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1. Heimatkunde von Würzburg - S. 5

1911 - München [u.a.] : Oldenbourg
Die Bewässerung Würzburgs. 5 die A u s n a g u n g (Erosion) des Mains entstanden, sondern durch die Ein- s e n k u n g eines großen Teils der Bodenerhebung, während die Höhen stehen geblieben sind. Früher beschränkte sich die Stadt Würzburg auf das eigentliche Talbecken. Jetzt klimmen die Häuser die Talwände empor bis zun: Hochrande, gehen auch iu die Seiteutäler hinein, ganze Villenkolonien entstehen. Ii. Die Bewässerung Würzburgs. Der Hauptfluß unserer Heimat ist der M a i n. Seine Quelle liegt in: Fichtelgebirge. Während seines Laufes wird er durch größere und kleinere Z u - f l ü s s e, Nebenflüsse, Bäche und andere Quellen, verstärkt. So empfängt er bei Bamberg die Regnitz, bei uns links den Steinbach, den Kunbach oder Kühbach, rechts die Pleichach usw. Die fließenden wie die st e h e n d e n1) Gewässer erhalten ihr Wasser von dem Regen. Dieser dringt in den Boden ein und sammelt sich im Erdinnern als G r n n d w a s s e r an. An undurchlässigen, schief geneigten Schichten tritt das Grundwasser als Q u e l l e zutage. Eine solche ist in der Annaschlucht zu sehen. Die Quelle liefert dem Menschen das zum Leben, zur Gesundheit uueutbehr- lichetr i n k w a s s e r. Wasser, dem Grundwasser des Stadt- bodens direkt entnommen, verursacht oft Krankheiten, da es meist nicht rein, son- dern mit schädlichen Stoffen gemischt ist. Würzburg be- zieht fem Wasser aus ver- schiedenen Quellen, vor allem aus den Zellerquelleu. Diese sind in Stollen gefaßt, ihr Wasser wird in die Stadt gepumpt, in die Häuser geleitet, der Überschuß in Hochbehältern (Reservoirs) aufgespeichert. Die Abwässer der Stadt werden in Kanälen dem Main zugeführt, der sie mit sich schleppt und schon nach kurzer Zeit auflöst. Der Main hat sich in die Talsohle ein Bett gegraben, dessen unterster Teil, die Flußsohle, natürlich tiefer liegt als seine Ufer. Der Wasserstand ist nicht immer gleich, er ist von den Niederschlägen abhängig. In trockenen Jahres- zeiten sinkt der Wasserspiegel unter den gewöhnlichen, den normalen Stand, es gibt Niedrigwasser. Der geringste Wasserstand ist gewöhnlich in: Juli. Der Main wird sehr seicht, stellenweise oft nur 30 cm tief, manche seiner kleinen Zuflüsse versiegen ganz (D ü r r b a ch - T a l). In feuchten Jahreszeiten steigt der Wasserspiegel wieder, bei anhaltenden Regengüssen tritt Hochwasser ein und zwar besonders in: Frühjahr. J) Als stehendes Gewässer wäre der Teich im Veitshöchheimer Hofgarten zu bezeichnen. 2* Mittlerer Muschelkalk Unterer Muschelkalk Anhydrit (Zellenkalk) Undurchlässige Scnchf Wellenkalk Gesteinsschichten der Quelle. Das Wasser geht durch den Muschelkalk hindurch, sammelt sich im Anhydrit und tritt auf der undurchlässigen Schicht als Quelle zutage.

