Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen - S. 2

1910 - Nürnberg : Korn
2 zu einem Grafen oder Fürsten, wenn er einherstolziert: Vater! Es hat schon manchen gegeben, der es wohl gelitten hätte, wenn man auf manierliche Weise und mit Verstand so zu ihm gesagt hätte; aber den meisten andern käme das vor wie ein Schimpf, und als machtest du dich gar gemein mit ihnen. Mancher sähe dich mit zorniger Verachtung an und gäbe dir entweder gar keine Antwort darauf oder eine böse. Zu Gott jedoch darfst du herz- haft sagen: „Vater" und er hört es gern, wenn man so zu ihm spricht. Wie viel tut sich mancher darauf zu gut, daß sein Vater ein Angestellter ist, ein Bürgermeister oder so etwas; und was für ein stolzes Geblüt läuft manchem Stadtherrn durch die Adern und meint wunder, was das auf sich hätte, von einem angesehenen Hause zu sein. Und doch brauchte keiner darauf sich viel eiuzu- bilden; denn all das Schellenzeug und die farbigen Lappen von Titeln und Ämtern, was ist daran zuletzt gelegen! Der Tod wirft das alles zusammen und rührt es untereinander und wäscht es weiß wie der Papiermüller die farbigen Lumpen, so daß man zuletzt keinem Totenbein mehr ansieht, ob es zu Lebzeiten gewichste Stiefel oder Schnallenschuhe getragen, oder ob es barfuß gegangen ist. Auf was der Mensch stolz sein darf, das ist seine edle Herkunft von Gott, daß er ein Königssohn oder eine Königstochter ist und ewig bleibt, wenn er nicht selbst Gottes Vaterhand und Vaterherz von sich stößt, seinen hohen Adel verunehrt, den Wappenschild verwüstet und der hohen Verwandtschaft sich unwürdig macht. Darauf sollst du stolz sein und zeig auch lebenslänglich diesen Stolz und führ dich stets adelig auf! Schäm dich etwas zu tun, was sich deiner göttlichen Abkunft nach nicht ziemt. Gib dich nicht her zur wüsten Völlerei und Gefräßigkeit; sei zu stolz dazu! Gib dich nicht her zu dem schmachvollen Laster der Unzucht; sei zu stolz dazu! Gib dich nichl mit Lügen und Verstellung ab; sei zu stolz dazu! Bedenk überall und allezeit, daß du von könig- lichem, göttlichem Geschlechte bist, und daß du deinem hohen Vater Ehre machen sollst. Nach Alban Stolz. 3. Die Familie. In der heiligen Schrift wird uns berichtet, daß Gott der Herr dem Adam ein Weib zuführte, weil es ihm nicht gut schien, daß der Mensch allein sei. Dadurch setzte Gott die Ehe ein. Auf dieser beruht die Familie. Von ihr ist alle menschliche und geschichtliche Entwicklung ausgegangen. Die erste Stufe derselben ist das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern. Selbst in der

2. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen - S. 3

1910 - Nürnberg : Korn
3 Tierwelt zeigt es sich, daß die Eltern für ihre Jungen sorgen. Habt ihr es nie beobachtet, wie der Vogel unablässig Nahrung herbeiholt seine hungrigen Jungen zu speisen? Wie ist eine Henne ängstlich besorgt um ihre Küchlein' Ist es nicht rührend zu sehen, wie sie die Kleinen unter ihre Flügel sammelt um sie zu schützen und zu wärmen? Die Reisenden erzählen uns, daß auch unter den wilden Völkern, die jeder andern Ordnung hohnsprechen, ein Band der Liebe zwischen Eltern und Kindern besteht, das sich hauptsächlich in der Sorge der Mutter für das leibliche Leben der letzteren kundgibt. Bei den gesitteten Völkern, besonders den christlichen, begnügen sich Vater und Mutter nicht, dem Kinde die notdürftigste Nahrung zu reichen. Ihre Liebe zu den Kindern ist eine dauernde, unauflösliche und erstreckt sich nicht nur auf die äußere Pflege; sie trachten vielmehr aufs eifrigste darnach, daß ihre Kinder auch der geistigen und sittlichen Güter, welche die Bildung gewährt, teilhaftig werden. Auch die Großeltern, Paten und Vettern sind den Kindern in Liebe zugetan; sie alle nehmen Anteil an der Sorge für das leibliche und geistige Wohl der Kinder. Frühmorgens versammelt der Vater die Familienmitglieder zum Morgengebet, das unsere Vor- fahren Morgensegen nannten, weil von ihm ein Segen über die Tagesarbeit ausgeht. Die Mutter ist vom frühen Morgen an mit der Wart und Pflege der Kinder und der Besorgung des Hauswesens beschäftigt, „sie ruhet nimmer; sie lehret die Mädchen und wehret den Knaben". Reinlich und anständig müssen die Kleinen zur Schule gehen, pünktlich treffen sie dort ein, treu und fleißig erledigen sie ihre häuslichen Aufgaben. Der Vater geht seinem Geschäft und Beruf nach; ihm liegt die Erhaltung und Förderung der Seinen ob. Die Kinder ehren und achten ihre Eltern und gehorchen ihnen freudig. Ohne Murren folgen sie den Worten des Vaters; gerne beachten sie die mahnende und warnende Stimme der Mutter. Lüge und Unredlichkeit wird nicht geduldet. Man hört keine rohen Worte und keinen Fluch. Freundlich und höflich begegnen alle Familienglieder einander. Aucb die Fremden werden gastfreundlich behandelt. Kommt der Sonntag herbei, ziehen alle ihre guten Kleider an und begeben sich zur Kirche. Auch das Kind soll frühzeitig die Stätte lieb gewinnen, wo man Gottes Ehre predigt. Am Sonntag nachmittag gehen' die Eltern mit ihren Kindern hinaus in Gottes schöne Natur. Da werden die Kleinen hingewiesen auf den Segen Gottes, der sich in Feld und Wald zeigt. Jetzt lernen sie den Spruch des Dichters Geibel verstehen: 1*

3. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen - S. 5

1910 - Nürnberg : Korn
5 die fleißigen Hände und mehrt den Gewinn mit ordnendem Sinn und füllet mit Schätzen die duftenden Laden und dreht um die schnurrende Spindel den Faden und sammelt im reinlich geglätteten Schrein die schimmernde Wolle, den schneeigen Lein und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer und ruhet nimmer. Schiller. 5. Wenn eine Mutter betet für ihr Kind. Der reinste Ton, der durch das Weltall klingt, der reinste Strahl, der zu dem Himmel dringt, die heiligste der Blumen, die da blüht, die heiligste der Flammen, die da glüht, ihr findet sie allein, wo, fromm gesinnt, still eine Mutter betet für ihr Kind. Der Tränen werden viele hier geweint, solange uns des Lebens Sonne scheint; und mancher Engel, er ist auserwählt, auf daß er unsre stillen Tränen zählt; doch aller Tränen heiligste, sie rinnt, wenn eine Mutter betet für ihr Kind. O schaut das Hüttchen dorten, still und klein, nur matt erhellt von einer Lampe Schein, es sieht so trüb, so arm, so öde aus und gleichwohl ist's ein kleines Gotteshaus; denn drinnen betet, fromm gesinnt, still eine Mutter für ihr Kind. O nennt getrost es einen schönen Wahn, weil nimmer es des Leibes Augen sahn; ich lasse mir die Botschaft rauben nicht, die Himmelsbotschaft, welche zu uns spricht, daß Engel Gottes stets versammelt sind, wenn eine Mutter betet für ihr Kind. Ferd. Stolle. 6. Vier Regeln für den Hausstand. 1. „Bete und arbeite!" Bete! heißt's zuerst. Das ist der Morgensegen und der Tagessegen und der Abendsegen. Wo das Gebet das Tagewerk beginnt, fortsetzt und endet, da hilft Gott arbeiten. Es geht frisch und freudig von der Hand und gibt ein ordentlich Stück. Da ist das „Arbeite" keine Last und Bürde,

4. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen - S. 7

1910 - Nürnberg : Korn
7 7. Das Gewitter.*) Urahne, Großmutter, Mutter und Kind in dumpfer Stube beisammen sind; es spielet das Kind, die Mutter sich schmückt, Großmutter spinnet, Urahne gebückt sitzt hinter dem Ofen im Pfühl. — Wie wehen die Lüfte so schwül! Das Kind spricht: „Morgen ist’s Feiertag, wie will ich spielen im grünen Hag!**) Wie will ich springen durch Tal und Höh’nl Wie will ich pflücken viel Blumen schön! Dem Anger, dem bin ich hold.“ Hört ihr’s, wie der Donner grollt? Die Mutter spricht: „Morgen ist’s Feiertag, da halten wir alle fröhlich Gelag; ich selber, ich rüste mein Feierkleid; das Leben, es hat auch Lust nach Leid, dann scheinet die Sonne wie Gold!“ — Hört ihr’s, wie der Donner grollt? Großmutter spricht: „Morgen ist’s Feiertag, Großmutter hat keinen Feiertag; sie kochet das Mahl, sie spinnet das Kleid, das Leben ist Sorg’ und viel Arbeit; wohl dem, der tat, was er sollt’!“ — Hört ihr’s, wie der Donner grollt? Urahne spricht: „Morgen ist’s Feiertag, am liebsten morgen ich sterben mag; ich kann nicht singen und scherzen mehr, ich kann nicht sorgen und schaffen schwer; was tu’ ich noch auf der Welt?“ — Seht ihr, wie der Blitz dort fällt? Sie hören’s nicht, sie sehen’s nicht, es flammet die Stube wie lauter Licht. Urahne, Großmutter, Mutter und Kind vom Schlag miteinander getroffen sind; vier Leben endet ein Schlag — und morgen ist’s Feiertag. G. Schwab. *) Am 30. Juni 1828 schlug der Blitz in ein von 2 Familien be- wohntes Haus der württembergischen Stadt Tuttlingen und tötete von 10 Bewohnern 4 Personen desselben : Großmutter (71 Jahre alt), Mutter, Tochter und Enkelin (8 Jahre alt). **) Hag; dichtes Gebüsch, Hain.

5. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen - S. 9

1910 - Nürnberg : Korn
9 Kleeäcker mit größerem Stolze als ehedem die eigenen. Auch die Dienstboten haben es bald gemerkt, daß zwischen den beiden die größte Eintracht herrscht, und nicht mehr gelacht, wenn der Alte etwas tadelte; denn sie wußten, daß sie bei dem Jungen übel ankommen würden. Und als nach Jahr und Tag ein Kiudlein in der Wiege schrie, wurde er die fleißigste und besorgteste Kinds- magd; denn er sah hier den alten Baum neue Sprossen treiben und das ist fröhliche Hoffnung, welche selbst über das Grab hinaus grünt. Wir können ihn an manchen Sommernachmittagen be- obachten, wie er daheim, die Fliegenklatsche in der Hand, an der Wiege eingenickt sitzt, während die andern draußen auf dem Felde arbeiten, oder wie er stolz dareinschaut, wenn der Erstgeborene an seiner Hand die ersten Schritte macht. Wie schön ist es, wenn so das Alter mit dem Rat und die Jugend mit der Tat froh zum gemeinschaftlichen Werke schreitet; wenn die alten Leute im Kreise der Kinder und Enkel leben, teilnehmend an allen ihren Freuden und Leiden! Leider ist es nicht überall so und in manchem Auszugs- stübchen ertönen Seufzer und Klagen. Der sogenannte Auszug, die Bezüge an Mehl, Schmalz, Eier, Fleisch rc., welche die alten Leute vertragsmäßig von ihren Kindern zu erhalten haben, gibt nur zu oft Anlaß zu Unzufriedenheiten. Auf der einen Seite zeigen sich Neid und Geiz, auf der andern Mißtrauen und Klagen. Wie bitter muß das Stück Brot den alten Auszüglern im Munde aufquellen, wenn sie denken müssen: es ist uns nicht gegönnt von unsern Kindern, oder: unsere Kinder wären froh, wenn es nicht mehr lange währte, oder wenn sich gar Streit und üble Nachrede an ein solches Verhältnis knüpfen und es unerträglich machen! Es ist darum nicht gut, wenn die Eltern den Kindern die Übernahme des Gutes zu leicht machen, alles aus den Händen geben und in eine zu große Abhängigkeit von ihren Kindern geraten. Die Kinder werden ihnen viel mehr Liebe erweisen, wenn sie wissen, daß die Eltern unabhängig von ihnen sind, und daß sie noch einmal etwas zu erwarten haben. Nach Möhrlin. 9. Dichterworte, Sprichwörter und Sprüche. Kalt am Glauben fest und fest an der frommen Gesinnung; denn sie machet im Glück verständig und sicher, im Unglück reicht sie den schönsten Trost und belebt die herrlichste koffnung. Goelhr Trachte, daß dein Innres werde glänzend und dein Äußres rein, jede Miene und Gebärde, jedes wort ein Edelstein. Suwrrr.

6. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen - S. 11

1910 - Nürnberg : Korn
11 "die Ähre hat die Ehre. Am Baume ruhen die Wurzeln, die ihm Nahrung zuführen müssen, im Verborgenen; Blätter und Blüten stehen im Sonnenglanze. Sn'etneth Hause gibt es Herren und Diener. Gott hat es so geordnet und will, daß Knechte und Mägde in Einfältigkeit des Herzens ihren Herren dienen. Wer darin eine Ordnung Gottes sieht, dem kommt sein Stand nicht verächtlich vor; er dient um Gottes willen; Werke aber, in Gott getan, sind - Ehrenwerke. Knechte und Mägde, welche in solcher Gesinnung dienen, können nicht in einem Jahre drei oder vier Herrschaften haben; sie laufen wegen saurer Arbeit und wegen eines harten Wortes nicht gleich aus dem Dienste. Ein rechter Gesell hat nicht . alle vier Wochen einen neuen Meister und ein Lehrling, welcher zugleich in der Lehre des rechten Meisters steht, hat nicht schon drei oder vier Meister gehabt, ehe er ausgelernt hat. Dem rechten Gesinde ist der Herrschaft Ehre seine Ehre, der Herrschaft Schande eigene Schande. „Unser Haus," sagen rechte Knechte und Mägde. Ordentliches Gesinde läuft nicht fort, wenn ihm irgendwo ein Taler mehr geboten wird; es zieht nicht fort, wenn Gott schwere Tage über die Herrschaft schickt. Es spricht: „Haben wir Gutes mitgenossen, wie sollten wir das Böse nicht mittragen?" Es müssen viele in der Welt dienen. Aber mancher spricht: „Leider ja, ich muß dienen; ich kann einmal nicht anders durch die Welt kommen; mein Stand, mein Herkommen bringt es so mit sich." „Muß" aber ist ein bitter Kraut und aus bitteren Kräutern fließen bittere Säfte. Das kalte Muß gibt keine Freudigkeit. — Viele dienen um des Lohnes willen. Aber wenn das kalte Geld das Herz des Dieners regiert, so steht sicher die Untreue vor der Tür. — Manche sind zufrieden in ihrem Dienste, weil die Herr- schaft freundlich ist. Aber Menschenfreundlichkeit ist wie der Mond; sie scheint nicht immer. Bald ist sie voll bald halb bald nur ein armes Sichelchen, bald ist sie ganz weg. Es dient sich nur leicht und freudig, wenn man es tut um Gottes willen. Dann dient man einem Herrn, dessen Gnade einen Tag wie den andern scheinet auf alle, die ihn lieb haben. Treue Diener studen ihren Lohn oft schon bei Menschen wie Abrahams Hausvogt. Aber den rechten Lohn gibt ein anderer. Er lohnt nicht mit kaltem Gelde, sondern mit seiner Gnade, nicht vierteljährig, sondern täglich. Dem treuen Diener gibt er am Morgen Kraft zum Schaffen, zum Dulden und Tragen. Während der Arbeit ruft er ihm zu: „Fürchte dich nickt, denn ich bin bei dir!" Am Abend schenkt er ihm Frieden und des Nachts nimmt er ihm seinen Kummer vom Herzen. — Wenn daun das Freijahr

7. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen - S. 13

1910 - Nürnberg : Korn
13 v. Tellheim. Weil ich dir nichts schuldig werden will. Just. Darum? nur darum? — So gewiß ich Ihnen schuldig bin, so gewiß Sie mir nichts schuldig werden können, so wiß sollen Sie mich nun nicht verstoßen. — Machen Sie, was Die wollen, Herr Major, ich bleibe bei Ihnen; ich muß bei Ihnen bleiben. v. Tellheim. Und deine Hartnäckigkeit, dein Trotz, dein wildes, ungestümes Wesen gegen alle, von denen du meinst, daß sie dir nichts zu sagen haben, Ene tückische Schadenfreude, deine Nachsucht — — Just. Machen Sie mich so schlimm, wie Sie wollen, ich will darum doch nicht schlechter von mir denken als von meinem Hunde. Vorigen Winter ging ich in der Dämmerung an dem Kanäle und hörte etwas winseln. Ich stieg hinab, griff nach der Stimme und glaubte ein Kind zu retten, und zog einen Pudel aus dem Wasser. Auch gut, dachte ich. Der Pudel kam mir nach; abe§ ich bin kein Liebhaber von Pudeln. Ich jagte ihn fort, umsonst; ich prügelte ihn von mir, umsonst. Ich ließ ihn des Nachts nicht in meine Kammer; er blieb vor der Türe auf der Schwelle. Wo er mir zu nahe kam, stieß ich ihn mit dem Fuße; er schrie, sah mich an und wedelte mit dem Schwänze. Noch hat er keinen Bissen Brot aus meiner Hand bekommen und doch bin ich der einzige, dem er hört, und der ihn anrühren darf. Er springt vor mir her und macht mir seine Künste unbefohlen vor. Es ist ein häßlicher Pudel, aber ein gar zu guter Hund. Wenn er es länger treibt, höre ich auf den Pudeln gram zu sein. v. Tellheim (beiseite). So, wie ich ihm! Nein, es gibt keine völligen Unmenschen!---------Just, wir bleiben beisammen. Just. Ganz gewiß! Sie wollten sich ohne Bedienten behelfen? Sie vergessen ihre Blessuren, und daß Sie nur eines Armes mächtig sind. Sie können sich ja nicht allein ankleiden. Ich bin Ihnen unentbehrlich und bin,-----------ohne mich selbst zu rühmen, Herr Major, — und bin ein Bedienter, der — wenn das Schlimmste zum Schlimmen kommt — für seinen Herrn betteln kann. Lessing (Minna von Barnhelm). 13. Aus „Hermann und Dorothea." Dienen lerne beizeiten das Weib nach ihrer Bestimmung; denn durch Dienen allein gelangt sie endlich zum Herrschen, zu der verdienten Gewalt, die doch ihr im Hause gehöret. Dienet die Schwester dem Bruder doch früh; sie dienet den Eltern und ihr Leben ist immer ein ewiges Gehen und Kommen oder ein Heben und Tragen, Bereiten und Schaffen für andre. Wohl ihr, wenn sie daran sich gewöhnt, daß kein Weg ihr zu sauer Szss&F?

8. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen - S. 14

1910 - Nürnberg : Korn
14 wird, und die Stunden der Nacht ihr sind wie die Stunden des Tages, daß ihr niemals die Arbeit zu klein und die Nadel zu fein dünkt, daß sie sich ganz vergißt und leben mag nur in andern! Goethe. 14. Liebe Tochter! Es sind Dir laut Deines "letzten Briefes drei Kinder im Alter von 2 Monaten, 3 und 5 Jahren zur Pflege anvertraut. Dies veranlaßt mich Dir die Erfahrungen mitzuteilen, welche ich machte, als ich Dich und Deine vier Geschwister auferzog, und noch beizufügen, was ich bezüglich der Kinderpflege von erfahrenen Frauen und Männern gelernt habe. Betrachte die drei Kinder als den größten Schatz, der Dir von den Eltern derselben zur Bewachung übergeben worden ist. Auf das jüngste Kind richte besonders Dein Augenmerk; denn im Deutschen Reiche sterben durchschnittlich des Jahres 18,8 °/0 der Kinder im ersten Lebensjahre; es stirbt also ungefähr von sechs Kindern ein Kind, zu manchen Zeiten von fünf Kindern ein Kind. Ein kleines Kind kann leicht verwöhnt werden; es schläft dann nur, wenn man es herumträgt oder im Wagen fährt, oder wenn man die Wiege hin- und herbewegt; durch das starke Hin- und Herbewegen wird das Kind betäubt und man erzielt wohl Schlaf, aber keinen natürlichen. Unverständige Leute geben dem Kinde, damit es ruhig im Bett liegen bleibt, einen Mohnkopf- absud als Schlaftränklein oder in Branntwein getauchtes Brot als Betäubungsmittel; Mohn und Branntwein aber bringen dem Kinde Schaden. Beim sogenannten Zuller oder Schnuller saugt das Kind den erweichten Inhalt (ein Stückchen Semmel in Milch getaucht) durch die Leinwand hindurch; wird jedoch bei demselben nicht die größte Reinlichkeit beobachtet, so versäuert sich das Kind sehr leicht den Magen. Manche Personen stecken einen Finger oder einen Gummischlauch in den Mund des Kindes, damit es an diesem sauge; dadurch verleitet man das Kind die eigenen Finger oder Wäsche- oder Kleiderteile zum Saugen zu benützen. Die Saugflasche und was dazu gehört halte äußerst rein! Wenn das Kind schreit (es kann sich leicht durch heftiges Schreien einen Leibschaden zuziehen), so fehlt ihm etwas; es fühlt sich unbehaglich wegen Nässe oder es braucht Nahrung oder man hat es zu fest in die Kissen gewickelt oder es ist krank. Daß man stets für reine Windeln, Wäsche, Kleider und Betten sorgt, das versteht sich von selbst. Der Hunger muß natürlich gestillt werden; reiche jedoch dem Kinde nur solche Nahrung, die dem Magen desselben zuträglich ist; dabei hüte Dich, daß der

9. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen - S. 20

1910 - Nürnberg : Korn
20 gut auszuklopfen um allen Staub daraus zu entfernen und die ' Federn zu lockern. Mit Stroh gefüllte Unterlagen sind jährlich zu leeren, die Säcke zu reinigen und mit neuem Material wieder zu füllen. Lange Zeit benützte Matratzen müssen neu aufgearbeitet werden, wobei das alte Material (Roßhaar, Seegras) aufgezupft und gereinigt, der Abfall entfernt und durch neues Material ergänzt wird. Die geleerten Überzüge wäscht man bei dieser Ge- legenheit. — Alte Federbetten entleert man, füllt die Federn in Säckchen, erwärmt sie im nicht zu warmen Backofen oder an der Sonne, lockert sie durch passendes Klopfen, entfernt den Abfall und füllt mit den gereinigten alten und, soweit nötig, mit neuen Federn das gewaschene Jngefieder (Gefäß). — Nach ansteckenden Krankheiten 'bringt man die Federn in kleine Säcke und kocht sie in diesen in Seifenwasser aus. Dann bringt man sie in Körbe und übergießt sie mir reinem heißem Wasser. Zuletzt breitet man sie aus und trocknet sie, indem man sie häufig umwendet. Hölzerne Bettstellen müssen von Zeit zu Zeit, wenigstens jährlich ein- oder zweimal, auseinandergelegt werden, wobei man alle Leisten, Ecken und Fugen gründlich reinigt. Nach Schäfer. 18. Brennen und Löschen. Zu jeder Verbrennung gehört: 1. ein brennbarer Körper, 2. Sauerstoff, 3. eine Temperatur, bei der sich der Körper ent- zündet. Daraus ergeben sich die Bedingungen, unter welchen Feuer gemacht und ausgelöscht werden kann. Wer Feuer machen will, hat vor allem für gutes Brennmaterial zu sorgen. Um Feuers- gefahr zu verhindern, muß man mit leicht brennbaren Körpern vorsichtig umgehen. Man lege nichts auf, neben oder über den Herd und Ofen, was sich leicht entzünden kann, und sorge für rechtzeitige Reinigung der Kamine und Rohre. Die Asche bewahre man in einem un- verbrennlichen Gefäße auf und verschließe dieses. In die Nähe von leichtentzündlichen Stoffen, z. B. von Vorhängen, Stroh u. s. w., bringe man kein Licht. Bei bereits entstandenem Brande müssen brennbare Körper aus der Nähe des Feuerherdes entfernt werden; daher sorgt die Feuerwehr für das Ausräumen bedrohter Gebäude. Jeder Körper bedarf, wenn er brennen soll, eines Luftzuges, wodurch neuer Sauerstoff zugeführt wird; der Zug darf jedoch nicht so heftig sein, daß er die Flamme vom Brennmaterial ab- lenkt und letzteres zu sehr abkühlt. Bei jeder Verbrennung ent- steht zwar ohnehin schon ein Luftzug, da die Luft, welche das

10. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen - S. 21

1910 - Nürnberg : Korn
21 Feuer umgibt, sich erwärmt und, leichter geworden, emporsteigt; durch Gebläse kaun dieser natürliche Luftzug aber bedeutend gesteigert und dabei der Flamme eine bestimmte Richtung gegeben werden. Hierauf beruht das Anblasen des Feuers mit dem Blasrohre und dem Blasebalge. Auch durch entsprechende Ein- richtung der Herde, Öfen und Schlote kann der Luftzug gesteigert werden. Ist dieser ein ungenügender, so ist auch die Verbren- nung eine unvollständige und die Heizkrast des Brennmaterials wird nicht genügend ausgenützt. Verschließt man das Ofen- und das Aschentürchen vollständig, so erstickt das Feuer. Wo die Erstickung des Feuers wünschenswert ist wie in einem Keller, in welchem Spiritus oder Petroleum brennt, da führe man, wenn möglich, den vollständigen Verschluß der Öffnungen des Lokals (durch Sand rc.) herbei. Gerät eine Pfanne mit Fett, Schmalz u. s. w. in Brand, so muß dieselbe sogleich zugedeckt oder mit Asche oder trockenem Sande bestreut werden. Hat die Flamme die Kleider einer Person ergriffen, so ist es ratsam, daß sich diese auf die Erde werfe und durch Wälzen die Flamme zu ersticken suche. Aufrecht stehen zu bleiben, ist gefährlich, weil die Flamme auswärts steigt, Kopf und Gesicht ergreift und überhaupt an dem stehenden Körper mehr Brennstoff findet, als wenn sie von dem liegenden aus in die Luft strebt. Ein weiteres Mittel den Zutritt des Sauerstoffes zu ver- hindern und den brennenden Körper zugleich abzukühlen, ist das Begießen mit Wasser. Die Löschvorrichtungen der Feuerwehr gründen sich darauf. Im Hause sei immer genügend Wasser vor- handen, auf dessen schnelle und gleichmäßige Verteilung es im Notfälle vor allem ankommt. Das Umwickeln brennender Personen mit nassen Decken und Tüchern ist sehr wirksam. Brennendes Petroleum oder Schmalz mit Wasser löschen zu wollen, wäre töricht, weil durch die Hitze des brennenden Fettes das Wasser rasch verdampfen und der Dampf die Flammen des brennenden Fett- stoffes nach allen Richtungen auseinanderwerfen würde. Brennen- der Spiritus dagegen kann durch eine genügende Menge kalten Wassers schnell gelöscht werden, da er bei starker Verdünnung nicht mehr brennt. Sauerstoff wird dem Feuer auch entzogen, wenn man den brennenden Körper mit einem leicht brennbaren Stoff bestreut, welcher den Sauerstoff für sich beansprucht. So verbrennt man z. B. Schwefel, um Kaminbrände zu löschen. Nach Stoß. 19. Vom Xoelien der Speisen. Das Kochen hat den Zweck, durch einen entsprechenden Hitzegrad die Nahrungsmittel für die menschlichen Verdauungs-
   bis 10 von 256 weiter»  »»
256 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 256 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 21
1 7
2 0
3 6
4 4
5 62
6 0
7 27
8 2
9 0
10 18
11 0
12 1
13 0
14 0
15 25
16 33
17 0
18 3
19 65
20 0
21 1
22 0
23 0
24 7
25 6
26 12
27 0
28 1
29 11
30 8
31 0
32 0
33 25
34 3
35 3
36 1
37 76
38 23
39 101
40 0
41 1
42 0
43 1
44 2
45 27
46 0
47 3
48 0
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 2
1 10
2 0
3 2
4 20
5 1
6 21
7 1
8 1
9 2
10 0
11 20
12 20
13 6
14 0
15 1
16 38
17 72
18 3
19 1
20 1
21 17
22 0
23 3
24 24
25 0
26 0
27 0
28 10
29 1
30 1
31 0
32 2
33 0
34 0
35 0
36 42
37 0
38 4
39 33
40 23
41 8
42 78
43 2
44 2
45 42
46 6
47 0
48 4
49 2
50 1
51 2
52 5
53 0
54 29
55 0
56 0
57 2
58 0
59 5
60 9
61 3
62 0
63 0
64 3
65 0
66 3
67 0
68 16
69 3
70 12
71 7
72 59
73 6
74 0
75 9
76 8
77 61
78 0
79 27
80 0
81 4
82 6
83 1
84 5
85 1
86 0
87 12
88 0
89 0
90 0
91 18
92 81
93 3
94 65
95 1
96 5
97 0
98 3
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 17
2 3
3 9
4 0
5 41
6 14
7 5
8 1
9 2
10 0
11 3
12 6
13 18
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 4
20 0
21 1
22 0
23 0
24 13
25 5
26 2
27 0
28 12
29 3
30 0
31 0
32 3
33 32
34 4
35 0
36 0
37 0
38 0
39 40
40 0
41 0
42 2
43 30
44 0
45 0
46 26
47 0
48 0
49 0
50 22
51 31
52 54
53 0
54 1
55 1
56 2
57 0
58 0
59 11
60 2
61 1
62 10
63 0
64 3
65 6
66 0
67 3
68 0
69 0
70 7
71 3
72 0
73 0
74 2
75 10
76 1
77 0
78 1
79 1
80 0
81 41
82 0
83 4
84 3
85 0
86 3
87 0
88 0
89 7
90 2
91 0
92 0
93 2
94 4
95 1
96 1
97 2
98 1
99 6
100 36
101 4
102 10
103 0
104 0
105 0
106 3
107 7
108 0
109 0
110 5
111 13
112 1
113 5
114 29
115 0
116 8
117 1
118 0
119 1
120 0
121 1
122 3
123 7
124 63
125 15
126 1
127 1
128 0
129 4
130 0
131 6
132 0
133 18
134 0
135 0
136 15
137 16
138 0
139 0
140 0
141 2
142 3
143 3
144 0
145 2
146 0
147 3
148 0
149 0
150 0
151 5
152 46
153 0
154 23
155 0
156 1
157 1
158 0
159 0
160 1
161 0
162 0
163 0
164 0
165 4
166 6
167 0
168 8
169 0
170 0
171 0
172 1
173 5
174 0
175 44
176 0
177 16
178 0
179 8
180 0
181 0
182 4
183 40
184 0
185 0
186 0
187 0
188 7
189 0
190 0
191 0
192 0
193 0
194 1
195 3
196 8
197 0
198 0
199 7