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1. Der Jugendfreund - S. 334

1887 - Düsseldorf : Schwann
334 Die Italiener sind ein schöner Menschenschlag, dabei gefällig und lebhaft und durch das Klima begünstigt. Von unserm Win- ter bleiben sie verschont. Diesseits der Apeninnen findet man wohl am Wege die Hecken mit Schnee bedeckt, jedoch Tausende blühender Rosen schauen munter daraus hervor; aber jenseits des Gebirges ist in Thälern und Ebenen oft jahrelang von Frost und Schnee kaum eine Spur. Fällt einmal Schnee, so schmilzt er schnell, und die Bewohner ertragen einen mäßigen Kältegrad mit weniger Unbehagen wie wir. Manche Obstarten und viele unserer Waldbäume gedeihen dort nicht, die Tanne pflanzt man in Blumentöpfe; Waldungen Don immergrünen und anderen Eichen, Buchen und Ulmen findet man nur vereinzelt an den Bergabhängen. Orangenwaldnngen gibt es gar nicht, sondern Citronen und. Pomeranzen (die süßen nennen wir Apfelsinen) werden nur in Gürten gezogen. Oft sieht man an den schönen Bäumen Blüten und Früchte zugleich. In Mittel- und Unteritalien sind sie in Massen, und von den Gär- ten von Sorrent und in der Nähe Palermos u. a. Orten wird der Duft meilenweit getragen. Die Olive, mit der auch die Ge- treidefelder bepflanzt werden, um die Saaten vor zu heftiger Sonnenglut zu schützen, Feige, Oleander und Myrte kommen überall fort; Veilchen und Rosen hat man in Menge vom Oktober bis April, auch Camelien. Granaten mit der feuerroten Blüte siehst du in Gärten, am Wege und in Hecken; Palmen und Aloe einzeln in Mittelitalien, aber zahlreich und am entwickelsten auf Sicilien. Man erntet jährlich 2 bis 3, auch 6 mal, wie z B. auf den Ebenen unter dem Vesuv, der sie mit seinem Aschenstaube Wärmt und düngt, wo man vom Februar ab alle sechs Wochen Gemüse erntet und später noch eine schwere Frucht säet; Heu schneidet man 3 bis 6 mal. Bei der Farbenpracht der Pflanzen, den schöngeformten Ber- gen, an denen immer kleine Städte, wie angeklebt, sichtbar sind, bietet die Landschaft stets malerische Bilder, die auch im Winter hohen Reiz behalten durch die immergrünen Orangen, Lorbeeren, Eichen, Pinien, Cedern, Cypressen u. s. w. Gottes Segen ist im reichsten Maße über das Land aus- gegossen. 4. Ausbruch des Vesuvs. Der große und gewaltige Ausbruch des Vesuvs am 24. August im Jahre 79 nach Chr. Geb. ist ein so merkwürdiges Ereignis, daß ich es euch etwas ausführlicher darstellen will. An dem eben- erwähnten Tage erhob sich plötzlich, nachdem der Vesuv seit Men- schengedenken nicht mehr Lava ausgeworfen hatte, eine ungeheuere Rauchwolke aus dem Berge; bald schossen Feuerstrahlen daraus hervor, glühende Steine flogen umher, und glühende Asche fiel

