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1. Deutsche Gedichte für den Geschichtsunterricht - S. I

1865 - Erfurt [u.a.] : Körner
Deutsche Wichte für den Geschichtsuntrrricht Mit Beziehung auf des Verfassers „Hnlfsliuch zum Unterricht in der deutschen und brandenbnrgisch-preußischen Geschichte" gesammelt und mit literarischen und historischen Notizen versehen von Eduard Förster, Seminarlehrer in Münsterberg. Erfurt & Leipzig. I. W. Körner's Verlags-, Kirchen- und Schulbuchhandlung. 1865.

2. Deutsche Gedichte für den Geschichtsunterricht - S. III

1865 - Erfurt [u.a.] : Körner
Vorrede. —— „Die neuere Zeit und ihre Anforderungen an einen volkstümli- chen Geschichtsunterricht drängen ungleich viel stärker, als es früher bemerkbar war, auf die Benutzung der Poesie im geschichtlichen Unterricht. Sie begehren dieselbe zur Befruchtung und Begeisterung des jugendlichen Gemüthes, zur Verklärung der geschichtlichen Groß- thaten, zur lebendigeren, schwunghafteren Veranschaulichung der Wirk- lichkeit, zur Näherrückung der zeitferuen Begebenheiten und Charactere, zur erfrischenden Würze und erhebenden Besiegelung der geschichtlichen Darstellung. Neben dem unzweifelhaften Werth für Forderung des geschichtlichen Unterrichtes im Sinne kräftiger, edler Nationalität hat die Einflechtung geschichtlicher Poesieen zugleich den nicht geringeren, daß die Schüler allmälig und auf dem besten Wege mit einem guten Theile unserer klassischen National-Poesie bekannt wird (Prange)." „Die Geschichte muß wieder mehr mit der Poesie und dem Ge- sänge verbunden werden, wie sie es auch in früheren Zeiten war und dadurch im Volksleben Eingang fand. — Ein einziges patriotisches, echt vaterländisches Gedicht wirkt mehr, als ganze Reihen von Jahres- zahlen und Namen. Deßhalb wollen wir noch keine Geschichte in Versen, die bloß geschmiedet sind, um dem Gedächtnisse beizuspringen, dessen Magd die Poesie nie sein sollte. — Jeder heilige und wichtige Augenblick, jede große und erhebende Periode unserer vaterländischen Geschichte sollte in einem Gedichte ihren Ausdruck und ihre Spitze fin- den, und dieses Gedicht sollte eine Mitgabe für's Leben sein, welche die Erinnerung bewahrt und das Gefühl stets neu belebt. Wenn im

3. Deutsche Gedichte für den Geschichtsunterricht - S. V

1865 - Erfurt [u.a.] : Körner
V ""1 ,j häuslichen Fleiße wird, wenn das Buch in den Händen der Schü- ler sein sollte, ein Theil des Stoffes zugewiesen werden können. Im Unterrichte selbst wird dann, wo es angethan ist, vom Schüler in die geschichtlichen Mittheilungen so viel aus dem Inhalte des Gedichtes verflochten, als ihm gegenwärtig ist. Und so sei denn das Buch zum Gebrauch für Schule und Haus empfohlen. Möge es neben seinem nächsten Zwecke, ein Förderungs- mittel für den Geschichtsunterricht zu sein, auch zur Lösung der Auf- gabe: im Herzen unsers Volkes und unsrer Jugend Liebe und Neigung zu den Schätzen unserer poetischen Nationalliteratur zu erhalten imb zu mehren, ein wenig beitragen. Dann ist erfüllt, was der Verfasser angestrebt und wofür er in seiner amtlichen Thätigkeit stets ein war- y mcs Herz und innige Liebe gehabt hat. Münsterberg, im August 1865. Ed. Förker.

