140. Ursachen und Ausbruch der französischen Revolution. 309
Stand dagegen, der die große Menge des Volkes umfaßte, war mit Lasten überbürdet. Das kläglichste Los hatten die Bauern; sie mußten außer den Staatssteuern noch Abgaben an den Adel zahlen, Frondienste leisten und der Geistlichkeit den Zehnten entrichten. Angesichts der Prachtschlösser ihrer Herren verbrachten sie in erbärmlichen Hütten ihr geplagtes Dasein und wurden noch dazu mit Hohn und Verachtung wie Wesen niederer Art behandelt. Kein Wunder, daß sich ein unheimlicher Haß gegen die Vornehmen immer tiefer in die Herzen der Gedrückten fraß. Wehe, wenn dieser Haß einmal losbrach und der Sklave seines Herrn mächtig wurde!
3. Verfall der Religion. Wären die Franzosen ein frommes Volk gewesen, so würden sie, um aus den unseligen Zuständen herauszukommen, andere Wege gegangen sein, als in der Revolution geschah. Längst aber halten ungläubige Schriftsteller wie Voltaire (Woltähr) und Rousseau (Russoh) den Glauben aus unzähligen Herzen hinausgespottet. Bei den Gebildeten gehörte es zum guten Ton, alles Heilige zu belächeln, und von ihnen drang der Unglaube ins Volk hinab. Wenn ein Volk aber den lieben Gott nicht mehr fürchtet, wie sollte es dann wohl noch Scheu vor der Obrigkeit haben!
4. Das Beispiel der Amerikaner. Zu all diesem kam noch das Beispiel der Amerikaner. Dieselben hatten das Joch der Engländer abgeschüttelt und in den Vereinigten Staaten so freie Zustände geschaffen, wie bis dahin kein anderes Volk sie kannte. Das reizte zur Nachahmung. So war der Boden für die Revolution wohl vorbereitet; aber wie schrecklich sie daherschreiten werde, ahnte wohl niemand.
5. Die Reichsstände in Versailles (Mai 1789). Auf Ludwig Xv. folgte im Jahre 1774 Ludwig Xvi. Dieser war ein guter, frommer Mann, aber ein schwacher König. Am liebsten arbeitete er in seiner Schlofferwerkstatt oder las in feinen Büchern. Seine Gemahlin Marie Antoinette war eine Tochter der Kaiserin Maria Theresia und beim Volke als Österreicherin verhaßt. — Ludwig vermochte beim besten Willen der Not des Landes nicht abzuhelfen. Geschehen mußte aber etwas; denn wie ein Alp drückte die stets wachsende Schuldenlast den Staat. Da entschloß sich der König, die verzweifelte Lage dem Lande selbst vorzulegen, und berief zu dem Ende Vertreter aller drei Stände nach Versailles. Das war etwas Unerhörtes; denn seit 175 Jahren hatten die französischen Könige die Nation nicht mehr befragt, sondern despotisch regiert. Im Mai 1789 versammelten sich die Abgeordneten der Reichsstände, im ganzen 1200 Mann, darunter 600 vom dritten Stande. Den Adeligen und Geistlichen war nicht wohl bei der Sache; sie versuchten es deshalb so einzurichten, daß sie stets die Bürger und Bauern überstimmen könnten. Da erklärten diese trotzig: „Wir Abgeordneten des dritten
Standes vertreten die große Mehrheit der Nation und geben darum den Ausschlag; gefällt euch Vornehmen das nicht, so thun wir, als wäret ihr gar nicht da. Nun macht, was ihr wollt!" Zugleich nannten sie sich die Nationalversammlung und schwuren, nicht eher wieder auseinanderzugehen , als bis sie dem Staate eine neue Verfassung gegeben
