Vorbemerkungen.
X)cra vorliegenden 7. Hefte ist das Ergänzungsheft der von Profestor Dr.
A.nohrmann für höhere Lehranstalten bearbeiteten Ausgabe G der von Seydlitz-
schen Geographie zugrunde gelegt. Es enthält im wesentlichen die Haupttatsachen
der physischen Erdkunde und ist, entsprechend den Ausführungsbestimmungen zu
dem Erlasse vom 18. August 1908 über die Neuordnung des höheren Mädchen-
schulwesens, für die erste Klasse der Höheren Mädchenschulen bestimmt, in der die
auf den vorhergehenden Stufen schon gelegentlich erworbenen Kenntnisse dieses
Wissenszweiges ihre Abrundung, Ergänzung und Vertiefung erfahren sollen.
Die früheren, überwiegend morphologischen Betrachtungen der Erscheinungs-
formen der Erdoberfläche gelangen in der ersten Klasse zu einer Besprechung, die
die Ursachen erforscht und darlegt, denen die Gebilde und Formen der Erdober-
fläche ihre Entstehung und fortwährende Umwandlung verdanken. Es ist nicht die
Meinung des Verfassers, daß das Heft in allen seinen Teilen durchgearbeitet
werden soll; es will vielmehr Stoff zur Auswahl bieten, den Schülerinnen
die Möglichkeit geben, über wichtige Kapitel der Allgemeinen
Erdkunde, die wegen Mangel an Zeit im Unterricht nicht be-
handelt werden konnten, durch häusliches Nachlesen Belehrung zu
finden, sowie zu aufmerksamer Beobachtung der erdkundlichen Er-
scheinungen anregen und das Interesse für Fragen der Allgemeinen
Erdkunde wecken. Aus letzterem Grunde ist auch der Abschnitt über Wetter-
voraussage aus dem „Abriß der Allgemeinen Erdkunde von Prof. Dr. Rohrmann"
"•Wnntmnen worden. Die an vielen Höheren Mädchenschulen angestellten und
aufgezeichneten täglichen Temperatur-, Barometer- und sonstigen
sbeobachtungen bilden den Ausgang für diese Belehrungen, durch
Verständnis für die Berichte der Wetterwarten erschlossen werden soll,
n den behördlichen Bestimmungen geforderte ausführliche Behandlung
lter Abschnitte aus der Länderkunde ist dem Schluß des Heftes ein
)inzugefügt, dem zur Anleitung der Lektüre gemeinverständlicher geo-
r Darstellungen zehn Lesestücke aus der geographischen Literatur folgen,
läge zur Verbesserung des Buches werden seitens des Verfassers stets
arste Aufnahme finden.
in, im Herbst 1909. Eockisch.
Wiederholt vorgekommene, das Maß des Erlaubten überschreitende Benutzung von
Tert, Karten und Abbildungen der Seydlitzschen Geographie veranlassen mich zu der
Erklärung, daß ich künftighin gegen jede derartige Verletzung meiner Rechte auf Grund
der Gesetze, betreffend das Urheberrecht an Werken und Bildern vom 19. Juni 1901 und
vom 9. Januar 1907, vorgehen werde. Das Recht der Übersetzung wird vorbehalten.
Breslau, im Herbst 1909. Georg-Ec ert-lnstitut Ferdinand Hirt.
für internationale
__t _ Schulbuchforschung j ^ —
io,03) > ?
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Extrahierte Personennamen: August Ferdinand_Hirt Ferdinand
2
1. Die Entstehung der Erde. — 2. Das Erdinnere.
1. Die Entstehung der Erde.
Die Entstehung der Erde als eines Teiles unserer Souneuwelt wird mit
der Laplaceschen Hypothese^ bislaug bei weitem am besten erklärt.
