Geschichte von Sachsen
zum Unterricht
in den vaterländischen Schulen. *
Von
Karl August Friedrich Mohr
weiland Oberpfarrer in Kolditz.
Neunte, mit der achten übereinstimmende Anflage.
Von
Di* Th. Jflatlj»,
Professor ai^^pr königlichen Landesschule zu Meihen.
Mit einer Abbildung der Albrechtsburg in Meißen.
Leipzig 1902.
Verlag von Johann Ambrosius Barth.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
Extrahierte Personennamen: Karl_August_Friedrich_Mohr Karl August Friedrich Johann_Ambrosius_Barth Johann
51 -----
im Jahre 1645 ließ Johann Georg doch geschehen, daß zu Kötzschenbroda ein Waffenstillstand abgeschlossen wurde, der wenigstens den Plünderungen und dem gröbsten Unfuge Einhalt that, wenngleich allmonatlich noch 11000 Gulden und vielerlei Lieferungen für die Schweden geschafft werden mußten. So dauerte ein leidlicher Zustand fort bis zum ersehnten Frieden, der im Jahre 1648 in Westfalen zu stände kam. Ach, mit welchen Gefühlen mochte damals der Friede begrüßt werden! Hatten doch selbst bejahrte Leute in Deutschland den Frieden nur in ihren Jugendjahren gekannt; war doch durch die Kriegswut Deutschland eine weite Wüste geworden; hatte doch der Krieg mit seinem schwarzen Gefolge fast zwei Dritteile der Bevölkerung hinweggerafft, und hatten doch die Lebenden in den letzten Jahren kaum ihr Leben stiften können! — Johann Georg regierte nach dem westfälischen Frieden noch acht Jahre hindurch und hinterließ bei seinem Tode 9 Kinder, 51 Enkel und 19 Urenkel.
Unser Vaterland, das durch den schrecklichen dreißigjährigen Krieg am meisten unter allen deutschen Ländern gelitten hatte, gewann doch auch zweierlei durch denselben. Zuerst Me protestantische Freiheit, die zwar schon durch die glorreichen Siege Moritzens und durch den Passauer Vertrag vorläufig errungen worden war, jetzt aber aufs neue durch einen allgemeinen Religionsfrieden befestigt wurde. Sodann die schönen Markgrafschaften Ober- und Niederlausitz, einen Länderstrich von 180 Quadratmeilen Umfang mit einer halben Million Einwohnern. Wir haben früher gehört, daß zu Markgraf Konrads Zeiten schon die Niederlausitz und große Stücke der Oberlausitz zu unserem Land gehörten. Doch teils schon nach Konrads Tode, teils unter Friedrich dem Frei-digen verlor Meißen diese Besitzungen wieder. Sie waren bald in bran-denburgjschen, bald in böhmischen Händen. In den letzten 300 Jahren vor dem dreißigjährigen Kriege besaßen sie durchgehend die Könige von Böhmen. Da nun zuletzt das Königreich Böhmen an die deutschen Kaiser aus dem Hause Österreich kam, so wurden auch die Lausitzen kaiserlich. Sie erhoben sich nach und nach zu blühendem Wohlstände; die Sechsstädte Bautzen, Görlitz, Zittau, Löban, Lauban und Kamenz waren vor allen angesehen und mächtig und hatten zur Verteidigung gegen Raubritter und zur Beförderung des Handels starke Bündnisse untereinander geschlossen. Freilich erhielt sich in der Lausitz die Leibeigenschaft der Bauern und eine gewisse sklavische Beschränktheit der niederen Stände immer fort und fort, weil die Einwohner meist sorbischen Stammes waren und unter den Völkern dieses Stammes die freiere Entwickelung des Geistes weit langsamer vorwärts zu schreiten pflegte, als bei den deutschen Nationen. Allein Handel und Gewerbthätigkeit, namentlich Leinwandmanufaktur, Töpferei, Bandweberei, waren schon frühzeitig blühend in der Lausitz; auch die Reformation fand in ihr schnell Eingang und Verbreitung. — So blieben diese Länder bei Böhmen
4*
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Georg Johann Johann_Georg Johann Konrads Konrads Konrads Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Westfalen Deutschland Deutschland Niederlausitz Niederlausitz Bautzen Görlitz Zittau Kamenz
52 -----
und dem Hause Österreich bis zum dreißigjährigen Kriege. Als aber im Anfange dieses Krieges unser Kurfürst dem Kaiser Ferdinand Ii. gegen die rebellierenden Böhmen half und dem Kaiser noch außerdem bares Geld vorschießen mußte, da gab der Schuldner seinem Gläubiger im Jahre 1623 die Lausitzen unterpsändlich statt der berechneten 72 Tonnen Goldes, und späterhin, im Prager Frieden 1635, überließ er sie bleibend und erblich an Sachsen.