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164. Der deutsch-französische Krieg von 1870—1871 (Schluß). 865
von beit Ereignissen bei Seban eine Revolution hervor. Die Kaiserin Eugenie, welche besonbers zu biesein Kriege getrieben hatte, floh nachts und in Verkleibuug nach England; der Kaiser, bett man vergöttert haben würde, wenn er gesiegt hätte, würde für abgesetzt und Frankreich für eine Republik erklärt. Es bilbete sich eine republikanische Regierung, beten hervorrageubstesmitglieb der Abvokat Gambetta war. Derselbe übte balb eine solche Gewalt aus, daß er als Diktator Frankreichs gelten konnte. Die neuen Gewalthaber meinten, ba Napoleon ja nun abgesetzt sei, sollten bte Deutschen srieblich nach Hanse gehen. Als aber Bismarck fragte, ob sie beim auch Elsaß-Lothringen herausgeben wollten, schrieen sie: „Keinen Zollbreit französischer Erbe, keinen Stein von
unsern Festungen!" Sie waren der sonberbaren Meinung, den Franzosen komme es zwar zu, ihre Feinde zu schlagen und ihnen Provinzen zu rauben; sie selbst aber bürsten eigentlich gar nicht besiegt werben, und wenn ein Feind solches bennoch frecherweife thue, so bürfe er ihnen boch nichts nehmen, selbst nichts von ihrem früheren Raube. So mußte beim der Krieg feinen Fortgang haben. Da Frankreich kein einziges Heer mehr im Felbe hatte, so rief Gambetta alle Männer bis zu vierzig Jahren zu den Waffen unbprebigte: „Krieg bis aufs Messer gegen die Barbaren, welche den heiligen Bobeit Frankreichs besubelu!"
2. Einschließung von Paris; Einnahme von Straszvnrg und Metz. Die Deutschen zogen inbes ruhig vor Paris und schlossen am 19. September diese gewaltige Stadt ein. Paris ist eine Riesenfeste, die durch einen Gürtel von breizehn starken Forts geschützt ist. Um biefen Festungsgürtel legten sich die Deutschen; sie waren genötigt, einen Ring von zwölf Meilen int Umfange zu fcilben. Zu einer Beschießung fehlte es an den nötigen großen Geschützen; auch hoffte König Wilhelm, beiß der Hunger die Stadt balb zur Übergabe zwingen werbe. — Währeitb die Deutschen vor Paris lagen, siel zuerst Straßburg (28. Sept.). Jebes beutfche Herz würde von inniger Freube erfüllt, daß diese alte „to und erschölle" Stadt, ein so lange verlornes und beklagtes Kleinob Deutschlanbs, ttrieber unser war. Vier Wochen später (27. Okt.) hieß es: „Metz hat kapituliert!" Bazaiue hatte sich vergeblich bemüht, den eisernen Ring, der ihn umklammerte, zu burchbrechen; als nun alle Lebensrnittel, selbst die Pferbe, aufgezehrt waren, ergab er sich mit feiner ganzen Armee beut Prinzen Friedrich Karl. Damit fielen 170 000 Mann und eine utteitb-liehe Menge von Geschütz, Waffen und Kriegsvorräten in bte Hänbe der Sieger. — Paris bagegen entwickelte einen unerwartet zähen Wiberstattb, und mit merkwürbiger Gebnlb ertrugen die weichlichen Bewohner alle Entbehrungen. Durch Brieftauben und Luftballons verkehrten sie mit beut Laube und wußten, daß ihre Lanbsleute große Armeen zusammenzogen, um die Hauptstabt zu befreien.
