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1. Bd. 1 - S. XVIII

1846 - Braunschweig : Westermann
Xv! Vorrede. zu geben, ohne den Umfang der ohnehin schon an Blätterzahl reicher gewor- denen Bände zu verdoppeln. Ich that daher, wiewohl ungern, Verzicht auf die, zumal was die Fortschritte der Künste und Wissenschaften betrifft, höchst anziehenden Partien des Zeitgemäldes, mich auf einige allgemeine Andeu- tungen beschränkend oder nur das mit Politik und öffentlichem Rechte in näherem Zusammenhange Stehende in die Erzählung ausnehmend Vorrede zur zweiten Auflage der sechs ersten Bände (1821). Diese zweite Auflage, deren Nothwendigkeit mir den lohnenden Beweis von der günstigen Aufnahme der ersten gibt, erscheint gegen dieselbe in nur wenig veränderter Gestalt. Einige der auffallendsten Mängel und Verstoße, die mir theils das eigene Wiederlesen, theils das wohlbegründete Urtheil verschiedener hochgcschäzter öffentlicher Blätter bcmcrklich gemacht haben, sind wohl er- gänzt 'und verbessert worden. Doch zur vollständigeren und tiefer gehenden Umarbeitung, deren freilich das Werk nach meiner eigenen Ueberzeugung gar sehr bedürfte, hat mir theils die Muße gefehlt, theils auch—bei der gegen- wärtigen Bedrückung der Presse, wonach eine wesentlich veränderte Auflage derselben ängstlichen Kontrolc, wie ein ganz neues Werk unterliegt — die Lust und Ermunterung. Verschiedenes, was sehr geehrte Beurtheiler gerügt haben — wie insbesondere die allgemeine Charakterisirung des Mittelalters — ist darum nngeändert geblieben, weil meine eigene Ansicht davon noch fortwährend dieselbe ist. Ueber den Gesammtinhalt und Ton des Buches, zumal der ersten drei Bände, sey mir jetzt noch eine erläuternde oder rechtfertigende Bemerkung erlaubt: Die Zeit, worin ich sie schrieb, hatte darauf seinen vorherrschenden Ein- fluß. Es war die Zeit der napoleon'schen Gewaltherrschaft. Die drei ersten Bände waren geschrieben, der erste auch bereits ausgegeben, be- vor die Flammen Moskau's als Morgenröthe einer möglichen Wiederher- stellung des Rechtszustandes über die europäischen Länder leuchteten. In den Tagen der völligen Erdrückung aller Rechte der Völker und Einzelnen durch die Schrcckensmacht des Einen, wo, von der Gegenwart strafend, wie sie es verdiente, zu sprechen, Verderben brachte, und jede der Freiheit holde philosophische oder politische Lehre geächtet war, erkannte ich in der

2. Bd. 1 - S. 2

1846 - Braunschweig : Westermann
Xx Vorrede. fern, die ich durch dasselbe gewonnen, durchdringt mich ein süßes Gefühl von Rührung und Freude. Wahrlich — bei allen seinen vielen Fehlern — es muß Gutes in dem Buche seyn, daß es bei Guten und Trefflichen so liebende Ausnahme fand! Und das Gute darin — hierin lassen die Stimmen der edelsten Männer mich nicht zweifeln — ist ein zeitgemäßes, ein den jezo vorwaltenden Jdcecn von Recht und Freiheit befreundetes, ein der jezo mit Macht sich erhebenden und durch solche Erhebung Heil verheißenden öffentlichen Meinung entsprechendes. Das Buch hat also wenigstens ein Sandkorn aus die Wagschale gelegt, nach deren Sinken die Hoffnungen, die Bestrebungen aller Wohlgesinnten gehen; — und ich habe nicht umsonst gelebt. v. Rotteck.

