Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
Konfession (WdK): Jüdisch
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Von den Nummern 35, 38, 39 gibt es zwar schon U ebersetzungen*), die ich wohl eingesehen, aber der meinigen nicht zugrunde gelegt habe. Während der Abfassung dieses Buches ist aus der Feder des Herrn Realschuldirektors Dr. A. Feilchenfeld eine Ueber-tragung der „Memoiren der Glückei von Hameln“ (s. Nr. 44) erschienen, die ich bei meiner Arbeit einzusehen
keine Gelegenheit hatte.
So übergebe ich nun dieses Buch der Oeffentlichkeit, in der Hoffnung, dass es für den Unterricht in der jüdischen Geschichte ein förderndes Lehrmittel werden, dass es aber auch bei Erwachsenen Interesse für unsere jüdische grosse Vergangenheit erwecken möge und vielleicht bei manchem das Verlangen anrege, sich mit dem Urtext unserer alten Geschichtsquellen bekannt zu machen.
Frankfurt am Main, im Januar 1914.
A. Sulzbach.
*) Nr. 35, die, wie S. 141 bemerkt ist, von Senior Sachs übersetzt, Nr. 38 und 39 in der deutschen Ausgabe des Emek Habacha von M. Wiener und der französischen von Julien See,
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Nachkommen Aharons, denn man sagt, deine Mutter sei Kriegsgefangene in Modin gewesen.*) Bei genauer Untersuchung stellte sich die Nichtigkeit dieses Vorwurfs heraus, und die Weisen Israels wurden in Zorn entlassen**). Da sagte Eleasar den Po'ira zum König: „O, König Jochanan, so (mit Geisselhieben) straft man, wenn ein gewöhnlicher Mann beleidigt wird, ist diese Strafe auch angemessen, wo die Beleidigung dir, dem König und Hohenpriester gegolten hat?“ — „Was soll ich aber tun?“ „Wenn du auf meinen Rat hören willst — zerschmettere sie!“ — „Was soll es aber mit der Thora werden?“ —„Die liegt wohlgeborgen im Winkel, wer lernen will, der mag kommen und lernen!“ „Mit diesem Moment“, sagte R. Nachmann den Jizchak, „hatte sich der Abfall beim König vollzogen, denn er hätte sagen können: „Wird auch wohl die schriftliche Lehre ihre Jünger finden, wie soll es aber mit der mündlichen werden?“ — So war das Unglück durch Eleasar den Poira geschehen, die Weisen Israels wurden getötet, öde war es in der Welt des Geistes geworden, bis Simeon den Schetach kam, der die Thora wieder in ihr altes Recht einsetzte.
*) Die Kinder einer solchen galten nicht als legitimi.
**) Der König hatte erwartet, dass die Richter ein Todesurteil über den Verleumder aussprechen würden, was allerdings gegen alles Recht gewesen wäre, während dieser nur zur Geisselung verurteilt wurde.
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Iii.
Hillel Und Schammai
Talmud Babli Sabbat 31 a.
Die Rabbiner lehrten: Stets sei der Mensch geduldig wie Hillel und nicht zornig wie Schammai.
Zwei Männer wetteten einst um vierhundert Sus*) miteinander, Hillel in Zorn zu bringen. Einer wollte es unternehmen und ging an einem Freitage zu Hillel, der sich gerade zum Bade vorbereitete, an das Haus. „Ist Hillel da?“ so rief er. Hillel nahm seinen Mantel um und trat zu jenem vor das Haus. „Was wünschst du, mein Sohn?“ „Ich habe etwas zu fragen.“ „Frage, mein Sohn!“ „Warum haben die Babylonier runde Köpfe?“ „Eine bedeutende Frage hast du gestellt. Es ist, weil sie nicht verstehen, das Kind bei der Geburt sorgfältig zu behandeln.“ Jener ging fort, und nach einiger Zeit stand er wieder vor dem Haus und rief: „Ist Hillel da?“ Dieser hüllte sich in seinen Mantel, ging vor die Tür und fragte: „Was wünschst du, mein Sohn?“ „Ich habe etwas zu fragen.“ „Frage, mein Sohn!“ „Warum haben die Bewohner von Tadmor**) rote Augen?“ „Das ist eine wichtige Frage, mein Sohn! Weil sie in sandiger Gegend wohnen.“ Er ging fort und kam nach ei-
*) Hundert Schekel.
