Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Quellenlesebuch - S. 38

1916 - Leipzig : Hirt
38 7. Rmer und Germanen vom Tode des Kaisers Augustus bis zum Tode Armins. erreichen suchten, das von dem Feinde ablag und zur Flucht grere Sicherheit bot. Ccina, der sich berzeugt hatte, da die Furcht unbegrndet war, dennoch aber weder mit seinem Ansehen noch mit Bitten, selbst nicht mit Gewalt den Soldaten entgegenzutreten oder sie zurckzuhalten vermochte, warf sich auf der Torschwelle nieder; erst durch Mitleid sperrte er ihnen den Weg, da sie der des Legaten Leib htten forttreten mssen. Zugleich zeigten die Tribunen und Zenturionen, wie die Angst grundlos war. 67. Da lie er sie im Hauptquartier zusammentreten und befahl ihnen, seine Worte stillschweigend zu vernehmen. Er mahnt an das, was die Zeit und ihre gefahr-volle Lage verlangte. Das einzige Heil beruhe in den Waffen, diese jedoch msse die Klugheit regieren; man msse innerhalb des Walles bleiben, bis die Feinde, in der Hoffnung, ihn zu erstrmen, nher heranrckten, sodann von allen Seiten heraus-brechen; vermittelst dieses Ausfalls werde sich der Rhein erreichen lassen. Falls sie flhen, warteten ihrer mehr Wlder, tiefere Smpfe und die Blutgier der Feinde; blieben sie hingegen Sieger, Ehre und Ruhm. Der Liebe, die in der Heimat, der Ehre, die im Lager ihrer harrte, tut er Erwhnung; von mglichen Unglcksfllen schwieg er vllig. Sodann gab er die Pferde der Legaten und Tribunen, von seinen eignen anfangend, ohne Rcksicht auf Rang den tapfersten Kriegern, damit erst sie, dann das Fuvolk den Feind angriffe. 63. In nicht geringerer Unruhe erhielt die Germanen Hoffnung, Kampflust und Meinungsverschiedenheit der Anfhrer, indem der Rat des Arminius war, man sollte sie herausrcken lassen und, wren sie heraus, wiederum auf feuchtem, schwierigem Boden umzingeln; der des Jnguiomems gewaltsamer und den Barbaren will-kommen : man sollte mit den Waffen in der Hand den Wall umschlieen; die Er-strmung wrde leicht, die Zahl der Gefangenen grer, die Beute unverkrzt sein. So fllen sie denn, als der Tag begann, den Graben aus, werfen Reisbndel hinein, arbeiten sich zur Hhe des Walles hinan, auf dem nur hin und wieder ein Soldat steht, wie von Furcht festgebannt. Als sie so zwischen den Befestigungswerken ein-geklemmt waren, wird den Kohorten das Zeichen gegeben; Hrner und Trompeten ertnen. Mit Geschrei sodann und im Sturme werfen sie sich von allen Seiten den Germanen in den Rcken mit dem hhnenden Rufe: Hier werden nicht Wlder und Smpfe, sondern auf ebenem Felde gerechte Götter entscheiden." Den Feinden, die sich das Vernichtungswerk leicht und wenige halbbewaffnete Gegner vorgestellt hatten, trat der Klang der Trompeten, der Glanz der Waffen, je unerwarteter, desto gewaltiger entgegen; sie fielen, wie im Glck unersttlich, so unvorsichtig im Unglck. Arminius verlie unversehrt, Jnguiomems mit einer schweren Wunde die Schlacht; die Masse ward hingeschlachtet, bis der Ingrimm und der Tag sank. Erst in der Nacht kehrten die Legionen zurck. Obwohl mehr Wunden, gleicher Mangel an Lebens-Mitteln sie qulte, Kraft, Gesundheit, Nahrung, alles fanden sie in dem Gefhle des Sieges. Aus dem zweiten Buche. 5. brigens war es Tiberius nicht unwillkommen, da die Verhltnisse des Orients sich trbten, um unter diesem Scheine Germanikus von seinen Legionen zu trennen und ihn als Vorgesetzten ihm unbekannter Provinzen der List zugleich und dem Zufall preiszugeben. Jener aber war, je lebhafter der Soldaten Liebe zu ihm ward, je gehssiger des Oheims Gesinnung, desto mehr bedacht, den Sieg zu beschleunigen. Er erwog, welchen Gang die Schlachten zu nehmen pflegten, und was

