Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
4
des nahen Klosters liefs Hier der Quelle ein Steinhaus aufführen,
an dem auch das Bild des Schäfers zu sehen ist.
Kuhn u. Schwartz, Norddeutsche Sagen.
5. Riesen am Elm.
Bei Evessen am Elm liegt ein Berg, auf dem steht oben
eine dicke Linde, bei der in alter Zeit die Gerichte unter
freiem Himmel gehalten wurden. Der Berg selbst aber stammt
von einem Hünen her; der war bei Regenwetter eine lange
Strecke in dem schweren Erdreich am Eime gegangen, und da
konnte er zuletzt kaum von der Stelle. Darum strich er den
Lehm von der Sohle ab, und das ist der Berg bei Evessen.
Ein andrer Riese ging einmal am Elm spazieren und hatte
Steinchen in seiner Tasche gesammelt. Als er aber in die
Gegend von Helmstedt kam, auf den Berg, welcher jetzt der
St. Annenberg heilst, bekam die Tasche ein Loch, und die
Steine fielen alle heraus, und da liegen sie heute noch.
Kuhn u. Schwartz, Norddeutsche Sagen.
6. Wie Till Culerrspiegel in die Fremde zieht.
Nicht weit von Schöppenstedt liegt nahe am Elmwalde das Dörf-
lein Kneitlingen. Dort stößt an die Kirche ein Hof, auf dein Till
Eulenspiegel geboren ist. Schon von Kindesbeinen an war er ein
Thunichtgut und Schalk. Da nun sein Vater frühzeitig verstarb, war
seine Mutter mit ihm übel beraten; denn täglich richtete er aus Vor-
witz und Müßiggang allerlei Unheil an. Also setzte sie ihm bald mit
guten, bald mit harten Worten zu, er sollte ein Handwerk lernen, da-
mit er sich ehrlich ernähren möchte und ihr nicht länger zur Last fiele.
Nun geschah es, daß andere Burschen aus dem Dorfe auf die Wander-
schaft gingen, weil ihre Lehrzeit ans war. Da ermahnte ihn seine
Mutter immer aufs neue, daß er auch in die Fremde ginge, damit er
in der Welt sich umsehe und etwas Nützliches lerne. Eulenspiegel war
dazu bereit, schnürte rasch sein Bündel und trat mit einem guten
Mundvorrat in der Tasche seine Reise an. Als dieser aber verzehrt
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Extrahierte Personennamen: Kuhn Schwartz Kuhn Schwartz Till_Culerrspiegel Till
Eulenspiegel Eulenspiegel
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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Sprüngen. Die beiden andern dagegen sind unversehrt und
befinden sich noch jetzt im Besitze der Grafen von der Asse-
burg. Der eine wird auf der Hinnenburg in Westfalen, der
andere auf der Burg Falkenstein an der Leihe aufbewahrt.
Gröfsler, Sagen der Grafschaft Mansfeld.
9. Der Rammeisberg.
Als Kaiser Otto der Große auf der Burg Werla hauste,
hielt er auch an dem Harzgebirge große Jagden. Da geschah
es einmal, dafs einer seiner Jäger, mit Namen Ramm oder
Bammel, an den Vorbergen jagte und ein Wild verfolgte. Bald
aber ivurde der Berg zu steil, darum stieg der Jäger ab von
seinem Rofs, band es an einen Baum und eilte dem Wilde zu
Fufs nach. Sein Pferd stampfte unterdes ungeduldig und scharrte
mit den Vorderhufen den Grund. Als sein Herr zurückkehrte,
sah er verwundert, wie sein Pferd gearbeitet und mit den Füfsen
einen schönen Erzgang blofsgelegt hatte. Da hub er einige Stufen
auf und trug sie dem Kaiser hin, der alsbald das Bergwerk an-
greifen und mit Schürfen versuchen liefs. Alan fand eine reich-
liche Alenge Erz, und der Berg ivurde dem Jäger zu Ehren
Rammeisberg geheifsen. Des Jägers Frau nannte sich Gosa,
und von ihr empfing die Stadt, die nahe dem Berge gebaut
ivurde, den Namen Goslar. Beide wurden in der Frankenberger
Kirche begraben. Auf dem Leichensteine sind sie in Lebens-
gröfse ausgehauen; Rammet trägt in der Rechten ein Schwert
und Gosa auf dem Haupte eine Krone.