3. Bd. 1 - S. 4

1846 - Braunschweig : Westermann
2 Erstes Kap. Begriff der Geschichte Individuelle Fakten — ihr Gegenstand sey nun weitverbreitet oder eingeschränkt — sind durch Zeit, Ort und Umstände bestimmt und heraus- gehoben aus der gesammten Masse der übrigen Fakten: Sie bestehen Jedes für sich allein, und können mit keinem anderen verwechselt werden. Der- gleichen sind vorzugsweise — jedoch nicht ausschließend — diejenigen, zu denen die menschlichen Handlungen den Stoss geben; während die Fakta der Natur, insofern sie uns interessiren —größtentheils allgemein, d. h. nicht bestimmt nach Zeit, Ort und Umständen, sich vielfach und regel- mäßig wiederholend und daher für uns nur generisch, nicht indivi- duell unterschieden sind. Wenn aber aus der Menge solcher allgemeiner, gleichförmiger, der Naturgeschichte u. s. w. ungehöriger Phänomene einige einzelne herausgehoben, mit den sie insbesondere charakterisirendenumständen und der Orts- und Zeitbestimmung dargestellt werden; so treten sie ins Ge- biet der eigentlichen Historie über, und es erhellet hieraus, ob und inwiefern man zu derselben die Geschichte der Naturrevolutivnen, der Mcnschen-Rayeu, der Verbreitung, Abartung re. von Pflanzen- und Thier- gattungen, wohl auch die Charakteristik derselben u. s. f. zählen könne? Daß die Geschichte nur wahre, miß zwar historisch wahre, d. h. wirklich geschehene, Begebenheiten erzähle, dürfte fast überflüssig zu erinnern seyn. Es ergibt sich hieraus ihr Unterschied von der Fiktion, Allegorie, dem Roman u. dgl., denen auch die poetische Wahrheit genügt. Die Bestimmung des Merkwürdigen gehört zwar nicht wesentlich zum Begriff der Historie. Indessen scheint es allerdings der Würde der Ge- schichtswissenschaft angemessen, von ihr schon zum voraus alle Fakten auszuschließen, deren Kenntniß zu gar keinem vernünftigen Zwecke taugt. (Siehe unten §. 17.) §. 3. Gegenstand und Stoff der Geschichte. Begebenheiten und Veränderungen sind so ziemlich gleichbedeutende Ausdrücke. Was daher immer Veränderungen leiden mag, kann Gegen- stand einer Geschichte seyn. Die Veränderungen selbst heißen dann ihr Stoff. Eine Unterscheidung, die nicht ohne Nuzen ist. §. 4. Ihre verschiedenen Eintheilungen. Man theilt die Geschichte in Rücksicht ihres Objekts und ihrer Form auf mannigfaltige Weise ein, d. h. man hat die ungeheure Menge von Ge-

4. Bd. 1 - S. 6

1846 - Braunschweig : Westermann
4 Zweites Kap. Historiomathie. Zweites Kapitel. Historiomathie. §. 3. Was sie sey? Die Historiomathie gibt die Vorschriften, wonach man Geschichte lernen und lehren soll. Das Gebiet der Geschichte ist unermeßlich. Noch hat es keiner ganz und vollständig besessen. Welche seiner Theile sollen wir nun vorzüglich an- bauen, und welches ist die zweckmäßige Art dieses Anbaues? §. 6. Ihre Regeln. Der individuelle Zweck, den sich Jeder beim Studium der Geschichte vor- sezt: ob er nämlich dieselbe als Hauptfach oder nur als Hilfswissen- schaft eines anderen gewählten Faches oder auch als einen zur allgemeinen wissenschaftlichen Bildung gehörigen Unterrichtszwcig sich eigen machen wolle, muß fteilich auf die Art und das Maß ihres Studiums bedeutend ein- fließen; immer wird aber die beste Grundlage desselben eine summarische, allgemeine oder Weltgeschichte seyn. Eine solche macht den Leser mit dem Umfange und der allgemeinsten Gestalt des historischen Gebietes, mit dem Zusammenhang seiner Haupttheile und ihren gegenseitigen Verhältnissen bekannt; sie hebt ihn auf jenen erhöhten Standpunkt, von welchem herab die Ueber- schauung und Beurtheilung der unzähligen Fakten möglich wird: sie bildet, da sie nur das Größte darstellt, den historischen Geschmack, und lehrt auf alle Folge hin beim Studium der einzelnen Geschichten die Begebenheiten richtig auffassen, würdigen, ordnen. Wie aber eine Weltgeschichte zur Hervorbrin- gung jener Vortheile beschaffen seyn müsse, davon unten. §. 7. Fortsczung. Zunächst an die Weltgeschichte schließt sich billig jene des Vaterlandes an. Die Kunde von dem Ursprung, dem Charakter, Zustand, den Schick- salen und Thaten des Volkes, dem wir als Glieder angehören, dann von der allmäligcn Bildung seiner heutigen, inneren und äußeren Verhältnisse, An- gelegenheiten, Verfassungen, von den Hilfsmitteln und Hindernissen seiner Vervollkommnung und seines Glückes — hat für Jeden, den Natur und Erziehung nicht völlig verwahrlosten, ein hohes, allernächst der Empfindung angchö- rigcs Interesse. Sie ist aber auch für die meisten Lagen des öffentlichen und

