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1. Leitfaden der alten Geographie - S. 26

1879 - Berlin : Reimer
26 Ost-Ariana. 32. Historisch - ethnische Teilung. Die geschilderte Bodenbeschaffenheit, welche den Mangel eines ganz Iran beherrschenden natürlichen Centrums bedingt, ist die Hauptursache der inneren Schwäche aller im Verlauf der Geschichte auf diesem Erdraume entstandenen Reiche. Das Uebergewicht fruchtbaren Bodens und daher stärkerer Bevölkerung in einzelnen, durch die centrale Wüste weit getrennten Landschaften des. Ostens (Baktrien) und Westens (Medien) hat, zwischen kürzeren Perioden der Zusammengehörigkeit, stets wieder zum politischen Zerfallen in wenigstens ein östliches und ein westliches Reich geführt. Diese Spaltung bedingt auch den dialektischen Unterschied der iranischen Sprachen: wie im Mittelalter und der Gegenwart zwischen neupersischer und afghanischer, so im Altertum zwischen der nur aus den Inschriften des Dareios und Xerxes entzifferten altpersischen (vgl. §. 7 n. 1, mit der die me dis che bis auf geringe Dialekt-Eigentümlichkeiten identisch gewesen sein muss), und der aus wenigen erhaltenen Resten ihrer Religionsschriften (sog. Avesta) bekannten altbaktrischen (gew. Zend genannt), d. i. der alten Sprache des gesammten östlichen oder ursprünglichen Ariana. Oestliches Ariana. 33. Sogdiane, auch Hovydiavri, altp. Sughuda, das nördlichste der asiatisch-arischen Länder, dessen mittlerer und angebautester Teil, die wasserreiche Talebene des Polytimetos (j. Zerafschän) noch im Mittelalter Soghd genannt: darin die Hauptstadt Marakanda (Samarkand). Unter den Persern und Makedoniern reicht Sogdiane nördlich bis an den Mittellauf des Grenzflusses des Reiches gegen die skythischen Nomaden, des Jaxartes (von den Skythen Su,is genannt, noch j. türk. Syr), wo die alte persische Grenzfestung Kyra oder Kyresckata, die griechische Alexandreia r[ eöftcctt] (wahrsch. j. Chodjand). Südlich ist es durch hohe Bergzüge und Ausläufer des inner-asiatischen sog. Imaos, weiter westlich durch Wüsten von der folgenden Landschaft getrennt. 34:. Baktriane, altp. Bächtarisch, einheim. Bachdhi (daher spjiter Bach/, neupers. Balch), die vom Hauptstrome ganz Ariana’s, dem Oxos (altiran. Wachschu, im Hochgebirge noch j. Wachsch-äb) nach seinem Austritte aus dem Gebirge durchflossene reiche Ebene mit weitberühmter Rossezucht; das bevölkerteste daher mächtigste ostarianische Land, Sitz eines ausgedehnten alten Reiches, welches dann dem medischen einverleibt wurde, später eines griechischen, seit 250 v. Chr. vom Seleu-kidenreiche losgerissenen, seit 180 auch über das Indosland ausgedehnten, zuletzt des von turanischen Eroberern, dem Stamme der Saken (§. 28)

