Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale - S. uncounted

1883 - Leipzig : Spamer
Unser Deutsches Land und Im. Vaterländische Mder aus Hatur, Geschichte, Industrie und Volksleben des Deutschen Reiches. Zweite, gänzlich umgestaltete Auslage. Unter Redaktion von vi'. H. A. von glitten und Richard Wmllder. In zwölf Banden. Siebenter Band. Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale-. Mit zahlreichen Terl-Mchralionen, Tonöildern, Harten-Beilagen u. f. w. Leipzig und Berlin. Verlag und Druck von Otto Spamer. 1833.

2. Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale - S. V

1883 - Leipzig : Spamer
Worwort. ich von der Verlagshandlung aufgefordert wurde, die Bearbeitung des hier vorliegenden Vii. Bandes von dem Werke „Unser deutsches Land und Volk" zu übernehmen, ging ich mit Freuden auf diesen Vorschlag ein, denn derselbe kam einem von mir im stillen längst gehegten Wunsche entgegen. Be- schästigt mit geographischen Studien, besonders nach ihrer wirtschaftlichen Seite hin, hätte ich gern einmal für einen größeren Leserkreis die Bedeutung meiner von fleißigen Menschen wimmelnden, mit den Schätzen des Bodens und den Reizen der Natur und Kunst gesegneten sächsischen Heimat und der ehedem mit ihr verbundenen Landesteile dargestellt, und nun stand ich eher, als ich gehofft, vor der Erfüllung desselben. Rasch ging ich an die Arbeit und lege hiermit die Frucht derselben dem Publikum vor. Da es unthunlich erschien, im Texte öfter die benutzten Quellen anzugeben, so halte ich es für meine Pflicht, dies hier zu thuu. Außer Werken allgemeinen geographischen und geschichtlichen Inhalts und Artikeln verschiedener Zeitschriften benutzte ich besonders: die Reiselitteratur von Leupold, Schäfer und Friedemann, Gampe, Moser, Moschkau und Bädeker; Schiffner, Beschreibung von Sachsen u. s. tt.'(1845); Engelhardt-Flathe, Vaterlandskunde, 11. Aufl. (1877); Leo, Beschreibung des Königreichs Sachsen (1852); Jahn, Geschichte des sächsischen Vogtlandes (1863); Dungers Schriften über Dialekt und Volkslied des Vogt- landes; Gräffe, Sagenschatz von Sachsen (1855); Herzog, Geschichte des Zwickauer Steinkohlenbaues (1852); Gerlach, Kleine Chronik von Freiberg (1876); Otto, Richard Hartmann (1870); Fiedler, Die Stadt Plauen im Vogtlande (1874); Mitteilungen des Vereins für Chemnitzer Geschichte, Iii. (1873—1876); Eckardt, Chronik von Glauchau (1882); Leopoldt, Chronik und Beschreibung von Meerane (1863); Berlet, Über Adam Riese (1855); Rückblicke auf Annabergs Vorzeit (1855—1858); Gutbier, Geoguostische Skizzen aus der Sächsischen Schweiz (1858); Geinitz' geologische Arbeiten über den Quadersandstein; K. G. Lessings und Strodtmanns „Leben Lessings" (1793, 1878); I. G. Fichtes Leben von I. H. und E. Fichte (1862 und 1863); Döring. Gellerts Leben (1833); Engelhardt, I. F. Böttger, der Erfinder des sächsischen Porzellans (1837); Lindau, Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Dresden (1859 und 1862); Sigismund, Land und Leute der sächsischen Lausitz; Philippi, Geschichte und

3. Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale - S. VI

1883 - Leipzig : Spamer
Vi Vorwort. Statistik der deutschen Messen (1857); Zimmermann, Leipzigs Vorzeit bis zum 15. Jahrhundert (1870); Meyer, Die Organisation und der Geschäftsbetrieb des deutschen Buchhandels; Freiherr vom Hagen, Die Stadt Halle (1867); Siebigk, Das Herzogtum Anhalt (1367); Hasse, Die Stadt Leipzig und ihre Umgebung (1878); die Berichte der sächsischen Handelskammern. Doch stützte ich mich bei meiner Arbeit nicht bloß auf diese Quellen, sondern ganz besonders auch auf Studien, die ich selbst seit Jahren auf meinen Streifereien durch das Land und zuletzt noch in diesem Jahre auf vierwöchigen Reisen machte, die ich speziell zum Zwecke der Abfassung dieses Werkes unter- nahm. Die Schilderungen der Landschaften, der Städte und der industriellen Thätigkeit sind fast ausnahmslos das Resultat eigner Beobachtungen. Die im Buche mitgeteilten Bevölkerungszahlen beziehen sich, wenn es nicht ausdrücklich anders angegeben ist, auf das Jahr 1880. Den Besitzern industrieller Etablissements in Chemnitz, Cainsdorf, Plauen im Vogtlande und Leipzig, die mir mit größter Freundlichkeit einen Einblick in dieselben gestatteten, sei hierdurch nochmals der herzlichste Dank gebracht. Zu besonderem Danke bin ich auch Herrn Dr. Rudel in Dresden verpflichtet für seine freundlichen Mitteilungen über die Papierfabrikation in Sachsen. Nicht weniger verbunden bin ich der Verlagshandlung, die bei der Ausstattung des Werkes weder Mühe noch Kosten gespart hat. Eine Hauptschwierigkeit war sür mich die Bewältigung des fast überreichen Stoffes, der mir von allen Seiten zufloß, sobald ich an die Ausführung des Werkes ging. Mancher Wunsch mußte unterdrückt und manches kürzer gefaßt werden, um die Hauptsachen gehörig zur Geltung bringen zu können.- Möchte es mir gelungen sein, in dieser Beziehung im allgemeinen das Richtige getroffen zu haben! Daß bei einer Arbeit, bei welcher Massen von einzelnen Daten verwendet werden müssen, einzelne Irrtümer sich einschleichen, ist kaum zu vermeiden; daher danke ich im voraus allen, die mich auf solche aufmerksam machen werden. So übergebe ich dem deutschen und besonders dem sächsischen Volke, namentlich der heranwachsenden Jugeud, meine Arbeit in der Hoffnung, es werde mit Wohlwollen aufgenommen werden, was aus dem Streben hervor- gegangen ist, die Kenntnis und das Verständnis vaterländischer Natur und Geschichte und vaterländischen Wesens in weiteren Kreisen zu fördern. Diese Absicht möge es entschuldigen, wenn ich mir erlaube, an die Schulbehörden der betreffenden Gegenden die Bitte zu richten, durch Empfehlung in den Schulen und für Schulbibliotheken die Verbreitung des Werkes fördern zu wollen. Dresden, im November 1882. Heinrich Gebauer.

4. Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale - S. 3

1883 - Leipzig : Spamer
Vogtländischer Bauernhof. Der Kamm des Gebirges utib ins |üijellnnii der Elster und fluide. Das sächsische Vo.gtland, — Der Vogtländer. — Zwei Kunstbauwerke der Neuzeit (die Göltzschthalbrücke bei Netzschkau und die Elsterthalbrücke bei Jocketa). — Das Thal der Weißen Elster. — Das Erzgebirge. — Der Erzgebirger. — Alte Ritter- burgen an der Zwickauer Mulde. — Das Zschopanthal und der Harrassprung. — Altzella, ein Begräbnisplatz der Wettiner. — Kunz von Kansuugen und derpriuzeuraub. Wer auf der Karte des Deutschen Reiches die Umrisse des Königreichs Sachsen betrachtet, dem fallen sofort die drei Ecken auf, mit denen dasselbe in die Nachbargebiete eindringt. Alle drei Ecken des Lahdes zeigen eigentümliche Flußverhältnisse und bekunden sich dadurch als Übergänge, durch welche natür- liche Brücken vom Kerne des sächsischen Landes hinüber nach andern Abschnitten nnsres vielgegliederten deutschen Bodens geschlagen werden. Am merkwürdigsten erscheint die Südwestecke. Vier Flüsse, welche der Lebensader Sachsens, der Elbe, ihren Tribut darbringen, nämlich Eger, Mulde, Elster und Saale, der- schwimmen hier fast in ihren Quellgebieten, und in geringer Entfernung eilen zahlreiche Gewässer dem Main und der Nab und durch diese dem Rhein und der Donau zu. Wir befinden uns in der Nachbarschaft des Fichtelgebirges, jenes Gebirgsknotens, von dem nach vier Richtungen die deutschen Mittel- gebirge ausstrahlen. Es ist aber längst bekannt, daß weder der Böhmerwald 1*

5. Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale - S. 5

1883 - Leipzig : Spamer
Das sächsische Vogtland. 5 welche es sogar dahin brachten, daß schließlich sämtliche fünf Reichsvogteien in ihrer Hand vereinigt waren. Der Glückliche, welchem dies gelang, war der am Ende des 12. Jahrhunderts regierende Vogt Heinrich der Reiche, und er ver- erbte das Land als freies Eigentum an seine drei Söhne, von welchen der mittlere, Heinrich, der Feldhauptmann, die Vogt ei Plauen erhielt, welche in ihrer Blütezeit den größten Teil des jetzigen sächsischen Vogtlandes in sich schloß. Mit letzterem haben wir es in unsrer ferneren Darstellung allein zu thun. Schloß Vogtsberg. Die Vögte, die früher hier als Gebieter des Landes schalteten, hatten nr- sprünglich auf dem Schlosse Vogtsberg in der Nähe von Ölsnitz ihren Sitz; nach- dem aber im 12. Jahrhundert Plauen in ihren Besitz gekommen war, erbauten sie sich dort ein neues Schloß und verlegten ihre Residenz in dasselbe. An den Mark- grasen vonmeißen und nachmaligen Kurfürsten von Sachsen aus dem Hause Wettin bekamen die Vögte von Plauen gefährliche Nachbarn; denn bei den verwickelten Rechtsverhältnissen jener Zeit konnten Reibereien und Streitigkeiten nicht aus- bleiben; und daß dabei die „Herren" von Plauen, wie sie sich jetzt statt „Vögte" nannten, gegenüber den mächtigeren und einflußreicheren Wettinern meist den kürzern ziehen mußten, läßt sich denken, zumal sie durch Teilungen ihre Macht schwächten. So spaltete sich 1342 die Vogtei Plauen in eine ältere und jüngere Linie; der Vogt der älteren Linie hatte seinen Wohnsitz auf dem Schlosse zu Plauen, während die jüngere Linie auf Schloß Vogtsberg ihren Aufenthalt nahm. Der sogenannte Vogtländische Krieg, eine von 1354—1357 währende Fehde.

6. Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale - S. 7

1883 - Leipzig : Spamer
Das sächsische Vogtland. 7 Daher ist es immer in einer gewissen Absonderung geblieben, und wie es bis zum Jahre 1835 einen besondern „Vogtländischen Kreis" ausmachte, so hat sich auch unter den Vogtländern ein besonderer Bolkscharakter herausgebildet, durch welchen sie sich auch von ihren östlichen Nachbarn, den Erzgebirgern. trotz mancher Verwandtschaft deutlich abheben. Es erscheint als ein Hochland, das die Verbindung des Fichtelgebirges mit dem Erzgebirge, des thüringischen Berglandes mit dem sächsischen vermittelt. An seinem Südrande erhebt es sich am höchsten und fällt hier, wie das Erzgebirge, in das es im Osten ganz unmerklich über- geht, steil nach der Eger zu ab, wogegen es sich nach Norden zu beiden Seiten der Weißen Elster zwischen der Saale einer- und der Zwickauer Mulde und Pleiße anderseits allmählich verflacht und mit seinen Ausläufern die Südgrenze der Bucht bilden hilft, mit welcher in der Gegend von Leipzig das norddeutsche Tiefland weit in die Berg- und Hügelregion eindringt. Westlich und östlich vom Vogtlande erhebt sich Deutschlands Boden zu größerer Meereshöhe, als dieses selbst. Das Fichtelgebirge steigt bis über 1000 in empor, die höchsten Gipfel des Erzgebirges sind mehr als 1200 mhoch; das eigentliche Vogtland aber erreicht nirgends 800 m Höhe; nur in der Nähe des Erzgebirges, im Schneckenstein, geht es darüber hinaus. Es zeigt hier also der Zug der deutschen Mittelgebirge eine bedeutende Einsenknng. und der Ver- kehr hat daher schon in früher Zeit seine Straßen durch das Vogtland gelegt, zumal es mitten in der Linie von Leipzig, dem alten mitteldeutschen Emporium, nach Regensburg an der Donau liegt. Seitwärts davon eröffnet die Natur Ver- bindungswege sowohl nach Böhmen als auch nach Franken, nach dem Gebiete des Main und der Rednitz. Zwei Reichsstraßen führten durch das Vogtland nach Hof, die eine über Plauen, die andre über Ölsnitz, und zwei andere Straßen vermittelten über Asch und Eger den Verkehr nach Böhmen. Freilich ver- dienten diese Handelsstraßen nach unfern heutigen Anschauungen kaum den Namen Straßen; sie waren voller Löcher und Steine und zu manchen Jahreszeiten, bei Schnee und lang anhaltendem Unwetter, oft kaum passierbar. Trotzdem überwand der Verkehr alle diese Hindernisse, und vom ersten Jahrzehnt unsres Jahrhunderts an wurde derselbe durch die Anlage von sogenannten Chausseen wesentlich erleichtert. War die Linie für dieselben auch häufig verkehrt und unpraktisch gewählt, indem sie oft über die bedeutendsten Höhen gelegt waren, so erkannte man den Fehler doch bald, und überall wurde viel nachgeholfen und verbessert. Große Freude herrschte, als im Jahre 1824 zum ersten Male die Eilpost von Hof in Plauen ankam, und bald verschwand nun die alte Vogt- ländische gelbe Postkutsche, welche nur bei besonders gutem Wetter in drei Tagen den Weg von Plauen nach Leipzig zurückgelegt hatte. Man ahnte damals noch nicht, wie bald auch die Eilpost ein überwundener Standpunkt sein würde. Von der Mitte des Jahrhunderts an traten an die Stelle der Chausseen die Eisenbahnen, und der Weg von Hof nach Leipzig wird jetzt vom gewöhnlichen Zuge in sechs, vom Schnellzuge aber schon in vier Stunden durcheilt. Verschiedene Systeme von Schienenwegen kreuzen sich infolge feiner geographischen Lage im Vogtlande, und drei Linien stellen die Verbindung zwischen ihnen her. Die sächsisch-bayrische Eisenbahn leitet den Verkehr nach Hof, die Vogtländische Eisenbahn nach Eger und die sächsisch-thüringische Eisen- bahn durch das Elsterthal nach Gera.

7. Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale - S. 9

1883 - Leipzig : Spamer
Das sächsische Vogtland. 9 uns Jahn: „Bei den vielen Blutgreueln und Mordthateu, die verübt worden waren, und bei der geringen Anzahl von Einwohnern, die in der Gegend sich noch vorfanden, war es nicht möglich gewesen, alle Leichen der Erschlagenen, alle Überbleibsel der gefallenen Tiere in die Erde zu verscharren. Hier und da sah man Raben, Hunde, Katzen, Füchse und andre Tiere, die sich an den halb verwesten Leichnamen der Menschen und Körpern der Tiere zu sättigen suchten; und es konnte nicht fehlen, daß durch die Ausdünstungen, womit sie die Luft erfüllten, Krankheiten hervorgerufen wurden, die bald schrecklich und verheerend um sich griffen; und so geschah es auch wirklich. Die Pest wütete zu Ende dieses (1632) und zu Ansang des folgenden Jahres dermaßen in der Gegend, daß manche Orte ganz ausgestorben sind, in andern nur noch wenig Einwohner blieben, so daß am Ende des Krieges nur noch sieben Achtel der Bevölkerung des Vogtlandes übrig waren!" Holk selbst erlag in Adorf (nach andern Angaben in dem Dorfe Troschenreuth an der bayrischen Grenze) der Pest, als er im Jahre 1633 im Begriff war, von Eger aus aufs neue in die sächsischen Länder einzubrechen und sie zu verwüsten. Aus seinem Sterbebette verlangte er, der selbst ein Protestant war, den Trost eines protestantischen Geistlichen; aber so viel Geld er auch ausbieteu mochte, so war doch in der ganzen Um- gebnng, ja in einer Entfernung-von fünf Stunden keiner aufzufinden. — Neue Drangsale brachte die Zeit nach dem 1635 abgeschlossenen Prager Frieden. Die Schweden zürnten dem Kurfürsten wegen des Abfalls von ihrem Bündnis, und zur Vergeltung plagten sie auch das Vogtland mit all der Wildheit, die unter ihnen nach Gustavs Tode eingerissen war. Bis auf uusre Tage ist die Erinnerung an das Elend des Dreißigjährigen Krieges im Volke lebendig ge- blieben. Redensarten wie: „die schwedische Not kriegen" (Schwedentruuk) oder: „Kinner, bet't, die Schweden kumme!" werden häufig angewendet, und an Holks gefürchtete Kroaten erinnert der Ölsnitzer Vers: „Mutter, thutt die Hühner nei, Hamm se ruthe Mäntel ä (an), 's kümmt a Herd' Saldaten, Seltne se wie Krawaten." Doch sehen wir uns jetzt, nachdem durch die Geschicke des Vogtlaudes unser Interesse für dasselbe rege geworden ist, seinen Boden genauer an! Gewöhnlich unterscheidet man das obere und das untere Vogtland. Jenes, im Süden gelegen, umfaßt die Quellgebiete der Zwickauer Mulde, der nach Böhmen zur Eger hinabeilenden Zwota und der Weißen Elster, dieses das übrige hierher gehörige Gebiet des letzteren Flusses mit seinen rechten Zuflüssen Trieb und Göltzsch, sowie die von der Wiesenthal, einem rechten Nebenflüsse der Saale, bewässerten Landschaften. Eine Linie von Auerbach über Falkenstein nach der Stelle, wo die Grenzen von Sachsen. Bayern und Böhmen zusammentreffen, kann im allgemeinen als die Grenze zwischen beiden Teilen angenommen werden. Im allgemeinen ist das ganze Vogtland ein sanft nach Norden geneigtes Plateau mit stark welliger Oberfläche; die Höhen dachen sich meist allmählich ab und erheben sich nicht bedeutend über ihre Grundlage; eine entschiedene Kammbildung fehlt. Daher zeigt es auf den ersten Blick nur wenig vom Ge- birgscharakter; dieser kommt dem Wanderer erst zum Bewußtsein, wenn er vor den tiefeingeschnittenen Thälern steht. Landschaftliche Schönheit tritt nicht in der Weise auf, daß sie sofort den Blick gefangen nehmen und dem Beschauer im ersten Augenblicke Ausrufe des Entzückens entlocken müßte; sie ist hier im

8. Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale - S. 10

1883 - Leipzig : Spamer
10 Der Kamm des Gebirges und das Hügelland der Elster und Mulde. ganzen bescheiden, Landschaftsbilder in höherem Stile finden sich selten und sind weit voneinander entfernt. Wer aber die Mühe nicht scheut, sie aufzusuchen, wird reichlich belohnt, und wer sich liebevoll in die Betrachtung der Landschaft versenkt, entdeckt an ihr Züge von mancherlei Art, die ihn erfreuen. Im oberen Vogtlande sind größere Flächen von Wäldern bedeckt, unter denen der Schönecker und der Auerbacher Wald die größten sind. In den- selben führt der Nadelbaum das Zepter und prägt im Verein mit der geringen Modellierung des Bodens der Landschaft einen Zug des Eintönigen, Düsteren und einer gewissen Armut auf, welchen die zahlreichen Sumpf- und Moorwiesen nicht zu bannen vermögen. Um so freundlicher ist der Eindruck, den einzelne hochliegende Ortschaften machen, die wie Inseln im Waldmeere schwimmen und deren zerstreute Häuser weithin im Sonnenglanze leuchten. In die sanften Formen bringen auch die Felsgipfel und Felskämme von Thonschiefer einige Abwechselung, die hier und da hervorragen und die Phantasie unwillkürlich anregt. So erhebt sich mitten aus dem Städtchen Schöneck der 747 m hohe Friedrichstein, der Anfangspfeiler einer ganzen Reihe von Klippen, welche sich mit einigen Unter- brechnngen in nordnordöstlicher Richtung von hier über Falkenstein bis in die Gegend von Auerbach hinzieht. Die zackigen Formen dieser Felsen heben sie scharf von ihrer Umgebung ab, aus der sie teilweise in steilen Wänden aufsteigen. Die Krone gebührt in dieser Reihe dem Wendelstein südlich von Falkenstein, dessen sehr zerklüftete Felsmassen wild durcheinander geworfen und vielfach durch Blitz- strahl zerrissen worden sind. Mit diesen Gebilden wetteifert der Hohe Stein, östlich von Markneukirchen, nahe der Grenze auf böhmischem Boden gelegen. Wer ohne Ahnung dessen, was ihn erwartet, von Graslitz an der Zwota über die einförmigen Höhen nach Westen wandert und dann plötzlich diesen Felsenkamm aus der Ferne erblickt, ist erst lange im Zweifel, ob er ein Gebilde der Natur oder die Ruiuen einer mächtigen Burg vor sich hat; kommt er aber in die Nähe, so nehmen einzelne Teile bestimmte Gestalten an, und es fällt ihm nicht schwer, in ihnen das Schiff, das Gesicht, den Schnabel, das Thor und andre Figuren zu erkennen. An der böhmischen Grenze sondern sich auch die Berge mehr von ihrer Umgebung, und in Kuppelform erheben sie sich von den Rücken, welche zwischen den verschiedenen Thälern hinziehen. Hierher gehört der gegen 750 m hohe Kapellenberg im südlichsten Winkel des Vogtlandes, wie ein Pfeiler an den Rand nach dem breiten Egerthale hin gestellt, aus welchem dieser Granitgipfel unmittelbar emporsteigt. Hier schweift der Blick über die tief unten liegenden gesegneten Fluren des Egerlandes hinüber zu den Karlsbader Bergen und nach den blauen Höhen des Fichtelgebirges, nach Norden zu den heimatlichen Wäldern. Ein granitner Rücken ist auch der Aschberg (925 in), über den nordnordöstlich von Klingenthal die sächsisch-böhmische Grenze zieht. Ostnordöstlich von Schöneck und südöstlich von Falkenstein ragt in einem schmalen Gebiet von Glimmerschiefer aus dem dunklen Wipfelmeer zwischen dem Schönecker und Auerbacher Wald der Schneckenstein hervor, ein isolierter, etwa haushoher Felsen von weißgrauem, zerfressenem Aussehen, aus harter, von Tnrmalin streifig durchzogener Quarzmasse bestehend. Durch einen Spalt ist er in zwei Teile zerrissen, und diesen muß man überschreiten, nachdem man auf den in den Stein gehauenen Stufen den Felsen erstiegen hat, wenn man der Aussicht wegen den höchsten Punkt erreichen will. Doch ist es weniger der

9. Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale - S. 12

1883 - Leipzig : Spamer
12 Der Kamm des Gebirges und das Hügelland der Elster und Mulde. genannt, gesetzt hatte, verwirklichten sich nicht, indem die Ausbeute nur eine geringe war. Eine Berechnung nennt für die Jahre 1767—1772 eine Summe von 1685 Thalern 2 Groschen 1% Pfennig für 2 Zentner 7 Pfund 8 Loth 2 V2 Quentchen abgelieferte Topase, und auf diese Posten hatte man nur etwas über 482 Thaler Bezahlung erhalten. Es waren daher oft ansehnliche Zu- büßen notwendig, und im Jahre 1771 arbeiteten nur noch ein Steiger und ein Häuer. Da die Schulden sich mehrten und der Ertrag immer mehr abnahm, so hörte der Abbau nach und nach ganz auf. Die Spuren der bergmännischen Thätigkeit zeigen sich noch allenthalben am Felsen, wie an dem von den Berg- leuten hergestellten Felsenthore, an dem jetzt zugeschütteten Schachtloch und an den Massen von Gerolle. In letzterem und in dem Felsen finden sich Topase in Menge, und niemand hindert jetzt den Besucher, sich eine Probe von dem Gestein mitzunehmen, während vor einem Jahrhundert Handabhauen und andre Leibesstrafen für die Entwendung eines Bröckchens angedroht waren. — Im untern Vogtlande werden uns zwei hervorragende Züge im land-- schaftlichen Bilde schon durch die vielen Ortsnamen angedeutet, die auf —grün und —reuth endigen, wie Sachsgrün, Burkhardsgrün, Kottengrün, Poppengrün, Arnoldsgrün. Vogtsgrün, Hartmannsgrün, Reuth, Mißlareuth, Ramoldsrenth, Troschenreuth. Loddenreuth, Gasfenreuth, Hasenreuth u. f. w. Erstere erinnern an die Wiesenflächen, mit denen das Vogtland gesegnet ist, letztere an die Feld- fluren, welche der in der Wildnis sich anfiedelnde Mensch durch das Ausreuten oder Ausroden des Waldes jener entriß. Der Wald, der sonst auch im untern Vogtlande vorwiegend das Kleid des Bodens bildete, hat mehr und mehr dem Pfluge weichen müssen. Bis ins 17.Jahrhundert hinein entstanden „Reuthe", bei den schon bestehenden verlangte die rasch wachsende Menschenzahl immer neue Rodungen zu Kartoffelfeld, und bei den steigenden Holzpreisen war der augenblickliche große Gewinn, den das Niederschlagen eines Waldes verhieß, zu verlockend, als daß nicht viele dieser Aussicht nachgegeben hätten, oftne die Ge- duld zur Anlage junger Kulturen zu besitzen. Selbst viele Bergkuppen sind kahl, nur von magerer Schasweide und von Felstrümmern bedeckt. Der Laub- wald, der sich in früherer Zeit unter die Nadelholzbestände mischte, ist fast ganz von letzteren verdrängt worden. Je seltener aber der Wald ist, desto mehr fallen einzelne Bäume auf, die an hohen Punkten sich erhalten haben und darum weithin sichtbar sind, ein Wahrzeichen für den Wanderer. Ein solcher Baum ist der Wunderbaum zwischen Rodersdorf und Thoffen, westsüdwestlich von Plauen, eine Fichte, deren Äste aufwärts gerichtet sind, während die angedrückten Zweige herabhängen. Nicht weit davon steht im reußifchen Lande unweit der Grenze auf der Stelzenhöhe der Stelzenbaum, eine Ahornart mit knorrigem Stamme und weitverzweigter Krone. Hecken und Gebüsche, die Abwechselung in die gleichmäßigen Flächen der Felder und Wiesen zu bringen vermöchten, find auch nur wenig vorhanden, und es berühren daher die lebendigen Fichtenzäune, mit denen manche Wiesen der Bergdörfer eingefaßt sind, das Auge angenehm. Dieser Mangel an Waldesgrün läßt manche Partien der Plateauflächen des untern Vogtlandes auf den ersten Blick etwas einförmig erscheinen, zumal der Boden in seiner senkrechten Erhebung verhältnismäßig geringe Unterschiede zeigt. Trotzdem ist für Abwechselung gesorgt. Die Grauwackeuformation. die den geologischen Charakter der Gegend bestimmt, ist oft auch von Diabas oder

10. Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale - S. 14

1883 - Leipzig : Spamer
14 Der Kamm des Gebirges und das Hügelland der Elster und Mulde. Die meisten Pechsieder wohnen in den Dörfern Beerheide und Brunn, von denen jenes östlich von Falkenstein, dieses ostsüdöstlich von Auerbach liegt. Im Zusammenhange mit der Pechsiederei steht die Rußbrennerei. Die Abgänge der erstern und das unreine Harz kommen in die aus Lehmwänden bestehenden Rußhütten, wo sie nebst Spänen von harzigem Holze und den harzigen Rinden, welche sich an den Pechrissen der Fichten bilden, in einem gemauerten Kanal ausgeschichtet und langsam verbrannt werden. Von der schmauchenden Flamme steigt ein rußiger Rauch aus, welcher durch deu schräg ansteigenden, kniesörmig gebogenen Kanal in die hölzerne Rauchkammer geführt wird, wo sich der Ruß an dem beweglichen Dache aus Leinwand und an den Wänden festsetzt und allabendlich abgekehrt wird. Man sammelt ihn in Fässern oder in kleinen, tonnenähnlichen Behältnissen, Butten genannt, welche etwa 25 cm lang sind, 5 cm im Durchmesser haben und aus dünnen, breiten Spänen von Fichtenholz gefertigt werden. Mit diesen Butten, welche in einem auf dem Rücken getragenen hölzernen Gestelle untergebracht sind, zieht der „Rußbutten- mann" durch ganz Sachsen, um seine schwarze Ware in seinem rauhen Dialekte von Haus zu Haus feilzubieten. Doch werden diese wetterfesten Gestalten immer seltenere Erscheinungen im Lande, seit dem Kienruß durch billigere Färbemittel gefährliche Konkurrenten erstanden sind. Ihr Handel wirft kaum noch genug ab, um ihnen das nackte Leben zu fristen, und die Fabrikation echten Kienrußes wird nur noch in Eich bei Lengenfeld und in Gospersgrün bei Treuen betrieben. Statt der „Aufheberle" aus den Pechhütten benutzen die übrigen Rußbrennereien böhmische Braunkohle, aus welcher ein minder guter Ruß erzielt wird. In den letzten Jahren haben auch die größeren Unternehmungen unter diesen Umständen zu leiden gehabt. 1878 herrschte bei den Hauptkonsumenten des Rußes, den Wachstuchfabrikanten und Lederlackierern, fast völlige Geschäftsstille, und 1879 hinderten die billigen Theerrnße den Absatz. Die Erzeugung des Kienrußes bringt entschieden keinen Nutzen mehr, und es ist dadurch die fernere Lebens- fähigkeit dieses Fabrikationszweiges stark in Frage gestellt. Ein ähnliches Schicksal steht der Pechsiederei bevor, wenigstens in den Staatswaldungen. In den drei vogtländischen Harznutzuugsbezirken Schöneck, Auerbach und Vogtsberg wurden 1878 469 Zentner Pech produziert, 1879 386 Zentner und 1880 333 Zentner; die Pechproduktion ist also auch im Rück- gange begriffen. Hier liegt aber der Grund weniger in der Konkurrenz aus- ländifcher Harze und Peche, obgleich dieselbe auch immer mehr fühlbar wird, als vielmehr in der neuern Bewirtschaftungsweise des Waldes. Die hohen Holzpreise unsrer Zeit bringen es mit sich, daß der Forstwirt vor allem Nutz- holz zu erziehen sucht, und das wird durch