2. Quellenlesebuch - S. 40

1916 - Leipzig : Hirt
40 7. Rmer und Germanen vom Tode des Kaisers Augustus bis zum Tode Armins. 16. Dann führen sie ihre Krieger, angefeuert durch solche Reden und laut eine Schlacht fordernd, hinab in eine Ebene namens Jdistavisus^. Diese zieht sich zwischen der Weser und einer Hgelreihe in ungleichmiger Krmmung hin, je nachdem die Ufer des Flusses ihr nachgeben oder vorspringende Berge ihr entgegenstehen. Im Rcken erhob sich ein Wald, hoch mit seinen sten in die Luft aufsteigend, das Erdreich zwischen den Stmmen von Gestrpp rein. Das Feld und den vordersten Teil des Waldes hatte die Schlachtreihe der Barbaren irttte; die Cherusker allein hielten die Hhen besetzt, um sich während der Schlacht von oben auf die Rmer zu werfen. 17. Ms sich die Cheruskerhaufen, die in wilder Khnheit hervorgebrochen waren, sehen lieen, befiehlt der Csar dem tchtigsten Teile der Reiterei, sich ihnen in die Seite zu werfen; dem Stertinius, mit den brigen Schwadronen sie zu umgehen und von hinten anzugreifen; er selbst werde seinerzeit einschreiten. Unterdessen zog ein herrliches Zukunftszeichen acht Adler, die man gegen die Waldung hin und in sie hineinfliegen sah des Imperators Blicke auf sich. Laut ruft er: vorrcken mchten sie und folgen den Vgeln Roms, den Gottheiten der Legionen! Zu gleicher Zeit rckt nun das Fuvolk von vom gegen sie an, während die vorangeschickte Reiterei sich von hinten und von der Seite auf sie wirft. So seltsam es klingt, in zwei Zgen flohen die Feinde unaufhaltsam in entgegengesetzter Richtung: die den Wald inne-gehabt hatten, in die Ebene; die auf den Feldern aufgestellt waren, in den Wald. Zwischen sie eingeklemmt, wurden die Chemsker von den Hgeln heruntergedrngt; hoch unter ihnen hervorragend, suchte Arminius durch Gewalt, durch Zuruf, durch Hindeuten auf seine Wunde die Schlacht zu halten. Er hatte sich auf die Bogenschtzen geworfen, und dort wre er durchgebrochen, wenn nicht die Kohorten der Rter und Vindeliker nebst den gallischen mit ihren Fahnen ihm den Weg gesperrt htten. Den-noch, selbst gewaltig andringend und getragen von einem wilden, feurigen Rosse, kam er durch, das Gesicht mit seinem Blute gefrbt, um nicht erkannt zu werden. Einige haben berliefert, er sei erkannt worden, doch haben ihn die Ehauker, die unter den rmischen Hilfstruppen standen, entkommen lassen. Gleiche Tapferkeit oder gleicher Trug lie Jnguiomerus die Flucht gelingen; die brigen hieb man nieder, wo man sie traf. Viele, die der die Weser zu schwimmen versuchten, wurden durch nachgeschleuderte Geschosse oder die Gewalt des Stromes, oder endlich durch die Masse der Nachdrngenden und die einstrzenden User hingerafft. Einige, die in schimpflicher Flucht sich in die Baumwipfel hinaufgearbeitet hatten und zwischen den Zweigen sich zu verbergen suchten, wurden von daneben aufgestellten Bogen-schtzen unter Scherz und Lachen erschossen; andre wurden zerschmettert, indem man die Bume umhieb. 18. Das war ein groer und fr uns nicht blutiger Sieg. Die Feinde, auf die von der fnften Stunde bis in die Nacht rastlos eingehauen ward, fllten mit ihren Leichen und Waffen einen Raum von zehntausend Schritt2. Unter der Beute fand man Ketten, die sie fr die Rmer mitgebracht hatten, als wre der Erfolg unzweifelhaft. 5)ie Soldaten begrten auf der Walstatt Tiberius, den Imperator^, warfen einen Erdhgel auf und ordneten auf ihm die erbeuteten Waffen noch Art einer Trophe; die Unterschrift nannte die Namen der besiegten Stmme. 1 I. Grimm hat die Verbesserung Jd isiaviso, d. i. Feenwiese, vorgeschlagen. Sie ist sehr ansprechend. 2 Zwei Meilen. 3 Das Zeichen einer gewonnenen Hauptschlacht. Tiberius ward genannt, weil Germa-nikus nur an seiner, des Kaisers, Stelle befehligte.