2. Leitfaden der alten Geographie - S. IV

1879 - Berlin : Reimer
Hinsichtlich der bei Benutzung dieses Leitfadens vorauszusetzenden Karten ist es kaum nötig, auf meinen bereits hinreichend bekannten, seit zwanzig Jahren in stets neu revidirten Auflagen erscheinenden Atlas Antiquus besonders hinzuweisen. Wenn aber der Inhalt desselben, der auch für ^ akademische Studien und die Bedürfnisse der meisten, nicht speciell mit diesem Gegenstände sich beschäftigenden Lehrer im allgemeinen ausreichen soll, für die in das historische Studium erst einzuführenden Schüler der unteren Klassen zu reichlich und darum nicht übersichtlich genug bemessen ist, so ist diesem Mangel jetzt in hoffentlich völlig befriedigender Weise abgeholfen. Der gleichzeitig mit dem Erscheinen dieses Buches auszugebende, am Schlüsse desselben angezeigte historische Schulatlas, dessen Bearbeitung für mittelalterliche und neuere Geschichte auf meinen Wunsch Hr. Dr. C. Wo Iff in Hildesheim unternommen hat, enthält auf den ersten 12 von mir bearbeiteten Blättern in kleinerem Maasstabe alles, was aus dem Bereiche der alten Geographie für die mittleren Gymnasialklassen wissenswert erscheint und ist somit vorzüglich geeignet, die bisher für diesen Zweck benutzten sehr unvollkommenen Kartenhefte ähnlichen Formats zu ei'setzen, namentlich auch diejenigen, welche leider noch immer irreführend unter meinem Namen, obwohl seit 15 Jahren nicht mehr von mir revidirt, von dem geographischen Institut in Weimar ausgeboten werden. Für den Gebrauch des Buches ist nachfolgendes zu bemerken. In den vorzüglich aus griechischen Quellen herrührenden Namen ist die originale Form in derjenigen Umschreibungsart, wie sie jetzt bei uns immer allgemeiner üblich wird, beibehalten und nur im alphabetischen Register der notwendigen Gleichförmigkeit wegen in die lateinische Form umschrieben, deren Yerhältniss zur griechischen als jedem Gymnasialschüler bekannt vorausgesetzt werden darf. In Ueberstimmung mit der ächten griechischen (wenngleich leider in unseren Schulen nicht üblichen) Aussprache des (scharfen) er und (weichen) ? ist auch bei der Umschreibung von Fremdnamen aus alten und neuen Sprachen, welche sich anderer Alphabete bedienen, s für den scharfen, z für den weichen Zischlaut (resp. deutsches fj und f) durchweg beibehalten; ausserdem für den schärfsten Laut g und für den gequetschten Zischlaut, den wir etwas schwerfällig mit bfdt) zu umschreiben pflegen, nach französischer Schreibart dj gebraucht worden. Von Abkürzungen ist regelmässig nur j. für jetzt, n. für Noten zu den Paragraphen, und bei Maassangaben von Höhen m für Meter, von Längen d. M. für deutsche Meilen (15 = 1 Aequatorialgrad) gebraucht. Noch bitte ich, zwei leider auch der letzten Druckrevision entschlüpfte Druckfehler in den Paragraphenzahlen, vor dem Gebrauche des Buches, in welchem, wie im Register, durchaus nach Paragraphen citirt ist, berichtigen zu wollen: Lydia S. 51 sollte die Ziffer 71 statt 72 führen und die Ziffer 129 ist durch Versehen doppelt stehen geblieben: sie kann in dem Anfangsparagraphen des Abschnittes Europa, S. 97, entweder (da derselbe nirgend weiter citirt ist) ganz gelöscht oder durch 129 a ersetzt werden. Berlin, Juli 1879. H. Kiepert.