**) Palmyra, vgl. 1. Kön. 29, 8.
( 5 )
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V.
Die Darbringung Der Erstlingsfrüchte
Aus Mischnah Bikkurim, Abschn. Iii.
In welcher Weise brachte man die Erstlingsfrüchte nach Jerusalem hinauf? Die Bewohner der zu einem Kreise gehörenden Städte, versammelten sich (vor dem Wochenfeste) in der Kreisstadt, sie übernachteten auf dem Marktplatze und gingen nicht in die Häuser. Morgens in der Frühe rief der Führer ihnen zu: ,,Auf, lasst uns nach Zion in den Tempel unsers Gottes ziehen!“ Die in der Nähe (Jerusalems) Wohnenden brachten frische Feigen und Trauben, die Fernwohnenden getrocknete. Der mit vergoldeten Hörnern und einem Olivenkranze geschmückte Opferstier ging dem Zuge voran und unter Flötenspiel ging es bis in die Nähe Jerusalems. War man dort angelangt, so liess man die Ankunft in der Stadt melden, und man bekränzte die Körbe, die mit den Erstlingsfrüchten angefüllt waren. Die Vorsteher der Priesterschaft, die der Leviten und die Tempelverwalter gingen ihnen vor die Stadt entgegen, und, wenn sie in die Stadt eingezogen, erhoben sich ehrerbietig, die Handwerker mitten in der Arbeit vor ihnen und begrüssten sie mit den Worten: „Unsere Brüder, ihr Männer von N. N. ziehet ein zum Frieden!“ Unter Flötenton zogen sie nun
( 13 )
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dem Tempelberge zu. Dort angekommen, nahm selbst der König Agrippa*) seinen Korb auf seine Schulter und trug ihn hinauf in die Tempelhalle. Beim Eintritt der Darbringer begrüsste sie der Levitenchor mit dem Gesänge: „Ich huldige dir, der du mich erhoben und meinem Feinde nicht Schadenfreude über mich gewährt hast!“ (Ps. 30.) Die Tauben, welche, an die Körbe gebunden, um diese herumflatterten, spendete man als Ganzopfer, alles übrige gab man den Priestern. Doch noch während der Korb auf seiner Schulter war, verlas der Darbringer den Abschnitt aus 5. B. M. cap. 26 von „ich habe heute kundgetan“ bis „der Aramäer wollte meinen Vater vernichten“, alsdann nahm er den Korb von der Schulter, hielt ihn an seinen Rändern, während der Priester seine Hand unter dem Korbe hielt und alsdann die Weiheschwingung machte. Dann las der Darbringer den Abschnitt zu Ende . . .
Ursprünglich hielt man es so, dass jeder, der selbst lesen konnte, den Abschnitt selbst las, und man ihn dem vorlas, der nicht lesen konnte, da dies aber vielen unangenehm war und sie sich deshalb der Pflicht, die Erstlingsfrüchte zu bringen, entzogen, so ordnete man an, dass allen ohne Unterschied die betreffende Bibelstelle vorgelesen wurde.
Die Reichen brachten ihre Erstlingsfrüchte in silbernen oder goldenen Körben, die Armen in Körben aus dem Geflechte geschälter Weiden; diese Körbe wurden nebst den Früchten den Priestern gegeben.
*) Regierte von 37—44. Seine Herrschertugenden, seine Güte und seine Frömmigkeit werden oft gerühmt.