2. Der Jugendfreund - S. 368

1887 - Düsseldorf : Schwann
368 Aber die Deutschen blieben ruhig in ihrem Lande und begnüg- ten sich, alle Festungen und Heerstraßen und jede Spur der Römer bis an den Rhein zu zerstören, und diesen Fluß wieder zur Grenze zwischen dem freien Deutschland und dem Römerreiche zu machen. 3. Drusus. Drusus ließ in Deutschlands Forsten Goldne Römeradler horsten; An den heil'gen Göttereichen Klang die Axt mit freveln Streichen. Siegend fuhr er durch die Lande, Stand schon an der Weser Strande, Wollt' hinüber ganz verwegen, Als ein Weib ihm trat entgegen. übermenschlich von Geberde Drohte sie dem Sohn der Erde: „Kühner, den der Ehrgeiz blendet, Schnellzur Flucht den Fuß gewendet. Jene Marken unsrer Gauen Sind dir nicht vergönnt zu schauen, Stehst am Markstein deines Lebens, Deine Siege sind vergebens, Säumt der Deutsche gerne lange, Nimmer beugt er sich dem Zwange; Schlummernd mag er wohl sich strecken Schläft er, wird ein Gott ihn wecken." Drusus, da sie so gesprochen, Eilends ist er aufgebrochen; Aus dem Schauern deutscher Haine Führt er schnell dasheerzum Rheine. Vor den Augen sieht er's flirren, Deutsche Waffen hört er klirren, Sausen hört er die Geschosse, Stürzt zu Boden mit dem Rosse Hat den Schenkel arg zerschlagen, Starb den Tod nach dreißig Tagen, Also wird Gott alle fällen, Die nach Deutschlands Freiheit stellen. S i m r o ck. 4. Elsaß in den ältesten Zeiten. Das Elsaß war ehemals nicht die blühende Landschaft, die sich vor unsereit Füßeit ausdehnt, wenn wir von den Vogesen herab den Blick über die herrliche mit Städten und Dörfern über- fäete Ebene hinschweifen lassen. Nein, es sah da ganz anders aus. Dicke, unermeßliche Urwälder, in denen die Axt des Holz- hauers nie erschallte, bedeckten den größten Teil des Landes. Der Rhein und seine Nebenflüsse, deren ungeregelter Laus mit jedem starken Regengüsse wechselte, bildeten Sümpfe, die sich weit- hin erstreckten. Der Auerochs und der wilde Eber hausten hier und gelangten zu ungewöhnlicher Größe; an grimmigen Wölfen und Bären mangelte es auch nicht. —. Celtische Völker, die eben so rauh als das Klima, eben so wild als die Gegend und die Tiere waren, bevölkerten ursprüng- lich das Elsaß. Doch sie mußten vor einem eindringenden deut- schen Völkerstamme, den Tribochen, zurückweichen und diesen die Ebene des Unter-Elsaß überlassen, während sie die ganze Linie der Vogesen mit Lothringen und das Ober-Elsaß inne behielten. Große Anhäufungen von rohen Steinmassen, Lagermauern ge- nannt, die sich noch auf unseren Bergen vorfinden und vermutlich

3. Der Jugendfreund - S. 336

1887 - Düsseldorf : Schwann
336 dem schönsten Hausgeräte. Vor den Häusern sind noch die Bänke, auf denen sich die Nachbarsleute zu versammeln pflegten. Ein weibliches Skelett saß an einem Arbeitstische und hatte einen Knaul vor sich liegen, ein anderes wurde mit einem Schlüssel- bunde in der Hand, ein drittes auf einer Hühnerleiter stehend gesunden, und in den Buden lagen noch allerhand Eßwaaren: Nüsse, Weinbeeren, Oliven, eine große Pastete; aber natürlich alles verkohlt von der Hitze der Lava. 5. Österreich. Das Kaisertum Österreich enthält die deutschen Länder: das Erzherzogthum Österreich, Böhmen, Mähren mit österreichisch Schlesien, Steiermark, Jllyrien, (Kram, Kärnthen und Triest) und Tyrol. Außerhalb Deutschland liegen: Ungarn, Kroatien, Sla- vonien, Dulmatien, Siebenbürgen, die Militärgrenze und Galizien, Alle diese Länder umfassen mehr als 12,000 Quadrat-Meilen mit etwa 40 Millionen Menschen. Jede Völkerschaft bedient sich un- gehindert ihrer angeborenen Sprache, und lebt nach ihren einhei- mischen Sitten und Gebräuchen; einzelne Länder werden sogar nach ihrer älteren Verfassung vom Kaiser regiert. Darum fühlen sich auch die Unterthanen des Kaisers von Österreich glücklich. Die österreichische Macht ist nebst Rußland, Frankreich, England, und Preußen die erste in der Welt, Aber die Natur hat dieses Land auch vorzüglich begünstigt. Es liegt zwischen dem nördlichen und südlichen Europa in der Mitte, ist zwar von hohen Gebirgen, der rhätischen, norischen, karnischcn und jnlischen Alpen und den Karpathen durchzogen, hat aber dazwischen die trefflichsten Ebenen und außer der gewaltigen Donau dienen noch zahlreiche Flüsse zur Bewässerung und Schiffahrt. An Erzeugnissen des Bodens hat Österreich Überfluß. Viel Getreide erzeugen Ungarn, Gali- zien, Mähren; türkischen Weizen, Tabak und Wein Ungarn; Salz Galizien; die Viehzucht ist vortrefflich in Ungarn; Gesund- brnnnen findet man in Böhmen und Salzburg, und Bergwerke in allen Landesteilen. — Die Bewohner Österreichs sind meist katholisch. Wien ist die Hauptstadt des Reiches, Linz und Salzburg liegen im Erzherzogtum Österreich, Prag in Böhmen, Olinütz in Mähren, Grätz in Steiermark, Laibach, Klagenfurth, Jdria und Triest in Jllyrien, Innsbruck und Trient in Tyrol, Agram in Kroatien, Essek in Slavonien, Zara in Dalmatien, Preßburg, Pesth, Ofen und Komorn in Ungarn, Hermanstadt in Siebenbürgen und Lemberg in Galizien. 6. Das Salzwerlr ju Melicm. Unter der Stadt Wieliczka in Galizien hat der Herr der Natur weit und tief in den Grund hinein ungeheure Vorräte von Steinsaj*

