303
Die asiatische Türkei.
auf, und die Haut schalet sich ab. Wer sich badet in
diesen Fluthen, der verliert seine ganze Haut. Be-
ständig schwimmen auf dem See große Klumpen As-
phalt oder Judenpech, eine Art Erdharz, welche
man benutzt, um Pferdegeschirre einzureihen, weil dann
die Pferde von Inserten nicht geplagt werden.—- Auf diese
Weise hat Gott der Gerechte das todte Meer als ein
Beispiel hingestellt, wie er schändliche Sünden der Un-
zucht straft. —' Das todte Meer erhalt durch den Jor-
dan und andere kleine Nebenflüsse immer neuen Zuwachs,
und fließet doch niemals über, obschon es keinen bekann-
ten Abfluß hat.
Die Hauptstadt Palastina's, die wichtigste Stadt des
Erdbodens, ist
Jerusalem, denn von Jerusalem ging das Licht des wah-
ren Glaubens aus. Das jetzige Jerusalem liegt nicht ganz an
der Stelle des ehemaligen, denn der Berg Sion liegt ausser-
halb der jetzigen Stadt, und Golgatha, wo unser Heiland am
Kreuze starb, innerhalb der Stadt. Das jetzige Jerusalem ist
eine starke Festung; eine Mauer von großen Quadern, 40 Fuß
hoch, umgibt die Stadt, und in der Mauer sind viele bis 120
Fuß hohe Thürme angebracht. Jerusalem hat 7 Thore, 3/4
Stunden Umfang und 20,000 Inwohner, von denen 10,000 Ju-
den, 5000 Christen und 5000 Muhammedaner sind. Im Ganzen
hat die Stadt ein finsteres Ansehen, wie alle Städte des Mor-
genlandes, und die größten Merkwürdigkeiten sind die Kirche
des h. Grabes, die verschiedenen Klöster der Christen und die
Omarmoschee. Die Kirche des h. Grabes hat die Form
des Kreuzes, ist 125 Schritt lang, 70 breit, und sehr unregel-
mäßig gebauet. Sie umfasset alle Stellen, die in der Geschichte
der Kreuzigung und Auferstehung Jesu merkwürdig sind. Mitten
im Eingänge der Kirche brennt immer eine Lampe über einer
Marmortafel, die von einem eisernen Geländer umgeben ist;
hier haben Joseph von Arimathia und Nikodemus die Leiche Jesu
einbalsamirt. Weiter links kommt man unter eine Kuppel, un-
ter welcher sich das h. Grab befindet. Dieses ist eine Felsenka-
pelle, mit weissem und braunem Marmor bekleidet, 6 Fuß lang,
6 Fuß breit, 9 Fuß hoch, der Eingang aber hat nur 4 Fuß
Höhe. Ein Stein hinten in dieser Kapelle, 3 Fuß hoch und
breit, und solang, wie die Kapelle breit ist, dient als Altar,
an welchem täglich von Morgens 2 Uhr bis Mittags 12 Uhr
Messe gehalten wird, denn auf diesem Steine lag die Leiche Jesu
im Grabe. Wer das h. Grab betreten will, muß seine Schuhe
ausziehen. Am Gewölbe des h. Grabes hangen 27 große silberne
Lampen, trefflich gearbeitet, die unaufhörlich brennen. — Einige
Schritte nördlich vom h. Grabe ist ein großer runder Stein von
grauem Marmor, wo Jesus nach seiner Auferstehung als Gärt-
ner zuerst der h. Magdalena erschien. Bon da rechts steigt man
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Ostindien. 327
von der Linken zur Rechten, wie die abendländischen Spra-
chen. Die Sans ccitsp rache ist die Mutter aller
Hinduischen Sprachen, von ihr stammen viele Dialekte,
unter denen das Bengali, Tamuli, Tel inga und
Tatta am meisten verbreitet sind. Im Sanscrit sind
ihre heiligen Religionsbücher geschrieben, die aus Vedas
und andern Abschnitten bestehen. — Die Hindu sind seit
Jahrtausenden in erbliche Stamme oder Lasten getheilt,
5 edle und 1 unedle. Die erste und vornehmste Laste
sind die Brahminen (Priester, Gesetzlehrer, Staats-
beamte), die zweite Laste die Schettries (Fürsten und
Krieger), auch Ras buten genannt, die dritte Laste die
War sch ja (Ackerleute und Kaufleute, als Kaufleute
und Ban innen genannt), die vierte Laste die Schu-
dra (Künstler und Handwerker, Schubers genannt).
