334
Die Italiener sind ein schöner Menschenschlag, dabei gefällig
und lebhaft und durch das Klima begünstigt. Von unserm Win-
ter bleiben sie verschont. Diesseits der Apeninnen findet man
wohl am Wege die Hecken mit Schnee bedeckt, jedoch Tausende
blühender Rosen schauen munter daraus hervor; aber jenseits
des Gebirges ist in Thälern und Ebenen oft jahrelang von Frost
und Schnee kaum eine Spur. Fällt einmal Schnee, so schmilzt
er schnell, und die Bewohner ertragen einen mäßigen Kältegrad
mit weniger Unbehagen wie wir.
Manche Obstarten und viele unserer Waldbäume gedeihen
dort nicht, die Tanne pflanzt man in Blumentöpfe; Waldungen
Don immergrünen und anderen Eichen, Buchen und Ulmen findet
man nur vereinzelt an den Bergabhängen. Orangenwaldnngen
gibt es gar nicht, sondern Citronen und. Pomeranzen (die süßen
nennen wir Apfelsinen) werden nur in Gürten gezogen. Oft sieht
man an den schönen Bäumen Blüten und Früchte zugleich. In
Mittel- und Unteritalien sind sie in Massen, und von den Gär-
ten von Sorrent und in der Nähe Palermos u. a. Orten wird
der Duft meilenweit getragen. Die Olive, mit der auch die Ge-
treidefelder bepflanzt werden, um die Saaten vor zu heftiger
Sonnenglut zu schützen, Feige, Oleander und Myrte kommen
überall fort; Veilchen und Rosen hat man in Menge vom Oktober
bis April, auch Camelien. Granaten mit der feuerroten Blüte
siehst du in Gärten, am Wege und in Hecken; Palmen und Aloe
einzeln in Mittelitalien, aber zahlreich und am entwickelsten auf
Sicilien. Man erntet jährlich 2 bis 3, auch 6 mal, wie z B.
auf den Ebenen unter dem Vesuv, der sie mit seinem Aschenstaube
Wärmt und düngt, wo man vom Februar ab alle sechs Wochen
Gemüse erntet und später noch eine schwere Frucht säet; Heu
schneidet man 3 bis 6 mal.
Bei der Farbenpracht der Pflanzen, den schöngeformten Ber-
gen, an denen immer kleine Städte, wie angeklebt, sichtbar sind,
bietet die Landschaft stets malerische Bilder, die auch im Winter
hohen Reiz behalten durch die immergrünen Orangen, Lorbeeren,
Eichen, Pinien, Cedern, Cypressen u. s. w.
Gottes Segen ist im reichsten Maße über das Land aus-
gegossen.
4. Ausbruch des Vesuvs.
Der große und gewaltige Ausbruch des Vesuvs am 24. August
im Jahre 79 nach Chr. Geb. ist ein so merkwürdiges Ereignis,
daß ich es euch etwas ausführlicher darstellen will. An dem eben-
erwähnten Tage erhob sich plötzlich, nachdem der Vesuv seit Men-
schengedenken nicht mehr Lava ausgeworfen hatte, eine ungeheuere
Rauchwolke aus dem Berge; bald schossen Feuerstrahlen daraus
hervor, glühende Steine flogen umher, und glühende Asche fiel
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
368
Aber die Deutschen blieben ruhig in ihrem Lande und begnüg-
ten sich, alle Festungen und Heerstraßen und jede Spur der Römer
bis an den Rhein zu zerstören, und diesen Fluß wieder zur Grenze
zwischen dem freien Deutschland und dem Römerreiche zu machen.
3. Drusus.
Drusus ließ in Deutschlands Forsten
Goldne Römeradler horsten;
An den heil'gen Göttereichen
Klang die Axt mit freveln Streichen.
Siegend fuhr er durch die Lande,
Stand schon an der Weser Strande,
Wollt' hinüber ganz verwegen,
Als ein Weib ihm trat entgegen.
übermenschlich von Geberde
Drohte sie dem Sohn der Erde:
„Kühner, den der Ehrgeiz blendet,
Schnellzur Flucht den Fuß gewendet.