2. Heimatkunde von Würzburg - S. 9

1911 - München [u.a.] : Oldenbourg
Die wirtschaftlichen Verhältnisse Würzburgs. 9 Nebel bilden sich hauptsächlich im Frühjahr und im Herbst und da gewöhn- lich nur in den Morgen- und Abendstunden. Durchschnittlich siud im Jahre 155 trübe Tage, vollständig klar und heiter sind 57 Tage. Für das Jahr 1911 ergeben sich folgende Witterungsverhältnisse: Januar — 1,25" C, August + 20,74° C, Jahrestemperatur -f 9,99° C; größte Kälte im Januar — 13,8°, größte Hitze Juli -f 36 °. 32 Gewitter. Kleinste Regenmenge im Januar 13 mm, größte im Mai 68 mm (im Juli nur 18 mm), Jahresmittel 445 mm. 151 Nieder- schlagstage, 75 klare und nur 123 trübe. 1911 war ein auffallend heißes Jahr, die Wirkung äußerte sich auf das Wachstum: viel Getreide, wenig Kartoffeln und Futter, guter Wein! Die Witterungsverhältnisse werden in Würzburg genau beobachtet, ihre Er- scheinungen sorgfältig aufgezeichnet. Dies geschieht in der m e t e o r o l o g i s ch e n Station, welche im Physikalischen Institut am Pleicher Ring als Station zweiter Ordnung seit 1880 eingerichtet nud an das bayerische Beobachtungsuetz angeschlossen ist. Die Witterungserscheinungen werden auch in beit Tageszeitungen veröffent- licht, ebenso erscheint alle Monate eine Übersicht. Über den täglichen Stand des Wetters kann man sich auch selbst vergewissern, an einigen Plätzen der Stadt sind Wetterhäuschen mit verschiedenen Instrumenten aufgestellt, an den Post- ä m t e r n wird durch Anschlag die voraussichtliche Wetterlage bekannt gegeben (sogenannte Wetterprognose). Die Wärme, die milden Winde und die reichlichen Niederschlagsmengen be- wirken, daß Würzburg zu den mildesten Gegenden Deutschlands gehört. Iv. Die wirtschaftlichen Verhältnisse Würzburgs. 1. Bodenbeschaffenheit. — Landwirtschaft. Würzburgs Umgebung ist mit wertvollen Naturgaben ausgestattet. Fehlelt auch Kohlen und Eisen, die Hauptträger des heutigen Großgewerbes oder der In- dnstrie, so enthält das Erdinnere doch so manche Schätze, welche durch den rührigen Fleiß der Bewohner gehoben werden.

3. Heimatkunde von Würzburg - S. 10

1911 - München [u.a.] : Oldenbourg
10 Heimatkunde von Würzburg. Der Boden Würzburgs besteht größtenteils aus Kalk. Einige Schichten davon, so der Schanmkalk^) und mehr noch der Muschelkalks geben einen vortrefflichen harten Baustein, der W e l l e n k a l!3) liefert Rohstoff für den Zement, der Zellenkalk (Anhydrit)^) enthält Gips, zugleich ist er der natürliche Wasserbehälter für die Quellen (Zeller Quellen!). Mit Lehm oder Ton vermischt gibt der Kalk einen guten F r u ch t b o d e n. Für den Ackerbau ist vor allem geeignet der L ö ß^) oder L e h m, der sich bei Würz- bürg besonders auf dent linken Mainufer findet, wo er sich in mächtigen Schichten vom Steinbachstal nach Heidingsfeld hinzieht, ferner auch flußabwärts den nörd- lichen Hang des Marienberges bedeckt. Auf den Höhen des Steinberges (beim Rotkreuzhof), des Nikolausberges (gegeu Höchberg) und auf dem Faulenberg tritt leicht zerfallbares Schiefergestein (L e t - t e n k o h l e) zutage. Der Lettenkohlensandstein ist ein schön gefärbter, allerdings nicht wetterfester Bausteins, verwittert wird er zu einer ebenfalls sehr ertragsreichen Ackerkrume. Auf den Höhen des Galgen- und Pfaffenberges, besonders aber auf der Tal- sohle zu beiden Seiten des Mains ist Sand abgelagert, den der Fluß einst dahin geschleppt, wie er ihn heute noch aus den Bergen mit sich führt. Der Sand ist zum Ackerbau wenig oder gar nicht geeignet, er trägt höchstens Nadelwald (Schenken- schloß) oder nur Weideu und spärliches Gras (die Mainufer von der Luitpoldbrücke bis Zell!). Der Sand wird gegraben, im Flusse ausgebaggert, zu Bauten, Straßen usw. verwendet. 1 — Sand, 2 — Alluvium (Schwemmland), 3 — Wellenkalk, 4 = Zellenkalk (Anhydrit), 5 = Muschelkalk (a = unterer, b = mittlerer, c — oberer), 6 = Lettenkohle. Geologischer Längsschnitt durch den Steinberg. Längenmaßstab 1:20 000. Höhenmaßstab 1:S000. 1) Mit vielen kleinen Löchern, schaumig oder porös. 2) Von den zahllosen Mnscheln (Seetieren), die darin versteinert sind. Daraus geht hervor, daß unsere Gegend einst von: Meere bedeckt war. Der Stein hat sich aus dessen Ablagerungen gebildet. 3) Der Stein ist in Wellenlinien zusammengesetzt, bricht sich in dünnen, schieferähnlichen Plat- ten. Verwittert ist er ein vorzügliches Dungmittel. — Beobachte unsere Weinberge! 4) Gemischt aus hartem (Kalk) und weichem Gestein (Gips). Der Gips wird vom Wasser ans- gelöst oder ausgelaugt. Der Steiu bricht dauu zusammen, es gibt Erdrutsche oder Erdeinstürze. Daher bedürfen viele unserer Weinberge der Stützmauern. 5) Feines Erdreich ohne jedes Gestein, meist vom Winde angeweht, bildet der Löß bei uns Schichten von 9—40 in Stärke. Er wird in Berg- und Tallöß unterschieden. 6) Die Würzburger Residenz ist teilweise davon erbaut.

