden. Er entwickelte auch eine groe Arbeitskraft. Vor allem trat er der Ausbeutung der Provinzen durch die Statthalter und Steuerpchter entgegen. Den Beamten wurde jegliche Erpressung streng erboten, und die Steuern erhob der Staat von jetzt ab selbst-Natrlich mute auch der Pbel von Rom unschdlich gemacht werden. Den wollte er in die Provinzen schaffen. Dort sollten diese Nichtstuer zu ordentlichen Leuten erzogen werden. Auch den Kalender ordnete er neu. Mehr als zwei Monate war die rmische Zeitrechnung hinter dem Sonnenjahr zurck. 67 Schalttage brauchte man zur Be-richtigung. Der neue Kalender hie dann der Julianische. 7. Seine Ermordung. Eines hatte der groe Mann bei seiner Ttigkeit nicht gengend in Berechnung gezogen: das Gleich heits-gefhl der Optimalen. Er war doch, so meinten sie, von Hans aus nicht mehr als sie und durfte sich nicht der sie erheben. Nun sahen sie ihn als Alleinherrscher schalten und walten; alles mute sich ihm willenlos beugen. Das erschien ihnen ganz unrmisch und unwrdig. So kam es zu einer Verschwrung, deren Hupter Brutus und Cssius waren, zwei in Gnaden aufgenommene Gegner. Die Verschwrer verabredeten sich, ihn am 15. Mrz des Jahres 44 in einer Senatssitzung zu ermorden. Trotzdem Csar gewarnt war, begab er sich doch in die Versammlung. Nach der Verabredung der Verschworenen bat ihn einer um die Begnadigung seines Bruders. Als Csar diesem antwortete, griff ihn ein andrer von hinten mit dem Dolche an. Das war das Zeichen, der den Wehrlosen herzufallen. Vergebens verteidigte er sich eine Zeitlang mit seinem silbernen Schreib-grisfel; aus mehr als zwanzig Wunden blutend sank er an einer Bildsule des Pompejus nieder und verschied. 8*

2. Geschichte der Griechen und Römer - S. 116

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
116 Xvii. Oktavianus-Augustus und sein Haus. Xvii. Oktavianus-Augustus und fein Ljaus. 1. Der Kampf um die Herrschaft. Die Mrder Casars glaubten mit der Beseitigung des groen Mannes eine herrliche Tat vollbracht zu haben. Doch wurde bald offenbar, da sie dem Vaterlande und sich selbst damit einen sehr schlechten Dienst geleistet hatten. Denn da seine Absichten gut und seine Plne durchaus richtig waren, so fiel das von ihm begonnene Werk mit seinem Tode nur scheinbar aus-einander; sie aber beschworen durch ihre Tat einen furchtbaren Brger-krieg herauf, in dem sie selbst zugrunde gingen. Die Optimalen wollten natrlich eine Gewalt wie die Casars nicht von neuem aufkommen lassen, machten sich vielmehr schleunigst daran, die alten Verhltnisse wieder herzustellen. Es gelang ihnen auch in der Verwirrung, die nach dem Tode des Herrschers entstand, die Verwaltung des Reiches grtenteils in ihre Hnde zu bekommen. Aber sie sollten diese nicht lange behalten. Die Legionen Csars waren ja noch da und folgten gern den Mnnern, die das Werk ihres Feldherrn fortsetzen wollten. Diese Männer waren Antonius, der Unterfeldherr Csars, Lepidus, der Statthalter von Gallien, und Gajus Oktvius, der Groneffe des Ermordeten. Csar hatte den Oktavins zum Erben eingesetzt. Neunzehn Jahre zhlte dieser und lag gerade in Griechenland seinen Studien ob, als ihn die Nachricht vom Tode des Grooheims traf. Der junge Mann war gewillt, die Erbschaft anzutreten und Csars Stellung im Reiche einzunehmen. Er nannte sich fortan Gajus Julius Csar Oktavinns. Dreizehn Jahre hat Oktavianus gebraucht, bis er sein Ziel vllig erreichte. Es zeigte sich, da er trotz seiner Jugend die Verhltnisse klug zu benutzen verstand; vor allem, da er nichts bereilte, sondern wartete, bis sich die Gelegenheit zum Zugreifen bot. Er sah, da es zunchst fr ihn ganz unmglich war, die Alleinherrschaft im Staate zu erlangen; denn ihm fiel nur ein Teil der Legionen Csars zu, die brigen gehorchten dem Antonius und dem Lepidus. Da verband er sich mit den beiden im Jahre 43 zu dem sogenannten zweiten Triumvirat. Mit ihren Heeren zogen die drei in Rom ein und lieen sich, gesttzt auf die Treue der Soldaten, die unumschrnkte Vollmacht im Reiche bertragen. Dann hielten sie durch Proskriptionen ein frchterliches Strafgericht der ihre Gegner. Sie hatten wohl den Westen in ihrer Gewalt; aber die Hilfs-mittel des Ostens standen noch den Mrdern Csars zur Verfgung.

