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1. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. VI

1837 - Leipzig : Crayen
Vi Vorwort. nung sein, daß wir unfern Landleuten nicht zumuthen dür- fen, ihren Kindern trockene Namentabellen und Aufzählungen zu kaufen, um so weniger, da jeder Lehrer mit leichter Mühe den Mangel eines solchen Abrisses zu ersetzen ver- mag. Ich werde nachher noch Einiges über diesen Punkt sagen. — Die ausführlichen Werke kosten fast alle mehrere Thaler, eine schwere Ausgabe für viele Lehrer, eine unmög- liche für die Eltern. Und ob denn die bandereichen Werke in aller Hinsicht dem vorhin bezeichneten Zwecke ent- sprechen, ist sehr fraglich. Es sei mir erlaubt, mit weni- gen Worten zu sagen, wie meines Erachtens ein Lehrbuch der vaterländischen Geschichte für unsre Schulen und ihre Lehrer beschaffen sein muß. Zugleich will ich dadurch dem verehrlichen Publikum Rechenschaft ablegen, welche Richt- schnur mich bei der Bearbeitung dieses Werkchens geleitet hat. Ich halte dies für meine Pflicht. Die Tendenz einer brandenburgisch-preußischen Geschichte für die Lehrer und die Schuljugend muß eine religiöse und eine patrioti- sche sein. Hinsichtlich der erstem muß sie das Walten der göttlichen Vorsehung in Thatsachen zeigen und dadurch die religiös-moralische Gemüthsstimmung befördern; hin- sichtlich der letztem muß sie die Liebe und Achtung für die Regenten, das Vaterland, die Verfassung und die Verwal- tung befestigen helfen. Die Darstellung selbst erfordert eine gemüthliche, einfache, aber doch edle Sprache, damit nicht, wie manchmal der Fall ist, die Erzählung aus dem Kindlichen in das Kindische falle. Mit großer Schüchternheit wage ich es nun, dem Leh- rerstande und der Schuljugend ein Lehrbuch der preußischen Geschichte anzubieten. Ich bin weit davon entfernt, mir einzubilden, jener ausgesprochenen Tendenz glücklich genügt zu haben. Das ist eine sehr große Aufgabe, die ich nach mehrfacher Umarbeitung des Werkchens immer als schwerer empfinde, und nur das Bewußtsein, Gutes gewollt zu haben, giebt mir den Muth, das Buch an's Licht tre- ten zu lassen. Darum muß ich auch sachkundige Männer, welche diese Arbeit einer Recensi'on werth halten sollten, recht sehr um Nachsicht und billige Beurtheilung bitten.

2. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. VII

1837 - Leipzig : Crayen
Vorwort. Vii Das Buch ist erwachsen und ausgebildet worden durch den practischen Unterricht. In der hiesigen Schullehrer- Bildungs-Anstalt und in der Bürgerschule hatte ich diesen Lehrgegenstand zu behandeln. Ich arbeitete einen Cursus dafür aus, gebrauchte ihn, arbeitete ihn zu mehreren Ma- len um, und so entstand endlich dies Werk. Obschon ich die besten und zuverlässigsten Quellen benutzt habe, so weit mir solche zu Gebote standen, so mache ich nicht vermessen Anspruch darauf, die Erweiterung und Vervollständigung unserer vaterländischen Geschichte durch das Lehrbuch för- dern zu wollen. Dies wollen gütigst Historiker und Ge- lehrte berücksichtigen, die meine Schrift zufällig durchblättern sollten. Sie enthält gewiß noch manche Fehler und Mängel, welche für mich unvermeidlich waren. Dankbar werde ich daher auf öffentlichem, wie auf privatem Wege Berichtigungen und Winke gern annehmen und solche sorg- fältig benutzen. Zugleich ist es meinem Herzen Bedürfniß, mehreren hochverehrten Männern meine dankende Aner- kennung für so vielfache Unterstützung bei dieser Arbeit hier auszusprechen. Zuerst ist das Buch für Lehrer bestimmt. Sie sol- len durch dasselbe in den Stand gesetzt werden, zur Vor- bereitung das Nöthige im Gedächtnisse anfrischen und ordnen zu können. Dazu habe ich, meiner Meinung nach, so viel gegeben, daß kein Volksschullehrer eines weitern Handbuchs bedarf. Vielleicht wird man mir den Vorwurf machen, das Werk enthalte zu viel. Aber ich halte es für Anmaßung, in einem solchen Lehrbuche Nichts mehr und Nichts weniger niederlegen zu wollen, als die Lehrer zu nehmen haben. So können sich diese nicht einzwängen lassen, und noch weniger so sehr streng die Abgrenzungen gesteckt werden, da das Bedürfniß so sehr verschieden ist. Die alte Geschichte habe ich deshalb etwas ausführlicher behandelt, weil ich beim Vortrage immer fand, daß den Schülern dieser Theil sehr anziehend war, und sie mit Wißbegierde hörten, wie es im Alterthume um das Vater- land stand. Die allmählige Ausbildung des Reichs machte ihnen viel Vergnügen. Die neuere Geschichte aber, der

3. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. IX

1837 - Leipzig : Crayen
Ix Vorwort zur zweiten Auflage. Familienkreise als nützliche Lektüre Eingang fände, damit nicht allein der Zugend, sondern auch den Erwachsenen dadurch ein Hülssmittel würde, mit der vaterländischen Geschichte vertrauter zu werden, als es bis jetzt noch sehr oft der Fall. ist. So trete denn die unbedeutende Arbeit hin in's össent- liche Leben. Wird sie nur in etwa Liebe, Treue, Gehor- sam, Dankbarkeit gegen Gott, gegen König und Vaterland fördern, nur in geringem Grade den verehrten Lesern die Ueberzeugung gewähren, daß der Verfasser Gutes gewollt habe, so ist mein heißer Wunsch, den ich zum Himmel emporschicke, erfüllt — und mir der süßeste Lohn geworden. Petershagen in Westphalen. Geschrieben im Januar 1831. Seminar-Direktor und Schul-Rektor Vormbaum. Vorwort zur Zweitem Auflage. ^^aß die erste Austage dieses Werkchens 5 Monate nach ihrem Erscheinen schon vergrissen sein würde, ist mir ganz unerwartet gekommen. Die gegenwärtige Auflage habe ich zwar nun sorgfältig revidirt, hier und da verbessert und den Ausdruck zur möglichsten Correctheit zu bringen gesucht; sonst ist aber das Ganze unverändert geblieben. Und nun bringe ich dem hochverehrten Publikum den ehrerbietigsten Dank für die so sehr gütige Aufnahme mei- ner Arbeit dar. Wahrlich, es ist mir ein süßer Lohn ge- worden durch die Ueberzeugung, daß in dem herrlichen Prenßenlande der Glauben an Gott und das beseligende Gefühl für Religion noch mächtig lebt, daß die Liebe zum hochverehrten Könige, zum angestammten Regenten- hause und zum theuren Vaterlande die braven und überall geehrten Preußen erfüllt, und daß die Hoffnung, die im Volke durch die vaterländische Geschichte so sehr er-

4. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. XII

1837 - Leipzig : Crayen
Xii Vorwort zur vierten Auflage. spiegelt, erscheint aber so natürlich und doch so um- flort, daß sie Erwachsene und Kinder mächtig anzieht und unser Gefühl nachhaltig bewegt. Diesen Umstand habe ich benutzt, um durch die Bewegung des Gefühls christ- lichen Glauben und ungefärbte Frömmigkeit bei dem Leser zu befördern. Wenn die kleine Gabe den Beifall des hochverehrten Publikums erhält, so wird sie auch da und dort wohl die seichte Romanlektüre verdrängen und das wäre mir eine große Freude. Schließlich gebe ich auf die an mich ergangenen viel- fachen Aufforderungen, eine kurz ge faßte Darstellung der vaterländischen Geschichte herauszugeben, die Nachricht, daß ich baldmöglichst den geäußerten Wünschen Nachkommen.werde. Petershagen in Westphalen. Geschrieben im December 1836. Vormbaum.

5. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 1

1837 - Leipzig : Crayen
Erster Abschnitt. Die ältere brandenburgische Geschichte bis zum Anfänge der Regierung der hohenzollernschen Regentenfamilie. Bis 1415 nach Christi Geburt. Erster Zeitraum. Von den ältesten Zeiten bis auf die Regierung des anhaltinischen Hauses. Bis 1133 nach Christi Geburt. 1. Das Land. c\$n dem nordöstlichen Deutschland, zwischen und an der Elbe und Oder, da, wo die Havel und Spree ihren Lauf haben, beginnt die Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staats, zu dessen glücklichen Unterthanen wir gehören. Jetzt umfaßt die Provinz Brandenburg dem größten Theile nach diese Gegend, welche, wie gegenwärtig, so auch in der ältesten Zeit den deutschen Landern beigezahlt wurde. Von diesen wissen wir aber aus der grauen Vorzeit wenig zu erzäh- len.- Ein fremdes Volk hat uns die ersten Nachrichten darüber mitgetheilt. Es sind die Römer. Ihnen lag jenseit der Donau und des Rheins, in weite Fernen nach Osten und Norden hin, das große, freie, deutsche Land. Dieses Land war im Alterthume nicht so herr- lich angebaut und so zahlreich bewohnt, wie jetzt. An vielen Stellen breiteten sich auf den Gebirgen und in den Thalern sehr große Wal- dungen aus, hier und da waren Sümpfe und Moraste in Menge, da und dort sah man große Heidestrecken. Die Wälder, Sümpfe und Moore füllten im Herbste und Winter die Luft mit Nebel an. Je weiter sich die deutschen Gegenden nach der Ostsee und der Weich- sel hin ausdehnten, desto unfreundlicher und rauher wurden sie, desto kälter und feuchter war die Lust. Vormb. br. pr. Gesch. 4. Aufl. 1

6. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 3

1837 - Leipzig : Crayen
Die Bewohner. 3 machten die Nahrung aus; ihr Lieblingsgetränk, das Bier, bereiteten sie aus Hafer und Gerste. Ein kurzer Rock, mit einem Gurt befe- stigt und aus selbst bereitetem Leinen gemacht, war das Kleid. Auch nahm man dazu wohl das Fell wilder Thiere. Die Männer banden das Haar oben auf dem Kopfe in einem Büschel zusammen, die Frauen flochten es in dicke Zöpfe und schlugen es auf dem Scheffel in einen Knoten. Ein Theil des Leibes war unbedeckt, und auch der Winter konnte sie nicht zwingen, sich warmer zu kleiden. Hun- ger, Kalte und die schlechteste Witterung ertrugen sie leicht, denn sie waren von Jugend auf daran gewöhnt. Die Kinder liefen fast nackend umher; Ringen, Rennen, Werfen, Springen war ihre tägliche Be- schäftigung, und das Baden draußen im Flusse wurde selbst im Winter nicht unterlassen. Das Lager des Viehes oder die Mutter Erde diente nicht selten zur Ruhestätte, und wer auf einer Baren-, oder Wolfshaut schliefe gehörte schon zu den Bequemen. Städte, und Dörfer baueten sie nicht. Durch sie, so glaubten die Sueven, würden sie an Freiheit und Unabhängigkeit beschränkt. Und auf diese beiden Dinge legten sie einen solchen Werth, daß sie dieselben um kein Gut vertauscht hatten. Wenn sie zwischen Baum- stämme und Pfahlwerk Zweige flochten, die Fächer mit Lehm und Stroh ausfüllten und das Ganze mit Rasen, Laub, oder Fellen bedeck- ten, so war die Hütte fertig. Und je schauerlicher der Ort, desto lieber schlugen sie daselbst die Wohnung auf. Lust zum Kriege und zur Jagd, die selbst als ein halber Krieg gelten konnte, war ganz vorzüglich bei den Sueven. Tausende zogen jährlich, immer wechselnd, aus den Gauen zu kriegerischen Unternehs mungen aus; die Uebrigen blieben daheim und bebauten den Acker. Dieser wurde unter sie durch die Aeltesten des Volks vertheilt, denn Niemand hatte ein festes Eigenthum, Niemand sollte sich an ein sol- ches gewöhnen, damit sich die Luft am Kriege nicht verlöre. So geschah es denn, daß der Eine bald hier, bald dort sein Grundstück anzubauen hatte, und das ganze Volk in steter Bewegung zu sein schien. Daher mögen sie denn auch wohl Sueven, d. i. Herum- schweifende, genannt worden sein. Aber ihre Macht und ihr kriege- rischer Sinn wurden dadurch so sehr erhöht, daß es unmöglich schien, ihren Waffen zu widerstehen, und die übrigen deutschen Völker sag- ten: „Selbst die unsterblichen Götter können es mit den Sueven nicht aufnehmen." Die Waffen waren so einfach, als das Volk selbst. Lanzen, Wurfspieße, leichte Schilde und kurze Schwerdter machten das Kciegs- geräthe aus; wenn sie sich aber mit diesen unter furchtbarem Kriegs- geschrei auf die Feinde stürzten, so thaten sie Wunder der Tapferkeit. Neben dieser Kriegslust waren bei den Sueven Zucht und Ord- nung, Keuschheit und Treue, Ehrlichkeit und Gastfreundschaft. Dort belachte Niemand eine böse That, dort beeiferte man sich nicht, durch Lug und Trug den Nachbarn zu überlisten und ihm dadurch zu schaden. - 1 *

7. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 4

1837 - Leipzig : Crayen
4 I, Abschn. Don d. ältesten Zeiten bis 1415 n. Chr. Geb. Ein biederer Handschlag vertrat bei ihnen die Stelle des Eides, denn unverbrüchlich fest stand: Ein Wort, ein Wort, ein Mann, ein Mann! — Sie schwuren selten, nur gegen Feinde in sehr wichtigen Dingen und dann stets auf ihr Schwert. Kam ein Fremder, so wurde er so aus- genommen, als ob er zur Familie gehöre. Man fragte ihn nicht, woher er komme und wohin er gehe, — man zahlte dies zu den vorwitzigen Fragen. Es gab im Volke nur zwei Stande: Freie und Knechte. Die letztern wurden aber sehr gut gehalten, hatten oft kleine Besitzungen und zahlten von denselben eine geringe Abgabe an die Freien. Doch fehlte ihnen der Eyrenschmuck: die Waffen. Diese gebührten nur dem freien Sueven. Aber auch ihn machten nicht Stand, noch Alter des Zeichens der Freiheit theilhaftig; eine tapfere That mußte erst seine Würdigkeit beweisen. Dann schmückten ihn in den Volksver- sammlungen an Voll- und Neumonden die Fürsten (Vordersten), Grafen (Grauen) oder Aeltesten feierlich mit Schild und Speer, und dies war der festlichste Tag des Suevenjünglings. Jetzt war ec erst mündiges Mitglied seines Volks. Zu den Volksversammlungen kamen alle freien Männer. Es wurden dann die Angelegenheiten des gestimmten Stammes berathen, Krieg und Frieden beschlossen, Zwistigkeiten nach dem Herkommen ge- schlichtet, und an den Schlechten und den Verbrechern die Strafen vollzogen. Diese mußten jedoch von den Göttern bestätigt und unter ihrer Aufsicht ausgeführt werden; deshalb waren auch die Priester zugegen. Sie, die Vertrauten der Gottheit, redeten im Namen der- selben, und ihre Aussprüche waren dem Volke über Alles heilig. Das reine, kräftige Gemüth der Deutschen faßte die Ehrfurcht vor dem Allmächtigen und feinen Dienern in der ganzen Fülle auf, weil nicht Leichtsinn, Ueppigkeit und Verweichlichung ihr Herz gegen das Heilige gleichgültig machten. Denn der in Laster Versunkene verliert die Kraft und Freiheit seines Herzens in den Lastern und vermag sich nicht cmporzuheben zur wahren Verehrung des allmächtigen Gottes und zur kindlichen Ehrfurcht vor ihm. Religion. Darum finden wir aber bei unfern alten Vorfah- ren, wenn gleich einen heidnischen, doch einen sehr einfachen Gottes- dienst. Nicht in Tempeln verehrten sie ihre Gottheiten, nein, ein solch enger Raum, meinten sie, vermöge nicht würdig die allhcrrfchende Gottheit zu fassen. Der blaue Himmel bildete ihr Tempelgebaude; große schauerliche Haine, in welchen ehrwürdige, uralte Eichen stan- den, waren die Orte, an welchen die Gottheit würdig weilte. Ihrem obersten Gott gaben sie den schönen Namen Allvater, Odin, Wodan. Er war ihr schützender Geist auf den Kriegs- und Jagdzügen. Nächst ihm waren ihnen der Thor, als Gott des Donners, der Teut, als ihr Stammvater, die Freia, als Göttinn der Ehen, (von ihr soll un- ser Freitag den Namen tragen) das Feuer und die Sonne heilig. Eine vorzügliche Verehrung widmeten sie ihrer freundlichen und wohl-

8. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 6

1837 - Leipzig : Crayen
6 I. Abschn. Don d. ältesten Zeiten bis 1415 n. Chr. Geb. schenblut gebüßt und abgewaschen werden. Rücklings gingen sie wie- der hinaus. Fiel einer von ungefähr nieder, so war es ihm nicht erlaubt, wieder auszustehen; er mußte sich auf der Erde hinaus walzen. «► Nächst den Semnonen waren die Langobarden, vielleicht von ihren langen Barten, oder von den langen Hellebarden, die sie führ- ten, so genannt, eine geachtete suevische Völkerschaft. Sie waren nicht sehr zahlreich, aber ihre Tapferkeit war überall berühmt und bekannt, ihre Hülfe gesucht, ihr Erscheinen gefürchtet. Und eben diese beiden Völkerschaften waren die ältesten Bewohner des brandenburgischcn Landes. Die Semnonen wohnten zwischen der Elbe und Oder, an der Havel und Spree, also in der jetzigen Mittelmark, Neumark und Lausitz; die Langobarden an den Ufern der Elbe bis zur Havel, in der heutigen Altmark und Priegnitz. 3. Die Auswanderung der Semnonen und Longobarden. Es war ungefähr um das fünfte Jahrhundert, als viele Völker in und außerhalb Deutschland von einer außerordentlichen Wanderungs- lust befallen wurden. Sie brachen in großen Massen aus ihren bis- herigen Sitzen auf, um neue Wohnplatze zu suchen. Und wenn ein Volk auch gar nicht geneigt war, die Heimath zu verlassen und die Ferne dafür anzunehmen, — der Strom der wandernden Völker nahm es mit und es konnte nicht widerstehen. So geschah es denn, daß ein großes Drangen und Treiben entstand, und der Nachbar den Nachbarn aus der Heimath trieb. Der Zug ging von O'st und Nord vorzüglich nach Süden und Westen, und Frankreich, Spanien, Italien, ja sogar Afrika's Nordküste wurde von den Wanderungslustigen über- schwemmt. Auch die alten Bewohner Brandenburgs machten sich auf. Sie hatten bisher ruhig in ihren Gebieten nach ihren Sitten und Gebrauchen gelebt, denn der Römer Eroberungssucht in Deutsch- land hatte an der Elbe die Grenze gefunden. Und wenn auch erzählt wird, daß Semnonen und Longobarden sich mit Hermann, dem Che- ruskerfürsten, verbanden und unter ihm mehrere Kriegszüge thaten, so war dadurch wohl nur die kriegerische Mannschaft beschäftigt, das Volk selbst in seinem Thun und Treiben nicht gestört worden. Aber jetzt hatte auch seine Stunde geschlagen. Es warf sich mit in den Wanderungsstcom und zog hin nach Gallien, Spanien und Italien. Dort -fanden die Ankömmlinge eine neue Heimath. Die Wenigen, die in den brandenburgischen Gegenden zurückblieben, verloren sich nach und nach, und ihres Namens ist dort nicht weiter gedacht worden.

9. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 8

1837 - Leipzig : Crayen
8 I, Abschn. Von d. ältesten Zeiten bis 1415 n. Chr. Geb. vereinzelt wurde, — Liebe zur Geselligkeit und zum Zusammenwohnen machte, daß sie zusammenhängende Häuserreihen anlegten. Dadurch gründeten sie Flecken und Dörfer; ihre Garts (feste Schlosser) dien- ten zum Schutze der Besitzungen gegen Feinde und beförderten den Anbau größerer Städte. Die Stadtenamen: Stargard, Belgard, Gar- deleben u. s. w. zeugen dafür. Eben so schreibt man den Wenden die Gründung der Städte: Stettin, Julin (auf der Insel Wollin), Wineta (auf einer Insel der Ostsee), Lebus, Brennabor (Branden- burg), Druso (Elbing) und Gidanik (Danzig) zu. Denn noch weit über die deutschen Gaue nach Osten hinaus lebte der Wendenstamm. Diejenigen kleinen Völkerschaften desselben, welche in Brandenburg den Wohnsitz ausgeschlagen hatten, waren: die Wilzen, in einem Theile der nachherigen Marken; die Rheda- rier mit den Brizanern, in dem Lande der heutigen Priegnitz und der Grafschaft Ruppin; die Heveller und die Stoderaner, im Lande der Havel und Spree; die Ukrer, in der Ukermark; die Luti- zer, in der Lausitz; die Sorben, an der Südseite der Elbe. Jede Völkerschaft bestand für sich allein. Knesen oder Ge- richtsherren regierten und hielten mit den Pans oder Edlen des Volks unter alten Eichbäumen Gericht und Volksversammlungen. Die hergebrachten Gewohnheiten galten als Gesetze. Die Knesen konnten keine neuen Anordnungen machen und keine Verbrechen bestrafen. Das geschah vom ganzen Gau. Bei gemeinsamer Gefahr oder andern wich- tigen Angelegenheiten verbanden sich mehrere Stamme und wählten ein Oberhaupt. Sie nannten es Krole. Dieses hatte kein beson- deres Einkommen; seine eigenen Güter mußten es ernähren. Höch- stens bearbeitete ihm das Volk freiwillig die Aecker. Aber seiner Person wurde hohe Ehrfurcht erwiesen. Selbst die Burg desselben war heilig und jedem Verfolgten eine sichere Freistätte. Entstand ein Krieg, so wurde Niemand gezwungen, dem Krolen zu folgen; aber es strömten doch, von Ruhmsucht angetrkeben, ganze Schaaren muthiger Krieger herbei, ergriffen ihre dicken Keulen, ihre Bogen, langen Pfeile und breiten Streitmesser und fochten mit großer Tapferkeit, hauseten aber mit grenzenloser Wildheit. Wohin sie ka- men, verwandelten sie blühende Fluren in Wüsteneien, Städte und Dörfer in Schutthaufen. Sie verschonten kein menschliches Wesen; Alles wurde ermordet. Im Haufe herrschte der Hausvater ohne Einschränkung, selbst über das Leben der Seinigen. Frau, Kinder, Knechte waren sammt- lich seine Sklaven, mit denen er thun und lassen konnte, was ihm beliebte. Starb der Mann, so mußte die Frau mit ihm sterben. Sie tödtete sich entweder selbst, oder wurde mit ihres Mannes Leichname verbrannt. Neugeborne Kinder, besonders Töchter, setzte man in Wü- sten zmn Verhungern aus, wenn die Eltern glaubten,, sie nicht ernäh- ren zu können. Wurden die Eltern alt und schwach) so brachten ihre Kinder sie um. Und dies hielt man für eine große Wohlthat, so