Jene Marken unsrer Gauen
Sind dir nicht vergönnt zu schauen,
Stehst am Markstein deines Lebens,
Deine Siege sind vergebens,
Säumt der Deutsche gerne lange,
Nimmer beugt er sich dem Zwange;
Schlummernd mag er wohl sich strecken
Schläft er, wird ein Gott ihn wecken."
Drusus, da sie so gesprochen,
Eilends ist er aufgebrochen;
Aus dem Schauern deutscher Haine
Führt er schnell dasheerzum Rheine.
Vor den Augen sieht er's flirren,
Deutsche Waffen hört er klirren,
Sausen hört er die Geschosse,
Stürzt zu Boden mit dem Rosse
Hat den Schenkel arg zerschlagen,
Starb den Tod nach dreißig Tagen,
Also wird Gott alle fällen,
Die nach Deutschlands Freiheit stellen.
S i m r o ck.
4. Elsaß in den ältesten Zeiten.
Das Elsaß war ehemals nicht die blühende Landschaft, die
sich vor unsereit Füßeit ausdehnt, wenn wir von den Vogesen
herab den Blick über die herrliche mit Städten und Dörfern über-
fäete Ebene hinschweifen lassen. Nein, es sah da ganz anders
aus. Dicke, unermeßliche Urwälder, in denen die Axt des Holz-
hauers nie erschallte, bedeckten den größten Teil des Landes.
Der Rhein und seine Nebenflüsse, deren ungeregelter Laus mit
jedem starken Regengüsse wechselte, bildeten Sümpfe, die sich weit-
hin erstreckten. Der Auerochs und der wilde Eber hausten hier
und gelangten zu ungewöhnlicher Größe; an grimmigen Wölfen
und Bären mangelte es auch nicht. —.
Celtische Völker, die eben so rauh als das Klima, eben so
wild als die Gegend und die Tiere waren, bevölkerten ursprüng-
lich das Elsaß. Doch sie mußten vor einem eindringenden deut-
schen Völkerstamme, den Tribochen, zurückweichen und diesen die
Ebene des Unter-Elsaß überlassen, während sie die ganze Linie
der Vogesen mit Lothringen und das Ober-Elsaß inne behielten.
Große Anhäufungen von rohen Steinmassen, Lagermauern ge-
nannt, die sich noch auf unseren Bergen vorfinden und vermutlich
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen]]
Extrahierte Personennamen: Drusus Drusus Drusus
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Deutschland Deutschlands Rheine Deutschlands Rhein Lothringen
336
dem schönsten Hausgeräte. Vor den Häusern sind noch die Bänke,
auf denen sich die Nachbarsleute zu versammeln pflegten. Ein
weibliches Skelett saß an einem Arbeitstische und hatte einen
Knaul vor sich liegen, ein anderes wurde mit einem Schlüssel-
bunde in der Hand, ein drittes auf einer Hühnerleiter stehend
gesunden, und in den Buden lagen noch allerhand Eßwaaren:
Nüsse, Weinbeeren, Oliven, eine große Pastete; aber natürlich
alles verkohlt von der Hitze der Lava.
5. Österreich.
Das Kaisertum Österreich enthält die deutschen Länder: das
Erzherzogthum Österreich, Böhmen, Mähren mit österreichisch
Schlesien, Steiermark, Jllyrien, (Kram, Kärnthen und Triest) und
Tyrol. Außerhalb Deutschland liegen: Ungarn, Kroatien, Sla-
vonien, Dulmatien, Siebenbürgen, die Militärgrenze und Galizien,
Alle diese Länder umfassen mehr als 12,000 Quadrat-Meilen mit
etwa 40 Millionen Menschen. Jede Völkerschaft bedient sich un-
gehindert ihrer angeborenen Sprache, und lebt nach ihren einhei-
mischen Sitten und Gebräuchen; einzelne Länder werden sogar
nach ihrer älteren Verfassung vom Kaiser regiert. Darum fühlen
sich auch die Unterthanen des Kaisers von Österreich glücklich.