4. Deutsche Gedichte für den Geschichtsunterricht - S. 2

1865 - Erfurt [u.a.] : Körner
2 S. Das Grab im Busento. 1. Nächtlich am Busento lispeln bei Cosenzax) dumpfe Lieder, Aus den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder! 2. Und den Fluß hinauf, hinunter, zieh'n die Schatten tapfrer Gothen, Die den Alarich beweinen, ihres Volkes besten Todten. 5) 3. Allzu früh und fern der Heimath mußten hier sie ihn begraben, Während noch die Jugendlocken seine Schulter blond umgaben. 4. Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette, Um die Strömung abzuleiten, gruben sie ein frisches Bette. 5. In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde, Senkten tief hinein den Leichnam, mit der Rüstung, auf dem Pferde. 6. Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe, Daß die hohen Stromgewächse wüchsen aus dem Heldengrabe. 7. Abgelenkt zum zweiten Male ward der Fluß herbeigezogen: Mächtig in ihr altes Bette schäumten die Busentowogen. 8. Und es sang ein Chor von Männern: Schlaf in deinen Heldenehren! Keines Römers schnöde Habsucht soll dir je dein Grab versehren! 9. Sangen's, und die Lobgesänge tönten fort im Gothenheere: Wälze sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere! Aug. v. Platen (geb. >786, gest. 1835). 1) Stadt am Busento in Calabrien. 2) Alarich starb t. I. 410 n- Chr. s. Alboirr vor Pavia. 1. Drei Jahre vor Pa via liegt das gewaltige Heer Des Königs der Langobarden, da kommt er selbst daher. 2. Und sieht die Mauerthürme noch ragen, ihm zu leid. Da schwört er bei seinem Barte einen großen, grimmen Eid: 3. „Wird mir vom hohen Himmel die trotzige Stadt gewährt, Soll keine Seele drinnen entrinnen meinem Schwert! 4. Ais nun im vierten Jahre das Thor sich aufgethan, Ritt er auf weißem Rosse dem ganzen Heer voran. 5. Er wollt' im Grimm eintreten und rief: „Wir sind am Ziel!" Hoch warf er das Gezäume — da glitt das Roß und fiel. 6. Tief hin zur Erde fiel es, der König mußte stehen: Was er auch that, es wollte das Roß nicht fürder geh'n. 7. Er schlug es mit dem Speere, — da kam ein weiser Mann, Der redete den König mit rechten Würden an: 8. „Du hast, o Herr und König, gesprochen ein schweres Wort, Drum hemmt der Himmel selber dein Roß an diesem Ort! 9. Brich dein Gelübd' und wolle der edlen Stadt verzeih'n, So wird dein Roß sich heben und Gott dir Heil verleihen!" 10. Da schüttelt Alboinus die Locken sich zurück Und schaut empor zum Himmel mit blauem Adlerblick: 11. „So mag der Wind verwehen, was ich zuerst beschloß: Ich will verzeih'n, erhebe dich hoch, mein edles Roß!" 12. Auf stand das Roß, und milder ritt er zum Thor hinein: Statt Wehklag' empfing ihn Gejauchz' und Jubelschrei'n. Das Ganze ist eine Gage- A. Kopisch(geb. 179s, gest. 1353).

