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1. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 6

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 6 — Straße gebaut; auch hat man die Rundung des Hufeisens in den meisten Wendendörsern durchbrochen und die Straße mitten durch das Dorf geführt. Bei den deutschen Dörfern lagen die Höfe von Anfang an zu beiden Seiten der Dorfstraße. In dem nördlichen Teile der Kreise Helmsted t und Braun- schweig findet man in manchen Dörfern noch das alte niedersächsische Bauernhaus. Dasselbe bildet einen „Einbau," denn Wohnhaus, Viehställe und Scheunen sind in einem einstöckigen Gebäude unter einem Dache ver- einigt. Durch das große Thor im Giebel gelangt man auf die langgestreckte „Däle", die zugleich als Tenne dient. Zu beiden Seiten derselben befinden sich die Viehstülle, während in dem hohen Strohdache das Getreide und Heu lagert. Im Hintergrunde der Däle befindet sich die Küche nebst den Wohnstuben, über welchen die Schlafkammern liegen. Die aus Holz ge- schnitzten Pferdeköpfe, welche die Giebelspitzen des niedersächsischen Bauern- Hauses schmücken, erinnern an den altdeutschen Gott Wodan, dem das Pferd geheiligt war und der das Haus schützen sollte. In den meisten Dörfern unseres Landes findet man jedoch das sr ä n- kische Bauernhaus, bei welchem Wohngebäude, Scheunen und Viehställe getrennt sind und einen viereckigen Hofraum einschließen. Das Wohnhaus ist ein- oder mehrstöckig; in der Mitte der Breitseite befindet sich der Eiu- gang zum Hausflur, zu dessen Seiten die Stuben und Kammern liegen. Da der fränkische Hofbau den heutigen Bedürfnissen der Landwirtschaft mehr entspricht als der niedersächsische Einbau, so werden jetzt keine Häuser nach sächsischer Art mehr bei uns gebaut. Westlich von Vorsfelde tritt die Aller in die Provinz Hannover und geht am Südrande der Lüneburger Heide entlang über Gifhorn (Torf- gewinnung), Celle (Heidel- und Kronsbeeren) und Verden (Blutgericht Karls Niedersächsisches Bauernhaus.

2. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 7

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 7 — b. Gr, 782) zur Weser, Aus der rechten Seite empfängt sie die kleine Aller auf der Grenze von Braunschweig und Hannover, links die Oker vom Bruch- berge im Harz, die Fuse vom Südrande des Oderwaldes und die Leine vom Eichsfelde. § 3. Helmstedt. 1. Lage. Die Stadt Helmstedt (13000 Einwohner, Bahnverbindung mit Brauuschweig,Magdeburg,S ch öningen und Öbisselde) liegt in einer Thalmulde, die im O. vom Lappwalde, im Sw. vom Elz und Elm und im Nw, vom Dorm begreuzt wird. Am Fuße dieser Höhenzüge bei H elm sted t, Frellstedt, Run st edtnnd Offleb en befinden sich zahlreichebrann- Kohlengruben} mit Brikettfabriken. Die Braunkohlen sind besonders wichtig für die Heizung der Dampfkessel in den Zuckerfabriken. Von den 400 Zucker- fabriken des deutschen Reiches kommen auf das Herzogtum Brauufchweig 31, von denen die meisten in den Kreisen Helmstedt, Wolfenbüttel und Braunschweig liegen, weil hier der Boden sehr fruchtbar ist. ldie Zahl der Zuckerraffinerien in unserem Lande beträgt fünf). 2. Der Name Helmstedt bedeutet Wohnstätte des Helmo. Wer aber dieser Helmo gewesen ist, welcher sich hier zuerst ein Haus baute, den Wald ausrodete und den Boden urbar machte, wissen wir nicht. Jedenfalls war die Gegend um Helmstedt schon sehr früh bewohnt, denn die Lübben- steine (Riesensteine) auf dem St. Annenberge im W. der Stadt sind die Überreste eines aus Granitblöcken errichteten Grabes, in welchem vor etwa 3000 Jahren die Fürsten des Landes beigesetzt wurden (Hünengrab). Im Mittelalter gründete der Rat der Stadt Helmstedt in der Nähe ein Hospital und eine Kapelle zu Ehren der h. Anna, der Mutter der Jungfrau Maria, weshalb man die Anhöhe den St. Annenberg nannte. Man deutet den Namen Helmstedt auch als Stadt am Elm, da es die älteste An- siedelung in diefer Gegend war, und nannte es später wegen seiner Universität das „Elmathen". Die Sage leitet den Namen Helmstedt ab von Helim, dem Hündlein des Abtes Lndgerus vom Kloster Werden a, d, Ruhr, der im Sachsenlande das Evangelium verkündigt haben soll. Als er in die Gegend von Helmstedt kam, soll er an der Stelle, wo sich sein Hündlein zum Ausruhen niederlegte, das Lndgerikloster gegründet haben. Der Abt Lndgerns ist aber wahrscheinlich selbst nie in diese Gegend gekommen, sondern er schickte ums Jahr 800 mehrere Mönche seines Klosters aus, welche den heidnischen Sachsen am Elm das Christentum predigteu und sie am Lndgeriborn bei Helmstedt tauften. Später hat man an dieser Stelle ein eisernes Kreuz errichtet, welches den Missionsbefehl Christi «Matth, 28, 19—20) als Inschrift trägt, 3. Geschichte. Ums Jahr 820 erbauten die Mönche von Werden auf der Ostfeite des Dorfes Helmstedt ein Kloster, welches sie zu Ehren des h, Ludgerus (1- 809 als Bischof von Münster) das Lndgerikloster nannten.

3. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 9

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 9 — daß Helmstedt in katholischen Zeiten zum Bistum Halberstadt gehörte, dessen Schutzheiliger der Märtyrer Stephanns war (Apostelgefch. 6—7), weshalb auch die Domkirche in Halberstadt St. Stephanskirche heißt. Das I n l e n m ist das ehemalige Universitätsgebäude. Die Universität ist vom Herzog Julius 1576 gegründet und Ostern 1810 vom König Jerome von Westfalen aufgehoben. Das Universitätsgebäude, welches mit seinem hohen Turme von ferne auch wie eiue Kirche aussieht, ist vom Herzog Heinrich Julius erbaut und seinem Vater Julius zu Ehren „Jnleum" benannt worden. Jetzt enthält es den Festsaal (Aula) und die Bibliothek des Gymnasiums. Zn den bekanntesten Pro- fessoren der ehemaligen Universität Helmstedt gehören Conring (f 1681) und Beireis (f 1809). Der berühmte Rechtsgelehrte Conring war nur ein kleiner Mann. Das alte niedersächsische „Dönekenbuch" erzählt von ihm: „De grote gelerde Hogscholmüster Conring to Helmstede was man en lüttik Spugt. Don he eins in den Hörsal gan wolde, slikkerde öm syn Hüft under dem Arme ut. „Hei! lütje Junge!" rep en Bur, de agter öm hergung: „he forlüst syn Schryvbok". Eines Tages wollte ihn der Herzog August d. I. in einer vierspännigen Kutsche nach Wolfenbüttel holen lassen. Als Conring aus seiner Hausthür trat, um in den Wagen zu steigen, fragte ihn der Kutscher, der ihn für einen Knaben hielt: „Na, Lütje! will he dän ok mede?" Eon- ring lachte und sagte: „Ick bin it sülven, de geheme Rad!" Da brummte der Kutscher vor sich hin: „Nu, wäu dat is, so härre ick nig brnked und fer Peerden un Wagen to komen. Deene hädde ick wol in der Tovelkipe na Wulfenbüttel dragen wold!" Beireis war Professor der Physik und Medizin, und auch ein lüchtiger Arzt. Unbemittelte Kranke behandelte er unentgeltlich, unterstützte sie mit Geld und schickte ihnen Arzeneien und Lebensmittel umsonst ins Haus. Beireis hatte zahlreiche mechanische Kunstwerke, so z. B. eine Ente, welche Hals und Flügel bewegte, die Federn sträubte, schnatterte, untertauchte, Körner fraß und Wasser trank, als ob sie lebendig wäre. In seinem Hausflur war eiu großer Magnet aufgestellt. Als ein Bauernbursche demselben einst mit den Metallknöpfen seines Rockes zu nahe kam, wurde er von dem Magneten angezogen und festgehalten, bis der Professor auf sein Geschrei herbeieilte und ihn befreite. Daselbst stand auch ein Holzbild, welches einen Mohren mit einer Tabakspfeife im Munde darstellte. Wenn man die Pfeife anzündete und ein Uhrwerk in Bewegung setzte, so rauchte der Mohr sie aus. Beireis behauptete auch, einen Diamanten zu besitzen, der so groß wie ein Gänseei wäre und 700 Mill. Thaler wert sei. Allein der Stein ist wahrscheinlich gar kein Diamant, sondern ein wasserheller Emmerstedter Kiesel gewesen. £>. Das Kloster Marienberg liegt aus einer Anhöhe w. von Helmstedt. Es wurde 1180 von dem Abte Wolfram von Helmstedt und Werden gestiftet und der Jungfrau Maria zu Ehren benannt. Diese beschützte, wie die Sage erzählt, ihr Kloster und die Stadt vor den Verwüstungen der Feinde. In dem Kriege zwischen den beiden Gegenkaisern Otto Iv. von Braunschweig

4. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 12

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 12 — Schwiegersohn Heinrich der Stolze, Herzog von Bayern und Sachsen (f 1139) und Lothars Gemahlin Richenza (f 1141). An der Stelle des Benediktinerklosters, welches ehemals zu der Kirche gehörte, befindet sich jetzt die Landes-Jrrenanstalt. Nö. von Königslutter zieht der lauggestreckte Dorm in der Richtung von W. nach O. Am Südrande desselben liegt Süpp- lingenburg, welches einst dem Grafen Lothar gehörte, der 1106 Herzog von Sachsen, 1125 deutscher Köuig und 1133 römischer Kaiser wurde. Der- selbe schenkte sein Stammgut Süpplingenburg den Tempelherren; später kam es an den Johanniterorden. Deshalb schenkte auch Prinz Albrecht von Preußen, unser Regent, welcher Herrenmeister des evangelischen Johanniter- ordens ist, der Kirche in Süpplingenburg ein schönes Kruzifix und zwei Altarleuchter. Das benachbarte Dorf Gr. Steinum hat seinen Namen von den großen Steinen, die in der Umgegend aus den Feldern liegen und welche die Riesen aus ihren Schuhen geschüttet haben sollen. Einer von diesen Steinen heißt der Wippstein, weil er so auf einem andern lag, daß er als Schaukel (Wippe) benutzt werden konnte, wenn sich sechs Männer auf jedes Ende setzten. Als die Franzosen 1809 hierher kamen, meinten sie, die Leute hätten ihre Schätze unter dem Steine versteckt. Sie versuchten ihn deshalb mit Baumstämmen abzuheben, wobei er aber in drei Stücke zerbrach. 4. Die Stadt Schöningcn (8000 Ew.) an der sö. Seite des Elms (Bahn nach Jerxheim, Eilsleben, Helmstedt, Oschersleben) heißt im Volksmunde „Scheinig". Die Sage erzählt, König Heinrich I. habe hier die Ungarn 933 angegriffen, obgleich seine Heerführer vom Kampfe abrieten, da die Feinde zwölfmal stärker waren als die Deutscheu, indem er erklärte: „Dat sall schein und dat mot schein, well Gott!" Er besiegte die Ungarn und gründete auf dem Schlachtfelde eine Stadt, die er „Schein ig" nannte. In Wirklichkeit ist die Stadt neben dem L o r e n z k l o st e r entstanden, welches einst von Augustinermönchen (Luthers Orden) bewohnt war (Domäne). Außerdem wurden die Leute durch die Salzquellen, welche in der Nähe der Stadt am Fuße des Elms entspringen, veranlaßt, sich hier anzu- siedeln. Jetzt wird die Sole aus einer Tiefe von 500 m mittelst eines Pumpwerkes zu Tage gefördert und in großen Pfannen gekocht. Hierbei verdampft das Wasser, während das Salz zurückbleibt. Die Saline, welche Staatseigentum ist, liefert jährlich 100 000 Ctr. Salz (Solbad). In Schö- ningen soll der Erzbischof Willigis von Mainz, welcher ums Jahr 1000 lebte, als Sohn eines Stellmachers geboren sein. Deshalb wählte er das Rad zu seinem Wappenzeichen und ließ den Vers darunter schreiben: „Willigis, Willigis, deiner Abkunft nie vergiß"! 5* Die Stadt Schöppenstedt (3500 Ew.) liegt am fw. Abhänge des Elms (Bahn Braunfchweig-Ofchersleben) an der A l t e n a u, die in dem Thale zwischen Elm und Asse entlang fließt und oberhalb Wolfenbüttel in die Oker mündet. Schöppenstedt soll seinen Namen von den Schöpften haben, welche als Beisitzer im altdeutschen Gerichte dem Richter halfen, das

5. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 14

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 14 — ein ^wichtiger Eisenbahnknotenpunkt «Magdeburg-Holzminden, Braunschweig- Oschersleben, Halberstadt). K 5. Wolfenbüttel 1 Die Burg Wolfenbüttel, neben welcher die Stadt gl. N. ent- standen ist, liegt aus einer Insel der Oker, die sich hier in mehrere Arme teilt. Der Name bedeutet Wolss Eigentum. Wer aber dieser Wolf, der die Burg erbaute, gewesen ist, und wann derselbe gelebt hat, wissen wir nicht. Im Mittelalter gehörte die Burg deu Grafen von Braunschweig und später den Welsen, die sie aber nicht selbst bewohnten, sondern einem Vasallen zu Lehen gaben. Da Eckbert von Wolfenbüttel, welcher die Burg von Heinrich dem Löwen zu Lehen hatte, seinem Herrn untreu wurde und sich zu Kaiser Friedrich Barbarossa hielt, so wurde die Burg Wolfenbüttel 1193 von Heinrich dem Schlanken, dem Sohne Heinrichs d. L. belagert, erobert und zerstört. Später wurde sie wieder aufgebaut und diente von 1308—1754 Das Schloß zu Jpolfenbiittel. den Herzögen von Braunschweig als Resideuz. Im Jahre 1866 überließ Herzog Wilhelm die leerstehenden Räume des Schlosses an Fräulein Vor- werk, die hier einen Kindergarten, eine höhere Mädchenschule und ein Lehrerinnenseminar einrichtete. In einem großen Saale des Schlosses befindet sich das Theater, in welchem die Mitglieder des Herzoglichen Hoftheaters aus Brannschweig im Sommer jeden Sonnabend Vorstellungen geben. 2. Die Stadt Wolfenbüttel ist dadurch entstanden, daß sich die Dienstleute der Herzöge, sowie Handwerker und Kaufleute in der Nähe des

6. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. uncounted

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
Dortüort zur vierten Auflage. Die Grundsätze, nach welchen das vorliegende Büchlein bea ist, sind dieselben geblieben, die bei den früheren Auflagen maßg ||| waren. Um möglichst anschauliche, abgerundete und lebensvolle Bm zu bieten und das Verständnis der gegenwärtigen Zustände von Land und Leuten zu vermitteln, - sind Geschichte und Sage, Natur- und Volks- künde in reichem Maße mit herangezogen und zu den geographischem Verhältnissen in engste Beziehung gesetzt. Zu diesem Zwecke ist and der Stoff nach landschaftlichen Gesichtspunkten geordnet, so daß aml diejenigen Gebiete der Nachbarstaaten in den Kreis der Betrachtung ge zogen sind, welche zwischen den zerstückelten und zerstreuten braun schweigischen Landesteilen oder an den Grenzen derselben liegen, nü diesen aber ein einheitliches geographisches Ganzes ausmachen. T>! politischen Grenzen sind auf der Karte aufzusuchen, und die Lage derselben in Beziehung zu den Landschaftsbildern ist durch fleißiges Kartenstudium einzuprägen; zur Unterstützung dieser Aufgabe sind die braunschweigische i Ortschaften in dem Schriftchen durch gesperrten Druck hervorgehoben Das Büchlein ist auch diesmal in Bezug auf Inhalt und Form durch gesehen und mit Rücksicht auf die im steten Wechsel befindlichen Ver- Hältnisse hier und da geändert und vervollständigt. So möge es denn abermals hinausgehen in die Häuser und Schulei- unseres Landes, um die Kenntnis der engeren Heimat zu fördern und die Liebe zu derselben zu pflegen > damit uns nicht der Vorwurf Sim- rocks treffe: »In Rom und bei den Lappen, Da kehrt ihr jeden Winkel aus, Dieweil wir wie die Blinden tappen Daheim im eignen Baterhaus." lnschweig, im Mai 1899. Aer Werfasser.

7. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 17

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 17 — Julius (1578; ein Lustschloß, welches er zu Ehren seiner Gemahlin Hedwig von Brandenburg Hedwigsburg nannte. 4. Die Asse, welche 1 Stunde sö. von Wolfenbüttel liegt, ist ein 6 qkm großer Höhenzug (200 m h,), der mit herrlichen Buchenwäldern bestanden ist. Bon der Asse erzählt man folgende Sage: Ein armer Bauer aus der Umgegend, der die Achse (Asse) seines Wagens zerbrochen hatte, begegnete dem Herrn des Landes. Dieser sagte zu ihm: „Mit der zer- brochenen Achse wirst du auch nicht mehr weit kommen." „Oh!" entgegnete der Bauer, „wenn mir nur alles Land gehörte, das ich noch damit umfahren kann." Der Herr versprach, ihm das Land zu schenken, und nun umfuhr der Bauer noch den ganzen Höhenzug, den er fortan als Eigentum erhielt und „Asse" nannte. Im Jahre 1218 erbaute der Ritter Gunzelin von Wolfenbüttel, der Sohn des ungetreuen Eckbert, die A s s e b u r g, nach welcher sich sein zweiter Sohn Busso Herr v. d. Asseburg nannte. Dieser geriet in Krieg mit dem Herzog Albrecht von Braunschweig und mußte dem- selben nach vierjähriger Belagerung 1258 die Burg abtreten. Man erzählt, die Assebnrger hätten während der Belagerung ihren Pferden die Hufeisen verkehrt untergeschlagen, um die Braunschweiger zu täuschen. Wenn diese meinten, die Besatzung sei weggeritten, und deshalb die Burg angriffen, so wurden sie zurückgeschlagen, und wenn sie dachten, die Assebnrger wären daheim, so holten dieselben Lebensmittel aus der Nachbarschaft. Endlich verriet ein Hirt aus Wittmar dem Herzog die Schliche der Besatzung und erlangte dafür als Belohnung, daß sein Dorf keine Abgaben mehr zu zahlen brauchte. Ein andermal täuschte Busso v. d. Asseburg den Herzog, indem er den letzten Ziegenbock in der Burg schlachten ließ und eine Ziegenkeule, die wie ein Rehbraten zubereitet war, dem Herzog übersandte, damit dieser glaube, Busso habe noch viele Vorräte an Wild. Als nun der Herzog mit seinen Soldaten abzog, weil er meinte, er könne die Burg doch nicht erobern, warf der Koch den abziehenden Braunschweigern höhnend den Ziegenbart über die Mauer nach. Nun erkannten diese, daß sie betrogen waren, kehrten um und eroberten die Burg. Später verpfändeten die Herzöge die Affeburg an die Stadt Brannschweig. Im Jahre 1492 aber ließ der brannschweigische Rat die Burg von der Besatzung selbst in Brand stecken und zerstören, weil die Mauern nicht mehr stark genug waren, um den feindlichen Geschützen bei einer Belagerung zu widerstehen. Seitdem liegt die Burg in Trümmern. (Kalibergwerke bei Neindors und Wittmar). § 6. Braunschweig 1» Lage und Entstehung. Die Stadt Brauuschweig, die Haupt- und Residenzstadt unseres Landes (125000 Ew.), liegt im nördlichen Teile des Herzogtums unter 10'/,» ö. L. und 52° n. Br. zu beiden Seiten der mittleren Oker, da wo das fruchtbare Hügelland nördlich vom Harze in die sandige norddeutsche Tiefebene übergeht. Die Oker teilt sich hier in mehrere Bosse, Kleine Landeskunde. 4. Aufl. 2

8. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 18

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 18 — Arme und bildet die Inseln Bruch, Damm und Werder. Daher konnten die Kaufleute, welche in alten Zeiten mit ihren Waren vom Rhein zur Elbe und von der Nordsee zum Main zogen, den Fluß hier leicht überschreiten, da er infolge der Teilung nur schmal und seicht war. Dagegen war die Oker nördlich von Braunschweig ehemals so breit und tief, daß sie mit großen Kähnen befahren werden konnte, auf denen man Korn, Steine und Holz bis Bremen brachte. Später verschlammte der Fluß jedoch, und des- halb klagten die Braunschweiger: „O Brunswiek, wärest du Waters rieke, so wäre nimmer dienes glieke!" Da nun auch die Uferhöher (Klinte) an der Oker gute Bauplätze darboten, die nicht leicht überschwemmt wurden, so Altstadtmarkt. siedelten sich schon vor den Zeiten Karls d. Gr. freie sächsische Bauern auf eiguem Grund und Boden auf dem linken Okeruser an, da wo jetzt die Alt- stadt liegt, und gründeten ein Dorf, deffen Namen wir nicht mehr kennen (Dankwarderode?). Als Karl d. Gr. im Jahre <80 bis zur Oker vor- drang, um die heidnischen Sachsen zu unterwerfen und zum Christentum zu bekehren, soll er in diesem alten Sachsendorfe ein Götzenbild zerstört und an dessen Stelle die Jakobskirche gegründet haben. Als dieses alte Dorf später mit einer Mauer umgeben wurde und Marktgerechtigkeit erhielt, nannte man

9. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 20

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
- 20 — hält, als ob - er um eine milde Gabe bitten wollte. Dasselbe erinnert daran, daß der Erbauer dieses Hauses, der Freiherr von Stechinelli, in seiner Jugend ein italienischer Bettelknabe war. Er rettete einst dem Herzog Georg Wilhelm von Celle (f 1705) in Venedig das Leben, indem er ihm anzeigte, daß Räuber ihn auf einem Spaziergange ermorden wollten. Der dankbare Herzog nahm den Knaben mit nach Deutschland, ließ ihn unter- richten und machte ihn zum Generalpostmeister. An der Ostseite des Alt- stadtmarktes steht das Haus „Zu den sieben Türmen". Dasselbe soll von einem Bürger der Altstadt erbaut sein, welcher den Herzog Heinrich d. L. aus seinem Zuge nach Jerusalem begleitete, in Konstantinopel in dem Ge- sängnis der „Sieben Türme" gefangen gehalten wurde, später aber wieder frei kam und zur Erinnerung an seine Schicksale sein Haus mit dem Bilde der „Sieben Türme" schmücken ließ. Die Martinikirche am Altstadtmarkte hat ihren Namen nach dem h. Martin, Bischof von Tours (f um 400), nach welchem auch Martin Luther seinen Namen hat. weil er am Martinstage (11. Nov.) 1483 getauft wurde. Unter der Kanzel diefer Kirche sieht man das Steinbild des h. Martin zu Pferde, wie er seinen Mantel mit dem Säbel durchschneidet, um die eine Hälfte einem Armen zu geben, der nackend vor ihm steht. An der Außenseite des hohen Chores der Kirche befindet sich das Standbild Martin Luthers in einer Nische. An der Südseite des Altstadtmarktes steht das Gewandhaus, in welchem sich ehemals die Läden der Tuchhändler (Gewandschneider) befanden. Jetzt werden auf den Böden desselben die Bretter der M.'ßbuden von einer Messe bis zur andern ausbewahrt. (Wein- keller.) Der prächtige Giebel des Gewandhauses an der Poststraße (Renaissancestil) ist 8 Stockwerke hoch und meist mit Fenstern ausgefüllt, deren runde Scheiben mit Blei eingefaßt sind (Ochsenaugen). Ein anderer Platz in der Altstadt ist der K o h l mar kt. Derselbe heißt eigentlich Kohlenmarkt, weil hier ehemals Holzkohlen, welche die Köhler des Harzes herstellten, verkauft wurden. An der Ostseite stand ehemals der Löwentnrm („Leuenturm"), in welchem der Rat der Stadt im Mittelalter einen lebendigen Löwen hielt, weil 0er Löwe das Wappenbild der Stadt Braun- schweig war (Bärengraben in Bern!). In der Mitte des Kohlmarktes (Brunnen) stand früher die Ulrichskirche, die aber 1544 abgebrochen wurde, weil sie baufällig war. Seitdem geht die Ulricigemeiude in die Brüdernkirche, die ehemals die Klosterkirche der Franziskanermönche war, welche sich aus Demut selbst die geringeren Brüder (Mittönten) oder Barfüßer nannten (Bettelmönche). Dieselben verließen Ostern 1523 die Stadt, weil die Bürger protestantisch geworden waren. Am Himmelfahrtstage 1528 hielt der Prof. V. Johannes Bugenhagen aus Wittenberg, der Reformator der Stadt Braunfchweig, feine erste Predigt in der Brüdernkirche. Neben dem Kohlmarkte liegt der Bankplatz mit dem Gebäude der Braunschweigischen Bank und der Kreditanstalt. Hier kann man Geld leihen

10. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 21

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 21 — und verleihen, Staatspapiere, Aktien :c. kaufen und verkaufen, Geld umwechseln u. s. w. Da die Kaufleute ihre Rechentasel im Mittelalter „Bank" nannten, so nennt man ein Geldgeschäft noch jetzt eine Bank, und den Kaufmann, welcher mit Geld handelt, einen Bankier. Nicht weit vom Bank- platze liegt die Michaeliskirche, deren Giebel mit dem Steinbilde des Erz- engels Michael, welcher den Drachen tötet, (Offenb. Joh. 12, 7—11) geschmückt ist. Nach dieser Kirche hieß das benachbarte Thor das Michaelisthor. Später wurde es dem Herzog August Wilhelm 1731) zu Ehren „Wilhelmi- thor" genannt, gleichwie man dem Ägidienthore damals den Namen „August- thor" gab. Andere Gotteshäuser in der Altstadt sind die Petrikirche, die reformierte Kirche und die jüdische Synagoge. In der Nähe des alten Petrithores befindet sich das Haus, in welchem der Brauer Christian Mumme i. I. 1492 das nach ihm benannte Bier, welches dick und süß wie Sirup ist, zuerst braute. Von der braunschweigischen Mumme heißt es in einem alten Liede: „Brunsewyk, du leiwe Stadt, Vor vel dusend Staden, Dei sau schöne Mumme hat. Dar ick Wost kann äteu! Mumme smeckt noch mal sau fin As Tokay und Mos'lerwyn, Slackwost füllt den Magen". Nicht weit davon am Bäckerklinte sieht man an einem Bäckerladen die bunt bemalte Figur Till Eulenspiegels, welcher in diesem Hause als Bäckergesell gearbeitet haben soll. Als er aber einstmals statt der Semmeln Eulen und Affen gebacken hatte, jagte ihn der erzürnte Meister fort. Eulenspiegel jedoch fand für sein Backwerk bald eine Menge Käufer, brachte seinem Meister das Geld und ging dann aus Brauuschweig fort, obgleich ihn sein Herr nun gern behalten wollte, da er mit den Affen und Eulen so gute Geschäfte ge- macht hatte. 3. Die Neustadt bildet den nw. Teil Brannschweigs Sie hat nur ein Thor, nämlich das Neustadtthor bei der Neustadtmühle, und nur eine Kirche, nämlich die St. Andreaskirche. Diese soll ums Jahr 1200 von reichen Kaufleuten, welche der Sage zufolge Krüppel waren, gegründet sein tkröppelstraße). Der südl. Turm der Andreaskirche ist der höchste von allen Türmen der Stadt Braunschweig (92 m, Feuerwache). Bevor er durch Sturm und Blitz beschädigt wurde, war er 120 m hoch und einer der höchsten Türme Deutschlands. In dem Neustadtrathause befindet sich das städtische Museum mit vielen merkwürdigen Altertümern. Hier sieht man z. B. eine Flöte Friedrichs d. Gr., die Kugel, welche den Herzog Karl Wilhelm Ferdinand in der Schlacht bei Auerstedt 1806 tödlich verwundete, das Gewehr, auf welchem der Herzog Friedrich Wilhelm nach seiner Ver- t
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