Jeder Laste sind nicht nur ihre Beschäftigung, sondern
auch ihre besondere Kleidung, besondere Nahrung, beson-
deren Gebräuche und Manieren strenge vorgezeichnet; jede
Laste hat ihre besonderen Vorrechte, ihre besonderen Ein-
schränkungen, und wer die Gränze überschreitet, wird ent-
weder mit Verstoßung in eine niedrigere Laste oder nach
Umständen gar mit dem Tode betraft. Den drei obersten
Lasten sind z. B. alle Fleischspeisen untersagt, der vierten
Laste nur das Rindfleisch. Ueberhaupt, je höher die
Laste, desto höhere Ehrenrechte, aber auch desto strenger
die Entbehrungen in Hinsicht der Speisen und Getränke.
An die vier edeln Lasten schließt sich eine Aftercaste an,
Schunker genannt, welche aus Mißheirathen verschiede-
ner Lasten entsprossen sind, oder aus den reinen Lasten
verstoßen werden mußten; auf ihnen ruhet zwar nicht die
tiefe Verächtlichkeit der verworfenen Laste, aber sie bilden
doch den Uebergang zu derselben. Diese fünfte Laste der
Paria (d. h. der Unreinen) besteht aus den Unglückli-
chen, welche für die höheren Stände alles thun müssen,
was unrein, unehrlich ist. Dafür sind sie selbst unrein,
und alles wird unrein, dem sie nahe kommen. Sie dür-
fen daher nicht in die gemeinschaftlichen Pagoden (Tem-
pel) kommen, sondern sie haben ihre besonderen Pagoden
und Religionsübungen. Sie dürfen die Wohnungen der
Reinen nicht betreten (kann dies nicht immer vermieden
werden, so wird ein so verunreinigter Ort durch religiöse
Ceremonien wieder gereinigt), sie müssen allen Reinen auk
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305
Die asiatische Türkei.
von Jerusalem, ist jetzt ein wüstes Dorf; in einer Grotte zeiget
man Reisenden noch das Grab des Lazarus. — Nordöstlich vom
Oelberg liegt der Berg Q u a r a n t a n i a , d. h. der vierzig-
tagige, ein sehr hoher, steiler, beinahe nackter Felsen, der kaum
ohne Lebensgefahr bestiegen wird, aber eine entzückende Aussicht
über ganz Palästina gewahrt. Auf dem Gipfel steht eine Ka-
pelle, weil hier der Teufel dem Heilande alle Reiche der Welt
gezeigt haben soll, und in der Mitte des Abhanges ist eine an-
dere Kapelle, weil hier der Heiland 40 Tage gefastet haben soll,
und man weiset den Pilgern noch die Steine, die er in Brod
verwandeln sollte.
Bethlehem, d. h. Brodhaus, liegt 2 Stunden südlich von
Jerusalem, auf einem Felsenberge, der über lachende Hügel und
Thaler her sieht, jetzt ein großes volkreiches Dorf, von Christen
und Muhammedanern bewohnt. Etwa 200 Schritts östlich vom
Orte ist ein feftungsähnliches Kloster mit einer prächtigen Kir-
che, von der h. Helena erbauet; unter dem Chore ist die Ge-
burtsstätte des Heilandes, eine Felsengrotte, 37 Fuß lang, 12
Fuß breit, 9 Fuß hoch, mit schönem Marmor bekleidet, von 32
silbernen Lampen erhellt. Auch zeigt man die Grabkapelle der
unschuldigen Kinder. Franciscaner sind im Besitze der Kirche,
in dem Kloster sind aber auch griechische und armenische Mönche.
Eine halbe Stunde von der Kirche, auf den Fluren Bethlehems,
steht eine Kirche, wo ein Engel den Hirten die Geburt des Hei-
landes verkündigte.
Hebron, 7 Stunden südlich von Jerusalem, wird fast nur
von Muhammedanern bewohnt. In einem Derwischkloster spen-
det man Reisenden täglich Linsenmus, zum Andenken einer be-
kannten Begebenheit in Jacobs Geschichte.
