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1. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 303

1834 - Münster : Deiter
303 Die asiatische Türkei. auf, und die Haut schalet sich ab. Wer sich badet in diesen Fluthen, der verliert seine ganze Haut. Be- ständig schwimmen auf dem See große Klumpen As- phalt oder Judenpech, eine Art Erdharz, welche man benutzt, um Pferdegeschirre einzureihen, weil dann die Pferde von Inserten nicht geplagt werden.—- Auf diese Weise hat Gott der Gerechte das todte Meer als ein Beispiel hingestellt, wie er schändliche Sünden der Un- zucht straft. —' Das todte Meer erhalt durch den Jor- dan und andere kleine Nebenflüsse immer neuen Zuwachs, und fließet doch niemals über, obschon es keinen bekann- ten Abfluß hat. Die Hauptstadt Palastina's, die wichtigste Stadt des Erdbodens, ist Jerusalem, denn von Jerusalem ging das Licht des wah- ren Glaubens aus. Das jetzige Jerusalem liegt nicht ganz an der Stelle des ehemaligen, denn der Berg Sion liegt ausser- halb der jetzigen Stadt, und Golgatha, wo unser Heiland am Kreuze starb, innerhalb der Stadt. Das jetzige Jerusalem ist eine starke Festung; eine Mauer von großen Quadern, 40 Fuß hoch, umgibt die Stadt, und in der Mauer sind viele bis 120 Fuß hohe Thürme angebracht. Jerusalem hat 7 Thore, 3/4 Stunden Umfang und 20,000 Inwohner, von denen 10,000 Ju- den, 5000 Christen und 5000 Muhammedaner sind. Im Ganzen hat die Stadt ein finsteres Ansehen, wie alle Städte des Mor- genlandes, und die größten Merkwürdigkeiten sind die Kirche des h. Grabes, die verschiedenen Klöster der Christen und die Omarmoschee. Die Kirche des h. Grabes hat die Form des Kreuzes, ist 125 Schritt lang, 70 breit, und sehr unregel- mäßig gebauet. Sie umfasset alle Stellen, die in der Geschichte der Kreuzigung und Auferstehung Jesu merkwürdig sind. Mitten im Eingänge der Kirche brennt immer eine Lampe über einer Marmortafel, die von einem eisernen Geländer umgeben ist; hier haben Joseph von Arimathia und Nikodemus die Leiche Jesu einbalsamirt. Weiter links kommt man unter eine Kuppel, un- ter welcher sich das h. Grab befindet. Dieses ist eine Felsenka- pelle, mit weissem und braunem Marmor bekleidet, 6 Fuß lang, 6 Fuß breit, 9 Fuß hoch, der Eingang aber hat nur 4 Fuß Höhe. Ein Stein hinten in dieser Kapelle, 3 Fuß hoch und breit, und solang, wie die Kapelle breit ist, dient als Altar, an welchem täglich von Morgens 2 Uhr bis Mittags 12 Uhr Messe gehalten wird, denn auf diesem Steine lag die Leiche Jesu im Grabe. Wer das h. Grab betreten will, muß seine Schuhe ausziehen. Am Gewölbe des h. Grabes hangen 27 große silberne Lampen, trefflich gearbeitet, die unaufhörlich brennen. — Einige Schritte nördlich vom h. Grabe ist ein großer runder Stein von grauem Marmor, wo Jesus nach seiner Auferstehung als Gärt- ner zuerst der h. Magdalena erschien. Bon da rechts steigt man

2. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 327

1834 - Münster : Deiter
Ostindien. 327 von der Linken zur Rechten, wie die abendländischen Spra- chen. Die Sans ccitsp rache ist die Mutter aller Hinduischen Sprachen, von ihr stammen viele Dialekte, unter denen das Bengali, Tamuli, Tel inga und Tatta am meisten verbreitet sind. Im Sanscrit sind ihre heiligen Religionsbücher geschrieben, die aus Vedas und andern Abschnitten bestehen. — Die Hindu sind seit Jahrtausenden in erbliche Stamme oder Lasten getheilt, 5 edle und 1 unedle. Die erste und vornehmste Laste sind die Brahminen (Priester, Gesetzlehrer, Staats- beamte), die zweite Laste die Schettries (Fürsten und Krieger), auch Ras buten genannt, die dritte Laste die War sch ja (Ackerleute und Kaufleute, als Kaufleute und Ban innen genannt), die vierte Laste die Schu- dra (Künstler und Handwerker, Schubers genannt). Jeder Laste sind nicht nur ihre Beschäftigung, sondern auch ihre besondere Kleidung, besondere Nahrung, beson- deren Gebräuche und Manieren strenge vorgezeichnet; jede Laste hat ihre besonderen Vorrechte, ihre besonderen Ein- schränkungen, und wer die Gränze überschreitet, wird ent- weder mit Verstoßung in eine niedrigere Laste oder nach Umständen gar mit dem Tode betraft. Den drei obersten Lasten sind z. B. alle Fleischspeisen untersagt, der vierten Laste nur das Rindfleisch. Ueberhaupt, je höher die Laste, desto höhere Ehrenrechte, aber auch desto strenger die Entbehrungen in Hinsicht der Speisen und Getränke. An die vier edeln Lasten schließt sich eine Aftercaste an, Schunker genannt, welche aus Mißheirathen verschiede- ner Lasten entsprossen sind, oder aus den reinen Lasten verstoßen werden mußten; auf ihnen ruhet zwar nicht die tiefe Verächtlichkeit der verworfenen Laste, aber sie bilden doch den Uebergang zu derselben. Diese fünfte Laste der Paria (d. h. der Unreinen) besteht aus den Unglückli- chen, welche für die höheren Stände alles thun müssen, was unrein, unehrlich ist. Dafür sind sie selbst unrein, und alles wird unrein, dem sie nahe kommen. Sie dür- fen daher nicht in die gemeinschaftlichen Pagoden (Tem- pel) kommen, sondern sie haben ihre besonderen Pagoden und Religionsübungen. Sie dürfen die Wohnungen der Reinen nicht betreten (kann dies nicht immer vermieden werden, so wird ein so verunreinigter Ort durch religiöse Ceremonien wieder gereinigt), sie müssen allen Reinen auk

3. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 305

1834 - Münster : Deiter
305 Die asiatische Türkei. von Jerusalem, ist jetzt ein wüstes Dorf; in einer Grotte zeiget man Reisenden noch das Grab des Lazarus. — Nordöstlich vom Oelberg liegt der Berg Q u a r a n t a n i a , d. h. der vierzig- tagige, ein sehr hoher, steiler, beinahe nackter Felsen, der kaum ohne Lebensgefahr bestiegen wird, aber eine entzückende Aussicht über ganz Palästina gewahrt. Auf dem Gipfel steht eine Ka- pelle, weil hier der Teufel dem Heilande alle Reiche der Welt gezeigt haben soll, und in der Mitte des Abhanges ist eine an- dere Kapelle, weil hier der Heiland 40 Tage gefastet haben soll, und man weiset den Pilgern noch die Steine, die er in Brod verwandeln sollte. Bethlehem, d. h. Brodhaus, liegt 2 Stunden südlich von Jerusalem, auf einem Felsenberge, der über lachende Hügel und Thaler her sieht, jetzt ein großes volkreiches Dorf, von Christen und Muhammedanern bewohnt. Etwa 200 Schritts östlich vom Orte ist ein feftungsähnliches Kloster mit einer prächtigen Kir- che, von der h. Helena erbauet; unter dem Chore ist die Ge- burtsstätte des Heilandes, eine Felsengrotte, 37 Fuß lang, 12 Fuß breit, 9 Fuß hoch, mit schönem Marmor bekleidet, von 32 silbernen Lampen erhellt. Auch zeigt man die Grabkapelle der unschuldigen Kinder. Franciscaner sind im Besitze der Kirche, in dem Kloster sind aber auch griechische und armenische Mönche. Eine halbe Stunde von der Kirche, auf den Fluren Bethlehems, steht eine Kirche, wo ein Engel den Hirten die Geburt des Hei- landes verkündigte. Hebron, 7 Stunden südlich von Jerusalem, wird fast nur von Muhammedanern bewohnt. In einem Derwischkloster spen- det man Reisenden täglich Linsenmus, zum Andenken einer be- kannten Begebenheit in Jacobs Geschichte. Jericho, d. h. Palmenstadt, 6 Stunden nordöstlich von Jerusalem, 2 Stunden vom Jordan, in'einer an. Rosen, Bal- sam und Palmen ausgezeichneten Gegend, ist jetzt ein elendes Dorf, in welchem Araber Hausen. Joppe, d. h. Schönheit, jetzt Jaffa, am mittelländi- schen Meere, hat 1200 Jnw. und einen Hafen. Hier landen die Pilger, welche aus Europa kommen, die heiligen Orte zu besuchen. Samaria, liegt ganz in Schutt, Sichem aber heißt jetzt Naplu sa, und wird von Samaritanern bewohnt. Der Ja- kobsbrunnen ist noch zu sehen, 105 Fuß tief, 5 Fuß breit, und hat 15 Fuß hoch das trefflichste Wasser; eine Kirche, welche die heil. Helena über diesem Brunnen erbaut hatte, ist gänzlich zerstört. Ca na in Galiläa ist ein Flecken mit 500 Familien, und Nazareth, jetzt Nasra, d. h. die Blume, in einer anmu- thigen Berggegend, hat 400 Jnw., Muhammedaner und Chri- sten. An der Stätte, wo der Erzengel Gabriel Maria begrüßte, steht eine schöne katholische Kirche, Maria Verkündigung ge- nannt, und bei der Kirche ist ein spanisches Franciscanerkloster. Nazareth liegt 24 Stunden nördlich von Jerusalem. U

4. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 329

1834 - Münster : Deiter
Ostindien. 329 in ihr Fleisch eindringen, ohne daß sie sich wenden. Wie- der andere lassen sich mit einer Halzkette an einem Baum schmieden, andere falten Jahre lang die Hände über den Kopf; wieder andere legen sich auf den Weg, und lassen Processionen über sich hergehen, bis sie todt getreten sind. Wenn alle diese Selbstpeinigungen auch übel verstanden sind, so zeugen sie doch von einem tiefen religiösen Gefühle. Das Wasser wird von den Hindu für heilig gehalten, denn aus Wasser ging nach ihrer Meinung die Schö- pfung hervor, „Wasser ist das Beste, was es gibt," pfle- gen sie zu sagen. Sich oft waschen und baden gehört zu den Religionsübungen. Für besonders heilig gilt das Wasser des Ganges, und der Buramputer heißt übersetzt Brahma's Sohn. Zum Ganges stellt man aus weiter Ferne Wallfahrten an, und fast überall sind seine Ufer mit Mauern und Treppen eingefaßt, damit die Pilger bequem zu seinen Fluthen kommen können. Wer etwas Unreines in den Ganges würfe, würde sich sehr straf- fällig machen. Jeder Hindu tragt gern ein Flaschlein mit Gangeswasser immer bei sich, und bei einem solchen Gefäße werden alle Eide abgelegt. — Der Hindu glaubt, eine abgeschiedene Menschenseele, die noch nicht vollkom- men rein sey, müsse zur Läuterung erst durch mancherlei Thiere wandern. Darum sind sie überaus sanft gegen Thiere, weil man nicht wissen könne, ob in diesem Thiere nicht eine Menschenseele wohne. Das Schlachten der eß- baren Thiere ist zwar den unteren Standen erlaubt, aber dafür sind dies auch die unteren Stände; die Brahmi- nen , Rasbuten und Banianen dürfen in ihrem Leben kein Thier tobten, nicht einmal eine Fliege, und niemals Fleisch essen. Wer einen hungrigen Ochsen zur Arbeit zwingt, muß 20,000 Kauris *) Strafe zahlen, aber 40,000 Kauris, wer gegen eine Kuh so grausam ist. Das Tödten eines Fisches kostet 800, und das einer Ameise sogar noch 86kauris. Die Kuh ist ein besonders Heiligesthier, und darf niemals getödtet werden. Alte und kranke Thiere werden in besondern Thierhospitälern verpflegt bis an ihr seliges Ende. Zuweilen gibt der Hindu den Fliegen ein Gastmahl, welches aus Milch, Reis und Zucker besteht. — Die Kleidung der Hindu ist sehr einfach. Die Bra- ') Zehn Kauris machen einen Pfennig.

5. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 330

1834 - Münster : Deiter
330 Ostindien. minen tragen ein weites Gewand von schneeweißer Baum- wolle, einen kleinen Bart, Sandalen an den Füßen, ©trfimpfe, kennt kein Volk des Morgenlandes. Gold, Silber und Edelsteine werden zum Putze allerdings ge» braucht. Die Häuser der Armen sind Hütten aus Bam- busrohr und Lehm; die Reichen bauen aus Stein Hauser mit platten Dächern. Fenster haben die Hauser nicht, sondern nur Jalousien von Rohr. Eben so einfach sind auch ihre Möbeln. Messer, Löffel, Gabeln, Tische und Stühle haben sie nicht nöthig. Eine Matte von Palm- blattern, ein Kissen und eine Decke von Baumwolle ist das ganze Bett, und eine Decke auf dem Boden dient als Tisch, auf welchem jeder seinen messingenen Napf mit Reis vor sich hat, und mit den Fingern zulangt. Man sitzt auf dem flachen Boden. Man trinkt Reis- wasser oder Kokossaft, aber das kleine Trinkgefäß darf die Lippen nicht berühren, das wäre eine Sünde. Der Ta- bak ist allgemein in Gebrauch, Kaffee und Thee aber sind nicht den höheren basten gestattet. Auch den Wein ver- bietet das heilige Buch, und die Hindu entschädigen sich auch nicht durch Opium, Betel und sonstige berauschende Mittel, wie es z. B. die Türken machen. — Pferde sind in Indien selten. Man braucht zum Reisen das Hakri, einen Kasten mit Vorhängen, der auf 2 Rädern ruht, rrnd von Büffeln gezogen wird; der Fuhrmann sitzt auf der Deichsel. Was nun die Verfassung Vorderindiens angeht, so besteht cs aus mehrern Staaten, theils indischen, theils europäischen. Vor 300 Jahren und früher war der Groß- mogul der mächtigste Herr in Ostindien, denn die Mon- golen hatten Indien erobert. Seine Hauptstadt Delhi hatte 2,000,000 Inwohner; seine Einkünfte bloß an Grund- steuern betrugen jährlich 220 Millionen Thaler, d. h. mehr, als damals alle Monarchen Europa's zusammen einzunehmen hatten, und seine Küche war so bestellt, daß in jeder Stunde 100 Schüsseln fertig seyn konnten. Seit- dem haben sich aber viele Europäer in das herrliche In- dien gedrängt, große Gebiete durch Gewalt und Trug er- obert, und der mächtige Großmogul ist jetzt ein Gefan- gener der dortigen Engländer. Wir beschreiben jetzt erst die freien Jndierstaaten, dann die europäischen Besitzungen in Vorderindien.

6. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 331

1834 - Münster : Deiter
Ostindien. 331 a. Freie Jndierstaaten. a) Staat der Seiks. Dieser Staat, der nördlichste in Vorderindien, stößt an Casch- mir, und wurde durch die Seiks gegründet, welche anfangs nur eine besondere Religionssecte der Hindu waren, die nur e>- nen einzigen unsichtbaren Gott verehren, alle anderen Lehren der Brahminen verwerfen, und also eigentlich Deisten sind. Ihr Stifter ist Nan ec Schah aus der Cafte der Schettries, ge- boren 1469. Er verkehrte früh mit Fakirs und Muhammeda- nern, reifete pilgernd nach Mecca und Medina, und widmete sich endlich bloß der Andacht: Sein Plan war, Muhammeda- ner und Hindu durch eine einfache Religion zu vereinigen, und deswegen pflegte er zu sagen: „Hunderttausend Muhammeds, eine Million Brahmas und Wischnus stehen am Throne des Allerhöchsten, sie sterben alle: Gott allein ist unsterblich. Der allein ist ein guter Hindu, der gerecht, und der ein guter Mu- hammedaner, dessen Leben rein ist." Nanec starb 1540 zu Kir- taipur, welches deswegen den Seiks eine heilige Stadt ist; man zeigt in seinem Dermensale (Tempel) dort den Pilgern noch ein Stück von seiner Kleidung. Wahrend seines Lebens übte er als Priester und Fürst die geistliche und weltliche Herrschaft über seine Anhänger, die demüthig sich seine Seiks (Schüler) nann- ten. Als die Jogis *) von ihm Zeichen und Wunder forder- ten, antwortete er ihnen: „Ich besitze nichts, was des Zeigens werth wäre; ein Lehrer des Heiligen hat nichts zu seiner Ver- theidigung, als die Reinheit seiner Lehre. Die Welt kann sich andern, aber der Schöpfer ist unwandelbar." Sterbend setzte er zum Erben seiner Herrsaaft nicht einen seiner Söhne ein, son- dern einen geliebten Schüler, Litzen a. Eine heilige Sage un- ter^ den Seiks bestimmte nur zehn Nachfolger Nanec's in seiner Würde. Unter diesen war Erdschun, der die Schriften Na- nec's^sammelte, und den Adi Granth, das erste heilige Buch der Seiks, herausgab. Nun erregte die neue Secte die Aufmerk- samkeit des muhammedanischen Großmoguls, die Seiks wurden verfolgt, und Erdschun starb des Martyrertodes. Da trat dessen Sohn und Rachsolg/r, Har Gowind, als sein Racher auf, rief die Seiks zu den Waffen für die Religion, und ein Kampf der Verzweiflung entstand, in welchem die Seiks immer siegreich hervorgingen, wenn auch zuweilen ihre Heere geschlagen wurden, ihre Häupter auf dem Blutgerüste sterben mußten. Als Tag B e h e d u n s hingerichtet war, ergriff sein Sohn Guru G o- wind die Zügel der Herrschaft über die Seiks. Er vernichtete die Absonderung der Hindu nach Casten, räumte dem untersten Schudra gleiche Rechte mit dem ersten Brahminen ein, und zog dadurch nicht bloß Hunderttausende von Hindu zu seiner Partei über, sondern da er die Vernichtung der sie grausam versolgen- ') So nennt man die Fakirs, welche vorgeben dis Wundergabe errungen ju haben. durch Selbstpeinigungen

7. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 310

1834 - Münster : Deiter
310 Arabien. sind auch hier noch genug. Der Araber selbst nennt diese Landschaft wohl Pemen. Auch hier sind Raubthiere, wie überall in heissen Landern. Fette Heuschrecken wer- den in gewissen Monaten zur täglichen Kost benutzt, aber auch getrocknet für andere Jahrszeiten bewahrt, und kom- men als Lebensmittel auf die öffentlichen Markte. Solche Heuschrecken aß Joannes der Täufer, denn sie sind durch alle warmen Lander des Morgenlandes verbreitet. Ein ganz vorzügliches Product des glücklichen Ara, biens sind die e d eln Pferde und der treffliche Kaf- fee, und deshalb kann man Arabien das Vaterland der Pferde und des Kaffees nennen. Die arabischen Pferde gelten für die besten der Erde. Doch unterscheiden die Araber selbst ihre Pferde in die Kadischi und Keh- ln ni. Nur die Kehlani sind die edeln Pferde, und es werden Zeugen zu Protokoll vernommen, wenn ein sol- ches Pferd zur Welt kommt, und man führt über die Abstammung dieser edeln Pferde Stammbaume, die 2000 Jahre zurück gehen, und durch obrigkeitliche Zeugnisse beglaubigt sind. Ein solches Pferd kostet an tausend Thaler, wird nur an Araber verkauft, und dieser bekommt beim Ankauf auch das beglaubigte Zeugniß von der Abstammung des Pferdes. Der Araber macht sich freilich auch viel aus seinem Pferde; er halt lange Ge- spräche mit ihm, versichert es seiner Liebe, sagt ihm, er habe es wie einen Sohn gehalten, küsset und umhalset cs. Weil die edeln arabischen Pferde einige Tage ohne Futter leben können, so sagt der Araber gern, sein Leib- roß lebe vom Winde. Das arabische Pferd ist von mitt- lerer Größe, schlank, fein von Knochen, hat einen kleinen Kopf, einen langen Hals, meist eine braune Farbe; es wird mit Reis, Datteln, Gerste, etwas Heu und Ka- meelmilch gefüttert. — Man hat übrigens wilde Esel, Büffel, Rindvieh mit Buckeln, Schafe mit Fettschwan- zen, Gazellen, Affen und Strauße. — Das Pflanzen- reich liefert den berühmten Balsam von Mecca, Weih- rauch, Zuckerrohr, Wein, alle Arten edler Südfrüchte, besonders haben die vielerlei wohlriechenden Spezereien die Benennung des glücklichen Arabiens veranlaßt. Auch ist dieses Land das Vaterland des K a ffe e s, der seine Güte hier dem sandigen Boden und salzigen Wasser zu ver- danken haben soll. Der arabische Name ist K ah weh,

8. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 311

1834 - Münster : Deiter
Arabien. 311 d. h. Mangel an Eßluff bewirkend, auch Cahue, d. h. Magenstärkung, und man erzählt, daß ein arabischer Abt ihn zuerst angewendet habe, seine Mönche des Nachts beim Ehorgesange wach zu erhalten, weil er von einem Hirten gehört hatte, daß seine Heerden des Nachts gar nicht ruhig waren, wenn sie Tages Theile vom Kaffee- baume gefressen hatten. — Mais und Reis wird stark gebauet. Unter den Mineralien findet man Gold, Sil- der, Edelsteine und Salz, aber niemand beschäftigt sich mit dem Bergbau. Arabien bildet keinen einzigen Staat, sondern besteht aus vielen kleinen Staaten, die man nicht einmal dem Namen nach alle kennt. Viele Araber leben nicht ein- mal in Staatenveceinen. Wir führen daher nur einige Ortschaften Arabiens an: 1) Im wüsten Arabien: Ana und Lachsa, schlecht- gebaute "Orte, T a d m o r mit den herrlichen Ruinen des ehemaligen Palmyra. Die meisten Bewohner dieser Land- schaft leben als Nomaden unter Zelten, und verabscheuen Städte und Dörfer. 2) Im steinigen Arabien ist berühmt das Gebirge Si- nai, d. h Fels, zwischen beiden nördlichen Armen des arabi- schen Meerbusens. Der höchste Punkt des Gebirges sind zwei Spitzen, die nördliche H o r e b und die südliche S i n a i selbst. Auf dem Horeb, d. h. Trockniß, steht ein griechisches Mönchs- kloster, zur h. Catharina benannt, deren Körper, nachdem sie zu Alexandria in Aegypten den Martertod erduldet, hier begra- den seyn soll. Der umherstreifenden Räuber wegen sind die Thore des Klosters immer geschlossen, oft sogar zugemauert, und Reisende werden in einem Korbe hinaufgewunden, und eben so wieder herausgelassen, aber niemand wird der Eintritt ge- stattet , der nicht vom Bischöfe des Sinai, der zu Cairo in Aegypten restdirt, eine schriftliche Erlaubniß vorzeigt. Auf dem Sinai steht ebenfalls eine Kirche, und an dessen Fuße. ein grie- chisches Kloster zur Verklarung Christi. In dem Klostergarten wird das schönste Obst jeder Art, Orangen, Citronen, Man- deln^, Pfirsiche, Weintrauben, Melonen und andere edele Küchen- gewächse und die wohlriechendsten Kräuter, mit denen auch das ganze Gebirge üppig pranget, in der größten Fülle gezogen. Der Sinai ist 6000 Fuß hoch, und der Gipfel, wo die Kirche steht, hat etwa 600 Fuß im Umfange, die reinste Luft und eine herrliche Aussicht. _ Und an dieser entzückenden Statte ereignete sich eine der wichtigsten Begebenheiten in der Menschengeschichte, die Offenbarung des alten Bundes. Die Araber zeigen den Rci, senden genau noch alle Stellen, welche hier biblisch merkwürdig sind, z. B. wo derbrennende Dornbusch war, wo Aaron das goldene Kalb goß, wo Moyses den Haderfelsen schlug, wo Core

9. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 334

1834 - Münster : Deiter
334 Ostindien. den Umfang, schlechte krumme Straßen mit Kanälen und Lei- chen zum Baden für die Hindu, 800,000 Jnw. (wie Paris), un- ter denen Hindu, Engländer und viele andere Europäer, schwarze Negersclaven, Araber, Perser, Mongolen u. s. w. Die Hauser der Engländer sind Paläste, der Hindu aber elende Hütten aus Bambusrohr. Wie wichtig der Handel ist, kann man daraus ermessen, daß der Zoll wohl schon in einem Jahre 5 Millionen Thaler eingebracht hat. Elephanten gehen auf den Straßen Cal- cuttas ohne Führer hin und her, und tragen Lasten nach ihren Bestimmungsorten, arbeiten am Flusse, u. s. w.— Dakka, an einem andern Arme des Ganges, hat 200,000 Jnw. und lie- fert die feinsten baumwollenen und seidenen Zeuge- — I a g r e- nat am Meere hat einen uralten Hindutempel — Pagoden werden -solche Tempel genannt— der in einem Felsen ausgehauen ist, und jährlich von mehr als 1 Million Pilger besucht wird. — Benares, am Ganges, die heilige Stadt der Hindu, hat 12,000 stein. Häuser, 16,000 Lehmhütten von Bambus, 500,000 Jnw. und ist der Hauptsitz der Hindugelehrsamkeit. Viele Treppen führen zum Ganges hinab, damit die Hindu das fromme Wa- schen anstellen können. Benares ist die größte Stadt in Ostin- dien, und handelt stark mit Diamanten, Indigo und Shawls. — Delhi, in den letzten Zeiten die Residenz des Großmoguls, soll zur Zeit ihres Flores 2 Mill. Inwohner gehabt haben. Als 1739 der Perserschach Nadir sie eroberte und plünderte, wur- den 120,000 Jnw. niedergehauen- Nachher, 1761, kam noch ein Fürst der Afghanen, und verwandelte sie in einen Schutthaufen, und was dieser übrig ließ, zerstörten später noch die Mahratten. In neuern Zeiten hat sie sich wieder etwas erholt, und zählt »nun doch 200,000 Jnw. — Agra, die ältere Residenz des Großmoguls, hatte ehemals eine Moschee dem Residenzschloß ge- genüber, die in - und auswendig mit Gold überzogen war- Jetzt ist auch hier von der alten Herrlichkeit nichts mehr übrig. — Golkonda, Hauptstadt im ehemaligen Reiche Golkonda, welches durch seine Diamantgruben weltberühmt ist, liegt als starke Festung auf einem Berge. Hier werden die köstlichen Dia- manten , welche die Gruben der Umgegend liefern, geschliffen, und dann in den Handel gebracht. — Etwa 4 Stunden We- ges von Aurungabad sind 20 alte Felsenpagoden der Hindu; die eine, das Paradies genannt, ist 240 Fuß lang, 140 Fuß breit, 90 hoch; Elephanten, Tiger und andere große Thiere, in Felsen ausgehauen, doch nur mit halben Leibern, dienen als Säulen des Gewölbes, und 50 Riescnsiguren zieren das Innere der Pagode, alle sind aber im Felsen ausgehauen. Noch schöner sind die Felsenpagoden- zu Ello re, in denen alle Götter der Hindu ihre Tempel haben; die schönste Pagode Cailas ist 247 Fuß lang, 150 breit, 100 hoch. Man begreift nicht, wie Men- schenhände solche herrliche Dome in Felsen haben aushöhlen kön- nen. Die Pyramiden und Obelisken der alten Aegypter und die Bauten der Babylonier sind nichts gegen diese Anlage der Pa- goden durch die alten Hindu.

10. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 335

1834 - Münster : Deiter
335 Ostindien. B) Präsidentschaft Madras, an der Küste Co- romandel, hat zur Hauptstadt Madras, am kleinen Flusse Palier, nahe am bengalischen Busen, mit 400,000 Jnw-, unter denen Hindu, Peguaner, Chi- nesen, Araber, Armenier, Juden und verschiedene Europäer sind. Die Stadt hat 3-Theile, das Fort St. Georg, die schwarze Stadt und Neumadras. Nur der letzte Theil ist regelmäßig gebauet.^ An 45,000 Hindu sind hier in den Kat- tunmanufacturen beschäftigt. Schade, daß der Hafen der Stadt so schlecht ist! Die Küste Coromandel ist überall fast so niedrig, wie die Fläche des Meeres. —? Die Hitze zu Madras ist sehr groß. Thüren und Fenster läßt man gegen einander immer offen, und selbst beim Abendessen hat man noch ein Sacktuch an beiden Seiten liegen, gegen den Schweiß, und damit der Luft- zug bei der Abendtafel die Lichter nicht auslösche, so setzt man sie unter Glasglocken. Zur Kühlung gegen die große Hitze trinkt man Kokosmilch mit Zucker. Der harte Engländer trinkt frei- lich Porterbier und Wein, aber auch der zugesetzte Salpeter kühlt diese Getränke nicht viel. — In der Nähe von Madras ist eine uralte sehr große Stadt mit unzähligen Häusern, Pa- goden, Pyramiden, Gewölben, sämmtlich in einem einzigen Fel- sen ausgehauen, setzt aber liegt das bewundernswerlhe Werk in Trümmern. — S eri n g a p a t n a m mit 30,000jnw., liegt auf einer Insel, und ist der Sitz des Nabobs von Mysore (spr. Maissur), welcher den Engländern zinsbar ist. — Cochin und C a licut sind zwei ansehnliche Seestädte mit Häfen, auf der Küste Malabar, und haben etwa 25,000 Jnw. Zu Calicut landete Vasco da Gama zuerst, als er den Seeweg nach Ostin- dien gefunden hatte. — C) Prasidentscha ft Bombay an der Küste Ma- labar, hat zur Hauptstadt Bombay auf der gleichnamigen Insel, Festung mit 300,000 Jnw. Die Stadt lebt vom Handel, und hat den einzigen Kriegs- hafen am Festlande Ostindiens. Mit der Insel Bombay hangt durch einen Erdwall zusammen die Insel Salsette, die wie- der sehr berühmte Felsenpagoden hat. Dergleichen sind ebenfalls auf der nahen Insel Elephante, welche Bombay mit Lebens- mitteln versieht. — Surate, am Tapti, 5 Stunden vom Meere entfernt, mtt 400,000 Jnw., hat herrliche Paläste und elende Hütten, Hospitäler für kranke Menschen und kranke Thiere, Pagoden, Moscheen und Kirchen. Der reiche Engländer in Ostindien führt ein höchst üppiges Leben. Er muß ^ wenigstens einen Haushofmei- ster, einen Koch und Küchenjungen, einen Tafeldecker, einen Friseur und Varbier haben, welcher letztere ihm auch die Glieder kneten muß u. s. w. Dabei muß er eine Näherinn, Wäscherinn und Büglerinn haben. Diese
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TM Hauptwörter (200)200

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