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jungen, unerfahrenen und schwachen Fürsten einen erprobten Mann
als Nather und Helfer beigeordnet zu sehen, den man denn auch
bald in der Person des geheimen Raths Anton von Streithorst
gefunden zu haben vermeinte. Diesem wurden vier Räthe beige-
geben, und bei einer solchen Regierung glaubte man jetzt ruhig
und zufrieden in die Zukunft blicken zu können. Doch nur zu
bald sollte man sich bitter genug getäuscht finden. Der herrsch-
süchtige, ehrgeizige Anton von Streithorst wußte die Negierung
bald ganz an sich zu reißen, setzte die ihm beigegebenen Räthe
bei Seite und ordnete sich statt derselben vier Gesinnungsgenossen, die
vier sogenannten Landdrosten bei. Jetzt aber begann eine Zeit für
daö Herzogthum, wie sie wohl ärger nimmer dagewesen; die Zeit
des Regiments der „Landverderber/' Eine Willkürherrschaft son-
der Gleichen war es, die alles Recht mit Füßen trat, der nichts
heilig war, die nur darauf sann, sich auf Landeskosten zu bereichern,
und die das Land in die traurigste Lage brachte. Der Herzog
kümmerte sich um nichts, jagte oder gab sich den Genüssen der
Tafel hin, indeß sein Volk unter dem fast nicht mehr zu ertragen-
den Joche der Landverderber seufzte und klagte. Um ihren Säckel
noch mehr als bislang 511 füllen, kam die neue Regierung auch
bald auf deii Einfall, die Müiize zri verschlechtern. Das sogeiiannte
Kipper- rrnd Wipperweseii nahm feinen Anfang. Die Juden wech-
selten das giite vollwichtige Geld ein und nahmen mit deinselben
eine Umschmelziing und Umprägung vor, dlirch die der Werth des-
selben iim mindesieiis das Zehnfache vermindert ward. Lohn lind
Gehalt ward mit dem neuen schlechteii Gelde allsgezahlt, indeß die
Landverderber wohl zusahen, daß das gute vollwichtige Geld ihnen
zufloß.
Bis zilm Jahre 1622 dauerte diese Schreckeiisherrschaft in
Caleiiberg-Wolfeiibüttel. Da erst gelalig es deii Vorstelluiigeil der
Mutter iind des Oheims des Fürsten, Vereint mit deii Bitten der
Stände und des Volks, Friedrich Ulrich zlim Sturz der Gewalt-
herrschaft zu vermögeii.
War die Lage von Calenberg-Wolfeiibüttel durch die Regie-
rung des Anton von Streithorst scholl eine traurige geworden, so
sollte sie aber jetzt durch die kommeiide Zeit eine so jamniervolle
werden, wie sie nimmer zilvor gewesen. Schoii während der letzt-
vergarlgenen Zeit war jener große deutsche Krieg ausgebrochen, der
dem Namen nach des Glaubens halber, der Sache nach indeß der
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Anton_von_Streithorst Anton_von_Streithorst Friedrich_Ulrich Friedrich Anton_von_Streithorst
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_V. Friedrich_V. Friedrich_Ulrich's Friedrich Christian_von_Halberftadt Friedrich
Ulrich Friedrich Elisabeth Christian Christian Tilly
145
beschworen, verspricht, daß sie zunächst das Beste des Landes för-
dern, und feine neue Steuer, Schatzung und Bede ausschreiben
wollen, als nur bei den Meiern ihrer eigenen Güter, was als reine
Vermehrung der Dienstpflicht angesehen wurde. Jeder sollte bei
seinen Rechten gelassen, und den Ständen ihre Gerichtsbarkeit, auch
Wahlrechte, wo sie solche hatten, nicht entzogen werden. Die Für-
sten durften keine neuen Festen im Lande selbst anlegen oder an-
legen lassen, wohl aber konnten Städte und Adel neue Gräben,
Wälle, Landwehren und Schlagbäume errichten. Keine den Städten
zuführende Hauptstraße konnte verlegt werden, wohl aber durften
die Städte zu ihrem Vortheil neue Wasserstraßen anlegen. Zölle
und Geleite blieben, wie sie waren; auch hier durfte nichts zum Vor-
theil der Landesherrschaft erhöhet werden.
