Vorwort zur fünften Auflage.
Diese Landeskunde enthält das für jeden Schüler Wissenswerte von der
Heimat. Der erste Teil ist für den ersten landeskundlichen Unterricht bestimmt,
der zweite enthält Ergänzungsstoff für alle weiteren Unterrichtsstufen. Es wird
vorausgesetzt, daß der heimatkundliche (landeskundliche) Unterricht Ausgangs- und
Endpunkt des Unterrichts in der Erdkunde ist. Die Ergänzungen sind dem
zweiten Teil zugewiesen worden, damit sie nicht die zusammenhängende Dar-
stellung des ersten Teils unterbrechen. Der Stoff der ersten Abteilung ist so
reich bemessen, daß er für die erste Stufe des landeskundlichen Unterrichts in
allen Schulen ausreicht, er ist zudem so gehalten, daß er auch für die höheren
Stufen des Unterrichts die Grundlage bieten kann. Ein reich ausgestatteter
Bilderanhang unterstützt den Text. Der Verfasser ist bestrebt gewesen, bei
voller Berücksichtigung der Besonderheiten der beiden Regierungsbezirke das
ihnen Gemeinsame hervorzuheben.
Von der Beigabe von karten ist abgesehen worden, da nicht nur eine
Anzahl guter Provinzkarten vorhanden ist, sondern auch die meisten Atlanten
solche enthalten. Als Anschauungsmittel für den landeskundlichen Unterricht
empfehle ich die technologischen Wandtafeln aus dem Leipziger Schulbilder-
Verlage, und zwar Nr. 1/2: Flachsbereitung, 3/6: Hochofen, Eisengießerei,
Dampfhammer, Walzwerk, 10: Kohlenbergwerk, 12: Glasbereitung, 13: Koch-
salzgewinnung, 14: Papierbereitung. Als Textheft zu diesen Tafeln und als
Lesebuch zur Ergänzung dieser Landeskunde empfehle ich mein „Hessisches
Heimatsbuch" (H. H.), auf das in Fußnoten hingewiesen ist. (Kassel, Ernst
Hühn. 1.20 M.) yl. Gild.
Bemerkungen des Verlegers.
eine Hoffnung, daß die vorliegende Landeskunde in den Schulkreisen
rovinz Hessen-Nassau als eine erwünschte Ergänzung der in weit mehr
Millionen Bänden und Heften verbreiteten E. von Seydlitzschen
caphie begrüßt werden und anderseits die Aufmerksamkeit der Schul-
wch mehr auf den „Seydlitz" selbst hinlenken würde, hat sich zu meiner
tuung erfüllt.
m Herren Direktoren und Fachlehrern (bezw. den Schulvorsteherinnen
ehrerinnen), die den Seydlitz behufs etwaiger Einführung zu prüfen
m, stelle ich gern ein Exemplar der in Betracht kommenden Aus-
ttebfi der Landeskunde unberechnet zur Verfügung. Ich bitte aber darum,
che Wünsche unter Angabe der Schulgattung entsprechend zu be-
ll, damit Verzögerungen durch Rückfragen vermieden werden. Für welche
en die verschiedenen Ausgaben der Seydlitzschen Geographie bestimmt
stnd, wolle man aus der Übersicht auf S. 4 dieses Umschlages ersehen.
Breslau. Ferdinand Hirt.
Dauerleihgabe von:
Deutsches Institut für internationale pädago-
gische Forschung (Dipf), Frankfurt/Main
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Ernst
Hühn Ernst Ferdinand_Hirt Ferdinand
2
Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau,
4. Gestalt.
Die Provinz Hessen-Nassau ist unregelmäßig gestaltet, sie hat viele Eiu-
und Ausbuchtungen. Man könnte sie mit einem Sechseck vergleichen, bei
welchem Rhein und Weser zwei gegenüberliegende, gleichlaufende Seiten
bilden (4).
5. Ausdehnung.
Die zusammeuh äugen de Hauptmasse der Provinz Hessen-Nassau
dehnt sich am weitesten in der Richtung von No. nach Sw. aus. Die nörd-
lichste Stadt des Hanptlandes, Karlshasen, ist von der südlichsten,
Rüdesheim, in gerader Linie 210 km, die östlichste, Wannsried, von
der westlichsten, Oberlahnstein, 200 km entfernt.
Die Provinz Hessen-Nassan umfaßt einen Flächenraum von rund
15 700 qkm. Sie ist die kleinste der preußischen Provinzen (5).