Doch während der langen Regierungszeit Johann Georgs und in den Drangsalen des Krieges sind natürlich im Innern des Vaterlandes manche Veränderungen vorgegangen, die ihr gern kennen lernen möchtet. Wir wollen jetzt noch der bemerkenswertesten kürzlich gedenken.
Am Hofe des Kurfürsten sah es jetzt ganz anders aus, als einst am Hofe eines Markgrafen. Da gab's außer dem Kanzler, Hofmarschall und mehreren Geheimräten weit über hundert höhere und niedere Beamte und Diener, die alle zur Umgebung des Landesherrn gehörten. Im Jahre 1614 zog Johann Georg einst nach Naumburg mit einem Gefolge von ungefähr 100 Dienern, 700 Pferden und 23 Trageseln. — Das Kriegsheer war immer noch kein stehendes, sondern ward nur auf kurze Frist angeworben und dann entlassen. Es kostete in dieser Zeit unerschwingliche Summen, da ein Gemeiner wöchentlich 14 Gr., ein Offizier von 10 bis 50 Thlr. erhalten mußte. Auch kamen im dreißigjährigen Kriege bei den sogenannten Defensionen: die ersten Monturen in Sachsen auf, ein „Röcklein, gelbe Hofen, gelbe Strümpfe und weißer Hut mit gelber Schleife". Die Steuern vermehrten sich natürlich in den Kriegsjahren bis ins unendliche. So entstand damals (1645) auch die nach den vier Jahreszeiten zu entrichtende Quatembersteuer*) und viele andere mit ihr. Da nun der Feind unaufhörlich auch Steuern erhob, Raub und Plünderung verübte, so war's kein Wunder, daß an manchen Orten die Einwohner lieber auswanderten, als sich von fremden und von Landessoldaten so schrecklich plagen ließen. — Das Münzwesen war jetzt erbärmlich herabgekommen. Alles gute Geld verschwand sogleich, und elendes, fast ohne allen Silbergehalt wurde dafür eingeführt. Ein Edelmann, der einst 1500 Gulden solch schlechtes Geld verwechselte, bekam dafür nichts weiter, als einen silbernen Löffel und ein Fischkeßlein. In Leipzig gab man oft achteckige Messingbleche mit dem Ratssiegel gestempelt, ja sogar Lederstückchen als Münze aus. Daher stiegen auch die Preise der Lebensmittel unglaublich: ein Scheffel Korn kostete 20 bis 50 Gulden, ein Faß Bier 50 Gulden, 1 Pfund Fleisch 7 bis 12 Gr. — Wie sehr Wildbret und selbst reißende Tiere damals überhand genommen hatten,
*) Der Name ist von quatuor tempora hergenommen.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Ii Ferdinand Johann_Georgs Johann Johann_Georg Johann
54 ----
das Reformationsfest alljährlich und regelmäßig zu feiern. - Er regierte 24 Jahre bis 1680, wo er in Freiberg starb.