Jericho, d. h. Palmenstadt, 6 Stunden nordöstlich von
Jerusalem, 2 Stunden vom Jordan, in'einer an. Rosen, Bal-
sam und Palmen ausgezeichneten Gegend, ist jetzt ein elendes
Dorf, in welchem Araber Hausen.
Joppe, d. h. Schönheit, jetzt Jaffa, am mittelländi-
schen Meere, hat 1200 Jnw. und einen Hafen. Hier landen
die Pilger, welche aus Europa kommen, die heiligen Orte zu
besuchen.
Samaria, liegt ganz in Schutt, Sichem aber heißt jetzt
Naplu sa, und wird von Samaritanern bewohnt. Der Ja-
kobsbrunnen ist noch zu sehen, 105 Fuß tief, 5 Fuß breit, und
hat 15 Fuß hoch das trefflichste Wasser; eine Kirche, welche die
heil. Helena über diesem Brunnen erbaut hatte, ist gänzlich
zerstört.
Ca na in Galiläa ist ein Flecken mit 500 Familien, und
Nazareth, jetzt Nasra, d. h. die Blume, in einer anmu-
thigen Berggegend, hat 400 Jnw., Muhammedaner und Chri-
sten. An der Stätte, wo der Erzengel Gabriel Maria begrüßte,
steht eine schöne katholische Kirche, Maria Verkündigung ge-
nannt, und bei der Kirche ist ein spanisches Franciscanerkloster.
Nazareth liegt 24 Stunden nördlich von Jerusalem.
U
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Extrahierte Personennamen: Helena Jordan Helena Gabriel_Maria Maria Maria_Verkündigung Maria
Ostindien. 329
in ihr Fleisch eindringen, ohne daß sie sich wenden. Wie-
der andere lassen sich mit einer Halzkette an einem Baum
schmieden, andere falten Jahre lang die Hände über den
Kopf; wieder andere legen sich auf den Weg, und lassen
Processionen über sich hergehen, bis sie todt getreten sind.
Wenn alle diese Selbstpeinigungen auch übel verstanden
sind, so zeugen sie doch von einem tiefen religiösen Gefühle.
Das Wasser wird von den Hindu für heilig gehalten,
denn aus Wasser ging nach ihrer Meinung die Schö-
pfung hervor, „Wasser ist das Beste, was es gibt," pfle-
gen sie zu sagen. Sich oft waschen und baden gehört zu
den Religionsübungen. Für besonders heilig gilt das
Wasser des Ganges, und der Buramputer heißt übersetzt
Brahma's Sohn. Zum Ganges stellt man aus weiter
Ferne Wallfahrten an, und fast überall sind seine Ufer
mit Mauern und Treppen eingefaßt, damit die Pilger
bequem zu seinen Fluthen kommen können. Wer etwas
Unreines in den Ganges würfe, würde sich sehr straf-
fällig machen. Jeder Hindu tragt gern ein Flaschlein
mit Gangeswasser immer bei sich, und bei einem solchen
Gefäße werden alle Eide abgelegt. — Der Hindu glaubt,
eine abgeschiedene Menschenseele, die noch nicht vollkom-
men rein sey, müsse zur Läuterung erst durch mancherlei
Thiere wandern. Darum sind sie überaus sanft gegen
Thiere, weil man nicht wissen könne, ob in diesem Thiere
nicht eine Menschenseele wohne. Das Schlachten der eß-
baren Thiere ist zwar den unteren Standen erlaubt, aber
dafür sind dies auch die unteren Stände; die Brahmi-
nen , Rasbuten und Banianen dürfen in ihrem Leben
kein Thier tobten, nicht einmal eine Fliege, und niemals
Fleisch essen. Wer einen hungrigen Ochsen zur Arbeit
zwingt, muß 20,000 Kauris *) Strafe zahlen, aber 40,000
Kauris, wer gegen eine Kuh so grausam ist. Das Tödten
eines Fisches kostet 800, und das einer Ameise sogar
noch 86kauris. Die Kuh ist ein besonders Heiligesthier,
und darf niemals getödtet werden. Alte und kranke Thiere
werden in besondern Thierhospitälern verpflegt bis an ihr
seliges Ende. Zuweilen gibt der Hindu den Fliegen ein
Gastmahl, welches aus Milch, Reis und Zucker besteht.
— Die Kleidung der Hindu ist sehr einfach. Die Bra-
') Zehn Kauris machen einen Pfennig.
