1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
16
von Ober Ungarn, das den Türken entrissen wurde,
von Galizien und Lodomirien und von der Buko-
wina gelangt (vgl. Jys* 48).
Dem Hause Bourbon ist es gelungen, auf
die Throne von Spanien, Neapel und Parma seine
Mitglieder zu erheben.
Spanien, das von 1580 —1640 Portugal be-
sass, hat seine frühere Machtstellung verloren.
Frankreich ist durch den Eisass, Metz, Toul
und Verdun, fast ganz Artois, Roussillon etc., die
Franche Comté, Lothringen und das den Genuesen
abgekaufte Corsica vergrössert worden (vgl. J\@ 60).
Über Italien siehe j\s* 53.
Die nördlichen Niederlande haben sich
von Spanien losgerissen und sich zu einer Repu-
blik unter einem Erbstatthalter aus dem Hause
Oranien vereinigt.
England, Schottland und Irland sind zu
Einem Staate vereinigt, an dessen Spitze nach Ab-
setzung der Stuarts das Haus Oranien und später
Hannover gesetzt wurde.
Über die innern Verhältnisse Deutschlands
siehe Jw 39. 40.
Schweden war schnell zu einer Hauptmacht
aufgestiegen, aber von dieser Höhe eben so schnell
durch die tollkühnen Unternehmungen Karl’s Xii.
herabgesunken. Von seinen Eroberungen sind ihm
nur Hailand, Schonen und Bleckingen, Jämteland
und Herjedalen und in Deutschland Vorpommern
und Rügen verblieben.
Dänemark und Norwegen sind noch ver-
einigt.
Russland hat seine Macht bedeutend erwei-
tert; dadurch, dass es den Schweden Esthland und
Liefland abnahm und die mongolischen Reiche ims.
sich unterwarf, fasste es festen Fuss an der Ostsee
und an dem schwarzen Meere. Im W. hat es von
den Polen bedeutende Gebiete erworben.
Polen hat bei der ersten Theilung 1772 fast
den vierten Theil seines Gebietes verloren und ist
zu einem völlig ohnmächtigen Staat herabgesunken.
Blatt Xiii.
J\? 33.
D as Reich Napoleons im J. 1812.
Deutschland (vgl. Bl.xvii. Jy? 40) verlor
1791 an Frankreich die im Eisass und in Lothrin-
gen liegenden Länder, im Frieden zu Basel 1795
die preuss. überrheinischen Besitzungen (einen
Theil von Kleve, Geldern, Mors), im Frieden zu
Luneville 1801 das ganze linke Rheinufer (1200
Q. M. mit 4mill. Einw.). Die dadurch beeinträch-
tigten Fürsten wurden durch geistliche Besitzungen
und Reichsstädte entschädigt. Nach dem Reichs-
Deputations-Hauptschluss vom 25. Februar
1803 erhielten Oesterreich diebisthümertrident
und Brixen (für den Breisgau); Preussen diebisth.
Plildesheim und Paderborn, ein Dritttheil des Bisth.
Münster, Erfurt nebst dem Eichsfelde, die Reichs-
städte Goslar, Mühlhausen, Nordhausen etc. (vgl.
Jy? 43); Bayern die Bisth. Würzburg, Bamberg,
Augsburg etc.; Württemberg 7 Abteien, Stifter,
9 Reichsstädte; Baden Heidelberg, Mannheim, das
Bisth. Constanz; Hessen-Darmstadt das zu
Cöln gehörige Herzogth. Westphalen; Hannover
das Bisth. Münster, Oldenburg das Fürstenth.
Lübeck. Zugleich bekamen auch fremde Fürsten
für ihre anderweitigen Verlüste Entschädigungen
in Deutschland, nämlich der Grossherzog von
Toscana das Erzbisth. Salzburg, der Herz, von
Modena den österr. Breisgau und der Erbstatt-
halter der Niederlande die Abteien Fulda und
Corvey. Von 48 Reichsstädten blieben nur 6 übrig.
Zu den 5 alten weltlichen Kurfürsten Bayern,
Sachsen, Brandenburg, Böhmen, Hannover kamen
4 neue: Hessen-Kassel, Württemberg, Baden,
Salzburg. Von geistl. Reichsständen blieb nur der
Hoch- und Deutschmeister und der Kurfürst von
Mainz, welcher Aschaffenburg, Regensburg (Resi-
denz), Wetzlar und den Titel Kurerzkanzler erhielt.
Im Frieden zu Pressburg, 26. Dec. 1805,
verlor Oesterreich, ausser dem venetianischen
Gebiete, alle seine Besitzungen vom Rhein bis zur
Grenze des Erzherzogthums. Davon erhielten
Baden und Württemberg die schwäbischen
Länder, Bayern die Grafschaft Tyrol, Trident,
Brixen, Eichstädt, wogegen es Würzburg an den
Kurfürsten von Salzburg abtrat, dessen Lande
Oesterreich erhielt.
Im Traktat zu Wien, 15. Decbr. 1805, be-
kam Preussen für Anspach, das an Bayern kam,
und für Neufchatel und den Rest von Cleve, die
an Frankreich kamen, Hannover.
Bereits am 10. August 1804 hatte Kaiser
Franz Ii. den Titel Erbkaiser von Oesterreich an-
genommen; als nun am 12. Juli 1806 deutsche
Fürsten den Rheinbund schlossen, resignirte er am
6. August 1806 auf die deutsche Kaiserkrone und
erklärte den deutschen Reichsverband für aufgelöst.
Der Rheinbund wurde später erweitert und bestand
aus dem Rath der Könige (4 Königreiche: Bayern,
Württemberg, Westphalen, Sachsen und 5 Gross-
herzogthümer) und dem Rath der Fürsten (12 Her-
zogth. und 13 Fürstenth.).
Im Frieden zu Tilsit, 9. Juli 1807, verlor
Preussen alle Länder westlich der Elbe. Aus
ihnen, sowie aus Hessen-Cassel, Braunschweig und
einem Theile von Hannover wurde das Kgr. West-
phalen für Hieronymus Bonaparte und aus den
preussisch-polnischen Provinzen das Grossherzogtli.
Warschau für den König von Sachsen geschaffen.
Danzig wurde eine Freistadt, Erfurt behielt Napo-
leon für sich.
Im Frieden zu Wien, 14. Oct. 1809, trat
Oesterreich Salzburg und Berchtesgaden an
/
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20
der Schlacht bei Mühlberg 1547 war Moritz von
Sachsen aus der albertinischen Linie in den Besitz
des beträchtlichsten Theils der ernestinischen Län-
der und der Kurwürde gelangt. Der unglückliche
Kurfürst Johann Friedrich der Grossmüthige be-
hielt nur einige thüringsche Aemter, etwa den
achten Theil seines früheren Besitzes, und erbte
späterhin noch die Fürstenthümer Gotha und Alten-
burg. Nach seinem Tode zerfielen sie in Gotha
und Altenburg, von denen sich späterhin mehrere
Nebenlinien abzweigten.
Der auf der Karte angegebene Strich bezeichn
net den Zug Gustav Adolphs von Schweden.