10. Die brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 9

1837 - Leipzig : Crayen
Die Einwanderung der Wenden. 9 daß oft alte Eltern flehentlich ihre Kinder baten, fle zu ermorden, um von ihrer Lebensbürde befreit und in Walhalla ausgenommen zu wer- den. Denn es war der allgemeine Glauben des Volks, daß nur die des Himmels theilhastig würden, welche eines gewaltsamen Todes stür- den. Dieser Vorstellung hingen sie so fest an, daß alte, kranke Für- sten und Krieger sich mit ihrem Schwerte durchbohren ließen, viele sich selbst mit einem Strick erwürgten, oder mit einem Dolche um's Leben brachten. Wir schaudern bei diesem Wahne und können Gott nicht inbrün- stig genug danken, daß wir durch Jesu Lehre richtigere Begriffe vom ewigen Leben haben, die uns solche Grausamkeiten als verabscheuungs- würdig darstellen. Wenn wir aber dagegen an den Wenden auch schöne Züge rühmen, so klingt dies nach der Erzählung solcher barba- rischen Sitten fast fabelhaft. Und doch ist es so. Denn also hat es der weise himmlische Vater oft angeordnet, daß das Milde neben dem Harten, das Edle neben dem Rohen steht, damit nirgends der Mensch die gütige Schöpferhand verkenne, die ihn zum Bessern lei- ten will. Wollust, Meineid, Diebstahl und Straßenraub waren bei den Wenden nicht gar häufig. Ihre Hauser und Kasten verschlossen sie nie, und doch fürchteten sie nicht, daß ihnen etwas entwendet würde, denn solcher Beispiele hatten sie nicht viele. Nie bekräftigten sie ihr Wort durch Eidschwüre; man müßte sie ja sonst, so meinten sie, fähig halten, unredlich zu handeln. Den Armen gab Jeder ohne Aufforde- rung; Bettler gab es bei ihnen wenige. Auch verargte man es dem Unvermögenden nicht, wenn er ohne Bitten offen und frei von dem Ueberflusse des Reichen benutzte, um einen Gastsreund zu bewirthen. Denn die Gastfreundschaft stand in sehr hohen Ehren. Den Fremden ungastlich von seiner Thür weisen, war ein Verbrechen und wurde sehr strenge bestraft. Man erklärte den Hartherzigen für ehrlos, stieß ihn aus dem Gau, zündete seine Hütte an und verbrannte sie mit allen in ihr befindlichen Habseligkeiten. Das waren aber sehr seltene Falle, denn jeder übte Gastfreundschaft mit Lust. Eine besondere Erscheinung ist es, daß Wenden und Deutsche sich gegenseitig sehr haßten. Besonders finden wir bei den ersteren einen Abscheu gegen das Christenthum. Sie kannten nicht das Be- glückende der seligmachenden christlichen Religion; sie sahen in ihr nur eine Fessel, durch die sie beschrankt wurden, und die ihnen nur Abga- den (Zehnten) für die Diener der christlichen Kirche auferlegte. Wer aber eine Sache nicht erkennt und nur ihre scheinbar schwarzen Seiten vor Augen hat, der wird leicht dahin gebracht, sie zu fürchten und zu Haffen. So auch die Wenden, und daher die Anhänglichkeit an ihre Götzenreligion. Religion. Zwei Wesen wurden als Hauptgottheiten angese- hen: Beelbog, der Schöpfer der Welt und Geber alles Guten, und Zernebog, der Urheber alles Bösen. Beide hatten Untergötter.
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