6. Bodenverhältnisse.
Hessen-Nassan liegt im Gebiet des deutscheu Mittelgebirges. Den
östlichen Teil durchzieht die Rhön, der Vogelsberg, das Hessische Berg- und
Hügelland, der Thüringer Wald, das Wesergebirge und der Spessart, den
westlichen der Taunus, der Westerwald und das Rothaargebirge (6). Im
S. am Rhein, Main und an der unteren Kinzig breitet sich eine größere
Ebene aus, eiu Teil der Oberrheinischen Tiefebene. Größere Talebenen
finden sich auch bei Fronhausen an der Lahn, bei Kirchhain an der
Ohm, bei Wabern an der Eder und Schwalm, bei Ziegenhain an
der Schwalm, bei Kassel an der Fulda, oberhalb Eschwege au der
Werra und bei Rinteln an der Weser.
a. Gebirge.
Die Rhön.
Diese wird geschieden in Hohe Rhön und Vorderrhön. Zur hohen Rhön
gehört die Abtsröder Höhe (872 m) und die Große Wasserkuppe (950 m).
Der Kreuzberg (930 m) liegt in Bayern. Auf seinem Gipfel steht ein Kloster.
Der heilige Kilian errichtete anf demselben im 7. Jahrhundert ein Kreuz.
Die Hohe Rhön besteht meist aus rauhen, waldlosen, mit sumpfige» Wiesen
und Mooren') bedeckten Hochflächen. Der Volksmund sagt von ihr: „Drei Vierteljahr
Winter und ein Vierteljahr kalt." Selbst im hohen Sommer findet sich noch Eis in
Felsspalten. So in einer solchen am Westabhange des bei Kaltennordheim liegenden
Umpfen, wo man in den heißesten Augusttagen dicke Eiszapfen sehen kann.
Auf der Hohen Rhön gedeihen nur Sommergetreide (Gerste, Hafer) und Kartoffeln.
Die Bewohner sind deshalb auf Viehzucht angewiesen. Viele beschäftigen sich mit
Holzschnitzerei-) (Holzschuhe, Löffel und feinere Holzarbeiten), andere gehen in
der Sommerzeit in die Fremde, namentlich nach Rheinland und Westfalen, um sich
dort als Arbeiter zu verdingen. Eine große Rolle im Leben der Rhöner spielt alle
Jahre die Heuerute, da die Wiesen einen sehr großen Teil des Gebietes ausmachen
und der Rhöner allermeist auf diese angewiesen ist. Die Heuernte beginnt in der Rhön
um St. Kilianstag (8. Juli) und erreicht erst Mitte August ihr Ende. Sie leert die
Ortschaften; wer nur mähen und wenden kann, verläßt seine Wohnung; die Hausarbeit
1) Die Rhönmoore. El H. S- 72.
2) Holzschnitzerei in der Rhön. Il H. S. 73.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Allgemeine Übersicht.
7
Im Süntel erhebt sich auf einem nicht besonders hohen Berge die Schaum-
bürg, der einstige Wohnsitz der Grafen von «Schaumburg. Am Nordostabhauge des
Deister liegt das Schwefelbad Nenndorf. Im Bückeberge findet man Stein-
kohlen (die einzigen in Hefsen-Nassan) und vorzügliche Sandsteine. Die Paschen-
bürg, Schaumburg und Luhdeuer Klippe sind vielbesuchte Aussichtspunkte.
Der Taunus.
Dieser wird eingeschlossen von Lahn, Rhein, Main, Nidda und
Wetter. Sein nordöstlicher Teil heißt die Höhe (keltisch dann, daher
Taunus), der südwestliche das Nheingaugebirge. Der Taunus erhebt sich
aus der Wetteran mit dem Johannisberg bei Nauheim und zieht sich bis
Rüdesheim am Rheiu, wo er mit dem Niederwald endet; von hier aus
begleitet er den Rhein bis zur Lahnmündung. Er fallt nach S. und Sw.
hin steil ab, nach N. hin dacht er sich allmählich zur Lahn ab. Daher
haben die dem Rhein zufließenden Gewässer einen kurzen Lauf, die zur Lahn
gehenden einen längeren. Das Taunusgebirge zeigt einen deutlich aus-
geprägten Hanptrückeu, desseu einzeln aufsteigende, gerundete Kuppen, von
der Main- und Rheinebene aus betrachtet, einen bedeutenden Eindruck
machen. Den Hauptstock des Gebirges bilden die Berggipfel im So. über
der Mainebene bei Frankfurt. Hier erheben sich nah beieinander, durch
erhabene Rücken verbunden, der Altkönig (800 in), der kleine Feldberg
(830 m) und der große Feldberg (880 m).
