Vorrede
Von mehrern Seiten her Iheils öffentlich, theils privatim aufge-
fordert, aus meinem mit so grosser Nachsicht und so ermunterndem
Beifalle aufgenommenen Handbuche der alten Geographie in 3 Banden
einen kurzen Auszug als Leitfaden beim Unterrichte in der allen Geo-
graphie auf Gymnasien zu veranstalten, glaubte ich diese ehrenvolle
Aufforderung um so weniger unbeachtet lassen zu dürfen, als es wirk-
lich an einem neueren, dem jetzigen Standpunkte der Wissenschaft
entsprechenden und zweckmässig eingerichteten Hülfsbuche dieser Art
noch gänzlich fehlt. Bin ich nun aber auch bei Ausarbeitung dieses
Werkchens im Allgemeinen der Anordnung meines Handbuchs gefolgt,
um dem Lehrer den Vortrag der alten Geographie nach diesem Leit-
faden durch den Gebrauch des letzteren möglichst zu erleichtern , so
wird doch schon die flüchtigste Vergleichung zeigen, dass man hier
keineswegs nur einen Auszug aus dem grossem Werke, sondern eine
ganz neue und selbstständige Arbeit vor sich hat, da ich schon jetzt
durch fortgesetzte Studien vielfache Gelegenheit zu Berichtigungen
und Ergänzungen meines Handbuchs gefunden habe, was gewiss Nie-
manden befremden wird, da das dies diem docet fast in keiner Wis-
senschaft eine grössere Bestätigung findet, als gerade in der Erdbe-
schreibung. Ich bitte daher alle sich hier findenden Abweichungen von
jenem als Verbesserungen anzusehen, von denen ich hier freilich keine
Rechenschaft geben kann, und die ich — wenn sich nicht unterdessen
eine andre passende Gelegenheit dazu findet — allerdings erstbei einer zu
hoffenden zweiten Auflage des Handbuchs durch Gründe zu rechtfertigen
im Stande sein werde. (Einstweilen verweise ich hinsichtlich mancher
dieser Veränderungen und Berichtigungen auf die von mir gelieferten
geograph. Artikel in Pauly’s Realencyclopädie der dass. Alterlhums-
wissenschaft.) Der Zweck bei Abfassung dieses kurzen Abrisses der
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Iv
Vorrede.
alten Geographie aber war, den Schülern ein Hülfsmillel in die Hand
zu geben, durch das sie in den Stand gesetzt würden, dem Vorträge
des Lehrers, ohne durch zu vieles Nachschreiben gestört zu werden,
aufmerksam zu folgen und das Gehörte zu Hause mit Erfolg zu wieder-
holen. Daher musste derselbe, mit Ausschluss alles gelehrten Appa-
rats , aller Citate u. s. w., vorerst die allen Namen der Länder und
Völker, der wichtigem Berge, Vorgebirge, Flüsse, Seen, Städte
u. s. w. sowohl in der römischen als in der griechischen (auch, wo es
nöthig schien, in der einheimischen, indischen, hebräischen, persischen
u. s. w.) Form, und wo irgend möglich, mit Angabe der Quantität, in
wiefern die Aussprache dadurch bedingt wird, sodann aber auch die
den allen entsprechenden neueren Namen , soweit sie bekannt sind,
enthalten. (Bei Angabe der Quantität musste ich freilich oft blos der
Analogie und Wahrscheinlichkeit folgen, und es werden hier, leicht
mögliche Druckfehler ganz abgerechnet, gewiss noch manche Irrlhii-
mer mit untergelaufen sein, wegen deren ich um gütige Nachsicht bit-
ten muss; doch wollte ich, selbst auf die Gefahr eines lrrlhums hin,
lieber eine blos wahrscheinliche Quantität angeben, als den Schüler
über die Aussprache eines Namens ganz in Ungewissheit lassen. Bei
blossen Verwaisungen auf schon früher dagewesene Namen schien
übrigens die Wiederholung der Quantität nicht nöthig. Was aber die
jetzigen Namen betrifft, die in neueren Reisewerken oft so überaus
verschieden angegeben werden, so schien es in vielen Fällen nöthig
mehrere Formen derselben anzuführen, sei es auch nur aus dem ein-
zigen Grunde, damit der Schüler, wenn er in seinem Lchrbuche der
neuern Geographie oder in seinem Atlas eine abweichende Form findet,
nicht irre werde u. hier oder dort einen Irrthum voraussetze.) Es
musste ferner über die Grenzen der Länder, den Strich der Gebirgs-
züge, den Lauf der Flüsse, die Lage der Vorgebirge, Seen u. Städte
wenigstens so viel mitgetheilt werden, dass der Schüler dieselben auf
der Karte leicht auffinden kann; denn der Gebrauch eines guten Hand-
atlasses der alten Geographie neben diesem Leitfaden ist freilich uner-
lässlich*). Auch von dem Klima und der Beschaffenheit der Länder,
*) Unter den bisher erschienenen ist besonders der Kiepert’sehe als der
vorzüglichste dringend zu empfehlen. Uebrigens erlaube ich mir schon vorläufig
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Vorrede.