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ne Ansichten mit Beweisen aus der Schrift belegen. Da sagte Simeon den Schetach: „Nur wer
seine Ansicht mit Beweisen aus der Heiligen Schrift belegen kann, ist würdig, einen Sitz im Synhedrion einzunehmen, aber nicht einer, der dies nicht vermag.“ Eines Tages war ein Fall zu erledigen, den niemand aus der Heiligen Schrift zu entscheiden wusste, nur ein Greis, den Simeon zum Sprechen gereizt hatte, bat sich Zeit zur Ueberlegung bis zum nächsten Tage aus. Doch da er bei allem Sinnen und Nachdenken nichts zu finden vermochte, womit er seine Ansicht hätte belegen können, so schämte er sich und wagte es nicht, seinen Sitz im Synhedrion wieder einzunehmen. Simeon ersetzte ihn durch einen seiner Schüler, was er damit begründete, dass das grosse Synhedrion nicht unter einundsiebzig Mitgliedern zählen dürfe; so machte er es jeden Tag, dass nach und nach die sadduzäischen Mitglieder ausschieden, bis das Synhedrion wieder auf gesetzlicher Basis zusammengesetzt war. Den Tag nun, da das sadduzäische Synhedrion beseitigt und das pharisäische wieder vollständig hergestellt war, machte man zu einem Freudentage.
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chen zu dem Führer : „Wir wollen sterben, nicht wollen wir diese Schmach erleben!“ Und sie flehten ihn an und baten ihn, (von seinem Vorhaben abzulassen.) Dieser aber sagte: „Statt dass ihr mich bittet und anfleht, betet doch zu eurem Gott im Himmel, dass er euch helfe!“ Da er nun in die Nähe von Städten kam, sah er zu seinem Erstaunen, wie aus allen Städten ihm Mengen von Menschen entgegenströmten, Juden, wie er erfuhr, und sobald er in eine Stadt hineinkam, sah er die Menschen auf Sack und Asche in den Strassen liegen. Er war aber noch nicht bis Antiphras gekommen, als ein Schreiben an ihn gelangte, Caligula sei ermordet*) und seine Verordnungen seien aufgehoben. Sogleich nahm man die Bilder, zerschlug sie, und man erhob diesen Tag zu einem Freudentage.
*) Caligula ist 41 n. ermordet worden.
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deren Sorten verkauft, während er nach Hause gegangen war, um zu fragen, ob er auch eine gröbere Sorte bringen dürfe, und so ging es weiter, bis auch von der geringsten Mehlsorte nichts mehr zu haben war. Nun versuchte sie selbst, in der Stadt nach Nahrung sich umzusehen, denn nagender Hunger hatte sie befallen. Aber sie, die verwöhnte und verzärtelte Tochter, deren Fuss nie das Strassenpflaster betreten, die nur den Wagen oder den Tragsessel kannte, sie erlag den ungewohnten Strapazen. Nach einem anderen Bericht soll sie in ihrem Hunger nach einer auf der Strasse liegenden Feige gegriffen, die sie, als sie sie in den Mund genommen, als eine auf die Strasse geworfene ausgesogene Feige erkannt habe; aus Ekel, den sie darob empfand, sei sie gestorben. Mit der Feige verhielt es sich aber folgendermassen: Ein sehr frommer Mann in Jerusalem, R. Zadok, fastete vierzig Jahre lang, Tag für Tag, um den Untergang der Stadt durch Gebet und Kasteiung abzuwenden. Diese Lebensweise entkräftete den abgemagerten Mann so, dass er schliesslich zum abendlichen Imbiss nichts anderes als Feigen, deren Saft er aussog, zu sich nehmen konnte, und deren Schale er dann fortwarf; eine solche Feige sei es gewesen, nach der Martha in ihrem Heisshunger gegriffen hat.