Der große Feldberg ist die höchste Erhebung des Taunus. Auf feiuem
Gipfel dehnt sich eine 254 ha große, mit Heidekraut und Gras bedeckte Fläche ohne
Baum und Strauch aus. Auf derselben erhebt sich ein mächtiger Qnarzitselsen, der
Brnnhildisstein, und nicht weit davon quillt der Brunhildsborn. Nach einer
Sage soll sich eine verjagte Königin Brunhilde auf dem Altkönig ein Schloß erbaut
und von der Höhe des Feldbergs oft nach Hilfe ausgeschaut haben. Nach einer anderen
Sage soll hier die Walküre Brunhilde von Wotan mit dem Zanberdorn in Schlaf ver-
senkt und mit einem Feuerwall umgeben worden sein, aus dem sie Siegfried errettete.
Von der Höhe des Feldbergs aus hat man eine entzückende Aussicht. Bei klarem
Wetter sieht man im O. den Jnselsberg in Thüringen, das Rhöngebirge bei Fulda,
den Spessart iu Franken, im S. die Höhen des Odenwalds, den Königstuhl bei Heidel-
berg, im W. den Donnersberg, den Hnnsrück, das Siebengebirge, im N den Wester-
wald, die Gebirge Westfalens, den Meißner in Niederhessen. Aber von den fernen
Bergen kehrt der Blick immer wieder zurück zu der schönen, weiten Ebene des Mains
und Rheines, welche von diesen Strömen wie von schimmernden Silberfäden durch-
zogen wird. Auf dem Gipfel stehen drei Gasthäuser. Im Juli feiert man hier das
Feldbergfest.
Reizender noch als vom großen Feldberg ist die Aussicht vom Altkönig über
die nähere, mit blühenden Ortschaften besäte, von fernen Höhen bekränzte Ebene. Sein
Gipfel wird von einem dreifachen, riesigen Steinwall umgeben, uralten Befestiguugeu,
wie sie sich mehrfach auf den Bergen am Rhein und Main vorfinden.
Von den Feldbergen führt ein Hauptkamm nach W. mit einer Reihe
schön bewaldeter, meist kegelförmiger Kuppen; die bekanntesten derselben
sind: der Rossert, der Stausfeu, der Trompeter und die Platte über
Wiesbaden. Westlich von der Platte, jenseit der dem Rhein zufließenden
Walluf, beginnt das Rheingaugebirge, das mit dem Niederwald bei
Rüdesheim endet.
An den Abhängen des letzteren wächst der edelste der Rheinweine, der Rüdes-
heimer, an seinem Fuße liegt Rüdesheim. Auf der linken Seite des Rheines erblickt
man die Stadt Bingen mit der Burg Klopp, auf der Heinrich Iv. von seinem Sohne
gefangen gehalten wurde, und die Rochuskapelle (Bild Seite 42).
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Brunhilde_von_Wotan Siegfried Siegfried Heinrich_Iv Heinrich
4
Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau.
Im No. schließt sich an das Richelsdorfer Gebirge das Ringgaugebirge
an. Dieses ist ein Kalksteingebirge mit kahlen Höhen.
Der Heldra stein (500 m) an der Werra, ein prächtiger Aussichtspunkt mit einem
Turm, ist berühmt durch die Sage von dem Ritter Hermann von Treffurt. Dieser
verirrte sich bei einem nächtlichen Ritte auf dem Gipfel des Heldrasteius und stürzte
in die jähe Tiefe hinab, wunderbarerweise ohne Schaden zu nehmen. Fortab entsagte
er aller Weltlust und führte ein frommes Lebens.
Nordwestlich schließt sich an das Richelsdorfer Gebirge das Stolzinger-
gebirge mit dem pyramidenförmigen Ahlheimer (550 in) bei Rotenburg an.
Durch den Eisberg (583 in) ist mit dem Stolziugergebirge der Riedforst
und die Söhre (zwischen Fulda und Losse) verbuudeu.
Beide sind größtenteils mit Wald bedeckt, und ihre Bewohner beschäftigen sich mit
etwas Ackerbau, mit Waldarbeiten (Holzfällen, Kohlenbrennen), viele finden auch Arbeit
in den Brauukohleubergwerken.
Das obere Lofsetal trennt die Söhre vom Hirschberg.
Dieser enthält reiche Braunkohlen- und Tonlager. In Großalmerode
verfertigt man die in aller Welt bekannten feuerfesten Schmelztiegel^).
Der Hirschberg ist durch eiue Talmulde, in welcher uach N. die Gelster,
nach S. die Wehre fließen, von dem Meißner getrennt. Dieser, „der König
der hessischen Berge", wird von den Umwohnern „Weißner" und „Wißener"
(d. h. der weiße Berg) genannt. Er ist 750 in hoch und eiu vielbesuchter
Aussichtspunkt.