Danach bildete die ganze Masse, aus der unsere Sonne und die zu ihr ge-
hörigen Planeten und Moude bestehen, einst eine einzige sich drehende, sphäroid-
förmige, glühende Duustmasse, die Souue. Dieser ungeheure Gasball geriet
in Rotation. Wodurch diese zustaude kam, wissen wir nicht. Aus der Auf-
bauschung am Äquator jenes Sphäroids lösten sich mit der Zeit durch das
Überwiegen der Fliehkraft über die Zentralkraft Teile von ihm los, die
Dunstringe bildeten, wie sie ähnlich noch der Saturn zeigt. Diese verschie-
denen Ringe zerrissen schließlich und ballten sich zu selbstäudigeu Dunstkugeln,
den Planeten, zusammen. Durch Wiederholung desselben Vorganges an
den Planeten entstanden ihre Monde. Einige Teile der von dem Haupt-
körper losgelösten Dunsthülle ballten sich nicht in einen eiuzigeu Plaueteu
zusammen, sondern zerteilten sich iu eine große Anzahl kleiner Weltkörper,
die Asteroiden. Fast alle diese Kinder der Sonne, von deueu zurzeit über
550 entdeckt find, behielten die um ihren Ursprungskörper sich dreheude Be-
weguug bei^ und zogen sich durch Ausstrahlung ihrer Eigenwärme iu den auf
etwa —140° C erkalteten Weltenraum zu mehr oder minder festen Körpern
zusammen.
Für die Richtigkeit dieser Hypothese zeugt auch die Spektralanalyse.
Sie lehrt, daß die meisten Stoffe, die unsere Erde bilden, auch auf der Sonne
und auf auderu Himmelskörpern gefunden werden.
2. Das Erdinnere.
Das Erdinnere ist nur bis iu verhältnismäßig geringe Tiefen unserer Be-
obachtuug unmittelbar zugänglich; denn die tiefsten Bergwerke überschreiten
nur wenig 1000 m, und die tiefste Stelle, bis zu der der Mensch bis jetzt in
seinen Planeten eingedrungen ist, das Paruschowitzer Bohrloch (Kreis Rybuik
iu Oberschlesien), erschließt mit 2003 m Tiefe erst etwa V3180 des Erdhalb-
messers.
Es ist daher die Frage nach der Beschaffenheit des Erdinnern noch un-
gelöst. Indes lassen mehrere Tatsachen eiueu Schluß ziehen auf den Znstaud
des Erdinnern.
a) Die Anziehungskraft, die die Erde auf Körper ausübt, die sich iu ver-
schiedenen Entfernungen vom Erdmittelpunkt befinden, hat ergeben, daß die
1 D. i. ein wissenschaftlicher Lehrsatz, der zwar nicht bis zur Unwiderlegbarkeit be-
wiesen, wohl aber dnrch eine Reihe von Wahrscheinlichkeitsgründen gestützt werden kann.
Der französische Mathematiker und Astronom La place (1749—1827) hat diese Hypothese
aufgestellt.
2 Die äußeren Monde des Saturn sowie ein Trabant des Neptun bewegen sich von
0 uach W.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
6 4. Störungen in der Lagerung der Gesteinsschichten und die Gebirgsbilduug.
4. Störungen in der Lagerung der Gesteinsschichten
und die Gebirgsbildung.
i - Die Sinkstoffe der Flüsse werden auf dem Grunde der Meere und Seen
wagerecht abgelagert, daher hatten die Schichtgesteine ursprünglich alle
eine horizontale oder doch nur wenig geneigte Lage. Diese Lagerung zeigen
sie heute nur noch an wenigen Stellen. Meist sind sie aus ihrer ursprünglichen
Lage durch Faltuug und Brüche verschoben worden. Die Ursache dieser
Störung liegt ebenfalls in der allmählichen Abkühlung und der damit der-
bnndenen Einschrumpfung der Erde.
Da nämlich die Gesteins-
hülle sich dem andauernd kälter
werdenden und darum ein-
schrumpfenden Erdkern an-
schmiegen mußte, so wurde sie
gezwungen, Falten zu werfen
wie ein einschrumpfender Apfel
oder wie ein Kleidungsstück, das
für den Körper zu weit ist.
Durch solchen Faltenwurf ent-
standen die meisten Gebirge der
Erde, die Faltengebirge, wie
Schweizer Jura, Alpen, Kar-
Paten, Apennin, Ural, Balkan,
Pyrenäen, die innerasiatischen
Gebirge, die Anden und das Felsengebirge Amerikas, die Alleghanies usw.