3. Die Heere der Republik zum Entsatz von Paris. Gambetta
selbst verließ in einem Luftballon Paris und betrieb mit Feuereifer die Rüstungen. Von verschiebenen Seiten zugleich sollte die beutfche Belagerungsarmee angegriffen werben. Im Norben von Paris bilbete sich die Rorbanttee, im Süben und Westen die noch größere Loirearmee;
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164. Der deutsch-französische Krieg von 1870—1871 (Schluß). 367
Frevel gegen „die heilige Stadt" — so nannten sie Paris — zu verüben wagten. Als nun aber nach viermonatlicher Belagerung alle Hoffnung auf Hülfe von außen schwand; als der Hunger, zu dessen Stillung auch Hunde, Katzen und Ratten nicht verschmäht wurden, quälte; als mitten im Winter die Feuerung und das Gas ausgingen; als auch ein letzter großer Ausfall scheiterte: da endlich baten sie um Waffenstill-
stand, dem dann die Übergabe von Paris folgte. Hiermit war der Krieg entschieden. Zum Zeichen der völligen Besiegung hielt einen Monat später eine Abteilung der deutschen Armee ihren Einzug in die französische Hauptstadt.
6. Friede zu Frankfurt (io. Mai 71). Am io. Mai 1871 wurde zu Frankfurt am Main der Friede unterzeichnet. Bedingungen: 1. Frankreich trittdaselsaß außer Belfort, und Deutsch-Lothringen einschließlich Metz an Deutschland ab. 2. Frankreich zahlt fünf Milliarden Frank (= 4000 Millionen Mark) Kriegskosten und behält bis zur Abzahlung deutsche Truppen im Lande.
So endete der Krieg von 1870 und 71. Nie sind in einem Kriege so viele Gefangene gemacht. 370 000 Gefangene wurden nach Deutschland geführt; die als kriegsgefangen erklärte Besatzung von Paris zahlte 170 000, die nach der Schweiz gedrängte Bonrbakische Armee 83 000 Mann. An Adlern und Fahnen wurdeu 120, an Geschützen 6700 erbeutet. 23 Festungen wurden erobert und ungefähr ebensoviel Schlachten geschlagen, ungerechnet die zahllosen kleineren Gefechte. Der ganze Krieg hat 7 Monate gedauert.
7. Wiederaufrichtnng des deutschen Kaiserreichs (18. Jan. i87i). Der Gewinn an Land und Leuten, an Ruhm und Geld war nicht der einzige, ja nicht der größte. Wie die Glut das starre Erz schmilzt, so schmolz die heiße Zeit der gemeinsamen Not und Gefahr, aber auch der Begeisterung und des Sieges das deutsche Volk zu einem Ganzen zusammen. Während die Kanonen vor Paris donnerten, kam der junge König Ludwig Ii. von Bayern zu König Wilhelm, der zu Versailles sein Hauptquartier hatte, und bat ihn im Namen der Fürsten und freien Städte, das deutsche Reich zu erneuern und die deutsche Kaiserkrone auf sein ruhmgekröntes Haupt zu setzen. König Wilhelm erklärte sich bereit und wurde am 18. Januar 1871 im Spiegelsaale des Versailler Schlosses feierlich zum deutscheukaiser ausgerufen. Es war eine einfache, aber erhebende Feier, bei welcher manchem der Anwesenden das Auge naß wurde. Auch der Kaiser war tief bewegt. Er gelobte unter andern: „Ich will mit Gottes Hülfe allezeit Mehrer des Reiches sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens." Und solches geschah mitten in Feindesland, in jenem Prachtschlosse Ludwigs Xiv., von wo aus dieser arge Feind unseres Vaterlandes seine Befehle zur Verwüstung und Beraubung Deutschlands gegeben hatte. Fürwahr, ein ergreifender Umstand, daß gerade hier die herrliche Erneuerung des deutschen Reiches erfolgen mußte. „Vom Herrn ist das geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen."
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368 164. Der deutsch - französische Krieg von 1870—1871 (Schluß).
Als nun Kaiser Wilhelm mit seinem siegreichen Heere heimkehrte nach Deutschland, als er in Berlin einzog, das war ein Jubel, ein Triumph! Freilich mancher, mancher weinte im stillen um eiuen lieben Toten, der in Frankreichs Erde ein Soldatengrab gefunden hatte. — Deutschland steht feit diesem Kriege einig, mächtig und gebietend da. Es wird blühen, solange es seinen Gott nicht verläßt. Wie Gott aber uns als Zuchtrute für die Franzosen gebraucht hat, so kann er uns leicht stürzen, wenn wir von ihm weichen. „Gerechtigkeit erhöhet ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben."