Die österreichische Macht ist nebst Rußland, Frankreich, England,
und Preußen die erste in der Welt, Aber die Natur hat dieses
Land auch vorzüglich begünstigt. Es liegt zwischen dem nördlichen
und südlichen Europa in der Mitte, ist zwar von hohen Gebirgen,
der rhätischen, norischen, karnischcn und jnlischen Alpen und den
Karpathen durchzogen, hat aber dazwischen die trefflichsten Ebenen
und außer der gewaltigen Donau dienen noch zahlreiche Flüsse
zur Bewässerung und Schiffahrt. An Erzeugnissen des Bodens
hat Österreich Überfluß. Viel Getreide erzeugen Ungarn, Gali-
zien, Mähren; türkischen Weizen, Tabak und Wein Ungarn;
Salz Galizien; die Viehzucht ist vortrefflich in Ungarn; Gesund-
brnnnen findet man in Böhmen und Salzburg, und Bergwerke
in allen Landesteilen. — Die Bewohner Österreichs sind meist
katholisch. Wien ist die Hauptstadt des Reiches, Linz und
Salzburg liegen im Erzherzogtum Österreich, Prag in Böhmen,
Olinütz in Mähren, Grätz in Steiermark, Laibach, Klagenfurth,
Jdria und Triest in Jllyrien, Innsbruck und Trient in Tyrol,
Agram in Kroatien, Essek in Slavonien, Zara in Dalmatien,
Preßburg, Pesth, Ofen und Komorn in Ungarn, Hermanstadt in
Siebenbürgen und Lemberg in Galizien.
6. Das Salzwerlr ju Melicm.
Unter der Stadt Wieliczka in Galizien hat der Herr der Natur
weit und tief in den Grund hinein ungeheure Vorräte von Steinsaj*
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
Extrahierte Personennamen: Österreich_Überfluß
Extrahierte Ortsnamen: Triest Tyrol Deutschland Ungarn Kroatien Galizien Frankreich England Europa Donau Ungarn Galizien Ungarn Salzburg Linz Salzburg Prag Laibach Klagenfurth Jdria Triest Jllyrien Tyrol Agram Kroatien Dalmatien Ungarn Siebenbürgen Lemberg Galizien Galizien
337
geschaffen, welches die Menschen mit unsäglicher Mühe herausbringen,
damit es nach allen benachbarten Ländern hin ausgeführt und nament-
lich bei der Viehzucht verwendet werden könne. Durch den Bau
auf Steinsalz ist die ganze Stadt und Umgegend untergraben und
unterwölbt. Gegenwärtig sind schon fünf Lagen Gewölbe über ein-
ander, die zusammen 410 Meter tief reichen. Seitwärts erstrecken
sich die Höhlungen von Norden gegen Süden an 4000 — und von
Osten gegen Westen über 1333 Meter weit. Manche Höhlungen
sind so geräumig, dass ansehnliche Kirchen darin stehen und ganze
Regimenter Soldaten darin exercieren könnten; ja in einer derselben
dehnt sich ein unterirdischer See aus, auf welchem man, wie auf der
Oberfläche der Erde, lustig herum rudert.
Dort in der grausigen Tiefe sind ordentliche Strassen, Magazine,
Werkstätten, besonders für Büttner, um das bessere Salz sofort ein-
zuspinden — Ställe für Pferde, Wohnungen für Menschen, Capellen
— alles von Salz. Von Salz sind auch die gewaltigen Säulen, welche
die Gewölbe tragen. Hunderte von Menschen sind dort bei Lampen-
schein, der an den Salzwänden matt wiederschimmert, auf mancherlei
Weise beschäftigt. — Gegen 700,000 Centner Salz werden jährlich
hinauf ans Tageslicht geschafft, und doch ist unten weder in der
Tiefe noch auf den beiden Seiten hin eine bedeutende Abnahme des
Vorrats zu merken; es scheint derselbe unerschöpflich zu sein.
Auf dreierlei Art steigen die Menschen in die Gruben hinunter
und kommen wieder heraus. Die erste Einfahrt ist für die gemeinen
Bergleute. Sie geschieht mittelst Leitern, deren in dem Schacht eilf,
jede acht Meter lang, übereinander angebracht sind. Jede Leiter ruht
auf einer Bühne, welche teils verhütet, dass ein Fallender tiefer als
8 Meter stürze und die unter ihm Steigenden beschädige, teils auch
zur Erholung von den grossen Beschwerden des Steigens dient. Dieser
Reihe Leitern steht in demselben Schachte eine andere eben so be-
schaffene gegenüber, auf welcher die Leute, die von der Arbeit ab-
gelöst werden, sich hinausbegeben, so dass bei dem gleichzeitigen Ein-
fahren und Ausfahren keinerlei Stockung entstehen kann.