Durch die Faltung ist die ursprüngliche wagerechte Lagerung (Bild 6) ver-
ändert in schräge (Bild 7), senkrechte (Bild 5) oder in Bogeuform (Bild 8),
ja die Reihenfolge der Gesteinsschichten ist durch Überkippen und Überein-
auderschiebeu vou ursprünglich in gleicher Höhe lagernden gleichartigen
Kniesörmige Unibiegung und Überkippung der
Schichten. Quergipfcl.
G — Gneis und Glimmerschiefer. K = Kalkstein,
3. Schema einer Grabensenkung.
4. Schema einer Horstbildung
Schichten in die umgekehrte verwandelt, so daß die ältesten Schichten oben,
die jüngeren unten liegen (Fig. 2).
An manchen Stellen der Erdrinde tratet: aber auch bei dem Versuche, sich
deiu kleiner gewordenen Erdkern anzuschmiegen, Sprünge und Risse auf, und
große Bodenstücke sanken dem Gesetz der Schwere folgend in die Tiefe. Nach
der Form der eingesunkenen Schollen unterscheidet man 1. Grabenbrüche
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
5. Die Zeitalter der Erdgeschichte.
9
Die in den völlig ungestört lagernden Erdschichten vorhandenen Pflanzen-
und Tierreste zeigen nämlich von unten nach oben ein stetiges Fortschreiten
der Lebewesen zu immer größerer Vollkommenheit des Baues. Absatzgesteine
mit Versteinerungen nur niederer Lebewesen sind demnach, so schließt man,
älter als solche, die auch höher entwickelte enthalten. Ebenso nimmt man
mit Sicherheit an, daß Gesteinsschichten, die gleiche oder ähnliche Pflanzen-
und Tierformen in den Fossilien aufweisen, gleichaltrig sind.
Das Alter der Eruptivgesteine bestimmt sich nach dem Alter der von ihnen
durchbrochenen Absatzgesteine. Jene sind meist jünger als diese. Oft sind
freilich die Ausbruchgesteine auf ihrem Wege nach oben unter der Oberfläche
stecken geblieben, und dann läßt sich ihr Alter im Verhältnis zu den über-
lagernden Absatzschichten nicht erkennen.
Alle zu derselben Zeit entstandenen Schichtgesteine faßt man zu einer
Formation, mehrere Formationen zu einem geologischen Zeitalter zu-
sammenund unterscheidet so dieurzeit und vier weitere Zeitalter (Fig. 11).
I. Die Urzeit der Erde. Diesem Zeitalter gehören die ältesten Absatz-
gesteine, kristallinische Schiefer, wie Gneis, Glimmer- und Tonschiefer,
und die infolge vulkanischer Durchbrüche das Schichtgestein häufig bedeckeudeu
kristallinischen Granitmaffen an. Sie bilden das Urgebirge der Erde,
das in vielen deutschen Gebirgen, wie im Riesengebirge, Erzgebirge, Fichtel-
gebirge, im Böhmer und Thüringer Wald, im Wasgenwald, Schwarzwald u. a.
sowie in den Zentralalpen bloßgelegt ist. Es ist ohne nachweisbare Pflanzen-
und Tierreste—daher erscheint einezerlegung in Formationen ausgeschlossen—,
enthält aber wertvolle Schätze, wie Marmor, Zinn-, Gold- und Silber-
erze, Graphit und Edelsteine.
Ii. Die Primärzeit oder das Altertum der Erde. Diese Periode
kann auch das Zeitalter der Kryptogamen und der wirbellosen Tiere genannt
werden. Baumfarne, baumförmige Schachtelhalme, Schuppen- und Siegel-
bäume beherrschen die Landschaft (Bild 9). Von den Wirbeltieren lebten
nur einige Arten, Amphibien, Reptilien und Fische. Dies Zeitalter zerfällt
wieder in drei Formationen:
1. Die wiederum in einzelne Gruppen zerfallende Formation der
Vorkohlenzeit (Rheinisches Schiefergebirge, Harz).
2. Die Steinkohlenformation (die Gebiete der Steinkohlenlager).
3. Kupferschiefer (in Thüringen und am Ostharz).
Zu Bild 5. Durch die Faltung sind die kalkschichten genau senkrecht gestellt. Infolge der Verwitterung
tritt die Schichtung klar zutage. Der Predigtstuhl (1275 m) bietet eine treffliche Aussicht auf den Dachstein
und auf das seenreiche Trauntal.
