§ 1*.'
Einleitung. Übersicht. *)
1. Die Weltgeschichte ist die Entwicklnngs- und Bildungsgeschichte der Menschheit.
Sie lehrt uns, durch welche Ereignisse und Thaten das Menschengeschlecht unter Gottes Leitung dem Ziele seiner Bestimmung, nämlich der Gemeinschaft mit Gott, näher gekommen ist und den gegenwärtigen Stand der Bildung erreicht hat.
2. Jesus Christus hat uns den Weg gebahnt, auf welchem wir das Ziel unserer Bestimmung erreichen, zu immer größerer Vollkommenheit gelangen können. Die Erscheinung Jesu Christi ist das wichtigste Ereignis, der Mittel- und Wendepunkt der Weltgeschichte.
3. Man teilt daher auch die Geschichte ein in
A. Geschichte der Welt vor Christus,
B. Geschichte der Welt nach Christus.
Da jedoch die nachchristliche Geschichte eine bedeutend größere Anzahl uns bekannter und zugleich für die Entwicklung des Menschengeschlechtes wichtiger Ereignisse umfaßt als die vorchristliche, so teilt man die erstere wieder in die mittlere und neuere Geschichte und schließt gewöhnlich die alte Geschichte ab mit dem Untergange des römischen Weltreiches. So entstehen drei Hauptabschnitte der Geschichte. In jedem derselben lassen sich drei Unterabteilungen (Perioden oder Zeiträume) unterscheiden. ..
4. Übersicht der Geschichte nach den Hauptabschnitten und Perioden.
A. Alte Geschichte (Alte Welt). Bon den ältesten Zeiten bis zum Untergange des römischen Reiches; bis 476 nach Christo.
I. Die Volker des Morgenlandes.
Ii. Die Griechen.
Iii. Die Römer.
*) Die mit * bezeichneten Paragraphen und Abschnitte können beim ersten Unterricht in der Geschichte übergangen werden.
Gutmann, Weltgeschichte. 1
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2
§1 — 2. Alte Geschichte, x—476 n. Chr.
B Mittlere Geschichte (Mittelalter). Vom Untergange des weströmischen Reiches bis zum Beginn der neueren Zeit-von 476 bis 1492 (Entdeckung Amerikas) oder bis 1517 (Reformation).
I. Periode, 476—843. Vom Untergange des weströmischen Reiches bis zum Vertrag von Verduu.
Ii. Periode, 843—1273. Vom Vertrage zu Verduu bis auf Kaiser Rudolf I. von Habsbnrg.
Iii. Periode, 1273-(1492)1517. Von Rudolf I. von Habsburg bis zum Beginn der neueren Zeit.
C. Neuere Geschichte (Neuzeit). Vom Begiuu der neueren Zeit bis auf die Gegenwart; von 1492 (Entdeckung Amerikas) oder 1517 (Reformation) bis jetzt.
I. Periode, 1492(1517)—1648. Vom Beginn der neueren Zeit bis zum westfälischen Frieden.
Ii. Periode, 1648— 1789. Vom westfälischen Frieden bis zur ersten französischen Revolution.
Iii. Periode, seit 1789. Von der ersten französischen Revolution bis auf die Gegenwart.
A. Mc Geschichte.
Iloit Äs ii ältesten Zeiten bis jiira Mnfrrpiigr des turft= römischen Reiches, x—476 nach Christi Geburt.
I. Die Völker des Morgenlandes.
§ 2.
ii. Urgeschichte.
1. Über die Uranfänge des Menschengeschlechtes und über den frühesten Zustand der Erde, als des Wohuplatzes der Menschen, belehrt uns die heilige Schrift. „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde." Mit dem, was hierüber in dem Worte Gottes uns geoffenbart ist, stimmen auch die Ergebnisse der Naturforschung überein. Beide, die heilige Schrift und die Naturwissenschaft, bezeugen, daß der jetzige Zustand der Erdoberfläche erst durch mannigfache Veränderungen (Bildungsperioden) herbeigeführt wurde.
2. In der letzten dieser Bildungsperioden (am sechsten Schöpfungstage) schuf-Gott nach seinem Bilde den mit Vernunft und freiem Willen begabten Menschen und bestimmte ihn zum Herrn
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_I._von_Habsbnrg Rudolf_I. Rudolf_I._von_Habsburg Rudolf_I. C.
Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Amerikas Christi Gottes
Rom’s 753 v. Chr.; bei den Muhamedanern nach der Flucht (Hegira, spr. Hedschra) Muhamed’s von Mekka nach Medina, 16. Juli 622 n. Chr.; bei den Franzosen die republikaniche Aera, nach der Gründung der 1. franz. Republik, 22. Sept. 1792, als das Jahr I, endigend mit dem 9. bept. 1805, als dem Jahr Xiii. Nach Mondjahren rechneten Hebräer, Syrer, Araber, nach Sonnenjahren Aegypter (33 Mondjahre = 32 Sonnenjahre). Julius Cäsar (46 v. Chr. unter Mitwirkung des Astronomen Sosigenes) bestimmt die Jahresdauer auf 365 Tage 6 Stunden; alle 4 Jahre ein Schaltjahr. Dies der Kalender alten Stils oder der julianische Kalender (noch bei Griechen, Russen im Gebrauch). Gregor Xiii bestimmt 1582, dass von 400 Jahren nur 97 Schaltjahre seien; 10 Tage fallen aus. Dies nennt man den Kalender neuen Stil’s oder den gregorianischen Kalender.
§ 2. Man unterscheidet gewöhnlich 4 Hauptzeitalter:
I. Alte Welt, von der Schöpfung der Welt bis zum Untergang des weströmischen Kaiserthums, von X. his 476 n. Chr.
Ii. Mittelalter, bis zur Reformation, 476 — 1517, oder bis zur Entdeckung Amerikas, 1492.
Iii. Neuzeit, bis zur französischen Revolution, 1789.
Iv. Neueste Zeit.
Die Lebensweise der Völker war verschieden: wilde Völker trieben Jagd und Fischfang; Hirtenvölker waren Nomaden mit Patriarchen; sie wurden später Barbaren genannt; ackerbautreibende (civilisirte) Völker hatten feste Wohnplätze, weil sie an Felder und Vorräthe gebunden waren; sie bedurften des Staates, d. i. eines Zustandes, in welchem Gesetze die gegenseitigen Rechte und Pflichten feststellten; er musste ihnen auch Schutz gegen aussen gewähren.
Religionen: a) natürliche: Polytheismus (Vielgötterei), Dualismus (2 höchste Urwesen, ein gutes und ein böses), Pantheismus (das All ist Gott), b) geoffenbarte: Judenthum, Christenthum , Muhamedanismus.
Staatsformen: Monarchien (Einherrschaften) entweder unumschränkt, absolute M. (Despotien) oder beschränkt, konstitutionelle M. und Republiken (Polyarchien oder Vielherrschaften). Die Herrschaft besitzt: entweder die Democratie, wenn sämmtliche Bürger an der Ausübung der höchsten Gewalt Antheil nehmen; oder die Ochlokratie1), wenn die Masse im Besitze der Macht ist; oder die Aristokratie, wenn die Adeligen und Höhern die Macht haben; oder die Oligarchie, wenn nur einige Geschlechter in dem Besitz derselben sind; oder die Timokratie, wenn die Reichen die höchste Macht besitzen und Aemter und Ehrenstellen nach der Vermögensschätzung vertheilt werden.
J) in Rom Plebokratie.
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Extrahierte Personennamen: Julius_Cäsar Cäsar Gregor_Xiii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Hegira Mekka Medina Amerikas Christenthum Rom
Einleitung.
§ L Geschichte ist die Erzählung wahrer und wichtiger Thatsachen. Quellen derselben sind 1) mündliche Ueber-lieferung (Mythe und Sage); 2) schriftliche Nachrichten (Inschriften auf Denkmälern oder Münzen, Urkunden, eigentliche Geschichtswerke) 3) Denkmäler (Bau- und Kunstwerke, Gerätschaften, Waffen, Wappen etc.). Dem Stoffe nach zerfällt sie in Universalgeschichte (auch allgemeine oder Weltgeschichte genannt), die Geschichte aller Völker; in Specialgeschichte, die entweder Staatengeschichte, Geschichte einzelner Staaten und Völker, oder Biographie (Lebensbeschreibung), Geschichte von Personen, ist und in Cult Urgeschichte, d. i. die Geschichte des geistigen Lebens, seiner Erzeugung, Entwickelung, Bereicherung und Veredlung.