Die zweite Einfahrt geschieht an einer andern Stelle mittelst einer
Wendeltreppe von 470 Stufen, die ein polnischer König (Galizien
gehörte einst zu dem mächtigen Königreiche Polen) als er das Salz-
werk besehen wollte, mit grossen Kosten anlegen liess. Wer auf
dieser Treppe hinunter gelangt ist, wählt sie nicht wieder zum Her-
aufkommen, weil sie gar zu beschwerlich für den Steigenden ist.
Bei der dritten Einfahrt, wieder an einer andern Stelle, wird ein
starkes Seil mit Gurten gebraucht; man hält sich daran fest, in den
Gurten sitzend, und wird so hinunter und später wieder heraufge-
wunden. Dieser Art einzufahren bedienen sich gewöhnlich die Auf-
seher der Salzgruben und die Fremden, welche diese bewunderungs-
würdigen Werke der Natur besehen wollen. In 5 Minuten wird eine
Strecke von 118 Meter durchfahren.
Unten im Salzbergwerke werden 30, 40, auch wohl mehr Paar
Pferde gebraucht, um die aus dem Felsen gehauenen Salzblöcke in
oie unterirdischen Magazine und nach den Stellen zu fahren, wo sie
hinaufgezogen werden. Man lässt die Pferde an Taue hinunter, wo-
bei sie in einer eigenen Art von Geschirr hängen. Sobald ihnen die
Uvls Lesebuch. 22
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
371
Gedächtnis in den Rebgegenden bis auf unsere Zeit fortgepflanzt,
und die fröhliche Jugend versäumt nie im Herbste, den Bacchus
auf dem Weinfaß in scherzhafter Weise darzustellen.
5. Die Christenverfolgungen.
Nachdem die Apostel den heiligen Geist empfangen hatten, zer-
streuten sie sich in alle Länder des römischen Reiches und ver-
kündeten überall das Evangelium, wie es ihnen der Heiland
aufgetragen hatte. Ihre Lehre fand fast überall empfängliche
Herzen, und Tausende bekehrten sich zum Ehristentume und ließen
sich taufen.
Die heidnischen Römer gewahrten mit Schrecken die schnelle
Ausbreitung der christlichen Religion; allen Lastern ergeben, fühl-
ten sie sich durch dieselbe in ihrem zügellosen Leben gehemmt und
konnten den frommen Wandel und die Tugenden der Christen
nicht begreifen. Sie hielten dieselbe für Schlvärmer und Feinde
des geselligen Lebens.
Ganz besonders waren die Christen bei den Beherrschern und
Großen des römischen Reiches verhaßt, die am Heidentum fest-
hielten und ohne dasselbe nicht regieren zu können glaubten. Ob-
wohl die Christen gerade wegen ihrer Religion die besten und
treuesten Unterthanen waren, so wurden sie doch, weil sie an den
heidnischen Gebräuchen keinen Anteil nahmen, als Feinde des
Vaterlandes angesehen und in jeder Weise verfolgt.
Die Geschichte zählt zehn solcher Verfolgungen auf, von denen
die erste unter dem Kaiser Nero, der vom Jahre 54 bis 68 re-
gierte, und die unter Diocletian die letzte, aber auch die grau-
samste war und bis zum Jahre 312 dauerte. Aber gerade diese
Verfolgungen zeigen jenen unüberwindlichen Heldensinn der Christen,
welcher Tausende und Tausende für die Wahrheit ihrer Religion
sterben ließ, im hellsten Glanze.
Alle Marter der Welt, alle Todesarten waren nicht im Stande,
die standhaften Bekenner wankend zu machen. Jünglinge und
Greise, Frauen und Jungfrauen wurden auf die schrecklichste Art
mißhandelt, gegeißelt, gefoltert, mit Haken zerrissen, mit glühenden
Eisen gesengt, verbrannt, enthauptet oder den wilden Tieren vor-
geworfen. Der unmenschliche Nero ließ die Stadt Rom anzünden
und schob die Schuld auf die Christen, um einen Vorwand zu
haben, seiner Verfolgungswut freien Lauf lassen. Er ließ den
Christen in Pech getauchte Röcke anziehen, die man anzündete, so
daß die Leidenden als Windlichter dienten, um die flächte zu er-
hellen. Unter diesem Kaiser erlitten auch die Apostel Petrus und
Paulus den Martyrertod. Paulus wurde enthauptet. Petrus aber
gegeißelt und gekreuzigt.
