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1. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 4

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
4 des nahen Klosters liefs Hier der Quelle ein Steinhaus aufführen, an dem auch das Bild des Schäfers zu sehen ist. Kuhn u. Schwartz, Norddeutsche Sagen. 5. Riesen am Elm. Bei Evessen am Elm liegt ein Berg, auf dem steht oben eine dicke Linde, bei der in alter Zeit die Gerichte unter freiem Himmel gehalten wurden. Der Berg selbst aber stammt von einem Hünen her; der war bei Regenwetter eine lange Strecke in dem schweren Erdreich am Eime gegangen, und da konnte er zuletzt kaum von der Stelle. Darum strich er den Lehm von der Sohle ab, und das ist der Berg bei Evessen. Ein andrer Riese ging einmal am Elm spazieren und hatte Steinchen in seiner Tasche gesammelt. Als er aber in die Gegend von Helmstedt kam, auf den Berg, welcher jetzt der St. Annenberg heilst, bekam die Tasche ein Loch, und die Steine fielen alle heraus, und da liegen sie heute noch. Kuhn u. Schwartz, Norddeutsche Sagen. 6. Wie Till Culerrspiegel in die Fremde zieht. Nicht weit von Schöppenstedt liegt nahe am Elmwalde das Dörf- lein Kneitlingen. Dort stößt an die Kirche ein Hof, auf dein Till Eulenspiegel geboren ist. Schon von Kindesbeinen an war er ein Thunichtgut und Schalk. Da nun sein Vater frühzeitig verstarb, war seine Mutter mit ihm übel beraten; denn täglich richtete er aus Vor- witz und Müßiggang allerlei Unheil an. Also setzte sie ihm bald mit guten, bald mit harten Worten zu, er sollte ein Handwerk lernen, da- mit er sich ehrlich ernähren möchte und ihr nicht länger zur Last fiele. Nun geschah es, daß andere Burschen aus dem Dorfe auf die Wander- schaft gingen, weil ihre Lehrzeit ans war. Da ermahnte ihn seine Mutter immer aufs neue, daß er auch in die Fremde ginge, damit er in der Welt sich umsehe und etwas Nützliches lerne. Eulenspiegel war dazu bereit, schnürte rasch sein Bündel und trat mit einem guten Mundvorrat in der Tasche seine Reise an. Als dieser aber verzehrt

2. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 7

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
7 Sprüngen. Die beiden andern dagegen sind unversehrt und befinden sich noch jetzt im Besitze der Grafen von der Asse- burg. Der eine wird auf der Hinnenburg in Westfalen, der andere auf der Burg Falkenstein an der Leihe aufbewahrt. Gröfsler, Sagen der Grafschaft Mansfeld. 9. Der Rammeisberg. Als Kaiser Otto der Große auf der Burg Werla hauste, hielt er auch an dem Harzgebirge große Jagden. Da geschah es einmal, dafs einer seiner Jäger, mit Namen Ramm oder Bammel, an den Vorbergen jagte und ein Wild verfolgte. Bald aber ivurde der Berg zu steil, darum stieg der Jäger ab von seinem Rofs, band es an einen Baum und eilte dem Wilde zu Fufs nach. Sein Pferd stampfte unterdes ungeduldig und scharrte mit den Vorderhufen den Grund. Als sein Herr zurückkehrte, sah er verwundert, wie sein Pferd gearbeitet und mit den Füfsen einen schönen Erzgang blofsgelegt hatte. Da hub er einige Stufen auf und trug sie dem Kaiser hin, der alsbald das Bergwerk an- greifen und mit Schürfen versuchen liefs. Alan fand eine reich- liche Alenge Erz, und der Berg ivurde dem Jäger zu Ehren Rammeisberg geheifsen. Des Jägers Frau nannte sich Gosa, und von ihr empfing die Stadt, die nahe dem Berge gebaut ivurde, den Namen Goslar. Beide wurden in der Frankenberger Kirche begraben. Auf dem Leichensteine sind sie in Lebens- gröfse ausgehauen; Rammet trägt in der Rechten ein Schwert und Gosa auf dem Haupte eine Krone. Grimm, Deutsche Sagen. 10. Der Solling. Der Solling ist ein großes Waldgebirge, nach dem Harze das größte in Norddeutschland. Es erhebt sich am rechten Ufer der Weser und gehört mit seinem kleineren nordwestlichen Teile zu Braunschweig, mit seinem größeren südöstlichen zur Provinz Hannover. Meistens steigt der Solling langsam in wohlbestellten Feldern bis zu den be- waldeten Hochebenen empor; an einigen Stellen jedoch fällt er steil ab. Er bildet eine große zusammenhängende Masse mit weiten Hoch- flächen und flachgerundeten Gipfeln, von denen der höchste der ziemlich

3. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 9

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
9 zur Hülfe herbei. So kamen einst Zwerge zu einer Kranken- wärterin in Stadtoldendorf und forderten sie auf, mit ihnen zu gehen und einer kranken Frau Beistand zu leisten. Als die Wärterin sich dazu bereit erklärt hatte, verbanden ihr die Zwerge die Augen und führten sie in den Berg. Hier half sie nach Kräften und wollte dann wieder gehen. Doch das litten die Zwerge nicht, und so blieb sie volle acht Tage im Berge und hatte es recht gut. Beim Abschiede fragten die Zwerge, wie viel sie verdient hätte. Die Frau erwiderte aber, sie wäre mit allem zufrieden, was sie ihr gäben. Da reichten ihr nun die Zwerge eine Diefse Flachs und sagten dabei, da- von möge sie alle Tage spinnen; der Flachs werde niemals alle werden, wenn sie nur das letzte von dem Rocken nicht abspinne. Dann verbanden ihr die Zwerge abermals die Augen und führten sie aus dem Berge wieder heraus. Die Frau that, wie ihr die Zwerge geboten hatten. Den Tag über spann sie fleifsig; war sie aber zu dem letzten Lopp gekommen, so hörte sie auf, und am andern Morgen fand sie die Diefse jedesmal wieder voll Flachs. So spann die Frau lange Zeit und wurde zuletzt recht wohlhabend. Endlich aber dachte sie, da sie nun schon so viel zusammengesponnen habe, so könne sie es wohl einmal wagen, auch den letzten Lopp abzuspinnen. Sie that dies, und da war am andern Morgen auch die Diefse weg und blieb weg. Es ist auch im Keilberge ein tiefes Loch, aus welchem sonst die Zwerge immer Umschau hielten. Einst spielten an dieser Stelle fünf Jungen aus einem benachbarten Dorfe und belustigten sich damit, über das Loch hinüber und herüber zu springen. Da sprang aber einmal einer von ihnen fehl und fiel so in den Berg hinein. Unten war es gar schön, wie in einer Stube. Der Junge hatte keinen Schaden genommen und suchte nun wieder aus dem Berge herauszukommen. Dies ge- lang ihm auch, indem er dem Laufe des Baches folgte, welcher aus dem Berge hervorfliefst. Es war dies derselbe Weg, auf welchem die Zwerge ein- und ausgingen. Für diese war er hoch genug und ganz bequem, weil sie so klein waren. Der Junge aber mufste sich ganz krumm machen, kam jedoch glücklich wieder aus dem Berge heraus ins Freie.

4. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 11

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
11 allein zur Strafe dafür erntete er in dem Jahre auf seinem Felde nichts, so dafs er sich genötigt sah, den Stein ivieder an seine Stelle zu setzen. Ungefähr zehn Minuten nördlich von Kreiensen, neben der Strafse, die von Greene nach Gandersheim führt, liegt ein 20 Meter hoher Hügel. An dem angrenzenden Walde hatten sich mehrere Hünen gelagert, um auszuruhen. Da fühlte der eine etivas in seinem Schuh, das ihn drückte, und schüttelte diesen deshalb aus, ivobei er zu den andern sprach: „Ich habe da ein Sandkorn im Schuh, das mich drückt; ich mufs es doch erst aus- schüttenvon dem ausgeschütteten Sande ist dann der Hügel entstanden. Schambach und Müller, Niedersächsische Sagen, 13. Die weifse Jungfrau auf der Burg Eberstein. Zwischen Negenborn und Löbach westlich von Stadt- oldendorf erhebt sich der waldige Burgberg, auf dem ehemals die Burg Eberstein lag. Hier liefs sich zum öfteren eine weifse Jungfrau sehen. Sie trug eine goldene Schanne mit goldenen Ketten, woran zwei goldene Eimer hingen, die ganz mit Gold gefüllt waren. Diese Last mufs sie tragen, bis sie erlöst wird. Einst war zur Zeit der Heuernte ein Mann aus Negenborn auf der Wiese geblieben, um das Heu zu bewachen. Er hatte sich unter einen Busch gelegt und war eingeschlafen. Um Mitternacht rief eine Stimme seinen Namen. Er wachte auf, und die weifse Jungfrau stand vor ihm. Sie wies auf ihre kostbare Last hin und sagte, dies alles solle er haben und glücklich sein, wenn er sie erlöse. Nur dürfe er sich nicht fürchten, und wenn auch Himmel und Hölle gegen ihn wären, es würde ihm doch kein Leid geschehen. Zugleich forderte sie ihn auf, mit ihr zu gehen. Er war auch dazu bereit, und so führte sie ihn auf den Eberstein. Hier sah er ein grofses Feuer angezündet, um welches zwölf große und starke Männer standen, die einen Ochsen brieten. Als ihn diese erblickten, sprach einer zu den andern: „Wen sollen wir dann braten, wenn wir mit dem Ochsen fertig sind?“ Darauf erwiderten die Ge- nossen: „Dann wollen wir den Koten da nehmen!“ und wiesen

5. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 13

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
13 Gar oft weilte Herzog Wilhelm hier und hielt in den nahen Harz- wäldern Jagden ab. Manchmal war dann der alte Kaiser sein Gast. Jetzt wohnt zur Herbstzeit auch unser Regent hier und ladet Fürsten und vornehme Herren ein. Auch der Kaiser Wilhelm Ii. ist schon bei ihm zu Besuch gewesen. 15. Die Teuselsmauer. Nahe bei Blankenburg beginnt ein felsiger Höhenzug, welcher erst an der Bode endigt. Er besteht aus zersägten, ausgezackten Klippen, die mit Sträuchern und Kräutern reich bewachsen sind. Das ist die Teufelsmauer. Oben läuft ein Steig auf der ganzen Felsenreihe hin, von dem aus hübsche Ausblicke sich darbieten, hier auf die Harzberge, dort auf die Ebene. Einmal wollte der Teufel, so erzählt die Sage, die Welt mit dem lieben Gott teilen und sagte, dieser solle den Harz bekommen, er aber wolle das Flachland nehmen. Um aber die Grenze besser kenntlich zu machen, wolle er eine Mauer dahin bauen. Damit war denn auch der Herr zufrieden, sagte aber, vor dem Hahnenschrei müsse alles fertig sein. Da arbeitete der Teufel rüstig, und als es gegen Morgen kam, fehlte nur noch ein Stein. Als er den eben herbeitrug, um ihm einzusetzen, krähte der Hahn. Nun warf der Teufel ärgerlich die Quadern umher, wie sie noch liegen, und so ist die Mauer bis diesen Tag unvollendet geblieben. Nach Kuhn und Schwartz, Norddeutsche Sagen. 16. Waldarbeiter im Harz. Früh am Montag Morgen ziehen Scharen von Waldarbeitern durch die Straßen ihres Heimatdorfes. Sie haben den Sonntag bei ihrer Familie zugebracht und wollen nun die Arbeit wieder aufnehmen. Bekleidet sind sie mit einem vielfach gestickten, aber frisch gewaschenen Kittel aus ungebleichtem Drell; auf der Schulter tragen sie scharfe Äxte und auf den Rücken die große Waldsäge. An ihrer Seite hängt der aus einem Kalbfell kunstlos gefertigte Ranzen, in dem sie außer Pulver und Eisenkeil Lebensmittel auf eine ganze Woche mit sich führen. So schwer bepackt wandert der Waldarbeiter mehrere Stunden weit fort, bis er seine Arbeitsstätte erreicht. Auf solcher Hauung herrscht an den Wochentagen ein reges Leben und Treiben. Schon von weitem hört der Wanderer die dröhnend auf

6. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 15

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
15 an ihm vorüber zum Flaehlande fliefst. Im Felsen wohnt eine ver- zauberte Jungfrau mit Famen Ilse. Noch alle Morgen schliefst sie den Ilsenstein auf, um sich im klaren Wasser zu baden. Nur wenigen ist es vergönnt, sie zu sehen. Aber wer sie kennt, preist sie. Einst fand ein Köhler sie frühmorgens und grüfste sie freund- lich. Darnach winkte sie ihm, und er folgte ihr nach bis vor den Fels. Hier nahm ihm die Jungfrau seinen Ranzen ab, ging damit hinein und brachte ihn gefüllt zurück. Doch befahl sie dem Köhler, er sollte ihn erst in seiner Hütte öffnen. Die Schwere fiel ihm auf, und als er auf der Ilsenbrücke war, konnte er sich nicht länger enthalten und machte den Ranzen auf. Da sah er nur Eicheln und Tannäpfel. Unwillig schüttelte er sie in das Wasser; sobald sie aber die Felsbrocken in der Ilse berührten, vernahm er ein Klingen und sah mit Schrecken, dafs er Gold verschüttet hatte. Doch war im Ranzen noch ein kleiner Überrest hängen geblieben; den bewahrte er sorgfältig auf und wurde dadurch noch reich genug. Grimm, Deutsche Sagen. 18. Wildfütterung im Harz. Wenn das Laub verwelkt und verweht ist, wenn die Kräuter ver- dorrt sind und der erste Schnee den Erdboden bedeckt, beginnt der Förster mit der Wildfütterung. Auf dem Berghange nahe der Försterei hat er hölzerne Raufen hergerichtet, die mit duftigem Heu von den Waldwiesen angefüllt sind. Pünktlich wie die Uhr und nach und nach mit geringerer Scheu stellen sich die Tiere ein. Sie kommen einzeln und in Rudeln zum Futterplatze heran und knuspern und zupfen emsig am leckern Heu. Der Förster ist mit seinen Kindern und einigen Be- kannten ziemlich nahe herangetreten. Verstohlen äugen die scheuen Waldtiere zu den Menschen hinüber, und sind jeden Augenblick bereit, mit einigen kühnen Sprüngen den sichern Wald zu erreichen. Eine neue Schar hungernder Tiere trifft ein. Sie kommen aus weiter Ferne. Auf ihrer Suche nach Nahrung haben sie einen der Wildpfade gefunden, die von allen Seiten nach dem Fütterungsplatze führen, und sind nun zum erstenmal hier. Den magern, schlanken Leib noch zwischen den dichten, jungen Fichten bergend, schauen sie bald verlangend auf die gefüllten Raufen, bald ängstlich auf die gefürchteten Menschen. Jetzt tritt hie und da ein Tier vor; die knuspernden, hier schon hei-

7. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 17

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
17 20. Eulenspiegel in Braunschweig. Auf dem Bäckerklinte in Braunschweig steht an einem Bückerhause aus Holz geschnitzt und mit Farben bunt bemalt das Bild eines fröh- lichen und schalkhaften Gesellen. Er trägt in seinem Arme gar wunderlich geformtes Gebäck, auf seiner Schulter aber sitzt eine Eule. Das ist, wie jedes Kind dort weiß, der Schelm Eulenspiegel aus Kneitlingen, der hier einmal einen seiner Streiche verübt hat. Auf seiner Wanderschaft kam Eulenspiegel auch nach Braunschweig und gab sich für einen Bäckergesellen aus. Bald fand er Arbeit. Als er nun kurze Zeit dagewesen war, sprach der Meister zu ihm: „Geselle, heute Abend mußt du allein backen. Ich habe keine Zeit, Dir zu helfen, werde aber morgen früh Nachsehen, was du fertig gebracht hast!" Eulenspiegel fragte: „Meister, was soll ich denn backen?" Der aber sah ihn darüber gar verwunderlich an und antwortete: „Eulen und Affen!" Damit ging er fort. Eulenspiegel aber arbeitete die ganze Nacht, formte aus dem Teig Eulen und Meerkatzen und buk dieselben. Am andern Morgen kam der Meister. Als er nun keine Semmeln und Brötchen fand, sondern die wunderlichen Tiere, ward er zornig und rief: „Was hast du denn da gemacht?" Eulenspiegel erwiderte: „Ich habe Eulen und Affen gebacken, wie ihr mir befohlen habt." Da rief der Meister: „Was soll ich damit anfangen? Bezahle mir meinen Teig, und dann pack dich hinweg. Dich kann ich nicht gebrauchen!" „Ja wohl", antwortete Eulenspiegel, „ich will euch gern den Teig be- zahlen, wenn ihr mir die Ware geben wollt!" Also bezahlte der Schelm den Teig, nahm seine Tiere und stellte sich damit an die Ecke der Petrikirche. Bald bemerkten die Kinder, die da spielten, das wunder- liche Gebäck, liefen herzu und kauften so eilig die Eulen und Meer- katzen, daß er bald keine mehr hatte. An Geld nahm er mehr dafür auf, als er für seinen Teig gegeben hatte. Als das der Bäcker hörte, bat er den Gesellen, doch wiederzukommen, aber Eulenspiegel hatte dazu keine Lust und zog davon. Nachdem Till einen großen Teil von Deutschland durchwandert und überall lustige Streiche ausgeübt hatte, starb er ums Jahr 1350 zu Mölln im Lauenburgischen. Er liegt dort unter einer Linde begraben, wo noch heute sein Leichenstein mit einer Eule und einem Spiegel zu sehen ist. V o g e s, Bilder. 2

8. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 19

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
— 19 Eckhaus am Altstadtmarkte erbaut und zur Erinnerung an seine Herkunft die Hüte über den Fenstern anbringen lassen. Heimbürger, Georg Wilhelm, Herzog von Braunschweig und Lüneburg. 22. Die erste Dampswagensahrt auf der braun- schweigischen Eisenbahn. Früher herrschte auf den breiten, sorgsam gebauten Heerstraßen, durch die unser Land weit und breit berühmt ist, ein viel regeres Leben und Treiben als heute. Da zog der Handwerksbursche, sein Felleisen auf dem Rücken, oft mit andern Genossen vereint, von Ort zu Ort; Landleute brachten in Kiepen und Körben, auf Karren und Wagen die Erzeugnisse ihrer Landwirtschaft zu Markte; Reiter auf hohen Rossen ritten daher; in den Postkutschen flihren die Reisenden von Stadt zu Stadt, und jedermann kannte den Postillon und seinen Hörnerklang. Vor allen aber waren es die hoch beladenen Frachtwagen, die oft in langen Zügen Warenballen, Tonnen, Kisten und Kasten von fern her den Handelsstädten zuführten. Weithin schimmerten die weißen Plan- laken, womit sie bedeckt waren und lustig erklang das Schellengeläute der starken Pferde. Die zahlreichen Gastwirtschaften wußten von dem Reichtum der fremden Fuhrherrn Wunderdinge zu erzählen. Da kamen denn von jener Straße, die von der Nordsee der Stadt Braunschweig zustrebt, im Jahre 1838 auch Wagen an, die ganz neue Fracht führten: Räder und Röhren, Kessel und Achsen, dergleichen hier in Deutschland noch nicht gesehen war. Zugleich begann dann an der Südseite der Stadt, am Bruchthore, nahe den grünen Okerwiesen eine fremdartige, ungewöhnliche Thätigkeit. Da wurde gemessen, geklopft und gehämmert; auf starken Balken wurden Eisenschienen befestigt, Dampf- und Rauchwolken stiegen von Zeit zu Zeit empor, und dann gar vernahm man ein gellendes Pfeifen. Der erste Dampfwagen war in Braunschweig angekommen. Auf dem kleinen Eisenbahnhofe, der aber nur ein Gleis und einen Bahnsteig hatte, wehte am Sonnabend, den 1. Dezember 1838, die braunschweigische Fahne über einer Kopf an Kopf gedrängten Menschen- menge. Wochenlang war von nichts anderm die Rede gewesen, als von dem neuen Dampfwagen, der mehrere Wagen auf glatten Eisen- 2*

9. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 21

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
21 nunmehr mit günstigem Winde zurück und durcheilte die Strecke dies- mal in dreizehn Minuten. Damit war die erste Staatseisenbahn in den deutschen Landen eröffnet. Bald darauf befuhren täglich schon fünf Züge die neue Linie, die nun nach Harzburg weitergeführt wurde. Andere Strecken schlossen sich an, und heute sind unsere Bahnen nur ein Glied in dem gewal- tigen Eisenbahnnetze Deutschlands. Bericht aus beni Braunschweiger Tageblatt. 23. Werla und Steterburg. Im Jahre 924, als König Heinrich 1. regierte, überschwemm- ten die Ungarn ganz Sachsen mit ihren Reitergeschwadern. Auf ihren Meinen Pferden eilten sie durch das Land; bald lösten sie sich in einzelne Haufen auf, bald sammelten sie sich ivieder, und rasch aus Busch und Wald hervorbrechend, überfielen sie die wehrlosen Ortschaften. Von dem Brande der Märkte und Dörfer rötete sich der Himmel, und viel Volks ivard von ihnen erschlagen. Der König, vom Siechtum ergriffen, barg sich in seiner Burg Werla. Die ist nun auch vom Erdboden verschwun- den. In geringer Entfernung vom Bahnhofe Börfsum erhebt sich südwärts von der Oker ein Hügel, auf dem ein mächtiger Felsblock zum Andenken an die Pfalz Werla, die hier lag, auf- gerichtet ist. Nun geschah es, dafs einer von den Häuptlingen der Ungarn den Leuten des Königs in die Hände fiel und von ihnen gefangen zur Burg gebracht ivard. Seine Genossen boten für seine Freilassung ein grofses Lösegeld. Heinrich aber wies alle ihre Anerbietungen zurück, wenn sie ihm und seinem Lande nicht einen längern Frieden gewähren ivollten. Für die- sen Fall erklärte er sich bereit, nicht nur den gefangenen Häuptling auf freien Fufs zu setzen, sondern auch einen jähr- lichen Tribut zu entrichten. So kam denn ein Waffenstillstand mit den Ungarn zustande; auf neun Jahr gelobten sie das Sachsenland mit ihren Einfällen und Raubzügen zu verschonen. Und als dann nach neun Jahren, in denen der König uner- müdlich für die Verteidigung des Landes gesorgt hatte, die Ungarn wiederkamen, da schlug er sie in jener großen Schlacht bei dem Orte Riade, der wohl in dem sumpfreichen Thale der

10. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 23

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
23 24. Der Elm. Zwischen den Städten Königslutter, Schöppenstedt und Schöningen erhebt sich, überall sanft ansteigend, der Elm. Er bildet oben eine wasserarme, wenig bewohnte Hochfläche, welche mit prachtvollen Buchen- wäldern bedeckt ist. An seiner Nordostseite entspringt die Schunter, welche in einem großen Bogen der Oker zufließt. Zu den kleineren Flüflen gehören noch die Wabe und die Altenau. Am südöstlichen Fuße des Höhenzuges liegt die alte Stadt Schöningen, die ihr Entstehn wohl der reichen Quelle verdankt, die hier im Garten des ehemaligen Lorenzklosters so stark entspringt, daß sie in der Feldmark der Stadt 13 Mühlen treiben kann. Auch die Salzquelle scheint seit den ältesten Zeiten bekannt gewesen zu sein. Schon in den Kriegszügen Karls des Großen gegen die Sachsen wird der Ort erwähnt. Ein reicher Schatz für die Gegend sind die Braunkohlen, die sich in den Mulden abge- lagert haben. Ferner finden sich hier Ziegeleien, die den Braunkoh- lenthon verarbeiten. An der Südwestseite des Elms liegt an der wasserreichen Altenau die Stadt Schöppenstedt. Der Ort war anfangs recht klein, bis später die Bewohner mehrerer Dörfer, deren Namen noch genannt werden, in die Stadt zogen. Hier wird vorzüglich Ackerbau getrieben. Auf den fruchtbaren Feldern der Gegend gedeiht die Zuckerrübe, für deren Bearbeitung zwei große Fabriken erbaut sind. Von Schöppenstedt führt eine schöne Landstraße durch den Elm- wald auf Königslutter zu. Oben auf der Höhe steht etwas abseits vom Wege der Tetzelstein, neben dem unter den schattigen Buchen ein größeres Denkmal errichtet ist. Hier hat, wie die Sage erzählt, der Ritter von Hagen dem Ablaßkrämer Tetzel den wohlgefüllten Geldkasten abgenommen. Ein schmaler Pfad führt seitab nach dem kleinen Dorfe Lange- leben, das ganz im Walde versteckt liegt. Die Männer verdienen als Forstarbeiter ihren Unterhalt oder brechen Steine in den Kalk- steinbrüchen. Auf einer Waldwiese erheben sich die geringen Trümmer der Burg Langeleben. Am nordöstlicheu Abhange des Elms liegt Königslutter. Der Ort verdankt seinen Ursprung dem Kloster, das, anfangs für Augusti- nernonnen gegründet, vom Kaiser Lothar in eine großartige Benedik-
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