v
sowie den Produkten und der Industrie derselben musste wenigstens
das Hauptsächlichste angedeutet werden, während von den historischen
Schicksalen der Länder und Städte, und von den sonstigen Merkwür-
digkeiten der letzteren nur ganz kurze Fingerzeige als Anhaltepunkte
bei der Repetition gegeben werden konnten, so dass alles Weitere
hierüber dem Vortrage des Lehrers überlassen bleiben muss. Was die
allerdings schwierige Auswahl der in diesem Auszuge aufzuführenden
Ortschaften betrifft, so bin ich dem Grundsätze gefolgt, dass ich ausser
den wirklich bedeutenden und bei den alten Schriftstellern am häufig-
sten vorkommenden Städten auch alle solche Orte namhaft gemacht
habe, an die sich eine wichtige historische Erinnerung knüpft, ferner
die noch in Ruinen vorhanden sind , oder die noch immer einen dem
alten entsprechenden Namen führen, endlich auch selbst einige inkeine
dieser Kategorien fallende, die aber der Strassenzüge wegen wichtig
sind. Auch hier muss es dem Ermessen des Lehrers überlassen blei-
den, wie viel er von dem hier Mitgelheilten zu weiterer Erörterung
ausw ählen will; ich aber glaubte es der studirenden Jugend schuldig
zu sein, im Allgemeinen eher etwas zu viel, als zu wenig zu geben,
da gewiss dieser Leitfaden für Manchen auch noch über die Grenze
der Schule hinaus wird ausreiclien müssen. Um aber auch hierin den
Gebrauch des Ruches zu erleichtern, habe ich alle die Namen, die
wohl ihrer Bedeutung wegen unter keinen Umständen übergangen
werden dürfen, mit fetterer, mehr in die Augen fallender Schrift
drucken lassen, obgleich freilich auch unter den übrigen, an sich min-
der bedeutenden , Lokalitäten noch manche wegen einzelner histori-
scher Facta hervorzuheben sein werden. Dass ich auch eine kurze
Uebcrsicht der Geschichte der allen Erdkunde und einen gedrängten
Abriss der mathematischen und physischen Geographie vorausgeschickt
habe, wird hoffentlich nicht gemissbilligt werden, da meiner innigen
Ueberzeugung nach auch diese Theile der Geographie beim Unterrichte
darauf aufmerksam zu machen, dass nächstens auch ein von mir selbst ganz neu
gezeichneter und aufs Eleganteste in Stahl gestochener Atlas der alten Geogra-
phie in dem , schon eine grosse Ausführlichkeit erlaubenden , Formate von Rei-
chardi Orbis terrarum anliquus in usum iuventutis deseriptus als eine neue
Bearbeitung des letzteren im Verlage von Fr. Campe in Nürnberg erscheinen
wird, der am zweckmässigsten neben diesem Leitfaden zu gebrauchen sein dürfte.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Vi
Vorrede.
