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1. Geschichte der neueren Zeit und des brandenburgisch-preußischen Staats - S. 27

1872 - Berlin : Wohlgemuth
27 waren ihm feindlich gestimmt, besonders Letzterer, welcher auf einer Zusammenkunft der evangelischen Stnde zu Leipzig (16. Februar 1631) diese zu dem Beschlsse zu bestimmen wute, sich mit dem schwedischen Könige nicht zu verbinden, den Kaiser aber um Zurck-nhme des Restitutionsedikts anzugehen. Da jedoch Gustav Adolph dem Kurfrsten George Wilhelm mit einer Plnderung Berlins drohte, so trat ihm dieser die Festungen Spandau und Kstrin ab; allein da inzwischen Magdeburg durch Tilly (den 10. Mai 1631) zerstrt, der Plnderung preisgegeben und seine Bewohner nach den entsetzlichsten Qualen und Mihandlungen gemordet waren, auch der Kaiser die Beschlsse des Leipziger Conventes nicht aner-kennen wollte, so entschlo sich auch Johann Georg von Sachsen, mit dem Könige ein Bndni zu schlieen. Schnell eilte nun Gustav Adolph dem Tilly entgegen, den er auf dem breiten Felde bei Leipzig (den 7. September 1631) gnzlich schlug, durchzog darauf siegreich ganz Deutschland bis zum Rhein und wandte sich nun nach Baiern, während die Sachsen nach Bhmen vorrckten und hier Prag nahmen. Am 10. April 1632 versuchte es Tilly noch ein-mal, dem Könige den Uebergang der den Lech streitig zu machen, ward jedoch in der fr ihn ungnstigen Schlacht lebensgefhrlich verwundet und starb zu Ingolstadt. Gustav Adolph aber zog in Mnchen ein. In dieser bedrngten Lage wandte sich der Kaiser wieder an den von ihm beleidigten Wallenstein und ersuchte ihn, sich wieder an die Spitze eines Heeres zu stellen; doch verstand sich Wallenstein nur unter der Bedingung dazu, da er einen unumschrnkten Befehl der das Heer habe. In kurzer Zeit befand sich Wallenstein an der Spitze von 40,000 Mann, mit denen er sich zuerst nach Bhmen wandte, wo er die Sachsen vertrieb, und rckte von hier aus in Baiern ein, wo er dem Könige gegenber ein verschanztes Lager bei Nrnberg bezog. Lange standen sich hier die beiden Feldherren gegenber, da versuchte es der König, das Lager seines Gegners zu strmen, mute sich aber mit groem Verluste zurckziehen (den 24. August 1632). Um endlich dem Kampf ein Ende zu machen und den König zur Rumung Baierns zu zwingen, wandte sich Wallenstein wieder gegen den Kurfrsten von Sachsen. Zu seiner Hlfe eilte Gustav Adolph herbei- Am 6. November kam es zur Schlacht bei Ltzen, in welcher Wallenstein zwar geschlagen wurde, die Schweden aber den Sieg mit dem Tode ihres Knigs theuer erkauften. Wallenstein zog sich aus Sachsen nach Bhmen zurck, wo er sein Winterquartier nahm, ohne indessen noch etwas Wesentliches zu unternehmen. Ein Zug, den er nach Schlesien unternahm, aus welchem er den Grafen Matthias von Thurn gefangen nahm, ihn jedoch spter wieder frei lie, verbunden mit seiner Unthtigkeit, vermehrte die Zahl seiner Feinde beim Kaiser. Diese beschuldigten ihn geradezu des Hochver-rathg, als wolle er sich zum Könige von Bhmen machen und durch