Diese Zusicherung, die als allgemeines Landesprivilegium an-
zusehen ist, konnte wirklich, wie sie war, das Beste des Landes bei
jreuer Haltung fördern. Allein unter dem äußern Vorwände und
der Form einer besondern Zusage über die wirkliche Haltung der
obigen Zusicherung drangen die Stände ihren Landesherren in
deren Noth noch eine zweite Urkunde ab, in welcher sie sich geradezu
als feindliche Corporation jenen gegenüber hinstellten, und sich
solche Gerechtsame ausbedingen nnb beschwören ließen, durch welche
sie handgreiflich die höhere, ihre Landesherren dagegen die unter-
geordnete Stellung erhielten. Dies ist die berüchtigte sogenannte
Friedenssate von demselben 21. September 1392.
Zuerst mußten die Landesherren allen denen, welche in die
Säte ausgenommen waren (d. h. Theil an obigen Verträgen hat-
ten), Prälaten, Pfaffheit, Mannschaft, Rittern, Burgemeistern,Raths-
leuten und Bürgern der Herrschaft Lüneburg, nochmals feierlich
ihre alten Rechte versichern, auch ihnen dazu gestatten, unter ein-
ander in förmliche Bündnisse treten, um diese selbst direct und
durch die neue Friedenssate schützen zu dürfen. Ein aus den
Städten und der Ritterschaft errichteter Ausschuß, der aus 5 Mit-
gliedern der Ritterschaft beim Deister, der Leine und Aller, aus 3
der zu Lüneburg, aus 4 Rathsmännern von Lüneburg, aus 2 von
Hannover und aus 2 von Uelzen bestand, mußte halbjährig bald
in Lüneburg, bald in Hannover zusammenkommen. Er entschied
jede Klage über Friedensbruch, die auf den Satevertrag gegründet,
und der Landesherr mußte sich solchen Sprüchen ohne Appellation
unterwerfen. That er ihnen nicht binnen 8 Wochen genug, so
10
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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219
übertragen und Don ihm sofort Vorkehrung zur Aufstellung
eines Heeres zur Sicherung des Kreises getroffen. Er selbst traf
1625 in der Weserfestnng Hameln ein, woselbst sich ans seine Aus-
forderung auch Christian Don Halberstadt, der sich bislang in den
Niederlanden aufgchalten, mit ihm vereinigte. Das war Veran-
lassung genug, daß Tilly sofort mit einer starken Hecresmacht
wiederum in Niedersachsen einsiel und hier schrecklich hauste. Die
Flecken Uslar imt> Moringen wurden geplündert, Hameln, das
Christian Iv. in Folge eines Unfalles hatte verlassen müssen, öffnete
den Ligisten freiwillig die Thore, ebenso Stolzenau.
So zog sich der Kampf während der ersten Hälfte des Jahres
1625 hin, ohne daß derselbe ans irgend einer Seite durch sonder-
lichen Erfolg gekrönt worden wäre. Gegen Ende dieses Jahres
neigte sich indeß das Glück gänzlich den Ligisten zu. Am 21. Oc-
tober ergab sich ihnen die Festung Calenberg z wenige Tage später
besiegte Tilly die Protestanten unter dem Herzoge Friedrich von
Altenbnrg und dem General Obentraut bei Seelze bei Hannover.
Die Gefahr, die dieser Stadt hierauf durch Tilly drohte, ward da-
durch abgewandt, daß dieser gezwungen ward, sich dem Mans-
felder entgegenznwerfen, der sich, ans dem Osnabrückischen kom-
mend, mit seinem Heere der Weser näherte.
Friedrich Ulrick befand sich während all dieser Vorgänge in
der unglücklichsten Lage. Schwankend in seiner Stellung zwischen
dem Kaiser itnb deni Dänenkönig, war es kein Wunder, daß er
sich die Sympathien von keinem der Beiden errang.
