Die Hieroglyphen.
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Die gypter dachten sich den Himmel der die Erde gebogen, die Fe der Himmelsgttin ruhten auf dem einen, ihre Arme auf dem andern Ende der Erde. Man zeichnete statt der vollen Figur der Gttin in dieser bergebogenen Haltung eine Linie derselben Art, das abgekrzte Bild des Himmels. Brachte man mit dieser Linie die Sonne oder aber einen Stern in Verbindung, so hatte man zugleich einen Ausdruck fr den Tag und die Nacht.
Die abstrakten Begriffe aber, z. B. Recht, Gerechtigkeit, Wahrheit, Schutz, Gutes, Bses, Leben u. s. w. konnte die Bilderschrift nicht anders als durch Sinnbilder ausdrcken. Sie versinnbildete die Macht durch eine geschwungene Geiel oder durch eine Standarte, die Gerechtigkeit durch die Elle, das Zeichen des gleichen Maes, das Gute durch das Bild der Laute, vielleicht um die Harmonie der Seele auszudrcken, das Bse durch das Bild eines unreinen Fisches, die Wahrheit durch eine Straufeder das Gefieder des Vogels sollte stets dasselbe bleiben den Schutz durch einen flatternden Geier, das Leben durch ein gehenkeltes Kreuz.
War man im Besitz dieser andeutenden oder symbolischen Bilder imstande, Reihen von Gegenstnden oder Zustnden und auer diesen auch gewisse Reihen von Vorstellungen anzuzeigen, so war diese Bilderschrift doch noch sehr weit entfernt von dem Ausdrucke einer bestimmten und deutlichen Rede. Es war ein groer Schritt, den die Bilderschrift gyptens machte, als sie sowohl ihren einfachen als auch ihren symbolischen Bildern Lautbilder hinzufgte. Von bent wirklichen Bilde aus war man durch Abkrzung, Andeutung und Symbol zum Bildzeichen gelangt, war man dazu gekommen, durch Figuren einen gewissen Sinn auszudrcken; jetzt trat dieser Darstellung des Sinnes die Anzeige des Lautes hinzu. *) Die Bilderschrift konnte die Zeichen fr den Laut nur aus dem Kreise der Bildzeichen entnehmen. Demnach wurde z. B. der Laut S durch ein Bildzeichen angezeigt, welches einen mit S anfangenden Gegenstand darstellte, wozu man das Bild eines Sternes (Siu) oder eines Eies (Suh) oder eines Pfeiles (Seti) whlen konnte und whlte. Oft scheint der Raum den Ausschlag fr den Bildhauer gegeben zu haben. So kam man dazu, fr Wrter, welche sich durch Bildzeichen und Sinnbilder nicht deutlich ausdrcken lieen, den fr solche Wrter bereits bestehenden Bildzeichen ein oder mehrere Lautzeichen, eine un-vollstndige Lautergnzung hinzuzufgen. Dadurch entstand eine Reihe von
Die altgyptische Sprache teilt in ihrer ursprnglichen Gestalt mit den semitischen Sprachen die Eigentmlichkeit, da in ihr der Hauptsache nach nur die Konsonanten die Trger eines Wortes sind, während die Vokale eine untergeordnete Rolle spielen und vielfach zum Ausdruck der grammatischen Beziehungen des Wortes dienen. Daher bezeichnet die Schrift zunchst nur die Konsonanten und lt den Forscher der die Vokale, die der gypter beim Lesen von selbst ergnzte, im unklaren. In den spteren Perioden der Schriftentwicklung erscheinen allmhlich auch die Vokale. (Nach E. Meyer.)
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Vorwort.
Wenn es auch keineswegs an Jugendschriften mangelt, in denen geschichtliche Stoffe zur Unterhaltung und Belehrung" verarbeitet sind, so vermit doch der Lehrer, der den Geschichtsunterricht an Mittelschulen zu erteilen hat, ein geeignetes Sammelwerk, das ihm ermglicht seinen Schlern aus jedem greren Geschichtsabschnitt einige erluternde, den Zeitraum charakterisierende Abhandlungen mitzuteilen.