Die Kitzkammer, eine Felsenhöhle, die von Basaltsäuleu gebildet wird, die
Kalbe und Kasseler Kuppe, die höchsten Aussichtspunkte, und das anmutig gelegene
Schwalbental werden am meisten besucht. In seinem Innern birgt der Berg reiche
Braunkohlenlager, auf seiner Oberfläche wachsen viele seltene Pflanzen. Manche Ort-
lichkeiten erinnern daran, daß man zu der Zeit, als die Umwohner dieses mächtigen
Berges noch Heiden waren, auf ihm der Göttin Hulda, später Frau Holle genannt,
diente. An der Ostseite des Berges liegt der Frauhollenteich, nahe dabei der
Schlachtrasen, der Altarstein, der Gottesborn. Diese Ortsbezeichnungen lassen
darauf schließen, daß die heidnischen Priester beim Frühliugsfeste das Bild der Göttiu
Hulda ini Teiche badeten, auf dem Schlachtrasen die Opfertiere schlachteten, dieselben
auf dem Altarsteiue verbrannten und das zum Opfern nötige Wasser aus dem Gottes-
born holten. Als das Christentum das Heidentum verdrängte, wurde die Göttin Hulda
noch lange nicht vergessen, man erzählte, Fran Holle wohne im Frauhollenteiche, man
höre oft Geflüster und das Kliugeu vou Glocken über demselben, sie habe schöne Gärten
mit Blumen und Früchten, oft komme sie zu den Menschen und belohne die Fleißigen
mit Früchten und Kuchen, die Faulen, besonders aber die trägen Spinnerinnen, bestrafe
sie. Wenn sie ihr Feuer im Innern des Berges anzündet, so sagt man, umziehen
Nebelwolken die Höhen desselben, und wenn sie ihr Bett aufschüttelt, daß die Federn
dabei herausfliegen, so schneit es.
Mit dem Hirschberg häugt auch der Kaufunger Wald zusammen, der
sich nördlich vou der Losse in dem von Fulda und Werra gebildeten Winkel
ausbreitet.
Der vielbesuchte Bilstein ist 646 in hoch und gewährt eine herrliche Fernsicht. In
dem Dorfe Ziegenhagen befindet sich eine Glashütte^) und bei Oberkaufungen
sind Braunkohlenbergwerke.
1) Die Sage vom Heldrastein. Et. El S. 80.
2) Ein Bergwerk. Töpferei und Ziegelei. Et. El S. 81, 82.
3) Eine Glashütte. El Et. S. 82.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Allgemeine Übersicht.
5
b. Zwischen Fulda und Schwalm schließt sich an die Ausläufer des
Vogelsberges das Knüllgebirge an. Der höchste Punkt desselben ist das Knüll-
köpfchen (632 in).
Der südliche Teil ist wenig fruchtbar, der reiche Schwalmbewohner nennt diese
Gegend „die Heidelbeerprovinz". Auf dem Knüll liegt ein großer Fischteich, aus
dem die Efze abfließt, welche in die Schwalm mündet. Am Knüll liegt das alte
Städtchen Schwarzenborn, von dessen Bewohnern der Volkswitz die „Schwarzen-
börner Streiche" erzählt.
Nördlich vom Knüll sinden wir das Homberger Bergland mit dem
Homberger Schloßberg und dem Mosenberg. Letzterer liefert Eisenerze.
Bei Frielendorf sind Braunkohlenbergwerke.
Ans der erdigen Braunkohle werden Preßsteine und aus einer Farbkohle wird
das weltbekannte „Kasseler Braun" gemacht. Auch sind hier mächtige Tonlager,
und mau verfertigt Ziegeln und Leitungsröhren. Bei Konnefeld wird Gips und
Alabaster gebrochen.
An das Homberger Bergland schließt sich der Quillerwald mit dem
Heiligenberg an. Er füllt den Winkel aus, der durch deu Zusammenfluß
von Eder und Fulda gebildet wird.
c. Zwischen Ohm, Wohre und Schwalm zieht sich ein Ausläufer
des Vogelsberges, das Gilsergebirge, hin. Es bildet die Wasserscheide
zwischen den Stromgebieten des Rheines und der Weser.
d. Zwischen Ohm und Lahn erstreckt sich ein anderer Ausläufer des
Vogelsberges, der mit den Lahnbergen bei Marburg endet. Im Ohmtal
erhebt sich die weithin sichtbare Amöneburg.
e. Zwischen Lahn und Eder, wie auch zwischen Lahn und Dill,
erheben sich Ausläufer des Rothaargebirges, bei Biedenkopf die Sack-
pfeife, bei Wetter der Wellenberg, bei Fraukenberg der Burgwald, bei
Haina das Hainagebirge mit dem Hohen Lohr (655 in), an das sich südlich
das Gilsergebirge und östlich der Kellerwald anschließen. Ederkops und
Kalte Eiche liegen in Westfalen.