Das folgende Jahr sollte noch mehr Unheil über die Welfen-
lande bringen.
Am dritten Pfingsttage dieses Jahrs siel die Stadt Münden
den Kaiserlichen nach mehrtägiger Belagerung in die Hand, welcher
Stadt einige Monate später and; Göttingen folgte. Während der
Belagerung dieser Stadt fand auch der unruhige Christian von
Halberstadt in Wolfenbüttel seinen Tod, nnb zwar, wie vermnthet
wird, durch Gift. So war die Lage des protestantischen Heeres
nach und nach fortwährend eine unglücklichere geworden, nick als
sich dasselbe am 17. August 1626 unter Christian Iv. mit den
Ligisten bei Lutter am Barenberge in eine Schlacht einließ, erlitt
es eine so vollständige Niederlage, daß dasselbe so gut als anfge-
rieben bezeichnet werden konnte. Der König von Dänemark selbst
rettete sich mit genauer Nvth nach Wolfenbüttel.
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Christian_Don_Halberstadt Tilly Christian_Iv Tilly Friedrich_von
Altenbnrg Friedrich Tilly Friedrich_Ulrick Friedrich Dänenkönig Christian_von
Halberstadt August Christian_Iv Dänemark
220
Friedrich Ulrich, der schon längst das Vertrauen auf seinen
Oheim Christian Iv. verloren, hatte sich bereits vor der Schlacht
bei Lutter am Barenberge gänzlich von dem dänischer, Bündnisse
losgesagt. Seinen Regimentern ließ er die Weisung zukommen,
sofort das dänische Heer zu verlassen, und an Christian Iv. stellte
er das Verlangen der schleunigsten Räumung Wolfenbüttels. Der
Dänenkönig war weit davon entfernt, den Befehlen des Herzogs
sofort nachzukommen. Doch sielen die von ihm besetzten Städte
und Festungen, die den Ligisten bislang noch widerstanden, nach
und nach sämmrlich in deren Hände. Die Dänen wichen immer
mehr zurück und suchten während dieses Rückzuges Niedersachsen
noch entsetzlich heim. Erst gegen Ende des Jahrs 1627, als auch
das von ihnen besetzte Wolsenbüttel gefallen, konnte man diewelfen-
lande als von den Dänen gesäubert betrachten. Friedrich Ulrich
athmete auf, Christian Iv., durch dessen Heer sein Land so bedrückt
worden, war ja entfernt, und mit dem Kaiser hatte er bereits 1626
durch Tilly einen Friedensvertrag abgeschlossen. Aber ihm sollte
nun einmal keine Ruhe gegönnt werden. Jetzt ward ihm von
der kaiserlichen Partei der Vorwurf gemacht, mit dein Verfahren
Christians von Halberstadt wegen Wiedereinsetzung des vertriebenen
Kurfürsten von der Pfalz einverstanden gewesen zu sein, sich auch
gegen Kaiser und Liga als offenkundigen Feind gezeigt zu haben.