Der Schwestersohn des R. Jochanan den Sakkai, Abba Sikra, war das Haupt der Barjoni. Zu diesem sandte der Gelehrte, er solle insgeheim zu ihm kommen. Dieser kam auch, da fragte ihn der Oheim: „Wie lange wollt Ihr noch die Einwohnerschaft durch Hunger zugrunde richten?“ Da antwortete er: „Was soll ich machen? Sage ich ihnen etwas, so töten sie mich.“ Darauf R. Jochanan: ,,Weisst du vielleicht für mich eine Gelegenheit, aus der Stadt zum römischen Feldherrn zu entkommen? Vielleicht wird es mir durch persönliche Ver-
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handlung möglich, etwas zu retten.“ Da antwortete er ihm: „Stelle dich schwer krank; alle Welt wird kommen, nach dir zu fragen, und wenn dafür gesorgt ist, dass etwas ins Haus gelegt wird, was einen schlechten Geruch verbreitet, so wird bald das Gerücht über dich entstehen, du seiest gestorben. Natürlich dürfen nur deine Schüler, die ins Vertrauen gezogen sind, in das angebliche Sterbezimmer kommen und für deine Fortschaffung sorgen; kein Fremder darf sich dabei beteiligen, da die schwerere Last, die ein Toter als die, die ein Lebendiger verursacht, leicht den Betrug merken lässt. R. Elieser und R. Josua trugen nun den Sarg hinaus. Als sie an das Stadttor kamen, wollten die Wachtposten, um zu prüfen, ob nichts Verbotenes hinausgebracht werde, in den Sarg hineinstechen, aber die Träger sagten: „Wie möchtet ihr dies wagen,würden diefeinde doch sagen, die Juden selbst hätten auf ihren Rabbi gestochen“, und so wendeten sie es auch ab, dass man den Sarg schüttelte. Als R. Jochanan nun glücklich dem Sarge entstiegen und vor den Feldherrn gelangt war, begrüsste er ihn: „Friede mit dir, König! Friede mit dir, König!“ Vespasian aber entgegnete: „Du bist des Todes schuldig; einmal bin ich kein König, und du nennst mich König; und dann: b i n ich König, warum bist du bis heute noch nicht zu mir gekommen?“ Worauf jener: „Wenn du sagst, du seiest kein König, das ist wahr, aber du wirst König werden, sonst würde Jerusalem nicht in deine Hand fallen, denn bei uns geht die Tradition, dass Jerusalem nur von einem König wird erobert werden, und dass du fragst, warum ich bis jetzt nicht zu dir gekommen, wenn du der König bist, so antworte ich, weil es die Barjoni, die in unserer Stadt sind, nicht zugegeben haben.“ Darauf der Feldherr: „Wenn um ein Fass mit Honig sich eine Schlange gewunden hätte, würde man nicht, um die Schlange loszuwerden, das Fass zer-
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den Grund zu gehen; wäre er dazu imstande gewesen, so hätte keine Beschimpfung gegen uns entstehen können.
2.
Eine andere, voller Schmähung gegen uns ersonnene Fabel, entnimmt er den Griechen . . . Jene waren mehr darauf, den tempelschändenden König zu verteidigen als Gerechtes und Wahrhaftes über uns und den Tempel zu schreiben. Denn dem Antiochus zu schmeicheln und dessen Treulosigkeit und Tempelschändung zu decken, die er wegen seiner Geldnot gegen unsere Nation übte, haben sie gelogen. Apion aber ist der Prophet der ändern geworden, indem er erzählt: Antiochus habe im Tempel einen auf einem Bett liegenden Menschen gefunden, vor dem ein Tischchen vollbesetzt mit leckern Speisen, Meer- und Landgeflügel gestanden sei, und der Mensch wie stumpfsinnig vor diesem. Kaum aber habe er den Eintritt des Königs bemerkt, als er mit grösster Kraftanstrengung sich auf die Knie geworfen und mit erhobenem Arm um Freiheit gebeten habe. Auf die Frage des Königs, der alles dieses ins Auge gefasst hatte, wer er sei, warum er hier weile, was für Bewandtnis es mit den Speisen habe, habe dieser Mensch unter Seufzen und bittern Tränen seine Not erzählt. Er sei ein Grieche, so sagte er; auf einer Reise durch das Land, die er, seinen Unterhalt zu erwerben, unternommen, sei er von Männern anderer Nation gepackt, in den Tempel geführt, da eingeschlossen worden und keinem Menschen zu Gesicht gekommen, nur gemästet werde er mit Leckerbissen. Zuerst habe ihm die ihm unverhofft erwiesene Wohltat Freude bereitet, dann aber habe er Verdacht geschöpft, zuletzt sei Schrecken über ihn gekommen. Auf seine Fragen habe er nämlich von Dienern, die in seine Nähe
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