Da derartige Darbietungen den Geschichtsunterricht anschaulicher, fesselnder und eindrucksvoller gestalten, steht wohl auer Frage; sie sind manchmal geradezu unentbehrlich; ebenso wenig aber kann in Abrede gestellt werden, da es fr den Lehrer eine auerordentlich zeitraubende Arbeit ist, wenn er bei seinen Vor-bereitungen selbst nach den einschlgigen Geschichtswerken fahnden mu um daraus jeweils den geeigneten Aufsatz zu entnehmen. Auch bei grtem Eifer wird sich nur eine lckenhafte Ausbeute ergeben, da eben nicht berall eine gengend reichhaltige Bibliothek zur Verfgung steht.
Aus diesem Grunde haben es die Herausgeber des vorliegenden Buches fr eine dankenswerte Aufgabe erachtet eine Sammlung anzulegen, welche dem erwhnten Mangel abhelfen und fr das gesamte Gebiet der an den deutschen Mittelschulen behandelten Geschichte entweder Berichte zeitgenssischer Schrift-steller oder geeignete Abschnitte aus den Werken neuerer Geschichtschreiber darbieten soll.
Die Berichte zeitgenssischer Schriftsteller werden (abgesehen von der in das Gebiet des Sprachunterrichtes gehrenden Lektre der alten Klassiker an Gym-nasien) in bersetzungen auch an lateinlosen Mittelschulen immer mehr ver-wendet, da die Ursprnglichkeit der Darstellung und die Eigenart der Auffassung einen ganz besonderen Reiz gewhren; auerdem lernt der Schler auf diese Weise einen Herodot und Thukydides, einen Livius und Tacitus, einen Ein-hard und Otto von Freising usw. nicht blo dem Namen nach sondern auch aus seinen Werken kennen. Anderseits freilich kann sich die fr den Unterricht bestimmte Auswahl nicht auf solche Quellenberichte beschrnken; denn vieles, namentlich kulturgeschichtliches Material ist in klarer, zusammenhngender Fassung
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Die Gewerbe der alten gypter.
21
5. Die Gewerbe der alten gypter.
Speck, Handelsgeschichte des Altertums, I. Band.
(Leipzig, Brandstetter.)
Die hervorragende Stellung, die das kleine gypten in der Kulturgeschichte einnimmt, erwuchs auf der Grundlage von Ackerbau und Gewerbe. Haben die gypter in der Landwirtschaft Groes erreicht, so haben sie im Gewerbe noch Greres geleistet. Die Abbildungen wie die erhalten gebliebenen Denkmler bieten berall Zeugnisse von der hohen Vollendung der Technik, von der Sauber-feit und Genauigkeit der Arbeit, von dem feinen Stilgefhl, welches sich z. B. in der Form des Hausrats kundgibt. Fast alles, was die klassische berlieferung den Phniziern als Erfin-dung anrechnet, haben diese den gyptern entlehnt.
gyptische Erfindungen sind die Bereitung der Fayence1)
und wahrscheinlich die des Glases. Hervorragend ent-wickelt waren die Holz-,
Ton- und Steinarbeiten sowie das Leinengewerbe;
vor allem aber waren die gypter Meister in der Bearbeitung der Metalle;
die Phnizier, auch darin ihre Schler, haben die technische und knstlerische Vollendung ihrer Meister nicht einmal erreicht.
lich Frauenarbeit gewesen.
Sklavinnen diese Arbeit, spter die Frauen der leibeigenen Bauern. Im Neuen Reich oblagen auch, wie Herodot verwundert berichtet, Männer diesem Berufe.