4. Heimatkunde von Würzburg - S. 12

1911 - München [u.a.] : Oldenbourg
(Aus Gcistbcck, Leitfaden der Erdkunde). Das fränkische Gartenland bei Würzburg. Die Gehänge sind mit Weinbergen bepflanzt, Getreide- und Gemüsefelder bedecken die Talsohle. Dazwischen ziehen sich Obsthaine hin. Obstbäume erheben sich auch aus den Weinbergen, dem Acker- und Gartenland und umrahmen die Straßen, Wege und Fluren. Diese liebliche Landschaft durchfließt der Main, dessen Ufer von Wiesen umsäumt, von Weiden begrenzt werden.

5. Heimatkunde von Würzburg - S. 14

1911 - München [u.a.] : Oldenbourg
14 Heimatkunde von Würzburg. Muschelkalk; nicht nur die zahlreichen, ansehnlichen Würzburger Baugeschäfte verwerten ihn, sondern er wird auch vielfach auswärts bei Monumentalbauten verwendet. Der W e l l e u k a l k wird zu H a r t st e i n e n (Fabrik bei der Halte- stelle Zell) und zu Z e m e n t (Fabrik bei Karlstadt) verarbeitet; der Löß wird zu Z i e g e l u und B a ck st e i n e n gebrannt (Ziegelfabriken bei Heidingsfeld, Vers- bach, Estenfeld); ans dem Main wird der Sand geschöpft oder gebaggert, tagtäglich legen große Sandschifse am rechten Mainufer beim neuen Hochkai an. Gerade die reichen Erträgnisse der Landwirtschaft riefen zahlreiche l a n d - wirtschaftliche Gewerbe ins Leben, wovon große Mühlen, bedeu- tende Brennereien und Molkereien der Stadt zeugen. Den größten Aufschwung von allen hat die Bierproduktion genommen. Das Hof- branhans und das Bürgerliche Brauhaus Würzburg versenden ihre Biere nicht nur in viele größere Städte Deutschlands und Europas sondern auch nach den überseeischen Ländern. Von den for st wirtschaftlichen Gewerben sind besonders die Schneid- und Sägemühlen zu erwähnen. In Verbindung mit dem Weinbau steht eine blühende Faßfabrikation und eine hochentwickelte S ch a n m w e i n e r z e n g n u g. Aber auch die Kunst und das Gewerbe haben von ihm reiche Anregung gewonnen, große Vorteile ge- noffen (Entwürfe von Weinkarten, Etiketten oder Aufschriften, Anfertigung von Bildern, Figuren und Geräteu, künstlerische Ausführung von Preisverzeichnissen!). Der Reichtum au Gemüsen und Blumen fördert eiue umfangreiche Industrie, die sich mit der Herstellung von Konserven, mit dem Binden von Kränzen usw. befaßt. Auf den Erzeugnissen des Bodens gründen sich noch andere, rein g e w e r b - l i ch e I n d u st r i e n. So sind hier zahlreiche und bedeutende Möbelfabriken und K u n st f ch r e i n e r e i e n. Andere Gewerbe verdanken wieder ihre Ent- stehung bzw. ihre reiche Blüte wissenschaftlichen und künstlerischen Instituten der Stadt. Einen großen Einfluß auf die Hebung und Entfaltung der Gewerbe übt besonders die Universität ans. Wissenschaftliche, meist medizinische Jnstrn- mente werden hier angefertigt. Viele und ansehnliche Buchdruckereien haben sich entwickeln können, ebenso wie lithographische und andere K u u st - druckan st alten. Nicht zuletzt ist es das Studentenleben mit seinen gesellschaftlichen Bedürfnissen vor allem, wodurch diese und andere künstlerische Gewerbe mächtig gefördert werden (Karten, Wappen, Gefäße, studentische Ab- zeichen usw.!). Nicht minder bewirkt die Musik s ch u l e einen Aufschwung der schon ge- nannten Gewerbe und begünstigt zugleich das Gedeihen neuer Industriezweige, so der Anfertigung musikalischer I u st r u m e u t e. Eine blühende Goldschmiedekunst, Wachswarenfabriken und sogenannte Paramentengeschäfte (für kirchliche Geräte) legen Zeugnis ab, daß Würzburg heute uoch eine Heimstätte kirchlichen Lebens bildet. Neben der b o d e n st ä n d i g e n Industrie, die auf den heimischen Erzeug- nissen wurzelt, hat sich auch und zwar in großartiger Weise eine Industrie ent- wickelt, welche ihr Rohmaterial von auswärts bezieht. Es sind dies in erster Linie K u n st s ch l o s f e r e i e n und Maschinenfabriken. Bekannt sind die