4. Der Jugendfreund - S. 337

1887 - Düsseldorf : Schwann
337 geschaffen, welches die Menschen mit unsäglicher Mühe herausbringen, damit es nach allen benachbarten Ländern hin ausgeführt und nament- lich bei der Viehzucht verwendet werden könne. Durch den Bau auf Steinsalz ist die ganze Stadt und Umgegend untergraben und unterwölbt. Gegenwärtig sind schon fünf Lagen Gewölbe über ein- ander, die zusammen 410 Meter tief reichen. Seitwärts erstrecken sich die Höhlungen von Norden gegen Süden an 4000 — und von Osten gegen Westen über 1333 Meter weit. Manche Höhlungen sind so geräumig, dass ansehnliche Kirchen darin stehen und ganze Regimenter Soldaten darin exercieren könnten; ja in einer derselben dehnt sich ein unterirdischer See aus, auf welchem man, wie auf der Oberfläche der Erde, lustig herum rudert. Dort in der grausigen Tiefe sind ordentliche Strassen, Magazine, Werkstätten, besonders für Büttner, um das bessere Salz sofort ein- zuspinden — Ställe für Pferde, Wohnungen für Menschen, Capellen — alles von Salz. Von Salz sind auch die gewaltigen Säulen, welche die Gewölbe tragen. Hunderte von Menschen sind dort bei Lampen- schein, der an den Salzwänden matt wiederschimmert, auf mancherlei Weise beschäftigt. — Gegen 700,000 Centner Salz werden jährlich hinauf ans Tageslicht geschafft, und doch ist unten weder in der Tiefe noch auf den beiden Seiten hin eine bedeutende Abnahme des Vorrats zu merken; es scheint derselbe unerschöpflich zu sein. Auf dreierlei Art steigen die Menschen in die Gruben hinunter und kommen wieder heraus. Die erste Einfahrt ist für die gemeinen Bergleute. Sie geschieht mittelst Leitern, deren in dem Schacht eilf, jede acht Meter lang, übereinander angebracht sind. Jede Leiter ruht auf einer Bühne, welche teils verhütet, dass ein Fallender tiefer als 8 Meter stürze und die unter ihm Steigenden beschädige, teils auch zur Erholung von den grossen Beschwerden des Steigens dient. Dieser Reihe Leitern steht in demselben Schachte eine andere eben so be- schaffene gegenüber, auf welcher die Leute, die von der Arbeit ab- gelöst werden, sich hinausbegeben, so dass bei dem gleichzeitigen Ein- fahren und Ausfahren keinerlei Stockung entstehen kann. Die zweite Einfahrt geschieht an einer andern Stelle mittelst einer Wendeltreppe von 470 Stufen, die ein polnischer König (Galizien gehörte einst zu dem mächtigen Königreiche Polen) als er das Salz- werk besehen wollte, mit grossen Kosten anlegen liess. Wer auf dieser Treppe hinunter gelangt ist, wählt sie nicht wieder zum Her- aufkommen, weil sie gar zu beschwerlich für den Steigenden ist. Bei der dritten Einfahrt, wieder an einer andern Stelle, wird ein starkes Seil mit Gurten gebraucht; man hält sich daran fest, in den Gurten sitzend, und wird so hinunter und später wieder heraufge- wunden. Dieser Art einzufahren bedienen sich gewöhnlich die Auf- seher der Salzgruben und die Fremden, welche diese bewunderungs- würdigen Werke der Natur besehen wollen. In 5 Minuten wird eine Strecke von 118 Meter durchfahren. Unten im Salzbergwerke werden 30, 40, auch wohl mehr Paar Pferde gebraucht, um die aus dem Felsen gehauenen Salzblöcke in oie unterirdischen Magazine und nach den Stellen zu fahren, wo sie hinaufgezogen werden. Man lässt die Pferde an Taue hinunter, wo- bei sie in einer eigenen Art von Geschirr hängen. Sobald ihnen die Uvls Lesebuch. 22