5. Deutsche Gedichte für den Geschichtsunterricht - S. 3

1865 - Erfurt [u.a.] : Körner
3 - 4* Die Schlacht bei Zülpich.*) 1. Chlodewia, der Frankenkönig, sah in Zülpichs heißer Schlacht, Daß die Allemannen siegten' durch der Volkszahl Uebermacht. 2. Plötzlich aus des Kampfs Gedränge hebt er sich auf stolzem Roß, Und man sah ihn herrlich ragen vor den Edeln, vor dem Troß. 3. Beide Arme, beide Hände hält er hoch empor zum Schwur, Ruft mit seiner Eisenstimme, daß es durch die Reihen fuhr: 4. „Gott der Christen, Gott am Kreuze, Gott, den mein Gemahl verehrt, So du bist ein Gott der Schlachten, der Dm Schrecken niedersährt, 5. Hilf mir dieses Volk bezwingen, gieb den Sieg in meine Hand, Daß der Franken Macht erkennen muß des Rheins, des Neckars Strom: 6. Sieh, so will ich an dich glauben, Kirchen und Kapellen bau'n Und die edeln Franken lehren, keinem Gott als dir vertraun." 7. Sprach es, und aus Wolken leuchtend bricht der Sonne voller Strahl, Frischer Muth belebt die Herzen, füllt des schwachen Häufleins Zahl. 8. Chlodwig selbst ergriff das Banner, trug es durch der Feinde Reih'n, Und die' Franken, siegesmuthig, stürzten jauchzend hinterdrein. 9. Schreck ergreift der Feinde Rotten, feige werden sie und flieh'n, Al? ihr Kriegsruhm ist erloschen, ihre Macht und Freiheit hin. 10. König Chlodwig läßt sich taufen und sein edles Volk zugleich, lind ob allen deutschen Stämmen mächtig wird der Franken Reich. 11. Wenn sie einst den Gott verlassen, der bei Zülpich Sieg verlieh', Ist den Allemannen wieder Macht gegeben über-'sie. K. Simrock (geb. 1802). l) Sie geschah im Jahre 496 n. Chr. L) Zülpich, das alte Tolbiacum, log wahrscheinlich zwischen Bonn und Jülich. 5. Pipin 1. Pipin der Kurze war nicht groß, Doch Karls des Großen Vater. In aller Weise fehlerlos, Ein treuer Volksberather. 2. Der beste Held im Frankenreich, Der Kirche Wohlgefallen, In Weisheit nur sich selber gleich, An Tapferkeit vor Allen. 3. Wer nicht geboren auf dem Thron, Doch für den Thron geboren! Zum Herrschen war des Hamvlers Sohn Von Gottes Gnad' erkoren. 4. Papst Zacharias sprach dies Wort: «Des Königs Würd' und Namen Gebührt der Völker starkem Hort!" Und alle Welt sprach: Amen! 5. Doch unser Held, der Kurze, schien Zu klein manch' kleinen Geistern, Die maßen mit den Augen ihn Und hatten viel zu meistern. 6. Deß schwieg der Held, und ritterlich Sinnt er, den Höhn zu dämpfen. Und lädst zum Spiele männiglich, Wo wilde Thiere kämpfen. der Kurze. 7. Schon eilt das Volk herbei mit Drang, Die stolzen Großen alle, Sie nahen beim Trompetenklang Mit lautem Waffenschalle. 8. Still sitzt Pipin, gedankenschwer, Wie nahend Ungewitter Wirft er nur Blitze um sich her — Da rauscht herab das Gitter. 9. Ein grimmer Leu, ein wilder Stier, Die stürzen in die Schranken, Begegnen sich mit Kampfbegier, Und Keiner wollte wanken. 10. Jetzt aber reißt des Leuen Zahn Den Ur in dem Genicke Und reißt ihn nieder auf dem Plan, Blut, Feu'r und Wuth im Blicke. 11. „Wer ist von Euch," so fragt Pipin Und blitzte durch die Reihen, — „Wer ist von Euch so stark und kühn, Entreißt die Beut' dem Leuen?" 12. Da machen große Augen zwar Ringsum die großen Leute; Doch Jeder bebt vor der Gefahr, Und Keiner will zum Streite. 1*

