Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Alte Geschichte - S. 55

1842 - Berlin : Sander
Handel und Völkerverkehr des mittleru Aflen's. 55 dieser stand vorzüglich Athen in Verbindung, dessen Gebiet bei weitem nicht so viel Korn erzeugte, als das Bedürfniß seiner Einwohner erforderte. Weiter als der Kornhandel führte die Griechen der Pelzhandel in das Innere des Landes. Es ist bereits oben bemerkt, daß der Pelz- handel zwar nicht beit Umfang im Alterthum erreichen konnte, den er gegenwärtig hat, aber doch immer ein großer und wichtiger Handels- zweig war. Nach allen vorhandenen Nachrichten war das Clima in den Ländern zunächst um das schwarze Meer und denen, die mit ihnen in gleichen Breitengraden liegen, um Vieles kälter, als gegen- wärtig, und der Gebrauch wärmerer Kleidungen deshalb um Vieles nothwendiger. Es war daher bei den thracischen sowohl, als den asiatischen Völkerschaften, die über den 40. Grad N. Br. wohnten, wie man aus Herodot's Verzeichniß sieht, der Gebrauch von Pelz- werk fast allgemein eingeführt. So tragen z. B. die Thracier eine Kopfbekleidung von Fuchspelz, ferner Pelzstiefeln; so sind die seythischen Völkerschaften und die diesen nördlich wohnten, die Melanchlänen, ge- wöhnlich in Pelze gekleidet; so wie auch mehrere der Völker an der Ostseite des caspischen Meeres. Daß aber die feinen Pelzwerke auch im südlichen Asien gesucht wurden, werden wir unten zeigen. Allein der unternehmende Geist der pontischen Griechen begnügte sich mit diesem nördlichen Handel nicht. Sie drangen nach Osten vor, und bahnten sich den Weg bis zu den Hauptvölkern der großen Mongolei. Auch darüber verdanken wir die Nachrichten Hcrodot. „Bis zu den Argippäern" (oder den Kalmücken), sagt er, „ist das Land sehr wohl bekannt; so wie auch bei den vorher erwähnten Völ- kern. Denn theilö kommen Seythen zu ihnen, von denen es nicht schwer ist, Nachrichten einzuzieheu, theils auch die Griechen aus der Stadt Olbia und den griechischen Handelsstädten. Die Seythen aber, die dahin ziehen, treiben ihre Geschäfte durch sieben Dollmetscher und in sieben verschiedenen Sprachen." Dieser merkwürdige Bericht des Schriftstellers enthält offenbar die Beschreibung eines Caravanenhandels, der über das Uralgebirge nörd- lich um das caspische Meer bis in das Innere der großen Mongolei getrieben wurde. Pontische Griechen und Seythen nahmen gemein- schaftlichen Theil an diesem Handel, und dadurch ist, so bald man den Gang des Caravanenhandels kennt, auch die Einrichtung desselben deutlich. Als Nomaden, die mit ihren zahlreichen Heerden umher-