5. Bd. 1 - S. 7

1846 - Braunschweig : Westermann
8 Zweites Kap. Historiomathie. Privatlebens äußerst lehrreich und Jenem, der nach irgend einem bedeutenden Wirkungskreise im Vaterlandc strebt, ganz unentbehrlich. Hierauf ist für einen Jeden Geschichte des Standes, dem er angehört, oder des Faches, dem er sich gewidmet hat, von besonderer Wichtigkeit. Er wird daraus mannigfaltige Erleichterung, kostbare Aufschlüsse für jenes Haupt- fach und fruchtbare praktische Lehren schöpfen. Bleibt nun noch weitere Muße, Neigung und Gelegenheit zu historischen Forschungen übrig; so mag man die speziellen Gegenstände des Studiums oder der Bearbeitung nach eben diesen Rücksichten oder nach besonderen Zwecken und Verhältnissen wählen §. 8. Fortsezung. Was immer für eine Geschichte cs aber sey, die man studirt, niemals lasse man sich die blose Kenntniß der nackten Thatsachen genügen. Immerdar sey das Augenmerk auch auf Ort, Zeit und Umstände der Begebenheiten gerichtet, denn nur durch diese Bestimmungen werden die Fakten individuell oder der eigentlichen Geschichte angehörig (§. 2), und ohne ihre Kenntniß hat man sich auch das Faktum selbst nicht wahrhaft eigen gemacht. 8- 9. Fortsezung. Unter den Umständen der Begebenheiten sind jene die wichtigsten, welche die Ursachen und Folgen derselben enthalten. Die Einsicht in ihren Zu- sammenhang oder in das kausale Verhältniß der Begebenheiten eignet die Ge- schichte, die vorhin blos der Imagination nud dem Gedächtniß angehörte, dem Verstände an, macht sie pragmatisch und zur Wissenschaft. Die Ursachen der Begebenheiten sind theils nähere, theils entferntere, je nachdem sie mittelbar oder unmittelbar wirken; innere oder äußere, je nachdem sie bei dem Volke selbst, wo das Hauptfaktum, oder auswärts vorhanden; Haupt- oder Ncbenursachen u. s. f., physische und mo- ralische, wovon besonders die lezteren wichtig sind. Unter ihnen nehmen die Charaktere der handelnden Personen eine vorzügliche Stelle ein, und müssen daher sorgfältig aufgefaßt und dargestellt werden. Es rühren oftmals ganze Reihen der wichtigsten Ereignisse von den schein- bar geringfügigsten Umständen her, so daß man billig über den schwachen Ring erstaunt, an dem eine so große und schwere Kette hängt. Kriegserklä- rungen und Friedensschlüsse, die das Schicksal der Nationen auf Jahrhunderte