die Harzerei beeinträchtigt, denn sie verringert die Güte des Holzes. Man reißt daher keine frischen Holzbestände an; es gibt also für die älteren Bestände, deren alljährlich einige niedergeschlagen werden, keinen Ersatz, und die Ausbeute an Pech muß mit jedem Jahre mehr zurückgehen. Der Mensch muß eben um so sparsamer und vorsichtiger mit den von der Natur freiwillig gespendeten Schätzen umgehen, je mehr dieselben sich verringern. In früheren Zeiten, als noch der Holzreichtum des Vogtlandes ein schier unerschöpflicher zu sein schien und die Schwierigkeit des Transports sowie die Billigkeit des Holzes den Verkauf desselben nach fernen Gegenden wenig lohnend machten, war solch kluge Berechnung freilich nicht nötig. Kam doch
   bis 10 von 514 weiter»  »»
514 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 514 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 9
1 35
2 22
3 111
4 15
5 76
6 0
7 61
8 5
9 58
10 21
11 0
12 0
13 51
14 0
15 6
16 16
17 0
18 112
19 78
20 0
21 5
22 4
23 0
24 2
25 0
26 4
27 10
28 51
29 134
30 4
31 0
32 0
33 20
34 3
35 0
36 67
37 62
38 46
39 54
40 0
41 0
42 0
43 3
44 0
45 95
46 9
47 10
48 2
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 17
2 0
3 19
4 77
5 10
6 55
7 0
8 1
9 14
10 31
11 8
12 35
13 64
14 0
15 0
16 84
17 66
18 106
19 40
20 4
21 48
22 0
23 39
24 19
25 7
26 5
27 5
28 11
29 25
30 3
31 0
32 18
33 0
34 2
35 19
36 37
37 50
38 9
39 29
40 113
41 3
42 15
43 12
44 3
45 75
46 62
47 0
48 8
49 160
50 3
51 17
52 14
53 0
54 20
55 0
56 0
57 2
58 4
59 4
60 0
61 2
62 0
63 0
64 0
65 1
66 3
67 0
68 13
69 11
70 40
71 10
72 26
73 1
74 2
75 16
76 163
77 73
78 0
79 10
80 0
81 2
82 9
83 4
84 7
85 37
86 4
87 39
88 0
89 0
90 6
91 57
92 209
93 0
94 47
95 4
96 0
97 0
98 15
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 92
1 65
2 1
3 8
4 0
5 5
6 55
7 0
8 2
9 9
10 3
11 10
12 65
13 10
14 50
15 0
16 0
17 24
18 17
19 1
20 0
21 15
22 0
23 0
24 11
25 142
26 2
27 0
28 11
29 5
30 14
31 1
32 11
33 10
34 6
35 0
36 0
37 0
38 0
39 21
40 4
41 0
42 6
43 24
44 0
45 0
46 8
47 14
48 0
49 2
50 13
51 10
52 92
53 0
54 1
55 16
56 0
57 0
58 4
59 31
60 0
61 6
62 1
63 1
64 2
65 10
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 3
72 13
73 0
74 5
75 24
76 0
77 0
78 6
79 0
80 9
81 63
82 26
83 3
84 1
85 0
86 0
87 0
88 0
89 13
90 0
91 7
92 1
93 0
94 176
95 41
96 4
97 12
98 0
99 3
100 20
101 2
102 19
103 0
104 0
105 3
106 9
107 27
108 0
109 1
110 10
111 17
112 2
113 0
114 9
115 6
116 3
117 0
118 0
119 19
120 0
121 25
122 22
123 10
124 32
125 14
126 0
127 14
128 0
129 2
130 55
131 41
132 0
133 15
134 0
135 0
136 49
137 5
138 0
139 6
140 17
141 0
142 66
143 12
144 0
145 1
146 0
147 13
148 0
149 0
150 1
151 0
152 15
153 0
154 22
155 10
156 21
157 2
158 0
159 1
160 0
161 5
162 0
163 0
164 3
165 4
166 7
167 8
168 21
169 7
170 13
171 2
172 24
173 22
174 0
175 24
176 2
177 7
178 0
179 6
180 4
181 0
182 21
183 98
184 0
185 3
186 0
187 0
188 29
189 1
190 0
191 3
192 0
193 4
194 6
195 1
196 32
197 0
198 20
199 52