Grimm, Deutsche Sagen.
10. Der Solling.
Der Solling ist ein großes Waldgebirge, nach dem Harze das
größte in Norddeutschland. Es erhebt sich am rechten Ufer der Weser
und gehört mit seinem kleineren nordwestlichen Teile zu Braunschweig,
mit seinem größeren südöstlichen zur Provinz Hannover. Meistens
steigt der Solling langsam in wohlbestellten Feldern bis zu den be-
waldeten Hochebenen empor; an einigen Stellen jedoch fällt er steil
ab. Er bildet eine große zusammenhängende Masse mit weiten Hoch-
flächen und flachgerundeten Gipfeln, von denen der höchste der ziemlich
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Extrahierte Personennamen: Otto Otto Ramm Alan Gosa Grimm
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
9
zur Hülfe herbei. So kamen einst Zwerge zu einer Kranken-
wärterin in Stadtoldendorf und forderten sie auf, mit ihnen
zu gehen und einer kranken Frau Beistand zu leisten. Als
die Wärterin sich dazu bereit erklärt hatte, verbanden ihr die
Zwerge die Augen und führten sie in den Berg. Hier half
sie nach Kräften und wollte dann wieder gehen. Doch das
litten die Zwerge nicht, und so blieb sie volle acht Tage im
Berge und hatte es recht gut. Beim Abschiede fragten die
Zwerge, wie viel sie verdient hätte. Die Frau erwiderte aber,
sie wäre mit allem zufrieden, was sie ihr gäben. Da reichten
ihr nun die Zwerge eine Diefse Flachs und sagten dabei, da-
von möge sie alle Tage spinnen; der Flachs werde niemals
alle werden, wenn sie nur das letzte von dem Rocken nicht
abspinne. Dann verbanden ihr die Zwerge abermals die Augen
und führten sie aus dem Berge wieder heraus. Die Frau that,
wie ihr die Zwerge geboten hatten. Den Tag über spann sie
fleifsig; war sie aber zu dem letzten Lopp gekommen, so hörte
sie auf, und am andern Morgen fand sie die Diefse jedesmal
wieder voll Flachs. So spann die Frau lange Zeit und wurde
zuletzt recht wohlhabend. Endlich aber dachte sie, da sie nun
schon so viel zusammengesponnen habe, so könne sie es wohl
einmal wagen, auch den letzten Lopp abzuspinnen. Sie that dies,
und da war am andern Morgen auch die Diefse weg und blieb weg.
Es ist auch im Keilberge ein tiefes Loch, aus welchem
sonst die Zwerge immer Umschau hielten. Einst spielten an
dieser Stelle fünf Jungen aus einem benachbarten Dorfe und
belustigten sich damit, über das Loch hinüber und herüber
zu springen. Da sprang aber einmal einer von ihnen fehl und
fiel so in den Berg hinein. Unten war es gar schön, wie in
einer Stube. Der Junge hatte keinen Schaden genommen und
suchte nun wieder aus dem Berge herauszukommen. Dies ge-
lang ihm auch, indem er dem Laufe des Baches folgte, welcher
aus dem Berge hervorfliefst. Es war dies derselbe Weg, auf
welchem die Zwerge ein- und ausgingen. Für diese war er
hoch genug und ganz bequem, weil sie so klein waren. Der
Junge aber mufste sich ganz krumm machen, kam jedoch
glücklich wieder aus dem Berge heraus ins Freie.