Unter solchen Umständen beschloß man den vom Herzoge mit Tilly
1626 abgeschlossenen Vertrag als nicht gültig zu betrachten und
Ersterm die Erstattung der aufgewandten Kriegskosten aufznerlegen,
ja man ging sogar mit dem Gedanken um, Tilly mit dem Fürsten-
thum Calenberg zu belehueu, und kam letzteres Vorhaben nur des-
halb nicht zur Ausführung, weil Marimilian von Baiern sich mit
aller Entschiedenheit dagegen aussehnte, und der Kaiser sich diesen
nicht zum Gegner machen durste. Dagegen ward 1629 das soge-
nannte Restitutionsedikt erlassen, durch welches das große Stift
Hildesheim dem Herzoge Friedrich Ulrich entrissen ward. Wenn-
gleich sich dieser solchem Verfahren willig zeigte, so trat sein Vetter,
der Herzog Georg, der mnthmaßliche Nachfolger in der Herrschaft
über Calenberg-Wolfenbüttel, der bislang in Italien für den Kaiser
gekämpft, doch entschieden dagegen auf. Er trat sofort aus den
kaiserlichen Diensten aus und gehörte zu den ersten protestantischen
Fürsten, die sich mit dem Schwedenkönig Gustav Adolf in Ver-
bindung einließen, der sich bereit erklärt hatte, gegen die Feinde
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ulrich Friedrich Christian_Iv Christian_Iv Friedrich_Ulrich Friedrich Christian_Iv. Christians_von_Halberstadt Tilly Tilly Friedrich_Ulrich Friedrich Georg Gustav_Adolf Gustav Adolf
149
Heinrich der Wunderliche von Grubenhagen 1284 das Schloß
Eversteiu mit Erfolg belagert hatte, von den Herzogen dieser wcl-
fischen Linie abhängig. Zwar suchten die Grafen häufig dies wie-
der abzuwendeu, schlossen Verträge dieserhalb mit dem Bischose von
Paderborn, 1399, und dem Grafen von der Lippe (vid. pag. 147
oben) 1403, aber die Herzoge von Grubenhagen gaben ihr einmal
erworbenes Recht nicht auf, sondern verpfändeten solches später
freiwillig an ihre Stamm-Vettern Bernhard und Heinrich. Diese
wußten den letzten der eversteinschen Grafen, Hermann*), am
20. Januar 1408 zu einem Frieden, zu Hameln, zu zwingen, der
durch die Verlobung Elisabeths, der Erbtochter des Grasen Her-
mann, mit Otto, dem Sohne Bernhards, besiegelt wurde, und be-
fiimmte, daß nach dem Tode Hermanns, der auch wahrscheinlich
im Jahre 1413**) erfolgte, die Grafschaft an Calenberg fallen sollte.
So kam es auch, und nur einzelne Stücke, — Brackel mit Perti-
nenzien, — hatte das Hochstift Paderborn als von ihm abhängiges
Lehen eingezogen.
Fast zu gleicher Zeit starb mit dem Grafen Heinrich das
Dynastengeschlecht der Herren von Homburg aus. Ihr Gebiet be-
stand hauptsächlich aus den Aemtern Lauensteiu, Grene, Wolden-
stein, der Grafschaft Hohenböcken und mehreren anderen Stücken.
Schon am 9. October 1409 hatte er Bernhard zum Erben ein-
gesetzt, gegen Renten für sich und die Seinigen.
Beide Stücke, Everstein und Homburg, kommen dann schon
in der Theilung von 1409 als welfische Besitzungen vor.
Allein die obige Gemeinschaft der Brüder Bernhard und
Heinrich währte nickt lauge. Der Letztere ward bald nach seiner
Rückkehr vom Concil zu Costiütz zu Uelzen am 2. October 1416
von einer pestartigen Krankheit dahingerafft. Er hinterließ zwei
Söhne, Wilhelm, den Aeltern, auch Vietoriosus, Lslueosus, später
Gotteskuh genannt, geb. 1400z utib Heinrich, unter dem freilich für
ihn sehr schlecht passenden Beinamen „der Friedfertige", kaeillerw,
bekannt, geb. 1411.
So lange nun noch die Minderjährigkeit dieser Prinzen
dauerte, und eine Vormundschaft, gebildet aus ihrem Oheim
Bernbard uiid Verordiieten der Ritterschaft iind des Magistrats
*) Dessen einziger Sohn Otto ist 1405 schon urkundlich nicht mehr ain Leben.
") Andere Angaben geben erst die späteren Jahre 1437 und 1442 für dies
Ereigniß an.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Schloß
Eversteiu Bernhard Heinrich Heinrich Elisabeths Otto Heinrich Heinrich Bernhard Bernhard Heinrich Heinrich Wilhelm Heinrich Heinrich Otto
150
zu Lüneburg das Beiden gehörige Lüneburg als Ganzes zusammen-
hielt, blieben auch die politischen Verhältnisse des Welfenhauses,
wenigstens äußerlich, dieselben des Jahres 1409.