2. Alte Geschichte - S. 56

1842 - Berlin : Sander
56 Handel und Völkerverkehr des Mittlern Asien's. zogen, waren die Scythen die besten Waarenführer, weil sie die Last- thiere dazu besaßen; und sie bildeten eigentlich die Caravanen, welche in das östliche Asien zogen. lieber den Anfang und das Ziel des Weges kann also kein Zweifel sein. Er begann in Olbia an der Mündung des Borysthenes, und das Ziel waren die Wohnsitze der Argippäer oder Kalmücken, jenseit des Uralgebirges. Sie gehören zu dem großen mongolischen Völker- stamm, und müssen als der westlichste Zweig desselben angesehen wer- den. Als Kalmücken oder Mongolen erscheinen sie schon durch ihre ans Filzen bereiteten Gezelte, während die Seythen, die nach Herodot ihre Wohnung auf ihren Wagen oder Karren hatten, dadurch ihre tartarische Herkunft verrathen. Aber die Sitze der Argippäer lassen sich doch nur in so weit bestimmen, daß sie in der westlichen Hälfte der großen Mongolei, wahrscheinlich in dem jetzigen Kirgisen-Lande, zu suchen sind; da die östlich von ihnen wohnenden Völker unten werden erwähnt werden. Aber auch so konnten ihre Sitze einen großen Umfang haben, und sich sehr wohl bis zu dem Jarartes in Süden ausdehnen, wo sie an die Völker der großen Tartarei und Bucharei stießen. Ihre Grenze nach Osten läßt sich nicht genauer be- stimmen, als daß sie die Nachbaren der Jssedonen waren. Diese Be- merkung aber ist wichtig, weil daraus hervorgeht, daß der Verkehr mit ihnen, sowohl den mit dem östlichen, als dem südlichen Asien eröffnen konnte. Aber welches waren die Wege, auf denen er geführt ward? Ein Theil des Weges, die letzte Hälfte, der durch die Steppen- länder jenseit des Ural ging, fiel mit dem zusammen, den in unfern Tagen die Caravanen, die von Orenburg aus nach Buchara oder Chiwa, oder von dort nach Orenburg ziehen, zu machen haben. Die russischen Handelszüge, besonders die Unternehmung vom Jahre 1820, haben über diese Gegenden und Straßen ein helleres Licht verbreitet; und ich stehe deshalb nicht an, die mir darüber mitgetheilten schrift- lichen Nachrichten den Lesern vorzulegen. Es giebt diesen zufolge keine feste Straße zwischen Orenburg und Buchara. Von Orenburg bis znm Sir Darja ist kein gebahnter Weg; hin und wieder, in der Nähe von Brunnen, nur Steige, die durch die breiten Pfoten der Kameele gemacht sind. Die russische Ca- ravane, die, mit einer starken Bedeckung versehen, den betretensten Weg nehmen konnte, ging um das Nord-Ostende des Aralsee's, setzte über die beiden Arme des Sir Darja, den nördlichen und den

3. Alte Geschichte - S. 57

1842 - Berlin : Sander
Handel und Völkerverkehr des Mittlern Asien's. 57 südlichen oder Kuwan, und nahmen dann ihren Weg durch die Sand- wüste Kistl Koum, in der nördlichen Bucharei, nach der Stadt Buchara. Aber verschiedene Ursachen verhindern es, daß die Cara- vanen nicht stets dieselben Wege nehmen können. Theils ihre Un- sicherheit durch die räuberischen Nomaden, theils das Bedürfniß des Futters und Wassers für die Kameele, die man nur in befreundeten Gebieten darf weiden lassen. Die Chiwaer haben vier Wege, um mit Rußland zu handeln. Der erste geht zwischen dem Aralsee und dem caspischen Meere gerade durch die Kirgisen-Steppe nach Orenburg. Dieser Weg setzt Ruhe, und in der Steppe Verbindungen voraus mit den Kirgisen, lvelches seit einigen Jahren nicht der Fall ist. Der zweite führt líber Sarutschek und längs der russischen Grenze nach Orenburg. Durch diesen Umweg suchen die Chiwaer den Anfällen der Kirgisen zu entgehen. Der dritte geht von Sarutschek nach Astra- kan, voll wo die Maaren zu Wasser auf der Wolga nach Neu-Now- gorod gebracht werden. Der vierte geht von Chiwa nach Karagan, und voll da über das caspische Meer nach Astrakan. Von diesen sind der zweite und dritte die gewöhnlichsten. In wie fern diese Nachrichten auf den scythischen Handel Anwen- dullg leiden, wird unten deutlich werden, wenn wir vorher die Handels- straße von den Ufern des schwarzen Meeres und den dortigen griechi- schen Handelsstädten bis zum Ural werden erforscht habeil. Wenn gleich Herodot den Weg nicht genau bestimmt hat, den diese Handelsgesellschaften nahmen, so läßt er sich doch mit hinreichender Sicherheit festsetzen. Durch sieben anders redende Völkerschaften zogen die scythischen und griechischen Handelsleute, und bedurften daher eben so vieler Dollmetscher, sich verständlich zu machen. Diese Völkerschaften könneil keine andere sein, als die der Schriftsteller selber beschrieben hat: die Tauner, die Sarmaten, die Budinen und Gelonen, die Thyssageten, die Jyrken und endlich die Argippäer. Wenn man also Olbia mit Herodot als den Handelsplatz annimmt, in dessen Nähe sich die Caravanen bildeten, so ging der Zug zuerst durch die waldige Region oder die Gegend Hyläa, längs den Küsten des azowschen Meeres, bis zu den Ufern des Tanais oder Dons. Dies waren die Wohnsitze der Tauri, die sich nicht blos ans die nach ihnen genannte Halbinsel beschränkten. Man passtrte diesen Fluß und kam so in die große Steppe von Astrakan, zog alsdann in einer nördlichen Richtung durch das Land der Sarmaten, bis man zu den