Den Burgwald kennzeichnet das Verschen: „Rosental, Äcker schmal, Boden
kahl." Im Hainagebirge wird Dachschiefer gebrochen. Der Kellerwald wird von
prächtigen Eichen- und Buchenwäldern bedeckt und enthält in seinem Innern Eisenerze.
Dem Kellerwalde gehört der Büraberg bei Fritzlar an, auf dem Bonifatius einen
Bischofssitz gründete. Noch heute trägt der Berg eine Kapelle.
f. Zwischen Eder, Fulda, Weser und Diemel erheben sich der
Habichtswald und der Reinhardswald. Die höchsten Punkte des Habichts-
Waldes sind das Hohe Gras (600 in), auf dem sich ein mächtiger Aus-
sichtstnrm erhebt, und der Karlsberg (595 in) mit dem Riesenschloß und
Riesenbild des Herkules und den weltberühmten Anlagen von Wilhelms-
höhe*). (Bild Seite 34.)
An der Südwestseite des Habichtswaldes liegen die Sandfteinbrüche von
Balhorn. Südliche Vorberge sind der Baunsberg, der Langenberg und der Lden-
dcrg, au den sich mehrere Sagen von Karl dem Großen knüpfen^. Nördliche Vorberge
find der Dörnberg (578 in), der Wcidelsbcrg mit Burgruine und der Burghasnnger
Berg mit einem eingestürzten Turme, dem letzten Rest eines Klosters.
1) Wilhelmshöhe. H. H. S. 84.
2) Kaiser Karl im Odeuberg. H. H. S, 4.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf]]
Extrahierte Personennamen: Schwalmbewohner Eder Biedenkopf Karl_dem_Großen_knüpfen^ Karl H._H._S. Karl Karl H._H.
10
Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau.
dem Rücken, nimmt die gelesenen Trauben in sein Gefäß und trägt sie zur Trauben-
mühle. Diese steht am Wege über einem großen Fasse. Die Trauben werden aus der
Bütte auf die Mühle geschüttet, gemahlen und fallen in das darunterstehende Faß.
Der Inhalt desselben wird mit Eimern in das Ladefaß geschöpft und zur Kelter ge-
bracht. In dieser werden die Beeren ausgepreßt. Der Saft fließt in die darunter-
stehenden Behälter und wird in die Weinfässer gefüllt.
Die Lesearbeit ist derart geordnet, daß auf 4 bis 5 Leserinnen ein Träger kommt,
an der Mühle steht gewöhnlich ein Knabe und dreht dieselbe, während der Fuhrmann
ununterbrochen mit seinem Karren und Ladefaß den Most zur Kelter führt.
Während der Weinlese herrscht, wenn das Wetter gut ist, ein fröhliches Leben.
Leser und Leserinnen bleiben den ganzen Tag an der Arbeit, man bringt ihnen Essen
und Trinken in den Weinberg. Abends zieht die Schar der Arbeiter mit Gesang heim.
So geht es Tag für Tag, bis die Weinernte beendigt ist. Alsdann ziehen die Leute
vor die Wohnung des Weinbergbesitzers und erfreuen ihn durch Gesänge und Lebehoch-
rufen, wofür er dann noch einen besonderen Trunk gibt. (Siehe Bild S. 42.)
Die Mainebene.
Sie gehört, wie Rheingau und Wetterau, zu der fruchtbaren und
milden oberrheinischen Tiefebene. Die Mainebene (wie auch das zu ihr
gehörige untere Kinzigtal) bringt besonders Getreide, Obst und Wein
hervor. Bei Hochheim wächst ans sonnigen Hängen der vorzügliche Wem
der Domdechauei.
Die Flußtalebenen.
Die Talebenen an der Lahn, Ohm, Eder, Schwalm, Fulda,
Werra und Weser sind fruchtbare Gegenden; Wiesen, Getreideäcker, Obst-
Haine umgeben die wohlhabenden Dörfer und Städte.
7. Gewässer,
a. Fließende Gewässer.
Die fließenden Gewässer der Provinz Hessen-Nassau gehören zum
Gebiet der Weser und zu dem des Rheines. Die Wasserscheide zwischen
diesen Strömen finden wir, wenn wir gerade Linien ziehen vom Ederkops
nach dem Hainagebirge, von diesem über das Gilsergebirge nachdem
Taufstein im Vogelsberg, von da über den Landrücken nach der
Wasserkuppe in der Rhön.
Das Wesergebiet.