2. Geschichte der neueren Zeit und des brandenburgisch-preußischen Staats - S. 28

1872 - Berlin : Wohlgemuth
28 einen Bund mit Sachsen und Schweden den Kaiser zum Frieden zwingen, weshalb dieser die Ermordung seines Feldherrn (am 25. Februar 16,34) in Eger zulie. An der Stelle des bei Ltzen gefallenen Knigs bernahm der schwedische Reichskanzler Axel Oxenstierna die Reichsgeschfte, der Feldmarschall Horn den Oberbefehl der die schwedischen Truppen, der Herzog Bernhard von Sacksen-Weimar aber den der die Sachsen; wogegen sich des Kaisers Sohn, der Erzherzog Ferdinand, dem der General Gallas zur Seite stand, sich an die Spitze des kaiserlichen Heeres stellte. Letztere drangen in Baiern ein, eroberten Regensburg und Donauwerth und belagerten Nrdlingen. Zur Rettung dieser Stadt eilte Horn und Bernhard herbei, erlitten aber am 7. September 1634 eine vollstndige Niederlage. Horn wurde sogar gefangen, und Bernhard von Weimar rettete sich nur durch die Flucht nach Frankreich. Diese Niederlage wurde fr die Schweden um so verderblicher, als sie sich seitdem auf den Besitz Pommerns beschrnkt sahen; der Kurfürst von Sachsen aber mit dem Kaiser einen Frieden und Bndni zu Prag schlo (1635 den 10. Mai), worin ihm die Lausitz zuertheilt wurde. d. Der schwedisch-franzsische Krieg (16351848). Durch die Schlacht bei Nrdlingen und den Frieden zu Prag war das Ansehen des Kaisers vollstndig wieder hergestellt, aber ge-rade das wollte Frankreich nicht; darum nahm Richelieu sich des flchtigen Herzogs von Weimar an und untersttzte ihn selbst mit Truppen Dagegen versprach dieser seine zu machenden Eroberungen unter franzsische Hoheit zu stellen. Ehe er indessen in Deutschland wieder auf dem Kriegsschauplatz erschien, hatte Banner, der an Horn's Stelle getreten war, den schwedischen Waffenruhm durch einen Sieg bei Wittstock (4. Oktober 1636) der die Sachsen und Kaiserlichen wieder hergestellt, und als dem Kaiser sein Sohn Ferdinand Iii. (1637 1657) in der Regierung gefolgt war, sogar seine Verheerungszge wieder bis Prag ausgedehnt. Als er jedoch den vom Kaiser in Regensburg erffneten Reichstag (1640) durch ein Vordringen bis zur Donau aufzulsen versuchte, verhinderte ihn pltzlich eingetretenes Thauwetter, der den gefrorenen Strom zu setzen. Er starb kurze Zeit darauf in Halberstadt. Whrend dieser Zeit war auch Bernhard von Weimar siegreich am Rhein gewesen und hatte namentlich die Kaiserlichen bei Rhein-felden (1638) und in einigen anderen Schlachten geschlagen; da es aber schien, als ob er nach der Eroberung Breisachs (1639) sich von dem franzsischen Einflsse wieder lossagen wollte, starb er pltzlich; Frankreich aber gewann sein Heer und seine Eroberungen und trat nun unter eigenen Heerfhrern in Deutschland aus. Unter abwechselndem Kriegsglcke dauerte der Kampf noch fort, besonders unter Dorstenfon, der nach Banners Tode den Oberbe-