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Konfession (WdK): offen für alle
11
allein zur Strafe dafür erntete er in dem Jahre auf seinem
Felde nichts, so dafs er sich genötigt sah, den Stein ivieder an
seine Stelle zu setzen.
Ungefähr zehn Minuten nördlich von Kreiensen, neben der
Strafse, die von Greene nach Gandersheim führt, liegt ein 20
Meter hoher Hügel. An dem angrenzenden Walde hatten sich
mehrere Hünen gelagert, um auszuruhen. Da fühlte der eine
etivas in seinem Schuh, das ihn drückte, und schüttelte diesen
deshalb aus, ivobei er zu den andern sprach: „Ich habe da ein
Sandkorn im Schuh, das mich drückt; ich mufs es doch erst aus-
schüttenvon dem ausgeschütteten Sande ist dann der Hügel
entstanden. Schambach und Müller, Niedersächsische Sagen,
13. Die weifse Jungfrau auf der Burg Eberstein.
Zwischen Negenborn und Löbach westlich von Stadt-
oldendorf erhebt sich der waldige Burgberg, auf dem ehemals
die Burg Eberstein lag. Hier liefs sich zum öfteren eine
weifse Jungfrau sehen. Sie trug eine goldene Schanne mit
goldenen Ketten, woran zwei goldene Eimer hingen, die ganz
mit Gold gefüllt waren. Diese Last mufs sie tragen, bis sie
erlöst wird. Einst war zur Zeit der Heuernte ein Mann aus
Negenborn auf der Wiese geblieben, um das Heu zu bewachen.
Er hatte sich unter einen Busch gelegt und war eingeschlafen.
Um Mitternacht rief eine Stimme seinen Namen. Er wachte
auf, und die weifse Jungfrau stand vor ihm. Sie wies auf
ihre kostbare Last hin und sagte, dies alles solle er haben
und glücklich sein, wenn er sie erlöse. Nur dürfe er sich nicht
fürchten, und wenn auch Himmel und Hölle gegen ihn wären,
es würde ihm doch kein Leid geschehen. Zugleich forderte
sie ihn auf, mit ihr zu gehen. Er war auch dazu bereit, und
so führte sie ihn auf den Eberstein. Hier sah er ein grofses
Feuer angezündet, um welches zwölf große und starke Männer
standen, die einen Ochsen brieten. Als ihn diese erblickten,
sprach einer zu den andern: „Wen sollen wir dann braten, wenn
wir mit dem Ochsen fertig sind?“ Darauf erwiderten die Ge-
nossen: „Dann wollen wir den Koten da nehmen!“ und wiesen
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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13
Gar oft weilte Herzog Wilhelm hier und hielt in den nahen Harz-
wäldern Jagden ab. Manchmal war dann der alte Kaiser sein Gast.
Jetzt wohnt zur Herbstzeit auch unser Regent hier und ladet Fürsten und
vornehme Herren ein. Auch der Kaiser Wilhelm Ii. ist schon bei ihm
zu Besuch gewesen.
15. Die Teuselsmauer.
Nahe bei Blankenburg beginnt ein felsiger Höhenzug, welcher erst
an der Bode endigt. Er besteht aus zersägten, ausgezackten Klippen,
die mit Sträuchern und Kräutern reich bewachsen sind. Das ist die
Teufelsmauer. Oben läuft ein Steig auf der ganzen Felsenreihe hin,
von dem aus hübsche Ausblicke sich darbieten, hier auf die Harzberge,
dort auf die Ebene. Einmal wollte der Teufel, so erzählt die Sage,
die Welt mit dem lieben Gott teilen und sagte, dieser solle den Harz
bekommen, er aber wolle das Flachland nehmen. Um aber die Grenze
besser kenntlich zu machen, wolle er eine Mauer dahin bauen. Damit
war denn auch der Herr zufrieden, sagte aber, vor dem Hahnenschrei
müsse alles fertig sein. Da arbeitete der Teufel rüstig, und als es
gegen Morgen kam, fehlte nur noch ein Stein. Als er den eben
herbeitrug, um ihm einzusetzen, krähte der Hahn. Nun warf der
Teufel ärgerlich die Quadern umher, wie sie noch liegen, und so ist
die Mauer bis diesen Tag unvollendet geblieben.