Sein Sohn Johann Georg Iii. lebte meistenteils feinen kriegerischen Neigungen, und Schmeichler gaben ihm deswegen den Beinamen des sächsischen Mars. Besonders merkwürdig ist er uns dadurch, daß er zuerst in Sachsen ein stehendes Heer errichtete, wie dies zu jener Zeit auch in anderen Staaten geschah. Es fehlte auch nicht an Gelegenheiten, um die Tüchtigkeit desselben zu erproben. Denn damals hatte die Macht der Türken ihren höchsten Punkt erreicht und die Furcht vor ihnen war unbegrenzt. Im Jahre 1683 kamen sie unter ihrem Großwesir Kara Mustafa in ungeheuren Massen durch Ungarn herein und drangen unaufhaltsam bis vor die Kaiserstadt. Kaiser Leopold wußte sich nicht zu helfen und flüchtete selbst aus Wien. Da ward Georg Iii., vereint mit dem tapferen Polenkönige Sobieski und anderen Fürsten, des bedrängten Wiens Retter und Befreier. Sie lieferten dem ungeheueren Türkenheere im September eine furchtbare Schlacht, thaten Wunder der Tapferkeit und errangen den glänzendsten Sieg, der Deutschland für immer von der Türkengefahr befreite. Die große Türkenschlacht vor Wien ist also die ruhmvolle Blut- und Feuertaufe des jungen sächsischen Heeres. Allein er erntete vom Kaiser wenig Dank, vergoß auswärts das Blut seiner Landeskinder und konnte für das innere Wohl seines Landes wenig thun. — Er starb im Kriege gegen die Franzosen am Rheine, als er abermals dem Kaiser half, 1691. — Von der berühmten Schlacht mit den Türken, wo im Lager der Besiegten sehr große Schätze erbeutet wurden, brachte er gleichfalls nur weniges und ziemlich wertloses mit, türkische Waffen, einen Elefanten und mehrere geschriebene arabische Bücher. Die ersteren sieht man noch jetzt im historischen Museum, die letzteren auf der Königlichen Bibliothek im japanischen Palais. — Unter ihm ward zuerst das Stempelpapier eingeführt. —
Johann Georg Iv., ein Fürst von gutem Herzen und schönen Geistesanlagen, starb schon nach kaum dreijähriger Regierung an den Pocken. Er war der letzte protestantische Fürst unseres Vaterlandes, mithin auch der letzte, der in die ehrwürdige Fürstengruft zu Freiberg begraben wurde (1694).
Während der kurzen Regierungszeit des letzten Johann Georg erhielt das Postwesen in Sachsen eine festbestimmte Verfassung. Noch zur Zeit der Reformation wußte man nichts von landesherrlichen fahrenden oder reitenden Posten. Damals mußten die Obrigkeiten des Landes gewisse Boten oder auch Lehnsklepper (Pferde) halten, mit deren Hilfe alle angekommenen Depeschen der Regierung weiter befördert wurden. Der Geschäftsmann dagegen und jede andere Privatperson mußten ihre Briefe durch eigene Boten oder durch zufällig abgehende Reisende verschicken. Später ließ Vater August eine Anstalt in Dresden einrichten, der ein Postmeister vorstand und die mittels reitender und laufender
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Georg_Iii Johann Kara_Mustafa Leopold Leopold Georg_Iii Sobieski Johann_Georg_Iv. Johann Johann_Georg Johann August
Extrahierte Ortsnamen: Freiberg Sachsen Ungarn Wien Wiens Deutschland Wien Rheine Freiberg Sachsen Dresden
56--------------
sammelte, anordnete, bauete, geschmackvoll und großartig. Aber freilich war ihm während seines Reisens auch das kleine Sachsen mit seinen anspruchslosen Bewohnern und der enge Wirkungskreis, in welchem sich ein Kurfürst von Sachsen bewegen mußte, allzu unbedeutend und seiner unwürdig erschienen; er hatte in den großen Ländern Europas und insonderheit an dem prachtliebenden Hofe des französischen Königs nach Höherem trachten und sein Mutterland geringschätzen gelernt. Darum war er von heißer Begierde entbrannt, zu seinem Erblande noch ein größeres Land und zu seinem Kurhute eine Königskrone hinzuzufügen. Nun traf es sich, daß gerade zu jener Zeit (1696) der König von Polen starb, und daß dies Land nun einen neuen König wählen mußte. Unser Friedrich August bewarb sich sogleich eifrig um die ersehnte Würdet Weil aber die Polen nach ihrem Landesgesetz keinen Protestanten auf ihren Thron berufen dursten, so trat er, zu Pfingsten 1697, in der Nähe von Wien zur katholischen Kirche über; er