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316 . 143. Schreckenszeit. Direktorialregierung.
sie der Übermacht, und nun durchstreiften sogenannte höllische Kolonnen mordend und sengend das Land und ließen nichts hinter sich zurück als Asche und Leichen. Tausende von Vendeern wurden nach Nantes geschleppt, wohin der Konvent den blutdürstigen Carrier (spr. Karrieh) gesandt hatte, um alles zu erwürgen, was ihm verdächtig schiene. Da diesem Schlächter die Guillotine zu langsam arbeitete, so lud er seine Opfer auf Fahrzeuge, welche Klappen in ihren Böden hatten, und ersäufte sie zu Hunderten auf einmal in der Loire. Das nannte er „republikanisch taufen" oder „aus der großen Schale trinken lassen". Ähnliche Greuel begingen andere Abgesandte des Konvents in Lyon (Liong), Bordeaux (Bordoh), Marseille (Marßäj'), Toulon (Tnlong) und andern Städten, welche sich gegen die Herrschaft der Schreckensmänner erhoben hatten. Wie Tiger wüteten sie und tränkten den Boden Frankreichs mit Strömen unschuldig vergossenen Blutes. Toulon nahm englische Truppen auf und konnte erst nach längerer Belagerung von dem Revolntionsheere eingenommen werden. Die Franzosen vernahmen damals, daß die Eroberung dieser Stadt hauptsächlich einem jungen Artilleriehauptmann, namens Napoleon Bonaparte, zu verdanken sei.
4. Abschaffung der Religion. Eins war den triumphierenden Jakobinern noch immer sehr im Wege, nämlich die Religion. Was sollte einmal aus ihnen werden, wenn es einen Gott gab! In ihrem Wahnsinn beschlossen sie, den König des Himmels ebenso zu entthronen, wie den von Frankreich. Zuerst hobeu sie die christliche Zeitrechnung auf und zählten die Jahre anstatt von Christi Geburt von der Einführung der Republik in Frankreich. Demgemäß begann das Jahr eins mit dem 22. September 1792. Dann strichen sie die Sonntage und machten dasür jeden zehnten Tag zu einem Festtage. Endlich erklärte der Konvent die ganze christliche Religion geradezu für abgeschafft; hinfort fei allein die Vernunft als Gottheit zu verehren, was am besten unter dem Bilde eines Frauenzimmers geschehe. In Paris setzte man eine Opernsängerin ans den Altar der Kirche Notre Dame (Nottr' Dahm) und umtanzte sie als Göttin der Vernunft. Die Provinzen machten's nach. An vielen Orten entweihte man die Kirchen, schmückte Esel mit Meßgewändern, band ihnen Bibeln an den Schwanz, um sie durch den Kot ziehen zu lassen, foff aus den Abendmahlskelchen Branntwein und trug in den Hostiengefäßen Heringe auf. Eine schauerliche Roheit griff um sich. Nach einem halben Jahre fand Robespierre es übrigens für gut, wieder durch den Konvent beschließen zu lassen, daß es doch einen Gott gebe!
5. Der Höhepunkt des Schreckens. Danton schien des Mordens müde und zur Mäßigung geneigt. Da brachte Robespierre auch ihn auss Schafott. Als er zum Richtplatz geführt wurde, rief er aus: „Robespierre wird mir folgen; ich ziehe den Feigling nach mir!" Robespierre stand nun als Herr der Republik da, und die Schreckenszeit erreichte ihren Höhepunkt. Täglich führten Karren, vom Volke „rollende Särge" genannt, zahlreiche Opfer zum Richtplatze, wo der entmenschte Pöbel sich an der Todesqual der Opfer weidete. Schon eine Thräne, die jemand bei der Hinrichtung eines teuren Angehörigen weinte, konnte den Tod bringen; keiner war mehr feines Lebens sicher.