6. Deutsche Gedichte für den Geschichtsunterricht - S. 5

1865 - Erfurt [u.a.] : Körner
5 — V. Wittekind. 1 Da kaum die Hügel matt erhellte ! Der Morgenroths, lichte Schein, Wer schleicht sich in die Zelte Des Frankenlagers ein? Mit Schritten leise, leise, Wie Späherschritte sind, Verfolgt er die geheime Reise. Das ist der Sachse Wittekind! l) 2. Schon focht er wider muth'ge Franken Durch lange Jahre blut'gen Streit, I Und grollte sonder Wanken Dem Herrn der Christenheit: Run schlich er kühn und schnelle Zum Feinde sich hei Nacht, Vertauschend seine Heldenfelle Mit einer feigen Bettlertracht. 3. Da füblt er plötzlich sich umrungen Von Melodien sanft und weich, Gesungen wird, geklungen Wird um ihn her zugleich; Verwundert eilt er weiter, Durchzieht das rüst'ge Heer, Da sieht er Beter statt der Streiter, Das Kreuz als ihre ganze Wehr. 4 Weihnachten war herangekommen, Der heil'ge Morgen war entglüht, Und innig schwoll des frommen, Des großen Karls Gemüth: Zum hohen Tempelbaue Ließ wölben er sein Zelt, Daß er im Land der Heiden schaue Die Glorie der Christenwelt. 5. Hoch über'm Altar prangt und raget Ein blauer, golddurchwrrkter Thron, Drauf sitzt die reine Maget Und ihr im Schooß der Sohn. Hell schimmert rings das schöne, Das heilige Gerätst, Und alle Farben, alle Töne Begrüßen sich mit Majestät. 6. Schon kniete brünstig, stillandächtig Der Kaiser vor dem Hochaltar, Mit Grafenkronen prächtig Um ihn die Heldenschaar: Schon fällt vom Spiel der Lichter Ein rosenfarbner Schein Auf ihre klaren Angesichter, Da tritt der Heide keck hinein 7. Er staunt, als er die stolzen Paire Mit Karl auf ihren Knien erkennt, Damit sie himmlich nähre Das ew'ge Sakrament; Doch staunt er deß nicht minder, Da sich kein Priester fand, Und sieh! Es kamen Engelkinder Im blüthenweißen Lichtgewand. 8. Sie boten zum Versöhnungsmahle Das Sakrament dem Kaiser dar, Das auf smaragdner Schale Sie trugen wunderbar. Und Jubel füllt die Seelen, Empfahend Brot und Wein, Es schallt ein Lied aus tausend Kehlen Vom göttlichen Zugegensein. 9. Der Sachse steht betäubt, er faltet Die Hände fromm, sein Aug'ist naß; Das hohe Wunder spaltet Den heidnisch argen Haß. — Hin eilt er, wo der Haufe Mit frohem Blick ihn mißt: „Gieb, Karl, dem Wittekind die Taufe Daß er umarme dich als Christi" — v. Plattn (9(6.1796, ßefi. 1835). i) Witte lind: ein Herzog der Sachsen und Karl's des Großen mächtiger Feind im Kampfe mit die- sem Volke. Nach Platen. Karolingisches Heldenbuch von Simrock. (Frankfurt a. M. 1848.) 8. Klein Roland. 1. Frau Bertha saß in der Felsenkluft, 4. Sie klcurt ihr bittres Loos. Klein Roland spielt in freier Luft, Deß Klage war nicht groß. 2. ,.O König Karl, mein Bruder hehr! 5. O, daß ich floh von dir! Um Liebe ließ ich Pracht und Ehr', ! Nun zürnst du schrecklich mir. 3. O Milon, mein Gemahl so süß! 6. Die Fluth verschlang mir dich. Die ich um Liebe Alles ließ, Nun läßt die Liebe mich. Klein Roland, du mein theures Kind Nun Ehr' und Liebe mir! Klein Roland, komm herein geschwind ! Mein Trost kommt all' von dir. Klein Roland, geh' zur Stadt hinab, Zu bitten um Sveis' und Trank, Und wer dir giebt eine kleine Gab', Dem wünsche "Gottes Dank!" Der König Karl zur Tafel saß Im goldnen Rittersaal. Die Diener liefen ohn' Unterlaß Mit Schüssel und Pokal.

