Xi
Zur sechsten Auflage.
Bei der Herstellung dieser neuen Auflage ist es zu-
nächst mein Bestreben gewesen, das Buch immer mehr
zu einer zugleich belehrenden und genußreichen Lectüre
zu machen, ohne ihm das Systematische zu benehmen, was
es zum Lehrbuche bequem macht. Ich habe deshalb in
dem ersten Theile einige schönen Erzeugnisse unserer clas-
sischen Literatur als Beispiele hinzugefügt, dagegen die
Lehre von den Versfüßen wesentlich vereinfacht. Im zweiten
Theile habe ich nüch bestrebt, einige Mängel des Styls
zu heben und denselben fließender zu gestalten. Einige
Proben aus schlesischen Dichtern, die von wenig Bedeu-
tung waren, wurden gestrichen, um Raum für Bedeuten-
deres zu gewinnen. Dem Thier-Epos ist ein anderer
Platz und an der Hand der neuesten Forschung seine
Stellung in der Weltliteratur angewiesen und sein Ver-
hältniß zur Fabel bestimmt. Fremde Urtheile sind meist
durch eigene, aus den Quellen geschöpfte ersetzt, der Text
fast durchgängig eben daher berichtigt.
Der dritte Band führt die Geschichte unserer Lite-
ratur bis auf die neueste Zeit fort und ist nach
denselben Grundsätzen wie die beiden ersten berichtigt und
ergänzt.
Niemand, der eine frühere Auslage zu benutzen Ge-
legenheit hatte, wird in der neuen Etwas, was ihm an
dem Buche lieb geworden, vermissen; dagegen haben die
Verlagsbuchhandlung sowie der unterzeichnete Heraus-
geber Nichts versäumt, demselben einen immer größeren
Freundeskreis zu gewinnen.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Älles, was wir sprechen und schreiben, ist entweder Poesie oder
Prosa. Aber nicht alles, was in Versen geschrieben ist oder sich
reimt, ist deshalb Poesie. Eben so wenig ist alles, was nicht in
Versen ausgedrückt ist, darum Prosa; es kann auch Poesie sein.
Der Inhalt also und die Art des Ausdrucks muß entscheiden, ob
es Poesie oder Prosa sei.
Das, was in Versen geschrieben ist, nennen wir gebundene
Rede, gleichviel ob es Poesie oder Prosa ist; denn es giebt auch
gereimte Prosa. Das, was nicht in Versen geschrieben ist, heißt
ungebundene Rede, und diese kann sowohl Poesie als Prosa
sein. Jedoch besteht die meiste Poesie in gebundener, und die
meiste Prosa in ungebundener Rede; nur darf dies nicht als
Regel angenommen werden.
Wodurch unterscheiden sichnunpoesieund Prosa? —
Die Prosa drückt das ans, was wir gedacht, die Poesie das,
was wir empfunden oder was wir durch die Einbildungskraft
erzeugt haben. In jener herrscht also der ruhig betrachtende Ver-
stand, in dieser das aufgeregte, begeisterte Gefühl. Jene soll
Andere von der Wahrheit dessen, was ich sage, überzeugen; sie
sollen meinen deutlich ausgedrückten Gedanken folgen; es sollen
dieselben Gedanken in ihnen erzeugt werden, damit sie die Richtig-
keit meiner Aussprüche einsehen. Der Hauptzweck der Prosa ist
also Wahrheit. — Die Poesie dagegen geht von der Begeisterung
des Gefühls für das Schöne, Edle, Große, und von einer lebhaften
Einbildungskraft aus. Der Dichter läßt seinen Empfindungen
freien Lauf, drückt sie in einer edlen, lebhaften Sprache, in einer
ansprechenden Form aus, und findet in dem Herzen jedes fühlenden
Literaturgesch. v. Nesselt. I. 6. Aufl. 1
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Und sieh, aus den Felsen, geschwätzig, schnell,
Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell. (Ebenda.)
Und hohler und hohler hört man's heulen.
(Derselbe, Taucher.)
Von dem Dome
Schwer und bang
Tönt die Glocke
Grabgesang. (Derselbe, Lied von der Glocke.)
Die Bildlichkeit des Ausdrucks hängt mit der Fülle der An-
schauungen des Dichters zusammen; aber obwohl sich keine Regeln
geben lassen, in welchen Fällen der Dichter zu ihr seine Zuflucht
nehmen soll, kann er doch vor Abwegen gewarnt werden, auf
welche eine zügellose Phantasie ihn führen könnte.