3. Quellenlesebuch - S. 55

1916 - Leipzig : Hirt
10. Karls des Groen Kaiserkrnung. 55 10. Karls des Groen Kaiserkrnung. Von Bernhard Niehues (ftmsertum und Papsttum im Mittelalter", I. Band. Mnster 1877, Coppenrath). Karl der Groe beherrschte am Schlu des 8. Jahrhunderts das Abendland. Es fehlte ihm weder fr die innere Verwaltung, noch fr seine Stellung nach auen an Macht, Ansehen und Wrde, aber es fehlte ihm an einem Rechtstitel, den man als den Ausdruck und die Vertrewng aller in seinem Reiche vereinigten Bestandteile htte bezeichnen knnen. Seinen Fahnen folgten Nationen und Völker, die einander unbekannt und fremd waren. Von Benevent bis Dnemark, von den Marken Spa-mens bis an die Nordgrenze Bayerns, vom Atlantischen Ozean bis tief in die Ebenen Ungarns gehorchte man seinen Befehlen. Da vereinigten sich Spanier, Briten, Fran-ken, Friesen, Sachsen, Wenden, Bayem, Tschechen, Avaren, Langobarden und Rmer unter einem Zepter. Die Stellung und Rechte dieser Völker ihrem Beherrscher gegenber waren ebenso verschieden, wie ihre Lnder und Charaktere. Bei den Spaniern an die Stelle des Kalifen getreten, besa Karl der die Bayern keine andern Rechte, als deren frhere Herzge. Die Sachsen hatte er zu verschiedenen Malen im Felde besiegt und deren politischen Zusammenhang zerrissen; als er die Langobarden seinem Reiche einverleibte, lie er deren Staat in seiner ganzen Eigentmlichkeit und in seinen alten Einrichtungen bestehen; es wechselte nurdernamederregierendendynastie. Unter welchem Titel sollte er nun diesen so verschiedenen Volksstmmen mit ebenso wechselnden Rechten gegenbertreten? Unter dem Namen eines Knigs dachte sich jedes Volk je nach seiner Vergangenheit oder seinem augenblicklichen Ver-haltnis zum Reiche eine andre Person. Sollte das Ganze als eine Einheit erfat wer-den, so mute es sich eine Wrde schaffen, die, dem Gedankender Einheit entsprungen, zu all den verschiedenen Nationalitten und Vlkern in demselben Verhltnis stand. Als beim Untergnge des Westrmischen Kaisertums germanische Völker und Fürsten sich innerhalb der Grenzen des Reiches niederlieen, fhlten sie sich nicht durch das Recht des Siegers, nicht durch den augenblicklichen Besitz, noch durch die Schrfe ihres Schwertes beruhigt, sondern baten in Konstantinopel um den Titel eines Kon-suls oder Patrizius. Auch damals noch wies der Orient mit Stolz auf seine Kaiser hin. Noch gehrte Rom, der Kirchenstaat, noch gehrte Italien und der gesamte Okzident unter die Idee der allumfassenden Kaiserwrde. Denn das Kaisertum hatte so lange bestanden und so beredte Zeugen seiner Macht und seines Glanzes hinterlassen, da es mit unauslschlichen Zgen dem Gedchtnis der Menschheit eingeprgt war. Nicht die Rmer allein, auch die Deutschen hielten es fr die hchststehende Form staatlicher Ordnung und verbanden mit dem Namen des Kaifers den Begriff einer vollem, ausgedehntem Gewalt, als der eines germanischen Knigs war. Alkuin selbst stellte das Ostrmische Kaisertum der das Knigtum seines Herrn. Die alte Kirche hatte das Rmische Kaiserreich als die von Gott gewollte staatliche Ordnung der christlichen Menschheit angesehen und sich darum vielfach daran ange-lehnt. Rom, das Kaisertum und die Kirche fielen mehreren Kirchenvtern der Zeit nach zusammen. Im Interesse der Kirche beteten sie fr die Erhaltung Roms; der Verfall der rmischen Herrschaft erschien ihnen als eine Ankndigung des Endes der Welt. Diese Anschauung trug mit dazu bei, da nach dem Untergang des Westrmi-fchen Reiches Konstantinopel die Hoffnung der Christen wurde und die Stadt Rom fo viele Jahrhunderte hindurch fast krampfhaft seine politische Verbindung mit ihm festhielt. Nun war aber Konstantinopel immer tiefer gefallen und im Verlauf der