schickte schleunig mehr denn zehn Millionen polnische Gulden nach Polen, um nur die Stimmen der Wähler für sich zu gewinnen; er versprach blindlings, alles zu thun, was der polnische Adel nur immer wünschte, mochte es auch das äußerste kosten, und vielleicht mehr als nochmals zehn Millionen betragen. So ward er denn im Jahre 1697 zum König in Polen gekrönt, und seinem verblendeten Ehrgeize war Genüge geschehen. Am Krönungstage trug der Prachtliebende ein Kleid, das von Gold und Juwelen strotzte und allein über eine Million Thaler wert war. 8000 sächsische Soldaten mußten sogleich ins neue Königreich marschieren, und ungeheure Summen wurden nach Warschau gebracht und in glänzenden Festen vergeudet. Es war eine höchst kostspielige Erwerbung und ihre notwendige Folge war, daß Sachsen zurückgesetzt, ausgesogen und mit schweren Lasten belegt wurde. Unerschwingliche Steuern mußten geschafft, immer neue Rekruten mußten in das unersättliche Polen geschickt und — was höchst betrübend war! — ansehnliche Besitzungen des wettmachen Hauses mußten verkauft oder verpfändet werden. Damals ward auch die ehrwürdige Stammherrschaft der Wettiner, das Amt Petersberg bei Halle, wo der Urahn unseres Königshauses, der große Konrad, seine Ruhestätte hat, an Brandenburg verkauft. Außerdem kamen noch zahllose Abgaben in Sachsen auf, von Tabak, von Spielkarten, von Spitzen, Leder und Papier mußte abgegeben werden; die Quatembersteuer ward in einem Jahre 24fach erhoben, Rang-, Vermögens- und Kopfsteuer wurden ohne Bewilligung der Landstände eingeführt. Doch die schlimmste und unseligste Folge der polnischen Thronerwerbung war ein Krieg mit Schweden, der sogenannte nordische Krieg. Unser August wollte sich von Polen aus an seinem Nachbar, dem jungen König Karl dem Zwölften, versuchen, und ihm Livland entreißen. Auch Peter der Große von Rußland und der König von Dänemark griffen in gleicher Absicht den jungen Schweden an, und alle meinten, leicht mit ihm fertig zu werden. Allein der tapfere und
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Konrad Konrad August Karl Karl Peter_der_Große_von_Rußland
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Europas Polen Wien Polen Polen Warschau Sachsen Brandenburg Sachsen Livland
58 ------------
mochte an zwei Millionen wert sein; 107 sechsspännige Kutschen und zahllose Soldaten. Schweizer. Mohren. Pferde. Maultiere machten den endlosen Zug aus. In den darauffolgenden Tagen reiheten sich Opern und Turniere, Paraden und Jagden, Jahrmärkte und Bergaufzüge, Türken- und Götterfefte unablässig aneinander; nicht allein Dresden' sondern auch Moritzburg. Großsedlitz. Ubigau und der plauische Grund waren die Schauplätze dieser Festlichkeiten. — Ein Fest anderer Art war das Lustlager bei Zeithain im Juni 1730, das auch eine Million Thaler verschlang. Hier waren 30000 Mann Truppen versammelt; zwei Könige, zwei Kronprinzen. 47 Herzoge waren unter den Zuschauern; ein Feuerwerk ward abgebrannt, zu welchem schon seit Weihnachten Zurüstungen gemacht worden waren; ein Palast von 80 Ellen Höhe und 200 Ellen Breite war erbaut, der 18 000 Stämme Holz. eine Unzahl Bretter und 6000 Ellen bemalte Leinwand kostete. Hier gab's auf der Elbe eine kostbare Flotte und holländisch gekleidete Matrosen, über die Elbe führten vier Schiffbrücken, deren eine in die Luft gesprengt ward; auf dem Lande sah man die von Gold und Silber strotzenden Garden und neben ihnen Janitscharen. Mohren und andere nachgeahmte Trachten. Hier wurden bei einer einzigen Mahlzeit der Soldaten 170 Ochsen verspeist; ein riesengroßer Kuchen von 14 Ellen Länge und 6 Ellen Breite wurde dem schaulustigen Volke preisgegeben, und 30000 hölzerne Teller wurden nach der letzten Mahlzeit in die Elbe geworfen. — Überhaupt waren die Vergnügungen des glanzvollen sächsischen Hofes zwar geschmackvoll und weitberühmt, aber doch zum Teil auch, nach jetzigen Begriffen, höchst ungereimt. Denn wenn zu einer pomphaften Schlittenfahrt, die der Hof halten wollte, die Bauern erst den Schnee herzufahren mußten, so wird euch dies wahrlich lächerlich dünken.