7. Deutsche Gedichte für den Geschichtsunterricht - S. 7

1865 - Erfurt [u.a.] : Körner
7 33. „Soll werden, seinem König gleich, Ein hohes Heldenbild; Soll führen die Färb' von manchem Reich In seinem Banner und Schild. 34. Soll greifen in manches Königs Tisch Mit seiner freien Hand; Soll bringen zu Heil und Ehren frisch Sein seufzend Mutterland." L. Uhland (geb. 1787, gest. 1862). Die dem Gedichte zu Grunde liegende Sage gehört zum Kreise der Karls-Sagen. Es wird in der Sage angenommen, daß die Verbindung Berthas mit Milan heimlich geschehen, daß Karl darüber er- grimmt gewesen und seine Schwester verstoßen, daß Milan endlich seinen Tod in den Wellen gefunden. Götzingec sagt: „Für diejenigen, welchen dieser ganze Sagenkreis unbekannt ist, setze ich hinzu, daß Der- tha, die Schwester Karl's, eine ganz unhistorische Person ist, indem wenigstens Egrnhard in seinem Leben Karl's des Großen derselben gar nicht erwähnt." 9. Roland Schildträger. 1. 2. 3. 4. 5 6. Der König Karl saß einst zu Tisch Zu Aachen mit den Fürsten; Man stellte Wildpret auf und Fisch Und ließ auch keinen dürsten. Viel Goldgeschirr voll klarem Schein, Manch rothen, grünen Edelstein Sah man im Saale leuchten. Da sprach Herr Karl, der starke Held: „Was soll der eitle Schimmer? Das beste Kleinod dieser Welt, Das fehlet uns noch immer. Dies Kleinod, hell wie Sonnenschein, Ein Riese trägt's im Schilde sein, Tief im Ardennerwalde." Gras Richard, Erzbischof Turpin, Herr Haimon, Naims von Bayern, Milon von Anglant, Gras Garin, Die wollten da nicht feiern, Sie haben Stahlgewand begehrt Und hießen satteln ihre Pferd', Zu reiten nach dem Riesen. Jung Roland, Sohn des Milon, sprach: „Lieb' Vater! hört, ich bitte! Vermeint ihr mich zu jung und schwach, Daß ich mit Riesen stritte, Doch bin ich nicht zu winzig mehr, Euch nachzutragen euern Speer, Sammt euerm guten Schilde." Die sechs Genossen ritten bald Vereint nach den Ardennen; Doch als sie kamen in den Wald, Da thäten sie sich trennen; Roland ritt hinter'm Vater her; Wiewohl ihm war, des Helden Speer, Des Helden Schild zu tragen! Bei Sonnenschein und Mondenlicht Streiften die kühnen Degen; Doch fanden sie den Riesen nicht In Felsen und Gehegen. Zur Mittagsstund' am vierten Tag Der Herzog Milon schlafen lag In einer Eiche Schatten. 7. 8. 9. 10. 11. 12. Roland sah in der Ferne bald Ein Blitzen und ein Leuchten, Davon die Strahlen in dem Wald Die Hirsch' und Reh' aufscheuchten; Er sah, es kam von einem Schild, Den trug ein Riese Awß und wild, Vom Berge niedersteigend. Roland gedacht' im Herzen sein: „Was ist das für ein Schrecken! Soll ich den lieben Vater mein Im besten Schlaf erwecken? Es wachet ja sein gutes Pferd, Es wacht sein Speer, sein Schild und Schwert, Es wacht Roland, der junge." Roland das Schwert zur Seite band, Herrn Milons starke Waffen, Die Lanze nahm er in die Hand Und that den Schild auftaffen. Herrn Milons Roß bestieg er dann Und ritt ganz sachte durch den Tann, Den Vater nicht zu wecken. Und als er kam zur Felsenwand, Da sprach der Ries' mit Lachen: „Was will doch dieser kleine Fant Auf solchem Roste machen? Sein Schwert ist zwier so lang als er, Vom Roste zieht ihn schier der Speer, Der Schild will ihn erdrücken." Jung Roland rief: „Wohlauf zum Streit: Dich reuet noch dein Necken. Hab' ich dietartsche lang und breit, Kann ich mich besser decken; Ein kleiner Mann, ein großes Pferd, Ein kurzer Arm, ein langes Schwert, Muß eins dem andern helfen." Der Riese mit der Stange schlug Auslangend in die Weite; Jung Roland schwenkte schnell genug Sein Roß noch auf die Seite? Die Lanz' er auf den Riesen schwang; Doch von dem Wunderschilde sprang Auf Roland sie zurücke.