5. Der Jugendfreund - S. 371

1887 - Düsseldorf : Schwann
371 Gedächtnis in den Rebgegenden bis auf unsere Zeit fortgepflanzt, und die fröhliche Jugend versäumt nie im Herbste, den Bacchus auf dem Weinfaß in scherzhafter Weise darzustellen. 5. Die Christenverfolgungen. Nachdem die Apostel den heiligen Geist empfangen hatten, zer- streuten sie sich in alle Länder des römischen Reiches und ver- kündeten überall das Evangelium, wie es ihnen der Heiland aufgetragen hatte. Ihre Lehre fand fast überall empfängliche Herzen, und Tausende bekehrten sich zum Ehristentume und ließen sich taufen. Die heidnischen Römer gewahrten mit Schrecken die schnelle Ausbreitung der christlichen Religion; allen Lastern ergeben, fühl- ten sie sich durch dieselbe in ihrem zügellosen Leben gehemmt und konnten den frommen Wandel und die Tugenden der Christen nicht begreifen. Sie hielten dieselbe für Schlvärmer und Feinde des geselligen Lebens. Ganz besonders waren die Christen bei den Beherrschern und Großen des römischen Reiches verhaßt, die am Heidentum fest- hielten und ohne dasselbe nicht regieren zu können glaubten. Ob- wohl die Christen gerade wegen ihrer Religion die besten und treuesten Unterthanen waren, so wurden sie doch, weil sie an den heidnischen Gebräuchen keinen Anteil nahmen, als Feinde des Vaterlandes angesehen und in jeder Weise verfolgt. Die Geschichte zählt zehn solcher Verfolgungen auf, von denen die erste unter dem Kaiser Nero, der vom Jahre 54 bis 68 re- gierte, und die unter Diocletian die letzte, aber auch die grau- samste war und bis zum Jahre 312 dauerte. Aber gerade diese Verfolgungen zeigen jenen unüberwindlichen Heldensinn der Christen, welcher Tausende und Tausende für die Wahrheit ihrer Religion sterben ließ, im hellsten Glanze. Alle Marter der Welt, alle Todesarten waren nicht im Stande, die standhaften Bekenner wankend zu machen. Jünglinge und Greise, Frauen und Jungfrauen wurden auf die schrecklichste Art mißhandelt, gegeißelt, gefoltert, mit Haken zerrissen, mit glühenden Eisen gesengt, verbrannt, enthauptet oder den wilden Tieren vor- geworfen. Der unmenschliche Nero ließ die Stadt Rom anzünden und schob die Schuld auf die Christen, um einen Vorwand zu haben, seiner Verfolgungswut freien Lauf lassen. Er ließ den Christen in Pech getauchte Röcke anziehen, die man anzündete, so daß die Leidenden als Windlichter dienten, um die flächte zu er- hellen. Unter diesem Kaiser erlitten auch die Apostel Petrus und Paulus den Martyrertod. Paulus wurde enthauptet. Petrus aber gegeißelt und gekreuzigt. 24*