4. Alte Geschichte - S. 58

1842 - Berlin : Sander
58 Handel und Völkerverkehr deö Mittlern Aflen's. Wohnsitzen der Budinen und Gelonen und der hölzemen Stadt der letztem gelangte. Von hier nahm die Caravane eine nordöstliche Rich- tung, der Weg lief nun durch eine siebentägige Wüste, bis sie die Wohnsitze der Thyssageten und Jyrken, an den sibirischen Grenzen, berührte. Sodann überstieg sie die Kette des Urals, und langte in den Steppen der Kirgisen und Kalmücken, dem letzten Ziel ihrer Reise, an. Es fällt von selbst in die Augen, daß diese Straße nicht die gera- deste und kürzeste war, um von Olbia in daö Land der Argippäer zu kommen. Sie bog links ab, und nahm einen nördlichen Umweg, so daß sie bis zu den Grenzen Sibiriens, wo nicht bis in dasselbe, sich hitlaufzog. Denn südlicher können wir die Völker, durch welche sie giilg, nach allen von mir angeführten Angaben Herodot's nicht setzen. Man könnte zwar annehmen, daß Unsicherheit der Wege diesen Umweg nöthig gemacht habe. Aber im Herodot selbst haben sich so deutliche Beweise erhalten, daß nicht sowohl diese, als vielmehr Handelö- bedürfnisse es verursachten, daß daran schwerlich ein Zweifel sein kann. Schon daß die Griechen der Dollmetscher bedurften, lehrt dies, denn wozu hätten sie ihrer sonst, als zu dem Verkehr mit diesen Völkern bedurft? Worül aber dieser Verkehr zunächst bestand, geht klar aus Herodot hervor: es war die älteste Straße des Pelzhandels. Die nördlichen und nordöstlichen Völker, von den Budinen an, diese selbst, die Thyssageten und Jyrken sind nach Herodot's ausdrück- lichem Bericht Jägervölker. Sie wohnen in dichten Wäldern, sie lauern den Thieren auf, indem sie die Bäume besteigen, sie erlegen sie mit Pfeilen und jagen sie mit Pferden und Hunden. Zwischen diesen Völkern ist gewöhnlich eine Wüste von mehreren Tagereisen. Was kann sie anders sein, als ihr Jagdrevier? Sollte diese Jagd einen andern Zweck gehabt haben, als sich der kostbaren Felle dieser Thiere zu bemächtigen, so wie sie ihn in Sibirien noch jetzt hat? Jndeß Herodot sagt es ja ausdrücklich! „In dem Lande der Bu- dinen," sagt er, „ist ein See und Morast mit Rohr, in dem die Ottern gefangen werden und die Biber und andere Thiere mit vier- ecktem Kopf, deren Felle um die Pelzkleider gesetzt werden." Bedarf es weiterer Zeugnisse? Wo diese Jägervölker ihren Anfang nahmen, in dein Lande der Budinen, lag die große hölzerne Stadt, mit einer hölzernen Einfas- sung versehen, von der jede Seite 30 Stadien (dreiviertel Meilen)