Die Gewebe sind durchweg Leinen. Linnene Stoffe wurden fast ausnahms-los verwendet zu Kleidern, Tchern, Binden, Panzern, Zeltdecken, Segeln, Netzen, Stricken und Tauen. Die grberen Gewebe stellte man gern in farbigen Mustern her; bei den feineren waren Farbe und Muster fast ganz verpnt. Man wandle fr diesen Zweck alle Kunst an die eine Aufgabe mglichst feines, weies Linnen herzustellen und erreichte darin unglaubliche Vollkommenheit. Im Neuen Reiche
*) Die Fayencewaren sind aus stark gebranntem Ton hergestellt und mit undurchsichtiger Metall- (Zinn- oder Blei-) Glasur versehen.
2) Aus der Zeit von etwa 28002600 v. Chr.
Blauer Fahencebecher in Form einer Lotosblume.
Aus Springer, Handbuch der Kunstgeschichte.
Aus den Landgtern
Und diese Vollendung war schon grtenteils im Alten Reiche vorhanden. Ja, die Funde in den Grbern der ersten Dynastie an Grabsteinen, Bruchstcken von Tongefen, tnernen Bierkrgen, Fayencefabrikaten, Bruchstcken von Steingefen, Alabaster-krgen, Feuersteinwaffen, Kupfergerten, Elfenbein-fchnitzereien beweisen, da Gewerbe und Kunst schon damals in hoher Blte standen.
Spinnen und Weben ist lange Zeit ausschlie-c lteren Zeit verrichteten
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Vorwort.
Vii
Gelingen der Arbeit beigetragen haben. Vor allem gebhrt dieser Dank den Verfassern der einzelnen Aufstze und Abhandlungen, auerdem aber auch den Direktionen der Kgl. Staatsbibliothek in Mnchen, der Kgl. Museen in Berlin, des Museums fr Gipsabgsse klassischer Bildwerke in Mnchen sowie der Leitung der Gymnasialbibliothek in Kempten und allen brigen Frderern des Werkes. Ebenso sei Dank ausgesprochen der Ksel'schen Verlagsbuchhandlung, die durch groes Entgegenkommen namentlich hinsichtlich des Jllustrationsmaterials die treffliche Ausstattung des Buches ermglicht hat.
Kempten, im Oktober 1908.
Die Herausgeber.
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Die Gewerbe der alten gypter.
>; ;
arbeiten erreicht, den wichtigsten Zweig bildete die Bronzetechnik. Die groen Gefe, fast smtliche Werkzeuge und Waffen, in spterer Zeit auch Statuen, wurden aus Bronze hergestellt. Doch kamen auch eiserne Werkzeuge und Waffen
in der Zeit zwischen dem Alten und Mitt-leren Reiche bekannt und wurde spter sehr hufig angewendet.
Eine tchtige Gesamtleistung der Bietall- und Lederarbeiten stellten die Wagen dar; sie waren be-rhmt durch ihren leichten Bau.
Aus Flachs, Palm-bast und Papyrus flocht man Stricke, Taue und Matten. Der Papyrusstoff wurde ein Universal-stoff des Gewerbes. Am wichtigsten aber erscheint doch seine Ver-wendung als Schreib-stoff, als Papier. Zu diesem Zwecke schnitt man die Stengel der Lnge nach in dnne Streifen, Hebte quer der eine Reihe solcher aneinander liegender Streifen eine zweite Schicht und ebnete
vor, wenn auch zu-mal im Alten Reiche wegen ihrer Kostbarkeit nur selten. Schon im Mittleren Reiche arbeitete man fr die Ausfuhr. Der Waffenfabrikant zieht aus in fremdes Land, viel ldt er den Eseln auf", sagt ein Gedicht.
Die Gtterbilder der Tempel, den knig-lichen Schmuck und andere wertvolle Er-zeugnisse bereiteten die Goldschmiede, die eine geachtete Stellung einnahmen und in deren Familie das Gewerbe sich meist fortpflanzte. An ihren Leistungen bewundert man in gleicher Weise die ge-schmackvollen Formen, die Sicherheit der Tech-nik, die Feinheit der Arbeit, die leuchtenden Farben des Emails. Die Kunst des Ver-goldens war bereits
Erzstatuette aus der Saitenzeit um 600 v. Chr.