3. Geschichte der neueren Zeit und des brandenburgisch-preußischen Staats - S. 30

1872 - Berlin : Wohlgemuth
30 11. Frankreich unter der Regentschaft Kichelieu's und Mafarin's. Auf Heinrich Iv. war in Frankreich fein ihm ganz unhnlicher Sohn Ludwig Xiii. (16101643) gefolgt, während dessen Minder-jhngfe seine Mutter Maria von Medicis die Regentschaft ohne alle Kraft fhrte, bis der Kardinal Richelieu (eigentlich Johann du Plefsis, Bischof von Lu^on) dadurch eine Einflu auf die Staats-gefchfte erlangte, da er einen zwischen der Knigin-Mutter und dem jungen Könige auszubrechen drohenden Krieg durch einen Vergleich beilegte. Richelieu war einer der grten Staatsmnner seiner Zeit, dessen ganzes Streben dahin war,. die knigliche Regierung zu einer ganz unumschrnkten zu machen, indem er von dem Grundsatz aus-ging, da nur derjenige Staat zum grten Ansehen gelangen knne, der durch einen unumschrnkten frstlichen Willen regiert werde. Um diesen Grundsatz zur Geltung zu bringen, entwickelte er eine ungemeine Thtigkeit, und obschon der eigene Bruder des Knigs, der Herzog von Orleans, mehrere Verschwrungen, wie die des Cinq-Mars gegen ihn anstiftete, so wute er doch diese durch krftige, wiewohl oft grausame Maregeln zu unterdrcken. Die knigliche Macht suchte er dadurch zu befestigen, da er die Protestanten unterdrckte, die un-gehorsamen Groen, von denen der Herzog von Montmorency zu er-whnen ist, der 1632 hingerichtet wurde, demthigte, den Handel be-gnstigte und die bewaffnete Macht Frankreichs sowohl zur See wie auf dem Lande vermehrte; vorzugsweise aber auch Oesterreichs Macht zu schwchen strebte. Darum untersttzte er die Protestanten Deutschlands mit ansehnlichen Subsidien, und darum nahm er auch an dem dreiigjhrigen Kriege, nach dem Tode Bernhards von Sachsen-Wei-mar, einen unmittelbaren Antheil. Nach seinem Tode (4. Dec. 1642) fhrte der von ihm zu seinem Nachfolger empfohlene Kardinal Ma-zarin das von ihm angefangene Werk weiter fort. Hatte dieser auch nicht die Umsicht Richelieu's in den Staatsgeschften während der Zeit, wo er in dessen Kabinette arbeitete, sich angeeignet, so war es doch schon viel, da er mit schlauer Gewandtheit die Regentschaft während der Minderjhrigkeit des jungen Knigs Ludwig Xiv. (16431715) sich anzueignen wute. Diesen erzog Mazarin nach dem Grundsatze Richelieu's in einem sehr stren-gen Absolutismus; allein, da er zugleich einen sehr verschwenderischen Hofhalt einfhrte und deshalb das Land mit immer neuen Auflagen drckte, welche das Pariser Parlament zu genehmigen sich weigerte, so rief er dadurch eine starke Gegenpartei, die fogenante Fronde, hervor, an bereit Spitze der Kardinal von Retz stand. In dem hier-durch hervorgerufenen Kriege sah sich der Hof genthigt, Paris zu ver-

4. Geschichte der neueren Zeit und des brandenburgisch-preußischen Staats - S. 31

1872 - Berlin : Wohlgemuth
31 lassen und sich nach Fontainebleau zu begeben, von wo er unter des tapfern Prinzen von Conde Leitung einige Truppen gegen die Hauptstadt anrcken lie. In der Vorstadt St. Antoine kam es nun zu unbedeutenden Gefechten, doch wurde der Krieg wegen der Abneigung beider Parteien gegen einen Brgerkrieg bald durch die Verbannung Mazarins (1652) beigelegt. Kaum hatte aber Ludwig Xiv. selbst die Regierung ber-nommen, so rief er den Mazarin wieder zurck, der nun bis zu seinem Tode (1661) die Leitung der Regierungsgeschste wieder bernahm. Cond?, hierdurch beleidigt, ging von der Hofpartei zu der der Fronde der, mute aber Frankreich verlassen und floh zu den Spaniern, um sein Baterland zu bekmpfen. Von Turenne besiegt, sahen sich indessen die Spanier zum pyrenifchen Frieden (1659) genthigt, worin sie namentlich die Grafschaft Ronfsillon abtraten. Nach dem Tode Mazarins bernam Ludwig Xiv. die Selbstregierung. Obgleich er ein sehr glnz- und genuliebender Herrscher war, so zeigte er sich doch auch sehr thtig und ruhmschtig. Sein ganzes Streben ging dahin, Frankreich zur ersten Macht Enropa's und durch seinen Einflu alle brigen Staaten von seinem Willen abhngig zu machen. Er befrderte darum den Handel, die Kultur und die Industrie, ebenso wie die Wissenschaften und Knste, und bald erhob Frankreich auch in dieser Beziehung sich der alle brigen Lnder der Welt, so da man seine Regierung als die eigentliche Blthezeit der Franzosen bezeichnen kann. Wie aber mit der Blthe auch zugleich ein Verfall einzutreten pflegt, so war es auch hier; denn die von ihm unternommenen Kriege waren mehr darauf berechnet, Frankreichs Grenzen zu erweitern, als den Bedrfnissen der Nation Rechnung zu tragen, und dienten nur dazu, die Finanzen des Staates zu zerrtten und die Arbeitskrfte zu lhmen. Aus diefem Grunde hinterlie auch Ludwig Xiv. feinem Nachfolger einen ganz verschul-deten Staat, obschon sein Finanzminister Colbert Alles anwandte, die Einknfte des Staates zu erhhen; denn er war es, der durch Anlegung neuer Fabriken und vorzugsweise durch Einfhrung des Seidenbaues im sdlichen Theile des Landes sich viele Verdienste er-5?ar6' so wie er es auch war, der zur Befrderung des inneren oettefyts Scinbftrct^cn und $ctn(e einlegte, beider toctr aber die Aer--schwendung die am Hofe Ludwig Xiv. herrschte, zugleich von der Art, die sittliche Kraft der Nation zu brechen, und allen Lastern Ein-gang zu verschaffen, die dem Lande einen gefhrlichen Sturz bereiten konnten; wiewohl das Glck dem Könige in der Wahl seiner Mini-ster und Feldherren trefflich zur Seite stand. Unter den erfteren ist auer Eolbert noch der an Hlssmitteln unerschpfliche Krieasminister Louvois zu merken; unter den letzteren aber sind Turenne, Cond Luxemburg, Catinat, Villars, Vendome und Vauban, der Begrnder der neuen Besestigungskunst, besonders hervorzuheben. In