Nach Kuhn und Schwartz, Norddeutsche Sagen.
16. Waldarbeiter im Harz.
Früh am Montag Morgen ziehen Scharen von Waldarbeitern
durch die Straßen ihres Heimatdorfes. Sie haben den Sonntag bei
ihrer Familie zugebracht und wollen nun die Arbeit wieder aufnehmen.
Bekleidet sind sie mit einem vielfach gestickten, aber frisch gewaschenen
Kittel aus ungebleichtem Drell; auf der Schulter tragen sie scharfe
Äxte und auf den Rücken die große Waldsäge. An ihrer Seite hängt
der aus einem Kalbfell kunstlos gefertigte Ranzen, in dem sie außer
Pulver und Eisenkeil Lebensmittel auf eine ganze Woche mit sich führen.
So schwer bepackt wandert der Waldarbeiter mehrere Stunden weit
fort, bis er seine Arbeitsstätte erreicht.
Auf solcher Hauung herrscht an den Wochentagen ein reges Leben
und Treiben. Schon von weitem hört der Wanderer die dröhnend auf
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TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Wilhelm Kuhn Schwartz
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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15
an ihm vorüber zum Flaehlande fliefst. Im Felsen wohnt eine ver-
zauberte Jungfrau mit Famen Ilse. Noch alle Morgen schliefst sie
den Ilsenstein auf, um sich im klaren Wasser zu baden. Nur
wenigen ist es vergönnt, sie zu sehen. Aber wer sie kennt, preist sie.
Einst fand ein Köhler sie frühmorgens und grüfste sie freund-
lich. Darnach winkte sie ihm, und er folgte ihr nach bis vor den
Fels. Hier nahm ihm die Jungfrau seinen Ranzen ab, ging damit
hinein und brachte ihn gefüllt zurück. Doch befahl sie dem Köhler,
er sollte ihn erst in seiner Hütte öffnen. Die Schwere fiel ihm auf,
und als er auf der Ilsenbrücke war, konnte er sich nicht länger
enthalten und machte den Ranzen auf. Da sah er nur Eicheln
und Tannäpfel. Unwillig schüttelte er sie in das Wasser; sobald
sie aber die Felsbrocken in der Ilse berührten, vernahm er ein
Klingen und sah mit Schrecken, dafs er Gold verschüttet hatte.
Doch war im Ranzen noch ein kleiner Überrest hängen geblieben;
den bewahrte er sorgfältig auf und wurde dadurch noch reich genug.
Grimm, Deutsche Sagen.
18. Wildfütterung im Harz.
Wenn das Laub verwelkt und verweht ist, wenn die Kräuter ver-
dorrt sind und der erste Schnee den Erdboden bedeckt, beginnt der
Förster mit der Wildfütterung. Auf dem Berghange nahe der Försterei
hat er hölzerne Raufen hergerichtet, die mit duftigem Heu von den
Waldwiesen angefüllt sind. Pünktlich wie die Uhr und nach und nach
mit geringerer Scheu stellen sich die Tiere ein. Sie kommen einzeln
und in Rudeln zum Futterplatze heran und knuspern und zupfen emsig
am leckern Heu. Der Förster ist mit seinen Kindern und einigen Be-
kannten ziemlich nahe herangetreten. Verstohlen äugen die scheuen
Waldtiere zu den Menschen hinüber, und sind jeden Augenblick bereit,
mit einigen kühnen Sprüngen den sichern Wald zu erreichen. Eine
neue Schar hungernder Tiere trifft ein. Sie kommen aus weiter
Ferne. Auf ihrer Suche nach Nahrung haben sie einen der Wildpfade
gefunden, die von allen Seiten nach dem Fütterungsplatze führen, und
sind nun zum erstenmal hier. Den magern, schlanken Leib noch zwischen
den dichten, jungen Fichten bergend, schauen sie bald verlangend auf
die gefüllten Raufen, bald ängstlich auf die gefürchteten Menschen.