Der Form nach kann sie sein: ethnographisch, ununterbrochene Erzählung der Geschichte eines Volkes, ohne Rücksicht auf andere Völker; synchronistisch, Erzählung des Gleichzeitigen aller oder mehrerer Völker; gemischt, beide Darstellungsweisen vereinigt: Zusammenhang in der Geschichte eines Volkes mit Rücksichtnahme auf das bei ändern Völkern Geschehene. — Jedenfalls muss die Darstellung pragmatisch sein, die Begebenheiten müssen im Zusammenhang von Ursachen und Folgen erscheinen. Haupthilfswissenschaften: Geographie gibt Kenntniss von den Oertlichkeiten, wo sich die Thatsachen zugetragen haben und die Chronologie (Zeitrechnungskenntniss), gibt Kenntniss von der Zeit, wann die Ereignisse stattfanden. Die Zeitrechnungen oder Aeren sind bei den verschiedenen Völkern verschieden, je nach denjenigen grossen Zeitpunkten (Epochen), mit welchen eine bedeutende geschichtliche Entwicklung beginnt. Die wichtigsten Aeren: Bei den Christen die christliche Aera nach Jahren vor und nach Christi Geburt, bei den Juden die Weltära, nach der Erschaffung der Welt (3761 v. Chr.), bei den Griechen die Olympiaden (Zeitraum v. 4 Jahren), nach den alle 4 Jahre abgehaltenen olympischen Spielen, 776 v.chr. beginnend; bei den Römern nach Erbauung
Dr. Hutzelmann , Hulfsbuch der Qescbichte I.
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1 » y , ' '
Einleitung. 5
Da kämen wir wir zuerst nach Neu markt, sagte Herr
Kindermann, dann nach Ingolstadt, dann nach Mün-
chen, auch durch verschiedene andere kleine Städte und eine
Menge Dörfer, die ich euch nicht nenne.
„Und wem gehören denn alle diese Städte und Dörfer?"
Alle dem Könige von Baiern, nebst einer großen, großen
Anzahl anderer. Das Land, iü welchem diese Städte und
Dörfer liegen, nennt man das Königreich Baiern.
Wodurch unterscheidet sich denn eigentlich eine Stadt
von einem Dorfe oder Marktflecken, fragte Malchen?
Was das wieder einmal für eine Frage ist, erwiderte
Ludwig. Weißt du denn nicht, daß die Städte Mauern
und Thore haben, und die Dörfer nicht?
Du irrst dich selbst, lieber Ludwig, entgegnete Herr
Kindermann. Es gibt Dörfer und Flecken, die Mauern und
Thore haben, und Städte ohne Mauern und Thore. Fällt
dir denn nicht sogleich Fürth ein? Hast du da Mauern, hast
du Thore gesehen? Und doch ist dieser Ort gewiß mehr
eine Stadt, als ein Dorf, denn cs leben da über 12,000
gewerbsame Einwohner. Nein, meine Kinder, es kommt
alles darauf an, ob ein Ort mehr von Kaufleuten,
Künstlern, Handwerkern und Gelehrten bewohnt wird, oder
ob seine Bewohner mehr Bauern sind. In Fürth leben
hundertmal mehr Kaufleute, Fabrikanten und Handwerker,
als Leute, die vom Feldbaue und der Viehzucht sich nähren;
es koni-ts daher mit Recht eine Stadt genannt werden, ob cs
gleich sonst nur den Titel einer H ofmarkt führte. Man nennt
die Städte ohne Mauern offene Städte. Lissabon,
die Hauptstadt von Portugal, ist eine solche offene Stadt.
Sie Hai weder Mauern, noch Thore.
Malchen. Wie unterscheiden sich denn nun aber die
Marktflecken von den Dörfern?
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Extrahierte Personennamen: Kindermann Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Kindermann
Extrahierte Ortsnamen: Ingolstadt Mün- Baiern Baiern Lissabon Portugal
T
Einleituttg. 5
Erdtheile sind Asien, Africa und America. Nicht
wahr, Herr Kindermann.
Ja; aber einen hast du vergessen, nämlich Australien,
welcher Erdtheil erst nach America entdeckt wurde. — Ich
will euch auch eine.eharte zeigen, auf welcher die fünf Erd-
theile abgebildet sind. Man nennt eine solche Charte eine
Welte harte oder einen Planiglob.
Indem sie so redeten, hörten sie in der nahen Stadt
Nürnberg zwölftthr schlagen. In eben demselben Augenblicke
trat die Sonne hinter einer Wolke hervor, und fing dergestalt
an zu stechen, daß unsere Reisenden über unausstehliche Hitze
klagten.
Es ist mir lieb, sagte Herr Kindermann, daß die Sonne
gerade um die Mittagsstunde uns aufmerksam auf sich macht.