Die Weser entsteht durch die Vereinigung von Fulda und Werra. Die
Werra berührt die Kreise Schmalkalden und Hersfeld und durchfließt die
Kreise Eschwege und Witzenhausen in nordwestlicher Richtung; die Weser
durchströmt deu nordöstlichen Teil des Kreises Hofgeismar und den südlichen
Teil des Kreises Grafschaft Schaumburg *).
Rechts von der Werra finden wir den Thüringer Wald und das Eichs-
seld, links die Rhön, den Seuliugswald, das Richelsdörser Gebirge, das
Ringgaugebirge, den Meißner und den Kansunger Wald.
Die Werra nimmt auf von rechts: die Schmalkalde und Truse (beide
entspringen auf dem Thüringer Walde); von links empfängt sie: die Ulster
von der Rhön, die Wehre vom Hirschberg und die Gelster vom Meißner.
1) Die Weser. Et. H. S. 92.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
12
Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau.
b. Stehende Gewässer.
Größere Seen gibt es in unserer Provinz nicht, dagegen eine große Zahl von
Teichen, welche der Fischzucht dienen. Durch einen Erdsall im Richelsdorferge-
birge ist der Denser See entstanden, dessen Wasser sich manchmal blutrot färbt.
Die rote Farbe des Wassers kommt von Algen, die nach reichlichem Regen an die
Oberfläche kommen. Man kann mit dem geröteten Wasser schreiben, und ein Geistlicher
in Dens hat im 18. Jahrhundert auf einem Blatt des Kirchenbuchs den See mit seinem
eigenen Wasser beschrieben.
8. Mma.
Die Provinz Hefsen-Nassau hat ein gemäßigtes Klima. Da dieselbe
gebirgig und waldreich ist, so ist die Witterung zwar vielfach veränderlich,
aber fruchtbar und gesund. Die Ebenen am Rhein und Main haben ein
mildes Klima, dagegen ist dasselbe rauh auf der Hohen Rhön, auf dem
Westerwald, Burgwald und Knüll (8).
9. Bodenerzeugnisse.
Unsere Provinz ist eine der an Bodenerzeugnissen reichsten des Vater-
landes. In den Tälern und an den unteren Abhängen der Berge finden
wir Ackerland, die Berge sind meistens mit Lanbwald bewachsen. Besonders
fruchtbar sind der wein- und obstreiche Rheingan, die Mainebene, das mittlere
und untere Lahntal, das Ohmtal bei Kirchhain, das Schwalmtal, das Fuldatal
bei Kassel, das Werratal bei Wannsried, Eschwege und Witzenhausen, das
Wesertal bei Rinteln. Sämtliche Getreide- und Fruchtarteu Mitteldeutschlands,
wie Roggen, Weizen, Gerste, Haser, Hülsenfrüchte, Flachs, Hanf,
Raps, Kartoffeln, Zuckerrüben n. a., wachsen hier in vorzüglicher Güte.
Bei Eschwege und Witzenhausen wird Tabak gebant, Hopfen bei Höhr und
Grenzhausen, Obst wächst in den Tälern und an den Berghängen, Wein in
vorzüglicher Güte am Rhein, Main, im unteren Kinzigtal bei Gelnhausen;
auch bei Witzeuhauseu an der Werra wird Wein gebaut. Hesseu-Nassau ist
die waldreichste Provinz Preußens, der Wald nimmt in Hessen fast die Hälfte,
in Nassau f- des Bodens ein. Die Wälder Herbergen einen reichen Wild-
stand. Viehzucht wird überall, auch auf dem hohen Westerwald, auf dem
Vogelsberg und der Rhön getrieben; am Main, an der Schwalm und Weser
werden besonders kräftige Pferde gezogen. Die Gewässer sind fischreich.
Die Bienenzucht wird immer mehr gepflegt. Im Innern der Berge finden
sich Silber, Blei, Kupfer, Eifeu, Nickel, Kobalt, Brauukohleu u. a.
Mineralien, die durch Bergwerke zutage gefördert werden. Die Eder führt
Goldsand mit sich. Ton findet sich in vorzüglicher Beschaffenheit an vielen
Orten, besonders berühmt ist der Großalmeröder. Sandstein, Basalt,
Dachschiefer, Gips und Kalksteine sind in Menge vorhanden, sogar
Marmor und edle Gesteinsarten finden sich vor. Solquellen, gibt es in
Sooden bei Allendorf an der Werra, in Orb und Soldorf bei Nenndorf.
Die zahlreichen Mineralquellen und Gesundbrunnen der Provinz
sind weltbekannt: Nenndorf (Schwefel), Selters, Homburg, Soden am
Taunus, Schwalbach, Weilbach, Fachingen, Geilnau, Wiesbaden, Ems und
Schlaugenbad.