Zu Bild 6. Die Kreide ist in groben Bänken geschichtet durch Lager von Feuersteinknollen, deren
kieseliger Stoff zugleich mit der Kreide sich niedergeschlagen und zu knolligen Bildungen zusammengeballt hat.
Vor den Schichtenköpfen liegt eine durch Wandabbruch entstandene Strandleiste oder Terrasse, die so breit ist,
dah sich die Wellen auf ihr brechen und den Fuh des senkrechten Kliffs nicht mehr angreifen.
Zu Bild 7. Die schrägliegenden Schichten treten durch rote Farben, wechselnd mit weißlichen Tönen,
auffallend hervor.
Zu Bild 8. Der Blick fällt von Süden auf die durch die Verwitterung schräg abgetragenen Schichten,
deren verschiedenfarbige Köpfe sich infolge der dürftigen Bewaldung wie lange Bänder weithin verfolgen
lassen. Das innere der Muldenbiegung heiht der Muldenkern, das der Eewölbebiegung der Eewölbekern.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
5. Die Zeitalter der Erdgeschichte.
Ii
1. Die Trias^ (Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper, z. B. in Thüringen,
Schwaben, Pfalz, Ostalpen, Helgoland). Häufig sind im Triasgestein Salz-
lager und Salzquellen.
2. Die Juraformation (Iura, ein Teil der Wesergebirge).
3. Die Kreideformation (Rügen, Südengland, Nordfrankreich, Elb-
Sandsteingebirge).
Iv. Die Tertiär-^ oder Neuzeit der Erde. Braunkohlenforma-
tion. Mit dem Eintritt in diese Periode überschreiten wir die Schwelle zur
Gegenwart. Pflanzen- und Tierwelt nehmen immer mehr die Form der
Jetztzeit an. Braunkohle, Petroleum und Bernstein bilden sich. Es beginnt
eine neue Verteilung von Land und Wasser Platz zu greifen, die allmählich
zur Abgrenzung der heutigen Kontinente führt. Nebenher geht eine gewaltige
Gebirgsbildung und eine ausgedehnte vulkanische Tätigkeit. Vom Atlas über
die Alpeu und Karpaten, vom Kaukasus bis zum Himalaja baut sich ein
mächtiger Wall von Kettengebirgen auf, die Anden steigen empor, von der
Eifel bis zu den Kegelbergen Nordböhmens erheben sich Vulkane, und große
Strecken Schottlands und Islands werden von ausgedehnten Basaltdecken
überlagert.
V. Die Quartär- oder Jetztzeit der Erde, das Zeitalter des
Menschen, der wohl schon am Ende der Tertiärzeit dagewesen ist. Die
hier zu unterscheidenden Formationen sind:
1. Das ältere Schwemmland oder Diluviums
2. Das jüngere Schwemmland oder Alluviums
Die Gesteine dieser Zeit sind locker, nur selten zu festem Fels vereinigt.
Geschiebe von Sand, Kies und Lehm bilden das ältere Schwemmland oder
das Diluvium (Oberrheinische und Norddeutsche Tiefebene, Süddeutsche
Hochebene). Die Bildung des jüngeren Schwemmlandes oder des Allu-
viums geht in der Gegenwart noch ununterbrochen vor sich (Delta, Meeres-
sandstein, die Marschen).
Zu den diluvialen Lehmablagemngen gehört auch der Löß, eine poröse Bil-
dung aus feinstem Tonstaube mit Beimengung von Quarzkörnchen, Kalk und Braun-
eisen. Er ist großenteils durch Staubstürme aus Wüsten fortgetragen, hat sich in
Steppenländern niedergeschlagen und ist hier von der Grasnarbe festgehalten.
Er bildet die berühmtesten Kornkammern der Alten nnb Neuen Welt, so am Süd-
rande der Norddeutschen Tiefebene, in der Oberrheinischen Tiefebene, in Ungarn und
Rumänien, in Sndrußland, sodann in Argentinien östlich der Anden, vor allem aber
in China (Bild 10). In den lockeren Diluvialmassen, den sogenannten Seifen
1 Nach der häufig in ihr anzutreffenden Gliederung in drei Stufen; trias — Dreiheit.
2 Diese Formation galt früher als dritter Hauptabschnitt der Erdgeschichte; lateinisch
tertius ^ der Dritte.