5. Alte Geschichte - S. 59

1842 - Berlin : Sander
Handel und Vvlkerverkehr des nüttlern Aflen'ö. 59 lang war. Sie war eine griechische Niederlassung mit griechischen Wohllnngen nicht nur, sondern auch Heiligchümern, von den Griechen aus den pontischen Handelsstädten gestiftet. Kann man über die Be- stimmung dieser Slobode wohl zweifelhaft sein? Welche andere konnte sie haben, als zur Hauptniederlage des Pelzhandels zu dienen? Und so ist es wohl hinreichend erklärt, weshalb die Handelsgesellschaften der pontischen Griechen und Scythen nicht den geraden Weg nahmen, sondern so weit nördlich zogen. Sie tauschten hier die Waaren ein, die sie weiter verführten, und fanden hier natürlich zugleich den Markt für die Erzeugnisse ihrer eignen Industrie. Erst seit Kurzem ist durch einen leider zu früh verstorbenen Gelehr- ten ein helleres Licht über diese Länder verbreitet worden. Es ist von ihn: aus Urkunden bewiesen, daß das Land, welches unter dem Ra- inen Jugrien sonst im nordwestlichen Rußlande gesucht wurde, kein anderes ist, als dasjenige, in welches uns Herodot geführt hat, in- dem es die Gegenden zu beiden Seiten des Urals, die Statthalter- schaft Perm und den westlichen Theil von Tobolök bis zum Oby um- faßte. Die Bewohner desselben aber, die Jngrier, sind dieselben, die jetzt unter dem Namen der Wogulen und der Ostiaken am Ob be- griffen werden. Ein Land, um ein Viertheil größer, als Deutschland, voll 16,000 Q. Meilen, vom 56. bis 67. Gr. d. Br. gerechnet. Es war von je her, besonders der östliche Theil desselben, jenseit des Ural, über den es drei Wege giebt, vorzugsweise das Land der Pelz- thiere. Der Bodeil ist hier meist sumpfig und wird cs immer mehr, je nördlicher man geht. So erklärt sich also der große See oder vielmehr Sumpf mit Rohr, wovon Herodot spricht. Daher finden sich hier die besten Biber, die nur am Wasser bauen; aber auch die edelsten Pelzthiere: iiberhaupt die schönsten Zobel, Eichhörnchen und Füchse jeder Art. Im ganzen Mittelalter war Jngriell das Land des Handels und des Verkehrs. Schon seit dein cilften Jahrhundert trieben ihn die Nowogroder und machten es bald selbst zu ihrer Pro- vinz, und daß er auch nach Nowogrod'ö Fall fortdauernd blühte, ist von dem Verfasser erwiesen. Selbst die bucharischen Caravancn kamen noch im sechszehnten Jahrhundert dahin und brachten ihre und in- dische Waaren. Kann es nach dem, was wir schon wissen und hören werden, im Alterthum anders gewesen sein? Ich baue nicht viel auf den Namen der Jyrken, wie niemals auf bloße Namenähnlichkeit. Aber wenn es erwiesen ist, daß die Jyrken