Aus Springer, Handbuch der Kunstgeschichte.
und prete dann durch Schlagen die so gebildeten Bltter, deren Fabrikation bald eine hohe Vollendung erreichte. In der griechisch-rmischen Zeit waren auer dem Getreide Papyrus, feine Leinwand und Luxusglser die wichtigsten Ausfuhrartikel.
Im Alten Reiche putzten sich die Männer mehr als die Frauen. Die Haarbehandlung erfuhr besondere Aufmerksamkeit. Frauen und Männer trugen
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Die Gewerbe der alten gypter.
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flachen und kreisfrmigen bronzenen Sgen, die zur Bearbeitung des harten Gesteins verwendet wurden, harte und in manchen Fllen uerst feine Schneiden aus Edelstein eingelegt waren. Die Bildhauer bearbeiteten die Statuen mit Hilfe metallener Meiel und hlzerner Schlegel; die feine Politur erzeugten sie durch Schlagen und Reiben mit Quarzstcken.
Am bekanntesten unter allen Leistungen der Gewerbe und Knste der gypter sind ihre Bauten, jene gewaltigen Pyramiden, Tempel und Grber, deren Ruinen den grten Ruhm des Niltals bilden, die Bauten aus den ewigen Steinen". Und doch sind diese Riesenbauten eigentlich eine Ausnahme von der gewhnlichen Bauart in gypten. So schwer, wie fr die Ewigkeit gegrndet jene Tempel und Grberbauten sind, so leicht, so vergnglich waren die zu weltlichen Zwecken bestimmten Huser und Palste. Anstatt der gewaltigen steinernen Mauern hatten diese Gebude Wnde aus Nilschlammziegeln, anstatt der riesigen Steinsulen zierliche Holzpfeiler; nur reiche Farbenpracht war allen Bauten gemeinsam. Gegen die Verwendung der Steine sprach nicht allein die Hhe der Kosten auch die Knigspalste wurden aus Schlammziegeln und Holz aufgefhrt sondern mehr noch das Klima. Denn in der Glut der gyptischen Sonne konnte nicht ein solides Steingebude, sondern nur ein leichtes, barackenartiges Haus angenehm sein mit hohen, lustigen Rumen, mit Matten vor den Fenstern, zwischen schattigen Bumen und wo mglich am khlenden Wasser gelegen. So baute der gypter sein Wohnhaus.
Freilich sahen die Gelehrten gyptens mit Geringschtzung herab nicht nur auf die Ackerbauer, sondern auch auf die Handwerker. Aber dieser Hochmut darf nicht magebend sein zur Beurteilung der Stellung der Gewerbetreibenden. Gewi gab es auf den groen Gtern der Könige, des Adels und der Tempel Handwerker, die sich in nichts von den leibeigenen Ackerbauern unterschieden. Aber die Handwerker in den Stdten waren schon im Alten Reiche frei, so gut wie die Kaufleute. Sie standen unter einem anderen Rechte und unter einer anderen Verwaltungsbehrde als die Bauernschaft auf dem Lande. Wie htten auch die staunenswerten Leistungen des Gewerbes und Kunstgewerbes, die Wunder in Gold und Elfenbein, in Fayence und Holz von Unfreien geschaffen werden knnen! Die hheren Stnde, die herrschenden Klassen, waren die Krieger und Priester; die groe Masse des Volkes machten Leibeigene und fremde Sklaven aus; zwischen beiden gab es einen Mittelstand von Handwerkern und Kaufleuten, wenn er auch auffallend wenig hervortritt.