5. Geschichte der neueren Zeit und des brandenburgisch-preußischen Staats - S. 32

1872 - Berlin : Wohlgemuth
32 literarhistorischer Beziehung verdienen auer Racine, Boileau und Moliere auch noch Corneille, Pascal, Lafontaine, Fenelon und la Bruyre einer besonderen Erwhnung. 12. Die Kriege Ludwigs Xiv. Die meist nur zur Vergrerung der franzsischen Macht unter-nommenen und deshalb alles Rechtes entbehrenden Kriege Ludwigs werden mit dem Namen der Raubkriege" bezeichnet. Der erste dieser Kriege (16671668) war gegen Spanien gerichtet und hatte zum Zweck, sich in den Besitz des diesem Lande noch gehrigen Theils der Niederlande zu setzen. In Spanien war nmlich Philipp Iv. (1665) gestorben und ihm sein Sohn Karl Ii. (16651700) gefolgt. Als Gemahl der Maria Theresia, einer Tochter des der-storbenen Knigs, machte nun Ludwig Xiv. das in einigen Provinzen der Niederlande geltende Heimfallsrecht (jus devolutionis) geltend, (demzufolge bei dem Tode des einen Ehegatten das Eigenthum an dem beiden Gatten zugehrigen Vermgen auf die Kinder berging, der berlebende Gatte aber den Niebrauch davon erhielt). Maria Theresia hatte bei ihrer Vermhlung mit Ludwig Xiv. aller ihrer Ansprche auf die^ spanische Erbschaft feierlichst entsagt und auch Ludwig selbst durch einen Eid daraus verzichtet; nichtsdestoweniger aber bertrug er nach dem Ableben Philipps dieses Recht auch auf die Thronfolge, da Karl Ii. nur ein Halbbruder seiner Gemahlin war und ihm das Recht in den spanischen Niederlanden zu folgen nicht zustnde. Die-ser gefahrdrohenden Vergrerung gegenber erhoben sich durch Ab-schlu einer Triple-Alliance die Mchte Holland, England und Schwe-den, und zwangen den König im Frieden zu Aachen (1668), sich mit dem Besitz von Lille, Touruai und noch zehn andern Pltzen zu begngen. Bald aber gelang es Ludwig Xiv. durch Bestechung des englischen Cabal-Ministeriums *), die Triple-Alliance zu trennen und den König Karl Ii. von England zu einem Bunde mit ihm zu bewegen, woraus er einen zweiten gegen die Niederlande gerichteten Krieg (1672 bis 1679) unternahm, die seinen Bestrebungen am meisten hinderlich waren. In diesem Kriege trat der Kurfürst Friedrich Wilhelm der Groe von Brandenburg anfangs auf die Seite der Nieder-lnder, weil er frchtete, da sich der Kampf auch der seine klevischen Besitzungen ausdehnen wrde; doch trat er von Turenne gezwungen schon im Frieden zu Vossem (1673) vom Kriegsschaupltze ab, nachdem Ludwig ihm versprochen hatte, seine Besitzungen nicht anzugreifen. *) So hie das jeder Bestechung unter Karl Ii. zugngliche Ministerium nach den Anfangsbuchstaben seiner Mitglieder: Clifsord, Ashley, Buckingham, Arlington und Lauderdale.