Jetzt tritt hie und da ein Tier vor; die knuspernden, hier schon hei-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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20. Eulenspiegel in Braunschweig.
Auf dem Bäckerklinte in Braunschweig steht an einem Bückerhause
aus Holz geschnitzt und mit Farben bunt bemalt das Bild eines fröh-
lichen und schalkhaften Gesellen. Er trägt in seinem Arme gar wunderlich
geformtes Gebäck, auf seiner Schulter aber sitzt eine Eule. Das ist,
wie jedes Kind dort weiß, der Schelm Eulenspiegel aus Kneitlingen,
der hier einmal einen seiner Streiche verübt hat.
Auf seiner Wanderschaft kam Eulenspiegel auch nach Braunschweig
und gab sich für einen Bäckergesellen aus. Bald fand er Arbeit. Als
er nun kurze Zeit dagewesen war, sprach der Meister zu ihm: „Geselle,
heute Abend mußt du allein backen. Ich habe keine Zeit, Dir zu helfen,
werde aber morgen früh Nachsehen, was du fertig gebracht hast!"
Eulenspiegel fragte: „Meister, was soll ich denn backen?" Der aber
sah ihn darüber gar verwunderlich an und antwortete: „Eulen und
Affen!" Damit ging er fort. Eulenspiegel aber arbeitete die ganze
Nacht, formte aus dem Teig Eulen und Meerkatzen und buk dieselben.
Am andern Morgen kam der Meister. Als er nun keine Semmeln
und Brötchen fand, sondern die wunderlichen Tiere, ward er zornig
und rief: „Was hast du denn da gemacht?" Eulenspiegel erwiderte:
„Ich habe Eulen und Affen gebacken, wie ihr mir befohlen habt."
Da rief der Meister: „Was soll ich damit anfangen? Bezahle mir meinen
Teig, und dann pack dich hinweg. Dich kann ich nicht gebrauchen!"
„Ja wohl", antwortete Eulenspiegel, „ich will euch gern den Teig be-
zahlen, wenn ihr mir die Ware geben wollt!" Also bezahlte der
Schelm den Teig, nahm seine Tiere und stellte sich damit an die Ecke
der Petrikirche. Bald bemerkten die Kinder, die da spielten, das wunder-
liche Gebäck, liefen herzu und kauften so eilig die Eulen und Meer-
katzen, daß er bald keine mehr hatte. An Geld nahm er mehr dafür
auf, als er für seinen Teig gegeben hatte. Als das der Bäcker hörte,
bat er den Gesellen, doch wiederzukommen, aber Eulenspiegel hatte dazu
keine Lust und zog davon.
Nachdem Till einen großen Teil von Deutschland durchwandert und
überall lustige Streiche ausgeübt hatte, starb er ums Jahr 1350 zu Mölln
im Lauenburgischen. Er liegt dort unter einer Linde begraben, wo noch
heute sein Leichenstein mit einer Eule und einem Spiegel zu sehen ist.
V o g e s, Bilder.
2
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Extrahierte Personennamen: Eulenspiegel Eulenspiegel Eulenspiegel Eulenspiegel Eulenspiegel Eulenspiegel Eulenspiegel Till
Extrahierte Ortsnamen: Braunschweig Deutschland Lauenburgischen
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Eckhaus am Altstadtmarkte erbaut und zur Erinnerung an
seine Herkunft die Hüte über den Fenstern anbringen lassen.
Heimbürger, Georg Wilhelm, Herzog von Braunschweig und Lüneburg.
22. Die erste Dampswagensahrt auf der braun-
schweigischen Eisenbahn.