nicht ganz übergangen werden dürfen. Der Lehrer, dem auch hier
die seinen Zwecken entsprechende Auswahl anheimgestelll bleibt, wird
sich auch dabei meines Handbuchs mit Nutzen bedienen können, wo
sich von allem hier blos Angedeuteten die weitere, durch Citate belegte
Ausführung findet; wie ich denn überhaupt mit Bestimmtheit versichern
kann, dass dieser Leitfaden nichts enthält, was ich nicht durch die nö-
thigen Citate zu rechtfertigen im Stande bin. Dabei bin ich bemüht
gewesen, Alles so übersichtlich darzustellen, als bei so gedrängter
Kürze möglich war, habe aber freilich auch, um den Raum für das
wirklich Nothwendige zu sparen, auf alle stilistische Ausschmückung
verzichten müssen. Dass der Index sich blos über die wichtigem geo-
graphischen Namen verbreitet, wird hoffentlich keine Missbilligung
finden, da ein ganz vollständiges Register (wie ich es allerdings aus-
gearbeitet halte) allein fast 4 Bogen gefüllt und somit den Umfang des
ganzen Werkchens, das so schon bedeutend stärker geworden ist, als
eigentlich beabsichtigt war, zu sehr vergrösserl haben würde. Ob ich
nun wirklich ein seinem Zwecke entsprechendes, brauchbares und die
Wissenschaft förderndes Lehrbuch geliefert habe, diess zu beurtheilen
muss ich compelenten Richtern überlassen, die ich ersuche, mich durch
eine humane, aber unparteiische Kritik auf die gewiss noch zahlreichen
Mängel meiner Arbeit aufmerksam zu machen, um ihnen bei einer
zweiten Auflage, die bei einem solchen Schulbuche ja wohl zu hoffen
steht, abhelfen zu können; glücklich aber würde ich mich schätzen,
wenn das Werkchen sich einer eben so nachsichtigen und wohlwollen-
den Aufnahme zu erfreuen hätte, wie sie meinem Handbuche der alten
Geographie in so ehrenvoller Weise zu Theil geworden ist. Schliess-
lich fühle ich mich gedrungen auch dem Herrn Verleger für die ge-
schmackvolle Ausstattung und dem gelehrten Corrector, Herrn Mein-
hardt, für die auf die Correctur verwendete lobenswerthe Sorgfalt
meinen verbindlichsten Dank abzustatlen.
Leipzig, am 28. Juli 1850.
Forbiger.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Einleitung.
§. 1. Der Name Geographie (yicoygcupia, sowie das Zeitwort y«x>-
ygcuptlv, von yea, yij und ygacyfiv) bezeichnet ebensowohl eine Erdbeschrei-
bung durch Worte, als einen Erdabriss durch Zeichnen, das Entwerfen
einer Landkarte, welche nlva's, ytmygacfcxog oder blos nivu'%, bei den Rö-
mern auch pinax oder blos tabula heisst. Beides ist die Sache des yioj-
yqcupog, geogräphus, oder Erdbeschreibers.
§.2. Die Geographie oder Erdbeschreibung ist eine Darstellung
der Beschaffenheit der Oberfläche unsers Weltkörpers, und wird in ma-
thematische, physische und politische getheilt. Letztere ist
theils Chorographie (yto^oy^ucpla), theils Topographie (zonoyqu-
theils E t h n o g r a p hi e. Die alte Geographie ist eine Darstel-
lung der gesammlen Erdkunde der Alten, namentlich der Griechen und
Römer, von den ältesten Zeiten bis zur Vernichtung des weströmischen
Reichs (476 n. Chr.) herab, besonders aber mit Rücksicht auf den Stand
der geograph. Kenntnisse im Zeitalter des Augustus und seiner nächsten
Nachfolger, als dem Höhenpuukte der römischen Weltherrschaft.
§. 3. Die Geschichte der alten Geographie zerfällt in 4 Pe-
rioden : 1) Mythische Geographie vom Anfang der griech. Kultur bis zu
Herodotus oder bis 444 v. Chr. 2) Historische Geographie von Herodotus
bis Eratosthenes, von 444 bis 276 v. Chr. 3) Systematische Geographie
von Eratosthenes bis Ptolemäus, von 276 v. Chr. bis 161 n. Chr. 4) Ma-
thematische Geographie von Ptolemäus bis zum Sturze des weströmischen
Reichs und Stephanus Byzantinus, von 161 bis 476 n. Chr.