6. Der Jugendfreund - S. 339

1887 - Düsseldorf : Schwann
539 Grassteppen dieser Ebene aber weidet der Hirt seine feinwolligen Schafe. Wo die Hochebene angebaut ist, liefert sie Weizen und Mais, die Hauptnahrung des Volkes. Mitten in dieser Hochebene liegt Madrid, die Hauptstadt Spaniens mit 400,000 Ein- wohnern. Außer den genannten Städten seien noch erwähnt in Spanien Barcelona, eine große Fabrik- und Handelsstadt am Mittelmeere, Granada, in einem der schönsten und südlichen Thäler gelegen mit der Alhambra, einem Schlosse, das früher die maurischen Könige bewohnten, und Kadix am atlantischen Meere, die erste Handelsstadt des Königreichs. Die Hauptstadt des kleineren Königreichs Portugal heißt Lissa- von. Sie ist eine der am schönsten gelegenen Städte in Europa mit über 300,000 Einwohner. Die Bewohner der pyrenäischen Halbinsel sind Katholiken. 8. Das Erdbeben in Lissabon. Wie in London, so blühte der Handel vor diesem Erdbeben in Lissabon. Auf sieben Hügeln prangte die Stadt, und wunderschön war sie vom Tajostrom anzuschauen. Von Lissabon aus sah man den glänzenden Wasserspiegel, auf dem die Segel seefahren- der Nationen im Winde flatterten. Jenseits des Tajo breitete sich ein lachendes Landschaftsgemälde aus; in den gesegneten Flu- ren lagen glückliche Städte und wohlhabende Dörfer, Lissabon selbst war mit einer altertümlichen Mauer uingeben, auf der sich siebennndzwanzig Türme erhoben. Von einem der höchsten Berge leuchtete eine Riesenburg, nach arabischer Weise erbaut, ins Thal hernieder. Außer der Kathedralkirche zählte die Stadt noch vier- zig andere Kirchen; Mönchs- und Nonnenklöster und Capellen waren in verschiedenen Gegenden verteilt. Die Lage des königlichen Palastes war überaus schön; denn aus feinen Fenstern übersah man die vor Anker liegende, zahlreiche Flotte und die in dem mächtigen Hafen aus allen Weltgegenden ankommenden oder dahin segelnden Schiffe. Aber Lissabons Herrlichkeit sollte untergehen und in seinen: alten Glanze nicht wieder erstehen. Der erste November des Jahres 1755 war für die Hauptstadt ein Tag der Verwüstung und des Entsetzens. Tausende, die sich am Morgen des Lebens noch freuten, waren erschlagen, verbrannt, ertrunken, ehe der Abend graute; die prächtigsten Paläste lagen in Trümmern umher zer- jtreut. —. Dieses Erdbeben zeigte sich in einer ungeheuren Ausbreitung und wurde in Europa, Asien und Amerika verspürt; aber am härtesten sollte Lissabon davon heimgesucht werden. Am Morgen des jammervollen Tages kündigte es kein Zeichen in der Natur 22*