6. Heimatkunde von Würzburg - S. 17

1911 - München [u.a.] : Oldenbourg
Geschichte Würzburgs. 17 Ein ausgedehnter Buch- und Papierhandel knüpft sich an das Be- stehen der Universität, der Musikschule, der zahlreichen Volks- und Mittelschulen und der vielfachen Gewerbe an. Für die sonstigen Bedürfnisse des Lebens an Nahrung, Kleidung usw. sorgen hier außerordentlich viele Geschäfte. Zahlreiche Hilfsmit- tel stehen der Stadt zur Bewältigung des Handels und Verkehrs in ihrem In- nern (z. B. Straßenbahn) und nach außen zur Ver- fügung. Einnetzvoneisen- bahnlinien breitet sich von Würzburg nach den wichtig- sten Verkehrsgegenden aus, so daß die Stadt als ein Eisenbahnknotenpunkt zu be- zeichnen ist. Die Schienen- stränge verfolgen meist die Richtungen, welche die schon seit Jahrhunderten bestehen- den Heer - oder Han- delsstraßen einschlagen. Mit größeren Ortschaften, welche von der Eisenbahn noch nicht berührt sind, ist eine staatliche Automobil- Verbindung hergestellt, so mit Marktheidenfeld, Unter- altertheim—tauberbischofs- heim, Enerhanfen und Burg- grumbach. — Würzburg be- sitzt auch eine natürliche Verkehrs st raße, den Main. Sehr lebhaft ist darauf die Flößerei, sehr rege die Schiffahrt, welche durch die Einrichtung der Kette, durch die Anlage von Häfen, Lagerhäusern usw. sehr ge- fördert wurde. Durch die Ausdehnung der Kettenschleppschiffahrt bis Bamberg ist noch ein weiteres Hinterland für den Handel gewonnen. Ö 1 2 3 t 9 12 15km ürzburg als Eisenbahnknotenpunkt. V. Geschichte N)ürzburgs. Schon in den ältesten Zeiten, in denen die Menschen noch Steine als Werkzeuge hatten, soll die Gegend um Würzburg bewohnt gewesen sein; doch ist die Vorgeschichte unserer Stadt in Dunkel gehüllt, man kann sich nur auf Vermutungen stützen. In ge- schichtlicher Zeit wohnten hier Thüringer, welche um das Jahr 531 von den Fr an ken unterworfen wurden. Diese gaben dem Lande ihren Namen, heute noch gehören die Bewohner Würzburgs und Unterfrankens dem fränkischen Volksstamme an. Geo rg-Ecke rt-lnstitut für internationale Schulbuchforschung Braunschweig Schulbuchbibliothek