24*
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
539
Grassteppen dieser Ebene aber weidet der Hirt seine feinwolligen
Schafe. Wo die Hochebene angebaut ist, liefert sie Weizen und
Mais, die Hauptnahrung des Volkes. Mitten in dieser Hochebene
liegt Madrid, die Hauptstadt Spaniens mit 400,000 Ein-
wohnern.
Außer den genannten Städten seien noch erwähnt in Spanien
Barcelona, eine große Fabrik- und Handelsstadt am Mittelmeere,
Granada, in einem der schönsten und südlichen Thäler gelegen
mit der Alhambra, einem Schlosse, das früher die maurischen
Könige bewohnten, und Kadix am atlantischen Meere, die erste
Handelsstadt des Königreichs.
Die Hauptstadt des kleineren Königreichs Portugal heißt Lissa-
von. Sie ist eine der am schönsten gelegenen Städte in Europa
mit über 300,000 Einwohner. Die Bewohner der pyrenäischen
Halbinsel sind Katholiken.
8. Das Erdbeben in Lissabon.
Wie in London, so blühte der Handel vor diesem Erdbeben in
Lissabon. Auf sieben Hügeln prangte die Stadt, und wunderschön
war sie vom Tajostrom anzuschauen. Von Lissabon aus sah
man den glänzenden Wasserspiegel, auf dem die Segel seefahren-
der Nationen im Winde flatterten. Jenseits des Tajo breitete
sich ein lachendes Landschaftsgemälde aus; in den gesegneten Flu-
ren lagen glückliche Städte und wohlhabende Dörfer, Lissabon
selbst war mit einer altertümlichen Mauer uingeben, auf der sich
siebennndzwanzig Türme erhoben. Von einem der höchsten Berge
leuchtete eine Riesenburg, nach arabischer Weise erbaut, ins Thal
hernieder. Außer der Kathedralkirche zählte die Stadt noch vier-
zig andere Kirchen; Mönchs- und Nonnenklöster und Capellen waren
in verschiedenen Gegenden verteilt. Die Lage des königlichen
Palastes war überaus schön; denn aus feinen Fenstern übersah
man die vor Anker liegende, zahlreiche Flotte und die in dem
mächtigen Hafen aus allen Weltgegenden ankommenden oder dahin
segelnden Schiffe.
Aber Lissabons Herrlichkeit sollte untergehen und in seinen:
alten Glanze nicht wieder erstehen. Der erste November des
Jahres 1755 war für die Hauptstadt ein Tag der Verwüstung
und des Entsetzens. Tausende, die sich am Morgen des Lebens
noch freuten, waren erschlagen, verbrannt, ertrunken, ehe der Abend
graute; die prächtigsten Paläste lagen in Trümmern umher zer-
jtreut. —.
Dieses Erdbeben zeigte sich in einer ungeheuren Ausbreitung
und wurde in Europa, Asien und Amerika verspürt; aber am
härtesten sollte Lissabon davon heimgesucht werden. Am Morgen
des jammervollen Tages kündigte es kein Zeichen in der Natur
22*
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Ortsnamen: Madrid Spaniens Spanien
Barcelona Granada Portugal Europa Lissabon London Lissabon Lissabon Lissabons Europa Asien Amerika
373
eine Fahne ganz der Beschreibung gemäß, die er ihnen davon
machte, zu verfertigen.
So entstand die Fahne des Kreuzes, „Labarnm" genannt, eine
große, mit Goldblech bedeckte Stange, durch die ein Querbalken
in Gestalt eines Kreuzes ging. An der Spitze war eine Krone
von Gold und Edelsteinen befestigt, welche die beiden in einander
geschlungenen griechischen Anfangsbuchstaben des Namens Christus
in sich schloß. An dem Querbalken hing ein viereckiges seidenes
Fahnentuch, purpurfarbig, mit Gold durchwirkt und mit Edel-
steinen besetzt. Unter demselben, gleich unter dem Zeichen des
Kreuzes, sah man die Bilder des Kaisers und seiner Söhne.