3. Leitfaden der alten Geographie - S. 30

1879 - Berlin : Reimer
30 West-Ariana. 41. Parthia (genauer Parthyene oder Parthyaea, altpers. Parthuva) scheint diesen Namen durch das aus dem nördlich angrenzenden Wüstenlande eingedrungene, angeblich skythische Reitervolk der Parther erhalten zu haben; es war stets eine der wenigst ertragfähigen Provinzen des Perserreiches, mehr zum Hirtenleben geeignet, nur wenig Ackerboden zwischen den vereinzelten höheren Berggruppen des wasserarmen Hochlandes, daher auch keine erheblichen Städte enthaltend1); es erhält erst Bedeutung und Erweiterung der Grenzen nach Süden und Westen2) in Folge der Herstellung eines iranischen Nationalreiches durch das hier ansässige Fürstengeschlecht der Arsakiden, welches sich um 250 v. Chr. vom Grossreiche der Seleukiden losriss, aber auch sofort den Schwerpunkt seiner Macht ausserhalb des Stammlandes nach Westen (Medien und Babylonien) verlegte. Die vom eigentlichen Parthien südlich zwischen die beiden inneren Wüstenbecken (§ 31) sich vorschiebende Berglandschaft war von einem ähnlichen Reitervolke, den Sagartiern (altpers. Asagartä) bewohnt. Hyrkania (altpers. Virkäna, d. i. Wolfsland, j. Gurgän) hiess das in Nw. an Parthien grenzende, die So.-Ecke des kaspischen Meeres (welches danach seit Alexanders Zeit auch das hyr-kanische genannt wird) berührende fruchtbare und großenteils walderfüllte, weil warme und regenreiche Tiefland; in der Geschichte wird es nicht als selbstständige Provinz, sondern früher mit Medien, später mit Parthien verbunden genannt.3) 1) Selbst der einheimische Name der an der Stelle des heutigen Schalirüd gelegenen Hauptstadt bleibt unbekannt, da sie nur in griechischer Uebersetzung ce'/mto/utivios genannt wird. Dagegen enthielt die Landschaft viele Bergschlösser des einheimischen Adels. 2) Als spätere Grenze zwischen Parthien und Medien wird das sog. kaspische Thor (Kdanua nvxav) angegeben, ein von der grossen westöstlichen Heerstrasse zu passirender Felseinschnitt in den südlich in die Wüste auslaufenden Vorbergen des Elburz, also ohne Verbindung mit dem kaspischen Meere, aber wie dieses benannt von dem in ältester Zeit dort wohnenden Volke der Kaspier. 3) Hauptstadt Zadrakarta wahrscheinlich in der Lage des heutigen Astaräbäd. 42. Media, altpers. Mäda, hebr. Mädäix), wurde in Folge der von Osten nach Westen fortschreitenden Besitznahme durch die Iranier und allmäligen Ausdehnung jenes Namens die weitgrösste der arischen Landschaften Vorderasiens, wie es seiner Naturbeschaffenheit nach die reichste an Producten und an weiten zu Ackerbau und Rossezucht2) vorzüglich geeigneten hochgelegenen Ebenen ist. In diesem Umfange enthielt es verschiedenartige Bevölkerungen, namentlich Reste

4. Leitfaden der alten Geographie - S. 2

1879 - Berlin : Reimer
2 Einleitung. 2. Daneben aber sind in dem weitgrössten Teile der seit ältester Zeit den Culturvölkern bekannten Erdoberfläche durch Eroberungen und Wanderungen grosser Völkermassen wesentliche Veränderungen in der historischen Gestaltung der Länder bewirkt worden, und zwar in keiner uns bekannten Zeit mächtiger und so eng verbunden mit einer mehr oder weniger vollständigen Umwandelung der geographischen Namen, als in der mehrhundertjährigen Periode, welche die sogenannte antike Zeit vom Mittelalter trennt und in Europa durch die germanischen und slawischen, in Vorder-Asien und Nordafrica durch die arabischen und türkischen Eroberungen und Niederlassungen auf den Trümmern der römisch-griechischen (in Asien auch der iranischen) Culturwelt bezeichnet wird. Dadurch rechtfertigt sich eine Beschränkung der Aufnahme des historischen Elementes, — welches ohnehin immer eine nur zufällige untere Grenze in der jedesmaligen Gegenwart findet, — für die Darstellung der geographischen und ethnographischen Verhältnisse in Bild und Wort auf die jenem gewaltigen Umschwünge voranliegenden Zeiten. Eine solche, schon seit dem Wiederaufleben der Wissenschaften in Europa, d. i. seit dem 16. Jahrhundert, zu einer besonderen Disciplin ausgebildete Behandlung der älteren Zustände der Cultur-länder auf geographischer Grundlage pflegt man mit kürzerem, wenn auch weniger passendem Ausdrucke als alte Geographie zu bezeichnen. Ihr räumlicher Umfang, der natürlich hinter dem der Gegenwart bekannten weit zurückbleibt, wird bestimmt durch das Maass der den Culturvölkern des Altertums bekannt gewordenen und in ihren Schriftwerken überlieferten Tatsachen. 3. Quellen. Zwei nach Richtung und Ursprung verschiedene Arten derselben: Belehrung über die allgemeinen physisch-geographischen Verhältnisse der einzelnen Länder und Länderteile, sowie die Tatsachen der speciellen Topographie, also auch die Grundlage für die unentbehrliche Kartenzeichnung, gewähren in ausreichendem Maasse allein die Beobachtungen und Messungen der Neuzeit1). Der historische Anteil unserer Erkenntniss dagegen ist zu schöpfen aus den gesammten uns erhaltenen Resten der Litteratur des Altertums und zwar vorzüglich -—- da der früher gebildete Orient uns nur verhältniss-mässig geringe Bruchstücke hinterlassen hat2) — aus derjenigen der beiden gewöhnlich speciell sogenannten classisehen Völker. x) Solche waren natürlich schon früher ausführbar ‘innerhalb des nur teilweise mit der antiken Culturwelt sich deckenden Bereiches der heutigen Civilisation (Südwest- und Mittel-Europa); ihre Ausdehnung auf die auch heut noch keineswegs vollständig durchforschten alten Culturländer, welche noch unter halbcivilisirten Regierungen stehen (Türkei, ganz Vorderasien, leile