7. Der Jugendfreund - S. 373

1887 - Düsseldorf : Schwann
373 eine Fahne ganz der Beschreibung gemäß, die er ihnen davon machte, zu verfertigen. So entstand die Fahne des Kreuzes, „Labarnm" genannt, eine große, mit Goldblech bedeckte Stange, durch die ein Querbalken in Gestalt eines Kreuzes ging. An der Spitze war eine Krone von Gold und Edelsteinen befestigt, welche die beiden in einander geschlungenen griechischen Anfangsbuchstaben des Namens Christus in sich schloß. An dem Querbalken hing ein viereckiges seidenes Fahnentuch, purpurfarbig, mit Gold durchwirkt und mit Edel- steinen besetzt. Unter demselben, gleich unter dem Zeichen des Kreuzes, sah man die Bilder des Kaisers und seiner Söhne. Diese ebenso kostbare als glänzende Fahne gebrauchte Constantin in allen seinen Kriegen als ein Mittel des Schutzes und des Sieges. Fünfzig Soldaten der Leibwache, ausgezeichnet durch Körperkraft und frommen Sinn, hatten kein anderes Geschäft, als sie zu bewachen und einander im Tragen derselben abzulösen; und wer sie trug oder nur mit ihrem Dienste beschäftigt war, hatte mitten unter den Pfeilen der Feinde keine Gefahr oder Ver- wundung zu fürchten. Wo sich die Fahne des Kreuzes zeigte, wurden die Feinde in die Flucht getrieben. Als Constantin dies merkte, ließ er diese Fahne immer dahintragen, wo die größte Gefahr war, und er konnte mit Zuversicht ans einen glänzenden Sieg rechnen, indem die Kraft dieses göttlichen Zeichens alle Soldaten mit neuem Mute belebte. Auch befahl Constantin, daß nach dem. Muster dieser Fahne mehrere ganz ähnliche verfertigt werden sollten für diejenigen seiner Heere, die er persönlich nicht anführen konnte. Nachdem Constantin mit dem Heere des Maxcntius zusammen- getroffen war und einen vollständigen Sieg erfochten hatte, ließ er sich das Evangelium verkünden und erklären, warum der Sotm Gottes Mensch geworden und gestorben wäre. Auch verordnete der Kaiser, daß alle seine Staatsdiener und Unterthanen im Christen- tum unterwiesen werden sollten. Er ries die zu den Bergwerken verurteilten Bekenner des christlichen Glaubens zurück, baute herr- liche Kirchen, die er mit reichen Einkünften versah, und ließ durch die Bischöfe einen prachtvollen Gottesdienst einführen. Seine Kin- der wurden in der Religion Jesu unterrichtet, und auch seine Mut- ter, die heilige Helena, ward eine Christin. Als diese im Jahre 326 auf Golgatha das wahre Kreuz des Heilandes entdeckte, da ward auch dort über dem Grabe des Erlösers ein prachtvoller Tempel aufgeführt. Ein Gleiches geschah zu Bethlehem an dem Platze, wo der Heiland geboren ist, und aus dem Ölberge, wo er zum Himmel auffuhr. Constantin verordnete auch, daß keiner mehr zur Kreuzigung verurteilt werden sollte, damit das Kreuz nicht mehr als Zeichen des Schimpfs angesehen, sondern ein Ge- genstand der Verehrung würde. Dennoch zwang er keinen Heiden