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Die Kolonien der Phnizier,
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fahrenen fremden Ksten und die geringe Bevlkerungsmasse des Volksstammes schlo eine intensive Kolonisation aus. Daher lieen sich die phnizischen Hndler an verteidigungsfhigen Kstenpunkten, wo mglich auf kleinen ksten-nahen Inseln, wie in der Heimat1) nieder und trieben dort ihren Handel mit den Eingeborenen. Zur Sicherung eines steten Austausches gewhrten diese gern unentgeltlich oder gegen einen Grundzins Platz zur Anlage einer Niederlassung. Freilich konnten so geringe Scharen von Ansiedlern fast nirgends zu einer wirklichen Herrschaft der die Eingebauten gelangen; sie wurden vielmehr spter von der durch die phnizischen Anregungen belebten und erstarkten einheimischen Bevlkerung oder durch mchtige Nebenbuhler verdrngt. So sind die phnizischen Ansiedlungen in weiten Gebieten des Mittelmeeres spurlos verschwunden.
Besonderen Einflu auf die Kolonisation bte die politische Bedrngnis des Mutterlandes seit den assyrischen Eroberungszgen von der ersten Hlfte des neunten Jahrhunderts an; auch die in den hufigen inneren Parteikmpfen Unterlegenen waren oft gezwungen die Heimat zu verlassen. Solche Flcht-linge kamen aber nicht als Hndler an die fremden Gestade; sie begehrten feste, dauernde Wohnsitze; hauptschlich fanden sie solche in Nordafrika. Auch die bervlkerung, die durch die natrliche Bevlkerungszunahme sowie durch die stete Einwanderung der Ackerbauer und Hirten aus dem binnenlndischen Syrien eintrat, mute zur Aussendung von Kolonisten führen.
Nur wenige Kolonien waren von den Regierungen der phnizischen Städte als Staatsunternehmen gegrndet worden2); die meisten sind wohl ohne Zutun der heimischen Stadtverwaltung entstanden. Dennoch gebot es der eigene Vorteil der Kolonisten die Verbindung mit der Mutterstadt oder dem Vororte des Mutterlandes^) mglichst zu wahren. Die Verbindung ruhte auf dem beiderseitigen materiellen und darum immer mchtig fesselnden Vorteile, den der Handel abwarf, sowie auf den natrlichen und sittlichen Banden der gemein-samen Abstammung und gleichen Religion. Jede Kolonie nahm den Kultus der Ortsgottheit der Mutterstadt an und schickte Gesandte mit Opfergaben zu den groen religisen Festen der Heimat. Geriet eine Kolonie mit der andern in Streitigkeiten, so wurde die Sache der obersten Behrde der Mutterstadt zur Entscheidung bergeben. Die vorbergehend in die Kolonien kommenden phnizischen Kaufleute gaben sich in Verpflegung und Schutz eines vollbe-rechtigten Ansiedlers und bernahmen die Pflichten der Gastfreundschaft fr den umgekehrten Fall.
Von den phnizischen Stdten lagen Tyrus und Aradus wenigstens zum Teil auf Inseln.
2) Dies war z. B. mit dem sdspanischen Gades (= die Festung) der Fall, das von Tyrus aus gegrndet wurde.
3) Zuerst Sidon, dann, etwa seit dem 12. Jahrhundert, Tyrus.
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Die Kolonien der Phnizier.
Ob die Kolonien in politischer Abhngigkeit vom Mutterlande gestanden haben, ist vllig ungewi. Die Abhngigkeit ist ebenso wahrscheinlich bei den von Staats wegen gegrndeten Kolonien wie unwahrscheinlich bei den durch ausgewanderte mivergngte Parteien angelegten Niederlassungen. Dagegen ist das Piettsverhltnis anscheinend auf beiden Seiten stets gewahrt worden. Als der Perserknig Kambyses (529522 v. Chr.) nach der Eroberung gyptens seiner Flottes befahl gegen Karthago zu fahren, verweigerten die Phnizier den Gehorsam mit der Erklrung, sie seien durch groe Eide ge-Kunden und wrden ihre heiligsten Pflichten verletzen, wenn sie gegen ihre Abkmmlinge ins Feld zgen. Der Angriff unterblieb in der Tat. Nachdem Alexander der Groe Tyrus zerstrt hatte (332 v. Chr.), nahmen die Karthager die lyrischen Flchtlinge und ihre Schtze freundlich auf, wenn sie auch keine Hilfe zu senden gewagt hatten. Nach Alexanders Tode wurden von Karthago die alten Verbindungen mit dem Mutterlande fortgefhrt oder neu angeknpft. Auch das gereicht den Phniziern zum Ruhme, da sie nicht die notwendige Anpassung an die vernderten Lebensbedingungen in den fremden Lndern mit erheblicher Einbue ihrer nationalen Eigenart vollzogen haben.