Gustav Adolph schiffte sich nämlich mit 15000
Schweden am 23. Juni 1630 ein, landete am 4.. Juli
auf der kleinen Insel Lüden, nahm Usedom und
Wollin ein, zog nach Stettin, vertrieb die Kaiser-
lichen allmälig aus Pommern, erstürmte am 13. April
1631 Frankfurt, wandte sich nach Landsberg, von
da nach llerlin und nach der Elbe und von hier
nach Sachsen, wo er sich mit dem sächsischen
Heere vereinigte; am 17. Septbr. schlug er Tilly
und Pappenheim bei Breitenfeld, von hier zog er
nach Halle, Erfurt, Würzburg, Hanau, Frankfurt
am Main, wo er am 27. Novbr. seinen Einzug
hielt; am 23. Decbr. nahm er Mainz ein und hielt
hier Winterquartier. Am 21. März 1632 war er in
Nürnberg, von wo er über Donauwörth nach Augs-
burg und München zog. Auf seinem Rückzüge
verschanzte er sich in Nürnberg; bei Lützen lie-
ferte-er dem Herzog Wallenstein eine Schlacht, in
welcher er seinen Tod fand, 16. Novbr. 1632,
Die durch den westphälischen* Frieden festge-
setzten Gebietsveränderungen sind auf der Karte
mit feinen Strichen bedeckt. Frankreich erhielt
die völlige Hoheit über Metz, Toul und Verdun,
sowie den Eisass mit Ausnahme der Reichsstädte,
den Sundgau und Rreisach; Schweden Vorpom-
mern mit Stettin, Rügen, Wismar, die säculari-
sirten Risthümer Bremen, Verden (jenes als Her-
zogthum, dieses als Fürstenthum) und zugleich die
Rechte deutscher Reichsfürsten; Brandenburg
Hinterpommern und statt Vorpommern, worauf es
nach dem Aussterben der pommerscheu Herzoge
1637 Ansprüche hatte, das säculavisirte Erzbisth.
Magdeburg als Herzogthum und die säeularisirten
Bisthümer, Halberstadt, Minden, Cammin als Für-
stenthümer (Magdeburg verblieb jedoch dem säch-
sischen Prinzen Albert bis zu seinem Tode 1680);
Meklenburg für das verlorene Wismar die Bis-
thümer Schwerin und Ratzeburg; Hessen-Cassel
die Abtei Hersfeld und einige Aemter; Sachsen
die Bestätigung der im Frieden zu Prag 1635 vom
Kaiser abgetretenen beiden Lausilze und die inagde-
burgischen Aemter Jüterbogk, Dame etc.; Bay-
ern behielt die Oberpfalz und die ihm ertheilte
Kurwürde; Carl Ludwig, Sohn des geächteten
Kurfürsten von der Pfalz Friedrich V., bekam
nur die Unterpfalz und die für ihn und seine
Nachkommen errichtete achte Kurstimme. — Die
Schweiz endlich ward als unabhängiges Reich
anerkannt.
Blatt Xvii.
. V* 40.
Deutschland im Jahre 1792.
Frankreich hatte im aachener Frieden 1688
bedeutende Stücke der spanischen Niederlande er-
halten; diese selbst kamen im utrechter Frieden
1713 an Oesterreich und wurden als burgundischer
Kreis wieder dem deutschen Reiche einverleibt.
Lothringen war nach dem polnischen Erb-
folgekriege 1738 an den ehemaligen König von
Polen, Stanislaus, den Schwiegervater Ludwig’s Xv.
von Frankreich, und nach seinem Tode 1766 an
Frankreich gekommen.
Brandenburg hatte bedeutend an Macht ge-
wonnen; es hatte die Grafsch. Lingen und das
Fürstenth. Mörs 1702, einen Theil der Grafschaft
Tecklenburg 1707, Obergeldern 1713, das Fürsten-
thum Ostfriesland 1744, — ferner Vorpommern bis
zur Peene 1720, Schlesien nebst der Grafsch. Glatz
1742 und bei der ersten Theilung Polens den Netz-
district und Westpreussen ausser Danzig und Thorn
erworben; die Fürstenthümer Anspach und Bay-
reuth waren 1791 ihm wieder zugefallen.
Die ernestiniseh-sächsische Linie war in
fünf Zweige zerfallen; Weimar-Eisenach, Gotha-
Altenburg, Meiningen, Hildburghausen, Coburg-
Saalfeld.
Braunschweig-Lüneburg hatte 1689lauen-
burg, 1692 die Kurwürde erhalten und 1715 Bre-
men und Verden, das 1711 die Dänen besetzt
hatten, von diesen erkauft.
Die verschiedenen pfälzischen Linien waren
allmälig bis auf Pfalz-Sulzbach und Pfalz-Zwei-
brücken erloschen. Karl Theodor aus der ersteren
Linie erhielt 1777 auch Bayern und die Kurwürde,
musste aber im teschener Frieden 1779 das Inn-
viertel an Oesterreich abtreten, welches auch Erb-
folge-Ansprüche erhob. Nach seinem Tode 1799
folgte Maximilian von Pfalz-Zweibrücken, so dass
nunmehr sämmtliche pfalz-bayrische Lande ver-
einigt wurden.
In Baden waren 1791 die Länder von Baden-
Baden an Baden-Durlach gefallen.
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Blatt Xviii.
Das (iffmäftqe Tuadjstöum Des prcussifcoeii
Staates.
41.
Brandenburg und Preussen beim
Tode des grossen Kurfürsten 1688.
Karl d. Gr, hatte nach langen Kriegen die
Sachsen bis zur Elbe unterworfen und gegen die
östlich von der Elbe wohnhaften slavischen Völker-
schaften Wehrburgen gegründet und Grenzgrafen
eingesetzt. Nach seinem Tode kamen diese Ein-
richtungen in Verfall. Kaiser Heinich I. griff
die Heveller an, eroberte im Winter 926 bis 927
deren Hauptstadt lirannibor und legte gegen sie
die Nordmark (auch Nordsachsen und Mark
Salzwedel genannt), sowie gegen die Dalemin-
zier die Mark Meissen, gegen die Sorben die Ost-
mark an. Im J. 1133 wurde Albrecht der 15är,
Graf von Ballenstädt oder Ascanien, Markgraf der
Nordmark; er setzte sich auch in der heutigen
Priegnitz fest, erwarb die Havellande und
nannte sich zuerst Markgraf von lirandenburg.
Nach seinem Tode 1170 erhielt der jüngste Sohn
Bernhard die anhaitischen Lande und der älteste
Sohn Otto I. (1170 — 84) die Mark; dieser machte
Brandenburg zur Hauptstadt. Die nachfolgenden
ascauischen Fürsten kamen noch in den Besitz der
Ukermark, der Länder Lebus und Sternberg und
der Oberlausitz (Görlitz, Bautzen).
Nach dem Aussterben des ascanischen Hauses
1320 begann für die Marken ein Jahrhundert in-
nerer Zerrüttung. Unter den Bayern oder Wit-
telsbachern (1323 — 73) wurden mehrere Stücke
von ihnen losgerissen und viele landesherrliche
Gerechtsame veräussert.
Die luxemburgsche Herrschaft (1373 bis
1415) war, so lange Kaiser Karl Iv. als Vormund
seines älteren Sohnes die Regentschaft führte, wohl-
thätig; aber unter seinem zweiten Sohne Sigismund
(seit 1378) nahm die Verwirrung wieder überhand.
Dieser verpfändete 1388 die Mark an seinen Vetter
Jobst von Mähren (von dessen Statthaltern sie aus-
gesogen wurde), und verkaufte 1402 die Neumark
an den deutschen Orden; im J. 1410 wurde er
Kaiser; nach dem Tode Jobstens 1411 ernannte er
Friedrich Vi. von Hohenzollern, Burggrafen
von Nürnberg, zum Statthalter, und 1415 auf dem
Concil zu Costnitz zum erblichen Markgrafen von
Brandenburg, Erzkämmerer und Kurfürsten. Mit
ihm hebt eine bessere Zeit an. Er erkämpfte wie-
der die Ukermark und Priegnitz und ererbte nach
dem Tode seines Bruders 1420 das Fürstenthum
Bayreuth. Seine Länder sind auf Jv? 41 schraffirt.
Nach seinem Tode 1440 kam Bayreuth an den
ältesten Sohn, Anspach an den dritten, Albrecht
Achilles, und die Mark nebst der Kurwürde an
den zweiten, Friedrich Ii. (1440 — 70), der 1445
Cottbus, 1448 Peiz und 1455 die Neumark erkaufte.
Albrecht Achilles (1470—86), seit 1474 allei-
niger Herr der fränkischen Lande, erlangte im
Frieden von Kamenz 1482 vom Herzog von Sagan
Krossen und Züllichau und setzte 1473 in einer
Hausordnung die Untheilbarkeit der Marken fest.