Zu Augusts Zeit entstand übrigens Herrnhut (1722) und die Herrnhuter Gemeinde. Der fromme Graf Zinzendorf sammelte um sein Rittergut Berthelsdors her eine kleine Anzahl armer, aber geroerb-fleißiger Protestanten, die aus Mähren und Böhmen nach Sachsen gewandert waren. Er gab ihnen einfache Religionsvorschriften, hieß sie fleißig beten, fleißig arbeiten, Jesum Christum über alles verehren und sich untereinander als Brüder und Schwestern lieben. So bildete sich die „evangelische Brüdergemeinde", die gegenwärtig nicht allein in Sachsen, sondern in allen Erdteilen zahlreiche Anhänger hat. Sie hat für die Verbreitung des Christentums unter den Heiden, sowie für Bibelausbreitung durch ihre Missionäre unendlich viel gethan; sie hat viele wahrhaft fromme, ganz Gott und dem Heilande angehörende Mitglieder gehabt; aber sie hat auch manche Tändelei und Spielerei in die Christusreligion getragen und manchen Heuchler hervorgebracht, der sich nur äußerlich stellte, als ob er fromm wäre. — Damals lebten übrigens viele berühmte Männer, deren Namen in unserer Geschichte stets denkwürdig bleiben werden. Der Apotheker Böttger aus Schleiz erfand,
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Großsedlitz Ellen_Höhe Ellen_Breite Ellen_Länge Ellen_Breite Augusts Schleiz
59
indem er Gold machen wollte, das Porzellan, und arbeitete vom Jahre 1710 an in der neugegründeten Meißner Fabrik. Das älteste Porzellan sah braun aus, erst nach Auffindung der Porzellanerde bei Aue entdeckte er das weiße Porzellan. Da damals das Porzellan nur aus China oder Japan bezogen werden konnte und deshalb viel kostbarer war als heutzutage, so wurde Böttgers Erfindung streng geheim gehalten. Der Orgelbauer Silbermann, aus der Gegend von Frauenstein gebürtig, baute in jener Zeit seine unübertrefflichen Orgeln, deren größte in Frei--berg, deren letzte in der katholischen Kirche zu Dresden zu finden ist. — Pastor Zürner, bei Großenhain, stellte Landesvermessungen an, entwarf bessere Landkarten von Sachsen und besorgte das Setzen der steinernen Meilensäulen an den Poststraßen (1722). — Schröder in Hohenstein fertigte das erste Pianoforte. — Obristleutnant von Kyau ergötzte den König August mit seinen Späßen, und erhielt dafür zuletzt die Komman-dantenstelle auf dem Königstein. — Hebenstreit, ein Naturforscher, reiste mit mehreren anderen Gelehrten auf Augusts Befehl nach Afrika, um wilde Tiere teils für die Sammlungen, teils für die Stiergefechte zu holen; von dieser Reise soll er auch die Orangeriestämme mitgebracht haben, die, zum Wiederausschlagen gebracht, lange eine Zierde des Dresdner Zwingers waren. — Vor allen anderen aber glänzte damals, freilich außerhalb Sachsens, ein gebotener Leipziger, der große Leibniz, der an Geist, an Gelehrsamkeit und an umfassender Wirksamkeit zu den ersten Männern der Weltgeschichte gehört. — Endlich ist noch zu erwähnen, daß mit dem Beginn des neuen Jahrhunderts auch in Sachsen, wie in den meisten protestantischen Ländern, der schon im Jahre 1582 vom Papst Gregor Xiii. verbesserte Kalender eingeführt wurde, nach dem wir uns noch jetzt richten.