5. Leitfaden der alten Geographie - S. 32

1879 - Berlin : Reimer
32 West-Ariana. Medien. umschlossenes Tafelland, dessen tiefsten Teil (1300m) ein grosser flacher Salzsee einnimmt, j. See von Urmia, im Altertum Kapauta (der blaue), auch Muvxiavr\ genannt. Diesen Namen führte er nach den Anwohnern, den Ma(n)tianern (Marirjvoi Herodot), vielleicht einem kurdischen Stamme, der in der ersten Zeit der Perserherrschaft auch über die westlichen Abhänge des Grenzgebirges1) bis zum Tigris hin oder das alte Assyrien ausgebreitet war (vgl. § 87 n. 1). Unter den späteren Achaemeniden bildete dieses Hochland des Sees mit seiner Gebirgsumgebung eine von Gross-Medien getrennte Provinz, die nach der makedonischen Eroberung im erblichen Besitze des Achaemeniden Atropates und seiner Nachkommen (bis zur Sassaniden-Periode, also über ein halbes Jahrtausend) verblieb. Davon erhielt das Land den neuen dynastischen Namen tj ^Atqonaxioc, oder 'ylzqonazijvrj Mrjöia, pers. Atorpätakdn, woraus die neueren Formen Adarbaigän, Äzerbeidjän entstanden sind.2) Hauptstadt Gaza/ca oder Ganzaka. Die östlichen Hochgebirge und ihre Abhänge gegen das kaspische Meer, sowie ihre Fortsetzung am südlichen Ufer desselben bewohnten unarische, Jahrhunderte lang mit Medern und Persern in kleinem Grenzkriege verharrende Stämme, die auch von Griechen und Parthern nur unvollkommen unterworfen wurden, während sie andererseits als Söldner (besonders geschätzte Schleuderer und Bogenschützen) in persischen und anderen Heeren dienten. Zu ihnen gehören von 0. nach W. Tapuren, Amarder (am Flusse Amardos, j. Kizil-uzen), Gelen und als berühmtester Stamm die Kadusier; zwei dieser Namen sind in den Berglandschaften Taberistän und Gilda erhalten geblieben. Politisch wird dieses ganze Land schon seit oder vor der Zeit der Perserherrschaft in Folge der Eroberung mit zu Medien gerechnet.3) a) Diese ganz von kurdischen Stämmen bewohnte Gebirgszone zwischen den iranischen Binnenbecken und dem Tigris ist im Altertum so wenig wie heut mit einem gemeinsamen volkstümlichen Namen bezeichnet worden: die Namen Xoao-Qug, Uciqa^odd-Qixg (pers. chwäthra glänzend, paru-chw. „sehr glänzend“) können sich nur auf die höchsten schneebedeckten Kämme ^ und Gipfel beziehen; der von neueren Geographen verallgemeinerte Name Zclyqog wird von den Alten nur für die tiefsten Einsattelungen oder Pässe durch das Gebirge, besonders auf der Hauptstrasse Babylon-Ekbatana, gebraucht. 2) Die Römer, welche seit Pompejus’ und Antonius’ armenischen Feldzügen mit diesem Reiche in wiederholte Berührung kamen, nennen es auch Media minor oder kurzweg regnum Mediae zum Unterschied von der par-thischen Provinz Gross-Media. _ _ 3) In der Reichseinteilung des Dareios bei Herodot scheinen jene Ge-birgsstämme durch die neben den Medern im engeren Sinne in derselben Satrapie genannten Oq&oy.oqvßüvtioi bezeichnet, ein Name, welcher aus dem altpers. als ,,Höhenbewohner“ erklärt worden ist.