Es giebt Fehler a) des einzelnen Bildes und d) der Zusammen-
stellung mehrerer Bilder. Unter jene hat man zu rechnen:
1) Die Unrichtigkeit, welche auf einem Verstoß gegen die
natürliche Wahrheit der Dinge beruht; 2) die Mattigkeit, wenn
der Vergleichungspunkt nicht schlagend genug hervortritt, so daß
das Bild als überflüssig erscheint; 3) die Geschmacklosigkeit,
wenn das Bild an und für sich widerlich oder ungereimt oder
wenn es zu weit hergeholt ist; 4) die Trivialität, wenn ein
Bild durch häufigen Gebrauch stereotyp geworden ist.
Eine Zusammenstellung oder Häufung von Bildern verleitet
zu Katachresen, worunter man Verstöße gegen die Einheit des
Bildes versteht, indem der Dichter aus einem Bilde in den eigent-
lichen (nicht bildlichen) Ausdruck, oder aus einem Bilde in das
andere verfällt: Der Kugel Saat pfeift. — Man muß den
Strom der Zeit bei der Stirnlocke fassen.
Rhythmus und Metrum.
Man verlangt von einem Gedichte auch, daß es Wohl-
klang habe. Dieser entsteht theils durch die Wahl solcher Wörter,
welche, neben einander gestellt, einen angenehmen Eindruck auf
das Ohr machen, theils durch die regelmäßige Abwechselung
langer und kurzer Sylben, theils durch den Reim. Wenn wir
z. B. in den bekannten Worten Johanna's in Schiller's Jungfrau
von Orleans:
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
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Die Waffen ruh'n, des Krieges Stürme schweigen.
Auf blut'ge Schlachten folgt Gesang und Tanz;
Durch alle Straßen tönt der muntre Reigen,
Altar und Kirche prangt in Festes Glanz,
Und Pforten bauen sich aus grünen Zweigen,
Und um die Säule windet sich der^ Kranz.
Das weite Rheims saßt nicht die Zahl der Gäste,
Die wallend strömen zu dem Völkerfeste; •—
Wohlklang bemerken, so beruht das auf jenen drei Gründen. In
der ungebundenen Rede fällt dieser Wohlklang weg (wenigstens
wird er nicht verlangt), weil es da weder eine regelmäßige Ab-
wechselung langer und kurzer Sylben, noch einen Reim giebt.
Der durch die regelmäßige Abwechselung langer und kurzer
Sylben entstehende Wohlklang heißt Rhythmus. Er muß sich
nach dem Inhalt des Gedichts richten, und also anders sein in
einem fröhlichen, als in einem ernsten Gedichte. Wie ist z. B.
der Rhythmus so ganz anders in dem Liede:
Mir Freude des Lebens
Ist Garten und Haus!
Man lockt mich vergebens!
Ich gehe nicht aus.
Im Tummel da zwing' ich
So dumm mich und stumm;
Hier sing' ich und spring' ich
Im Garten herum;
und dagegen in dem andern Liede:
Trockne deines Jammers Thränen,
Heitre deinen Blick;
Denn es bringt kein banges Sehnen,
Ihn, der starb, zurück u. s. w. (Voß.)
Die meisten Gedichte haben ein bestimmtes Metrum, d. i.
die langen und kurzen Sylben wechseln auf eine und dieselbe
Weise ab. Die langen Sylben bezeichnet man durch einen Quer-
strich (-), die kurzen durch ein oben offenes Häkchen (-). Das
Metrum des obigen Liedes „Mir Freude" u.s. w. würde also lauten:
und des Liedes: „Trockne deines" u. s. w.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
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Durch die bestimmte Abwechselung beider Sylbenarten (Metrum)
entsteht ein musikalischer Takt, den man eben Rhythmus nennt.
Es giebt also lange und kurze Sylben. Wie in der Musik
2 Achtel auf 1 Viertel gehen, so nehmen 2 kurze Sylben so viele Zeit
weg, wie 1 lange. Z. B. die beiden langen Sylben Hausfrau
nehmen eben so viele Zeit weg, als die 3 Sylben Mütterchen,
weit in diesem Worte die erste Sylbe lang, die beiden letzten kurz
sind, oder, durch Zeichen ausgedrückt, — ist eben so viel wie - ^
Welche Sylben lang sind, lehrt die Aussprache. Namentlich
gehören dahin die einsylbigen Hauptwörter, z. B. Baum, Haus,
Tod, Mund. Ferner die Gruudsylbe der mehrsylbigen Wörter,
z. B. in gebet ist ge lang, in Gebet dagegen ist es bet, weil
bei jenem ge, bei diesem bet die Stammsylbe ist; jenes konimt
von geben, dieses von beten her. Ebenso ist in eigentlich die
Sylbe ei lang, weil sie die Stammsylbe ist. Ueberhaupt be-
stimmt in der Regel die Bedeutsamkeit über die Länge oder Kürze
der Sylben. Daher ist in den zusammengesetzten zweisylbigen
Hauptwörtern das Bestimmungswort länger als das Grundwort,
z. B. in Hausfrau, Großmuth, Landgut, Handtuch sind Haus,
Groß, Land und Hand länger als Frau, Muth, Gut und Tuch.