8. Deutsche Gedichte für den Geschichtsunterricht - S. 8

1865 - Erfurt [u.a.] : Körner
8 13. Jung Roland nahm in großer Hast Das Schwert in beide Hände; Der Riese nach dem seinen faßt, Er war zu unbehende; Mit flinkem Hiebe schlug Roland Ihm unter'm Schild die linke Hand, Daß Hand und Schild entrollten. 14. Dem Riesen schwand der Muth dahin, Wie ihm der Schild entrissen; Das Kleinod, das ihm Kraft verlieh'n, Mußt' er mit Schmerzen missen. Zwar lief er gleich dem Schilde nach: Doch Roland in das Kniee ihn stach, Daß er zu Boden stürzte. 15. Roland ihn bei den Haaren griff, §ieb ihm das Haupt herunter; in großer Strom von Blute lief Jn's tiefe Thal hinunter. Und aus des Todten Schild hernach Roland das lichte Kleinod brach Und freute sich am Glanze. 16 Dann barg er's unter'm Kleide gut Und ging zu einer Quelle-, Da wusch er sich von Staub und Blut Gewand und Waffen helle. Zurücke ritt der jung' Roland Dahin, wo er den Vater fand, Noch schlafend bei der Eiche. 17. Er legt' sich an des Vaters Seit', Vom Schlafe selbst bezwungen. Bis in der kühlen Abendzeit Herr Milon aufgesprungen: „Wach auf! wach auf! mein Sohn Roland! Nimm Schild und Lanze schnell zur Hand, Daß wir den Riesen suchen!" 18. Sie stiegen auf und eilten sehr, Zu schweifen in der Wilde: Roland ritt hinter'm Vater her Mit dessen Speer und Schilde. Sie kamen bald zu jener Stätt', Wo Roland jüngst gestritten hätt', Der Riese lag im Blute. 19. Roland kaum seinen Augen glaubt, Als nicht mehr war zu schauen Die linke Hand, dazu das Haupt, So er ihm abgehauen, Nicht mehr des Riesen Schwert und Speer, Auch nicht sein Schild und Harnisch mehr, Nur Rumpf und blut'ge Glieder. 20. Milon besah den großen Rumpf; „Was ist das für 'ne Leiche? Man sieht noch am zerhau'nen Stumpf, Wie mächtig war die Eiche Das ist der Riese, frag' ich mehr? Verschlafen hab' ich Sieg und Ehr', Drum muß ich ewig trauern." — 21. Zu Aachen vor dem Schlosse stund Der König Karl gar bange: "Sind meine Helden wohl gesund? Sie weilen allzulange. Doch seh' ich recht, auf Königswort! So reitet Herzog Haimon dort, Des Riesen Haupt am Speere." 22. Herr Haimon ritt im trüben Muth, Und mit gesenktem Spieße Legt er das Haupt, besprengt mit Blut, Dem König vor die Füße: „Ich fand den Kopf in wildemhaag, Und fünfzig Schritte weiter lag Des Riesen Rumpf am Boden." 23. Bald auch der Erzbischof Turpin Den Riesenhandschuh brachte, Die ungefüge Hand noch drin, Er zog sie aus und lachte: „Das ist ein schön Reliquienstück, Ich bring' es aus dem Wald zurück, Fand es schon zugehaltn." 24. Der Herzog Naims von Bayerland, Kam mit des Riesen Stange: „Schaut an, was ich im Walde fand! Ein Waffen stark und lange. Wohl schwitz' ich von dem schweren Druck. Hei! bayrisch Bier, ein guter Schluck. Sollt' mir gar köstlich munden!" 25. Graf Richard kam zu Fuß daher, Ging neben seinem Pferde, Das trug des Riesen schwere Wehr, Den Harnisch sammt dem Schwerte: „Wer suchen will im wilden Tann, Manch Waffenstück noch finden kann, Ist mir zuviel gewesen." 26. Der Graf Garin that ferne schon Den Schild des Riesen schwingen. „Der hat den Schild, deß ist die Krön', Der wird das Kleinod bringen!" „ Den Schild hab'ich, ihr lieben Herrn ! Das Kleinod hätt' ich gar zu gern, Doch das ist ausgebrochen." 27. Zuletzt thät man Herrn Milon seh'n, Der nach dem Schlosse lenkte; Er ließ das Rößlein langsam geh'n, Das Haupt er traurig senkte. Roland ritt hinter'm Vater her Und trug ihm seinen starken Speer Zusammt dem festen Schilde. 38. Doch wie sie kamen vor das Schloß Und zu dem Herrn geritten.