4. Quellenlesebuch - S. 58

1916 - Leipzig : Hirt
58 11. Grndung des Deutschen Reiches durch Heinrich I. 11. Grndung des Deutschen Reiches durch Heinrich I. Von Wilhelm von Giesebrecht (Geschichte der Deutschen Kaiserzeit" I. Band. Vraunschweig 1881, C. A. Schmeichle & Sohn). Wer htte nicht von Heinrich dem Finkler gehrt, wie er am Vogelherde sa, als Eberhard und die Franken mit der Krone zu ihm kamen und ihn zum Throne be-riefen? Noch heute zeigt man zu Quedlinburg die Stelle, wo dies geschehen sein soll, und nennt sie den Finkelherd. Dies alles beruht aus einer alten Sage unsres Volkes, die mit der Zeit weiter ausgeschmckt ist; die beglaubigte Geschichte wei davon nichts; aber sie meldet, da Heinrich andre Netze stellte, als fr Finken und Lerchen, Netze, in denen die Feinde des deutschen Volkes ihren Untergang fanden. Was Eberhard seinem sterbenden Bruder gelobt hatte, erfllte er getreulich. Die Herrschaft, auf die er nach der Sitte wohl Ansprche htte erheben knnen, wies er von sich, und wie einst Otw auf Konrad, so wandte er jetzt die Blicke der frnkischen Groen auf Heinrich den Sachsen; der sei wrdiger, sagte er, der die deutschen Lnder zu Herr-scheu als er, und Konrads Vermchtnis sei, da die Franken sich den Sachsen zum König erwhlten. Arn Eingnge der Geschichte des Deutschen Reichs stehen so zwei Männer beieinander, die der Krone entsagten; keine andre Geschichte hat gleiches aufzuweisen. Hatte schon Konrads Wahl vornehmlich auf dem Zusammenhalten der Franken und Sachsen beruht, so wurde Heinrich einzig und allein durch diese Stmme erwhlt. Sie allein, die an der Einheit des Reichs noch festhielten, traten und zwar nicht zu Forchheim, wie ehedem, sondern zu Fritzlar an der Ed er in Hessen, an der Grenze ihrer Lnder, zur Wahl zusammen, und hier bezeichnete Eberhard, unter dem die Franken erschienen waren, Heinrich vor allem Volk als den neuen König. Me whl-ten mit Eberhard, und die Sachsen jubelten laut, da frei fortan Heinrich der ganz Sachsenland walte und die Herrschaft auch der die Franken gewonnen habe. Das geschah im Frhling des Jahres 919. Als aber nun aus der Franken Mitte der Erzbischos Heriger von Mainz hervortrat und Heinrich aufforderte, sich von ihm nach alter Sitte salben und krnen zu lassen, wies dies Heinrich bescheiden, aber entschieden zurck. Mir ist genug," sagte er, da ich zum König erwhlt worden bin und diesen Namen fhre; das hat keiner meiner Vorfahren erreicht. Gottes Gnade und eurer Liebe danke ich es. Aber damit sei es genug. Salbung und Krnung sei einem Bessern vorbehalten; ich bin so groer Ehren nicht wrdig." Solche Rede gefiel dem versammelten Volke wohl. Me erhoben die Rechte gen Himmel und riefen mit donnernder Stimme: Heil und Segen dem König Heinrich!" Es war ein folgenreiches Ereignis, da durch Heinrichs Wahl die Herrschaft von den Franken auf die Sachsen berging, auf den deutschen Stamm, der sich dem Blute, der Sitte, der Sprache nach am reinsten von allen erhalten hatte, da jene siegsgewohn-ten und weltbeherrschenden Franken, deren Vorfahren die Sachsen unterworfen, sich nun selbst einem Sachsen beugten und die jahrhundertelang behauptete Herrschaft dem so lange befeindeten Stamme einrumten. Wenn nun fortan auch Heinrich sich König der Franken nannte und sein Reich als das Frnkische nach dem Herkommen bezeichnete, so war doch offenbar dessen unmittelbare Verbindung mit dem alten Frankenreiche gelst; nicht aus einem Erbrecht oder einem Vorrecht des bisher Herr-schenden Stammes lie sich Heinrichs Gewalt herleiten, sondern er war einzig und allein ein Wahlknig, den sich ohne Ansehen des Stammes die Franken und Sachsen gesetzt hatten, und dem sich spter auch die andern deutschen Völker anschlssen. In