Allein kaum war der jüngste mündig geworden, so mochte er
nicht mehr an dem Bisherigen halten. Unter dem Vorwände, daß
ihr Vater bei der Theilung von 1409 verkürzt sei, wußte er seineil
altern Bruder dahin zu bringen, daß Beide dagegen einen förm-
lichen Protest einlegten, und eine neue scharf lind gesonderte Tren-
nllng der welfischen Lande verlangten, wofür sie auch den
Kaiser als Oberlehnsherrn günstig zu stimmen wnßteil. Bernhard,
wenn er es nicht zu einem förmlichen Kriege mit den Neffen kom-
men lassen wollte, mußte mit seinen Söhnen nachgeben. Unter
Vermittlung des Landgrafen Llidwig von Hessen kam auch der
von Wilhelm gefertigte Entwurf einer Theilnngsurkunde am
27. Mai 1428 zur Vorlage.
Bernhard wählte am 22. Anglist desselben Jahres für sich und seine
Nachkommenschaft den lüneburgschen Theil, welcher das ganze
Herzogthum dieses Namens in sich begriff, wozu noch die everstein-
schen Erwerbungen kamen. Er ward der Stammvater der mitt-
leren lünebnrgischen Linie.
Braunschweig-Wolfenbüttel-Calenberg, welches somit ans die
beiden Brüder Wilhelm und Heinrich fiel, begriff mit Homburg
alles Uebrige außer den welfischen Landen, welche im Besitz der
göttinger und grnbenhagenschen Linie waren. Sie tuurben die
Stammväter der mittleren bralinschweigschen Linie.
Gemeinschaftlich blieben bei dieser Theilung die Zölle zu
Schnakenbnrg und Hitzackerz die Anwartschaft aus das Göttingische
(durch den Erbvertrag mit Otto 1401 erworben), so wie die
Städte Braunschweig, Lüneburg und Hannover. Von letzterer
jedoch wurden Zölle, Gerichte, Mühlen, so wie der Hof ans der
Neustadt, zu Brannfchweig-Wolfenbüttel-Calenberg gelegt. Die
geistlichen Lehen der Stadt Braunschweig zu 8t. Blasii und
Cyriaci .sollten abwechselnd vergeben werden.
8- 20. Anfänge der modernen Staats-Entwickelung.
Die Entstehung der Stände des Adels, der Geistlichkeit und der
Städte, sowie ihr Verhältniß zum Landesherrn.
Es ist schon oben darauf hingewiesen, wie nach den langen
inneren Kriegen unter Heinrich Iv. und V. 1123 die großen Lehen
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Wilhelm Bernhard Wilhelm Heinrich Heinrich Otto Heinrich_Iv Heinrich
222
in der traurigsten Lage van der Welt zurück. Gänzlich verarmt,
sah dies in jener schrecklichen Zeit keinen Ausweg, stch wieder empor-
zuarbeiten. Die von dem Herzoge nachgelassenen Schulden betrugen
neben einer Menge rückständiger Zinsen und Besoldungen die für
jene Zeit ungeheuere Summe von fünf Millionen Thalern. Zur
Abtragung dieser Schulden bestimmten die Successoren des Herzogs
1653die Jntraden verschiedener Stücke und zwar des Salzwerkes zu
Liebenhalle, der im Amte Eimbeck belegenen Julius- und Bruch-
Mühlen re. und sind die Schuldner auch sämmtlich nach vorge-
schriebener Ordnung nunmehr befriedigt.
§ 27. Lüneburgische Linie unter den Herzogen Ernst dem
Bekenner und Wilhelm.
Heinrich der Mittlere, -f- 1532.
Otto I., ch 1549, Ernst der Bekenner, Franz ch 1549^
Stifter der harburge r ch 1546. gi fhorncr Linie.
Linie. ^ 's ch ch
C>tto Ii., f 1603-' ' Franz Otto, ch 1555. Heinrich,ch 1598 Wilhelm,-f-1592^
| Stifter der bannender- Stifter der jüngeren
j gcr Linie. oder heutigen lüne-
t Kurzer Linie.