1. Periode.
§. 4. Die ersten geograph. Andeutungen finden wir bei den ältesten
Dichtern der Griechen. Der Charakter dieser mythisch-poetischen Geo-
graphie ist bei aller Richtigkeit einzelner Angaben im Ganzen doch nur
eine willkiihrliche Zusammenstellung der vorhandenen Nachrichten zu einem
dichterischen Ganzen. Nach Homerus (um’s J. 1000 v. Chr.) ist die
ganze Erdscheibe (vgl. §. 25) von einem grossen Strome ’Sixfuvog um-
flossen, der im W. eine Einströmung in das vom Lande umgebene Meer
hat, und im 0. eine grosse Bucht (den Sonnenteich: s. unten) bildet. Den
Forbiger, Leitfaden. 1
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
2 Einleitung. §. 4.
Mittelpunkt dieser Erdscheibe bildet Hellas und zunächst der Berg Olympus
als Sitz der Götter. Ueber der Erdscheibe wölbt sich gleich einem Dome
der eherne Himmel, der im W. auf dem Atlas ruht, während unter ihr eine
ähnliche Wölbung nach ihr hinauf, eine Art Gegenhimmel, den Tartarus
enthält. Es giebt bei H. blos zwei Weltgegenden, die Tagseite (nyog r\co
t rjifoov xe) oder Morgen (u. Mittag), und die Nachtseite (ttqoq £oq>oi>)
oder Abend (u. Mitternacht). In der Tagseite ist der Sonnenteich (Xlyvy
’Hehoio), eine Erweiterung oder Bucht des Oceanus , aus welcher Helios
sich jeden Morgen erhebt, um nach Durchlaufung des Himmels sich Abends
in den westlichen Ozean zu tauchen und während der Nacht um die nörd-
liche Erdhälfte herum wieder zum Osten zurückzukehren. Von allen Län-
dern der Erde (die noch nicht nach 3 Welttheilen geschieden werden)
kennt H. blos Kleinasien und Griechenland genauer; von den übrigen er-
wähnt er im N. blos Thracien mit dem Lande der Hippemolgen und Abier
(über welches hinaus seine Kenntniss des Nordens nicht reicht), im 0.
Phönicien und nördlicher das Land der Erember, Aethiopen und Arimer,
im S. Aegypten und das Land der Lotophagen (an der Nordküste Africa’s)
und im W. (von welchem er nur ganz dunkle Vorstellungen hat) mehrere,
grösstentheils fabelhafte, Inseln, unter welchen Sicilien (als das von Sike-
lern, Cyklopen und Lästrygonen bewohnte Land) am deutlichsten hervor-
tritt, und noch jenseit des westlichen Ozeans die Cimmerier. Von den Mee-
ren der Erde kennt er nur das Mittelmeer (als ifaaacraa, tcovtoq, ntkayog
schlechthin, ohne besondern Namen weder im Allgemeinen, noch für seine
einzelnen Theile) ; doch nimmt er auch im N. der Erde noch ein grosses
Meer (wohl nur eine Verlängerung des Mittelmeers gegen N.) an , da er
die fabelhafte Insel Ogygia als Mittelpunkt des Meeres (oycpcdog &(x\u<nryg)
im hohen Nw. der Erde erwähnt. — Hesiudus (um 800 v. Chr.) folgt
im Ganzen noch denselben Ansichten ; doch hat sich bei ihm die Kenntniss
der Erde nach W. u. N0. hin schon merklich erweitert. Er kennt bereits
in Italien Tyrrhener und Latiner, auf Sicilien den Aetna, in Gallien die
Ligyer u. s. w., auch hat er schon von den Orangenhainen Hispaniens ge-
hört, da er die dem Atlas gegenüber liegenden Gärten der Hesperiden mit
ihren goldnen Aepfeln erwähnt. Im W. der Erde setzt er die fabelhafte
Insel Erythia und die Inseln der Seligen, im höchsten Nw. die glücklichen
Hyperboreer an, und eben dahin scheint auch der fabelhafte Bernsteinfluss
Eridänus zu gehören. Im N. kennt er schon den Fluss Istros (die Donau),
im 0. den Phasis, im S. den Nil (der bei Homer noch Aegyptos heisst).
Die Wohnsitze der Aethiopier scheint er bereits im S. anzusetzen, und den
Hippemolgen des Homer giebt er schon den Namen Scythen, zu welchen
auch die stets auf Wagen lebenden Galactophagen gehören. — An diese
beiden ältesten Dichter schliessen sich die Cykliker (im 8. ir. 7. Jahrh.),
Aescliijlus (525—456 v. Chr.) und Pindärus (522—442 v. Chr.) an,
bei welchen wir bereits 4 Himmelsgegenden und die Eintheilung der Erde
in 3 Welttheile, Asien, Libyen und Europa, finden, deren Grenzen der
Phasis und Cimmerische Bosporus, der Nil und die Strasse bei den Säulen
des Hercules bilden, auch die Kenntniss der Erde, namentlich nach W. u.