6. Alte Geschichte - S. 60

1842 - Berlin : Sander
60 Handel und Völkerverkehr des Mittlern Asien's. in demselben Lande wohnten, wo wir nachmals die Jugrier finden, ja! daß ihre Sitze bis in den Ural hineingingen, kann man sich der Vermuthung enthalten, daß die Jyrken und Jugrier dasselbe Volk be- zeichnen z und derselbe Handel, der noch fünfzehnhundert Jahre nach Christo hier bestand, auch schon ein paar tausend Jahre früher geblüht habe? Auch eine ähnliche Stadt, wie in dem Lande der Budinen finden wir hier, die scheckige Orde, von den scheckigen Pferden, den Prachtrossen für die Inder, so genannt, mit denen ihre Bewohner die Waaren Jndien's eintauschten. Ja, selbst der Laut der fabelhaften Sagen Herodot's tönt uns hier entgegen. Die Sage von den sechs Monate schlafenden Menschen ist eine acht sibirische Sage, die ganz natürlich da sich bildete, wo, den Menschen allein ausgenommen, die ganze übrige leblose und belebte Natur ihren Winterschlaf hält. Wenn die Caravane diese Pelzländer und Jagdvölker durchzogen hatte, wairdte sie sich von den Thyssageten östlich, und ging über den Ural, dessen südlichster Zweig, unter dem Namen des Auro-Uruk, sich fast bis zum Aralsee herunterzieht. Die Gegend, wo sie das Gebirge passirte, läßt sich freilich nicht genau angeben, da sie aber so weit nach Norden gegangen war, so konnte es gewiß nicht südlicher ge- schehen, als das jetzige Orenburg liegt (52 Gr. N. Br.), und die weitere Straße mußte also eine von denen sein, die oben von Oren- burg aus beschrieben sind. Der Weg ging also durch die Steppen der Kirgisen, und nach Herodot'ö Angabe war es noch ein langer Weg, bis sie zu den Argippäern kamen, die also in den östlichen Theilen dieser Steppen gesucht werden mußten, aber so gut wie jetzt die Kirgisen sich auch nach Süden, bis zum Jarartes oder dem Sir Darja, der Herodot nicht unbekannt ist, auöbreiten mochten. Aber konnten sie hier einen guten Markt für ihre Hauptwaaren, die Peltereien, erwarten? Um diese Frage zu beantworten, muß ich vor Allem an die schon in der Einleitung gemachte Bemerkung er- innern, daß Pelzwerke nicht bloö ein Gegenstand des Bedürfnisses, sondern auch in hohem Grade des Luruö sind, indem die feinen Arten derselben zur Besetzung oder Verbrämung der Kleider dienen, und daher keineswegs blos in den nördlichen, sondern auch in den südlichen Ländern Asien's ihre Abnahme finden. So ist es noch in ganz Persien, und welchen Markt fand nicht einst Cook für seine Seeotterfelle ans Nntka-Sund in Canton im südlichen China? — Im Alterthum war es nicht anders. Mehrere der Völker des easpi-

7. Alte Geschichte - S. 61

1842 - Berlin : Sander
Handel und Völkerverkehr des Mittlern Asien's. 61 schm Meeres heißen bei Herodot pelzetragende Völker. Unter den dargebrachten Geschenken der Statthalter auf dem großen Relief von Persepolis findet sich auch Pelzwerk. In Babylon kommen Pelze unter Prachtkleidern vor, und daß auch in den ältesten Zeiten sie selbst in Indien dazu gezählt wurden, wird die Untersuchung über dieses Land lehren. So konnte es also den Scythen und Griechen wohl so wenig fehlen, bei den Argippäern Abnahme ihrer Peltereien zu finden, als gegenwärtig den Russen, die sie in Kiachta gegen chinesische Artikel umsetzen. Dies wird aber noch um Vieles deut- licher werden, wenn wir folgende Umstände hinzunehmen. Herodot sagt zwar bestimmt, daß die Züge der Scythen und ponti- schen Griechen nicht weiter als bis zu den Argippäern gingen, aber aus seiner Erzählung geht auch klar hervor, daß die Sitze der Argip- päer deshalb keineswegs die Grenzen dieses Handels waren. Es ist nämlich mehr als wahrscheinlich, daß die Wohnsitze jener Völker blos die Plätze waren, wo die Caravanen des Osten und des Westen zu- sammenstießen, und wo der Austausch ihrer Waaren geschah. Denn wenn gleich die Züge der Scythen hier ein Ende hatten, so war man doch mit den entferntem Völkern, den Jssedonen und Massageten, sehr wohl bekannt. Und das, was uns der Schriftsteller von diesen Völ- kern sagt, setzt es fiir den, der den Gang des alten Handels kennt, wohl außer Zweifel, welcher Magnet hauptsächlich die Griechen in diese ferne Länder zog. Denn wie wichtig auch der Pelzhandel sein mochte, so war er es doch gewiß nicht allein, um dessentwillen sie kamen. Daß bei diesen Hirtenvölkern mich der natürliche Markt zum Einkauf der Lastthiere, der Pferde und Kameele war, bedarf keines Beweises. Aber auch rächt weniger der Metalle, der edlen, wie der unedlen. Das Erz fand sich bei ihnen, nach Herodot, in großer Menge. Aber die einen, wie die andern jener Völker waren auch äußerst goldreiche Völker. Sie wohnten gerade an den Grenzen der reichen Gebirgsländer Asien's, und standen mit ihnen in Verbindung. Von hier ferner bis nach Baktra und Marakanda, den ersten Stapel- plätzen der indischen Waaren, lief eine Völkerkette, wo Glied an Glied sich reihte. Und woher hätte Herodot die zmn Verwundern genaue Bekanntschaft mit den Völkern an der Ostseite des caspischen Meeres, die wir oben haben kennen lernen, wenn keine Handelsstraßen durch ihre Sitze gelaufen wären? Mochte nun das Gold der Hauptgegen- stand dieses Handels sein, oder mochten die Erzeugnisse Indiens, wie