Wenn ein einsylbiges Haupt- und ein einsylbiges Zeitwort bei-
sammen stehn, z. B. Hans ißt, Max schreibt, Fritz läuft, so hat
das Hauptwort den Hauptton, wenn der Satz eine Antwort ist
auf die Frage: Wer ißt, schreibt, läuft? aber das Zeitwort
hat den Hauptton, wenn der Satz auf die Frage antwortet:
Was thut Hans, Max, Fritz? In der Regel ist das Zeitwort
länger als das daneben stehende Fürwort und Bindewort, z. B. wo
weilt er? — Hier ist weilt länger als wo und er. Aus dem-
selben Grunde sind die Vorwörter, Bindewörter und Geschlechts-
wörter immer kurz, es müßte denn ein besonderer Ton darauf
liegen.
Aber es giebt auch solche Sylben, die manchmal lang und
ein andermal kurz sind. Man nennt sie mittelzeitig, und
bezeichnet sie mit: ^ Mittelzeitig sind z. B. die meisten einsylbigen
Fürwörter. Rur es ist immer tonlos, mithin auch an sich
immer kurz. Aber auch eine an sich kurze Sylbe kann im Verse
als lang gelten, wenn sie zwischen zwei andern kurzen Sylben
steht, z. B. in Schiller's „Göttern Griechenlands":
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Muth Hans Max Max Fritz Hans Max Max
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Selige Geschlechter,
frühere Lesart:
Glücklichere Menschenalter
Umgekehrt gestatten sich unsere Dichter mit Recht auch bis-
weilen die Verkürzung einer an sich langen Sylbe, wenn sie
zwischen 2 langen Sylben steht oder im daktylischen Versmaaß
auf eine lange Sylbe folgt, z. B. Schiller, das Ideal und
das Leben:
und des Erdenlebens
L ~ 1
Schweres Traumbild sinkt und sinkt und sinkt.
Der Spaziergang:
von eurem Blute begossen
J_ V,
Grünet der Oelbaum, es keirnt lustig die köstliche Saat.
Die Regeln, die angeben, welche Sylben lang, kurz und
mittelzeitig sind, können wir hier nicht anführen. Auch läßt ein
einigermaßen geübtes Gehör uns die Länge und Kürze der Sylben
leicht erkennen.
Was man in der Musik einen Takt nennt, heißt in der Poesie
ein Fuß: also diejenigen Sylben, welche man als zusammen-
gehörig betrachtet, wenn man einen Vers in seine Theile auflöst.
Man nehme z. B. die Verse:
Hoffnung ist ein fester Stab,
Und Geduld ein Reisekleid,
Da man mit, durch Welt und Grab,
Wandert in die Ewigkeit.
Jede Zeile hat hier 31/2 Füße, deren jeder aus einer langen
und einer kurzen Sylbe besteht: Hoffnung | ist ein | fester | Stab
u. s. w. Dagegen hat folgender Vers 6 Füße:
Glücklicher | Säugling! dir | ist ein un= | endlicher | Raum noch die | Wiege.
(Schiller.)