3. Geschichte der Griechen und Römer - S. 117

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Der Alleinherrscher Augustus. 117 Dort rsteten diese sich zum Waffengange; an ihrer Spitze B r n t u s und Cassius. Gegen sie zogen dann Antonius und Oktavian. Im Jahre 42 wurde bei Philippi erst Cassius und zwanzig Tage spter Brutus besiegt. Beide tteten sich selbst. So waren die Triumviru Herren des ganzen Reiches. Sie teilten sich in die Verwaltung. Lepidus erhielt Afrika, Oktavian den Westen, Antonius den Osten. Diese Dreiteilung konnte natrlich auf die Dauer nicht bestehen bleiben, sonst mute ja das Reich aus-einanderfallen. Als Lepidus seine Hand nach Sicilien ausstreckte, fate Oktavian mit raschem Griffe zu und setzte ihn ab; Afrika fgte er dann seinem Gebiete ein. Die beiden noch brigen Gewalthaber schienen es bei der Zwei-te ilung dauernd belassen zu wollen; denn sie traten sich noch verwandt-schaftlich nher: Antonius heiratete die Schwester des Genossen, Oktvia. Doch vernachlssigte er sie bald zugunsten der schnen Knigin Klepatra von gypten, die ihn an sich zu fesseln wute, und verfiel in ppigkeit und Schwelgerei. Schlielich sandte er seiner Gattin den Scheidebrief. Als er dann gar den Kindern der gypterin aus rmischen Gebieten Knigreiche errichtete, da konnte Oktavian endlich einschreiten. Er lie ihn durch den Senat in die Acht erklären und zog gegen ihn. Zur See fiel im Jahre 31 die Entscheidung bei Aktium. Klepatra war mitgekommen. Als die Schlacht noch unentschieden war, ergriff sie mit dem gyptischen Geschwader pltzlich die Flucht. Anto-nius wurde mit den brigen Schiffen sortgerissen, und so blieb Oktavian Sieger. Die Geschlagenen tteten sich dann selbst, als er gypten in Besitz nahm. 2. Der Alleinherrscher Augustus. 31 vor Christus bis 14 nach Christus. Der Groneffe Csars beherrschte bis zu seinem Tode unan-gefochten das ganze Reich. Sein Streben ging dahin, das auszufhren, was sein groer Vorgnger begonnen hatte. Er sgte seine Stellung hnlich in das Staatswesen ein wie Csar. Bei allen wich-tigen Fragen lag die Entscheidung in seiner Hand. Auch die gttliche Weihe wurde seinem Amte zuteil; das bedeutet der Name Augustus; ihm entspricht ungefhr das von Gottes Gnaden" bei den Herrschern von heute. Unter diesem Namen ist er in der Welt-geschichte am meisten bekannt. Mit ihm beginnt die Reihe der rmi-schen Kaiser; denn Kaiser ist gleich Csar. Der Senat war natrlich ganz von ihm abhngig. Doch lie der kluge Mann ihm scheinbar groe Rechte. Die Verwaltung der Provinzen wurde zwischen dem Herrscher und dieser Versammlung geteilt.