7. Heimatkunde von Würzburg - S. 18

1911 - München [u.a.] : Oldenbourg
18 Heimatkunde von Würzburg. Um 700 verkündete der Schotte Kilian mit seinen Glaubensgefährten der heidnischen Bevölkerung das Christentum. 704 wird der Name der Stadt als ca- stellum Virteburch zum ersten Male genannt. 741 gründete hier Bonifatius, der Apostel der Deutschen, das Bistum Würzburg, als erster Bischof bestieg B u r k a r d den bischöflichen Stuhl. Würzburg ist vou dieser Zeit an Sitz der Fürst- bischöfe geblieben bis zum Jahre 1802. Die erste Ansiedelung, die Burg Virteburch, lag auf dem linken Mainufer, wo der Marienberg Schutz gewährte. Uuter Bischof Burkard wurde auch das Gebiet auf dem rechten Mainufer besiedelt. Die Bedingungen zu einer Niederlassung waren günstig: vorteilhafte Verkehrslage, gute Wasserstraße, fruchtbarer Boden und mildes Klima. Sicherheit und Zuflucht bot der befestigte Berg. Doch wurde auch bald die Stadt selbst mit einer Mauer umgeben, unter deren Schutz sich das städtische Gemeinwesen entwickeln konnte. Spuren dieser alten Stadtmauer sind heute uoch zu sehen im Zwinger, in der Hofpromenade upv. (Siehe auch das Bild Seite 19!). Die Stadt hob sich unter der Fürsorge der Bischöfe, die zugleich Landesherren waren. Auch die deutschen Kaiser wandten den aufstrebenden Bürgern wiederholt ihre Huld und Guade zu; sie räumten ihnen bedeutende Rechte ein, weilteu häufig in ihren gastlichen Mauern, mehr als einmal wurden hier wichtige Reichstage abgehalten. Doch blieb die Stadt auch vou inneren Unruhen nicht verschont; es kam zu Kämpfen zwischen den Bischöfen und den Bürgern, welche die Reichs- freiheit zu erlangen suchten, dieses stolze Ziel aber infolge ihrer Niederlage bei Bergtheim (1400) endgültig aufgeben mußten. Der Bauernkrieg 1525 brachte großes Unglück über die Stadt; sie wurde von den aufrührerischen Bauern besetzt, uur die Burg widerstaud ihren Stürmen. Als die Bauern der vereinigten Fürstenmacht unterlagen, wurde auch über Würz- bürg ein furchtbares Strafgericht verhängt, da es ein Teil der Bewohner mit den Bauern gehalteu hatte. (Einkerkerung und Folterung des Bürgermeisters und berühmten Bildhauers Tilmann Riemenschneider.) Der Wohlstand der Stadt sank, er konnte sich auch eine Zeitlang infolge verheerender Krankheiten, wie der Pest 1543, sowie mancher Kämpfe, z. B. der Grumbachfchen Händel 1563, nicht mehr recht heben. Unter Bischof Julius Echter vou M e f p e l b r u u n (1573—1617) beginnt ein neuer Aufschwung der Stadt nicht nur in materieller sondern auch in geistiger Beziehung. Die Gründung der Universität Würzburg 1582 und die Stiftung des Julius-Spitals siud seine schönsten, unvergänglichsten Schöpfungen. Bald brausten auch die Stürme des unglückseligen Dreißigjährigen Krieges über Würzburg dahin, die Feste Marienberg wurde vom Schweden- fönig Gustav Adolf mit Sturm genommen (18. Oktober 1631), schwer lastete die Hand des Siegers auf der Stadt, die auch noch weiterhin bis zum Ende des Krieges 1648 große Not und großes Elend zu erdulden hatte. Doch erholte sich die Stadt wieder, so daß die Bischöfe und die Bürger auch für deren künstlerische Ausschmückung etwas tun konnten. Im Auf- trage des kunstliebenden Fürstbischofs Johann Philipp Franz von Schönborn