Die deutsche Sprache gebraucht meist nur zweisylbige, seltener
dreisylbige Füße. Und da die Schönheit des Rhythmus in der
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
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Unnatur dieser Geistesproducte bei. Am besten beurtheilt ihn
Schiller in einem Briefe an Göthe: „Die Eigenschaft des
Alexandriners sich in zwei gleiche Hälften zu trennen, und die
Natur des Reims, aus zwei Alexandrinern ein Couplet zu
machen, bestimmen nicht bloß die ganze Sprache, sie bestimmen
auch den ganzen innern Geist dieser Stücke. Die Charaktere,
die Gesinnungen, das Betragen der Personen, alles stellt sich
dadurch unter die Regel des Gegensatzes, und wie die Geige des
Musikanten die Bewegungen der Tänzer leitet; so auch die zwei-
schenklige Natur des Alexandriners die Bewegungen des Gemüths
und die Gedanken. Der Verstand wird ununterbrochen aufge-
fordert, und jedes Gefühl, jeder Gedanke in diese Form, wie
in das Bette des Prokrustes gezwängt." Die Nachahmung des
französischen Geschmacks in der deutschen Literatur führte auch
bei uns den Alexandriner ein; er wurde in der Lyrik und im
Drama der Lieblingsvers unserer gelehrten Zopfpoesie bis in die
Mitte des 18. Jahrhunderts. Neuerdings hat ihn Rückert mit
Glück in der Lehrdichtung angewandt (Brahmanische Erzählungen,
Weisheit des Brah manen):
Was hat dich, Geist, vermocht, aus Gott hervorzuwallen?
Er hat dich nicht verbannt, du bist nicht abgefallen.
Die Liebe nur hat dich, die Liebe dich vertrieben;
Er wollte, daß er dich, daß du ihn könntest lieben.
Wär' er nicht außer dir, wie könnt'st du suchen ihn?
Wärst du nicht außer ihm, wie könnt' er an dich ziehn?
Bei dem Trimeter, gleichfalls einem sechsfüßigen jambischen
Verse, liegt die Cäsur im Gegentheil so, daß sie den Vers nicht
in zwei gleiche Hälften scheidet. Der Trimeter ist der Vers der
griechischen Tragiker; doch haben ihn auch die Neueren ange-
wandt, z. B. Göthe in der „Helena", (3. Akt des 2. Theiles
vom Faust) und Schiller in den Montgomery-Scenen der „Jung-
frau von Orleans" (Theil Iii.) und in einer Scene der „Braut
von Messina." Es kommen auch Jamben mit Anapästen vor,
selten Anapäste allein; aber beide mit einander bringen eine recht
gute Wirkung hervor; z. B.
Doch als die Priester hoben
Den blanken Opferstahl,
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u
Die Thiere begannen zu toben,
Und starben in Wuth und Qual.
Es schaut auf das Gewimmel
Und auf das Blut, das floß,
Mit blauem Auge der Himmel
Hernieder erbarmungslos.
Unter einer Terzine versteht man drei fünffüßige jambische
Verse, deren Reime so verschlungen sind, daß der von zwei ge-
reimten Versen eingeschlossene Vers wieder den Haupt-Reim zu
der folgenden Terzine bestimmt. Das Schema der Terzine ist
also übn, beb, cdc, dcd u. s. w. bis yzyz. Denn um den Reim
der letzten Terzine zu vervollständigen, wird den 3 Versen der-
selben noch ein vierter zugefügt. Bekanntlich ist die divina comedia
des Dante in Terzinen gedichtet. Von deutschen Dichtern haben
die Terzine hauptsächlich Chamisso, Rückert, Platen,
Herwegh und S all et kultivirt. Zur Probe geben wir das
schöne Gedicht von Rückert:
Wein und Weinen.
Hör' an und lern' in deinem Geist erkennen,
Wie tief die Wahrheit in dem Worte spielt,
Das blöde Weisheit wohl mag Zufall nennen.
Wenn sich dein Aug' im eignen Balsam kühlt
Von seinem Schmerz, so nennest du es Weinen;
Ein sanfter Laut, bei dem man Thränen fühlt.
Und wenn der mütterliche Schooß aus reinen
Gluthadern dir die Milch der Freude schickt,
So wird auch sie in deinem Mund zu Weinen.
Wie Schmerz und Lust in Eines sich verstrickt,
So Wein und Weinen ist in Eins erklungen;
Wenn du es weißt, sag', welches mehr erquickt?
Die schönste Thräne, welche, süß durchdrungen
Von Sonneninbrunst, dir die Erde weint,
Als goldner Wein ist sie für dich entsprungen.
Die schönste Rebe, welche dir erscheint
Vom Paradies, und es dich läßt genießen,
Ist Liebe, die mit dir sich weinend eint.
Soviel der Beeren an der Traube sprießen,
Sind soviel Thränen, die geronnen hangen,
Um mild an deinem Kuffe zu zerfließen.
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Soviel im Auge Thränen dir zergangen,
Als soviel Trauben werden sie geronnen
Dir einst am Baum der Liebe fruchtend prangen.
Hat nicht der Rebstock Augen selbst gewonnen,
Um dieser Augen Thränensaft dem Zecher
Zu brauen wunderbar zum Rausch der Wonnen?