N0. hin, schon bedeutend erweitert sehen. Der Strom Oceanus ist bei ihnen
bereits zu einem grossen Weltmeere geworden.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T190: [Odysseus König Held Sohn Troja Vater Schiff Agamemnon Insel Theseus], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Einleitung. §. 10.
5
jedoch durch ihn die ersten genaueren Nachrichten erhalten , den Tanais
und das caspische Meer hinaus. Das Mittelmeer kennt er schon in seinen
einzelnen Theilen unter mehrern, von den benachbarten Ländern und lu-
seln entlehnten Namen, und ebenso den atlantischen Ozean uni seine Ver-
bindung mit dem Vorigen durch die Meerenge bei den Säulen. Nach He-
rodot lieferte Ctesias, der Leibarzt des Artaxerxes Mnemon (um 400) eine
Menge neue (zum Theil aber fabelhafte) Nachrichten über Assyrien, Per-
sien und Indien, namentlich in Bezug auf die Sitten und Gebräuche der
Völker, die Industrie und die Produkte der Länder. Thucydides (471 —
400) erweitert namentlich unsre Kenntniss Griechenlands, während Xeno-
phon (445—355) uns besonders über Vorderasien genauere Nachrichten
giebt. Auch Ephörus (zwischen 406 u. 336), Theopompus (geh. um 380)
und besonders Eudoxus (um 360), ein tüchtiger Mathematiker und Astro-
nom, der eine leider verloren gegangene ntylodog rijg yfjg in 8 Bb. schrieb,
worin er der Ansicht von der Kugelgestalt der Erde Geltung verschaffte,
zuerst 5 Zonen bestimmte (die bewohnte Erdinsel aber, die er für doppelt
so lang als breit hielt, irrthümlieh blos in die gemässigte nördliche Zone
versetzte) und auf die Produkte und Naturmerkwürdigkeiten der Länder
Rücksicht nahm , und der spätere Scylax (ein Zeitgenosse Philipps von
Maced.), der Verfasser des uns erhaltenen nfymi.ovg, trugen sehr Vieles
zur Erweiterung der Erdkunde bei, namentlich erfahren wir durch Scylax
eine Menge Spezialitäten von Italien, Illyrien, Thracien, Scythien, Greta,
Cyprus, der asiatischen Küste des Pontus und der Nordküste Libyens.
§. 10. Die grössten Verdienste um die Geographie erwarb sich
Alexander d. Gr. nicht blos durch seine grossen, bis nach Indien aus-
gedehnten Heereszüge selbst, sondern besonders dadurch, dass er mehrere
Ingenieurs (ßf^parioval) und andre gelehrte Männer als Begleiter mitnahm,
welche die vom macedon. Heere zurückgelegten Wege ausmessen und alle
geograph. Entdeckungen aufzeichnen und in besondern Werken bekannt
machen mussten, sodann aber auch dadurch, dass er den Nearchus in den
J. 326 u. 325 eine grosse Entdeckungsreise unternehmen liess, um den
Lauf des Indus und die Küste des erythräischen Meeres von der Mündung
jenes Stromes bis zum Euphrat zu erforschen, so dass wir durch seinen
(von Arrian in dem Indica iiberschriebenen Werke mitgetheilten) Reise-
bericht, der auch der angegebenen Distanzen wegen sehr wichtig ist, den
Sw. Indiens und die Küsten Gedio>iens, Carmaniens und Persiens zuerst
genauer kennen lernen. So beginut denn mit Alexander eine ganze Reihe
geograph. Schriftsteller, deren Werke aber leider bis auf wenige Bruch-
stücke verloren gegangen sind , nämlich Onesicritus (der Steuermann des
Nearchus, dem wir die ersten Nachrichten von der Insel Taprobane oder
Ceylon verdanken), Androsthenes, Clitarchus, Anaximenes, Aristobülus,
Callisthenes, Hieronymus, Hccataeus von Abdera , Duris u. A., durch
welche die Kenntniss des Ostens, namentlich Vorderindiens, sehr gefördert
wurde, während gleichzeitig die mathematisch-physische Geographie durch
Aristoteles (384 — 322) und seine Schüler, namentlich den Theophrastus
(392 — 286) und Heraclides Ponticus (um 320, der auch für die Topo-
graphie, besonders des Westens, Manches leistete) die wichtigsten Berei-
cherungen und Berichtigungen erfuhr. (Aristoteles bewies zuerst die Kugel-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien]]
Extrahierte Personennamen: Ctesias Artaxerxes Philipps Philipps Scylax Greta Alexander_d Alexander Arrian Alexander Alexander Hieronymus Aristoteles
8
Einleitung. §.14.