24. Friedrich August Ii. — Der Minister Brühl. —
Der siebenjährige Krieg.
Der Sohn Augusts des Starken, Friedrich August Ii., brachte es » durch mancherlei Geldopfer abermals dahin, daß die Polen ihn zum Könige annahmen; er war also auch Kurfürst von Sachsen und König von Polen. O unter feiner dreißigjährigen Regierung stand's noch weit schlimmer um unser Vaterland, als bei des Vaters Lebzeiten. Zwar war Friedrich August Ii. ein gutmütiger, freundlicher Fürst, der nichts Böses wollte, allein er war doch auch zu schwach, zu beschränkt und sorglos, als daß er das Böse um sich her bemerkt und gehindert hätte. Er hatte von seinem Vater zwar die Prachtliebe, den Hang zur Verschwendung und zu großartigen Festen und Lustbarkeiten, sowie die Begierde zu bauen, schone Sammlungen anzulegen und durch übermäßigen Aufwand zu glänzen, frühzeitig geerbt; aber er besaß nicht einmal
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Personennamen: Silbermann August Augusts Leibniz Gregor_Xiii Gregor Friedrich Friedrich August Brühl Augusts Friedrich_August_Ii Friedrich August Friedrich Friedrich August
Extrahierte Ortsnamen: China Japan Frauenstein Frei--berg Dresden Sachsen Hohenstein Afrika Sachsens Sachsen Polen Sachsen Polen
Vorwort zur ersten Äustage.
Die sächsische Geschichte im Zusammenhange für Volksschulen und die unteren Klassen der Bürgerschulen zu erzählen, ist bei aller Kleinheit des Sachsenlandes nicht so leicht, als es auf den ersten Anblick scheinen mag. Wer auch nur eine kleine Zahl von Unterrichtsplänen in verschiedenen Schulen gesehen hat, der wird inne geworden sein, wie verschieden und wie mangelhaft die Ansichten und die Vortragsweisen bei diesem Unterrichtsgegenstande sind. Einige verfehlen ihren Zweck schon von Anbeginn durch allzu weites Ausholen, vergessen über den Sachsen-Namen das Sachsen-Land und verwickeln sich bei der Erzählung der allmählichen Bildung, Vergrößerung oder Zerteilung unseres Vaterlandes dergestalt, das ein einfach klares Bild der vaterländischen Geschichte in der Seele des jungen Vaterlandsbürgers gar nicht entstehen kann. Andere erzählen eine reine Regenten-Geschichte, vielleicht sogar von Herzog Wittekind an und vernachlässigen dabei notwendigerweise den geschichtlichen Zusammenhang und die unerläßliche Hindeutung auf die Kultur-Fortschritte. Wieder andere — auch in den Lehrbüchern finden wir das — geben viel zu viel von Politik, von Statistik und anderen fürs Kindesalter offenbar unwesentlichen Dingen, verlieren aber darüber die kostbare Zeit und können das wahrhaft Wesentliche und Interessante nicht so einprägen, wie es geschehen sollte. Noch andere endlich fehlen in der Verteilung des Unterrichtsstoffes und verweilen bei diesem Gegenstände zu lange, bei jenem zu kurze Zeit. Alles hinlängliche Beweise, daß gerade für die Voklsfchule mit ihren ungeübten Schülern und ihrer karg gemessenen Unterrichtszeit eine Erzählung der vaterländischen Geschichte nicht so ganz leicht sei. Nun fehlt es aber offenbar an einem Büchlein, das für diese Klasse von Schülern in klar verständlichem und zugleich möglichst anziehendem Tone geschrieben wäre; das mit Ausscheidung aller Nebendinge nur die Hauptpersonen und Hauptveränderungen, vor allem aber auch die Kulturgeschichte berücksichtigt; das endlich den Zusammenhang der Geschichte stets im Auge hält und dabei patriotischen Sinn ebenso, wie echte Religiosität unablässig zu beleben bemüht ist. Ich habe in vorliegenden Bogen versucht, ein solches Büchlein zu schreiben, und würde, falls diese Anleitung günstig ausgenommen würde, gern auch das größere, ganz für Lehrer in Volksschulen bestimmte Handbuch, das bereits zur Hälfte fertig vor mir liegt, nachfolgen lassen.