6. Leitfaden der alten Geographie - S. 5

1879 - Berlin : Reimer
Ethnographische Uebersicht. 5 schiedenheiten nach Bodenbeschaffenheit und Klima, ist die dieselbe erfüllende organische Natur Gegenstand der geographischen Betrachtung: in derselben aber nimmt das Menschengeschlecht durch ausgedehnteste Freiheit der Ortsveränderung und Möglichkeit der Angewöhnung selbst an die extremsten klimatischen Verhältnisse eine bevorzugte Stelle ein. Demnach ist dasselbe in seinen einzelnen Teilen, den Völkern, nicht nach der im Altertum vorherrschenden Ansicht als Kinder des jedesmaligen, zufällig von ihnen bewohnten Bodens (als „autochthon“), sondern auch losgelöst von demselben, im Zusammenhange der Aehnlichkeiten, wie der specifischen Verschiedenheiten zu betrachten. Dieser durchaus der Neuzeit angehörige Wissenszweig, für welchen nach Analogie älterer Benennungen der Name Ethnographie oder Ethnologie gebräuchlich geworden ist, lehrt also die einzelnen Völker, unabhängig von ihrer zufälligen und nach den Zeiten wechselnden geographischen Verbreitung, nach körperlichen und geistigen (sprachlichen) Merkmalen — welche sich nicht überäll decken — unterscheiden und wiederum je nach dem Grade der Analogie jener Kriterien zu kleineren und grösseren Gruppen zusammenfassen, welche auf ursprüngliche Einheit der Abstammung schliessen lassen und daher vom sprachlichen Standpunkte als Völkerfamilien, vom physischen als Racen bezeichnet werden1). *) Aus der geographischen Stellung solcher urverwandten Gruppen, sowohl der gegenwärtigen, zum Teil schon seit Jahrtausenden wenig veränderten, als der innerhalb der geschichtlich bekannten Zeiten umgewandelten, lässt sich mit einer gewissen Sicherheit auf den Gang der, aller geschichtlichen Ueberlieferung vorangegangenen Wanderungen grosser Volksmassen schliessen: während allerdings die Verfolgung einer solchen Schlussreihe rückwärts bis zu einem vorauszusetzenden ersten Ausgangspunkte einer grossen Völkerfamilie oder gar Völkerrace immer nur dem Gebiete viel an-gefochtener Hypothesen angehören wird. Dem classischen Altertume ist bei beschränkterem Gesichtskreise und mangelndem Interesse an Vergleichung fremder („barbarischer“) Sprachen jene Vorstellung fast völlig fremd geblieben ; die auffallende körperliche Bildung einzelner Völker, welche nach imserer Anschauung Teile von angrenzenden grossen verschiedenartigen Racen bilden, haben griechische Naturkundige aus dem weit überschätzten Einflüsse des Klima’s (z. B. die gelbliche Hautfarbe der Skythen aus der Kälte, die dunkelbraune bis schwarze der Völker des Nilgebietes aus der Hitze) zu erklären versucht. Bestimmter scheinen einige alte Culturvölker des Orients, entsprechend ihren Wohnsitzen in der Mitte verschiedenfarbiger Racen, nach diesem, allerdings äusserlichsten Merkmale, solche Unterschiede auch in ihrem Sprachgebrauche bezeichnet zu haben: so die Hebräer mit ihrer Dreizahl von Nachkommen Japhet’s (des weissen), Schem’s und Chäm’s (des schwarzen), und die Aegypter mit ihren, seit dem 15. Jahrb. v. Chr. in Monumenten häufig farbig dargestellten vier Racen: rothbraunen Aegyptern, schwarzen Völkern vom obern Nil, braungelben Asiaten (Semiten) und weissen Nordafricanern (Libyern).