6. Geschichte der neueren Zeit und des brandenburgisch-preußischen Staats - S. 36

1872 - Berlin : Wohlgemuth
36 . Erblnder vorgedrungen. Zwar wurden sie aus Tyrol durch die Tapferkeit der Bewohner wieder vertrieben, aber ein anderes sranz-^ sisches Heer unter Tablard rckte zur Bekmpfung der Oesterreicher heran, und obschon Eugen ihm den Uebergang der den Rhein streitig machen wollte, so gelang ihm dieses doch nicht, da er zu spt aus Italien herbeikam. Deshalb wandte sich Marlborough pltzlich aus den Niederlanden nach Baiern, verband sich mit dem Herzoge Lud-wig von Baden, und siegte der den Kurfrsten von Baiern am Schellenberge bei Donauwerth (1704, den 2. Juli). Nach dieser Schlacht vereinigte er sich mit dem Prinzen Eugen, worauf beide einen so entscheidenden Sieg bei Hchstdt oder Blindheim der die verbndeten Franzosen und Baiern erfochten (1704, den 13. Aug.), da die Franzosen eiligst wieder der den Rhein sich zurckziehen muten. Auch in Spanien hatten die Englnder siegreich in diesem Jahre gekmpft und die wichtige Festung Gibraltar (1704, den. 4. August) erobert, welche seit dieser Zeit in ihren Hnden blieb. 1). Von 17051711. Nach dem Siege bei Hochstdt war das Uebergewicht entschieden auf der Seite des Kaisers, und schon dachte Eugen daran, den Krieg wieder nach Italien zu verlegen, während Marlborough sich nach den Niederlanden wandte, als Leopold I. (1705) starb und sein lterer Sohn Joseph I. die Regierung bernahm. Auch während der Re-gierung dieses Fürsten wurde der Krieg gegen die Franzosen glcklich fortgesetzt, denn Eugeu siegte der den Marschall Marsin bei Tu-riu (1706, den 7. September). Die Folge dieser Schlacht war die Rumung nicht nur Oberitalieus durch die Franzosen, sondern auch die Eroberung von Neapel. Auch in den Niederlanden hatte indessen Marlborough bei Ramillies (1706, den 23. Mai) der Villeroi einen Sieg davon getragen. Um ihn in seinen Eroberungen anfzu-halten, rckte nun Vendome heran; doch auch er unterlag der ver-einten Macht Marlborough's und Eugen's, der nach der Schlacht bei Turin sich ebenfalls nach den Niederlanden gewendet hatte, bei Ondenarde (1708, 11. Juli). Ebenso unglcklich waren auch die Franzosen unter Villars bei Malplaquet (1709, den 11. Septbr.) n Spanien war das Kriegsglck etwas schwankender. Hier waren die Englnder bis Madrid vorgedrungen, wo sie Karl Iii. als König ausriefen; doch behauptete sich Philipp V. im Lande, wenn gleich die Oesterreicher unter dem Grafen von Stahremberg bei Almeuara (27. Juli) und bei Saragossa (20. August 1710) siegten und Karl nach seinem Einzge in die Hauptstadt sich zum Könige krnen lie. c. Von 17111714. Durch alle diese Niederlagen geschwcht, und durch groe Noch im eigenen Lande gedrngt, versuchte es Ludwig, Friedensunterhand-