6. Bd. 1 - S. 8

1846 - Braunschweig : Westermann
6 Zweites Kap. Historiomathie. hinaus verändern können, werden oft durch die augenblickliche Laune der Machthaber oder die ihnen zufällig beigebrachte Stimmung bewirkt; der Tod oder die Geburt eines Thronerben können einen Wcltthcil zerrütten oder glück- lich machen; der Ausgang der Schlacht, durch die ein Reich gestürzt oder ge- gründet wird, mag von einem Sonnenblick abhängen, der die Heere blendet, von einem Windstoß, der eine Staubwolke aufweht. Hätte Ludwig Xvi. im Posthaufe zu St. Meuchould nicht eine Suppe genossen; wäre Bona- part c'n, wie er aus Aegypten zurückfuhr, ein englisches Schiff begegnet; die ganze Welt würde jezt anders gestaltet seyn. So bewirkt in der physischen Welt der in den Teich geworfene Stein sich immer erweiternde Wellenringe; so ein Thautropfen die zerstörende Lawine; so, wo Brennstoff gehäuft ist, ein Funken die gegen Himmel strebende Flamme; so endlich gibt bei der mit den schwersten Lasten behängten Wage, wenn sie im Gleichgewicht schwebt, ein Sandkorn den Ausschlag. Dergleichen Zusammentreffungcn, die sehr häufig in der Geschichte vorkommen, werfen das Gemüth zur Anbetung des Wesens nieder, das durch die kleinsten Verhängnisse — Zufälle nennt sie der endliche Geist, der ihre Leitung nicht durchschaut — den Kalkül menschlicher Weisheit, die Bestrebungen menschlicher Kraft zernichtet, und seine großen Plane vollführt. §. 10. Fortsezung. Die Geschichte ist eine Wissenschaft der Thatsachen. Als solcher kommt es ihr zu, nicht blos schlechthin zu erzählen, sondern auch ihre An- gaben zu beweisen. Wer sie gründlich studircn will, muß dann jene Be- weise prüfen, und nur dem bewährt Erfundenen Beifall schenken. Indessen ist hier nicht von mathematischer Demonstration oder apodiktischer Gewißheit, sondern nur von moralischer Ueberzeugung und vernünftigem Glauben die Rede. Der Grad der historischen Gewißheit wird durch die Kritik aus der Be- schaffenheit der Quellen ermessen, wobei sich meistens ein Heer von Zweifeln erhebt, die sich theils auf die Nichtigkeit der ersten Wahrnehmung, theils auf die Art ihrer Ueberlieferung beziehen. Jedoch berühren sie gemeinig- lich nur die Nebenumstände, die verborgeneren Triebräder und geheimeren Verknüpfungen der Begebenheiten; die Hauptgeftalt der Fakten springt meistens deutlich ins Auge, und cs ist der historische Pyrrhonismus so wenig, als der philosophische zu rechtfertigen.

7. Bd. 1 - S. VII

1846 - Braunschweig : Westermann
Vorrede zur dreizehnten Auflage. i Indem ich in der abcrmal eingetretenen Nothwendigkeit einer neuen — jetzt dreizehnten — Auflage dieses Werkes einen kostbaren Beweis der dem- selben troz seiner vielen — mir nur allzuwohl bekannten — Mängel zuge- wendeten nachsichtsvollen Gunst der Lesewelt mit Rührung und innigem Dank- gefühl erkenne; finde ich mich zugleich durch vielfältige (zumal bei Gelegenheit einiger, indessen von anderen Schriftstellern herausgegebenen, sogenannten Fortsetzungen meiner allgemeinen Geschichte an mich ergangene) Anfragen zu der Erklärung veranlaßt, daß ich allerdings gesonnen bin, das, einstweilen nur bis zum Sturze Napoleon's und der Stiftung der heiligen Allianz reichende, Werk auch noch weiter und bis zu den neuesten Tagen fortzuführen, wofern der Himmel mir Leben und Gesundheit zu der, nach dem gegenwärtigen Zu- stande der Presse, mit Schwierigkeiten ganz eigener Art verbundenen Arbeit verleiht. Es ist mein sehnlichster Wunsch, und auch der Hoffnung kann ich mich nicht cntschlagen, daß das Werk, wenn ich cs zur Vollendung bringe, noch zu meiner Lebzcit werde können gedruckt werden. Sollte ich jedoch die — ob früher oder später eintretende, doch jedenfalls unausbleibliche — Wic- dererheiterung des politischen Horizonts nicht mehr Selbst zu erblicken das Glück haben, so mögen dann meine Kinder, sobald wieder einige Freiheit des Wortes gewährt ist, es als opus posthumum ihres verstorbenen Vaters her- ausgeben. Ich bcnüze nun noch die Gelegenheit dieses kurzen Vorwortes, um mein lebhaftestes Bedauern darüber auszudrücken, daß mehrere der früheren Auflagen, ganz vorzüglich aber die zwölfte, so gar sehr durch Druckfehler entstellt sind. Der Verleger will sich mit der, durch die häufige Nachfrage bei den drei lezten Auflagen veranlaßten, Eile oder llebercilung des Abdrucks entschul-