Der ungeheure Wert der Kolonien beruhte fr das Mutterland vor allem darauf, da sich der phnizifche Handel im wesentlichen aus sie sttzte. Doch waren auch Nachteile mit ihnen verbunden. Jede Kolonisation, die nicht die Eingebornen vllig vernichtet, ist durch diese in ihrer Entwicklung gefhrdet. Solange die Eingebornen auf niedriger Stufe der Gesittung stehen, reizt sie der wachsende Wohlstand der Ansiedler zu ruberischen berfllen. Sind sie geistig befhigt, so eignen sie sich allmhlich die ihnen von den Ansiedlern ver-mittelten Grundlagen der Gesittung an und bentzen sie gegen ihre Lehrer. So verdrngten die hochbegabten Griechen ihre phnizischen Lehrmeister in be-zug auf Schiffbau, Schiffahrt und Handel aus ihren Gebieten, so durchbrachen die geistig hochstehenden Tartessier^) den Kranz phnizischer Niederlassungen in Sdspanien. Aus der Heimat konnte den Kolonien keine Hilfe kommen; zu ihrer bescheidenen Ausdehnung stand die bergroe Zahl und entfernte Lage der Pflanzstdte3) in zu starkem Miverhltnis. Der Abzug der Kolonisten aus dem Mutterlande gestaltete sich berdies zu dessen schwerer Schdigung; die Auswanderer mit ihren Schtzen an geistiger Kraft und materiellem Vermgen gingen ihm unwiederbringlich verloren, ja diese wurden in der Fremde zu ge-shrlichen Nebenbuhlern des eigenen Volkes.
*) Diese bestand ausschlielich aus phnizischen und cyprischen Schiffen.
2) Ein iberisches Volk im Gebiete des Btis (Quadalquivir).
3) Um von der syrischen Kste bis nach Gades zu fahren, war man noch in griechischer Zeit 80 Tage, vordem wahrscheinlich viel lnger auf dem Wege.
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexanders Alexanders
Die Bereitung des Purpurs durch die Phnizier.
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2. Die Bereifung des Purpurs durch die Phnizier.
Pietschmann, Geschichte der Phnizier.
(Berlin, Baumgrtels Historischer Verlag.)
Es ist unsicher, ob diejenigen Kunstfertigkeiten, auf welche nach dem Urteile der Alten die Phnizier sich am besten verstanden haben, die Bereitung der Purpurfarbe und das Frben mit derselben, zuerst in Phnizien ausgebt worden sind. Die Benennungen wenigstens, welche im Hebrischenx) fr die Purpurfarben blich sind, sind schwerlich einheimischen Ursprungs. Die zur Klasse der Gastropoden (Bauchfer) gehrenden Muschelarten, deren Tiere den Farbstoff lieferten, sind Meeresbewohner und die meisten derselben sind faft
an allen Gestaden des Mittelmeeres zahlreich vertreten, so besonders murex trunculus und murex brandaris, die beiden Arten, welche, wie es scheint, in Phnizien fast ausschlielich benutzt worden sind. Das Mantelfleisch des Muscheltieres schliet einen lnglich gestalteten Drsenkrper ein, dessen Zellen einen trblich aussehenden weilichen Schleim enthalten, der, auf Zeug auf-getragen, unter Einwirkung des Lichtes zuerst eine gelbliche, zuletzt eine schn blulich oder rtlich violette Frbung annimmt. Die lebenden Muscheln fing
x) Von der Sprache der Phnizier existieren nur ganz sprliche berreste, und so sind auch die phnizischen Wrter fr Purpur usw. verloren gegangen. Es unterliegt aber kaum einem Zweifel, da sich die in nchster Nhe wohnenden sprach- und stamm-verwandten Juden derselben oder doch wenigstens ganz hnlich lautender Wrter dafr bedient haben.