Früher herrschte auf den breiten, sorgsam gebauten Heerstraßen,
durch die unser Land weit und breit berühmt ist, ein viel regeres Leben
und Treiben als heute. Da zog der Handwerksbursche, sein Felleisen
auf dem Rücken, oft mit andern Genossen vereint, von Ort zu Ort;
Landleute brachten in Kiepen und Körben, auf Karren und Wagen die
Erzeugnisse ihrer Landwirtschaft zu Markte; Reiter auf hohen Rossen
ritten daher; in den Postkutschen flihren die Reisenden von Stadt zu
Stadt, und jedermann kannte den Postillon und seinen Hörnerklang.
Vor allen aber waren es die hoch beladenen Frachtwagen, die oft in
langen Zügen Warenballen, Tonnen, Kisten und Kasten von fern her
den Handelsstädten zuführten. Weithin schimmerten die weißen Plan-
laken, womit sie bedeckt waren und lustig erklang das Schellengeläute
der starken Pferde. Die zahlreichen Gastwirtschaften wußten von dem
Reichtum der fremden Fuhrherrn Wunderdinge zu erzählen.
Da kamen denn von jener Straße, die von der Nordsee der Stadt
Braunschweig zustrebt, im Jahre 1838 auch Wagen an, die ganz neue
Fracht führten: Räder und Röhren, Kessel und Achsen, dergleichen hier
in Deutschland noch nicht gesehen war. Zugleich begann dann an der
Südseite der Stadt, am Bruchthore, nahe den grünen Okerwiesen eine
fremdartige, ungewöhnliche Thätigkeit. Da wurde gemessen, geklopft
und gehämmert; auf starken Balken wurden Eisenschienen befestigt,
Dampf- und Rauchwolken stiegen von Zeit zu Zeit empor, und dann
gar vernahm man ein gellendes Pfeifen. Der erste Dampfwagen war
in Braunschweig angekommen.
Auf dem kleinen Eisenbahnhofe, der aber nur ein Gleis und einen
Bahnsteig hatte, wehte am Sonnabend, den 1. Dezember 1838, die
braunschweigische Fahne über einer Kopf an Kopf gedrängten Menschen-
menge. Wochenlang war von nichts anderm die Rede gewesen, als
von dem neuen Dampfwagen, der mehrere Wagen auf glatten Eisen-
2*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Georg_Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Lüneburg Deutschland Braunschweig
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Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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21
nunmehr mit günstigem Winde zurück und durcheilte die Strecke dies-
mal in dreizehn Minuten.
Damit war die erste Staatseisenbahn in den deutschen Landen
eröffnet. Bald darauf befuhren täglich schon fünf Züge die neue Linie,
die nun nach Harzburg weitergeführt wurde. Andere Strecken schlossen
sich an, und heute sind unsere Bahnen nur ein Glied in dem gewal-
tigen Eisenbahnnetze Deutschlands.
Bericht aus beni Braunschweiger Tageblatt.
23. Werla und Steterburg.
Im Jahre 924, als König Heinrich 1. regierte, überschwemm-
ten die Ungarn ganz Sachsen mit ihren Reitergeschwadern. Auf
ihren Meinen Pferden eilten sie durch das Land; bald lösten sie
sich in einzelne Haufen auf, bald sammelten sie sich ivieder,
und rasch aus Busch und Wald hervorbrechend, überfielen sie
die wehrlosen Ortschaften. Von dem Brande der Märkte und
Dörfer rötete sich der Himmel, und viel Volks ivard von ihnen
erschlagen. Der König, vom Siechtum ergriffen, barg sich in
seiner Burg Werla. Die ist nun auch vom Erdboden verschwun-
den. In geringer Entfernung vom Bahnhofe Börfsum erhebt
sich südwärts von der Oker ein Hügel, auf dem ein mächtiger
Felsblock zum Andenken an die Pfalz Werla, die hier lag, auf-
gerichtet ist. Nun geschah es, dafs einer von den Häuptlingen
der Ungarn den Leuten des Königs in die Hände fiel und von
ihnen gefangen zur Burg gebracht ivard. Seine Genossen boten
für seine Freilassung ein grofses Lösegeld. Heinrich aber wies
alle ihre Anerbietungen zurück, wenn sie ihm und seinem
Lande nicht einen längern Frieden gewähren ivollten. Für die-
sen Fall erklärte er sich bereit, nicht nur den gefangenen
Häuptling auf freien Fufs zu setzen, sondern auch einen jähr-
lichen Tribut zu entrichten. So kam denn ein Waffenstillstand
mit den Ungarn zustande; auf neun Jahr gelobten sie das
Sachsenland mit ihren Einfällen und Raubzügen zu verschonen.