Ich habe die sächsischen Geschichten für Volksschulen in dreißig ziemlich gleichmäßige Lektionen verteilt und den Ton so zu halten gestrebt, daß sie — versteht sich wohl nur im Notfälle — abgelesen
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
61 --------------
einer Eisrinde. Endlich mußten die Sachsen doch den Preußen weichen und sich nach Dresden zurückziehen. Dies war der zweite schlesische Krieg, der Sachsen viele Menschen und abermals mehrere Millionen Geldes kostete. Österreich gewann nichts und ebensowenig Sachsen; Preußen dagegen behielt das wichtige Schlesien, um welches man nun schon zweimal erbittert gekämpft hatte. — Doch waren diese beiden Kriege nur das Vorspiel zu einem weit schrecklicheren gewesen, und Sachsens rechte Leidenszeit sollte erst noch kommen. Im Jahre 1756 brach der dritte schlesische oder der siebenjährige Krieg los. Österreich, Rußland, Frankreich, und unser Sachsen verhandelten in der Stille über einen Plan, den Preußenkönig nicht allein zur Herausgabe Schlesiens zu zwingen, sondern auch ganz zu demütigen und wieder zum kleinen bran-denburger Markgrafen zu machen. Kaum hatte das Friedrich der Große durch den Verrat eines schurkischen Kanzlisten in Dresden, Namens Menzel, erfahren, als er auch schon im August 1756 mit 60000 Mann in unser Land einfiel. Dresden wurde besetzt; alle Kassen und das reiche Zeughaus wurden ausgeleert; viele Staatsdiener wurden fortgeschickt; selbst die Kurfürstin mußte sich rauh und unfürstlich behandeln lassen. Unser Friedrich August und sein unseliger Ratgeber Brühl flüchteten sich zuerst auf den Königstein, dann nach Polen, und haben sich in den traurigen sieben Jahren wenig ums Kurfürstentum gekümmert. Die sächsische Armee, 12000 Mann stark, wurde am Fuße des Liliensteins durch Hunger gezwungen, vor den Preußen das Gewehr zu strecken und sogar preußische Kriegsdienste zu nehmen. Nun waren bald Österreicher, bald Preußen, bald beide Parteien Herren des armen Landes, öfter standen die feindlichen Armeen monatelang in befestigten Lagern ganz nahe bei einander. Zittau, die schöne gewerbreiche Stadt, ward von den Österreichern — unseren Freunden — in den Grund geschossen. Dresden, damals noch eine ansehnliche Festung, erlitt durch den Preußenkönig selber im schrecklichen Jahre 1760 ein furchtbares Bombardement und verlor seine großen Vorstädte, 5 Kirchen, 416 Häuser innerhalb der Mauern und außerdem gegen zwei Millionen Thaler. In Leipzig verfuhr der preußische König gleichfalls unerhört hart, er forderte unerschwingliche Geldsummen — einst auf einmal mehr als eine Million —, er drohte die Stadt anzuzünden, und schleppte 120 vornehme Männer als Geiseln hinweg. Dabei kam es an mehreren Orten Sachsens wiederum zu großen verheerenden Schlachten. Beihochkirch, unweit Bautzen ward in einem nächtlichen Überfalle aufs heftigste gekämpft und der sonst so siegreiche Friedrich gänzlich geschlagen. Bei Maxen wurde General Finck mit 11000 Preußen gefangen. Bei Torgau ward eine furchtbare, bis weit in die Nacht dauernde Schlacht geliefert, die Friedrich hauptsächlich durch seinen großen Reitergeneral, den alten Ziethen, gewann. Bei Freiberg war das letzte Gefecht in diesem schlachtenreichen Kriege. Als endlich 1763 zu Hubertusburg der Friede zu stände kam,