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Ostindien. 331
a. Freie Jndierstaaten.
a) Staat der Seiks.
Dieser Staat, der nördlichste in Vorderindien, stößt an Casch-
mir, und wurde durch die Seiks gegründet, welche anfangs
nur eine besondere Religionssecte der Hindu waren, die nur e>-
nen einzigen unsichtbaren Gott verehren, alle anderen Lehren
der Brahminen verwerfen, und also eigentlich Deisten sind. Ihr
Stifter ist Nan ec Schah aus der Cafte der Schettries, ge-
boren 1469. Er verkehrte früh mit Fakirs und Muhammeda-
nern, reifete pilgernd nach Mecca und Medina, und widmete
sich endlich bloß der Andacht: Sein Plan war, Muhammeda-
ner und Hindu durch eine einfache Religion zu vereinigen, und
deswegen pflegte er zu sagen: „Hunderttausend Muhammeds,
eine Million Brahmas und Wischnus stehen am Throne des
Allerhöchsten, sie sterben alle: Gott allein ist unsterblich. Der
allein ist ein guter Hindu, der gerecht, und der ein guter Mu-
hammedaner, dessen Leben rein ist." Nanec starb 1540 zu Kir-
taipur, welches deswegen den Seiks eine heilige Stadt ist;
man zeigt in seinem Dermensale (Tempel) dort den Pilgern noch
ein Stück von seiner Kleidung. Wahrend seines Lebens übte er
als Priester und Fürst die geistliche und weltliche Herrschaft über
seine Anhänger, die demüthig sich seine Seiks (Schüler) nann-
ten. Als die Jogis *) von ihm Zeichen und Wunder forder-
ten, antwortete er ihnen: „Ich besitze nichts, was des Zeigens
werth wäre; ein Lehrer des Heiligen hat nichts zu seiner Ver-
theidigung, als die Reinheit seiner Lehre. Die Welt kann sich
andern, aber der Schöpfer ist unwandelbar." Sterbend setzte er
zum Erben seiner Herrsaaft nicht einen seiner Söhne ein, son-
dern einen geliebten Schüler, Litzen a. Eine heilige Sage un-
ter^ den Seiks bestimmte nur zehn Nachfolger Nanec's in seiner
Würde. Unter diesen war Erdschun, der die Schriften Na-
nec's^sammelte, und den Adi Granth, das erste heilige Buch
der Seiks, herausgab. Nun erregte die neue Secte die Aufmerk-
samkeit des muhammedanischen Großmoguls, die Seiks wurden
verfolgt, und Erdschun starb des Martyrertodes. Da trat dessen
Sohn und Rachsolg/r, Har Gowind, als sein Racher auf,
rief die Seiks zu den Waffen für die Religion, und ein Kampf
der Verzweiflung entstand, in welchem die Seiks immer siegreich
hervorgingen, wenn auch zuweilen ihre Heere geschlagen wurden,
ihre Häupter auf dem Blutgerüste sterben mußten. Als Tag
B e h e d u n s hingerichtet war, ergriff sein Sohn Guru G o-
wind die Zügel der Herrschaft über die Seiks. Er vernichtete
die Absonderung der Hindu nach Casten, räumte dem untersten
Schudra gleiche Rechte mit dem ersten Brahminen ein, und zog
dadurch nicht bloß Hunderttausende von Hindu zu seiner Partei
über, sondern da er die Vernichtung der sie grausam versolgen-
') So nennt man die Fakirs, welche vorgeben
dis Wundergabe errungen ju haben.
durch Selbstpeinigungen
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310
Arabien.
sind auch hier noch genug. Der Araber selbst nennt diese
Landschaft wohl Pemen. Auch hier sind Raubthiere,
wie überall in heissen Landern. Fette Heuschrecken wer-
den in gewissen Monaten zur täglichen Kost benutzt, aber
auch getrocknet für andere Jahrszeiten bewahrt, und kom-
men als Lebensmittel auf die öffentlichen Markte. Solche
Heuschrecken aß Joannes der Täufer, denn sie sind durch
alle warmen Lander des Morgenlandes verbreitet.