8. Alte Geschichte - S. 63

1842 - Berlin : Sander
Handel und Völkerverkehr de»? Mittlern Asien's. 03 schlichten, was ist es anders, als daß sie die Vermittler sind bei Zwisten, die in einem Lande, wo der Umsatz der Waaren verschiedener Völker geschah, nicht fehlen konnten. So entdecken wir also auch hier wieder jenes Band zwischen Handel und Religion, das so oft sich uns schon gezeigt hat, und noch öfter zeigen wird) aber so wie man es in einem Lande erwarten kann, wo keine Tempel und stehende Heiligthümer sich erhoben, sondern liur etwa ein heiliges Gezelt, wie noch jetzt in den Lagern der Kalmücken. Die Massageten, ihre Stamm- verwandten und südlichen Nachbaren, werden dagegen von Herodot als ein kriegerisches und an die Waffen gewöhntes Volk geschildert, und wir werden sie nicht mit Unrecht als die Kriegerkaste betrachten können. Ganz anders aber die östlichen Nachbaren und Stammver- wandter! der Argippäer, die Jssedonen. Krieg war nicht ihre Beschäf- tigung; dagegen heißen sie ein gerechtes, d. i. civilisirtes und gegen Fremde nicht feindliches Volk. Noch mehr! Von ihnen kamen alle die Nachrichten, welche man von dem östlichen und nördlichen Asien einziehen konnte, denn die Scythen hörten sie von den Jssedonen, die Griechen wieder von den Scythen. Sie erscheinen also als das Handelö- volk, das seine Verbindungen bis dahin erstreckte. Wenn außerdem, wie oben bemerkt ist, die Serer selbst ein Zweig von ihnen sind, so wird es noch so viel deutlicher, wie die Verbreitung der Gewebe von diesen ihre Hauptbeschäftigung war, und die älteste Straße auch des Seidenhandels fängt an sich zu zeigen. So erklärt es sich also auch, wie die Grenzen ihrer Wohnsitze die Hanptplätze des Handels und die Ziele der Caravancn werden konn- ten, die von dem Ufer des schwarzen Meeres dahin zogen, um die- jenigen Produkte hier einzutauschen, welche ihnen die Jssedonen aus dem östlichen Asien znführten. Allein der Tag der Geschichte verliert sich hier in bloße Dämmerung. (Heeren.)