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Namens_Menzel August Friedrich Friedrich August Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Freiberg
62 ------------
o wie jammervoll stand's damals um Sachsen! Sah es doch in manchen Gegenden ebenso wüst und leer aus, wie nach dem Hussiten- und dreißigjährigen Kriege! Überall verwüstete Dörfer und Städte! Überall weinende Menschen, die Hab und Gut und liebe Angehörige verloren hatten. Das war der dritte schlesische oder siebenjährige Krieg, der Lachsen über 100000 Menschen und 100 Millionen Thaler kostete und chm doch abermals gar keinen Vorteil brachte, da Preußen, anstatt ge-demütigt zu werden, nur mächtiger geworden war. — Der lang entfernte Landesfürst, Friedrich August Ii., kam endlich im März 1763 mit seinem Brühl wieder zurück, starb aber schon nach sieben Monaten, am 5. Oktober. Brühl, der allein fünf Millionen veruntreut hatte, blieb ihm auch im Tode getreu, er starb 23 Tage nach seinem Herrn.
Während der Regierungszeit dieses Kurfürsten geschah übrigens abermals für die geistige Kultur Sachsens, sowie für seine Verschönerung manches Bemerkenswerte. Die Gemäldegalerie erhielt von Modena her ihren schönsten Zuwachs, der freilich zwölf Tonnen Goldes auf einmal kostete. Die schöne katholische Kirche in Dresden ward für zwei Millionen Thaler erbaut. Die königliche Bibliothek ward um vieles vermehrt. Auch lebten in dieser Zeit hochberühmte Männer, deren Namen allezeit in der Geschichte der Wissenschaften und Künste glänzen werden; der ehrwürdige Geliert, der in Leipzig an der Universität lehrte, und dort feine erhebenden Gesangbuchslieder und die lehrreichen Fabeln dichtete (starb 1769), sein Freund Weiße, der große Dichter Klopstock, und der größte Musiker damaliger Zeit. Sebastian Bach. Auch in Lessing, dem großen Denker aus Kamenz und Schüler der Meißner Fürstenschule (geb. 1729), ging unter Augusts Regierung der Welt ein leuchtendes Gestirn auf. Friederike Karoline Neuber, die das deutsche Theater zuerst gehoben und bessere Stücke zur Aufführung gebracht hatte, starb im Kriege a-rm und elend zu Laubegast.
25. Friedrich Christian. — Friedrich August Iii. — Prinz Xaver als Vormund.
Friedrich August Ii. hinterließ einen trefflichen Sohn. Friedrich Christian, auf welchem mit größter Zuversicht des gedrückten und ausgesogenen Landes Hoffnung ruhete. Er sprach es sogleich beim Regierungsantritte laut aus, daß er Sachsens schwere Wunden heilen, seine Lasten erleichtern und feinen Ruf und Kredit heben wolle. Die Ministerherrschaft hörte sofort auf, und der Kurfürst wollte selbst sehen, hören und regieren. Die Unterthanen hatten freien Zutritt,, zu ihm; milde Gerechtigkeit ward überall gehandhabt; notwendige Änderungen und Verbesserungen wurden eingeleitet, die kostspieligen Vergnügungen abgestellt , mit der Schuldentilgung und der Umgestaltung des traurigen
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_August_Ii Friedrich August Klopstock Sebastian_Bach Augusts Friederike_Karoline_Neuber Friedrich_Christian Friedrich Friedrich Friedrich August Xaver Friedrich Friedrich August Friedrich_Christian Friedrich