Und als dann nach neun Jahren, in denen der König uner-
müdlich für die Verteidigung des Landes gesorgt hatte, die
Ungarn wiederkamen, da schlug er sie in jener großen Schlacht
bei dem Orte Riade, der wohl in dem sumpfreichen Thale der
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Werla Heinrich_1. Heinrich Heinrich Heinrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
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24. Der Elm.
Zwischen den Städten Königslutter, Schöppenstedt und Schöningen
erhebt sich, überall sanft ansteigend, der Elm. Er bildet oben eine
wasserarme, wenig bewohnte Hochfläche, welche mit prachtvollen Buchen-
wäldern bedeckt ist. An seiner Nordostseite entspringt die Schunter,
welche in einem großen Bogen der Oker zufließt. Zu den kleineren
Flüflen gehören noch die Wabe und die Altenau. Am südöstlichen
Fuße des Höhenzuges liegt die alte Stadt Schöningen, die ihr Entstehn
wohl der reichen Quelle verdankt, die hier im Garten des ehemaligen
Lorenzklosters so stark entspringt, daß sie in der Feldmark der Stadt
13 Mühlen treiben kann. Auch die Salzquelle scheint seit den ältesten
Zeiten bekannt gewesen zu sein. Schon in den Kriegszügen Karls des
Großen gegen die Sachsen wird der Ort erwähnt. Ein reicher Schatz
für die Gegend sind die Braunkohlen, die sich in den Mulden abge-
lagert haben. Ferner finden sich hier Ziegeleien, die den Braunkoh-
lenthon verarbeiten.
An der Südwestseite des Elms liegt an der wasserreichen Altenau
die Stadt Schöppenstedt. Der Ort war anfangs recht klein, bis später
die Bewohner mehrerer Dörfer, deren Namen noch genannt werden, in
die Stadt zogen. Hier wird vorzüglich Ackerbau getrieben. Auf den
fruchtbaren Feldern der Gegend gedeiht die Zuckerrübe, für deren
Bearbeitung zwei große Fabriken erbaut sind.
Von Schöppenstedt führt eine schöne Landstraße durch den Elm-
wald auf Königslutter zu. Oben auf der Höhe steht etwas abseits
vom Wege der Tetzelstein, neben dem unter den schattigen Buchen ein
größeres Denkmal errichtet ist. Hier hat, wie die Sage erzählt, der
Ritter von Hagen dem Ablaßkrämer Tetzel den wohlgefüllten Geldkasten
abgenommen.
Ein schmaler Pfad führt seitab nach dem kleinen Dorfe Lange-
leben, das ganz im Walde versteckt liegt. Die Männer verdienen
als Forstarbeiter ihren Unterhalt oder brechen Steine in den Kalk-
steinbrüchen. Auf einer Waldwiese erheben sich die geringen Trümmer
der Burg Langeleben.
Am nordöstlicheu Abhange des Elms liegt Königslutter. Der
Ort verdankt seinen Ursprung dem Kloster, das, anfangs für Augusti-
nernonnen gegründet, vom Kaiser Lothar in eine großartige Benedik-
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Extrahierte Personennamen: Karls Elms Hagen Elms Lothar
Extrahierte Ortsnamen: Karls Sachsen Hagen Lange- Burg_Langeleben