Hat nicht das Auge sich gehöhlt zum Becher,
Der mit dem milden Wein sich süllend schwillt,
Von dem gesänstigt Hasser wird und Rächer?
Ja selbst die Sonne kann ihr leuchtend Bild
Nicht schöner als in dem Krystalle schauen,
Der aus dem Aug' und aus der Nebe quillt.
So laß, o Sohn des Staubs, die reinen lauen
Geschwisterstuthen um dein Leben schwellen,
Um dich mit Himmelsahnung zu bethauen,
Bis selbst du badest in des Himmels Quellen.
Die Oktave, (ottave rimc) ober Stanze, welche die italienischen
Dichter, wie Tasso und Ariost, in ihren Epopöen anwendeten,
besteht aus acht jambischen Zeilen, und jede derselben aus fünf
Jamben. Die erste, dritte und fünfte Zeile enthalten Einen
Reim, ebenso die zweite, vierte und sechste, und den dritten Reim
haben die siebente und achte Zeile, also abababcc. Bei den
Italienern sind diese Reime sämmtlich weiblich (d. h. der Reim
bildet einen Trochäus), wie in folgender deutschen Oktave:
Es tritt ein lieber Mensch in unsre Kreise,
Und nah' und näher fühlt man sich verbunden;
Die holde Freundschaft wirkt nach alter Weise,
Es spricht das Herz, Vertraun hat sich gefunden,
Und wie er scherzt und lacht, ist lieblich leise
Ein zartes Band um Geist und Herz gewunden;
Schon unentbehrlich ist, eh' wir es wissen,
Der Freund, und sieh! da wird er uns entrissen.
(A. W. Schlegel.)
Aber diese streng gebaute Stanze hat bei einer längeren
Dichtung für das deutsche Ohr eine zu große Monotonie, beson-
ders wegen der unbetonten Endsylben, die bei uns meist nur
das tonlose e haben. Um der Strophe mehr Mannigfaltigkeit
zu geben, lassen daher unsere Dichter meist weibliche mit männ-
lichen Reimen (die in einer betonten Sylbe bestehen) abwechseln.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter]]
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Aber auch diese Fessel war ihnen mit Recht für ein längeres
Gedicht noch zu lästig. Deshalb bediente sich Wieland in
seinem „Oberon" einer Strophe (darnach die Oberonsstrophe
genannt), welche aus acht jambischen Zeilen besteht, wobei aber
die Zahl der Versfüße zwischen vier, fünf und sechs schwankt,
während die Reime willkürlich verschlungen sind, und auch drei-
silbige Versfüße mit zweisilbigen wechseln.
Der Paladin, mit dessen Abenteuern
Wir euch zu ergötzen (sofern ihr noch ergötzbar seid)
Entschlossen sind, war seit geraumer Zeit
Gebunden durch sein Wort, nach Babylon zu steuern.
Was er zu Babylon verrichten sollte, war
Halsbrechend Werk, sogar in Karl's des Großen Tagen;
In unsern würd' es auf gleiche Gefahr
Um allen Ruhm der Welt kein junger Ritter wagen.
In diesem Versmaaße wollte Schiller ein Heldengedicht von
Friedrich dem Großen schreiben und übersetzte in demselben zur
Uebung das 2. und das 4. Buch von Virgil's Aeneide.
3. Das daktylische Versmaaß. Es besteht nickt immer
blos aus Daktylen (- ~ ~), sondern statt eines Daktylus kaun
auch ein Spondeus (—) oder gar ein Trochäus (- stehen, z. B.
Süßer I duftet die \ Flur und | kühler j hauchet der | Abend;
Nur ein I welkendes I Roth I weilt am a- j zurenen | West.
In diesen zwei Versen sind also nur vier Daktylen; dennoch ist es
ein daktylisches Versmaaß. Selbst in den Versen, in welchen
sich nur Daktylen befinden, ist der letzte Fuß nie ein Daktylus,
weil dieser nicht als Schluß eines Verses taugt; z. B.
Kennst du das Veilchen, die Zierde des Mai's?
Demuth, sie gab ihm den köstlichen Preis.
Nur von dem suchenden Auge ge- sehn,
Blüht es ver- borgen, doch lieblich und schön.
Zum daktylischen Versmaaße gehören als die am häufigsten
vorkommenden;
a. Der Hexameter. Die alten Griechen und Römer ge-
brauchten den Hexameter bei allen ihren Heldengedichten, und auch
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Wieland Schiller Friedrich Friedrich Roth Demuth