10. Bevölkerung.
a. Zahl. Die Provinz Hessen-Nassau zählt 2070052 Einwohner, also
aus 1 qkm durchschnittlich 134 Menschen.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
14
Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau,
Main und die Weser sind schiffbar, die größeren Flüsse auch kahn-
und floßbar. Eifeubahueu sind zahlreich vorhanden. Frankfurt, Kassel,
Bebra und Hanau sind Knotenpunkte, wo mehrere Eisenbahnlinien zusammen-
laufen. Die Telegraphen - und Telephon drähte laufen neben den Eisen-
bahnen her oder sind in Röhrenkanülen unter der Erde sortgeleitet (12).
Der Lehrstaud sorgt in Schule und Kirche für die Bedürfnisse des
geistigen Lebens. Überall befinden sich Volksschulen, an vielen Orten auch
höhere Bürgerschulen, Realschulen, Gymnasien, Progymnasien,
Realgymnasien, Mittelschulen, höhere Mädchenschulen, Kunst-
schulen und in Marburg eine Hochschule (Universität). Besondere
Unterrichts- und Erziehungsanstalten gibt es für Blinde, Taub-
stumme, Verwahrloste und Geistesschwach e (Idioten). Die Geistlichen
unterscheiden sich nach den Bekenntnissen in evangelische, katholische,
jüdische. Die evangelischen Geistlichen stehen unter den Konsistorien in
Kassel, Wiesbaden und Frankfurt, die katholischen unter den Bischöfen von
Fulda und Limburg, die jüdischen unter Vorsteherämtern und Rabbinaten.
Zum Wehrstaud gehört: das Heer, die Polizei und iu gewissem
Sinne auch die Gerichte und die Verwaltungsbehörden. Standorte
für das Heer (Garuisousorte) sind in unserer Provinz: Kassel (83. und
167. Infanterieregiment, 14. Husarenregiment, 11. Artillerieregiment teilweise,
11. Trainbataillon); Hofgeismar (5. Dragonerregiment); Marburg (11. Jäger-
bataillon); Fritzlar (11. Artillerieregiment teilweise); Fulda (47. Artillerie-
regiment); Hanau (166. Infanterieregiment, 6. Ulanenregiment); Frank-
furt a. M. (81. Infanterieregiment, 13. Husarenregiment); Wiesbaden
(80. Infanterieregiment teilweise, 27. Artillerieregiment); Hombnrg v. d. H.
<80.Infanterieregiment teilweise); Dietz (160.Infanterieregiment teilweise). Die
Heerespflichtigen der Provinz gehören zum 11. und zum 18. Armeekorps.
Das Geueralkommando des 11. Armeekorps ist in Kassel, das des 18. in
Franksurt a. M. In Kassel und Hersfeld fiud Kriegsschuld, auf Schloß
Oranienstein bei Limburg ist eine Kadettenschule, iu Biebrich und Weilburg
sind Uuteroffizierschuleu. — Besondere Polizeibehörden sind in den größeren
Städten. — Die Gerichte besorgen die Rechtspflege. Es gibt Amtsgerichte,
Landgerichte und Oberlaudesgerichte. Landgerichte befinden sich in Kassel,
Marburg, Hanau, Limburg, Wiesbaden und Frankfurt. Oberlandes-
gerichte in Kassel und Frankfurt. Rinteln gehört zum Lg. Hannover und
Olg. Celle, Schmalkalden zum Lg. Meiuiugen und Olg. Jena.
Der oberste Verwaltungsbeamte der Provinz ist der Ob erpräsident
in Kassel, an der Spitze der Regierungsbehörden in Kassel und Wies-
baden stehen die Regierungspräsidenten. Der Regierungsbezirk
Kassel wird iu 24, der Regierungsbezirk Wiesbaden in 18 Kreise
eingeteilt, denen Landräte vorstehen. Jeder Kreis besteht aus Stadt-
gemeinden, Landgemeinden und Gutsbezirken, denen Bürger-
meister vorstehen. Die Städte Kassel, Frankfurt, Wiesbaden und Hanau
bilden besondere Stadtkreise, ihre höchsten Beamten heißen Oberbürger-
meister.
Neben den Staatsbehörden steht die Volksvertretung. Zum dent-
scheu Reichstag schickt die Provinz 14 Abgeordnete, zum Abgeordneten-
haus 26. Die Abgeordneten der Stadt- und Landkreise bilden den Kom-
mnnallandtag und Provinziallandtag (13); die einzelnen Gemeinden
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TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
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Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau.
adliges Stift, Braunkohlenbergwerk. Sandershausen, Gefecht zwischen
Hessen und Franzosen 17581). Wolfsanger a. d. Fulda, Kaltwasser-
Heilanstalt. Guntershausen a. d. Fulda, Eisenbahnknotenpunkt.