8. Bd. 1 - S. 11

1846 - Braunschweig : Westermann
9 Drittes Kap. Historiographie. Darum wähle man diese Sphäre mit Rücksicht auf seine Kräfte und Hilfsmittel; man seze sich einen bestimmten, für jene Kräfte erreichbaren Endzweck vor. Nach diesem Endzweck — ob man z. B. den ganzen Um- fang der Geschichte oder einen einzelnen Theil oder Gegenstand skizziren, durch Beiträge bereichern oder vollständig bearbeiten; ob man für Anfänger oder Gelehrte, für Staatsmänner oder Krieger, zum Studium, zur lehrreichen Unterhaltung oder zum Nachschlagen, für ein Volk und eine Zeit oder für Alle schreiben wolle — muß dann die Anlage des Ganzen, der Hauptplan, die Auswahl der Materialien, ihre Anordnung und Einkleidung sich richten. §. 15. Sammlung des Stoffes. Nach Fcstsezung des Zweckes und Gegenstandes ist das Erste die Samm- lung des historischen Stosses. Es ist diese mehr oder minder mühsam, je nachdem der Gegenstand der Geschichte von größerem oder geringerem Umfange, vom Geschichtschreiber nach Raum und Zeit mehr oder weniger entfernt und durch Vorarbeiten Anderer weniger oder mehr beleuchtet ist. Insgemein aber erheischt sie eisernen Fleiß und beharrliche Geduld, schreckt auch wohl — weil sie, je nach Beschaffenheit der Quellen (deren Charakteristik unten), großcntheils in blos mechanischer Arbeit besteht — das feurige Genie von der historischen Laufbabn ab. Die Geschichtschreiber des Alterthums, als nahe dem Schauplatze und den Zeiten, welche sie schilderten, ja oftmals Augenzeugen oder gar Theil- nchmer der von ihnen erzählten Begebenheiten, waren meist des mühsamen Aufsammelns der Materialien und jener trockenen Diskussionen über die Nich- tigkeit der Fakten überhoben, woran die Neueren ihre Zeit und Kräfte verbrauchen müssen, noch bevor sic das eigentliche Werk beginnen. Ein Um- stand, welchem jene, nach Ancillon's richtiger Bemerkung, die Lebendig- keit ihrer Gemälde, die Kraft ihrer Sprache und die dramatische Anschau- lichkeit ihrer Komposition vorzüglich zu verdanken haben. 8. 16. Auswahl der Fakten. Die gcsammtcn Materialien müssen dann geordnet und gesichtet, d. h. aus ihnen nur dasjenige zur Darstellung ansgehoben werden, was in Rück- sicht seiner Glaubwürdigkeit geprüft und zugleich brauchbar oder bcbaltens- werth ist. Die weise Beurtheilung und hiernach Auswahl der Fakten in Ansehung ihrer Glaubwürdigkeit und Wichtigkeit macht den vor-