7. Leitfaden der alten Geographie - S. 34

1879 - Berlin : Reimer
34 Armenien. 45. Landesnamen, Geschichte. Das der arischen Familie angehörige Volk, welches die grössere mittlere ostwestliche Zone dieses Berglandes bewohnte und den von anderen Stämmen besetzten ferneren Süden (am Tigris) und Norden (am Kur) sich unterworfen hatte, nannte sich und nennt sich noch heut in seinen Nachkommen ausschliesslich Hai (Plural, zugleich Landesname, Haikh), während es fast allen fremden Völkern als Armenier (schon altpers. Armina) bekannt ist. In älterer Zeit (9. bis 7. Jahrh. v. Chr.) ist es in verschiedene kleine Reiche geteilt, unter denen die von Van am grossen See und namentlich von Ararat in der mittleren Araxes-Ebene die bedeutendsten und nur zeitweise von den assyrischen Grosskönigen abhängig sind.1) Nach deren Untergang wird das armenische Gesammtreich nach Süden am Tigris erweitert, bald abhängig vom medischen Reiche, dann Provinz des persischen2), makedonischen, seleukidischen. Das nationale Reich, hergestellt und vergrössert um 190 durch Artaxias (Gross-Armenien östlich des Euphrates, während die westlichen Landschaften ein besonderes Reich Klein-Armenien bilden) steht seit ca. 150 v. Chr. bis 415 n. Chr. unter der arsakidischen Dynastie, einer Nebenlinie der parthischen, aber öfter unter wechselndem Einflüsse des römischen Reiches. Diesem wird es näher verbunden durch Annahme des Christentums, der abendländischen Bildung und Schrift im 4. Jahrb.; auch waren schon 70 v. Chr. Klein-Armenien, dann 297 n. Chr. die südlichsten Landschaften Gross-Armeniens am Tigris in römischen Besitz übergegangen, der 415 noch durch den nordwestlichen Landesteil erweitert wurde, während der grössere mittlere und östliche leil (die Landschaften am See von Yan, am oberen Arsanias, am Araxes und Kyros) eine Provinz des neupersischen Reiches, daher von Griechen und Römern gewöhnlich Persarmenia genannt wurde. 1) Ararat ist nach einheimischem Sprachgebrauch nur die grosse Ebene, welche der Araxes in seinem Mittelläufe durchströmt, daher auch das dort entstandene Reich (stets Urartu in den assyrischen Inschriften) jind spater die Centralprovinz des grossarmenischen Reiches. Nur europäisches Missvei-ständniss des hebräischen Ausdrucks „die Berge von Ararat m der 1 u-mythe des A. T. (Gen. 8,4) hat den Landesnamen willkürlich auf den de Ebene westlich überragenden höchsten Gipfel ganz Armeniens, einen olou hohen erloschenen Vulcankegel, übertragen, welchen die Armenier seit altestet Zeit wie noch heute nur unter dem Namen Masis kennen. — Dei schon vo den Alten wohl richtig auch auf Armenien gedeutete hebr. Name Thogarma, öfters neben Ararat genannt, scheint mehr den westlichen Landesteil Euphrat bezeichnet zu haben. -tr-m Ttnron-nt 2) Bald nach Dareios geteilt in eine südwestliche Hälfte am Lup und Tigris, bei Herodot und Xenophon speciell ’Agfievia genannt, und eine nordöstlich; am Araxes »ad gegen den Pontus hin, das Land der Auct, (Ararat) und lacniiqsg (Sper). a