Seine beiden jüngern Söhne erhielten die fränki-
schen Lande, sein ältester Sohn Johann Cicero
(1486 — 99) die Mark, zu welcher er noch die
kleine Herrschaft Zossen 1490 durch Kauf erwarb.
Joachim I. Nestor (1499—1535), der unver-
söhnliche Feind der Reformation, zog 1524 die
Grafschaft Ruppin als erledigtes Lehen ein. Joa-
chim Ii. Hector (1535 — 71) trat 1539 öffentlich
zur evangelischen Kirche über, führte die Refor-
mation in seinen Staaten ein, säeularisirte diebisth.
Brandenburg, Havelberg und Lebus, schloss einen
Erbvertrag mit den Herzogen von Brieg, Liegnitz
und Wohlau und erlangte 1569 von seinem Schwa-
ger Sigismund von Polen die Mitbelehnung über
das Herzogth. Preussen. Johann Georg (1571
bis 1598) erhielt 1575 die schon früher an Bran-
denburg verpfändeten Herrschaften Beeskow und
Storkow als böhmische Lehen. Sein Enkel Joh.
Sigismund vermählte sich 1594 mit Anna von
Preussen, der Schwestertochter des Herzogs von
Kleve, wodurch der Anfall von Preussen an Bran-
denburg gesichert, der von Kleve erworben wurde.
Joachim Friederich (1598—1608) erbte 1603
die fränkischen Fürstenthümer, überliess sie aber
seinen Brüdern und übernahm 1603 die vormund-
schaftliche Regierung im Herzogthum Preussen.
Johann Sigismund (1608 —19) machte nach
dem Tode des letzten Herzogs von Jülich 1609
seine Ansprüche auf dessen Länder geltend und
schloss 1614 zu Xanten mit dem Pfalzgrafen von
Neuburg, der gleiche Ansprüche erhob, einen vor-
läufigen Theilungsvertrag, welcher bei der 1666
vollzogenen Theilung zum Grunde gelegt wurde.
Nach ihm erhielt er das Herzogth. Kleve und die
Grafschaften Mark, Ravenstein und Ravensberg
(100 Q.-M.), ferner gelangte er auch in den Be-
sitz von Preussen (700 Q.-M.), jedoch unter pol-
nischer Lehnshoheit.
Nach der unheilvollen Regierung George Wil-
helms (1619 — 40) beginnt für Brandenburg eine
neue Zeit mit Friedrich Wilhelm, dem gros-
sen Kurfürsten (1640 — 88), dem eigentlichen
Gründer der preussischen Macht. In dem west-
phälischen Frieden 1648 erwarb er Hinterpommern,
doch ohne Stettin, statt Vorpommern, das ihm eben-
falls gebührte, die Anwartschaft auf das Erzbisth.
Magdeburg (1680 eingezogen) und die Bisthümer
Halberstadt, Minden und Cammin als Fürstenthü-
mer, ferner erwarb er 1657 Lauenburg und 1668
Bütow durch polnische Belehnung, 1686 denschwie-
busser Kreis gegen Verzichtleistung auf die schle-
sischen Herzogthümer, 1657 im Wehlauer Ver-
trage, der durch den Olivaer Frieden 1660 bestätigt
wurde, die Souverainität über das Herzogthum
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(vgl. Jv?66), — seit dem Tode seines Grossvaters
Ferdinand (f 1516) die Reiche Aragonien, Neapel,
Sicilien, Sardinien; seit dem Tode Maximilians I.
1519 kam er auch in den Besitz der österreichi-
schen Lande; letztere (lherliess er schon 1521 sei-
nem Bruder Ferdinand, die Niederlande jedoch
behielt er für sich; er bestätigte ihre unter dem
Namen des burgundischen Kreises von Maximilian
beschlossene Einverleibung in das deutsche Reich.
Ferdinand erwarb vermöge seiner Vermählung
mit Anna, der Schwester des ungarischen Königs
Ludwig Ii., nachdem dieser ohne Descendenten
in der Schlacht bei Mohacz 1526 gefallen war,
die Königreiche Ungarn und Böhmen nebst den
zugehörigen Ländern. In Ungarn erstand ihm je-
doch ein Gegner in Johann von Zapolya, der sich
unter den Schutz des Sultans stellte. Nach lan-
gen harten Kämpfen mit den Osmanen, die bis vor
die Thore Wiens drangen, musste Ferdinand (seit
1556 Kaiser) diese in einem Vergleiche von 1562
im Besitze eines grossen Theils von Ungarn be-
lassen, die Herrschaft der Familie Zapolya’s über
Siebenbürgen und Oberungarn bis Kaschau an-
erkennen und für den Besitz des übrigen Ungarns
einen jährlichen Tribut von 30,000 Goldgulden zah-
len. Seine Lande umfassten circa 6000 Q.-M.
Jw 48.
Oesterreich im Jahre 1795.
Unter Maximilian Ii. (1564 — 76), Ru-
dolph Ii. (1576 — 1612), Matthias (1612 —19)
blieb der Länderbestand der Habsburger unverän-
dert. Ferdinand Ii. (1619—37) trat zur Ver-
stärkung seiner Bundesgenossenschaft mit Sachsen
die beiden Lausitze im Frieden von Prag 1635 an
Sachsen, und Ferdinand Iii. (1637 — 57) im
westphälischen Frieden das platte Land des Elsas-
ses, den Sundgau, Breisach an Frankreich ab,
Leopold I. (1657 —1705) machte durch seine
grossen Feldherren, Eugen von Savoyen, Ludwig
von Baden und Montecuculi, grosse Eroberungen
in Ungarn. Im Frieden zu Carlowitz 1699 traten
die Türken alle Besitzungen in Ungarn bis auf
Temesvar und von Slavonien einen Strich von Bu-
sud bis Salankemen ab; in Croatien wurde die
Unna Grenze. Ferner zog Leopold die schlesischen
Fürstenthümer Brieg, Liegnitz und Wohlau al3
böhmische Lehen ein und nahm später auch den
dafür an Brandenburg überlassenen Schwiebusser
Kreis Friedrich Iii. 1694 ab. Unter ihm begann
nach dem Aussterben der Habsburger in Spanien
der spanische Successionskrieg.
Joseph I. (1705 —11) setzte diesen Krieg fort.
Er zog das Herzogth. Mantua 1708 ein. Carl Vi.
(1711—40) erwarb durch die Friedensschlüsse zu
Rastadt und Baden 1711 aus der spanischen Erb-
schaft die Niederlande und die italienischen Be-
sitzungen (Mayland, Neapel und Sardinien — letz-
teres wurde 1720 gegen Sicilien umgetauscht),
ferner im Frieden zu Passarowitz 1718 die Banate
. Temesvar und Krajowa (die kleine Walachei), Bel-
grad mit einem Theil von Servien und Bosnien.
Jetzt hatte Oesterreich den grössten Länderumfang
(13,600 Q.-M.) erreicht. Aber bald brach der pol-
nische Erbfolgekrieg aus, und im Wiener Frieden
1735 musste es auf Neapel verzichten und aus
demselben einen dritten bourbonischen Staat (das
Königreich beider Sicilien) bilden lassen und ausser-
dem an Sardinien einen Theil von Mayland ab-
treten, wogegen es nur die Herzogthümer Parma
und Piacenza erhielt; ferner verlor es in dem un-
glüklichen Kriege gegen die Türken im Frieden
von Belgrad 1739 den Gewinn des Passarowitzer
Friedens und behielt nur das Banat Temesvar.
Mit Carl Vi. erlosch der habsburgisch-österreicbi-
sche Mannsstamm.
Seine Tochter Maria Theresia (1740 — 80)
war vermählt mit dem vormaligen Herzog von
Lothringen, Franz Stephan, der im Wiener Prä
liminarfrieden statt des angestammten Herzogthums
das Grossherzogth. Toscana erhalten hatte. Gleich
nach ihrer Thronbesteigung erhoben sich von allen
Seiten Ansprüche gegen sie. Ein achtjähriger Erb-
folgekrieg begann, in welchem sie Schlesien und
Glatz mit Ausnahme von Teschen, Jägerndovf und
Troppau an Preussen im Frieden von Breslau 1742,
einige Bezirke von Mayland an Sardinien 1743,
die Herzogthümer Parma und Piacenza im Frieden
von Aachen 1748 an eine vierte bourbonische Dy-
nastie (Infant Philipp von Spanien) abtreten musste.