9. Bd. 1 - S. IX

1846 - Braunschweig : Westermann
Vorrede. vn seines Unterrichts, Geist und Ton seines Vortrages öffentlich bekannt zu machen. Hierdurch werden die Zöglinge, oder wer für sie den Studicnplan bestimmt, im voraus mit dem bekannt, was sie da zu erwarten oder nicht zu erwarten haben; der Lehrer rechtfertigt seinen Berus vor den Augen des größeren Publikums, erweitert, wenn er so glücklich ist, Leser auch außer- dem Kreise seiner Schule zu erhalten, die Grenzen seines nüzlichen Wirkens und freut sich dessen als des schönsten Lohnes seiner einsamen Arbeit. Ich gestehe, daß ich nach diesem Lohne mit allen Kräften meiner Seele strebe. Nicht ftir meine Zuhörer allein — wiewohl ihr Bedürfniß mein näherer Zweck ist —• habe ich geschrieben (dies zeigt schon der Umfang des Buches), sondern überhaupt für gebildete und denkende Ge sch ich ts- freunde; also für Männer und Jünglinge; jenen zur Wiederholung und leichtern Uebersicht, diesen zum Studium. Vorzüglich habe ich heranrei- fende Jünglinge im Auge, welche schon vorbereitet sind durch früher ge- nossenen historischen und philosophischen Unterricht, und deren Geist, deren Gefühl empfänglich ist und voll des Lebens. Euch, meine edlen jungen Freunde, möchte ich die großen Lehren, die erhebenden Bilder der Geschichte in das offene Gemüth legen, Euch Liebe und Bewunderung geben für die herrlichen Charaktere der Vorzeit, Eure unerschöpste Wärme entzünden für Recht, Frei- heit und Vaterland, Eure Kraft nähren, Eure Nacheiferung spornen durch die Vorhaltung geschehener Großthat. Meine eigene Jugendzeit scheint mir bei dieser Beschäftigung wiederzukehren, die Begeisterung, mit der ich den Reich- thum der Geschichte aufnahm, das erhebende Gefühl, womit ich in die Gallcrie der großen und guten Menschen trat, der Dank, den ich Denjenigen zollte, die mich einführten in diesen ehrwürdigen Kreis. Manches, was ich damals nüt Enthusiasmus umfaßte, ist seitdem mir anders erschienen; manches Ge- fühl, manche Hoffnung hat die Erfahrung kälter gemacht; aber diese Glorie, in welcher ich zuerst meine Lieblingshclden sah, ist nicht verglommen, und während die Gegenwart immer bedrängter, die Zukunft trüber wurde, hat die stille Vergangenheit mir unabläßig Trost, Ausschluß und Erhebung gebracht. Sonach ist cs wahre Liebe und nicht etwa eitles Verlangen, Schriftsteller zu seyn, was mich zu dieser Arbeit treibt, über deren Tendenz und Charakter- ich meinen Lesern vorläufig einige Rechenschaft schuldig bin. Seit 14 Jahren habe ich das Remer'sche Handbuch der allgemeinen fnhrnngsgeschichte des Werkes, seinem Zwecke und Geiste nach, und auch den Charakter der Zeit, worein die Ausarbeitung der verschiedenen Bände fällt, und welcher daher auch auf die Farbengebung derselben von Einfluß war, näher bezeichnen.

10. Bd. 1 - S. 13

1846 - Braunschweig : Westermann
Viertes Kap. Historische Kritik. 11 Wesen nach überall geltenden) Hauptregeln unten bei der Methode der Weltgeschichte vor; das zweite, die Einkleidung, ist großenthcils Sache des Geschmacks, und unterliegt den meisten Vorschriften, die für den Redner, gewissermaßen auch jenen, die für den epischen Dichter gelten. Sonach mögen hier für unfern Zweck einige Hauptbegriffe genügen. Die historische Komposition bezieht sich im Allgemeinen auf die Sache oder auf den Ausdruck. In erster Hinsicht lautet die Summe der Regeln also: Die Erzählung muß ein schönes, nach Einem Plane zweckmäßig ge- ordnetes Ganzes scvn, in dessen einzelnen Theilen Haltung und Ebenmaß und in allen vereint Harmonie und leichte Uebersicht herrschen. Die Vor- züge des Ausdrucks aber bestehen darin, daß er kurz und gehaltreich, fiießend, edel, einfach und dem Gegenstand sowohl, als dem Zweck des Schriftstellers immer anpassend sei. Jedoch wird hier, wie überall, nur das Genie und niemals die Regel den Meister bilden. Wer Geist und Ge- schmack bcsizt, fühlt von selbst, wie viel Schmuck und Schwung jedesmal der historische Styl und wie viel Kunst die Anordnung des Ganzen vertrage, und er wird ohne Vorschrift die Geschichte der Menschheit anders fassen, als die einer Zunft. Ob und in wie fern man also Episoden in den Haupt- plan verweben, seine Helden redend einführen, der Imagination des Lesers durch Schilderungen zu Hilfe kommen, dessen Verstand und Herz durch lehrreiche oder sentimentale Betrachtungen nähren solle oder dürfe, braucht nicht erst schulgerecht erörtert zu werden. Viertes Kapitel. Historische Kritik. §. 19. Kritik im weiteren und engeren Verstände. Kritik heißt Beurtheilung. Sonach ist historische Kritik im wei- teren Verstände die vernünftige Beurtheilung aller Gegenstände, die auf Geschichte und Geschichtswissenschaft Bezug haben. Im engeren Ver- stände gibt sie sich nur mit Beurtheilung der Wichtigkeit und vorzüglich der Glaubwürdigkeit der Fakten ab. Wir betrachten sie blos in lcztcr Hinsicht, da von der Wichtigkeit der Fakten schon oben gesprochen worden. Diese so bestimmte historische Kritik ist zwar vorzüglich dem Historio- graphen, jedoch allerdings auch Demjenigen nöthig, der blos Geschichte stu-
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