8. Leitfaden der alten Geographie - S. 35

1879 - Berlin : Reimer
Armenien, Mitte und Südgrenzen. 35 46. Mittleres Armenien. Der Natur des Bodens entsprechend bestand das Land auch politisch (und zwar bis tief ins Mittelalter hinein) aus zahlreichen grösseren und kleineren, im ganzen den einzelnen Haupttälern (avxcovsg) entsprechenden Herrschaften erblicher Fürsten {ötqat'rjyicci, praefecturae), welche von ihren festen Burgen aus einen leibeigenen Bauernstand beherrschten. Grössere Ansiedelungen gab es nur wenige bei vielbesuchten Tempelorten; eigentliche Städte entstanden erst bei den königlichen Besidenzen, zumal in der ganz im Besitze der arsakidischen Dynastie befindlichen Ebene Ararat. Die bekannteste ist die vom ersten König des neuen Beiches Artaxias um 180 v. Chr. am Araxes erbaute Artaxata.1) Die Hauptstadt eines in älterer Zeit neben dem araratischen bestehenden und früher von den Assyrern eroberten Beiches war die am Ostufer des grossen Hochlandsees Thos-pitis gelegene, noch jetzt ihren uralten Namen Van,(Jzccvcov, Bovuva) und die Felsinschriften einheimischer, assyrischer und persischer Könige bewahrende Felsenburg. !) Auch Armavir, die urälteste Hauptstadt von Ararat, lag in der Nähe und nach der Zerstörung von Artaxata durch die Körner (50 n. Chr.) wurde zwischen beiden eine neue, von den Classikern nicht genannte, aber bis in die Zeit des neupersischen Besitzes bestehende Hauptstadt Valarschapat erbaut,^ von welcher noch jetzt ein Rest in dem grossen Kloster Etschrniadzin, der seit 1500 Jahren unveränderten Residenz des armenischen Patriarchen (Katholikos) sich erhalten hat. 4-7. Südliche zu Armenien gehörige Landschaften. (.Regiones transtigritanae der Bömer.) Das hohe Alpenland im Süden des Sees von Van bis zum Tigris in der Grenzzone gegen das assyrische Tiefland bildet noch heut das centrale Gebiet eines der Sprache nach zu den iranischen Stämmen gehörigen und unter ihnen am weitesten nach Westen vorgeschobenen, wenig Ackerbau, vorzugsweise Viehzucht treibenden Volkes, der Kurden. Dieser Name, von den alten Syrern und Assyrern Kar du, von den Armeniern Kor du (plur. Kordukk) aus-gesprochen, erscheint in jenen engeren Grenzen in der westlichen Litteratur zuerst bei dem Augenzeugen Xenophon, der mit den Zehntausend^ ihr Gebiet von Süden nach Norden kämpfend durchzog, als Kczqöovxoi, bei späteren Autoren in zahlreichen abgeleiteten Nebenformen: Iiccqömoi, Kuqdovrivoi, Kccgdvatoi (resp. mit Koq- oder Toqebenso im latein.); sie kennen hier in der Beriode des römischen Eingreifens ein kleines Beich, beherrscht von nationalen Fürsten die seit Tigranes Ii. (um 80 v. Chr.) die Oberhoheit des armenischen Königs anerkennen; später wird es Provinz des Sassaniden-Beiches und als^ solche 29/ unter den Begiones transtigritanae an das römische Beich, aber 364 wieder an Persien abgetreten. 3*

9. Leitfaden der alten Geographie - S. 9

1879 - Berlin : Reimer
Semitische und Arische Völker. 9 3. die Armenier mit ihren nächsten Verwandten auf dem inneren Hochlande Kleinasiens. Ii. Südeuropäische: 4. die Griechen (Hellenen) mit Einschluss nahverwandter nördlicher Stämme, namentlich der Makedonier. 5. die Thrakischen und Illyrischen Völker (ungewiss, ob wirklich auch sprachlich unterschieden oder nur verschiedene Namen für den Osten und Westen einer grossen Gruppe). 6. (wahrscheinlich mit den Illyriern sich näher berührend) die Ligurischen und vielleicht noch andere Alpen Völker. 7. die Italischen (genauer mittelitalischen) Völker, d. i. Latiner, Sabiner, Umbrer, Osker mit ihren Stammverwandten. Iii. Mittel- und nordeuropäische: 8. die Keltischen Völker Westeuropa^ mit Einschluss der britischen Inseln (wo ihre Nachkommen noch jetzt ihre im Absterben begriffenen Sprachen bewahren), auch in vielfachen, der historischen Zeit angehörigen Auswanderungen durch Hispanien und anderseits über die Donauländer bis Kleinasien verbreitet. 9. die Germanischen Völker. 10. die den classischen Völkern fast nur dem Namen nach als Aestuer und Vene den bekannt gewordenen Vorfahren der später sogenannten Litauer und Slaven, der beiden auch sprachlich untereinander näher stehenden arischen Hauptvölker Ost-Europa’s (des im Altertume sogenannten Sarmatiens). ]) Diese beiden östlichen Zweige der grossen Völkerfamilien haben sich selbst schon in ältester Zeit mit dem Namen Arja „die Herren“ (offenbar als Eroberer ihres historischen Heimatlandes) bezeichnet, der dann zweckmässig von der heutigen Sprachwissenschaft auf die Gesammtheit der ihnen engverwandten Stämme ausgedehnt worden ist. 12. Isolirte Volksstämxne der weissen Race. Wenngleich sprachlich ein näheres Verhältniss der Arier zu den beiden anderen genannten Familien nicht zu erweisen ist, wird doch ein ursprünglicher, der Sprachbildung vorangehender Zusammenhang derselben dadurch wahrscheinlich, dass alle jene Völker, deren Wohnsitze ungefähr die mittlere Zone der alten Welt einnehmen, verglichen mit den übrigen Nationen Africa’s und Ost- und Nord-Asiens eine auffallende Aehnlich-keit, grossenteils sogar Gleichheit des Körperbaus, namentlich der Gesichtsbildung und, mit unerheblichen Ausnahmen, auch der Hautfarbe zeigen: sie bilden vorzugsweise diejenige grosse Race der Menschheit, welche man nach der helleren Farbe der überwiegenden Mehrzahl am passendsten die weisse zu nennen pflegt1). Jedoch nicht ausnahmslos,