Die Wiedereroberung Schlesiens erreichte sie nicht.
Dagegen gewann sie durch die erste Theilung Po-
lens 1772 Galizien und Lodomirien, 1777 nach
einem glücklichen Kriege mit den Türken die Bu-
kowina, und endlich li79 durch den teschener
Frieden das Inn viertel und ausserdem noch einige
Gebiete in Schwaben und Vorarlberg.
Unter Joseph Ii. (1780—90) und Leopold Ii.
(1790 — 92) wurde der Besitzstand nur unwesent-
lich verändert. Das Grossherzogth. Toscana, das
Franz Stephan an seinen zweiten Sohn Leopold
übergeben hatte, wurde durch des Letzteren Re-
signationsakte von 1790 zu Gunsten seines zweiten
Sohnes für immer zu einer Secundogenitur des
Hauses Habsburg-Lothringen. Der österreichische
Staat umfasste jetzt 11,625 Quadratmeilen mit
23'/2 Mill. Einw.
Unter Franz Ii. (1792— 1835) geschahen die
wichtigsten Veränderungen im Länderbestande. In
der dritten Theilung Polens 1795 erwarb er West-
galizien. Dagegen erlitt er in den unglücklichen
Kriegen mit Frankreich bedeutende Verlüste. Im
Frieden zu Campo Formio 1797 entsagte er den
Niederlanden, die 1792 von den Franzosen erobert
waren, ferner trat er Mayland ab und erhielt dafür
den grössten Theil des venetianischen Gebietes
(Venedig, Istrien, Dalmatien); im Frieden von
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Durch die gegen Napoleon geführten Kriege erhielt
es nicht nur vergrösserten Einfluss, sondern auch
ergiebige Kolonieen (Capland, Guyana, Ceylon)
und die wichtigsten Seestationen (Helgoland, Malta,
das Protectorat über die ionischen Inseln).
Irland kam durch die Streifzüge der Norman-
nen und die Fehden der einheimischen Könige in
grosse Verwirrung; 1169—72 wurde es von den
Engländern erobert; als diese hier die Reformation
mit Gewalt einführen wollten, empörte es sich
wiederholt und wurde erst 1691 nach blutigen
Kriegen gänzlich unterworfen. Nunmehr sank es
in die tiefste Noth herab. Die franz. Revolution
führte Unruhen herbei, weshalb die Auflösung des
irischen Parlaments und dessen Vereinigung mit
dem englishen durch die Unionsakte 1800 bewirkt
wurde.
Jv? 56.
Die Niederlande im J. 1 648.
Philipp der Kühne, der 1363 von seinem Vater
Johann dem Guten von Frankreich nach dem
Aussterben des altburgundischen Hauses Burgund
erhalten hatte und die neuburgundische Linie stiftete,
erheirathete Flandern, Artois, Antwerpen, Mecheln.
Seine Nachfolger Johann der Unerschrockene (1404
bis 1419), Philipp der Gütige (1419—67) und Karl
der Kühne (1467 — 77) erweiterten jenen Besitz
durch Gewalt, Kauf und Erbschaft. Der Letztere
war einer der mächtigsten Fürsten Europa’s (vgl.
Blatt Xxii. .,V°‘ 59) und strebte nach dem Königs-
titel. Nach seinem Tode zerfiel das burgundische
Reich. Ludwig Xl vereinigte die französischen
Lehne mit der Krone; die übrigen Länder brachte
Karl’s einzige Tochter Maria, vermählt mit Maxi-
milian von Oesterreich, an das habsburgsehe Haus.
Ihr Enkel, der Kaiser Karl V., fügte ihnen noch
Overyssel, die utrechtsehen Stiftslande, Groningen
hinzu, war aber nicht im Stande, diese Länder,
wie er es wünschte, zu Einem Staate zu vereinigen,
noch auch die schnelle Ausbreitung der Reformation
zu hindern. Im .1. 1555 übergab er sie seinem
Sohne Philipp von Spanien. Dieser verletzte ihre
alten Freiheiten und suchte den Protestantismus
mit Gewalt auszurotten. Deshalb schlossen die 7
nördl. Provinzen (Holland, Seeland, Utrecht, Gel-
dern, Groningen, Frisland, Overyssel) die utrech-
ter Union 1579, kündigten Philipp 1581 den Ge-
horsam auf und gründeten einen Bundesstaat, an
dessen Spitze ein Prinz aus dem Flause Oranien
gestellt wurde. Im westphäl. Frieden 1648 erhiel-
ten sie die Anerkennung ihrer Unabhängigkeit
und die Bestätigung der Generalitätslande (Theile
von Flandern, Brabant, Limburg).
Die 10 südl. Provinzen Luxemburg, Limburg,
Obergeldern, Brabant, Antwerpen, Mecheln, Na-
mur, Hennegau, Artois und Flandern blieben
katholisch und bei Spanien.
Jw 57.
Holland und Belgien im J. 1831.
Im J. 1748 wurde Wilhelm Iv. zum General-
capitain der ganzen Union und die Statthalter-
schaft in allen Provinzen für dessen männliche
und weibliche Nachkommen als erblich erklärt.
Da die Republik an der ersten Coalition gegen
Frankreich Theil nahm, so rückten die Franzosen
in sie ein und verwandelten sie nach Vertreibung
des Erbstatthalters 1795 in eine batavische Repu-
blik; 1806 wurde sie zu einem Königreiche für
Louis Napoleon und 1810 zu einer französischen
Provinz gemacht.
Letzteres war bereits 1795 mit Belgien gesche-
hen, das nach dem spanischen Erbfolgekriege 1713
an Oesterreich gefallen war.
Nach dem Sturze Napoleons trennten sich so-
fort die nördl. Provinzen von Frankreich und riefen
Wilhelm I., den Sohn des geflüchteten Erbstatt-
halters, zum souveränen Fürsten aus, der durch
den Congress zu Wien auch die ehemaligen öster-
reichischen Niederlande und die Anerkennung der
Königs würde, so wie durch eine Uebereinkunft mit
England die meisten früheren Kolonieen wieder-
erhielt. Die Vereinigung von Nord- und Süd-
Niederland stand indessen mit dem Charakter,
den Sitten und den Interessen der Einwohner in
zu grossem Widerspruch. Deshalb trennte sich
1830 dieses von jenem, bildete einen eigenen Staat
(Belgien) und erwählte den Prinzen Leopold von
Sachsen Koburg zum Könige. Die von der lon-
doner Conferenz bestimmten Grenzen zwischen
beiden Reichen zeigt die vorliegende Karte.
Blatt Xxii.
Jy? 58.
Frankreich und Arelat bis zum Re-
gierungsantritt Philipp’s Ii. August
1180.
Die ersten Kapetingischen Könige besassen, den
mächtigen Vasallen gegenüber, nur geringe Macht.
Im N. lagen die Gebiete der Grafen von Flandern
und von der Champagne (früher von Vermandois
genannt), im O. das Herzogth. Burgund, der Rest
des frühem burgundischen Reichs, der mit Frank-
reich in Verbindung geblieben war, ferner die
Grafschaften Nevers, Forez, Bourbon etc., im S.
die Grafschaft Toulouse und am Nordfusse der
Pyrenäen mehrere kleinere Herrschaften; ferner
waren hier seit 1067 die Grafen von Barcelona,
die 1137 den aragonischen Königsthron erhalten
hatten, in den Besitz eines bedeutenden Gebietes
(der Grafschaften Rouergue, Gevaudan, Carcas-
sonne etc.) gelangt. Der ganze Westen, welcher
auf der Karte mit rother Farbe umzogen ist, be-
fand sich im Besitz der englischen Könige, Hein’
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- Autor: Rhode, C. E.