9. Alte Geschichte - S. 64

1842 - Berlin : Sander
Vi. Wie Perser. Von der Perser Sitten und Gebräuchen zu reden: so weiß ich da- von so viel, Bildsäulen, Tempel und Altäre zu errichten ist bei ihnen nicht Brauch, ja sie legen es denen als Thorheit aus, die das thun, und das meines Bedenkens darum, weil sie nicht, gleich wie die Hel- lenen, glauben, daß ihre Götter von Menschenart sind. Dem Zeus schlachten sie das Opser auf den höchsten Berggipfeln. Zeus heißt nämlich bei ihnen der ganze Himmelskreis. Sie opfern aber auch der Sonne und dem Monde, der Erde, dem Feuer, dem Wasser und den Winden. Denselbigen allein opferten sie ursprünglich, sie haben aber dazu gelernt den Dienst der Urania von den Assyriern und Arabern. Bei den Assyriern heißt Aphrodite Mylitta, bei den Arabern Alitta, bei den Persern Mitra. Das Opfer aber für die genannten Götter verrichten die Priester also: Wenn sie opfern wollen, so errichten sie keinen Altar, zünden kein Feuer an, sie spenden auch nicht des Weines, Flöten und Kränze und geröstete Gerste haben sie nicht, sondern wenn einer sein Opfer will darbringen, so führet er das Thier an eine ge- reinigte Stätte imd betet zu dem Gott, die Tiare bekränzet mehren- theils mit Myrthenzweigen. Für sich allein darf aber der Opfernde kein Heil erflehen, sondern er betet für alle Perser und für den König; denn unter allen Persern ist er ja auch mit einbegriffen. Wenn er nun das Opferthier in Stücke zerschnitten und das Fleisch gekocht hat, streuet er das zarteste Gras unter, gemeiniglich Klee, darauf leget er alles Fleisch. Ist dieses geschehen, so tritt ein Mager hinzu und stimmt an den Gesang der Götterzeugung', wie sie den Zauberspruch nennen, denn ohne einen Mager dürfen sie nicht opfern. Nach einiger