Seht sie alle an, die Gegend, wo sie jetzt um zwölf Uhr
steht) heißt Mittag, oder Süden; die Gegend hingegen,
die wir im Rücken haben, wenn wir die Sonne anschauen,
heißt Mitternacht oder Norden. Uns zur Linken ist
Morgen oder Osten und zu unserer Rechten ist Abend
oder Westen. Merkt euch wohl diese vier Erdgegenden,
denn in der Erdbeschreibung kommt viel darauf an.
Herr Kindermann wollte weiter reden. Es kam aber eben
ein Wagen voll lustiger Nürnberger und Nürnbergerinnen
gegen sie angerasselt, die sich ein Vergnügen auf dem Länd-
chcn machen wollten, und aus voller Brust: Freut euch
des Lebens, sangen. Der ungeschickte Fuhrmann berührte
im Vorbeifahren mit der Achse die Kutsche unserer Reisenden,
die dadurch beschädigt und beinahe umgeworfen wurde. Der
Kutscher fluchte und schimpfte entsetzlich über den ungeschickten
Menschen; dieser aber blieb ihm nichts schuldig, seine Passa-
giere lachten und schrieen, oder schimpften mit, und dieser
Auftritt dauerte fort, so lange sie einander hören konnten.
I
I
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Einleitung.
<y.
rx3n der Gegend von Nürnberg lebte auf dem Lande ein Be-
amter, dein der Himmel drei hoffnungsvolle Kinder geschenkt
hatte, nämlich zwei Söhne — Ludwig und Karl— und
eine Tochter, Namens Matchen. Matchen hatte bereits
ihr zwölftes Jahr zurück gelegt; ihr Bruder, Ludwig war
um ein Jahr jünger, und Karl zwei Jahre jünger als
Ludwig.
Vis jetzt waren alle drei blos von dem Schullehrer im
Dorfe unterrichtet worden. Sie konnten fertig lesen, ziem-
lich gut rechnen, und alle schrieben eine recht hübsche Hand.
Weiter aber erstreckten sich ihre Kenntnisse noch nicht. Sie
wußten nur wenig von Geographie, Geschichte, Naturge-
schichte, und noch viel weniger von den Sprachen; und doch
sollte Ludwig ftudiren und Karl sich der Handlung wid-
men. Wie kann denn aber ein Student ohne Latein und
Griechisch, ein Kaufmann ohne Französich und Italiänisch
in seinem Fache fortkommen? Das geht ja gar nicht. Und
sollen denn die Menschen nicht auch wissen, was für Völker
mit ihnen die Erde bewohnen, wie es neben ihnen und in
andern Theilen der Welt aussieht? was für Nationen vor
uns da waren, und was sie thaten und dachten? — Nein,
von dem allen nichts zu wissen, ist für Kinder gebildeter
Ältern eine große Schande.
Herr William — so hieß der Beamte — sah das längst
ein. Allein was war zu machen? Er selbst hatte nicht
A
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Karl Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Karl Karl William
1 ( . X
2 Einleitung.
Zeit, sich mit dem Unterrichte seiner Kinder zu beschäftigen,
und außer dem Schullehrer, der selbst nur wenig wußte,
war kein anderer Lehrer im Dorfe oder in der Gegend.
Er faßte daher den Entschluß, einen tüchtigen jungen Mann,
der ihm war empfohlen worden, zu sich in das Haus zu
nehmen, und ihm die Bildung seiner Lieblinge anzuver-
trauen.
Er hatte es nicht zu bereuen; Herr Kindermann (so
hieß der neue Lehrer) verdiente seinen Namen mit Recht,
denn er war ein wahrer Mann für Kinder. Sie lernten
bei ihm mit Lust, denn er liebte und belehrte sie, wie ein
Vater. Alles, was sie zu lernen hatten, machte er ihnen
so leicht und angenehm, daß sie in kurzer Zeit große Fort-
schritte machten. Die Lehrstunden waren für sie wahre
Unterhaltungsstunden. Unter allen aber gaben sie derjeni-
gen, die der Erdbeschreibung gewidmet war, einmüthig den
Vorzug.
Soll ich euch nun erzählen, wie dieser Unterricht anfing,
und wie sie ihn so lieb gewannen? — Ich bin es zufrieden.
Hört also:
Einst fuhr Herr Kindermann mit seinen Zöglingen nach
Nürnberg, um die Mutter abzuholen, die seit einigen Tagen
dort auf Besuch bei einer Freundinn war. Weiter als
Nürnberg, Erlangen und Fürth, war noch keines von den
Kindern gekommen. Daß es auch noch andere Städte in
der Gegend gibt, wie Ansbach und Bamberg, hatten sie
wohl oft schon geyört; sie wußten aber nicht, wo sie lagen,
und hatten noch keine gesehen.