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29
rieh Plantagenet nämlich, Graf von Anjou, Maine
und Touraine und seit 1150 auch Herzog der Nor-
mandie, hatte sich 1152 mit Eleonore (geschieden
von Ludwig Vii. von Frankreich), der Erbin von
Aquitanien und Gascogne, vermählt, 1154 die eng-
lische Königskrone und 1169 auch das Herzogth.
Bretagne erworben.
Der Stifter oder vielmehr Erneuerer des Königr.
Burgund war Boso, Graf von Vienne 879. Wäh-
rend dev Minderjährigkeit seines Sohnes machte
sich Rudolph, Statthalter in Hochburgund, 888
unabhängig, wodurch das Reich in Burgundia
transjurana (Hochburgund) und Burg, cisjurana
(Niederburgund) zerfiel. Rudolph Ii. vereinigte
933 beide Reiche wieder (Kgr. Arelat von der Re-
sidenz Arles genannt). Nach dem Tode des kin-
derlosen Rudolph Iii. kam dies 1032 an Deutsch-
land, stand jedoch mit ihm nur in geringer Ver-
bindung. Seine Hauptbestandtheile waren die
Freigrafsch. Burgund, das Herzogthum Klein-Bur-
gund, die Grafschaften von Genf, Savoyen, Orange,
Venaissin, Valence, Provence.
Jst 59.
Frankreich von 1 180 bis zum Regie-
gierungsantritt Ludwigs Xi. 1461.
Die französischen Könige hatten durch die
Kieuzzüge und durch die Kriege mit den Albi-
gensern und Engländern ihre Macht zu erweitern
und zu befestigen, so wie auch die grossen Lehne
unter ihre unmittelbare Gewalt zu bringen gesucht,
obschon sie mehrere derselben wieder an einzelne
Glieder ihres Hauses ausgethan hatten. '
Philipp Ii. Augustus (1180—1223) vereinigte
1204—5 die Normandie, Anjou, Maine, Touraine
und einen Theil von Poitou, — Ludwig Ix. der
Heilige (1226 — 70) den östl. Theil der Grafsch.
Toulouse, — Philipp Iii. (1270 — 85) den Rest
der Grafsch. Toulouse, ferner Poitou und Auvergne
und den nördl. Theil der Provence mit der Krone.
Philipp Iv. der Schöne (1285 —1314), durch seine
Gemahlin auch König von Navarra, zog 1312 die
bedeutenden Güter der Tempelherren ein. Phi-
lipp Vi. von Valois (1328 — 50) gab Navarra an
Ludwig’s X. Tochter Johanna, Gemahlin Philipp’s
von Evreux, und brachte 1349 die Dauphiné an
sein Haus. Unter ihm machte Eduard Iii. von
England Ansprüche auf die französische Krone
und führte einen langen Krieg herbei, an dessen
Ende im Frieden von Bretigny 1360 er auf jene
verzichtete und Calais, Poitou, Limousin, Gui-
enne etc. (wie auf der Karte angegeben ist) erhielt.
Unter Karl Vi. (1380 — 1422) begann der Krieg
1414 abermals und endete damit, dass die Eng-
länder 1453 alle ihre französischen Besitzungen
bis auf Calais (das 1558 auch verloren ging) ein-
büssten.
Das 1362 erledigte Herzogth. Burgund über-
gab Johann der Gute seinem Sohne Philipp dem
Kühnen 1363, der durch Heirath Flandern, Ar-
tois, Mecheln etc. erhielt und der Stifter der zwei-
ten Dynastie der burgundischen Herzoge ist. Der
letzte derselben, Karl der Kühne, besass das Ge-
biet, welches auf der Karte blau umzogen ist (vgl.
Jv? 56).
jw 60.
Frankreich von 146 1 — 1789.
In dieser Zeit hatte die königliche Macht sich
nicht nur befestigt und zum Absolutismus erwei-
tert, sondern auch nach Aussen den grössten Ein-
fluss erlangt und Frankreich bedeutend vergrössert.
Ludwig Xi. (1461—83) zog nach dem Tode
Karl’s des Kühnen 1477 das Herzogth. Burgund
ein und erbte 1481 die Provence, Anjou, Maine.
Mit der Thronbesteigung Heinrich’s des Vierten
von Bourbon, Titularkönigs von Navarra, 1589
kam dessen ansehnlicher Besitz (Navarra und
Bearn, Foix, ein grosser Theil von Gascogne und
Guienne, das Herzogthum Vendôme etc.) an die
Krone.
Durch den westphäl. Frieden 1648 erhielt
Frankreich den österreichischen Eisass ausser den
Reichsstädten, den Sundgau, Breisach, die Bestä-
tigung der im schmalkaldischen Kriege erworbenen
Stifter Metz, Toul und Verdun, — durch den
pyrenäischen Frieden 1659 Roussillon nebst Cer-
daigne, fast ganz Artois, — durch den aachener
Frieden 1668 Lille, Tournay, Courtray u. a. nie-
derländische Städte, — durch den nymweger Frie-
den 1678 die Franche Comté und 16 niederlän-
dische Festungen (Valenciennes, Cambray etc.), —
durch den ryswicker Frieden 1697 die Anerken-
nung der elsasser Reunionen. — Lothringen nebst
Bar, das im Wiener Frieden 1738 dem ehemaligen
König von Polen, Stanislaus Lesczinsky, dem
Schwiegervater Ludwig’s Xv., auf Lebenszeit ge-
geben war, fiel nach dessen Tode 1766 an Frank-
reich. — Corsica ward 1768 den Genuesen ab-
gekauft.
Jw 61.
Frankreich nach seiner älteren Ein-
theilung.
Jw 62.
Die Umgebungen von Paris,
Blatt Xxiii.
Jv? 63.
Die hesperische Halbinsel von 711
bis zum Sturz der Ommayaden 1028.
Die Westgothen hatten durch Chlodowig alle
ihre gallischen Besitzungen bis auf Sepfimanien
verloren, dagegen 585 das suevische Reich erobert
(vgl. Bl. Ix. Jw 26). Ihrer Herrschaft machten
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30
die Araber durch den Sieg bei Xeres de la Frontera
711 ein Ende. Abderrhaman I., der letzte Om-
mayade, der dem durch die Abassiden in seinem
Stamme angerichteten Blutbade glücklich nach
Spanien 755 entkommen war, gründete hier ein
von dem Khalifat zu Bagdad unabhängiges Kha-
lifat zu Cordova. Aus Unzufriedenheit mit
seiner Herrschaft riefen die Statthalter von Sara-
gossa und Huesca Karl den Gr. zu Hülfe, der
auch 778 die Pyrenäen überschritt, das Land bis
zum Ebro eroberte und hier die marca liispanica
gründete (vgl. Bl. X. .,Y-‘ 30).
Nach dem Untergange des ommayadischen Ge-
schlechts 1028 zerfiel die maurische Herrschaft in
viele kleine Staaten (Huesca, Saragossa, Tortosa,
Toledos, Badajoz, Sevilla, Granada, Niebla, Al-
garbien, Mallorca), deren Namen auf der Karte
mit stehender Schrift bezeichnet sind.
Die Gründung neuer christlicher Staaten
auf der iberischen Halbinsel ging theils von den
Westgothen, theils von der spanischen Mark aus.
Nachkommen der westgothischen Könige hat-
ten sich bei der Eroberung des Landes durch die
Araber in die cantabrischen und asturischen Ge-
birge geflüchtet, hier Reiche gegründet und deren
Grenzen durch glückliche Kämpfe immer weiter
nach S. ausgedehnt. Beim Sturz der Ommayaden
waren sie bereits bis zum Duero vorgedrungen,
hatten auch, wenngleich nur vorübergehend, Er-
oberungen südlich dieses Flusses gemacht. — Pe-
layo hatte 718 das Königr. Asturien (Resid. Gijon)
gegründet; seine Nachfolger erweiterten es durch
Galicien und wählten seit 792 Oviedo (daher
Königr. Oviedo), seit 917 Leon (daher Königr.