10. Leitfaden der alten Geographie - S. 37

1879 - Berlin : Reimer
Nordarmenien. Kaukasus. 37 Pontos sich hinabsenkenden Täler, darunter das grösste das des Akampsis der Alten (j. Djorock oder Tscharuk), dessen mittlerer Teil die schon im Altertum wegen ihrer Gold- und Silbergruben berühmte Landschaft Sper (j. Ispir, 'Yöniqätiq, ‘Eönsqtrig, 2vc>7tsiqttigj die Bewohner ^äansiqsg) bildet, während die östlichen Nebentäler von den Tao%oi (armen. Taikh, die Landschaft noch j. Taoskari) be- wohnt waren.1) x) Alle diese Stämme, ebenso wie die meisten Bewohner der nördlich bis zum Flusse Kyros reichenden, lange Zeit dem armenischen Reiche unterworfenen Landschaften, scheinen der Sprache und Abstammung nach mit den alten Iberern (heutigen Georgiern) zu derselben nichtarischen Familie gehört zu haben. Eine Ausnahme davon bildet die Landschaft 2axaarjvr] (armen. Schajcaschin, d. i. Anbau der Saken) am Kyros, deren Name auf von Osten her eingedrungene Saken, also Turanier (§ 13. 28) zurückgeführt wird; ebenso in der Steppenebene des unteren Kyros und Araxes das Nomadenvolk der Kaspier, nach dessen Namen durch'die vom Pontos her handeltreibenden Griechen das östlich angrenzende Meer benannt worden ist. Kaukasische Länder. 50. Unter diesem willkürlichen, nicht dem Altertum angehörigen Namen begreifen wir auch die im Süden des Gebirges sich ausbreitenden Tallandschaften, welche den weitgrössten Teil ihrer Gewässer von Norden aus den Schneefeldern des kaukasischen Hochgebirges erhalten und namentlich in zwei grossen Stromrinnen von sehr verschiedener Länge nach Osten und Westen dem kaspischen und politischen Meere zuführen. Jenem durch den langen, allmälig abgestuften Stromlauf des Kyros (auch Kogogj iber. Mtchwari, armen. Kur), dessen untere Hälfte wasserarme Steppenebenen durchschneidet: nach Westen durch den viel kürzeren, aus dem Hochgebirge direct in eine überaus fruchtbare sumpfige Alluvialebene tretenden, bei der starken Regenfülle der nach Westen gerichteten Gehänge an Wasserreichtum den Kur fast übertrefi'enden Phasis (auch lpicov, iber. Rioni). Diese Tallandschaften nebst ihrer nördlichen und östlichen Nachbarzone, sowohl den Südabhängen des mittleren und westlichen Kaukasus selbst, als den gegen Süden zum armenischen Hochlande ansteigenden und mit demselben einst politisch verbundenen Gebirgslandschaften, sind heute wie im Altertum bewohnt von einer Reihe sprachlich untereinander engverwandter, aber ebenso bestimmt von ihren der arischen Familie angehörigen südlichen Nachbarn (also namentlich den Armeniern) geschiedenen Völker, welche in Ermangelung eines historischen Gesammtnamens etwa als mos’chische oder iberische bezeichnet werden können (§ 12).1) Von den eigentlichen kaukasischen Gebirgs-
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