3. Kreis Hofgeismar. Hosgeismar a. d. Esse mit Gesundbrunnen,
Park und Schloß, Garnison, Predigerseminar. Grebenstein a. d. Esse,
Ackerbaustadt. Wilhelmstal, Schloß und Park; hier schlug Ferdinand
von Braunschweig 1762 die Franzosen. Jmmenhausen, in der Kirche
wurde 1522 zuerst in Hessen evangelisch gepredigt. Karlshafen an der
Mündung der Diemel in die Weser, von Landgraf Karl 1710 angelegt und
mit französischen Eingewanderten bevölkert; Schiffahrt und Handel. Becker-
Hägen a. d. Weser, Tonwaren, Farbenfabrik. Sababurg, Jagdschloß im
Reinhardswald. Beberbeck im Reinhardswald, Hauptgestüt. Helmars-
hausen a. d. Diemel, Bruch und Schleiferei von Sandsteinplatten. Nahe
dabei die Krnckenburg. Trendelburg a. d. Diemel mit Burgruine.
4. Kreis Wolshagen. Wolfhagen a. d. Erpe; Ackerbau. Bal-
Horn, Sandsteinbrüche. Merxhausen, ehemals Kloster, Hospital für geistes-
kranke Frauen.
5. Kreis Fritzlar. Fritzlar a. d. Eder, Tom mit reichem Kirchen-
schätz, Garnison, staatliche Präparandenanstalt. Hier erbaute Bouisatius eiue
Kirche, hier wohnte gewöhnlich Konrad I., der über den sächsischen und srän-
tischen Hessengan herrschte und von 911 — 918 deutscher König war, hier wurde
auch im Jahre 919 Heinrich der Finkler von den Franken zum Köuig gewählt.
Am rechten Ufer der Eder liegt der Büraberg mit einer Kapelle. Auf dem-
selben errichtete Bonifatins einen Bischofssitz. Geismar, hier stand die Eiche
des Donnergottes Tor, die Bonifatius fällte und aus dereu Holz er eiue
Kapelle baute. Wabern an der Main-Weser-Bahn, in fruchtbarer Ebene, im
ehemaligen Schloß ist eine staatliche Erziehungsanstalt; dem Bahnhof gegen-
über große Zuckerfabrik; Bahnabzweigung über Fritzlar nach Bad Wildungen.
Gudensberg im Mittelpunkt des alten Hessengaues. In der Nähe der
Maderstein, alte Gerichts- und Versammlungsstätte der Chatten, fruchtbare
Gegend („Dorle, Werkel, Lohne, Heffenlandes Krone" — „Dissen, Deute,
Haldorf, Ritte, Buue, Befse, das sind der Hessen Dörfer alle feffe")•
6. Kreis Frankenberg. Frankenberg a. d. Eder, ehemals blühender
durch ergiebige Silber- und Kupferbergwerke, seit kurzem Lehrerseminar;
Haina, Landeshospital für unheilbare geisteskranke Männer, ehemals Kloster
(Heinz von Lüder).
7. Kreis Marburg. Marburg, 20136 Einw., am rechten Ufer der
Lahn am Abhang des Schloßbergs, Elisabethkirche mit dem Grab der
heiligen Elisabeth, Landgrafenschloß auf der Spitze des Schloßbergs, erste
protestantische Universität (1527), Religionsgespräch zwischen Luther und
Zwiugli 1529. Die „Ketzerbachstraße" erinnert an den Beichtvater der heil.
Elisabeth, Konrad von Marburg. Marburg ist der Sitz eines Landgerichts,
Garnison, Jrrenheilanstalt, Töpfereien (Bild S. 38). Kölbe, Abzweigung
der Bahn nach Biedenkopf-Laasphe. Wetter, adliges Stift; die Kirche auf
dem nahen Christenberg soll von Bonifatius gegründet worden sein.
8. Kreis Kirchhain. Kirchhain a. d. Ohm, in fruchtbarer Gegend.
Amöneburg, Stadt auf einem mitten aus der Ohmebene aufsteigenden
Basaltkegel. Hier bekehrte Bonifatius 722 zwei Grafen und erbaute seine
1) Das Gefecht bei Sandershausen. Et. H. S. 47.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand
von_Braunschweig Ferdinand Karl Karl Konrad_I. Konrad_I. Heinrich Frankenberg Heinz_von_Lüder Elisabeth Elisabeth Konrad_von_Marburg Konrad Bonifatius H._S.
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Extrahierte Personennamen: Breitkopf_&_Härtel
Extrahierte Ortsnamen: Mitteleuropas Europa Deutsche_Reich Obertertia Europa Serta Mitteleuropas Europa Deutsche_Reich Obertertia Europa Deutschland Europa Deutschland Europa Leipzig