Wilhelm,ch 30.März 1642. August I., Sieben Söhne, unter dc-
-j- -j- f Stifter der heutigen nen Georg, der Stifter der
braunschw.. wolfb. calenbcrgfchcn Linie und
Linie. der heutigen Könige von
Hannover.
Heinrich der Mittlere von Lüneburg entsagte, wie wir gesehen
haben, um den üblen Folgen zu entgehen, die ihm seine Theil-
nahme an der hildesheimischen Stiftsfehde bereitete, im Jahre
1520, und dann nochmals wiederholt 1522 der Negierung, zog sich
nach Frankreich zurück und übergab sein Land seinen Söhnen Otto
und Ernst. Sie verwalteten, ohne förmlich zu theileu, wie sie auch
schon 1517 unter sich festgestellt hatten, zuerst gemeinschaftlich das
durch Schulden und Verpfändungen gedrückte Erbe bis 1527, wo
der ältere, Otto, um eine Verbindung mit seiner geliebten Meta
von Campe vollziehen zu können, sich mit dem Amte Harburg ab-
stnden ließ, auf alle seine übrigen Aiisprüche verzichtete und somit
Stifter einer fteinen Nebenlinie, der harburgischen, wlirde. Er
starb 1549, und obwohl seine Nachkommenschaft zuerst nicht für
successionsfähig angesehen wurde, so gab mau später nach, und
gestand seinem Sohne Otto Ii., der ebenfalls aus das übrige Lüne-
burg verzichtete, die Aemter Harburg und Moisburg mit Succes-
sious-Necht für seine Nachkommen zu. Ihm folgte 1603 sein
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Extrahierte Personennamen: Ernst Wilhelm Heinrich Otto_I. Ernst Franz_ch_1549^ Franz Franz_Otto Franz Otto Heinrich,ch Heinrich Wilhelm August_I. Georg Heinrich Otto Ernst Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Lüneburg Frankreich Harburg Harburg Moisburg
223
Sohn Wilhelm, und obwohl dieser noch neun Brüder hatte, so
war doch von allen Verwandten beim eignen Tode am 30. März
1642 Niemand mehr am Leben. Damit erlosch dieser Nebenzweig
der lüneburgischen Linie wieder.
Heinrich des Mittleren zweiter Sohn, Ernst, war seit 1527
also somit fast der ausschließliche Erbe des ganzen Herzogthums
Lüneburg geworden. Zu Uelzen am 27 Juni 1497 geboren, ward
er am Hose jdes Kurfürsten Friedrich des Weisen von Sachsen
erzogen, von wo er mit dem früheren Lehrer und nachherigen Hof-
prediger des Kurfürsten Johann Friedrich, den: berühmten Spala-
tinus, rm Jahre 1512 die Universität Wittenberg bezog. Hier
lernte er Luther persönlich kennen, und dies ward entscheidend für
sein ganzes übriges Leben. Nachdem er dann noch zwei Jahre auf
Reisen, vorzüglich in Paris, zngebracht, kehrte er 1520 nach Lüne-
burg zurück, um nach der Abdankung seines Vaters die Regierung
selbst zu übernehmen.
Die Hauptaufgabe seines ganzen Lebens war die Einführung
der neuen Lehre. Schon 1524 und 1525 auf dem Landtage zil
Uelzen ward damit begonneii, rnid alles Widerspruchs der noch
vorhandenen katholischeii Corporationeii, besoiiders der Klöster und
Stifter, ungeachtet, vorzüglich seit Eriist 1530 den Magister Urba-
nus Regius (König) zil seinem Geiieral-Superintendenten ernannt
hatte, glücklich damit fortgefahren. An diesen Namen knüpft sich
voii da an bis zu seinem Tode 1541 ein nicht geringer Theil der
Neformatioii in unseren Landen*). Das Vermögen der katholischen
Klöster und Stifter ward meist von Ernst mit dem eignen Do-
manio vereinigt, dagegen für die Kirchen nnb Schulen der neuen
Confessioli im Verein mit den Landständen treulich gesorgt.