7. Geschichte der neueren Zeit und des brandenburgisch-preußischen Staats - S. 38

1872 - Berlin : Wohlgemuth
38 schwcht, zu keinem politischen Ansehen gelangten. Endlich vereinigte die Knigin Margarethe von Dnemark alle drei Reiche durch die kalmarische Union (1397) zu einem einzigen, besttigte aber jedem Lande seine Verfassung und seine Rechte. Nur ungern ertrugen die Schweden ihre Abhngigkeit; allein alle ihre Versuche, sich von der dnischen Herrschaft frei zu machen, waren meist erfolglos, bis es im Anfange des 16. Jahrhunderts den Gebrdern Sture gelang, als Reichsverweser das Land zu verwalten. Nach dem Tode des dritten Sture rief jedoch die Geistlichkeit, an deren Spitze der Erzbischof von Upsala, Gustav Trolle stand, den dnischen König Christian Ii. wieder ins Land. So begnstigt durch diesen Kirchenfrsten und seinen Anhang unterwarf sich der König wieder das Land, da er durch Hinrichtung vieler angesehener Groen im Stockholmer Blutbad (1520) zu behaupten suchte. Kaum aber hatte Gustav Wasa, der Sohn eines der ent-haupteten Senatoren und ein Verwandter der Sture, dies erfahren, so entfloh er aus Kopenhagen, wohin er mit vielen anderen ange-sehenen Schweden von Christian Ii. als Geisel geschickt war, tmd gelangte, aller Nachstellungen ungeachtet, bis in das Innere der skan-dinavischen Halbinsel. Untersttzt von dem krftigen Gebirgsvolke der Dalekarlier, wagte es Gustav hier sich gegen Christian zu erheben, und, begnstigt durch einen in Dnemark selbst, sowie in Norwegen fast gleichzeitig, ausgebrochenen Ausstand, vertrieb er die Dnen aus Schweden und hielt seinen Einzug in Stockholm. Ein (in Wad-stena abgehaltener) Reichstag (1521) erklrte Gustav zum Reichs-Verweser, und zwei Jahre spter (1523) ein anderer zu Starquas zum Könige. Gustav I. Wasa (15231560) war ein ausgezeichneter Fürst, der das Wohl seiner Unterthanen durch viele weise Maregeln zu befrdern suchte. Unter ihm wurde durch die Brder Olos und Lorenz Peterfon die Lehre Luthers in Schweden verbreitet und, nachdem die Macht der Geistlichkeit durch Einziehung vieler geistlicher Gter auf dem Reichstage zu Wester s (1527) gebrochen war, auf einer Kirchenversammlung zu Oerebro (1529) die Reformation im ganzen Lande eingefhrt. Auch suchte Gustav den Wohlstand seines Volkes dadurch zu heben, da er die Handelsvorrechte der Hanse aufhob und dem schwedischen Handel aus dem baltischen Meere eine grere Entwickelung verschaffte. Sein Sohn Erich Xiv. (15601569) nahm Besitz von Esthland, das er gegen Rußland und Polen zu behaupten wute, verfiel aber bald in eine fters wiederkehrende Geisteszerrttung, während der er sich vieler grausamer Handlungen schuldig machte, die endlich einen Auf-stand hervorriefen, an dessen Spitze sein Bruder Johann von Finn-land stand. Erich wurde gefangen genommen und die Krone an seinen Bruder bertragen, der als Johann Hi. (15691592) regierte. Er vermhlte sich mit