Leon) zur Residenz. — Die Grafschaft Burgos,
später Castilien genannt, war anfangs ein Theil
von Leon, erkämpfte sich aber 923 ihre Unabhän-
gigkeit; 1028 fiel sie an König Sancho Iii. den
Grossen von Navarra.
Aus der span. Mark gingen drei Reiche her-
vor. Die Grafen von Pampelona nahmen um die
Mitte des 9ten Jahrhunderts den Königstitel an
und nannten sich später Könige von Navarra;
ihnen gehörte auch Rioja, Alava, Viscaya, Guy-
puzcoa. Durch Heirath erwarben sie noch Ara-
gonien. Sancho Iii. der Gr. (1000 — 35) er-
oberte Sobrarbe und Ribagorza und erbte 1028 die
Grafsch. Castilien, so dass er das auf der Karte mit
blauer Farbe umzogene Gebiet besass. Aber noch
vor seinem Tode theilte er dies 1034 unter seine
vier Söhne. — Die Grafen von Barcelona hat-
ten ihr Gebiet durch Gerona, Urgel etc. erweitert.
Jw 64.
Die hesperische Halbinsel bis zum
Tode Alfons Vh. 1157.
Die Araber, von den Christen immer härter
bedrängt, riefen die Morabethen oder Almoraviden
aus Marocco zu Hülfe, die 1087 auch herüber-
kamen, aber sich zugleich des arabischen Spaniens
bemächtigten. Sie konnten jedoch die Fortschritte
der Christen, die bis über die Guadiana drangen,
nicht aufhalten und erlagen seit 1144 den gleich-
falls aus Afrika herübergekommen Almohaden oder
Muahedin.
Der zweite Sohn Sancho’s Iii., Ferdinand I.,
welcher Castilien erhalten hatte (1035 — 65),
bemächtigte sich nach dem Tode seines Schwagers,
des letzten Königs von Leon, 1037 auch dieses
Landes, ferner des nördl. Portugals. Alfons Vi.
(1072 —1109) eroberte 1085 Toledo, 1092 Santa-
rem und gab seinem Schwiegersöhne, dem Grafen
Heinrich von Burgund, für geleistete Kriegsdienste
das Land zwischen Minho und Duero und über
diesen hinaus als erbliche Grafschaft. Alfons Vii.
(1112 — 57) liess sich 1135 zum Kaiser von Spa-
nien krönen, eroberte die ganze Mancha und
machte sich mehrere arabische Fürsten zinsbar.
Alfons I. (1112 — 85), Sohn Heinrich’s von
Portugal, nahm nach dem glänzenden Siege über
die Mauren bei Ourique 1139 den Königstitel an,
entzog sich aller Abhängigkeit von Castilien und
eroberte 1147 mit Hülfe der Kreuzfahrer Lissabon.
Zu Aragonien, das 1034 der vierte Sohn
Sancho’s Iii. erhielt, kam später auch Sobrarbe
und Navarra. Alfons I. el Batallador (1104—34)
eroberte 1115 Saragossa (Residenz). Nach seinem
Tode trennte sich Navarra von Aragonien, und
dieses fiel an den Grafen von Barcelona, dessen
Land bereits bis an den Ebro reichte.
So bestanden also bei dem Tode Alfons Vii.
vier christliche Reiche auf der hesperischen Halb-
insel, Portugal, Leon und Castilien, Aragonien
und Barcelona, Navarra.
Jw 65.
Die hesperische Halbinsel bis zum
Tode Ferdinands des Heiligen 1252.
Nach dem Tode Alfons Vii. zerfiel sein Reich
in das Königr. Leon nebst Galicien und Asturien
und in das Königr. Castilien. Beide, mit Arago-
uien und Navarra verbündet, versetzten der ara-
bischen Herrschaft durch die Schlacht bei Tolosa
1212 den Todesstoss. Ferdinand Iii. der Heilige
(1217 — 52) vereinigte 1230 Leon und Castilien,
machte Untheilbarkeit des Reichs zum Gesetze
und eroberte 1236 Cordova, 1243 Murcia, 1248
Sevilla, 1250 Xeres und Cadix.
Navarra hatte, durch die Macht der Nachbar-
reiche gehindert, sein Gebiet nicht nur nicht er-
weitert, sondern vielmehr Alava, Biscaya und
Rioja an Castilien verloren.
Aragonien hatte sich nord- und südwärts
ausgebreitet; im südlichen Frankreich besass es
ein ansehnliches Gebiet; die Balearen und Pityusen,
sowie das Königr. Valencia wurden unter Jacob I.
(1213 — 76) erobert.
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31
Portugal hatte 1249 Algarve den Mauren ent-
rissen. So waren diese allmälig bis auf Granada
eingeschränkt worden ; hier erhielten sie sich nur
noch durch die Uneinigkeit der christlichen Reiche
unter sich.
Jw 66.
Die h«sperische Halbinsel seit 1252.
Aragonien verlor zwar 1258 die südfranzös.
Besitzungen, erwarb aber 1282 Sicilien, das an
eine Nebenlinie kam, aber 1409 wieder zurückiiel
(vgl. J\s‘ 31), ferner durch päpstliche Belehnung
1297 Sardinien und 1442 Neapel. Durch die 1469
erfolgte Vermählung des Thronerben Ferdinand
mit Isabella von Castilien wurde die Vereinigung
Aragoniens und Castiliens vorbereitet. Sie erfolgte
1479. Die so vereinte span. Macht vertrieb 1492
die Araber aus Granada, setzte sich 1501 in den
Besitz Neapels und 1502 in den Obernavarra’s
(d. h. des südlich von den Pyrenäen liegenden
Theils ; der nördlich gelegene kam später an das
Haus Bourbon, das mit Heinrich Iv. den französ.
Thron bestieg). Nach dem frühen Tode der Toch-
ter Ferdinand’s und Isabella’s und des Gemahls
derselben, Philipp’s von Oesterreich, kam mit deren
Sohn Karl V. das österreichisch-habsburgsche Haus
1516 zur Regierung. Karl V. besass bereits die
burgundischen Lande als väterliches Erbe und er-
warb noch unermessliches Gebiet in Amerika.
Sein Sohn Philipp Ii. (1556 — 98) erhielt Spanien,
die Niederlande, Franche Comté, Mayland, Neapel.
Er eroberte noch die Manillen und Portugal, allein
die nördl. Niederlande erkämpften ihre Unabhän-
gigkeit. Unter ihm beginnt der Verfall Spaniens.
Im pyrenäischen Frieden 1659 gingen Roussillon
und fast ganz Artois, — im nymweger Frieden
1678 die Franche Comté und 16 niederl. Plätze
an Frankreich verloren ; 1640 riss sich Portugal
los. — Nach dem Erlöschen des habsburgschen
Hauses gelangte das Haus Bourbon auf den Thron,
es musste im Frieden zu Utrecht 1713 Gibraltar
und Minorca an England und Sicilien an Savoyen,
und im Frieden zu Rastadt 1714 Neapel, Sardi-
dinien, Mayland, Belgien an Oesterreich abtreten.
Philipp V. erhielt im Wiener Frieden 1738 Neapel
und Sicilien als besonderes, mit Spanien niemals
zu vereinigendes Königreich, für seinen Sohn, und
Ferdinand 1748 die Herzogthümer Parma, Pia-
cenza und Guastalla für seinen Halbbruder Phi-
lipp; 1782 fiel auch Minorca wieder an Spanien.
In Portugal war nach dem Aussterben der
directen Nachkommen Heinrich’s von Burgund das
sogenannte unächt burgundische Haus 1385 zur
Regierung gelangt. Unter ihm machten die Por-
tugiesen, besonders durch Heinrich den Seefahrer
aufgemuntert, die wichtigsten Entdeckungen und
bedeutende Eroberungen in Ostindien; 1415 nah-
men sie Ceuta und 1471 Tanger ein und bildeten
daraus das Königr. Algarbien jenseit des Meeres
(siehe Blatt Xi.). — Nach dem Erlöschen des un-
ächt burgundischen Hauses liess Philipp Ii. von
Spanien 1580 Portugal in Besitz nehmen, das nun
während der unglücklichen span. Herrschaft seine
schönsten Kolonieen verlor; 1640 machte es sich
frei und erhob mit Johann Iv. das Haus Braganza
auf den Thron.