4. Geschichte der Griechen und Römer - S. 120

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
120 Xvii. Oktavianus-Augustus und sein Haus. ihm durften sich keine Privatpersonen ansiedeln. Er erschien ganz mit ffentlichen Gebuden und besonders mit Tempeln bedeckt. Sein Rcken trug auch das gewaltige Staatsarchiv. In diesem wurden Hunderte von ehernen Tafeln aufbewahrt, in welche die Gesetze eingegraben waren. Einen wunderbaren Anblick gewhrte vom Capitolinus aus das Marsfeld. Aus prchtigem Grn schauten zahlreiche ffentliche Ge-bude hervor: Amphitheater Schauspielhuser, Tempel. Das herrliche Pantheon mit seinermesenkuppel, das noch heute steht, wurde zu Augustus' Zeit erbaut. Die Rmer der Kaiserzeit waren ein vergnguugs-schtiges Volk. Wir machen uns keinen Begriff davon, was fr Bedrfnisse die vornehmen Männer und Frauen damals hatten, und was sie sich an Speise und Trank leisteten. Der Pbel mute sich natr lieh Behelfen. Aber er hatte es trotzdem gut; denn das Allerntigste, das Brotkorn, lieferte ihm der Staat unentgeltlich. Desgleichen dienten herrlich eingerichtete Badeanstalten ohne Entgelt seinem krperlichen Wohlsein; fr feine Belustigung sorgten die ffentlichen Spiele. Hoch und niedrig zeigten sich gleich versessen auf diese ffentlichen Spiele, zu denen der Eintritt frei war. Groartig waren die Gebude, die diesen Vergngungen dienten. Fate doch der Circus mximus 150000 Zuschauer; spter wurde er sogar so erweitert, da gegen 300000 Platz fanden. Verhltnismig harmlos erscheinen uns noch die Rennen, bei denen gewettet wurde wie heutzutage. Sehr beliebt waren auch die Tier kmpfe. Da wurden Rhinozeros und Elefant gegeneinander losgelassen, Lwen, Tiger, Bren maen ihre Kraft. Aber man schickte die Bestien auch gegen Menschen. Selten waren diese auf solche Kmpfe eingebt; in der Regel nahm man dazu Verbrecher, die oft nur mangelhaft bewaffnet waren und darum von den Tieren bald zerfleischt wurden. Hufig stellten auch Herren solche Sklaven zur Verfgung, der die sie sich erzrnt hatten; und die Zuschauer sahen es lieber, wenn die Tiere, als wenn die Menschen siegten. Nicht minder grausam fr unser'gefhl waren die Gladiatrenkmpfe. Da muten eigens abgerichtete Menschen, meistens Sklaven, miteinander fechten. Doch durfte sie nie gleich bewaffnet sein. Sehr oft stritt ein mit Schild, Panzer und Schwert bewehrter mit einem, der blo einen Dreizack hatte und ein Netz, das er dem Gegner berwarf. Wurde einer so schwer verwundet, da er nicht mehr weiter kmpfen konnte, dann bestimmten die Zu-schauer, ob er begnadigt werden oder den Todessto erhalten sollte.

