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1. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. V

1914 - Nürnberg : Korn
Deutsches Lesebuch für Mittel- und Olrerklassen der Volksschulen. Herausgegeben von mehreren öffentlichen Lehrern. Ausgabe für euangelische Schule«. Fünfundzwanzigfte Auflage. Mittels h. Ministerial-Entschließung vom 22. März 1880 in das Verzeichnis der gebilligten Lehrmittel aufgenommen. Tetîemngsaî,fscf]jag 75°/0 Nürnberg. Verlag der Friedr. Kornfchen Buchhandlung. *3mßo

2. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 12

1914 - Nürnberg : Korn
12 Wüßtest du, was ich dir tu. Hättest Sprache du dazu, Ach, du sprächst mit Beben: „Nie seh’ ich die Sonne mehr; In dem Dunkel um mich her Endet alles Leben.“ Aber, Körnlein, habe Mut! Sieh, du liegst ja sanft und gut, Hast bald ausgeschlafen; Blickst dann aus dem Grab empor, Blühst als Blume schön hervor, Bist ganz neu geschaffen. Ich auch sinke einst hinab So wie du ins kühle Grab, Mich auch deckt die Erde; Aber herrlicher noch ruft Aus der stillen, düstern Gruft Mich des Schöpfers „Werde!“ Schmidt. > * 113. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren! Eine arme Bauernwitwe hatte ihren Sohn durch Spinnen ernährt und ihm, da er auf der Schule war, die Speisen über Feld zugetragen. Dieser Sohn kam in der Welt sehr hoch hinauf und gab einst ein großes Gastmahl. Als die Gäste sich im Vorzimmer versammelten, wurden sie zwei Dinge gewahr, über welche sie sich sehr verwunderten. Unter einem prächtigen Spiegel hing ein ganz geringer Knotenstock. Sodann stand ganz oben an der Tafel ein alter Stuhl mit hoher Lehne und neuem Über- züge. — Man fragte den Herrn des Hauses, was das bedeute. Er antwortete: „Ich hatte nichts denn diesen Stab, als ich aus meiner Mutter Hause ging. Der Stuhl aber ist meiner lieben Mutter Spinnstuhl gewesen, an welchem sie so viel gearbeitet hat, daß ich auf der Schule leben konnte." Als nun die Gäste alle beisammen waren, bat er dieselben, daß er noch einen fehlenden Gast holen dürfe. Sieh, da kommt er schon zurück und an seinem Arm führt er sein altes, ge- krümmtes Mütterlein in Bauerntracht und setzt es auf den Stuhl obenan. — Es war feine Mutter, die er also ehrte. wn*

3. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 13

1914 - Nürnberg : Korn
13 ^ 14. Der brave Edelknabe. j Friedrich der Große hatte aus verschiedenen adeligen Familien eine Anzahl von Knaben, von denen jede Nacht- einer in seinem Vorzimmer wachen mußte. Einer von diesen jungen Leuten lebte in bedrängten Verhältnissen. Sein Vater war tot und seine Mutter hatte den größten Teil ihres Vermögens verloren; die Pension aber, die sie bezog, reichte kaum hin um ihr Leben damit zu fristen. Ihr einziger Trost und ihre Hoffnung war ihr wohl- geratner Sohn, der für seine Mutter tat, was er nur konnte, und oft um Geld Nachtwachen für andere übernahm, damit er seine Mutter reichlicher unterstützen konnte. Einst wachte der König in der Nacht auf und konnte nicht wieder einschlafen; er klingelte, es kam aber niemand. Der König stand leise auf um den Schläfer zu überraschen. Als er in das Vorzimmer trat, fand er das Licht halb herabgebrannt, den jungen Menschen aber, mit dem Kopfe auf dem Tische liegend, in tiefen Schlaf ver- sunken. Neben ihm lag ein angefangener Brief. Der König blickte hinein und las: „Meine liebe, gute Mutter! Dies ist nun die dritte Nacht, daß ich für einen anderen die Wache über- nommen habe; es wird mir zwar herzlich sauer; aber ich denke doch wach zu bleiben. Es wäre schrecklich, wenn der König klingelte und wenn ich es nicht hörte. Nun, Gott weiß, wie gern ich es tue; und Du freuest Dich gewiß auch, daß ich Dir wieder einmal zehn Taler schicken kann. Wenn ich nur erst Offizier bin, dann" — — Weiter war der Brief nicht ge- schrieben. Der König legte das Blatt wieder ebenso hin, ließ den jungen Menschen ruhig schlafen, ging in ein Nebenzimmer, holte zwei Rollen Dukaten und steckte sie ihm behutsam in die Seiten- laschen. Dann ging er zu Bett und schlief ruhig ein. Am Morgen um sechs Uhr erwachte der Edelknabe und erschrak; denn um fünf Uhr mußte der König geweckt werden. Aber noch größer wurde sein Schrecken, als er aufsprang und die schweren Goldrollen in seinen Seitentaschen fühlte. Schnell sprang er in das Kabinett des Königs, der schon über eine Stunde bei der Arbeit saß, fiel ihm zu Füßen, hielt ihm die Rollen Gold entgegen und rief: „Majestät, ich bin unschuldig; hier will mich jemand inz Unglück stürzen; ich weiß nicht, wer mir die Rollen in die Taschen gesteckt hat." — „Sei ruhig, mein Sohn," sprach der König, „ich weiß alles, ich selbst habe sie hineingesteckt, sie sind dein!" Der König erkundigte sich nun näher nach allen Ver- hältnissen, erhöhte die Pension der Mutter, und da der junge Mensch

4. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 2

1914 - Nürnberg : Korn
2 t f2. Der Sonnenaufgang. Kommt, Kinder, wischt die Augen au-, Ts gibt hier was zu sehen, Und ruft den Vater auch heraus; Tie Sonne will aufgehen! Wie ist sie doch in ihrem Lauf So unverzagt und munter! Geht alle Morgen richtig auf Und alle Abend unter. Von ungefähr kann das nicht sein, Das könnt ihr euch wohl denken; Der Wagen da geht nicht allein, Ihr müßt ihn ziehn und lenken. So hat die Sonne nicht Verstand, Weiß nicht, was ihr gebühret; Drum muß wer sein, der an der Hand Als wie ein Lamm sie führet. Und der hat Gutes nur im Sinn, Das kann man bald verstehen; Er schüttet seine Wohltat hin Und lässet sich nicht sehen; Und hilft und segnet für und für, Gibt jedem seine Freude, Gibt uns den Garten vor der Tür Und unsrer Kuh die Weide. Und hält euch Morgenbrot bereit Und läßt euch Blumen pflücken Und stehet, wann und wo ihr seid, Euch heimlich hinterm Rücken; Sieht alles, was ihr tut und denkt, Hält euch in seiner Pflege, Weiß, was euch freuet, was euch kränkt, Und liebt euch allerwege. Llaudius.

5. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 3

1914 - Nürnberg : Korn
3 13. Das Vaterhaus. Wo’s Dörflein dort zu Ende geht, wo’s Mühlenrad am Bach sich dreht, da steht im duft’gen Blütenstrauß ein Hütt- lein klein, mein Vaterhaus. Da schlagen mir zwei Herzen drin voll Liebe und voll treuem Sinn; mein Vater und die Mutter mein, das sind die Herzen fromm und rein. Darin noch meine Wiege steht, darin lernt’ ich mein erst’ Gebet; darin fand Spiel und Lust stets Raum, darin träumt’ ich den ersten Traum. Drum tausch’ ich für das schönste Schloß, wär’s felsen- fest und riesengroß, mein liebes Hüttlein doch nicht aus; denn ’s gibt ja nur ein Vaterhaus. wiedemann. ¿¿^4. Des Frühlings Konzert. Kaum daß der Winter uns verlassen, und daß der Frühling eingekehrt, so tönt auch schon auf allen Gassen ein wunderherr- liches Konzert. Denn schmetternd ruft die kleine Lerche die Schläfer alle aus der Ruh’; es klappern ernst die Herren Störche langschnabelig den Takt dazu. Der Schwätzer schimpft in seinem Rohre, die Spatzen zwitschern überall, die Tauben girren auf dem Tore; wie flötet 'üß die Nachtigall! Und wie die kleinen Bienen summen um jede Blüt’ ohn' Unterlaß! Und wie die muntern Käfer brummen, als sängen sie den tiefen Baß! Der Kuckuck stimmt die Instrumente, die Frösche quaken in dem Sumpf; dort schnattert eine kleine Ente am Teiche auf dem Weidenstumpf. Der Fink in seiner roten Weste, der Stieglitz in dem bunten Kleid, sie lärmen beide auf das beste, als wären sie gar nicht gescheit. Das klingt von unten und von oben gar fröhlich in die Welt hinein! Das ist ein Singen, Jauchzen, Toben, ein Krächzen, Schnarchen, Lärmen, Schrei’n! . _ Doch wie sie auch verschieden scheinen, die Klänge alle, spät und früh, sie müssen dennoch sich vereinen zu einer einz'gen Melodie. Die klingt heraus aus dem Getümmel, sie klingt in Tälern und auf Höh’n: „Ach, gut ist unser Gott im Himmel und seine Welt ist wunderschön!" W. Köhl«. 1*

6. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 4

1914 - Nürnberg : Korn
4 ■'f5. Das Leben der Singvögel. Die Singvögel führen allem Anscheine nach ein sehr ver- gnügtes Leben. Ehe sie noch aus dem Ei schlüpfen, ist ihnen schon die Wiege bereitet, in der sie groß gezogen p-erden sollen. Denn wenn sie aus dem Ei kommen, sind sie entweder ganz nackt oder nur mit einem zarten Flaum bedeckt und können sich gar nicht helfen. Doch werden sie dann von den Alten mit großer Sorgfalt gefüttert. Sie brauchen nichts zu tun als, wenn der Vater oder die Mutter kommt, ihre gelben Schnäbel aufzusperren und zu zwitschern. Dazu deckt sie die sorgsame Mutter des Nachts mit ihren Flügeln zu, daß sie nicht naß werden und nicht frieren dürfen. Sind sie flügge geworden, d. h. sind ihnen die Federn so weit gewachsen, daß sie fliegen können, so verlassen sie das Nest und setzen sich auf einen Strauch oder Baum, freuen sich im Sonnenschein und warten, bis ihnen der Vater oder die Mutter ein Würmlein, eine Mücke oder ein Käferlein bringt und in den Schnabel steckt. Denn sich ihre Nahrung selber zu suchen, dazu sind sie noch zu einfältig. Haben sie endlich auch das gelernt, und es kommt der Winter herbei, so ziehen sie in zahlreicher Gesellschaft oder auch einzeln fort, um wärmere Gegenden aufzu- suchen und da zu warten, bis der Winter vorbei ist. Wenn dann die Knospen der Bäume schwellen, wenn die Büsche und Hecken grün werden, ziehen sie wieder in ihre Heimat. Sie verkündigen uns dann durch ihre Wiederkunft den Frühling. Da trifft sie indessen freilich manchmal ein Unglück. Sie lassen sich nämlich bisweilen von warmer Witterung verleiten zu bald auf die Reise zu gehen. Kommen dann im März oder April noch kalte Tage mit Schnee und Frost, so müssen gar manche von den armen Wanderern erfrieren oder verhungern. Bleibt aber das Wetter warm, so schlagen sie in einem grünen Busche oder auf einem blühenden Baume ihre Wohnung auf und singen und spielen miteinander nach Herzenslust. Auch fangen sie an, Grashalme, Stroh, Moos, Federn u. dgl. herbeizutragen, um ihren künftigen Jungen im Verborgenen ein warmes, weiches Bett zu bereiten. Darauf legt das Weibchen Eier und brütet sie aus, während ihm das Männchen etwas vorsingt. Sind die Jungen ausgekrocheu, so hören die Alten ganz auf zu singen, weil sie nun alle Zeit auf die Versorgung ihrer kleinen Nesthocker verwenden müssen. Wenn sie nun alle diese Arbeit getreulich getan haben, so steht ihnen noch eine schlimme Zeit bevor, nämlich die Zeit, in der sie ihre alten Federn verlieren und neue bekommen. Während dieser

7. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 18

1914 - Nürnberg : Korn
18 Ach, wie trüb ist meinem Sinn, Wenn ich in der Fremde bin, Wenn ich fremde Zungen üben, Fremde Worte brauchen muß, Die ich nimmermehr kann lieben, Die nicht klingen wie ein Gruß! Sprache, schön und wunderbar, Ach, wie klingest du so klar! Will noch tiefer mich vertiefen In den Reichtum, in die Pracht; ist mir’s doch, als ob mich riefen Väter aus des Grabes Nacht. Klinge, klinge fort und fort, Heldensprache, Liebeswort! Steig empor aus tiefen Grüften, Längst verschollnes altes Lied! Leb aufs neu’ in heil’gen Schriften, Daß dir jedes Herz erglüht! Überall weht Gottes Hauch, Heilig ist wohl mancher Brauch; Aber soll ich beten, danken, Geb’ ich meine Liebe kund, Meine seligsten Gedanken, Sprach’ ich wie der Mutter Mund. M. r. Sctenlcendorf. fl9. Die Honigbiene. „Kinder, geht zur Biene hin!“ so beginnt ein wohl- bekanntes Gedicht. Nun wohl, machen wir diesen Gang! Wir können hier wirklich recht viel Interessantes sehen und lernen. Da sind wir denn am Bienenstände. Verhaltet euch nur ganz ruhig, so werdet ihr nicht gestochen. Ihr seht hier mehrere Stöcke oder Beuten, deren jede ein ganzes Bienenvolk enthält; denn wisset, die Bienen leben in Gesellschaft und haben ähnliche staatliche Einrichtungen wie die Menschen. Im zeitigen Frühjahr wie im Herbste werdet ihr nur die kleinen, stechlustigen Bienen zu den Flug- löchern aus- und einziehen sehen. Das sind die Arbeiterinnen (Arbeiter gibt’s hier nicht.) Öffnen wir einen Bienenstock and nehmen wir Wabe um Wabe heraus, — Waben heißen

8. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 19

1914 - Nürnberg : Korn
19 die schönen Wachstafeln, die sie bauen, — so werden wir auf einer der mittleren die Königin finden, die bedeutend größer und von hellerer Färbung als eine Arbeitsbiene ist. Gegen Mitte des Sommers findet man noch eine dritte Art vonbienenindenstöcken: die dickköpfigen, plumpen Drohnen. Die erste Stelle im Bienenstaate nimmt natürlich die Königin ein. Sie hält ihr Volk zusammen und spornt es zur Tätigkeit an. Bei ihrem Verluste geht es unter Heulen und Klagen zugrunde. Aber sie ist auch eine wahre Landes- und Volksmutter, wie es keine mehr gibt. Das ganze Volk in allen seinen Gliedern verehrt sie als solche. Alle sind ihre wirklichen Kinder; denn sie legt die Eier zu allen Bienen in ihrem Stocke, sie ganz allein. Freilich muß sie täglich mehr legen als eine Henne, sonst wäre es ihr nicht möglich. 100000 Eier vermag sie mindestens alle Jahre abzusetzen und diese Fruchtbarkeit bleibt ihr auf Lebensdauer (4—5 Jahre). Aus den Eiern entstehen die vorhin benannten dreier- lei Bienen und doch legt sie nur zweierlei Eier: männliche und weibliche. Aus einem weiblichen Ei wird nämlich eine Königin, wenn es in eine große, runde Königszelle gelegt, da zur Made erbrütet und als solche mit dem sogenannten könig- lichen Futtersaft genährt wird; es wird eine kleine Arbeits- biene daraus, wenn es in eine kleine Zelle gelegt wird und dann die ausgeschlüpfte Made bei weniger und geringerem Futter zur Entwicklung kommt. Aus den männlichen Eiern entstehen nur Drohnen. Ehe eine Königin ausschlüpft, fragt sie an, ob sie es wagen darf die Zelle zu verlassen. Der anfragende Ton lautet etwa wie: „Quak, quak.“ Ist schon eine Königin ausgekrochen, so antwortet diese mit einem hellen: „Tut, tüt.“ Nun hütet sich die Eingeschlossene wohl ihre Burg zu verlassen. Erst, wenn ihre tütende Neben- buhlerin den Stock mit einem Schwarm verlassen hat, schlüpft sie aus. Alsbald fängt sie nun an zu tüten. Wird ihr nicht mit Quaken geantwortet, und sind weiter keine jungen Königinnen in den Zellen, so fühlt sie sich sicher im Stocke. Das Gegenteil macht auch sie unruhig und veranlaßt sie ebenfalls mit einem Anhang zu schwärmen. Erst die zuletzt ausschlüpfende Königin bleibt im Stocke. Nach erfolgter Befruchtung beginnt in der Regel das Eierlegen. Während des Legens wird sie von den sie ehrerbietig umgebenden Arbeitsbienen geliebkost und gefüttert. Die Arbeitsbienen, ebenfalls aus weiblichen Eiern ent- 2"

9. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 6

1914 - Nürnberg : Korn
6 das dort hinten im Eck sitzt und nur seinen Kopf sehen läßt? — Ich muß doch näher nachsehen. — Dies hölzerne Ding da soll ein Nest sein? — Und was fyaht ihr denn hineingelegt? — Scharpie, sagst du? — Dies Wort habe ich in meinem Leben nicht gehört. — Übrigens sehe ich, daß unsere Kleidung doch noch nicht ganz bei euch aus der Mode gekommen ist. Dein Weibchen ist doch noch mehr grün als gelb." Sieh, so ungefähr würde die Unterhaltung lauten, wenn du einen Besuch von den Kanarienvögeln bekämest. Über dein Singen würden sie sich wohl auch wundern und dein gar zu starkes Schreien und dein Stampfen mit den Füßen würde ihnen auch nicht gefallen. Du machst mir oft Kopfschmerzen mit deinem allzu starken Singen und ich hänge dich dann vor das Fenster hinaus, wo du es aber noch ärger machst. Auch scheint es, du hast an der Sonne eine besondere Freude und meinst vielleicht, man höre dich dort, weil du beim Singen so zu ihr aufblickst. Aber, liebes Tierchen, das ist eine vergebliche Mühe; die ist weiter weg, als du glaubst. Wie man sich doch an alles gewöhnen kann! Unsere Kanarien- vögel werden in Käfigen ausgebrütet und groß gezogen, leben und sterben in denselben und sind doch so vergnügt, als man es sich nur wünschen kann. Selbst den Winter hindurch verlieren sie ihre Fröhlichkeit nicht und singen vom Morgen bis zum Abend. Nur wenn sie ihre Kleider wechseln, sind sie still und wollen vielleicht ruhig abwarten, wie das neue ausfällt. Wenn sie aber dieses anhaben, so geht es mit neuer Kraft los und sie haben nichts vergessen. Eine glückliche Zeit für sie wie für alle Vögel ist die Brutzeit. Da haben sie vollauf zu tun. Das Weibchen brütet den ganzen Tag und das Männchen füttert es, wie dies seine Schuldigkeit ist. Es lobt ihn aber auch in recht zärtlichen Tönen dafür, wenn er aus seinem Kropfe hervorholt, was er für das- selbe gesammelt hat. Rühren sich aber einmal die Jungen in den Eiern, so ist das Weibchen immer in Gedanken bei denselben. Es sagt auch leise zu seinem Männchen: „Jetzt kommen sie bald!" — „Das ist recht!" antwortet dieses. Bekommt endlich ein Ei einen Sprung, und geht es an das Ausschlüpfen, dann sieht das Weibchen alle Augenblicke nach und hilft dem Jungen und das Männchen guckt auch zu, hilft mit und trägt den abgelösten Eideckel fort, damit das neugeborne Vögelein nicht hart liege. Es ist ja noch ganz nackt und blind und kann sich selbst nicht helfen.

10. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 7

1914 - Nürnberg : Korn
7 Weil nun so zarte Kinderchen noch keine harte Kost ver- tragen können, so füllt zuerst das Männchen seinen Kropf, dann füttert er sein Weibchen und dieses läßt das Fressen in seinem Kropfe erst weich werden. Dann hebt es sich ein wenig in die Höhe und ruft seinen Kinderchen zu: „Herzchen, liebe, machteure Schnäbel auf!" Dies lassen sie sich nicht zweimal sagen. — Wenn sie dann voll gefüttert sind, so schlüpfen sie unter die warmen Federn ihrer Mutter und diese macht es ihnen so be- quem, als es ihr nur möglich ist. — Können sie später besser verdauen, so füttert das Männchen sie selbst und gibt ihnen manchmal tüchtige Brocken. Sind endlich ihre warmen Kleidchen fertig, so denkt die Mutter auch an kein Wärmen mehr und macht sich Bewegung, die sie nach einem so langen Sitzen sehr notwendig braucht. Bisweilen orgelt man den jungen Kanarienvögelchen Stückchen vor, die sie bald gut lernen. Die Kanarienvögel machen auch manchmal große Reisen, aber nur auf dem Rücken von Vogelhändlern und zwar immer in großen Gesellschaften. Öfters müssen sie auch Kunststückchen lernen; aber dann sind sie zu bedauern; sie müssen da Hunger leiden und werden noch dazu Mißhandelt. ev-ich« 1-8. Versuchung. Gar emsig bei den Büchern Ein Knabe sitzt im Kämmerlein; Da lacht herein durchs Fenster Der lust'ge, blanke Sonnenschein Und spricht: „Lieb Kind, du sitzest hier? Komm doch heraus und spiel bei mir!" Den Knaben stört es nicht; Zum Sonnenschein er spricht: „Erst laß mich fertig sein!" Der Knabe schreibet weiter; Da kommt ein lustig Vögelein, Das picket an die Scheiben Un£ schaut so schlau zu ihm herein. Erruft: „Komm mit! Der Wald ist grün, Der'himmel blau, die Blumen blühn!" Den Knaben stört das nicht; Zum Vogel kurz er spricht: „Erst laß mich fertig sein!" —
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