nur zu 180,000 Stad, bestimmte (welche letztere Ansicht die später herr-
schende blieb), statt der 5 Zonen des Eudoxus (vgl. §. 9) vielmehr 7 an-
nahm , indem er die heisse Zone in 3 Abschnitte zerlegte, der Erdinsel,
welche die Hälfte des ganzen Erdumfangs auf der Parallele von Rhodus
einnehmen sollte, die Gestalt einer Schleuder (so dass sie in der Mitte am
breitesten sei) und eine Länge von 70,000 Stad, gab u. s. w*. Ausser
Strabo benutzte ihn am meisten sein Zeitgenosse und Epitomator Genunus
(um’s J. 70 v. Chr.), der 5 Zonen und 3 Erdtheile annahm, auch die süd-
liche Hemisphäre für bewohnt hielt, und die Bewohner der Erde in ovvoixoc
(die mit uns dieselbe Hemisphäre in derselben Zone und demselben Brei-
tenstriche bewohnen), myiotxot (die zwar auch in derselben Zone,
aber um 30 Grade entfernt von uns leben), utnoty.oi (die sich zwar
auf derselben Seite der Erdkugel, aber in der südlichen gemässigten Zone
aufhalten) und uvr'modeg (die auf der uns gerade entgegengesetzten He-
misphäre wohnen) theilte.
§. 14. Unter den Geschichtschreibern dieses Zeitraumes machte sich
besonders Folybius (205 —123 v. Chr.) durch die in seinem grossen
bistor. Werke niedergelegten Resultate seiner Reisen nach Hispanien, Gal-
lien, Libyen undaegypten um die Länder- und V ölkerkunde hoch verdient.
Er zeigte , dass die von ihm in 6 Zonen getheilte Erde auch jenseit des
Aequators bewohnbar sei, und glaubte, dass Asien und Africa im S. zu-
sammenhingen. Er giebt auch viele Maassbestimmungen und bereichert
die Topographie der einzelnen Länder, namentlich des Westens, auf die
erfreulichste Weise, so dass wir durch ihn eine Menge neuer Völker,
Städte, Flüsse u. s. w. kennen lernen. Sehr zu beklagen ist der Verlust
einiger rein geogr. Schriften aus dieser Periode, wie des Po/emo (um 200),
der ausser mehrern Monographien eine xoofux?) nfyuiyyoig yroc yec»-
yquqila herausgab, des Mnaseas (um 150), der ein umfangreiches Werk
unter dem Titel neplnlovg oder nfpiyfijoig schrieb, des Apollodörus (um
140), der eine ausführliche nsqiyyrjrrig oder Jrjg neproöog verfasste (aber
auch in seiner uns erhaltenen mythol. Bibliothek manche schätzbare Bei-
träge zur Geographie liefert), des Nicander (um 150), Alexander von
Ephesus, Cornelius Polyhistor (der unter Sulla zu Rom lehrte), Timagenes,
des Verf. eines neylnlong zu Cäsars Zeiten, Apollorüdes, Verf. eines nryi-
rdovg ryg Evydmyg (vor Strabo), Artemidörus (um’s J. 100), der nicht
blos das erythräische Meer, sondern auch einen Theil des atlantischen
Ozeans beschiffte, und ein grosses geograph. Werk unter dem Titel P'fco-
ypaqjovyfva herausgab (von welchem man früher in dem Periplus des Mar-
cianus einen Auszug zu besitzen glaubte) u. A., während die uns wenig-
stens zum Theil erhaltenen Werke des Agatharchides (um 120), der
uns über die am rothen Meere wohnenden Völker, namentlich auch in Be-
zug auf Handel und Schifffahrt manche interessante Notizen mittheilt, des
Scymmis aus Chios (um’s J. 100), der ebenfalls aus Autopsie schöpfte,
da er grosse Reisen durch Griechenland, Italien, Sicilien, die Küstenländer
des adriat. Meeres und einen Theil von Libyen gemacht hatte , und ein
grösseres geogr. Werk (jte^iyyyoig) in jambischen Versen schrieb, von
dem uns nur der Europa schildernde Anfang und einzelne auch auf Asien
sich beziehende Bruchstücke erhalten sind, (w-orin er nur 2 Welttheile, Eu-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land]]
Extrahierte Personennamen: Alexander_von
Ephesus Alexander Cornelius_Polyhistor Sulla Cäsars
Extrahierte Ortsnamen: Epitomator_Genunus Hispanien Libyen Rom Chios Griechenland Italien Sicilien Libyen Europa Asien
10
Einleitung. §. 16. 17.