8. Der Jugendfreund - S. 341

1887 - Düsseldorf : Schwann
341 gesunde und zerschlagene Glieder entscheiden werde. — Ein neuer Sturm war der Vorbote einer Feuersbrunst, die er anweheteund schnell weiter verbreitete. Ehe die Nacht anbrach, standen die Trümmer der zerstörten Stadt in Flammen, um das Übrigge- bliebene in Asche zu verwandeln. Wer konnte löschen? Wer wollte retten, was noch zu retten war? Niemand! Das Leben stand im höchsten Preise. Für Irdisches wagte man es nicht. Acht Tage wütete die alles verzehrende Flamme, und statt der turmreichen, mächtigen Stadt sah man Aschenhausen und schwarz angelaufene, rußige Steinmassen. Tausende seufzten nach Brod, um den quälenden Hunger zu stillen. Zahllose Thränen flössen um die vermißten Eltern, die entrissenen Kinder, Wohlthäter und Freunde. Anhaltender Regen und Kälte vergrößerte das Ungemach all derer, die ohne Obdach unter freiem Himmel seusten. Viele, die mit dem Leben davon gekommen waren, starben bald nachher an den Folgen des Hun- gers, der Erkältung, des Schreckens und der Angst. An 40,000 Menschen hatten bei dem Erdbeben ihr Leben verloren. 9. Die Republik Frankreich. Im Süden wird die Küste Frankreichs vom mittelländischen Meere bespült, im Westen begrenzt es der atlantische Ocean, im Norden trennt es eine schmale Meerenge von England, zwischen Spanien und Frankreich türmen sich die Pyrenäen auf, auf denen ewiger Schnee liegt; im Osten grenzt Frankreich an unser deutsches Vaterland; von Italien wird es durch die Alpen geschieden. Das Innere des Landes ist zum grossen Teile Bergland; nach dem Meere zu liegen weite, meist fruchtbare Ebenen, die von vielen Flüssen durchströmt werden. Von den Pyrenäen Hiesst die Garonne zum atlantischen Ocean; aus den Alpen eilt die Rhone dem mittel- ländischen Meere zu; zum atlantischen Ocean Hiessen ferner die Loire und die Seine. Frankreich ist ein reich gesegnetes Land. In seinen Bergen liegen edle Metalle, Eisen- und Kohlenlager, und seine Ebenen erzeugen Getreide und Obst in reicher Fülle. Sehr wichtig ist der Weinbau in der Provinz Champagne, in Burgund und um Bordeaux: in Süd- frankreich wird der Seidenbau fleifsig betrieben. Im Süden gedeihen Feigen, Oliven, Pomeranzen, Citronen, Maulbeerbäume und Myrten. Die Franzosen sind ein munteres, lustiges und feuriges Volk; aber auch geübte und mutige Soldaten, jederzeit bereit, für die Ehre und Grösse des Vaterlandes Gut und Blut zu opfern. Ihr Kunstfleiss in allerlei Luxusartikeln ist weltberühmt. Die Hauptstadt Frankreichs ist Paris an der Seine es hat nahezu 2‘/4 Millionen Einwohner und ist nach London die bevölkertste Stadt Europas. Um die Stadt liegen 14 kleine Festungen zur Vertheidigung gegen äussere Angriffe. Die Umgegend von Paris hat grosse Gemüse- uni Obstgärten. Die zweitgrösste Stadt ist Lyon an der Rhone mit 300,000 Einwohnern, sie ist berühmt durch ihre Seidenwebereien

9. Der Jugendfreund - S. 375

1887 - Düsseldorf : Schwann
375 Bischof Werner von Habsburg, der „Erbauer" genannt, einen neuen Bau unternehmen. Bei 100,000 Menschen arbeiteten drei- zehn Jahre lang daran; 1028 war das Münster unter Dach. Es bestand aus einem Langhause und zwei Seitenschiffen und war nicht so groß wie das heutige Münster, da die vordere Fa^ade mit dem Turm fehlte. Zu Ende des 13. Jahrhunderts ließ Bischof Konrad von Lichtenberg die vordere Seite des Münsters durch den berühmten Baumeister Erwin von Stein- bach aufführen. Die Fundamente wurden im Jahre 1276 ge- legt. Mit unverdrossenem Eifer arbeitete Meister Erwin an dem Riesenbau bis zu seinem 1318 erfolgten Tode. Er baute die Vorderfa^ade im gotischen Styl (Spitzbogenstyl) bis zur Höhe der Plattform. Die Baumeister des herrlichen Münsterturms waren die drei Jung Herrn von Prag, welche die sog. vier Schnecken, und der geschickte Johann Hülz von Köln, welcher die Spitze des Turms (Helm, Laterne, Krone, Kreuz und Knopf) vollen- dete (1439). Das Straßburger Münster erregte allgemeine Bewun- derung und wurde zu den sieben Wunderwerken Deutschlands gerechnet. Diese waren: 1) der Chor des Kölner Doms, 2) die astronomische Uhr des Straßburger Münsters (von Dasypodius und Isaak Habrecht verfertigt), 3) die Orgel des Ulmer Münsters, 4) die Frankfurter Messe, 5) die Nürnberger Spielzeuge, 6) der Augsburger Kaiserpalast und 7) das Straßburger Münster. Das Straßburger Münster war mehrmals vom Feuer bedroht, so 1759 und 1833. In der französischen Revolution erlitt es großen Schaden. In neuester Zeit wird es sorgfältig wieder hergestellt, so z. B. wird namentlich der Chor mit Bildern geschmückt. Ratgebe . 9. Das Elsaß unter den Franken. Schrecklich hatten die barbarischen Horden, welche während der Völkerwanderung das Eisass wie ein verheerender Strom überschwemmten, in unserm Vaterlande gehaust. Der Gräuel der Verwüstung war allgemein, und durch einen Schlag war Alles vernichtet, was römisches Leben und Bildung Jahrhun- derte hindurch aufgebaut hatten. Argentoratum und alle festen Plätze waren geschleift und der Erde gleich gemacht, die Dörier verbrannt, die Tempel und die Werke der Kunst zerstört, viele Einwohner erschlagen oder in Sclaverei ge- schleppt. Den wilden asiatischen Eroberern waren die Franken, ein deutscher Völkerstamm, nachgefolgt. Raubzüge, die sie schon früher in die diesseitigen Rheinprovinzen ausgeführt, hatten sie mit diesen herrlichen, fruchtbaren Gegenden bekannt gemacht. Der Reiz einer solchen Nachbarschaft war für sie nur ver-