5. Geschichte der Griechen und Römer - S. 121

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Herrscher aus dein Hause des Augustus. 121 War der eine Gegner tot, so wnrde er sofort in die Totenkammer geschleppt, und ein neuer Kampf begann. Doch waren diese rohen Vergngungen vorwiegend fr den Pbel bestimmt, wenn auch die Vornehmen mit dem Herrscher an der Spitze daran teilnahmen. Die gebildeteren Rmer suchten und fanden ihr Vergngen an edleren Dingen. Immer noch liebte man in den besseren und besten Kreisen die griechischen Schriftsteller, und die Werke der griechischen Bildkunst wurden dort mindestens so hoch geschtzt wie bei uns. Freilich herrschte in den vornehmen Kreisen ein ungeheurer Luxus; nicht blo im Essen und Trinken, auch in der Kleidung und in sonstigen Dingen. Eine vornehme Modedame brauchte zu ihrer Bedienung eine ganze Schar von geschickten Sklavinnen, und es hie, sie wechsle wohl fnfzehnmal im Jahre die Mode. Aber man mu ja nicht denken, da die Sklaven bei den Rmern durchweg schlecht behandelt wurden. Es gab unter ihnen viele, die von barbarischen Vlkern stammten und darum nichts gelernt hatten oder nichts lernen konnten; auch war natrlich viel schlechtes Gesindel darunter. Solche wurden aus die Landgter und in die Bergwerke gesteckt; sie fhrten dort in Ketten ein elendes Leben und wurden oft gezchtigt. Dergleichen Leute gab dann auch der Herr wohl zu jenen Volksbelustigungen her. Die anstelligen und gebildeten Haussklaven dagegen erfreuten sich sehr milder Behandlung; wer sie hart hielt, wurde darum geradeso angesehen, wie wenn jemand bei uns gegen seine Dienstboten roh austritt. Meistens schenkte man denen, die lngere Zeit treu gedient hatten, die Freiheit, und ihre Sohne wurden dann von selbst rmische Brger. 4. Herrscher ans dem Hause des Augustus. Durch seine lange und segensreiche Regierung hatte Augustus bewiesen, ba die Alleinherrschaft, die Monarchie, zur Zeit die einzig richtige Regierungsform fr das Reich war. Es erschien den Untertanen felbstverftnblich, da er nach seinem Tode unter die Götter versetzt wurde. Ohne besondere Schwierigkeiten konnte sein Stiefsohn T i b e r i u s die Regierung bernehmen. Auch er war ein tchtiger Herrscher. Freilich lobten ihn die Provinzialen mehr als die Rmer selbst. Tiberius erlebte viel Bses in feiner Familie und an den Vornehmen. Das machte ihn mitrauisch, und er glaubte bsen Leuten, die ihm Bses hinter- brachten So lie er viele Hinrichtungen vollziehen, die seinem Namen keine Ehre machen.

6. Geschichte der Griechen und Römer - S. 122

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
122 Xvii. Oktavianus Augustus und sein Haus. Ganz anders war sein Nachfolger, der jugendliche Gjus. Man nennt ihn gewhnlich Caligula, das heit Stiefelchen; den Namen hatten ihm die Soldaten gegeben, wie er als Kind im Heerlager in Soldatenstiefelchen einherging. Ihm stieg die auerordentliche Gewalt, die er so frh erlangte, ungeheuer zu Kopfe. Er wollte nicht erst nach seinem Tode zum Gott erhoben werden, sondern schon bei seinen Lebzeiten diese Ehre genieen. Nach seinem Befehle muten ihm in allen Stdten des Reiches Standbilder errichtet und vor diesen Opfer dargebracht werden. Er fetzte sich gern neben Jupiter als ein gleich Mchtiger: das hinderte ihn aber nicht, sich vor ihm zu verkriechen, wenn es donnerte. Ungeheure Summen verschwendete dieser Herrscher fr Prachtbauten. Um das Geld dafr zu erhalten, lie er viele reiche Leute umbringen und zog ihr Vermgen ein. Nach vierjhriger Regierung wurde er ermordet. Noch schlimmer trieb es der letzte Kaiser aus dem Hause des Augustus, Nero. Auch er fhrte prchtige Bauten auf. Dabei kam ihm sehr zu statten, da in der Stadt eine riesige Feuersbrunst ent-stand, die einen groen Teil in Asche legte. Man sagte ihm nach, er selbst habe sie anlegen lassen. Nach seiner Angabe waren die in Rom wohnenden Christen daran schuld, und er lie sie grausam bestrafen. In Brennstoff gehllt, wurden sie in seinen Grten an Bume gebunden und muten den Feuertod erleide; das waren die lebenden Fackeln des Nero. Nichts war ihm heilig; er lie seine Mutter, seine Frau und seinen Lehrer ermorden. Der Herr des Erdkreises trat auch ffentlich im Zirkus als Wagen-lenk er auf, und da er eine schne Stimme zu besitzen meinte, bereiste er das gebildete Griechenland, um als Schauspieler und Snger dort Beifall zu erwerben. Allgemein atmete man auf, als ihn im Jahre 68 nach Christus ein Aufstand zwang, sich selbst das Leben zu nehmen. Neunundneunzig Jahre haben Augustus und sein Haus das Reich regiert. Die einzelnen Teile waren während dieser Zeit zu einem Ganzen zusammengewachsen. Das Treiben der beiden bsen Herrscher hatte in den Provinzen wenig Schaden angerichtet; man sprte es nur in Rom und Italien stark.

7. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 26

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
26 Achilleus. riesige Feste nicht mit Sturm nehmen konnte, mußte man warten, bis die Troer hervorkamen, sei es um die Griechen anzugreifen, sei es, um Vor-räte in die Stadt zu holen. Wenn solche aber Achilleus mit seinen Myr-midonen herankommen sahen, so flohen sie eiligst; aber er war der schnellste Läufer und ereilte sie oft, ehe sie das schützende Tor erreichten. Mehrere Söhne des König Priamos fing er so und verkaufte sie als Sklaven in die Fremde. Dazu mußten die Griechen für die Ernährung so vieler Menschen Beutezüge in die Umgegend machen; sie plünderten die Städte, die mit Troja verbündet waren, erschlugen die Männer, entführten das Vieh und die Schätze der Besiegten, nahmen wohl auch Frauen mit und behielten sie als Sklavinnen im Lager. So zerstörte allein Achilleus dreiundzwanzig Städte. So oft aber ein troisches Heer sich aus der Stadt hervorwagte, rückten die Griechen ihnen zum Kampf entgegen. Doch vergingen neun Jahre, ohne daß eine Entscheidung fiel; aber die Griechen beharrten. denn ein Götterspruch kündete ihnen, sie würden im zehnten Jahre die Stadt erobern. 4. Achilleus' Streit mit Agamemnon. Zunächst brachte das zehnte Jahr den Griechen schweres Leid. Wieder führte sie die Unbesonnenheit Agamemnons in Bedrängnis. Bei einem Plünderungszuge war ein Tempel Apollons zerstört worden, und die Tochter des Priesters war geraubt und Agamemnon als Sklavin gegeben worden. Da kam der Vater Chryses klagend ins Lager und flehte um sein Kind. Agamemnon aber wies ihn barsch zurück und gebot ihm, das Lager zu verlassen. Wohl ging der Priester hinweg, doch flehte er zu Apoll um Rache. Alsbald machte der gewaltige Gott sich auf. Die Pfeile klirrten in seinem Köcher, so eilig schritt er dahin. In eine dunkle Wolke gehüllt, setzte er sich dem Lager gegenüber und schoß erst auf die Tiere, dann auf die Menschen. Jeder Pfeil traf, und wer getroffen wurde, der starb an der Pest, und Tag und Nacht hindurch rauchten die Scheiterhaufen, auf denen man die Toten verbrannte. In dieser Not versammelten sich die griechischen Führer zum Rat, und sie fragten Kalchas, was zu tun sei. Zögernd kündete der Seher, Agamemnon habe den Gott beleidigt, er müsse Die Tochter des Chryses zurückschicken und Apollon ein Opfer von hundert Stieren bringen. Heftig ergrimmte Agamemnon, daß wieder der Seher ihm die Schuld gab, und er weigerte sich, die Sklavin herauszugeben. Als aber alle ihn drängten, besonders Achilleus, gab er widerwillig nach, erklärte jedoch, er werde sich dafür Achilleus' Sklavin, die wunderschöne Tochter des Briseus, aus dessen Wohnung holen lassen. Wohl erschrak Achilleus; doch er schwieg, denn er wollte nicht sagen, daß er die Sklavin lieb gewonnen hatte und sie zu seiner Frau machen wollte. Als nun Agamemnon schickte, gab er sie trotzig hin; aber er schwor, er wolle nicht eher wieder mitkämpfen, als bis die Troer seine eigenen Schiffe bestürmten. So saß er trotzig und untätig in seinem Hause, spielte die Harfe und schaute mit seinem Freunde Pätrokkos auf das Meer hinans. — Die

8. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 29

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Rache für Patroklos Tod. 29 sterben", sagte er, „und war doch Zeus' eigener Sohn! So will auch ich sterben, wenn Zeus es mir bestimmt hat; aber erst muß ich den Freund rächen." Da bat sie ihn nur, er möge bis zum Morgen warten, da werde sie ihm neue Götterwaffen bringen, wie sie ihres Sohnes würdig seien. Eilend stieg dann Thetis empor zum Olymp und trat in die Schmiede des rußigen, humpelnden Gottes Hephästs s. Emsig machte der sich auf ihre Bitte daran und schmiedete in einer Nacht die herrlichsten Waffen, die je ein Menschenauge gesehen hatte: einen Helm mit goldenem Helmbusch, ein scharfes Schwert und zwei Beinschienen von weichem Zinn, einen herrlichen Schild mit knnstvollen Bildern und einen goldenen Panzer. Ehe der Morgen dämmerte, schwammen Thetis und andere Meergöttinnen, ihre Schwestern, schnell über das Meer nach Troja, die herrlichen Waffen hochgehoben in den Händen tragend; dann stiegen sie am Strande empor und legten die klirrenden Waffen zu Achilleus' Füßen. Der ergriff sie schnell und legte sie an, und sie paßten ihm so gut, daß es ihm war, als hätte er Flügel bekommen: dann ergriff er die mächtige Lanze, die Cheiron dem Vater geschenkt hatte und die kein anderer zu schwingen vermochte, sprang auf den Wagen und trieb die Götterrosse an. So stürmte der Götter-söhn in die Schlacht. — Durch die weite Ebene, durch die gestern Hektor die Griechen mit Patroklos' Leiche gehetzt hatte, jagte jetzt Achilleus die Troer, und nichts konnte ihm widerstehen. Er kannte auch kein Erbarmen mehr, er machte keine Gefangenen, sondern schlug alles nieder. Der Fluß, der durch die Ebene floß, wurde rot von Blut und trat über seine Ufer. — So stürmte der Göttersohn gegen die Stadt heran; da ließ man die letzten Flüchtlinge rasch ein und schloß das gewaltige Tor. Einer aber hatte gewagt, vor dem Tor zu bleiben, um Achilleus zu widerstehen: Hektor. Wohl flehten hoch von der Mauer die Eltern, er möge hereinkommen; wohl hielt ihm seine Gattin noch einmal sein kleines Söhnchen entgegen: er stand und erwartete den fürchterlichen Feind. Als der nun aber wirklich nahte, als die Götter-rüstung um ihn blitzte wie Feuer, da verließ den Hektor plötzlich der Mut, und er entfloh. Aber wohin sollte er fliehen? Das Tor durfte man ihm nicht öffnen, dann drang der Feind mit herein, fo floh er rings um die Stadt herum, und die jammernden Eltern mußten beide von der Mauer aus zusehen, wie Achilleus ihren Sohn . ; dreimal um die ganze Stadt verfolgte, wie ein Habicht die Tanbe scheucht, und so oft Hektor versuchte, schnell zum Tore zu gelangen, Achilleus kam ihm immer zuvor und drängte ihn von der Stadt ab. Endlich sah Hektor, daß kein Entrinnen möglich war; er blieb stehen und ergriff die Lanze zum Wurf. Aber ehe der Kampf begann, schlug er dem

9. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 32

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
32 Odysseus von Jthaka. pflügen. Da aber wurde der Schlaue überlistet: der eine Bote nahm das Knäblein Telemachos aus der Wiege und legte es gerade vor den Pflug auf den Acker. Ein Wahnsinniger hätte ruhig weitergepflügt; der Vater aber lenkte vorsichtig den Pflug um das Kindlein herum. So war er entlarvt, und er konnte nun die Heeresfolge nicht mehr weigern. Traurig nahm er Abschied von Weib und Kind, von seinem Vater Laertes, von der herzlich geliebten Mutter und von den treuen Dienern und Hirten, die mit Liebe an ihrem Herrn hingen. Dann machte er sich rüstig auf nach Aulis. B. Der Trojanische Krieg. Mit den andern Fürsten kam er dann unter Agamemnons Führung nach Troja, und der kluge Odysseus tat gute Dienste im Kriege. In der Versammlung, die meist in der Nähe seines Schiffes in der Mitte des Lagers gehalten wurde, wußte er stets den klügsten Rat zu geben; verloren die Griechen den Mut, so wußte er ihn neu zu wecken; gerieten sie in Streit, so wußte er sie zu versöhnen; ging es zur Schlacht, so ordnete er die Scharen. Als im zehnten Jahre Achilleus im Zelte blieb, versuchte er freilich vergeblich, ihn zum Nachgeben zu überreden; aber Odysseus gehörte dann zu den Helben, die mit tapferer Hand Heftor wiberstanben, die auch um Patroklos' Leiche kämpften, und er wich nicht eher, als bis er selbst verwnnbet war. Ebenso kämpfte er später den ganzen Tag bis zum Abeub um die Leiche Achills, und als enblich Aias die Leiche emporhob, ba schützte ihn Obyssens vor dem Feinde. Nach Achilleus' Tode aber würden dem Odys-seus als dem Tapfersten die göttlichen Waffen des Gefallenen zuerteilt. Aber immer noch trotzten die Mauern Trojas allen Angriffen, ba war es Obyffeus, der durch eine List die Stadt gewann. Er ließ ein großes hölzernes Pserb bauen, und in beffen hohlen Bauch versteckte er sich mit den tapfersten griechischen Helben. Dann schoben auf fein Geheiß die andern Griechen ihre Schiffe ins Wasser, verbrannten ihre Lagerstätten und segelten sämtlich bavon, als wollten sie enblich heimkehren. Nur ein einziger Grieche blieb auf Obyffeus' Anorbnuug zurück und versteckte sich im Schilf des Ufers. Jnbes hatten die Troer von der Stadt aus den Aufbruch bemerkt, und kaum waren die Feinde fort, so strömten sie in Scharen ins Feld, freuten sich an der leeren Lagerstätte und jubelten über die endliche Befreiung. Da sahen sie am Strande das merkwürdige Tier stehen und betrachteten es sehr ver-wunbert. Gleichzeitig brachte man aus dem Schilf bett zurückgebliebenen Griechen herbei, und der erzählte nach heftigem Drängen der Troer, das Roß fei ein Weihgeschenk für Poseibon, damit er den Heimkehrenden gute Fahrt gäbe. Man habe es aber so groß gemacht, damit die Troer es nicht in ihre Stadt ziehen könnten; denn wenn das gelänge, habe der Seher gesagt, so sei die Stadt für immer unüberwindlich. Schon überlegten sie, was sie tun könnten, da ergriff der Priester Laokoon — voll Mißtrauen gegen ein griechisches Geschenk — eine Lanze und bohrte sie dem Roß in die Seite Ein dumpfes, unheimliches Klirren erklang im Innern, sonst rührte sich nichts.

10. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 35

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Odysseus bei den Kyklopen. 35 schwer wie ein Mastbaum. Davon hieb er sich einen Pfahl ab, wie ihn ein Mann gut mit zwei Händen umspannen konnte. Den schabten ihm die Gefährten ganz glatt und spitzten ihn zu, und Odysseus machte Feuer an und ließ die Spitze verkohlen, daß sie ganz scharf und trocken wurde. Dann versteckte er sie, und die Griechen zwangen sich, etwas zu essen und zu trinken. Endlich kam der Riese mit der Herde zurück, und weil er in Gedanken war, trieb er alle Tiere herein, auch die Böcke, und sperrte die Höhle zu. Eilig besorgte er nun seine Geschäfte mit seinen großen täppischen Händen, dann packte er wieder zwei Gefährten des Odysseus und fraß sie. Da aber trat Odysseus vor mit einem hölzernen Becher, aus dem köstlicher Weinduft stieg. „Nimm und trink," sprach er, „es ist ein köstlicher Wein, den wir aus der Ferne mitgebracht haben, und Wein schmeckt gut auf Menschenfleisch!" -Gierig trank der Riese und war entzückt. „Schenk mir noch einmal ein," bat er, „und dann sage mir auch, wie du heißest; denn dir will ich ein Gastgeschenk geben für solche Freude!" Eilig füllte Odysseus ihm den Becher zum zweiten und zum dritten Male, und dabei sagte er: „Mein Name ist Niemand! Nun vergiß auch das Gastgeschenk nicht!" — „Gut", sagte der Riese, „den Niemand will ich zuletzt von euch allen verspeisen, das sei sein Gastgeschenki" Damit leerte der dumme Riese den Becher mit dem starken Weine zum vierten Male, und alsbald fiel er ganz berauscht auf die Erde und schlief so fest wie noch nie. Schnell ließ sich Odysseus den Knüttel reichen, hielt ihn ins Feuer, daß die Spitze glühend wurde, und bohrte sie von oben in das Auge des Riesen, das so groß war wie ein kleines Wagenrad, und zwei Gefährten drehten noch den Pfahl rundum, daß das ganze Auge zuckend verbrannte. Wild sprang der Riese empor; aber er konnte seine Feinde nicht finden, denn er sah ja nichts mehr. Da erhob er ein furchtbares Gebrüll, und die andern Kyklopen eilten neugierig herbei. Aber sie konnten den Block nicht abrücken; so riefen sie von draußen Polyphem zu, wer ihm etwas tue, wer ihn beraube oder ihn würge. „Niemand beraubt mich!" schrie der von innen tobend, „Niemand tut mir Gewalt an!" — „Wenn dir niemand etwas tut", schrien die anderen, „so lege dich fchtafen!" und damit trollten sie sich davon. Polyphem aber tobte weiter bis zum Morgen. Dann schob er den Felsblock etwas zurück und ließ die Tiere heraus; doch setzte er sich in den Eingang und betastete sorgfältig den Rücken der Tiere, ob sich nicht etwa ein Mensch mit ihnen hinausdrängte. Aber Odysseus war wieder klüger. Er band je drei Schafe zusammen, und unter das mittelste und stärkste band er einen seiner sechs noch übrigen Genossen. Für sich aber wählte er den größten und stärksten Widder der Herde, hängte sich unter ihn und krallte sich in seiner Wolle fest. Da das Tier so schwer zu tragen hatte, kam es als letztes an den Ausgang. Der dumme Riese glaubte, es sei traurig über das Unglück seines Herrn, streichelte es und sprach mit ihm, merkte aber nicht, was das Tier zu tragen hatte. Dann schob der Riese sorgfältig den Block 3*
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