Blatt Xxiv.
Jv? 67.
Osteuropa um das Jahr 12 50.
Die in der Gegend des uralten Nowgorod woh-
nenden Slaven hatten zur Beendigung innerer Käm-
pfe den Brüdern Russ aus dem Stamme der nor-
mannischen Waräger oder Wäringer 862 die Herr-
schaft angeboten. Diese gingen darauf ein, und
ihr Fürst Rurik wurde bald Alleinherr. Seine
Nachfolger erweiterten ihre Herrschaft und erhoben
Kiew, das 864 den Chazaren (Seit 680 im südl.
Russland) entrissen war, zur Residenz. Wladi-
mir der Gr. (980 -1015) führte mit Gewalt das
Christenthum in sein Reich ein, das sich bereits
vom Dnjepr bis zum Ladoga-See erstreckte. Aber
durch Erbtheilungen *) und innere Kriege verlor
es seine Kraft, musste bedeutende Länderstrecken
an die streitbaren Nachbarvölker abtreten und
wurde zuletzt von 1237 —1477 den Mongolen
zinspflichtig.
Litthauen, anfangs nur bis zur Wilia sich
erstreckend und den P’ürsten von Poloczk zinsbar,
aber seit 1030 unabhängig unter mehreren Für-
sten, breitete sich seit 1217 auf Kosten der Rus-
sen weiter aus. Ringold vereinigte nun 1230 die
verschiedenen Reiche und wusste bei dem Ein-
brüche der Mongolen seine Selbständigkeit zu be-
haupten.
Seit 1158 hatten sich Bremer Kaufleute an der
Mündung der Düna niedergelassen, Bischof Al-
bert gründete 1200 Riga und 1202 den Orden der
Schwertritter, der ganz Liefland eroberte, indess
die Dänen sich Esthland unterwarfen. Als der
Orden durch Ringold fast aufgerieben war, schloss
er sich 1237 an den deutschen Ritterorden in
Preussen an, der Liefland durch Heermeister re-
gieren liess.
Polen wurde seit der Mitte des 9ten Jahrh.
von den Piasten beherrscht. Seit der Bekehrung
des Herzogs Miesko (964— 92) zum Christenthum
galt es für ein deutsches Reichslehen, hing aber
nur lose mit Deutschland zusammen. Boleslaw I.
*) Seit 1157 gab es zwei Grossfürstenthümer Kiew oder
Klein-Russland und Wladimir (früher Susdal) oder Gross-
Russland und mehr als 50 Theilfürstenthümer (Tscherni-
gow, Severien, Perejeslawl, Twer, Minsk, Halicz etc. —
Murom, Jaroslawl, Rjäsan etc.), ausserdem noch die un-
abhängigen Fürstenthümer Smolensk, Poloczk, dierepublik
Nowgorod nebst Pskow (Pleskow).
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33
westlichen Theil seines Gebietes an Polen abtreten
und den östlichen als polnisches Lehen annehmen
(siehe 69); 1526 kamen Masovien, 1569 Lief-
land — letzteres wurde jedoch 1660 bis auf einen
kleinen Theil (poln. Liefland) an Schweden ab-
getreten — an Polen, das nach dem Tode des letz-
ten Jagellonen 1572 Wahlreich und aristokratische
Republik wurde.
Die drei nordischen Staaten waren 1397 durch
die calmarische Union vereint worden. Schweden
sagte sich von ihr 1524 los, nachdem es Gustav
Erichson Wasa (1523 — 60) zum König erwählt
hatte; es erwarb 1561 Esthland, 1617 im Frieden
zu Stolbowa Karelien und Ingermannland von den
Russen, 1629 im Waffenstillstand zu Altmark (be-
stätigt durch den Frieden zu Oliva 1660) Liefland
von den Polen, 1645 im Frieden zu Brömsebrö
Jämteland und Herjedalen von Norwegen, und
Gothland, Oesel und Dagoe von den Dänen; 1648
im westphäl. Frieden Vorpommern mit Stettin und
Rügen, Wismar, Bremen, Verden; 1658 im Frie-
den zu Röskild (bestätigt durch den Frieden zu
Kopenhagen 1660) Schonen, Halland, Blekingen
von den Dänen. So hatte es sich zur herrschen-
den Macht im Norden aufgeschwungen.
Ungarn war nach dem Erlöschen der arpa-
dischen Dynastie an Karl Robert von Anjou (1301
bis 1342) gekommen. Seit 1418 bemächtigen sich
die Venetianer nach und nach Dalmatiens. Durch
den König von Böhmen Wladislaw Ii., welcher
1490 auch zum König von Ungarn erwählt ward,
wurden die böhmischen und ungarischen Länder
vereinigt; 1527 gelangte der Schwiegersohn des-
selben, Ferdinand von Oesterreich, nachheriger
deutscher Kaiser, und mit ihm das habsburgsche
Haus auf den Thron. Er hatte jedoch noch hef-
tige Kämpfe mit Johann von Zapolya, dem Woi-
woden von Siebenbürgen, zu bestehen, der von
einem Theil der Magnaten erwählt war und sich
unter den Schutz der Osmanen gestellt hatte; diese
Rhode, histor. Atlas.
erschienen mehrmals vor Wien und behielten einen
grossen Theil von Ungarn bis 1699. — Sieben-
bürgen kam an den Sohn. Zapolya’s und erhielt
sich unter vielen innern Kämpfen selbständig bis
1713, wo es wieder an Ungarn fiel.
Die Osmanen hatten ihre Herrschaft weit aus-
gebreitet und auch den Khan der Krim zinspflich-
tig gemacht (vgl. Jw 76).
Jw 69.
Das Gebiet des deutschen Ordens in
seiner grössten Ausdehnung vor der
Schlacht bei Tannenberg 1410.
Der Orden erwarb 1311 Pomerellen, 1329
Lauenburg und Bütow, 1347 das dänische Esth-
land. Unter dem Hochmeister Winrich v. Knip-
rode (1351 — 82) stand Preussen in seiner Blüthe.
Aber die zunehmende Entartung der Ritter, der
mächtige Landadel und die reichen Städte, so wie
die Vereinigung Litthauens und Polens führten den
Sturz des Ordens herbei. Zwar erwarb er 1382
Schamaiten (Samogitien) bis zum Dubis - Flusse,
1398 Gotland und durch Kauf 1402 die Neumark,
allein die unglückliche Schlacht bei Tannenberg
gab ihm den Todesstoss; 1411 musste er Scha-
maiten an Polen abtreten und 1456 aus Geldman-
gel die Neumark an Brandenburg verpfänden.
Mehrere Städte, welche 1440 den preussischen
Bund geschlossen hatten, kündigten ihm 1454 den
Gehorsam auf und stellten sich unter den Schutz
des poln. Königs. Nach einem 12jährigen ver-
wüstenden Kriege sah sich der Orden genöthigt,
im Frieden zu Thorn 1466 Pomerellen, Thorn,
Culm, Danzig, Marienburg und das Ermland an
Polen abzutreten und das übrige Land als poln.
Lehen anzunehmen. Durch die Wahl Albrechts
von Brandenburg-Culmbach, eines Schwestersohnes
des poln. Königs Sigismund I., zum Hochmeister
1512 hoffte er das Verlorene wieder zu erhalten.
Allein dieser trat zum evangel. Glauben über und
nahm 1525 im Frieden zu Krakau Preussen als
weltliches Herzogthum unter polnischer Hoheit an.
Nach seinem Tode 1569 empfing Kurbrandenburg
die Mitbelehnung über Preussen, 1603 wegen Al-
brecht Friedrich’s Blödsinn die vormundschaftliche
Regierung, 1618 Preussen selbst und 1657 die
Aufhebung der poln. Lehnshoheit.