Bei Allem, was von den protestantischen Fürsten für ihre
Sache gescbab, war Erlist der eifrigste Bnndesgenosse, bei dem
Bündnisse zil Torgau, bei der Protestation zil Speier, bei lieber-
reichung der Confession zil Augsburg lind bei dem schmalkaldischen
Bündnisse.
Ein jüngerer Bruder von Ernst, Fraiiz, noch Kind bei dev
Abdankuiig des Vaters, nunmehr im Jahr 1536 mündig gewor-
den, verlangte jetzt feinen Theil an der Regierung, der ihm auch,
in Form einer Gesammtregierung, willig zugestanden wurde. Je-
') Uhlhorn, Urbanus Regius.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Heinrich Ernst Ernst Friedrich Friedrich Johann_Friedrich Johann Friedrich Ernst Ernst Ernst Uhlhorn
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Paris Uelzen Torgau
224
doch in der That bekümmerte sich Franz wenig darum, ließ viel-
mehr seinen Bruder allein walten, und trug selbst 1539 auf Ab-
findung an. Als solche erhielt er das Amt Gifhorn, gegen Ent-
sagung seiner übrigen Rechte. Da er aber schon 1549 ohne männ-
liche Nachkommen starb, so ward Gifhorn wieder mit dem übrigen
Lüneburg vereinigt.
Ernst selbst starb schon am 11. Januar 1546, in einem Jahre
mit Luther. Wegen seiner Anhänglichkeit an du neue Lehre nennt
man ihn „den Bekenner" (Confessor). Von seiner direkten
Nachkommenschaft stammen die jetzigen blühenden Linien des wel-
sischen Hauses ab.
Von seiner Gemahlin Sophie, Tochter des Herzogs Heinrich
von Mecklenburg, hatte er vier Söhne, welche jedoch zur Zeit alle
noch unmündig waren, so daß der Vater in seinem Testamente
für sie die Stände des Landes zu Vormündern bestellt hatte. Die
Rechte der letzteren und ihre Theilnahme an Verfassung und Ver-
waltung ward natürlich durch solche Ereignisse gehoben und für
alle Zeiten festgestellt. Die Deputirten derselben, um das Geschäft
der Regierung zu leiten, waren Thomas Grote, Jürgen von der
Wense, der Kanzler Balthasar Klammer und Dr. Jo ach. Möller.
Freilich hatte auch noch der Kaiser, als man sich Anfangs über
Manches nicht vereinigen konnte, sich in die Sache gemischt, und
den Erzbischof Adolf von Cölln und den Grafen Otto von
Schaumburg zu Obervormündern bestellt; jedoch ließen diese im
Ganzen die an Ort und Stelle selbst ernannte Commission, deren
Thätigkeit bis 1555 dauerte, ruhig und zum Vortheil und zur
Wohlfahrt des Landes gewähren.
In dem gedachten Jahre trat der älteste der Brüder, Franz
Otto, die Regierung, welche ihm feierlich von der Vormundschaft
übertragen wurde, selbst an. Allein er starb schon 1555, und da
der ans ihn folgende Friedrich schon 1553 an einer in der Schlacht
von Sievershausen empfangenen Wunde gestorben war, so traten
nun die folgenden Brüder Heinrich und Wilhelm ein. Ihre An-
fangs gemeinschaftliche Regierung führte zu mancher Uneinigkeit
unter sich und mit den Landständen, bis 13. September 1569 der
ältere, Heinrich, erklärte, mit einer Abfindung, bestehend in Stadt
und Amt Dannenberg, dem Kloster Scharnebeck und anderen klei-
neren Vortheilen, zufrieden ;u sein. Jedoch behielt er sich und sei-
nen Nachkommen etwaige Erbrechte auf die welstschen Lande vor.
L
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Personennamen: Franz Franz Ernst Sophie Heinrich
von_Mecklenburg Heinrich Thomas_Grote Balthasar_Klammer Adolf_von_Cölln Adolf Otto Franz
Otto Franz Otto Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Wilhelm Heinrich Heinrich