Lieber Herr Kindermann, fing Karl an, als sie schon
gegen Süden die Thürme von Nürnberg sahen, in welche
Stadt kamen wir denn, wenn wir weiter als Nürnberg
und dann immer weiter führen?
/
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Extrahierte Personennamen: Kindermann Kindermann Kindermann Karl Karl
4 Einleitung.
Kindermann. In den Marktflecken wohnen gemischt
Handelsleute, Handwerker und Bauern; in den Dörfern
hingegen ist beinahe alles Bauer, und man hat da nur die
unentbehrlichsten Handwerksleute.
Karl. Ich möchte auf einen hohen, hohen Thurm stei-
gen, auf dem ich alle Städte, Marktflecken und Dörfer im
Königreich Baiern übersehen könnte.
Kindermann. Einen solchen Thurm gibt es nicht; ich
will dir aber eine Abbildung vom Königreich Baiern zeigen,
wo du alle Städte, Marktflecken, und selbst die meisten
Dörfer nach ihrer wahren Lage finden wirst, als ob du sie
von einem hohen Thurme herab überschautest. Man nennt
eine solche Abbildung eine Landcharte.
O ja, sagten die Kinder; Landcharten haben wir schon
gesehen; der Later hat selbst, wir wissen nicht wie viel.
Es gibt aber auch noch andere Königreiche, als das Kö-
nigreich Baiern, fuhr Karl fort.
Das. sollte ich denken, antwortete Ludwig, mit einer Pro-
fcssormine, ob er gleich selbst sehr wenig wußte; haben wir
da nicht, zum Beispiel, das Königreich Preußen, daskönig-
reich Frankreich, das Königreich Würtemberg und noch
andere mehr, die mir nur nicht gleich einfallen.
Man hat auch Charten, unterbrach ihn Herr Kindermann,
auf denen alle Kaiserthümer, Königreiche und Fürstenthümer
in ganz Europa zugleich vorgestellt sind. Ich will euch eine
solche zeigen. Ihr wisset ja, daß Europa der Erdtheil ist,
den wir bewohnen?
O ja wohl, erwiederte Malchen. Aber wie heißen denn
nur geschwind die andern Erdtheile. England ist, glaube ich,
einer . . .
Ei warum nicht gar, unterbrach sie Ludwig lachend;
England ist ja nur ein Königreich in Europa. Die andern
' r
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Extrahierte Personennamen: Kindermann Kindermann Karl Karl Ludwig Ludwig Kindermann Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Baiern Frankreich Würtemberg Europa Europa England England Europa
6
Der Planiglob.
Man war jetzt da, wo die Nürnberger Gärten und
Gartenhäuser ihren Anfang nehmen, also nicht weit mehr
von der Stadt. Das geographische Gespräch wurde daher
nicht langer fortgesetzt, sondern bis auf eine andere Gele-
genheit verspürt.
Sie trafen die Mutter wohlbehalten an, besahen mit ihr
einige Merkwürdigkeiten von Nürnberg, ließen sich Speise
und Trank wohl schmecken, und kehrten Abends vergnügt
nach Haus zurück, wo der Vater ihrer mit Ungeduld har-
rete.
Den folgenden Morgen kam Karl mit seiner Schwester
früh genug auf Herrn Kindermanns Zimmer. Guten Mor-
gen, fing er an, mein lieber Herr K., wir wollen nur hören,
wie es mit den Landcharten aussieht. Sie haben doch Ihr
gestriges Versprechen nicht etwa vergessen?
Ach nein, erwiederte er, ein braver Mann vergißt sein
Wort nicht. Ich habe schon alles zur Hand gelegt. Seht
ihr hier dieses Blatt? Es ist die Abbildung der ganzen Erd-
kugel; man nennt sie, wie ich euch schon gesagt habe, den
Planiglob. Doch che ich anfange davon zu sprechen, ruft
mir erst Ludwig. In eben demselben Augenblicke trat Ludwig
herein, und nun wurde der Planiglob an eine Wand gegen
Norden befestigt, denn sämmtliche Landcharten sind so gesto-
chen, daß immer der obere Theil der nördliche, der un-
tere der südliche ist. Zur Rechten ist Osten, zur Linken
Westen.
Der Planiglob.
Oie Erde, fing Herr Kindermann an, ist beinahe rund,
wie eine Kugel. —
Wie kann man denn das wissen?
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Kindermann