10. Der Jugendfreund - S. 376

1887 - Düsseldorf : Schwann
' ~ ~' : — 376 — lockend; und so benutzten sie denn auch den Zustand der Schwäche und der Zerrüttung des morschen römischen Reiches, um sich in Gallien und in dem Rheinthale fest- zusetzen. Die Franken waren kräftig gebaute Leute, von kriegeri- schem Mut und Ausdauer, an Freiheit und Unabhängigkeit gewöhnt, aber doch einer geregelten Gesetzgebung unterge- ordnet. Schwerter und Spiefse, grosse Schilder und ein ge- fährliches Wurfbeil waren ihre Waffen, ein kurzer Rock mit Ärmeln und ein Pelzmantel ihre Kleidung. Unter diesen neuen Herrschaften erlitt das Elsafs eine vollständige Veränderung. Die lateinische Sprache verschwand, sowie die römischen Benennungen der Städte und Dörfer, die sich nach und nach aus ihren Trümmern wieder erhoben. Dieselben bekamen entsprechende deutsche Namen, und die deutsche Sprache wurde die allgemeine. Argentoratum hiess nun Stratisburg, später Strafsburg, und unser Vaterland tritt zum ersten Male unter dem Namen „Elsafs“ in die Geschichte ein. Das Christentum war, wie unsere alten Chronikschreiber behaupten, schon unter der Römerherrschaft durch St. Maternus und andern Glaubensboten an den Ufern des Rheins gepre- digt worden und hatte im Elsafs festen Fuss gefasst; aber die vielen Drangsale und Verfolgungen, denen die Neubekehrten ausgesetzt waren, verhinderten eine grössere Ausbreitung der christlichen Religion. Erst jetzt, als Ruhe und Ordnung wiedergekehrt, und Chlodwig, der Stifter der fränkischen Mo- narchie, sein Gelübde, das ihm die für ihn fast so verhängnifs- volle Schlacht von Zülpich abgenötigt hatte, treulich erfüllt hatte, verdrängte das Kreuz die Greuel des Götzendienstes. Christliche Gotteshäuser entstanden aus den Trümmern der heidnischen Tempel, wie es die an vielen alten Kirchen be- findlichen Götzenbilder noch heut zu Tage bestätigen. Der König Chlodwig selbst liess in Strafsburg auf dem Platze, wo der Tempel des Mars gestanden, das erste Münster erbauen; aber es war nicht das herrliche Gebäude, das wir heute be- wundern, sondern wie alle damaligen Kirchen meist aus Holz gebaut. Auch der wildere Teil der Bevölkerung, der in den abge- legenen Thälern und unwegsamen Gebirgen von jedem äufsern Verkehr abgeschlossen lebte, konnte sich dem heilsamen Einflüsse des Christentums nicht länger entziehen. Fromme Männer suchten sie auf, verkündeten ihnen das Licht des Evangeliums, und bemüheten sich, durch Belehrung und Er- mahnung christliche Zucht und sittliches Leben unter ihnen zu verbreiten. Die kleine Kapelle, deren Glöcklein die zer-
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