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144. Erste Koalition gegen Frankreich. Bonapartes Zug n. Ägypten. 317
6. Robespierres Sturz (Juli 1794). Südlich kam auch Robes-Pierres Stunde. Denn die Revolution frißt, wie man richtig gesagt hat, ihre eigenen Kinder. Einst wollte Robespierre durch seinen Freund St. Just noch mehrere Konventsmitglieder aus den Tod anklagen lassen; da ermannen sich alle seine Feinde in der Versammlung und überhäufen ihn mit Anklagen und Schmähungen. Ein schrecklicher Tumult entsteht; Robespierre will reden; aber „nieder mit dem Tyrannen!" schalt es ihm entgegen. Keuchend sinkt er auf eine Bank nieder. „Elender", ruft einer ihm zu, „das Blut Dantons erstickt deine Stimme!" Man beschließt, ihn zu verhaften. Kaum wagen die Gendarmen Hand an ihn zu legen. Draußen befreien feine Anhänger ihn wieder; da aber doch der größte Teil des Volkes gegen ihn ist, können sich seine Feinde zum zweitenmal seiner bemächtigen, wobei ein Gendarm ihm durch einen Pistolenschuß die Kinnlade zerschmettert. Man legt den Verwundeten auf einen Tisch; das Blnt trieft ihm vom Gesicht; höhnend, lachend und fluchend umsteht die Menge den Mann, vor dem bis dahin alles gezittert hatte. Einer sieht ihn lange an und spricht: „Ja, Robespierre, es giebt einen Gott!" Endlich wird er mit zwanzig Genossen, darunter fein Helfershelfer St. Inst und Schuster Simon, zum Tode geführt. Das Volk jubelt, und Weiber tanzen wie rasend vor dem Karren her. Als der Henker ihm den Verband abreißt, stößt er ein Schmerzensgeheul aus, welches allen durch Mark und Bein dringt. — Mit Robespierres Tode endete die Herrschest des Schreckens; die Gefängnisse öffneten sich; wer sich versteckt gehalten, wagte sich allmählich wieder hervor, und wenn die Guillotine noch arbeitete, so waren es meistens blutige Jakobiner wie Carrier u. a., welche die Rache ereilte. Frankreich erwachte aus seinem langen, gräßlichen Taumel.
7. Die Direktorialregierung (1795). Im Herbst 1795 löste sich der Konvent auf und legte feine Macht in die Hände der sogenannten Direktorialregierung. Das war nun die dritte Verfassung seit dem Ausbruche der Revolution (Beschränktes Königtum 1791, Republik unter dem Konvent 1792, Republik unter der Direktorialregierung 1795). Das Direktorium, welches lsinsnrt an der Spitze des Staates stehen sollte, bestand aus fünf Männern; ihnen zur Seite standen zwei vom Volke zu wählende Versammlungen: der Rat der Fünfhundert und der Rat der Alten, welcher 250 Mitglieder zählte.
144. Erste Koalition gegen Frankreich (1792—1797). Lonapartes Zug nach Ägypten (1793).
1. Erste Koalition gegen Frankreich. Schon 1792, also vor der Hinrichtung Ludwigs Xvi., hatten Österreich und Preußen sich zum Kriege gegen Frankreich verbündet. Dieser Koalition (Verbindung) schlossen sich nach des Königs Tode noch England, Spanien und die Niederlande an. Aber die Franzosen erhoben sich wie ein Mann, und
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320 145. Zweite Koalition gegen Frankreich. Bonaparte Konsul u. Kaiser.
auf ihren Schiffen nach der Heimat bringen wollten. Dazu verstanden sich jene (1801). Frankreich gewann also nichts durch diesen merkwürdigen Zug.