8. Geschichte der neueren Zeit und des brandenburgisch-preußischen Staats - S. 43

1872 - Berlin : Wohlgemuth
43 und suchte die Pforte durch Rnke dahin zu vermgen, den Russen den Krieg zu erklären. Dies gelang ihm. Die Trken waren auch so glcklich, den Czar Peter am Pruth einzuschlieen, doch wute seine Gemahlin Katharina ihn aus dieser gefhrlichen Lage durch Bestechungen des Groveziers Baltadschi Mehemet, zu befreien, und einen Frieden mit den Trken herbeizufhren, worin ihnen A s o w abgetreten wurde (1711). Alle spteren Versuche Karl's, die Pforte zu einem zweiten Kriege aufzumuntern, scheiterten. Die Unthtigkeit Karls hatten indessen seine Feinde weislich be-nutzt. Einerseits war August Ii. wieder in Polen eingefallen und hatte hier den Stanislaus Leszinsky vertrieben, andererseits hatten auch die Dnen sich wieder erhoben und sich in den Besitz von Bremen und Verden gesetzt, während die Russen einen Theil von Finnland eroberten. Um Schwedisch-Pommern vor einem Einfall der Russen zu sichern, schlo der Herzog von Holstein-Gottorp, als Reichsverweser Schwedens während der Abwesenheit des Knigs, einen Vertrag mit dem Könige Friedrich Wilhelm I. von Preußen, wonach dieser die einstweilige Verwaltung Pommerns bernahm und Stettin besetzte. Endlich kehrte Karl Xii., nachdem er vergeblich den Trken ge-trotzt, in sein Land zurck (1714), vermehrte aber die Zahl seiner Feinde dadurch, da er sich hartnckig weigerte, an Preußen die Kosten der Sequestration (Verwaltung) von Pommern zu entrichten; ja, er griff sogar die Preußen an. Diese eroberten daher Rgen und be-lagerten ihn in Stralsund. Nur mit Mhe rettete sich Karl bers Meer und landete an der schwedischen Kste. Von hier aus nahm er den Kampf gegen Dnemark durch einen Angriff auf Norwegen wieder auf, ward aber in den Laufgrben von Friedrichshall wahrscheinlich durch Meuchelmord (1718) erschossen. Ihm folgte seine Schwester Ulrike Eleonore (17181720), welche die Regierung ihrem Gemahl, dem Herzoge Friedrich von Hessen, abtrat, worauf es mit Preußen, Dnemark, Polen und England zu den Friedensschlssen zu Stettin und Stockholm (1720) und zu Nystdt mit Rußland (1721) kam, in welchem Preußen Schwedisch-Pominern bis zur Peette mit den Inseln Usedom und W oll in erhielt; Dnemark seine Eroberungen bis auf Bremen und Verden, welche Städte es an den König von England und Kurfrsten von Hannover, Georg I., verkauft hatte, herausgab; August Ii. als König von Polen anerkannt wurde (Stanislaus Lesziusky behielt nur den kniglichen Titel), und Rußland endlich in den Besitz der Ostseeprovinzen Jngermanland, Esthland und Liesland kam. Durch diese Friedensschlsse verlor Schweden seine Stellung als Hauptmacht, welche Rußland nun einnahm.

9. Geschichte der neueren Zeit und des brandenburgisch-preußischen Staats - S. 46

1872 - Berlin : Wohlgemuth
46 nischen-Partei zum Kampfe kommen. In den Schlachten bei Mar-stonmoor (J644, den 2. Juli) und bei Naseby (1645, den 14. Juni) wurden aber die von dem Sohne Friedrich V., des ehemaligen K-mgs von Bhmen und Kurfrsten von der Pfalz, Ruprecht be-fehligten kniglichen Truppen von Oliver Cromwell, dem Haupte der Republikaner, fo geschlagen, da der König felbft nur durch eine Flucht nach Schottland sich retten zu knnen vermeinte. Von hier ward er_ aber dem englischen Parlamente ausgeliefert, dem er sich zum zweiten Male durch eine Flucht zu entziehen wute; jedoch aber-mals ergriffen und ^ausgeliefert, ward er nach der Insel Wight ge-bracht. Das Unglck Karls gewann ihm viele Freunde; aber die wthende Partei der Jndependenten wute sogar diejenigen Mit-glieder, welche sich ihren Ansichten nicht anschlssen, aus dem Parla-mente zu entfernen, und dieses, jetzt Rumpfparlament genannt, lie unter Cromwells Vorsitz den König als Staatsverrther zum Tode verurtheilen und am 30. Januar 1649 enthaupten. Die knigliche Wrde wurde fr abgeschafft erklrt und England in ehe Republik unter dem Protektorate Cromwells umgewandelt. 17. England als Republik (16491660). Nach der Hinrichtung Karls I. sammelten sich seine Anhnger unter seinem Sohne Karl Stuart besonders in Schottland; deshalb mute Oliver Cromwell vor Allem darauf bedacht fein, dessen Macht Zu brechen und die seinige zu befestigen. Das Glck war ihm auch hierin hold. In den beiden Schlachten bei Dunbar und Wor-cest er (am 3. Septbr. d. I. 1650 und 1651) siegte er der seine Widersacher so vollstndig, da Karl Ii. nach Frankreich flchtete und Schottland gezwungen ward, sich der Republik anzuschlieen und seine Vertreter in das Parlament nach London zu senden. Auch die Unterwerfung Irlands war bald vollendet und selbst die Nordamerika-nischen Kolonien erkannten die Republik an. Nur das Parlament suchte der Macht Cromwells einigen Abbruch zu thuu; aber mit Hlse seiner ihm ergebenen Soldaten wurde es von diesen auseinander ge-trieben und ein anderes aus 139 Mitgliedern bestehendes (nach einem Mitgliede desselben das Bareboneparlament genannt) eingesetzt, das sich indessen nach kurzer Zeit wieder auslste, woraus ein aus Offi-zieren der englischen Armee gebildeter Kriegsrath den Oliver Crom-well als Protektor der Republik auf Lebenszeit besttigte. In dieser Wrde behauptete sich Cromwell auch bis zu seinem Tode (1658). Seine Herrschast war fr den englischen Handel von groer Bedeu-tuug, weil er durch die im Jahre 1651 erlassene Navigationsakte den Grund zu der sptem Weltmacht Englands legte. In derselben wurde festgesetzt, da durch fremde Schiffe nur die Produkte des eigenen Landes, sowohl physische wie technische, in englische Hfen ein-