8. Heimatkunde von Würzburg - S. 19

1911 - München [u.a.] : Oldenbourg
Geschichte Würzburgs. 19 schuf Balthasar Neumann von 1720—1744 den Prachtbau der R esi- d e u z, eines der schönsten Kleinodien des Rokokostils. Tiepolo stattete sie mit herrlichen Gemälden aus. Es wurde das bischöfliche Lustschloß Veits- höchheim mit seinen großartigen, ganz im französischen Geschmacke der Zeit gehaltenen Gartenanlagen aufgeführt, es wurden noch manche prächtige Gebäude kirchlichen (Käpelle) und weltlichen Charakters (Haus zum Falken) errichtet, so daß Würzburg heute noch mit Stolz und Recht den Beinamen „die Stadt des Rokoko" hat. Nach dem Dreißigjährigen Kriege war auch die ganze Befestigung der Stadt und des Marienberges umgeändert worden, wobei die Grundsätze des fran- zösischen Festuugsbaumeisters V a u b a n maßgebend waren. Die Mauern wurden weiter hinausgerückt und gewaltig verstärkt. Würzburg galt als bedeutender Waffen- platz, sicherte und beherrschte die sich hier kreuzenden Straßen. Trotzdem vermochte es in den unglücklichen Zeiten der Französischen Revolution (Sieg des Erzherzogs Karl bei Würzburg über die Franzosen 1796) und der napoleoni- schen Kriege den Feinden keinen Halt zu gebieten, wiederholt wurde die Stadt besetzt, wiederholt wurden den Bürgern schwere Verpflichtungen auferlegt. Arttu*<c Vo,li,Uuur Je Iloill Flirs Jx- Blschoi I I. ■»(riethitm' J'v«nck«i . ^r. . '/.,h A~/ ruji,. W £rrrfs.-fait - ' ...■/>tmj- W Ä„. Am Ht(>Rt;Bt*Kg .I». Ii.. »»<?.* -X, Würzburg mit dem Marienberg im 18. Jahrhundert (1723). Der neuere, äußere Festungsgürtel ist noch zu ersehen an der Südost-Seite des Hofgartens. An Stelle der ®ra~en Ringparkanlagen getreten. Die alte, innere Stadtmauer ist auf diesem •ouo klar erkenntlich; sie zog sich vom Reurer Klostergarten über den Zwinger, die Hofpromenade, Theater- straße, Julmspromenade zum Main. Spuren finden sich noch, z. B. Zwinger, Hofpromenade.