■! Vom lateinischen diluvium = Sintflut, die man früher in diese Formation verlegte.
4 Lateinisch alluere — anschwemmen.
_5 Die Metallkörner und Edelsteine werden aus dem Boden durch Ausseifen oder Aus-
waschen gewonnen; daher nennt der Bergmann Ablagerungen, in denen sie vorkommen,
Seifen oder Seifengebirge.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
12
5. Die Zeitalter der Erdgeschichte.
kommen Gold und Platin (z. B. im Ural), Zinn (in Coruwall, Bangka), Dia-
manten (in Brasilien, Südafrika) vor. Nicht weniger wichtig ist, daß das Diln-
vinm nicht nur Reste ausgestorbener Säugetiere, sondern zugleich auf denselben
Lagerstätten Spuren menschlicher Tätigkeit, namentlich roh bearbeitete Stein- und
Knochenwerkzeuge, einschließt, so daß an dem Zurückreichen des Menschen bis in den
Anfang der Diluvialzeit sowie an seinem Zusammenleben mit den diluvialen Säuge-
tiereu kein Zweifel mehr bestehen kann.
10. Lötzlandschaft aus Schensi am Loho, einem Nebenfluß des Hoangho.
Der Löß ist als Staub vom Steppenwinde auf die Erasmatten mehr als 600 m mächtig aufgetragen, hat die
Gebirgszüge überdeckt und die eingeebnete Landschaft gelb gefärbt. Die verwitterten Graswurzeln bilden
Hohlräume im Löh und bewirken seinen senkrechten Absturz zu seltsamen Burgen und Türmen, auch zahlreiche
Höhlen. Die mit Äckern bedeckten Terrassen bilden den Eingang von Höhlenwohnungen, die in ärmlichster
und dürftigster Art, aber auch in weiten Räumen und guter Ausstattung den Menschen Wohnung und im
Sommer Schutz vor der Hitze, im Winter vor der Kälte bieten. Im Tale wird Reisbau betrieben. Die
Talwände am Flußufer sind bis 150 m hoch.
Der Mensch ist schon Zeuge der Eiszeit gewesen, die dem diluvialen Zeitalter
ihr Gepräge aufdrückte. Mindestens dreimal nämlich ist in dieser Periode — ans
noch unerforschten Griiudeu — eine erhebliche Abkühlung eingetreten, und von
den Gebirgen der höheren Breiten in Nordamerika und Nordeuropa, namentlich
von den skandinavischen, aber auch von den Alpen, haben sich mächtige Gletscher-
vorgeschoben, und Inlandeis bedeckte Länder und Meere Nordeuropas von Ruß-
land bis Irland. Die nächstliegenden Zeugnisse von dieser Zeit sind für Nord- und
Süddeutschland die Findlings- oder erratischen Blocke, die Gletscherschrammen und
Gletscherschliffe an den Felsen, die Schutt-, Sand- und Tonausschüttimgen, die
Moränenwälle und zahlreiche Seen (Bild 32, 36, 37). — Hiermit schließt die vorge-
schichtliche Zeit, und wir treten nun ein in die Zeit, die uns geschichtlich verbürgte
Tatsachen aus dem Leben der Erde und ihrer Völker verkündet.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
14
6. Veränderungen der Erdoberfläche.
des Druckes in der Spalte in völlig flüssigen Zustand übergegangen sind. Falls in
diese von oben her Wasser in Dampfform eindringt und absorbiert wird, eröffnet
es durch seine Explosion die Auswurfstätigkeit. Bei dieser entweichen in bestimmter
Reihenfolge auch die andern Gase, die im Magma enthalten sind. Bei den Aus-
brüchen von Lava jedoch wirkt nur verhältnismäßig wenig Dampf mit, und die Ver-
mutimg hat viele Anhänger gefunden, daß das Magma durch die Zusammenziehung
12. Der Hohentwiel, westlich vom Bodensce.
L_1 Diluvium Alluvium, Tertiour V-~- - - -~1 Jura t I Trias
M»» Photiolith.