Liefland stand bei dem Sturz des Ordens
nur noch in geringer Verbindung mit diesem und
erkaufte sich 1513 gänzliche Unabhängigkeit; von
Russland bedroht, unterwarf sich Esthland 1561
den Schweden; der letzte Heermeister Gotthard
Kettler behielt 1569 Curland und Semgallen als
weltliches Herzogthum unter polnischer Hoheit,
indess das übrige Liefland an Polen kam, aber
später von Schweden erobert wurde.
Jv? 70. 71. 72.
Die drei Theilungen Polens.
1) Erste Theilung 1772. Russland: Polnisch
Liefland, diewoiwodschaftenwitepsk u.mzislaw,
die Hälfte von Polock und ein Theil von Minsk.
Oesterreich; Zips, Theile von Rothruss-
land, von Kleinpolen und Podolien, woraus die
Königr. Galizien u. Lodomirien gebildet wurden.
Preussen: Polnisch Preussen mit Ausschluss
von Danzig, Thorn, ferner Theile von Gross-
polen (der sogen. Netzdistrict),
2) Zweite Theilung 1793. Russland: das
Land im O. einer Linie von dem S. O.-Ende
Curlands über Pinsk bis an den Dnjestr.
Preussen: Danzig, Thorn, der grösste Theil
Grosspolens und von Kleinpolen der District
von Czenstochau (das nunmehrige Südpreussen).
3) Dritte Theilung 1795. Russland: dasland
östlich vom Niemen und Bug.
Oesterreich: das Land zw. Pilica u. Bug.
Preussen: Warschau, der Rest von Maso
vien, von Podlachien und ein Theil von Klein-
polen (Neuostpreussen u. Neuschlesien benannt).
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36
gegen Serbien, Bulgarien und beschränkten die
griechischen Kaiser bis auf Constantinopel. Mu-
hamed Ii. (1451 — 81) nahm 1453 auch dieses ein
und machte dadurch dem byzantinischen Reiche
ein Ende. Er unterwarf sich Livadien, Morea,
das Kaiserth. Trapezunt 1461, Albanien und Epi-
rus 1467, entriss den Venetianern Negroponte, und
den Genuesen Kaffa, machte die bereits zinspflich-
tigen Serbien und Bosnien zu förmlichen Provin-
zen und den Khan der Krim tributpflichtig. Se-
lim I. (1512 —19) entriss den Persern Al Dsche-
sira und Kurdistan, den Mameluken 1517 Syrien
und Aegypten und brachte Mekka und Medina in
Abhängigkeit. Soliman der Prächtige (1520—66),
unter dem die türkische Macht ihren Höhepunkt
erreichte, eroberte 1522 Rhodus, machte die Mol-
dau und Walachei zinspflichtig, nahm Nieder-
ungarn mit Ofen, Bagdad, Basra, Mosul und Ye-
men ein und erhielt die Schutzherrlichkeit über
die von Hairaddin Barbarossa an der Nordküste
Afrika’s gegründeten Raubstaaten. Nach ihm be-
ginnt der Verfall des Reichs, obschon sich ein-
zelne Veziere noch durch Kriegsthaten auszeich-
neten; 1571 wurde Cypern, 1669 Candia den Ve-
netianern abgenommen.
Blatt Xxyi.
Jv" 77.
Uebersicht der von den Arabern
gemachten Eroberungen.
Bei dem Tode Muhameds 632 war bereits ganz
Arabien unterworfen. Unter Abubekr (632 — 34)
wurden Bostra und Damaskus, unter Omar (634
bis 644) Syrien, Palästina, Aegypten und der
grösste Theil des Perserreichs, unter Othman (644
bis 655) der Rest des Perserreichs bis zum Indus
erobert. Unter Moawijah I. (656 — 79) drangen
die Araber in die Länder der Türken ein bis zum
Jaxartes und belagerten 7 Sommer hindurch ver-
geblich Constantinopel; unter Abd-Almalik (685
bis 705) nahmen sie Armenien und Lazica in Be-
sitz. Nach der Eroberung Aegyptens breiteten sie
sich auch über die Nordküste Afrika’s aus, zer-
störten 698 Carthago, eroberten unter Walid I.
(705 —14) ganz Mauretanien und 711 Spanien.
Seit 827 setzten sie sich in Sicilien fest, das sie
bis 901 eroberten; ferner unterwarfen sie sich Sar-
dinien, Corsica und einzelne Küstenstriche Unter-
italiens, von wo sie plündernd bis in die Vorstädte
Roms vordrangen.
Jv? 78.
Das Khalifat der Araber in Asien.
Das weit ausgedehnte Reich der Araber zerfiel
schnell, theils durch religiöse und politische Spal-
tungen, theils dadurch, dass treulose Statthalter
und ungehorsame Stammeshäupter sich losrissen
und unabhängige Reiche gründeten. Die Khalifen
wurden der Spielball ihrer türkischen Leibwache *),
die sich gleich den Prätorianern die Besetzung des
Thrones zueignete; 935 wurden sie genöthigt,
alle weltliche Macht in die Hände eines Emir al
Omrah zu legen und sich mit der ohnmächtigen
Würde eines geistlichen Oberpriesters (Imam) zu
begnügen, so dass von da ab die Emir al Omrah
(ähnlich den fränkischen Major domus) die eigent-
lichen Herrscher im Khalifat waren. Diese Stelle
war zuerst bei den Türken, dann seit 915 bei dem
aus Dilem stammenden persischen Fürstengeschlecht
der Buiden.
Unter den Dynastieen, welche sich der Herr-
schaft der Khalifen entzogen, sind die berühmtesten:
*) Die Türken stammen aus den Steppen zwischen
dem kaspischcn Meere und dem hintcrasiatischen Hoch-
lande her und lieferten den Khalifen Söldnerhaufen, aus
denen diese seit 833 ihre Leibwache bildeten.
1) in Nordafrika; die Edrisiden (789 — 974) in
Magrab, welche Fez erbauten, — dieaglabiten
(800 — 908), welche Kairwan und späterhin
Tunis zur Residenz erwählten und von hier aus
Sicilien und Corsica eroberten und Streifzüge
nach Unteritalien bis in die Nähe Roms mach-
ten, — die Tuluniden (868 — 905), die Ikschi-
den, die Fatimiden (969 —1171) in Aegypten,
die sich in den Besitz Arabiens und Syriens
setzten und mit den westafrikanischen Provin-
zen die Zeiriden belehnten, — die Morabethen
oder Almoraviden im Anfang des Ilten Jahrh.,
und die Muahedim oder Almohaden in Maerab.
welche beide auch zur Herrschaft über Spanien
gelangten;
2) in Asien: die Thaheriden und Soffariden in
Khorasan und Sedschestan, — die Samani-
den (874 —1004), die ihre Herrschaft weithin
ausbreiteten (Hauptstädte Bokhara, Samarkand,
Balkh), die Dilemiten (930 — 1080) an der Süd-
seite des kaspischen Meeres, — die Gaznaviden
(977 — H84), die ihre Eroberungen bis zum
Ganges und Sirr ausdehnten. Ihr Reich, das
unter Muhamed c. 1000 seinen grössten Um-
fang hatte, ist auf der Karte blau umgrenzt.
Jvs1 79.
Die Reiche der Seldschucken bis
zum Einbrüche Dschingis - Khans.
1218.
Im Ilten Jahrh. wurden die arabischen Herr-
schaften im Orient ein Raub der zum Islam be-
kekrten seldschuckischen Türken, die un-
ter Togrul Beg (1037-—63), Alp Arslan (1063 —
1072) und Malek Schah Dschelal-ed-Din (1072—
1092) sich die Länder vom Mittelmeer bis zum
Sirr unterwarfen und auch den griechischen Kai-
sern einen Theil Klein-Asiens entrissen. Bald in-
dessen zerfiel dies Reich; es entstanden das Reich