9. Deutsche Gedichte für den Geschichtsunterricht - S. 9

1865 - Erfurt [u.a.] : Körner
Machi' et von Vaters Schilde los Den Zierrath in der Mitten; Das Riesenkleinod setzt' er ein, Das gab so wunderbaren Schein Als wie die liebe Sonne 89. Und als nun diese helle Gluth In Milons Schilde brannte, Da rief der Konig wohlgemuth: „Heil Milon von Anglante! : Der hat den Riesen übermannt, Ihm abgeschlagen Haupt und Hand, Das Kleinod ihm entrissen." 30. Herr Milon hatte sich gewandt, Sah staunend all' die Helle: „Roland! sag' an, du junger Fant! Wer gab dir das, Geselle?" Um Gott, Herr Vater, zürnt mir nicht, Daß ich erschlug den groben Wicht, Derweil ihr eben schliefet!" e. Uhland (geb. 1787. gest. 1862). Daß Roland bei allen fränkischen und germanischen Stämmen berühmt gewesen sein muß, zeigt das Rolandslied, welches lange Zeit die Krieger sangen, um sich zum Angriffe in der Schlacht zu er> muntern. — Herzog Heimon ist bekannt aus der deutschen Lollssage: d,e vier Heimonskinder; oie übrigen im Riesenkampfe erscheinenden Helden lernen wir in „König Karl's Meerfahrt" näher kennen. 10. Der eiserne Karl. 1. Näher führt der Karl zum Sturme > Stolzer Franken siegend Heer; Von Pavia's höchstem Thurme Schaut der König Desider. Spricht zu Autkar ohne Sorgen, Der dem Karl entwichen war: ,,Diese Burg ist stark, geborgen Sind wir heut und immerdar. 2. „Sieh', da reiten seine Franken Schon heran, ein langer Zug. Viel der Fahnen seh' 'ich schwanken;! Muthig sind sie auch genug. Doch sie würden hundert Jahre Wohl umsonst um dieses Schloß. Ist der Karl dabei?" — „Bewahre, Was du siehst, ist nur der Troß." 3. Scheuer blickt er nach der Wolke, Die in Staub die nächsten hüllt. Staunend vor so vielem Volke Spricht, dem Angst die Seele füllt - „Sicher war doch Karl bei diesen! Mächtig ist das Heer und groß." — „Nein, ich hätt' ihn dir gewiesen; Auch die Vorhut war es bloß." 4. „Weh, was sollen wir beginnen, Wenn der Karl noch stärker kommt!" „Wie er kommt, du wirst es innen; j Uns nur weiß ich nicht, was frommt." Neue Rotten unterdessen Rückten an, der König spricht^ „Dieses Heer ist unermessen! Kam der Karl?" — „Noch nicht, noch nicht!" 5. Jetzt in dichten Volks Gewimmel Schreiten Priester singend hin, Segnend unterm Seidenhimmel Sieht man zwölf Bischöfe zieh'n. Aebten, Pröbsten, Kapellanen, Folgt der Knaben bunter Häuf', Zwischen Kreuzen, zwischen Fahnen Wirbelt süßer Weihrauch auf. 6. Und die Brust zerschlägt mit Stöhnen Der Lombarde: Weh'mir doch! Diesen grimmen Feind versöhnen Konnten wir vor Monden noch I Lass' uns jetzt herniedersteigen, Ob uns birgt der Erde Schacht: Nie das Angesicht zu zeigen Wagt' ich solcher Uebermacht. 7. Da gemahnt den edlen Recken. Wie er sah' in beffrer Zeit, Die ihn jetzo muß erschrecken Karol's Größ' und Herrlichkeit: Wenn die eisenfarbnen Wellen Des Tessins, dem Po vereint, Um Pavia's Mauern schwellen, Dann vielleicht, daß Karl erscheint'" 8. Autkar hat das Wort gesprochen, Sieh', da dringt es wellengleich Dort hervor, als ob gebrochen Wär' dem Weltmeer Damm und Deich. Eisern kommt der Karl geritten, Eisern Panzer, Helm und Schild, Eisern scheinen seine Sitten, Selber Er ein Eisenheld. 9. Eisern war auch seinem Roste So die Farbe, wie der Muth, Eisern jeglicher Genoste, Eisern all' der Ritter Fluth. Autkar rief: „Hier ist er endlich, König, den du hast erfragt: Unser Tod ist unabwendlich." Sprach's und sank zurück verzagt. K. Bmxoi (geb 1802).

