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1. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 2

1891 - München : Pohl
'2 apfel und Birnen; erst in der rmischen Zeit gelangten die feinere Obstzucht und in den germanischen Grenzlndern der Weinbau zur Einfhrung. Schon in der ltesten Zeit waren die deutschen Weiden berhmt; es gab schne und grasreiche Wiesen in dem Besitze einzelner, auer-dem auch Gemeindeweiden. Ans den Gewinn von Hen fr den Winter-bedarf wurde besonderes Gewicht gelegt. Denn der Deutsche setzte feinen Stolz barein, einen guten Viehstand zu haben; nach ihm wurde das Vermgen des einzelnen geschtzt. Die Kuh wurde in Zahlung genommen als Bue; auch Tribute wurden in Khen, auerdem in Ochsenhuten geleistet. Aber auch als Zugtiere wurden Khe und Ochsen verwendet; noch die frnkischen Könige fuhren in einem mit Ochsen bespannten Wagen. Weniger Wert legte man dagegen auf Ziegen-und Schafzucht, noch weniger anf Geflgelhaltung, doch war die Gnsezucht frh und weit verbreitet. Das wichtigste Haustier neben dem Rinde war das Pferd, an dem Tacitns zwar Schnheit vermit, das Csar klein und unansehnlich nennt, dessen Arbeitstchtigkeit aber anerkannt wird. Das edelste aller Gewrze, das Salz, quoll den Deutschen aus ihrem vaterlndischen Boden hervor, und sie schtzten dasselbe so sehr, da bisweilen zwischen zwei deutschen Vlkerschaften Streitigkeiten und Kmpfe um den Besitz von Salzquellen entstanden. Auch das ntzlichste aller Metalle, das Eisen, hat wohl hier und da der deutsche Boden schon geliefert, doch ruhte das meiste Metall noch in seinem Sche und harrte der hebenden Hand. Unsere Vorfahren liebten ihr Land der alles, weil sie als freie Männer darin geboren waren, und weil des Landes Beschaffenheit ihre Freiheit schtzen half. Die Wlder und Smpfe schreckten den Feind; die Jagd auf wilde Tiere sthlte die Krper der Männer, und bei ein-facher, natrlicher Kost wuchsen sie zu so hohen Gestalten empor, da die andern Völker sie staunend bewunderten. Kohlrausch. Ii. Die ausfhrlichste Kunde der die Germanen gibt uns Tacitns, der ernste und strenge Geschichtsschreiber der Rmer, in seiner Germania. Gestalt und Ansehen derselben schildert er ganz wie Csar: auerge-wohnliche Krpergre, breite Schultern, mchtige Brust, weie Hautfarbe, blaue Augen, langes, rtlich blondes Haar machten den Germanen znm

2. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 3

1891 - München : Pohl
3 lebendigen Abbilde krperlicher Gesundheit und natrlicher Kraftflle. Auf freier Hufe sa der freie Mann, der sich durch sprdes und stolzes Selbstndigkeitsgefhl auszeichnete. Städte, die den Germanen Gesng-nisse beuchten, waren noch nicht vorhanden. Im allgemeinen lebten sie in Drfern, doch mit geschlossenen Hofsttten, auch kamen mit Wall und Graben umzogene feste Pltze als Belageruugsfttteu vor. Blockhuser, von Baumstmmen fest und stark erbaut und am Giebel mit Kalk getncht,' erhoben sich als Wohnungen des freien Besitzers. Den Acker bauten die Frauen und wer von den Mnnern zum Waffendienst nicht fhig war. Wer greren Besitz hatte, lie wohl auch Teile durch Knechte und Hrige bewirtschaften und empfing deren Abgaben. Dem Germanen selbst schien Jagd und Krieg, sonst Nichtsthun, allein des Freien wrdig. Die Kleidung bestand in dem wildreichen Lande zwar vorzugsweise aus Pelzwerk, doch ward von den Weibern Leinwand gewebt, und bei den Reicheren waren Spangen von edlem Metall bereits keine Seltenheit. Heilig war das Hauswesen und vor allem die Ehe, die geschlossen ward, indem der Mann der Jungfrau nicht Gold, sondern ein Ro, ein Rin-dergespann und Waffen darbot. Das Weib waltete dann hochgeehrt als Herrin (Frau) im Hause; ja in ihr verehrte der Germane etwas Heiliges und Prophetisches. Oft begleiteten die Weiber das ausrckende Heer der Männer zum Kampfe, und ihr Ruf befeuerte ihnen den Mut. Die Kinder der Freien und der Sklaven wachsen miteinander auf, bis die Wehrbarmachnng deu Freigebornen unterschied. Die Waffen bestanden in der Framea, dem furchtbaren Wurfspie, den sie auf unglaublich weite Entfernungen schlenderten, ferner in Schwertern, langen Lanzen xten und Kenlen, Bogen und Pfeil. Die Schilde waren von .Mz und mit glnzenden Farben bemalt. Auch gerstete Reiter kommen vor, während die Fugnger, die gewhnlich mit jenen untermischt kmpften, ohne Har-ntfch waren. Ihre Schlachtordnung bildeten sie keilfrmig; in ihr stan-den sie nach Familien, Geschlechtern, Gauen zusammengeschart- Bilder wilder Ziere wurden als Feldzeichen den einzelnen Stmmen vornnge-tiageu, Bor der Schlacht stimmten sie den Barriws, den Kriegsgesanq an. Weichen galt nicht fr schimpflich, wenn man wich, um zu neuem vtignft sich zu sammeln. Den Schild zu lassen war die rgste Schmach. Tempel hatten sie nicht, sie beteten die Götter in Hainen und Wldern au; em besonderer Priesterstand, wie die Kelten ihn in den Druiden hatten, fehlte; es nbte nach altarischer Weise der Vater fr das Haus, 1*

3. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 7

1891 - München : Pohl
7 Freiheit auf gegen den beschmenden Gedanken, Knechte der rmischen Csaren zu sein. Und merkwrdige Fgung des Schicksals aus Rom selbst kam der Retter. In Arminius, dem Sohne des Cheruskerfrsten Segimer, erstand dem in seinen heiligsten Gefhlen verletzten Germanen-Volke ein Rcher. Arminius war gleich vielen seiner Stammesgenossen in frher Jugend nach Rom gebracht worden. Dort hatte er Sprache und Kriegskunst der Rmer, aber auch all ihre List gelernt und durch ausgezeichnete Kriegsdienste die Wrde eines rmischen Brgers und Ritters erlangt. Jedoch nur der Bildung nach war Arminius Rmer geworden; sein Herz war deutsch geblieben, und sein starker Arm sollte die Rettung des Vater-landes vollziehen. Nach dem Tode seines Vaters war Arminius mit Erlaubnis des Kaisers in seine Heimat zurckgekehrt. Hier sah er die Schmach seines Volkes, und ergrimmten Herzens beschlo er, ihm die verlorene Freiheit und Selbstndigkeit wieder zu gewinnen. Im tiefsten Dunkel des Waldes versammelte er die Besten seines Stammes um sich, fachte durch begeisterte Worte deu lange verhaltenen Ha gegen die Unterdrcker zur lodernden Flamme an, und es gelang ihm, seinen Stamm und die benachbarten Brnkterer und Marsen und noch viele andere Gauvlker zu einer Eidge-nossenschaft zu vereinigen, deren Aufgabe die gnzliche Vernichtung der Rmer sein sollte. Schwierig war das Unternehmen, aber Armins Schlauheit besiegte jedes Hindernis. Dazu ward sein Plan noch be-sonders begnstigt durch das Vertrauen, welches ihm Varus schenkte. Dieser wiegte sich in dem Glauben, der römisch erzogene Jngling sei so sehr von Liebe zu Rom erfllt, da er seine Landsleute zu gleicher Gesinnung führen werde. Und so hrte er auch nicht auf die ver-rterifcheu Worte Segests, Armins Schwiegervaters, der, eiferschtig auf des jungen Helden wachsenden Einflu, des Statthalters Arglosigkeit zu erschttern versuchte. Im Sptherbste des Jahres 9 n. Chr. erachtete Arminius den Zeitpunkt fr den Schlag, der die Rmer vernichten sollte, gekommen. Auf sein Gehei emprte sich ein deutscher Stamm an der Ems; wie er richtig vermutet hatte, machte sich Varus mit drei erprobten Legionen auf, die Frevler zu strafen und befahl Armin, den deutschen Heerbann aufzubieten und ihm mit demselben als Bundesgenosse zu folgen. Mit Freuden vollzog Armin den Befehl des Statthalters, und ebenso

4. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 8

1891 - München : Pohl
8 freudig folgten ihm seine Verbndeten denn jetzt oder nie war der Augenblick der Rache da. Auf wohlbekannten krzeren Wegen fhrte Armin den Heerbann der Deutschen hinter den Rmern her, welche schon tief in das mit Wald bedeckte Land vorgedrungen waren, und fiel pltzlich ihre Nachhut an. Immer noch glaubte Varus an keine Gefahr und hielt nur fr bermut einzelner, was Plan und kluge Berechnung war. Unter den grten Schwierigkeiten setzte er mit seinem Heere den Marsch fort. Trotzdem er den Befehl zur Ausfhrung bringen lie, das berflssige und hinderliche Gepck zu verbrennen, konnten doch nur kurze Strecken zurck-gelegt werden. Schien sich doch der Himmel selbst mit den Deutschen gegen die Rmer verbndet zu haben. Starke Regengsse hatten den Waldboden durchweicht und fast ungangbar gemacht; in den hohen Eichen rttelte der rauhe Herbststurm, und mancher dieser Waldriesen zermalmte in seinem Falle die in wirrem Durcheinander ein geschlossenes Marschieren war in der Wildnis unmglich dahinziehenden Rmer. Unter diesen Schrecknissen gelangte Varns bis in die Gegend von Detmold, wo die hohe Teutoburg auf steilem Felsen thronte. Hier sollte sich das Geschick der Rmer besiegeln. Auf allen Hhen erschienen die Deutschen als Feinde; aus jebem Busche, von jebem Baumwipfel fchleuberten sie ihre Geschosse auf die zusammengebrngten Haufen der Rmer. Tapfer kmpften biefe und verzweifelt um ihr Leben; aber gegen das Feuer des glheubsten Hasses nnb beit Mut der heiligsten Vater-lanbsliebe ist nichts fr ihre Tapferkeit feil als der Tod. Zweimal war in all dem Schrecken der Tag zur Rste gegangen, nnb als nach unruhiger, vom Kriegsgeschrei der Deutschen unterbrochener Nacht der britte Morgen erschien, sah sich Varus in der offenen Ebene, welche Senne" heit, rings von den Deutschen umschlossen. Kein Ausweg war mehr zu sinben, und selbst dem tapfersten der Rmer schwaub der Mut vor dem bonnerhnlichen Kriegsruf: Die Freiheit! Die Freiheit!", mit welchem die Deutschen auf die Legionen einstrmten. Armin ist berall; hier orbnet er als Felbherr die Schlacht, bort feuert er feine Eibgenossen mit Worten an, die ihm die Wut gegen die fremben Unterdrcker eingibt, ba kmpft er selbst, an Kraft nnb Mut seine Genossen bertreffend Immer mehr lichteten sich die Scharen der Rmer, immer hher trmten sich die Leichen; in Schlamm nnb Blut staub der Fu der Streiter. Schrecken und Entsetzen berfielen die Rmer und trugen die Flucht in ihre noch

5. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 10

1891 - München : Pohl
10 der dem Himmel und der Erde, den Gttern und Menschen im verzehren-den Weltenbrande den Untergang bringen wrde. Als christliche Glaubensboten bei den Germanen erschienen und das Evangelium predigten, fand die gttliche Lehre schnell und wie durch be-sondere Fgung Eingang: sie wurden bekehrt wie Paulus vor Damaskus. Was zog die Deutschen so schnell und gewaltig zu der neuen Lehre hin und fesselte sie an dieselbe mit unwiderstehlicher Macht? Man nimmt wohl nicht mit Unrecht an, da sich der bergang bei den Deutschen vom Heidentume zum Christentum? deshalb so naturgem und leicht vollzogen hat, weil ihre alten, zwar dunklen Glaubenslehren doch in mannigfacher Weise auf die dem Christentums eigentmlichen Dogmen hindeuten, so da sie in diesen gewissermaen ihre Erklrung und Er-sllung fanden. Aber sicher trug noch viel mehr fr die willige und schnelle Annahme des Christentums bei, da die Lehre von der Freiheit, die durch Christus als den Erlser der Welt den Kindern Gottes bereitet ist, mit dem natrliche Freiheitssinn der Germanen, da die Lehre von dem unmittelbar persnlichen Verhltnis des Menschen zu seinem himmlischen Vater und zu dem Heilande mit der Neigung der Deutschen, in den hchsten wie in den niedersten Dingen ein persnliches Verhltnis feftzuhalteu, im innersten Einklang standen. So wurde ihnen alles, was bisher als dunkle Ahnung in ihrem Bewutsein geschlummert hatte, durch das Christentum licht und klar gemacht. Und dann sahen sie in Christus den Helden, der die Seinigen in den Krieg fhrt gegen die Welt und ihre Snde, sie mit liebreicher Huld im Streit untersttzt und ihnen nach dem Siege den sichern Lohn verheit; ein solcher Held war vor allem den Germauen falich. Als Kriegsfrsten stellten sie sich den Heiland vor, als Dienstmannen seines Heeres sahen sie sich an; ihr Verhltnis zu ihm war das der unverbrchlichen Diensttreue, das innigste und festeste Abhngigkeitsverhltnis, welches sie kannten. Dadurch trat ihrem Gemte der Heiland, die Person Christi, menschlich nher und konnte von ihrer Einbildungskraft sicherer festge-halten werden, und darum wurde ihnen auch das Evangelium in deutscher Sprache sofort Bedrfnis. Erst in der Muttersprache drang das Wort Christi mit seiner vollen Schwere und seiner ganzen Liebesflle an ihr Herz. Das erste deutsche Buch, von dem wir wissen, ist die noch teil-weise erhaltene Bibelbersetzung des gotischen Bischofes Ulfila. Nach Giesebrecht.

6. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 12

1891 - München : Pohl
12 werte Anerkennung verdienen, weil das bei ihm mir die Wirkung der Natur war, was bei den Rmern erst einer forgftttgen Erziehung gelang. Er war nicht so wild, da man nicht schon Funken einer natrlichen Religion in seinem Thun und Lassen gewahrte. So liebte er seinen jngsten Sohn am meisten, weil die Wahrsager prophezeit hatten, dieser sei vom Himmel zu seinem alleinigen Nachfolger erkoren. Er wute mitten unter dem Gerusche der Waffen auch die ruhigen Knste des Friedens wohl zu gebrauchen und stand durch zahlreiche Gesandtschaften mit den benachbarten Herrschern in Verbindung. Im Kriege war er selbst der Anfhrer seines Volkes; in Streitigkeiten sa er in Person zu Gericht. Bei seinen ffentlichen Tafeln bilbeten Gesnge der seine Felb-zge die Hauptlust seines Hofes. Obwohl er der groe Schtze gebot und feine Unterthanen viel von der Verschwendung und Pracht der Rmer angenommen hatten, blieb er fr feine Person doch einfach und sparsam. Er hatte an Kleidung und Waffen nichts besonderes, und wenn auch seine Tafel unter der Last der goldenen und silbernen Geschirre chzte, so trank er doch nur aus einem hlzernen Becher und a sein Gericht Fleisch nur aus einer hlzernen Schssel. Und doch gereichte Attila Bei all diesen Eigenschaften dem menschlichen Geschlechte nur zum Schrecken, weil er es fr rhmlicher hielt, fremde Völker zu bezwingen und Lnder zu verwsten, als fein Volk wohl und frieblich zu regieren. Nach Joh. Jak. Maskou Geschichte der Deutschen" (17261737). 7. Chlodwigs Bekehrung zum Christentume. Ehlotilbe, des groen Frankenknigs Chlobwig Gemahlin, welche eine Christin war, hegte beu fehnlichsten Wunsch, ba auch ihr Gatte von seinen Gttern lasse, und bestrmte ihn stets mit der Bitte, den wahren Gottesglauben anzunehmen. Aber immer widerstand der König ihrem Drngen, bis er endlich einmal mit den Alemannen in einen Krieg geriet. Furchtbar tobte die Schlacht; der Sieg neigte sich auf Seite der Alemannen und Chlodwigs Untergang schien unvermeidlich. In der hchsten Not erinnerte sich der König der Schilderungen feiner Gemahlin von der Macht und Gewalt des Christengottes, und fein Herz wandte sich dem zu, den er vordem verleugnet hatte. Er erhob feine Hnde zum Himmel und sprach: Herr Jesus Christus, Chlotilde sagt, bu seiest der Sohn des lebenbigeit Gottes und gewhrest Hilfe und

7. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 17

1891 - München : Pohl
17 Leib ziemlich vorstehend war, so wurde dies doch gnzlich verdeckt durch das Ebenma seiner brigen Glieder. Sein Gang war fest, die ganze Haltung des Krpers mnnlich; seine Stimme war hell, so da sie der Gestalt des Krpers nicht ganz entsprach. Er geno fortwhrend einer krftigen Gesundheit, auer da er in den letzten vier Jahren seines Lebens hufig von Fiebern befallen wurde und gegen das Ende sogar mit einem Fue etwas hinkte. Aber auch da that er mehr nach seinem eigenen Sinne als nach dem Rate der rzte; denn diese waren ihm beinahe ver-hat, weil sie ihm in den Speisen die Vorschrift machten, sich des Ge-bratenen, woran er gewhnt war, ganz zu enthalten und an Gesottenes zu gewhnen. brigens war Karl im Essen sehr mig und noch miger im Trinken; denn die Trunkenheit verabscheute er an jedem Menschen, um so mehr an sich und den Seinen. Das Essen konnte er weit weniger entbehren, und oft klagte er darber, wie schdlich seinem Krper das Fasten sei. Gastmahle und Schmausereien hielt er nur bei besonderen und hohen Festlichkeiten; dann aber konnte ihm auch die Zahl der Gste nicht leicht zu groß werden. Seine tgliche Mahlzeit bestand regelmig in vier Gngen, auer dem Braten, der seine Lieblingsspeise war und von den Jgern in der Regel an den Bratspieen aufgetragen wurde. Whrend des Essens hrte er gerne Musik oder lie sich vorlesen. Meistens wurden die Geschichten und Thaten der Alten gelesen; besonderes Wohlgefallen hatte er auch an den Schriften des heiligen Augustinus und namentlich an dessen Werke der den Staat Gottes. Von Wein und allen andern Getrnken nahm er der Tisch selten mehr als dreimal. Im Sommer geno er nach dem Mittagessen etwas Obst und nahm dabei nur einen einzigen Trunk Wein; dann legte er sich zwei bis drei Stnn-den zur Ruhe nieder, sich dabei entkleidend wie zur Nacht. Seinen Nachtschlaf unterbrach er vier- bis fnfmal, nicht allein durch Aufwachen, sondern durch vlliges Aufstehen. Whrend des Ankleidens lie er nicht nur Freunde und nahe Bekannte zu sich, sondern beschied auch, wenn der Kammerherr eine Rechtsfrage berichtete, die ohne des Knigs Ausspruch nicht abgemacht werden konnte, die streitenden Parteien selbst zu sich herein und fllte, als wenn er auf dem Richterstuhle se, nach erkannter Sache sogleich das Urteil. Und nicht das allein, auch alles, was fr den Tag zu verhandeln und diesem oder jenem Beamten aufzutragen war, ordnete er zu dieser Zeit an. Riedl, Vaterlndische Geschichtsbilder. 2

8. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 18

1891 - München : Pohl
18 Whrend der Erholungsstunden bte er sich fast tglich tut Reiten und Jagen; denn das war ihm von der Landessitte angeboren, da keine Nation auf Erden es in dieser Kunst den Franken gleichthat. Auch hatte er ein besonderes Gefallen an Bewegung in natrlich warmen Wassern und bte sich fleiig im Schwimmen, worin er so geschickt war, da ihm nicht leicht einer gleichkam. Deswegen baute er auch in Aachen einen Palast und wohnte daselbst während der letzten Jahre bis an sein Ende. Nicht allein seine Shne, sondern auch Vornehme und Freunde, ja bis-weilen einen ganzen Schwrm seiner Bedienten und Begleiter lud er zum Bade ein, so da manchmal hundert Menschen und mehr zugleich badeten. Seine Kleidung war die einheimische, d. i. die frnkische. Am Leibe trug er ein leinenes Hemd und leinene Beinkleider, darber einen kurzen Rock mit seidenem Gurt, auerdem Strmpfe und Schuhe. Im Winter versorgte er die Schultern und die Brnst noch mit einem Wams von Pelz. Immer war er mit einem Schwert umgrtet, dessen Griff und Gehenk von Gold und Silber war. Bisweilen trug er auch ein Schwert mit Edelsteinen besetzt; dies geschah jedoch nur bei besonderen Festlichkeiten oder bei der Aukunft fremder Gesandten. Auslndische Kleider, wenn sie auch noch so schn waren, verschmhte er und wollte sie durchaus nicht anlegen; nur zu Rom erschien er einmal auf Bitten des Papstes Hadrian und spter wieder auf dringendes Zureden von dessen Nachfolger Leo in rmischer Tracht mit einem langen Gewnde. Bei hohen Festen aber war sein Anzug stets kostbar; dann trug er ein aus Gold gewebtes Gewand, auf dem Oberkleide eine goldene Schnalle und auf dem Haupte eine Krone von Gold und Edelsteinen; sogar die Schuhe waren alsdann mit Edelsteinen besetzt. An den brigen Tagen aber war seine Kleidung von der gewhnlichen Tracht des gemeinen Mannes nur gar wenig verschieden. In seinen Reden verband Karl mit der Flle der Gedanke einen groen Reichtum an Worten und eine hohe Gewandtheit in der Sprache; alles, was er wollte, vermochte er aus das klarste und bestimmteste auszudrcken. Die Muttersprache allein gengte ihm nicht; er gab sich auch Mhe, fremde Sprachen zu erlernen, und unter diesen machte er sich die lateinische Sprache in so hohem Grade zu eigen, da er sich ihrer in seinen Reden mit derselben Leichtigkeit bediente, wie der Landes-sprche; die griechische jedoch konnte er besser verstehen als sprechen. Im ganzen aber war er so kundig in den Sprachen, da er darin

9. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 19

1891 - München : Pohl
19 eiitctt Lehrmeister htte abgeben knnen. Die freien Knste schtzte er mit besonderer Vorliebe und betrieb sie mit groem Eiser; die Lehrer derselben berhufte er mit Ehren. In der Grammatik hatte er Peter von Pisa, einen alten ehrwrdigen Diakonus, znm Lehrer gehabt, in den brigen Wissenschaften den Englnder Alkuin, einen in jeder Hin-ficht hochgelehrten Mann. Bei ihm hatte er auf Rhetorik und Dialektik und besonders auf Astronomie viel Zeit und Mhe verwandt. Auch lernte er die Rechenkunst und erforschte mit geschickter Beobachtung und mit einer Art von Neugier den Lauf der Gestirne. In seinem hohen Alter versuchte er noch das Schreiben zu lernen und pflegte zu diesem Zwecke Taseln und Bltter bei sich im Bette unter dem Kopskissen zu haben, um in jeder freien Zeit die Hand in der Nachbildung der Buchstaben zu den; aber diese so spt begonnene Mhe hatte wenig Fortgang. Ferner lie er alte Lieder, worin die Thaten und Kriege frherer Könige besungen waren, aufschreiben und lernte sie auswendig. Den Monaten, die bisher lateinische oder andere fremde Namen ge-habt hatten, gab er deutsche Benennungen; auch unterschied er nach den .Himmelsrichtungen zwlf Winde und benannte sie mit eigenen Namen. Die christliche Religion, worin er von Kindheit an unterrichtet worden war, ehrte er tief im Herzen und hielt sie mit der innigsten Andacht und strengsten Gewissenhaftigkeit. Die Kirche besuchte er morgens und nachmittags, oft auch, wenn seine Gesundheit es zulie, in nchtlichen Stunden; er sorgte, da dabei alles mit dem ehrerbietigsten Anstnde gehalten wurde, und ermahnte selbst die Kirchen-diener bei jeder Gelegenheit, da sie ja nichts Unziemliches im Hause Gottes dulden sollten. Von heiligen Gefen aus Gold und Silber, sowie von priesterlichen Kleidungen schaffte er eine solche Menge an, da bei dein Meamte selbst die Thrhter ihre eigene Kirchenkleidung hatten. Den Gesang und die Weise des Vorbetens hatte er fleiig verbessert; denn er war darin sehr erfahren, obgleich er selbst nie ffentlich vorlas und nur leise fr sich oder in Gesellschaft mit anderen sang. Im Untersttzen von Armen und im Ausspenden von Almosen war er unermdlich und gab mit srommer Demut. Seine Wohlthtig-keit erstreckte sich nicht blo auf seine eigenen Unterthanen, sondern seine Almosen gingen auch der das Meer nach Syrien, gypten und Afrika, nach Jerusalem, Alexandrien und Karthago, kurz berall hin wo er von notleidenden Christen hrte. Hauptschlich in dieser Ab- 2*

10. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 22

1891 - München : Pohl
22 musiker Roms, welche vom heiligen Gregor selbst in dessen herrlichen Choralmelodien unterwiesen worden waren. Karl errichtete ihnen die Seminarien zu Metz und Soissons und befahl, da dort jeder, der an einer andern Schule den Gesang lehren oder an einer frnkischen Kirche Kantor werden wollte, die rmische Gesangsweise lernen msse. Zu-gleich wurde an diesen Seminarien Unterricht im Orgelspiel erteilt. Die dritte Klasse von Schulen bestand aus den niederen Kloster- und Pfarrschulen fr die, welche sich in den untergeordneten Kreisen des Lebens bewegten. Denn Karl wollte den wohlthtigen Einflu der Bildung auch auf die untersten Schichten des Volkes ausdehnen. Durch zahlreiche Verordnungen schrfte er den Klstern ein, nicht nur die Kinder der Freien, sondern auch die der Hrigen im Lesen und Schreiben, in der Kenntnis der Noten und im Psalmengesange, in der Kalenderknnde und in der Grammatik zu unterrichten, und 804 erlie er ein Gesetz, welches alle Franken zwang, behufs Erlernung des Ge-betes des Herrn, des Glaubensbekenntnisses und der Taufformel die Pfarrschulen zu besuchen. Wer diesem Befehle nicht nachkommt, oder wer die Gebete nicht behlt," verordnete Karl, soll Schlge erhalten, und es soll ihm jedes Getrnk auer dem Wasser verweigert werden, bis er sie gelernt hat." Diese Strafbestimmung hatte auch Geltung fr die Frauen. Die kniglichen Sendboten und die Grafen erhielten gemessene Befehle, in Gemeinschaft mit den Bischfen aufs gewissenhafteste die allgemeine Durchfhrung der erlassenen Schulverordnungen zu ber-wachen. Besonderen Nachdruck erfuhren Karls Schulgesetze aber auch dadurch, da der Kaiser selbst auf seinen hufigen Reisen die Schulen besuchte und Prfungen abhielt, um sich von der Thtigkeit der Lehrer und den Fortschritten der Lernenden zu berzeugen. So gelang es Karl, alle Unterthanen seines Reiches, hohe wie niedere, des veredelnden Einflusses der Geistesbildung teilhaftig zu machen. Nach Weber. 12. Die Ungarneinflle in Dentschland. Im Osten der bayerischen Stammlande war ein gefrchtetes Volk sehaft geworden: die Ungarn oder Magyaren. Schon ihr Anblick er-fllte mit Abscheu und Widerwillen. Der niedere Wuchs, die tief-liegenden Augen in dem braunen, hlichen Gesichte, der bis auf drei Zpfe kahlgeschorene Kopf, dazu der barbarische Klang der ganz unver-
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