Diese ebenso kostbare als glänzende Fahne gebrauchte Constantin
in allen seinen Kriegen als ein Mittel des Schutzes und des
Sieges. Fünfzig Soldaten der Leibwache, ausgezeichnet durch
Körperkraft und frommen Sinn, hatten kein anderes Geschäft, als
sie zu bewachen und einander im Tragen derselben abzulösen;
und wer sie trug oder nur mit ihrem Dienste beschäftigt war,
hatte mitten unter den Pfeilen der Feinde keine Gefahr oder Ver-
wundung zu fürchten. Wo sich die Fahne des Kreuzes zeigte,
wurden die Feinde in die Flucht getrieben. Als Constantin dies
merkte, ließ er diese Fahne immer dahintragen, wo die größte
Gefahr war, und er konnte mit Zuversicht ans einen glänzenden
Sieg rechnen, indem die Kraft dieses göttlichen Zeichens alle
Soldaten mit neuem Mute belebte. Auch befahl Constantin, daß
nach dem. Muster dieser Fahne mehrere ganz ähnliche verfertigt
werden sollten für diejenigen seiner Heere, die er persönlich nicht
anführen konnte.
Nachdem Constantin mit dem Heere des Maxcntius zusammen-
getroffen war und einen vollständigen Sieg erfochten hatte, ließ
er sich das Evangelium verkünden und erklären, warum der Sotm
Gottes Mensch geworden und gestorben wäre. Auch verordnete der
Kaiser, daß alle seine Staatsdiener und Unterthanen im Christen-
tum unterwiesen werden sollten. Er ries die zu den Bergwerken
verurteilten Bekenner des christlichen Glaubens zurück, baute herr-
liche Kirchen, die er mit reichen Einkünften versah, und ließ durch
die Bischöfe einen prachtvollen Gottesdienst einführen. Seine Kin-
der wurden in der Religion Jesu unterrichtet, und auch seine Mut-
ter, die heilige Helena, ward eine Christin. Als diese im Jahre
326 auf Golgatha das wahre Kreuz des Heilandes entdeckte, da
ward auch dort über dem Grabe des Erlösers ein prachtvoller
Tempel aufgeführt. Ein Gleiches geschah zu Bethlehem an dem
Platze, wo der Heiland geboren ist, und aus dem Ölberge, wo
er zum Himmel auffuhr. Constantin verordnete auch, daß keiner
mehr zur Kreuzigung verurteilt werden sollte, damit das Kreuz
nicht mehr als Zeichen des Schimpfs angesehen, sondern ein Ge-
genstand der Verehrung würde. Dennoch zwang er keinen Heiden
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
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Extrahierte Personennamen: Constantin Constantin Constantin Constantin Constantin Helena Golgatha Constantin
341
gesunde und zerschlagene Glieder entscheiden werde. — Ein neuer
Sturm war der Vorbote einer Feuersbrunst, die er anweheteund
schnell weiter verbreitete. Ehe die Nacht anbrach, standen die
Trümmer der zerstörten Stadt in Flammen, um das Übrigge-
bliebene in Asche zu verwandeln. Wer konnte löschen? Wer
wollte retten, was noch zu retten war? Niemand! Das Leben
stand im höchsten Preise. Für Irdisches wagte man es nicht.
Acht Tage wütete die alles verzehrende Flamme, und statt der
turmreichen, mächtigen Stadt sah man Aschenhausen und schwarz
angelaufene, rußige Steinmassen.
Tausende seufzten nach Brod, um den quälenden Hunger zu
stillen. Zahllose Thränen flössen um die vermißten Eltern, die
entrissenen Kinder, Wohlthäter und Freunde. Anhaltender Regen
und Kälte vergrößerte das Ungemach all derer, die ohne Obdach
unter freiem Himmel seusten. Viele, die mit dem Leben davon
gekommen waren, starben bald nachher an den Folgen des Hun-
gers, der Erkältung, des Schreckens und der Angst. An 40,000
Menschen hatten bei dem Erdbeben ihr Leben verloren.
9. Die Republik Frankreich.
Im Süden wird die Küste Frankreichs vom mittelländischen Meere
bespült, im Westen begrenzt es der atlantische Ocean, im Norden
trennt es eine schmale Meerenge von England, zwischen Spanien und
Frankreich türmen sich die Pyrenäen auf, auf denen ewiger Schnee
liegt; im Osten grenzt Frankreich an unser deutsches Vaterland; von
Italien wird es durch die Alpen geschieden.