145. Zweite Koalition gegen Frankreich (me-isoi). Lonaparte Konsul (me) und Kaiser (iso4).
1. Zkielte Koalition (1799). Während Bonaparte im Wunderlande Ägypten Lorbeeren pflückte, halten die Dinge in Europa eine für Frankreich sehr ungünstige Wendung genommen. Gegen die immer übermütiger werdende Republik hatte sich eine zweite Koalition gebildet, welcher außer England und Österreich, Frankreichs alten Feinden, auch Rußland beigetreten war. Die Österreicher und Russen hatten den Franzosen schon viel Schaden gethan. Um so mehr sehnten sich letztere nach Bonaparte.
2. Sturz des Direktoriums; Bouaparte erster Konsul (1799). Als Bonaparte aus Ägypten nach Frankreich zurückkehrte, wurde er mehr wie ein Herrscher denn wie ein Feldherr empfangen. Man streute ihm Blumen und küßte ihm die Kleider; von ihm erwartete man neue Siege, Beute, Ruhm und eine goldene Zeit. Nur die Direktoren machten finstere Mienen; sie fühlten, daß ihre Tage gezählt seien. Bonaparte, der ja wußte, wie verhaßt sie beim Volke waren, machte denn auch nicht viele Umstände, sondern zwang sie abzudanken. Dann löste er auch den Rat der Alten und den der Fünfhundert auf. Als der letztere sich widersetzen wollte, stellte er Soldaten vor dem Saale auf. Ein Wink, da wirbeln die Trommeln, die Saalthüren werden aufgerissen, und mit gefälltem Bajonett rücken die Grenadiere in der ganzen Breite des Saales vor. Augenblicklich stieben alle Mitglieder der Versammlung zu Thüren und Fenstern hinaus. Hierauf traten drei Konsuln, denen ein Senat zur Seite gestellt wurde, an die Spitze der Regierung. Natürlich wurde Bonaparte erster Konsul. Er bezog die Tuilerien und war der eigentliche Regent des Landes. Die Republik bestand nur noch zum Schein.
3. Schlacht"bei Mareugo (isoo). Friede zu Luueville (1801).
Bonaparte wünschte jetzt Frieden, um sich in seiner neuen Gewalt zu befestigen. Aber Österreich und England — Rußland hatte sich vom Kampfe zurückgezogen — wiesen jeden Vergleich zurück. „Gut", sprach Bonaparte, „so müssen wir den Frieden erobern!" Er zog über den großen St. Bernhard und trug bei M a r e N g o (unweit Alessandria) einen entscheidenden Sieg über die Österreicher davon. Die Schlacht war mörderisch und schon sür die heldenmütig kämpfenden Österreicher gewonnen, als der französische General Desaix (spr. Deslih), der erst kürzlich ans Ägypten zurückgekehrt war, mit frischen Truppen auf dem Schlachtfelde erschien. Jetzt ordnete auch Bonaparte seine geschlagenen Scharen wieder; die Österreicher, die sich des nicht versahen, gerieten in Verwirrung und .erlitten nun eine vollständige Niederlage. Der Held des Tages, der tapfere Desaix, bezahlte die er-
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Extrahierte Personennamen: Zkielte Schlacht"bei_Mareugo Bernhard Desaix Desaix
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreich Europa Frankreich England Frankreichs Frankreich England Alessandria
Wettges cy i cy t
Lin Rehr- und Lesebuch
von
M. Kaiser,
Rektor in Diepholz.
Überreicht vo der Verlagsbuchhandlung
mit. der ergebensten Bitte, clas vorliegende Werk •I gütigst weiter zu empfehlen.
Preis 2 Mark 50 Pfg.; gebunden 3 Mark.
Hannover.
Verlag von Larl Meyer (Gustav Prior).