Ein ganz vorzügliches Product des glücklichen Ara,
biens sind die e d eln Pferde und der treffliche Kaf-
fee, und deshalb kann man Arabien das Vaterland der
Pferde und des Kaffees nennen. Die arabischen Pferde
gelten für die besten der Erde. Doch unterscheiden die
Araber selbst ihre Pferde in die Kadischi und Keh-
ln ni. Nur die Kehlani sind die edeln Pferde, und es
werden Zeugen zu Protokoll vernommen, wenn ein sol-
ches Pferd zur Welt kommt, und man führt über die
Abstammung dieser edeln Pferde Stammbaume, die 2000
Jahre zurück gehen, und durch obrigkeitliche Zeugnisse
beglaubigt sind. Ein solches Pferd kostet an tausend
Thaler, wird nur an Araber verkauft, und dieser
bekommt beim Ankauf auch das beglaubigte Zeugniß von
der Abstammung des Pferdes. Der Araber macht sich
freilich auch viel aus seinem Pferde; er halt lange Ge-
spräche mit ihm, versichert es seiner Liebe, sagt ihm, er
habe es wie einen Sohn gehalten, küsset und umhalset
cs. Weil die edeln arabischen Pferde einige Tage ohne
Futter leben können, so sagt der Araber gern, sein Leib-
roß lebe vom Winde. Das arabische Pferd ist von mitt-
lerer Größe, schlank, fein von Knochen, hat einen kleinen
Kopf, einen langen Hals, meist eine braune Farbe; es
wird mit Reis, Datteln, Gerste, etwas Heu und Ka-
meelmilch gefüttert. — Man hat übrigens wilde Esel,
Büffel, Rindvieh mit Buckeln, Schafe mit Fettschwan-
zen, Gazellen, Affen und Strauße. — Das Pflanzen-
reich liefert den berühmten Balsam von Mecca, Weih-
rauch, Zuckerrohr, Wein, alle Arten edler Südfrüchte,
besonders haben die vielerlei wohlriechenden Spezereien
die Benennung des glücklichen Arabiens veranlaßt. Auch
ist dieses Land das Vaterland des K a ffe e s, der seine Güte
hier dem sandigen Boden und salzigen Wasser zu ver-
danken haben soll. Der arabische Name ist K ah weh,
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Arabien. 311
d. h. Mangel an Eßluff bewirkend, auch Cahue, d. h.
Magenstärkung, und man erzählt, daß ein arabischer
Abt ihn zuerst angewendet habe, seine Mönche des Nachts
beim Ehorgesange wach zu erhalten, weil er von einem
Hirten gehört hatte, daß seine Heerden des Nachts gar
nicht ruhig waren, wenn sie Tages Theile vom Kaffee-
baume gefressen hatten. — Mais und Reis wird stark
gebauet. Unter den Mineralien findet man Gold, Sil-
der, Edelsteine und Salz, aber niemand beschäftigt sich
mit dem Bergbau.
Arabien bildet keinen einzigen Staat, sondern besteht
aus vielen kleinen Staaten, die man nicht einmal dem
Namen nach alle kennt. Viele Araber leben nicht ein-
mal in Staatenveceinen. Wir führen daher nur einige
Ortschaften Arabiens an:
1) Im wüsten Arabien: Ana und Lachsa, schlecht-
gebaute "Orte, T a d m o r mit den herrlichen Ruinen des
ehemaligen Palmyra. Die meisten Bewohner dieser Land-
schaft leben als Nomaden unter Zelten, und verabscheuen Städte
und Dörfer.
2) Im steinigen Arabien ist berühmt das Gebirge Si-
nai, d. h Fels, zwischen beiden nördlichen Armen des arabi-
schen Meerbusens. Der höchste Punkt des Gebirges sind zwei
Spitzen, die nördliche H o r e b und die südliche S i n a i selbst.
Auf dem Horeb, d. h. Trockniß, steht ein griechisches Mönchs-
kloster, zur h. Catharina benannt, deren Körper, nachdem sie
zu Alexandria in Aegypten den Martertod erduldet, hier begra-
den seyn soll. Der umherstreifenden Räuber wegen sind die
Thore des Klosters immer geschlossen, oft sogar zugemauert,
und Reisende werden in einem Korbe hinaufgewunden, und eben
so wieder herausgelassen, aber niemand wird der Eintritt ge-
stattet , der nicht vom Bischöfe des Sinai, der zu Cairo in
Aegypten restdirt, eine schriftliche Erlaubniß vorzeigt. Auf dem
Sinai steht ebenfalls eine Kirche, und an dessen Fuße. ein grie-
chisches Kloster zur Verklarung Christi. In dem Klostergarten
wird das schönste Obst jeder Art, Orangen, Citronen, Man-
deln^, Pfirsiche, Weintrauben, Melonen und andere edele Küchen-
gewächse und die wohlriechendsten Kräuter, mit denen auch das
ganze Gebirge üppig pranget, in der größten Fülle gezogen.