Das Innere des Landes ist zum grossen Teile Bergland; nach dem
Meere zu liegen weite, meist fruchtbare Ebenen, die von vielen
Flüssen durchströmt werden. Von den Pyrenäen Hiesst die Garonne
zum atlantischen Ocean; aus den Alpen eilt die Rhone dem mittel-
ländischen Meere zu; zum atlantischen Ocean Hiessen ferner die Loire
und die Seine.
Frankreich ist ein reich gesegnetes Land. In seinen Bergen liegen
edle Metalle, Eisen- und Kohlenlager, und seine Ebenen erzeugen
Getreide und Obst in reicher Fülle. Sehr wichtig ist der Weinbau
in der Provinz Champagne, in Burgund und um Bordeaux: in Süd-
frankreich wird der Seidenbau fleifsig betrieben. Im Süden gedeihen
Feigen, Oliven, Pomeranzen, Citronen, Maulbeerbäume und Myrten.
Die Franzosen sind ein munteres, lustiges und feuriges Volk;
aber auch geübte und mutige Soldaten, jederzeit bereit, für die Ehre
und Grösse des Vaterlandes Gut und Blut zu opfern. Ihr Kunstfleiss
in allerlei Luxusartikeln ist weltberühmt.
Die Hauptstadt Frankreichs ist Paris an der Seine es hat nahezu
2‘/4 Millionen Einwohner und ist nach London die bevölkertste Stadt
Europas. Um die Stadt liegen 14 kleine Festungen zur Vertheidigung
gegen äussere Angriffe. Die Umgegend von Paris hat grosse Gemüse-
uni Obstgärten. Die zweitgrösste Stadt ist Lyon an der Rhone mit
300,000 Einwohnern, sie ist berühmt durch ihre Seidenwebereien
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Ortsnamen: Aschenhausen Frankreich Frankreichs England Spanien Frankreich Frankreich Italien Frankreich Burgund Süd- Frankreichs Paris London Europas Paris Lyon
375
Bischof Werner von Habsburg, der „Erbauer" genannt, einen
neuen Bau unternehmen. Bei 100,000 Menschen arbeiteten drei-
zehn Jahre lang daran; 1028 war das Münster unter Dach.
Es bestand aus einem Langhause und zwei Seitenschiffen und
war nicht so groß wie das heutige Münster, da die vordere
Fa^ade mit dem Turm fehlte. Zu Ende des 13. Jahrhunderts
ließ Bischof Konrad von Lichtenberg die vordere Seite des
Münsters durch den berühmten Baumeister Erwin von Stein-
bach aufführen. Die Fundamente wurden im Jahre 1276 ge-
legt. Mit unverdrossenem Eifer arbeitete Meister Erwin an dem
Riesenbau bis zu seinem 1318 erfolgten Tode. Er baute die
Vorderfa^ade im gotischen Styl (Spitzbogenstyl) bis zur Höhe
der Plattform. Die Baumeister des herrlichen Münsterturms
waren die drei Jung Herrn von Prag, welche die sog. vier
Schnecken, und der geschickte Johann Hülz von Köln, welcher die
Spitze des Turms (Helm, Laterne, Krone, Kreuz und Knopf) vollen-
dete (1439). Das Straßburger Münster erregte allgemeine Bewun-
derung und wurde zu den sieben Wunderwerken Deutschlands
gerechnet. Diese waren: 1) der Chor des Kölner Doms, 2) die
astronomische Uhr des Straßburger Münsters (von Dasypodius
und Isaak Habrecht verfertigt), 3) die Orgel des Ulmer Münsters,
4) die Frankfurter Messe, 5) die Nürnberger Spielzeuge, 6) der
Augsburger Kaiserpalast und 7) das Straßburger Münster.
Das Straßburger Münster war mehrmals vom Feuer bedroht, so
1759 und 1833. In der französischen Revolution erlitt es
großen Schaden. In neuester Zeit wird es sorgfältig wieder
hergestellt, so z. B. wird namentlich der Chor mit Bildern
geschmückt. Ratgebe .