Murex brandaris.
Murex trunculus.
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Die Bereitung des Purpurs durch die Phniziern
man im Meere in reusenartigen Gestellen, in welche sie, durch einen Kder angelockt, hineinkrochen; dann spaltete man die Schale der Lnge nach oder ffnete sie an der Seite und nahm den Drsenkrper heraus. Er wurde nun zerquetscht und der so gewonnene Brei blieb, mit Salz vermengt, drei Tage stehen, um die Aussonderung des Saftes erfolgen zu lassen. In bleiernen Gefen wurde dann der Saft zehn Tage lang eingesotten und durch Ab-schumen geklrt. War die Flssigkeit gengend eingedickt, so wurden die Stoffe, die man frben wollte, in dieselbe eingetaucht und, vollstndig damit durchtrnkt, dem grellen Sonnenlichte ausgesetzt. Es entwickelten sich dann Farben, die, da gerade das Licht es war, das sie erzeugte, nicht ausblichen. Gefrbt wurde auf diese Art feine Schafwolle, meist in ganzen Vlieen, aber auch zartes gyptisches Linnengespinst (Byssos) und in den letzten Zeiten sogar Seide. Durch mancherlei Kunstgriffe, durch Auswahl der Muschelarten, mehr oder minder langsames Einkochen des Saftes, wiederholtes Eintauchen oder vorhergehende Zubereitung des zu frbenden Stoffes erzielte man mannigfache Farbenabstufungen. Der lyrische Purpur, besonders der doppelgetrnkte, war nicht, wie hufig geglaubt wird, scharlachrot, sondern ein sattes, ins Schwarze bergehendes Violett, der Farbe geronnenen Blutes vergleichbar; von der Seite und von unten betrachtet, sowie bei scharfer Beleuchtung schillerte er ins Helle. Zerschlagene Gehuse der oben genannten beiden Murexarten findet man noch in groen Mengen zusammengehuft in der Nhe des Strandes bei Saida2) und auf der Sdseite des ehemaligen Jnseltyros, wo aus diesen Abfllen einstiger Purpurwerksttten steinharte Konglomerate, der Nagelfluh hnlich, sich gebildet Haben. Auch sind dort noch runde, im Fuboden ausgemeielte topf-artige Vertiefungen zu sehen, Keltern, in denen, wie aus Oliven oder Trauben, aus Muscheltieren Saft gepret wurde. Die vielen Frbereien verleideten den Griechen den Aufenthalt in Tyros. Bei der Entwicklung am Lichte verbreitet nmlich der Farbstoff einen widerlichen, an Knoblauch erinnernden Geruch. Da jedes Tier nur eine geringe Menge Farbschleim enthielt und dieser auer-dem nicht zu jeder Jahreszeit gleich brauchbar war, auch erst in konzentriertem Zustande zum Frben genommen wurde, war die damit gefrbte Wolle so kost-spielig, da nur der Mangel an Bekanntschaft mit andern lichtecht frbenden Mitteln die Nachfrage nach dieser Ware erklrt. Purpurgewnder zu tragen wurde zu einem Abzeichen der Knigswrde; ja, schlielich waren bei den Alten die Namen König und Purpurtrger gleichbedeutende Begriffe geworden.
Die Reuse ist ein lnglich rundes, aus Binsen oder Weidenruten geflochtenes Gef, in welchem Fische, Krebse und Muscheltiere gefangen werden.
2) Dem alten Sidon.
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