10. Deutsche Gedichte für den Geschichtsunterricht - S. 10

1865 - Erfurt [u.a.] : Körner
11» Frankfurt am Main. 1. Die besten seiner Helden, sie lagen in Sachsen todt, Da floh Karolus Magnus, der Kaiser, in großer Noth. 2. „Laßt eine Furt uns suchen, längs hin am schönen Main; O weh, da liegt ein Nebel, der Feind ist hinterdrein!" 3- Nun betet Kaiser Karol auf Knieen an seinem Speer, Da theilte sich der Nebel, eine Hirschin ging daher, . 4. Die führte ihre Jungen hinüber zum andern Strand, So machte Gott den Franken die rechte Furt bekannt. 5. Hinüber zogen Alle, wie Israel durch's Meer, Die Sachsen aber fanden im Nebel die Furt nicht mehr. 6. Da schlug der Kaiser Karol mit seinem Speer den Sand: „Die Stätte sei hinfüro der Franken Furt genannt." 7. Er kam da bald zurücke mit neuer Heeresmacht, Damit er der Sachsen Lande zu seinem Reich gebracht. 8 Doch dort am Main erpranget nun eine werthe Stadt, Die reich ist aller Güter und edle Bürger hat. 9. Es ward da mancher Kaiser gekrönt mit Karol's Krön' Und feierlich gesetzet auf goldgestickten Thron. 10 Da briet man ganze Rinder, es strömte der Fülle Horn, Es schöpfte jeder Arme Wein sich aus reichem Bornl 1!. Im Römer si) füllte dem Kaiser der Erzschenk den Pokal, Mit Kaiserbildern wurden bedeckt alle Wände im Saal. 12. Bedeckt sind alle Wände bis an den letzten Saum, Kein neuer Herrscher fände zu seinem Bildniß Raum. 13. Der erste deutsche Kaiser gab Namen dieser Stadt, Die auch den letzten Kaiser*) in ihr gekrönet hat A. Kopisch (geb. 1700. gest. 1853). !) Der Kaisersaal zu Frankfurt. 2) Franz Ii. Der Inhalt des Liedes beruht auf der Sage. daß Karl der Große, von den Sachsen, die er bekriegte, verfolgt, niit seinen Franken eine Furt durch den Main nur dadurch gefunden habe, daß eine Hirschkuh mit ihren Jungen an einer seichten Stelle des Flusses auf das jenseitige Ufer überging. 12. Das weiße Sachsenroß. 1. Es jagt der Sturm im grünen Wald, Er reitet und zwängt der Eichen Wucht, Die alte Weser muß ihre Wellen Vor Zorn und Angst am Fels zerschel- len, Und vom Gebirg und aus der Schlucht Des Donners Siegesrufen hallt. 2. Ein fränk scher Mann, gar müd und still, Verlassen irrt im fremden Land, Die Glieder brechen ihm fast zusammen, Doch löscht ihm nichts des Auges Flammen; Da steht ein Hüttlein an dem Strand: „Halloh, ein Fremder Obdach will." 3. Ein Sachse, hoch, mit stolzem Blick, Sieht lang' und fremd den Franken an: „Kommst d», um Gastfreundschaft zu bitten, So bist du sicher in Sachsenhütten." — Da trat den Herd der Franke an, Er nahm den Becher und gab ihn ■ zurück. 4. Sie sitzen ernst am heil'gen Herd, Sie sehen schweigend einander an, Und stunlm bewundert immer wieder Ein jeder des andern Heldenglieder. Da hebt zuletzt der Franke an: „Bei Gott, wir sind einander werth. 5. Wenn solcher viel das Sachsenland Zum Kampf ob unsern König stellt, So möchte Karol bitter klagen, Daß Sachs'und Frank'noch Schlachten schlagen." Da führt der Sachse ihn an der Hand Hinaus auf's regengrüne Feld. '6. Ein weißes Roß, gar stark und schön, Sprang auf der freien Weide frei. „O, laß das schöne Roß uns fangen," So sprach der Franke mit Verlangen.
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