Werk geschrieben haben, da Plinius mehrere Maassbestimmungen aus ihm
anführt, die sich auf alle Theile der Erde beziehen. Die Länge der be-
wohnten Erde betrug nach ihm 9818, die Breite aber 5740 röm. Mill.
Auch Juba, königlicher Prinz von Numidien (unter Augustus) verfasste
mehrere geograph. Werke, besonders über Libyen , in griech. Sprache,
von denen sich aber nichts erhalten hat.
§. 16. Um die mathematische Geographie erwarb sich in diesem
Zeiträume Marinus aus Tvrus (um 150 v. Chr.), der Vorläufer des Pto-
lemäus, die grössten Verdienste , indem er namentlich allen wichtigem
Orten der Erde einen bestimmten Grad der Länge und Breite anwies, wo-
durch er die geograph. Wissenschaft eben so förderte, wie durch seine nach
einer ganz neuen und berichtigten Methode gezeichneten Landkarten, die
aber doch noch den Fehler aller älteren Karten zeigten, dass die Linien ein-
ander in rechten Winkeln durchschnitten, weil die Parallelen und Meridiane
nicht in Kreislinien, sondern gerade gezogen waren. Die bewohnte Erde
gab auf ihnen ein ganz anderes und richtigeres Bild, als auf den früheren,
indem Marinus, die Mantelgestalt derselben aufgebend, durch Mittheilungen
und Karten phönicischer Seefahrer belehrt, sowohl Asien gegen 0. , als
Libyen gegen S. eine weit grössere Ausdehnung gab, als seine Vorgänger,
und ebenfalls einen Zusammenhang beider durch ein unbekanntes Südland
annahm, so dass er den indischen Ozean für ein, gleich dem Mittelmeere,
überall von Land eingeschlossenes Meer hielt. Den Umfang der Erdkugel
bestimmte er zu 180,000, die Länge der Erdinsel zu 90,000, die Breite
zu 43,500 Stad.
§. 17. Auch die Römer fingen nun an sich um die Erdkunde ver-
dient zu machen, indem sie durch ihre kriegerischen Unternehmungen in
Hispanien, Numidien, Gallien, Britannien, Germanien und Vorderasien eine
genauere Kenntniss der Erde nach allen Richtungen hin , namentlich aber
des Westens und Nordens herbeiführten. Dazu kam die auf August’s Be-
fehl unternommene Expedition des Aelius Gallus nach dem arabischen
Mb. , Aethiopien und Arabien und die des Dionysius von Charax nach
Parthien und Arabien, sowie die vom Agrippa angefangene und vom Au-
guslus vollendete Ausmessung und Beschreibung aller Provinzen des römi-
schen Reichs durch griech. Geoinetriker und die Eutwerfung von Land-
karten darnach, die zum allgemeinen Gebrauch im Staatsarchive zu Rom
niedergelegt wurden. Es traten nun auch unter den Römern gelehrte Män-
ner auf, die sich mit wissenschaftlicher Darstellung der Geographie be-
schäftigten ; doch beziehen sich alle Bereicherungen, welche die alte Geo-
graphie durch die Römer erhielt, fast blos auf die Länder- und Völker-
kunde, für die eigentliche Erdkunde aber, d. h. für die mathematische und
physische Geographie, thaten die Römer (den einzigen Seneca etwa ausge-
nommen) wenig oder gar nichts, und folgten darin blos den Ansichten der
Griechen. Ausser den Geschichtschreibern, deren Werke auch wichtige
geograph. Belehrungen enthalten, wie Julius Caesar (99 — 44 v. Chr.),
Sallustius (85—35 v. Chr.), Livius (60 v. Chr. bis 17 n. Chr.) und Ta-
citus (geb. 60 od. 61 n. Chr.), der seiner Germania wegen, dem Haupt-
werke über dieses Land, auch zu den Geographen zu rechnen ist, und
mehrern Schriftstellern, deren geograph. Werke sich nicht erhalten haben,
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Augustus Gallus Agrippa Julius_Caesar Livius
Extrahierte Ortsnamen: Juba Numidien Libyen Hispanien Numidien Gallien Britannien Germanien Vorderasien Aelius_Gallus Rom
Einleitung. §. 18.