Der Sinai ist 6000 Fuß hoch, und der Gipfel, wo die Kirche
steht, hat etwa 600 Fuß im Umfange, die reinste Luft und eine
herrliche Aussicht. _ Und an dieser entzückenden Statte ereignete
sich eine der wichtigsten Begebenheiten in der Menschengeschichte,
die Offenbarung des alten Bundes. Die Araber zeigen den Rci,
senden genau noch alle Stellen, welche hier biblisch merkwürdig
sind, z. B. wo derbrennende Dornbusch war, wo Aaron das
goldene Kalb goß, wo Moyses den Haderfelsen schlug, wo Core
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Catharina Aaron
Extrahierte Ortsnamen: Arabiens Palmyra Alexandria Christi Dornbusch
334 Ostindien.
den Umfang, schlechte krumme Straßen mit Kanälen und Lei-
chen zum Baden für die Hindu, 800,000 Jnw. (wie Paris), un-
ter denen Hindu, Engländer und viele andere Europäer, schwarze
Negersclaven, Araber, Perser, Mongolen u. s. w. Die Hauser
der Engländer sind Paläste, der Hindu aber elende Hütten aus
Bambusrohr. Wie wichtig der Handel ist, kann man daraus
ermessen, daß der Zoll wohl schon in einem Jahre 5 Millionen
Thaler eingebracht hat. Elephanten gehen auf den Straßen Cal-
cuttas ohne Führer hin und her, und tragen Lasten nach ihren
Bestimmungsorten, arbeiten am Flusse, u. s. w.— Dakka,
an einem andern Arme des Ganges, hat 200,000 Jnw. und lie-
fert die feinsten baumwollenen und seidenen Zeuge- — I a g r e-
nat am Meere hat einen uralten Hindutempel — Pagoden
werden -solche Tempel genannt— der in einem Felsen ausgehauen
ist, und jährlich von mehr als 1 Million Pilger besucht wird. —
Benares, am Ganges, die heilige Stadt der Hindu, hat
12,000 stein. Häuser, 16,000 Lehmhütten von Bambus, 500,000 Jnw.
und ist der Hauptsitz der Hindugelehrsamkeit. Viele Treppen
führen zum Ganges hinab, damit die Hindu das fromme Wa-
schen anstellen können. Benares ist die größte Stadt in Ostin-
dien, und handelt stark mit Diamanten, Indigo und Shawls.
— Delhi, in den letzten Zeiten die Residenz des Großmoguls,
soll zur Zeit ihres Flores 2 Mill. Inwohner gehabt haben. Als
1739 der Perserschach Nadir sie eroberte und plünderte, wur-
den 120,000 Jnw. niedergehauen- Nachher, 1761, kam noch ein
Fürst der Afghanen, und verwandelte sie in einen Schutthaufen,
und was dieser übrig ließ, zerstörten später noch die Mahratten.
In neuern Zeiten hat sie sich wieder etwas erholt, und zählt
»nun doch 200,000 Jnw. — Agra, die ältere Residenz des
Großmoguls, hatte ehemals eine Moschee dem Residenzschloß ge-
genüber, die in - und auswendig mit Gold überzogen war- Jetzt
ist auch hier von der alten Herrlichkeit nichts mehr übrig. —
Golkonda, Hauptstadt im ehemaligen Reiche Golkonda,
welches durch seine Diamantgruben weltberühmt ist, liegt als
starke Festung auf einem Berge. Hier werden die köstlichen Dia-
manten , welche die Gruben der Umgegend liefern, geschliffen,
und dann in den Handel gebracht. — Etwa 4 Stunden We-
ges von Aurungabad sind 20 alte Felsenpagoden der Hindu;
die eine, das Paradies genannt, ist 240 Fuß lang, 140 Fuß
breit, 90 hoch; Elephanten, Tiger und andere große Thiere, in
Felsen ausgehauen, doch nur mit halben Leibern, dienen als
Säulen des Gewölbes, und 50 Riescnsiguren zieren das Innere
der Pagode, alle sind aber im Felsen ausgehauen. Noch schöner
sind die Felsenpagoden- zu Ello re, in denen alle Götter der
Hindu ihre Tempel haben; die schönste Pagode Cailas ist 247
Fuß lang, 150 breit, 100 hoch. Man begreift nicht, wie Men-
schenhände solche herrliche Dome in Felsen haben aushöhlen kön-
nen. Die Pyramiden und Obelisken der alten Aegypter und die
Bauten der Babylonier sind nichts gegen diese Anlage der Pa-
goden durch die alten Hindu.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Dakka
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Baden Paris Benares Ostin- Agra Golkonda Reiche_Golkonda
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Ostindien.