13. Durchschnitt des Hohentwiel.
Durch den Spalt in den Schichtgesteinen ist die Lava emporgequollen und hat sich hier nicht in Form einer
Decke weithin ergossen, sondern nur um die Krateröfsnung eine „Quellkuppe" gebildet, die aus einem festen
Guß von Phonolith besteht.
der Erdkruste oder durch Senkungen des Meeresbodens gewissermaßen ausgequetscht
wird. Dadurch wäre zugleich die Erklärung dafür gegeben, daß die vulkanische Tätig-
keit besonders häufig an den Stellen auftritt, wo die Einbruchsgebiete der Ozeaue
und Meere das Land berühren, so namentlich auf den südostasiatischen Inseln, an
der Westseite Amerikas und in Mittelamerika. An diesen Bruchräudern ziehen die
reihenweise in geschwungenen Linien auftretenden Feuerberge wie Ketten von
Perlschnüren von den Andamänen bis nach Kamtschatka und hinüber nach Alaska,
von Mexiko bis nach Chile. In Europa finden sich gegenwärtig zwei Hauptherde
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien]]
Extrahierte Ortsnamen: Dampfform Amerikas Mittelamerika Kamtschatka Alaska Mexiko Chile Europa
Vulkanausbrüche.
15
14. Der Ausbruch des Vesuv am 10. April 1906, von Boscotrecase aus gesehen.
Ms der weite Kraterring der Somma infolge des Ausbruches vom Jahre 79 n. Chr. größtenteils zu Asche
und Bimsstein zerblasen wurde, baute sich in der Kraterruine der Schlacken- und Aschenkegel des Vesuv höher
als dersommarand auf. Die Höhe des Vesuvkegels schwankte im 19. Jahrhundert zwischen 1100 und 1300m.
Dieser Kegel wurde durch gewaltige Ausbrüche im April 1906 völlig verändert. Ein tiefer Kraterschlund von
600 m Durchmesser wurde herausgesprengt und der Kegel um etwa 70 m erniedrigt, indem die senk-
rechten, inneren Kraterwände in den tiefen Kratergrund stürzten. Meist verdunkelten mächtige Aschenregen
die Luft, und fast ununterbrochen erdröhnte der Donner von den Gewittern in den aussteigenden Wolken
über dem Krater. Di?Wolken glichen bald einer weißen, nur strichweise durch Aschenauswurf geschwärzten
Pinie (Dampfpinie), bald waren sie schwarze, an den Rändern blendend beleuchtete Haufenwolken. Die
Gewitterregen verwandelten die Asche in Schlamm und wälzten sie in alles verheerenden Strömen die Böschung
des Vesuv hinab. An klaren Tagen, so am 10. April, war das überwältigende Schauspiel der an den Ab-
hängen des Kegels hinabströmenden Massen von feuriger Lava sichtbar. Die Lava floß besonders nach
Süden, begrub die auf den Gipfel führende Eisenbahn und verwüstete Weingärten. Obsthaine und Dörfer.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
Entwicklung der menschlichen Wohnungen.
75
Pisang. Nubische Schafe. Nopalkaktus. Büffel. Dattelpalmen.
60. Schilf- und Lehmhütten ägyptischer Fellachen.
Wegen Mangels an Holz bauen die ägyptischen Fellachen ihre Hütten aus getrockneten Nilschlammziegeln
und decken sie mit Schilf und Palmzweigen. Für das regenlose Klima Ägyptens und die Bewohner, die
mit derselben Anspruchslosigkeit leben wie vor 4000 Iahren, genügen diese dürftigen Behausungen vollkommen.
61. Tembe der Vantu-Neger in Ostafrika.
Das Bedürfnis eines wirksamen Schutzes gegen räuberische Überfälle hat im Innern Afrikas zur be-
festigten Eruppensiedlung geführt. Ein rechteckiger Palisadenbau umgibt die zusammenhängenden Hütten,
die innen dicht an die Mauer angebaut sind. Das schräge Dach ist mit Zweigen gedeckt. Türen und
Fenster der Behausungen führen nur nach dem unbedeckten Hof, auf dem auch das Vieh sich sicher tummelt.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]