9. Das Elsaß unter den Franken.
Schrecklich hatten die barbarischen Horden, welche während
der Völkerwanderung das Eisass wie ein verheerender Strom
überschwemmten, in unserm Vaterlande gehaust. Der Gräuel
der Verwüstung war allgemein, und durch einen Schlag war
Alles vernichtet, was römisches Leben und Bildung Jahrhun-
derte hindurch aufgebaut hatten. Argentoratum und alle
festen Plätze waren geschleift und der Erde gleich gemacht,
die Dörier verbrannt, die Tempel und die Werke der Kunst
zerstört, viele Einwohner erschlagen oder in Sclaverei ge-
schleppt.
Den wilden asiatischen Eroberern waren die Franken, ein
deutscher Völkerstamm, nachgefolgt. Raubzüge, die sie schon
früher in die diesseitigen Rheinprovinzen ausgeführt, hatten sie
mit diesen herrlichen, fruchtbaren Gegenden bekannt gemacht.
Der Reiz einer solchen Nachbarschaft war für sie nur ver-
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Extrahierte Personennamen: Werner_von_Habsburg Konrad_von_Lichtenberg Konrad Erwin_von_Stein- Erwin Johann_Hülz_von_Köln Johann Dasypodius Isaak_Habrecht Isaak
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lockend; und so benutzten sie denn auch den Zustand der
Schwäche und der Zerrüttung des morschen römischen
Reiches, um sich in Gallien und in dem Rheinthale fest-
zusetzen.
Die Franken waren kräftig gebaute Leute, von kriegeri-
schem Mut und Ausdauer, an Freiheit und Unabhängigkeit
gewöhnt, aber doch einer geregelten Gesetzgebung unterge-
ordnet. Schwerter und Spiefse, grosse Schilder und ein ge-
fährliches Wurfbeil waren ihre Waffen, ein kurzer Rock mit
Ärmeln und ein Pelzmantel ihre Kleidung.
Unter diesen neuen Herrschaften erlitt das Elsafs eine
vollständige Veränderung. Die lateinische Sprache verschwand,
sowie die römischen Benennungen der Städte und Dörfer, die
sich nach und nach aus ihren Trümmern wieder erhoben.
Dieselben bekamen entsprechende deutsche Namen, und die
deutsche Sprache wurde die allgemeine. Argentoratum
hiess nun Stratisburg, später Strafsburg, und unser Vaterland
tritt zum ersten Male unter dem Namen „Elsafs“ in die
Geschichte ein.
Das Christentum war, wie unsere alten Chronikschreiber
behaupten, schon unter der Römerherrschaft durch St. Maternus
und andern Glaubensboten an den Ufern des Rheins gepre-
digt worden und hatte im Elsafs festen Fuss gefasst; aber die
vielen Drangsale und Verfolgungen, denen die Neubekehrten
ausgesetzt waren, verhinderten eine grössere Ausbreitung der
christlichen Religion. Erst jetzt, als Ruhe und Ordnung
wiedergekehrt, und Chlodwig, der Stifter der fränkischen Mo-
narchie, sein Gelübde, das ihm die für ihn fast so verhängnifs-
volle Schlacht von Zülpich abgenötigt hatte, treulich erfüllt
hatte, verdrängte das Kreuz die Greuel des Götzendienstes.
Christliche Gotteshäuser entstanden aus den Trümmern der
heidnischen Tempel, wie es die an vielen alten Kirchen be-
findlichen Götzenbilder noch heut zu Tage bestätigen. Der
König Chlodwig selbst liess in Strafsburg auf dem Platze, wo
der Tempel des Mars gestanden, das erste Münster erbauen;
aber es war nicht das herrliche Gebäude, das wir heute be-
wundern, sondern wie alle damaligen Kirchen meist aus
Holz gebaut.
Auch der wildere Teil der Bevölkerung, der in den abge-
legenen Thälern und unwegsamen Gebirgen von jedem äufsern
Verkehr abgeschlossen lebte, konnte sich dem heilsamen
Einflüsse des Christentums nicht länger entziehen. Fromme
Männer suchten sie auf, verkündeten ihnen das Licht des
Evangeliums, und bemüheten sich, durch Belehrung und Er-
mahnung christliche Zucht und sittliches Leben unter ihnen
zu verbreiten. Die kleine Kapelle, deren Glöcklein die zer-
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