10. Geschichte der neueren Zeit und des brandenburgisch-preußischen Staats - S. 1

1872 - Berlin : Wohlgemuth
Einleitung. Jlle neuere Zeit, welche mit der Elitdeckung Amerikas beginnt unterscheidet sich wesentlich vom Alterthum und Mittelalter dadurch' da in jenem der Staat die leitende Idee bei der Entwicklung der einzelnen Völker war, die Religion aber, zur Erreichung staatlicher tjtoecfe erforberltcf), nur als ettocis Untergeordnetes erscheint. -3ut ^,Lteiraiter *rat 3toar die Religion in der Gestalt der Kirche an die Stelle des Staates, der anfangs in seinen Bestrebungen mit ihr Hand m Hand ging, doch mute sich zwischen beiden bald ein Kamps entspinnen, weil bte Kirche sowohl in geistigen, wie in weltlichen Din-gen die Oberherrschaft zu erlangen und vou ihrem Willen Alles ab-hangig zu machen sich bestrebte, bte weltliche Macht hingegen bemht war, bte frhere Herrschast und die kirchliche Gewalt sich wieber an-zueignen. Am beutlichsten trat dieser Kampf in den Streitigkeiten der hohenstaufischen Kaiser mit den Ppsten hervor, und whrte von da ab das ganze Mittelalter hindurch balb in einem geringeren bald wieder in einem hheren Grade, bis endlich ans ihm die Reformation hervorging. Diese hatte sich zur Aufgabe gestellt, da Gewissen den Banden zu befreten, in denen die Herrschaft der Kirche sie qe-knechtet hielt Naturgem mute diese benkwrbige Begebenheit auch ihren Einflu auf alle Zustnde des menschlichen Lebens ausben und somit kann man mit Recht die Reformation als den eigentlichen eber-gangspnnkt aus dem Mittelalter in die neuere Zeit bezeichnen. Schwer-ltch aber wrde sie ihren Zweck erreicht haben, wenn nicht eine andere Anschauung der Dinge im Leben der Völker eingetreten wre, zu der ,}} J10* Jahrhundert gemachten Erfindungen und Entdeckungen berseeischer Lander sehr viel beitrugen. v Erfindungen betrifft, so haben unter ihnen die des Schiepulvers und die der Buchdruckerkunst unbestreit-m auf die gnzliche Umgestaltung der bisherigen Verhltnisse ausgebt; denn durch die Anwendung des Schiepulvers auf Feuerwaffen wurde nicht nur die ganze Art und Weise der Krieg-Indern es mute auch dadurch das eigentliche Tff rju ? ausgehoben werden. In erfterer Beziehung gab sich bald das Bedursni nach einer neuen Wissenschaft kund, deren bornehmstes Ziel das sein mute, die verschiedenen Waffen berall in Anwendung zu bringen, und sie den verschiedensten Terrainverhlt-Neumann, Weltgeschichte. Ii. ^ '
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