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Extrahierte Personennamen: Larl_Meyer Gustav_Prior Gustav
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1. Die alten Ägypter.
die altägyptischen Denkmäler, Tempelruinen und Grabkammern bedeckt finden. Diese eigentümliche Schrift besteht aus Bildern, welche entweder Dinge oder Laute bezeichnen. So bedeutet das Bild eines Löwen zunächst einen Löwen, zugleich aber Mut, ein Viereck — Haus, eine in den Mund geführte Hand — Hunger, eilt Mensch mit emporgehobenen Armen = jauchzen oder erschrecken, ein Adler (ägyptisch achem) — Adler und a. Erst in unserm Jahrhundert ist es den Gelehrten gelungen, diese Schrift zu entziffern. — Aus der Kriegerkaste gingen die Könige oder Pharaonen hervor, die aber bei ihrer Thronbesteigung in die Priesterkaste aufgenommen wurden. — Die Ackerbauer waren eigentlich alle nur Pächter; denn sämtlicher Grund und Boden gehörte den Priestern und Kriegern. — Die vierte Kaste umfaßte die Kaufleute und Handwerker. Da jegliches Gewerbe in der Familie forterbte, wurden die Ägypter in allerlei Arbeiten sehr geschickt; besonders verstanden sie schöne Waffen, Kleider, Glaszieraten und Papier zu verfertigen. Unter den Kleiderstoffen war der Byssns berühmt, welcher aus den feinsten Leinen- und Baumwolleusäden bereitet wurde. Luther nennt den weißen Byssns, womit auch Joseph bei seiner Aufnahme in die Priesterkaste geschmückt wurde, „weiße Seide". Das Papier wurde ans den Baststreifen der über 4 m hohen und armdicken Papyrusbinse, die im unteren Nil wuchs, hergestellt. Lange haben die Ägypter die Welt mit diesem Papier versorgt. — Bon den niedrigsten Kasten kam die der Dolmetscher erst auf, als die Ägypter zuerst mit Ausländern, nämlich mit den Griechen, in Handelsverkehr traten. — Am allerverachtetsten war die Hirten käste. „Was Viehhirten sind", sagt die Schrift, „das ist den Ägyptern ein Greuel"; deshalb mußten ja auch die Kinder Israel abgesondert von ihnen im Lande Gosen wohnen. Die Schweinehirten galten für fo unrein, daß sie keinen Tempel betreten dursten.
4. Bauwerke. Die riesenhaften Bauwerke der Ägypter erregen noch heute das Staunen der Welt. Zu denselben gehören:
a. Die herrlichen Tempel und Paläste, von denen die großartigsten Ruinen bei Theben zu finden sind. Nach einem dieser Tempel führte eine Mee von 600 kolossalen Sphinxen, d. h. Steinfiguren, welche ruhende Löwen mit menschlichem Oberkörper darstellen.
b. Die Katakomben. Dieses sind Grabkammern, welche in die westliche Felswand des Nilthals eingehauen sind. Für diese Gräber und ihre Ausschmückung thaten die Ägypter mehr, als für ihre Wohnhäuser. Bei jeder Stadt entstand allmählich eine aus lauter unterirdischen Gemächern, Gängen und Treppen bestehende Totenstadt. Die Katakomben von Theben sind zwei Meilen lang. Die Wände dieser Grabkammern, wie auch die Särge, sind mit Hieroglyphen und bildlichen Darstellungen geziert, und die Farben sind noch so frisch, als wären sie erst kürzlich aufgetragen. Diese uralten Bilder sind für uns eine Quelle der reichsten und angenehmsten Belehrung; sie veranschaulichen uns das ganze Leben und Treiben der alten Ägypter. In diesen Totenkammern nun ruhen die braunen, trocknen Mumien derer, die vielleicht zu Moses' Zeit gelebt haben; sie sind zu Taufenden auf einander geschichtet und teils noch wohl erhalten; unzählige aber sind zu Staub zerfallen, der vom Fußtritte des Besuchers emporwirbelt und den Verwegenen zu ersticken droht.
e. Die Obelisken. Dieses sind vierkantige, aus einem einzigen Granitsteine bestehende Spitzsäulen, von denen die größten 50 m, also
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