9. Heimatkunde von Würzburg - S. 20

1911 - München [u.a.] : Oldenbourg
20 Heimatkunde von Würzburg. So war der Wohlstand zerrüttet, Handel und Gewerbe lagen darnieder. 1802 wurde das Bistum ausgehoben, d. h. verweltlicht, Würzburg kam an Bayern, nach kurzer Zeit (1806) wurde es die Hauptstadt eines von Napoleon I. neu ge- stifteten Großherzogtums unter Ferdinand von Toskana. Nach dem Sturze Napoleons wurde Würzburg endgültig Bayern einverleibt (1814). Eine Zeit des Friedens begann für Würzburg, aber nur langsam erholte sich die Stadt. Erst von 1850 an nahmen Handel und Gewerbe allmählich zu, neue Industriezweige (Maschinen, Schaumwein usw.) wurden gegründet, neue Handels- wege durch die Eisenbahnen erschlossen (seit 1854). Viel verdankte Würzburg der tatkräftigen Fürsorge des bayerischen Königshauses. Die Stadt suchte sich auszubreiten, aber der Mauerring bildete ein Hindernis, bis die Beschießung Würzbnrgs im Kriege 1866 seine Wertlosigkeit bewies. 1869 wurde endlich mit der Entsestignng begonnen, an die Stelle der Wälle und Gräben traten die herrlichen Ringparkanlagen. So konnte sich die Stadt entwickeln, neue Stadtviertel entstanden, und in der Jetztzeit steigen die Häuser an den Talwänden empor. Auch im Stadtinnern konnte dem modernen Bedürfnis mehr Rechnung getragen werden, manche enge Gäßchen verschwanden und machten breiten Straßen mit schönen, hohen Häusern Platz. Mit rund 90 000 Einwohnern ist Würzburg zwar noch nicht in die Reihe der Großstädte eingetreten, zeigt aber doch das Gepräge einer solchen. Es ist mit modernen Verkehrsmitteln eingerichtet, hat wohlgepflegte Straßen, öffentliche Anlagen, Gebäude, Denkmäler und Brunnen, besitzt Gas, elektrisches Licht und Wasserleitung. Für die Sicherheit ist trefflich gesorgt (z. B. Feuerwehr), ebenso für Wohlfahrt und Gesundheitspflege durch Kanalisation, Schlachthaus, Bäder, Krankenhäuser, durch Gelegenheit zum Turnen, Schwimmen und Sport aller Art. Die Stadt verwaltet sich selbst durch Magistrat und Genieindekollegium. Als Hauptstadt des Kreises Unterfranken ist sie Sitz der Regierung. Außerdem befinden sich hier noch viele andere Zivil- und Militär-, weltliche und kirchliche Behörden. Für die allgemeine Bildung sorgen zahlreiche Volksschulen, eine höhere Bil- dnng verschaffen die Mittelschulen und einige Fachschulen, desgleichen haben Kunst (z. B. Musikschule) und Wissenschaft (Universität) eine vorzügliche Pflegestätte. Be- sonders die Universität ist es, mit der die Entwicklung der Stadt so innig ver- knüpft ist. Sie bildet gleichsam eine Hauptader von Würzbnrgs Leben. Es werden wenig deutsche Universitäten sein, die so reich ausgestattete Kliniken besitzen wie die hiesige. Schon seit der Gründung besaß die Universität im Juliusspital ein Attribut, dessen sie sich mit Stolz rühmen konnte. Wie sehr immer noch an ihrer Ausgestaltung gearbeitet wird, das beweist der Bau des großartig angelegten Luitpoldspitals. So möge sich die Stadt noch weiter entwickeln, fortschreitend auf bewährter Bahn, gefördert durch den Gemeinsinn und das rührige Streben der Bürger, um so ein wichtiges Glied sowohl des bayerischen als auch des großen deutschen Vater- landes zu sein und zu bleiben! Wie seit alter Zeit, so möge man auch sürderhin von Würzburg rühmen „Reben, Meßgeläut und Main".

10. Heimatkunde von Würzburg - S. 3

1911 - München [u.a.] : Oldenbourg
Heimatkunde von Würzburg. ' I. Die Bodenforrnen N>ürzburgs. 1. Das Tal. Vom Nikolausberge oder von einem anderen erhöhten Standpunkte aus sehen wir W ü r z b n r g zu unseren Füßen liegen. Die Stadt ist von Höhen umgeben, sie selbst befindet sich aber in einem T a l b e ck e n. Dieses ist das fast zu einem Kesfel erweiterte T a l des M a i n s, der sich durch die Berge einen Weg gebahnt hat. Das Land zu beiden Seiten des Mains, die Talsohle, ist oft nicht viel höher als der Wasserspiegel des Flusses, weshalb es am leichtesten den Überfchwem- mnngen ausgesetzt ist, wie talabwärts am Holztor oder talaufwärts bei den Spielplätzen an der Mergentheimerstraße (Überschwem- m n n g s - oder A u e n g e b i e t). Von der Talsohle aus steigt mau an den sich anschließenden Höhen, den Tal- wänden oder Talgehängen, empor. Auf dem linken Ufer geht es steil zum Nikolausberg oder zum Marienberg hinan; es ist ein Steilhang (Bild Seite 1). Auf dem rechten Ufer gelangt man allmählich und teilweise in Stufen (Terrassen) zum Galgenberg; es ist ein F l a ch h a n g und zwar ein gestufter Hang. (Profil Seite 4.) Während auf dem Wege zum Galgenberg (z. B. auf der Rottendorferstraße) die Stufen nur unmerklich erkennbar sind, tritt die Terrasse im Stein- bachstale (Siehe Profil!) am Südhang des Nikolausberges deutlich zutage. Schematicher Querschnitt vom Steinbachstal (Höhe des Rundtempelchens). Die Heimatkunde von Würzburg ist nicht ausschließlich für die erste Stufe berechnet, fondern soll auch uoch für die späteren Stufen Verwendbares bieten. Heimatkunde von Würzburg. 2
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