11
wie Jgrippa selbst, Farro Jtacinus, Statius Sebösus u. A., gehört hierher
vor Allen Pomponius Mela (geh. unvs J. 40 n. Chr.), dem wir ein sehr
brauchbares Handbuch der alten Geographie de situ orbis in 3 Bb. ver-
danken. Auch er nimmt 5 Zonen an und giebt der in der nördlichen ge-
mässigten Zone liegenden Erdinsel eine etwas andere Gestalt, als die Grie-
chen, indem er sie nur für etwas länger als breit erklärt. Africa, das nun
nicht mehr Libyen heisst, hängt nach ihm nicht mit Asien zusammen, son-
dern kann, wie die Erfahrung gelehrt hat, umschifft weiden. Taprobane
hält auch er für den Anfang eines andern Kontinents, denn dass auch die
südliche Hemisphäre einen solchen (von Antichthonen bewohnt) enthalte,
ist ihm sehr wahrscheinlich. Am schätzbarsten sind seine Nachrichten über
den Westen, namentlich über Britannien und die nördlichen Küsten Ger-
maniens, wo er Vieles genauer beschreibt, als seine Vorgänger. Dabei
wärmt er aber auch manche längst vergessene Mährchen wieder auf.
Auf Angabe von Maassen und Distanzen lässt er sich gar nicht ein. Auch
der ältere Plinius (23 — 79 n. Chr.) hat in seine Eucyclopädie der Wis-
senschaften unter dem Titel Historia naturalis in 37 Bb. einen Abriss
der Geographie aufgenommen, worin er mit dem grössten Fleisse, aber
ohne streng prüfende Kritik, Alles gesammelt hat, was ihm seine bewun-
dernswürdige Belesenheit von geograph. Stoffe darbot, und so ein ziemlich
vollständiges, wenn auch minder gut geordnetes, und oft zu einem trocknen
Namensverzeichnisse herabsinkendes Lehrgebäude der alten Erdkunde auf-
gestellt, das für uns von unschätzbarem Werthe ist, da er eine Menge uns
nicht mehr zugänglicher Quellen benutzte. Im 2. Buche beschäftigt er sich
mit der mathematischen und physischen, im 3 — 6. Buche mit der politischen
Geographie der ganzen Erde. Der bewohnten Erdinsel giebt er eine Länge
von 9818 und eine Breite von 4490 röm. Mill. Europa nimmt nach ihm
5/i2 (genauer “/W), Asien 9/28 , Africa 13/60 des festen Landes ein, so
dass Europa, welches er für den grössten Erdlheil hält, fast noch ein halb
mal so gross als Asien und 1 % mal so gross als Africa ist. Er theilt die
Erde in 7 Parallelkreise und bestimmt die Klimate derselben. Wir lernen
durch ihn namentlich das innere Asien, die Insel Taprobane und Britannien
genauer kennen, als durch seine Vorgänger. Auch finden sich bei ihm eine
Menge von Längen- und Distanzenangaben, sowie er auch der erste (und
fast eiuzige) alte Geograph ist, der hier und da auf die Einwohnerzahl der
Länder und Städte Rücksicht nimmt. Der einzige Römer, durch den auch
die physische Geographie wenigstens einige Bereicherungen erfuhr, war
der Philosoph Seneca (2—65 n. Chr.), dessen Quaestioncs Naturales zwar
grösstentheils nur die Ansichten der Griechen wiederholen, aber doch auch
manches Neue enthalten. (Vgl. unten die physische Geogr.)
4. Periode.
§. 18. Ein neuer Abschnitt in der Geschichte der alten Geographie
beginnt mit Claud. Ptolemaeus (um die Mitte des 2. Jahrh.), einem eben
so grossen Astronomen und Mathematiker, als Geographen, der (besonders
da das Werk des Marinus verloren gegangen ist) das grosse Verdienst
hat, die schon von Eratosthenes und Strabo auf einen wissenschaftlichen
Standpunkt erhobene Geographie zuerst nach einem strengen geometri-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]