B) Präsidentschaft Madras, an der Küste Co-
romandel, hat zur Hauptstadt
Madras, am kleinen Flusse Palier, nahe am bengalischen
Busen, mit 400,000 Jnw-, unter denen Hindu, Peguaner, Chi-
nesen, Araber, Armenier, Juden und verschiedene Europäer
sind. Die Stadt hat 3-Theile, das Fort St. Georg, die
schwarze Stadt und Neumadras. Nur der letzte Theil
ist regelmäßig gebauet.^ An 45,000 Hindu sind hier in den Kat-
tunmanufacturen beschäftigt. Schade, daß der Hafen der Stadt
so schlecht ist! Die Küste Coromandel ist überall fast so niedrig,
wie die Fläche des Meeres. —? Die Hitze zu Madras ist sehr
groß. Thüren und Fenster läßt man gegen einander immer
offen, und selbst beim Abendessen hat man noch ein Sacktuch an
beiden Seiten liegen, gegen den Schweiß, und damit der Luft-
zug bei der Abendtafel die Lichter nicht auslösche, so setzt man
sie unter Glasglocken. Zur Kühlung gegen die große Hitze trinkt
man Kokosmilch mit Zucker. Der harte Engländer trinkt frei-
lich Porterbier und Wein, aber auch der zugesetzte Salpeter
kühlt diese Getränke nicht viel. — In der Nähe von Madras
ist eine uralte sehr große Stadt mit unzähligen Häusern, Pa-
goden, Pyramiden, Gewölben, sämmtlich in einem einzigen Fel-
sen ausgehauen, setzt aber liegt das bewundernswerlhe Werk in
Trümmern. — S eri n g a p a t n a m mit 30,000jnw., liegt auf
einer Insel, und ist der Sitz des Nabobs von Mysore (spr.
Maissur), welcher den Engländern zinsbar ist. — Cochin
und C a licut sind zwei ansehnliche Seestädte mit Häfen, auf
der Küste Malabar, und haben etwa 25,000 Jnw. Zu Calicut
landete Vasco da Gama zuerst, als er den Seeweg nach Ostin-
dien gefunden hatte. —
C) Prasidentscha ft Bombay an der Küste Ma-
labar, hat zur Hauptstadt
Bombay auf der gleichnamigen Insel, Festung mit 300,000
Jnw. Die Stadt lebt vom Handel, und hat den einzigen Kriegs-
hafen am Festlande Ostindiens. Mit der Insel Bombay hangt
durch einen Erdwall zusammen die Insel Salsette, die wie-
der sehr berühmte Felsenpagoden hat. Dergleichen sind ebenfalls
auf der nahen Insel Elephante, welche Bombay mit Lebens-
mitteln versieht. — Surate, am Tapti, 5 Stunden vom
Meere entfernt, mtt 400,000 Jnw., hat herrliche Paläste und
elende Hütten, Hospitäler für kranke Menschen und kranke Thiere,
Pagoden, Moscheen und Kirchen.
Der reiche Engländer in Ostindien führt ein höchst
üppiges Leben. Er muß ^ wenigstens einen Haushofmei-
ster, einen Koch und Küchenjungen, einen Tafeldecker,
einen Friseur und Varbier haben, welcher letztere ihm
auch die Glieder kneten muß u. s. w. Dabei muß er
eine Näherinn, Wäscherinn und Büglerinn haben. Diese
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier]]
Extrahierte Personennamen: Georg
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Madras Madras Madras Madras Ostin- Bombay Bombay Festlande_Ostindiens Bombay Bombay Tapti Ostindien