10. Alte Geschichte - S. 66

1842 - Berlin : Sander
66 Die Perscr. sie nach. So haben sie auch von den Hellenen die Knabenliebe ge- lernt. Es heirathet ein Jeglicher von ihnen viele ordentliche Frauen, dann haben sie aber auch noch viel mehr Kebsweiber. Nächst dem Muth im Streite gilt es für ungemein wacker, wenn Einer recht viel Kinder erzielet, und wer die meisten erzielet, dem sendet der König alljährlich sein Geschenk. Sie setzen die Stärke in die Menge. Ihre Knaben erziehen sie vom fünften bis zum zwanzigsten Jahre nur in drei Dingen: im Reiten, im Bogenschießen und in der Wahrhaftig- keit. Vor seinem fünften Jahr aber kommt ein Knabe seinem Vater nicht vor die Augen, sondern hält sich bei beit Weibern auf. Und das geschieht darum, daß, wenn er in diesen Jahren stirbt, der Vater sich nicht um ihn zu grämen hat. Diese Sitte gefällt mir, so wie auch die, daß Keiner, selbst der König nicht, einen Menschen um- bringen darf um ein einig Vergehen, sondern erst, wenn er nach reifer Ueberlegung findet, daß seiner Sünden mehr sind, denn seiner Dienste, darf er seinen Zorn an ihm auslassen. Sie behaupten auch, daß niemals Einer seinen Vater oder seine Mutter umgebracht habe, son- dern, wenn ja etwas dergleichen vorgefallen, so hätte es sich jedesmal bei genauer Untersuchung ausgewiesen, daß dies untergeschobene Kin- der, oder Bastarde, gewesen; denn, behaupten sie, es sei ganz unna- türlich, daß ein Kind seinen wirklichen Vater umbringe. Ferner, was sie nicht thun dürfen, davon dürfen sie auch nicht sprechen. Fiir die größte Schande aber gilt das Lügen, und dann das Schuldenmachen, und das ans mancherlei andern Gründen, vornämlich aber, weil sie behaupten: wer Schulden hat, muß auch nothwendig lügen. Wenn ferner ein Bürger den Aussatz oder den weißen Ausschlag hat, der darf nicht in die Stadt, noch in anderer Perser Gesellschaft kommen. Denn sie sind der Meinung: wer diese Krankheit hat, der muß wider die Sonne gesündigt haben. Jeden Fremden aber, der davon befallen wird, vertreiben sie aus dem Lande. Viele leiden auch aus demsel- bigen Grunde die weißen Tauben nicht. In einen Fluß harnen, noch speien sie nicht, auch waschen sie sich nicht die Hände darinz so leiden sie es auch von keinem andern Menschen, sondern gegen die Flüsse hegen sie die größte Ehrfurcht. Auch ist der sonderbare Umstand bei ihnen, was sie selber zwar nicht wissen, wohl aber wir, daß ihre Namen, die da hergenommen sind von dem Leibe oder der Pracht, sich alle ans den nämlichen Buchstaben endigen, denselbigen, den die Dorier San, die Joner aber Sigma nennen. Wer Acht hat, der
   bis 10 von 328 weiter»  »»
328 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 328 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 0
3 1
4 15
5 15
6 8
7 17
8 0
9 13
10 124
11 23
12 0
13 0
14 42
15 1
16 10
17 10
18 0
19 4
20 82
21 3
22 12
23 46
24 9
25 1
26 25
27 8
28 2
29 3
30 1
31 0
32 0
33 15
34 0
35 0
36 10
37 140
38 3
39 10
40 0
41 0
42 0
43 8
44 0
45 102
46 0
47 0
48 9
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 5
1 26
2 19
3 15
4 16
5 0
6 2
7 0
8 1
9 1
10 0
11 1
12 7
13 6
14 41
15 6
16 45
17 148
18 0
19 2
20 0
21 6
22 15
23 48
24 0
25 29
26 33
27 1
28 11
29 0
30 0
31 26
32 3
33 1
34 0
35 11
36 6
37 0
38 0
39 26
40 1
41 12
42 12
43 32
44 0
45 31
46 0
47 11
48 3
49 2
50 2
51 0
52 43
53 19
54 7
55 78
56 0
57 0
58 0
59 5
60 0
61 0
62 0
63 48
64 3
65 16
66 2
67 0
68 32
69 5
70 2
71 23
72 11
73 0
74 0
75 9
76 11
77 20
78 0
79 4
80 0
81 0
82 12
83 0
84 4
85 0
86 0
87 13
88 48
89 18
90 0
91 5
92 151
93 0
94 39
95 10
96 0
97 3
98 114
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 0
2 11
3 1
4 0
5 8
6 2
7 3
8 1
9 0
10 1
11 0
12 5
13 3
14 0
15 19
16 0
17 0
18 0
19 5
20 2
21 0
22 18
23 2
24 2
25 1
26 4
27 32
28 0
29 2
30 0
31 0
32 0
33 64
34 3
35 0
36 0
37 17
38 0
39 7
40 0
41 0
42 1
43 4
44 0
45 1
46 3
47 3
48 0
49 2
50 9
51 7
52 3
53 0
54 6
55 0
56 14
57 0
58 10
59 78
60 1
61 0
62 31
63 13
64 12
65 2
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 2
72 0
73 0
74 12
75 9
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 52
82 1
83 2
84 0
85 28
86 0
87 6
88 0
89 2
90 0
91 13
92 0
93 0
94 0
95 3
96 0
97 0
98 4
99 0
100 34
101 0
102 3
103 0
104 1
105 0
106 0
107 2
108 4
109 0
110 6
111 2
112 3
113 2
114 3
115 10
116 16
117 0
118 0
119 2
120 13
121 13
122 0
123 5
124 4
125 2
126 20
127 45
128 10
129 6
130 0
131 21
132 0
133 2
134 9
135 0
136 65
137 0
138 7
139 0
140 2
141 0
142 5
143 26
144 0
145 10
146 26
147 0
148 0
149 2
150 0
151 1
152 18
153 0
154 2
155 8
156 4
157 0
158 0
159 0
160 0
161 0
162 44
163 15
164 1
165 4
166 18
167 5
168 0
169 6
170 0
171 0
172 4
173 26
174 0
175 65
176 0
177 92
178 0
179 23
180 2
181 34
182 11
183 41
184 1
185 1
186 5
187 10
188 4
189 13
190 1
191 0
192 3
193 1
194 1
195 2
196 8
197 0
198 0
199 1