5. Quellenlesebuch - S. 59

1916 - Leipzig : Hirt
11. Grndung des Deutschen Reiches durch Heinrich I. 59 diesem Sinne mu man Heinrichs Wahl als den Anfang eines neuen, des Deutschen Reichs ansehen, wie es schon im Mittelalter geschah. Mit bewundrungswrdigem Scharfblick bersah Heinrich die Lage der Dinge und erkannte, wie eine Einigung der deutschen Stmme mglich sei, wie sich mit andern Worten der Bestand des Ostfrnkischen, d. h. des Deutschen Reichs allein erhalten liee. Wohl htete er sich, auf die Irrwege König Konrads zu geraten; neue Bahnen schlug er mit erfinderischem und unerschrockenem Sinne ein. Nicht durch Unter-werfung der einzelnen Stmme unter den einen herrschenden wollte er die Reichs-gewalt aufrichten, wie es die Merowinger und nach ihnen die Karolinger getan hatten, nicht eine Sachsenherrschaft nach dem Regiment der Franken begrnden; nicht von einem Mittelpunkte aus beabsichtigte er mit Hilfe allein von ihm abhngiger Beamten die Lande zu regieren und zu verwalten, wie es die Art der Frankenknige gewesen war; nur durch eine freiere Gestalwng des Reichs lie sich, wie Heinrich sah, zurzeit eine Einigung der deutschen Völker behaupten. Das Ideal, das seinem Geiste vorschwebte, stellte sich etwa in folgenden Zgen dar: jeder Stamm stehe in seinen eignen Angele-genheiten fr sich und ordne sie selbst nach altem Recht und Herkommen; ihn leite und fhre in Zeiten des Kriegs und Friedens ein Herzog, dem die Grafen und Herren im Lande zu Kriegsgefolge und Gehorsam verpflichtet; dieser Herzog schlichte auf seinen Landtagen die Streitigkeiten der Groen im Lande, erhalte den Landfrieden und schtze die Grenzen gegen den einbrechenden Feind; wie aber die Herzoge der die einzelnen Stmme im Reiche gebieten, so walte der allen Landen des Reichs der König, der hchste Richter und Heerfhrer des ganzen Volkes. So sollte es werden, und so ward es! Wie die strahlenden Juwelen der goldne Reif zur Krone verbindet und so sich das herrlichste Sinnbild irdischer Macht gestaltet, fate die knigliche Gewalt die deutschen Lnder zusammen und gab ihnen geeint erst ihre volle Kraft und Bedeutung. In der Idee, die Heinrich fate, erschien das Reich fast nur als ein Bund der deutschen Stmme unter der Vorstandschaft des von ihnen gemeinsam gewhlten Knigs. Und doch viel fehlte daran, da auch nur diese Vorstandschaft sie sogleich wmg anerkannt htten. Bayem und Schwaben hatten sich fr den Augenblick vom Reiche getrennt dort waltete Arnulf, hier Burchard mit vllig freier Gewalt und Lothringen war seit Jahren mit dem Westfrnkischen Reiche verbunden. Nur Franken und Sachsen bildeten zunchst das Reich; der sie ging Heinrichs Macht fr den Augenblick nicht hinaus. Und ob er als König der Eberhard erhoben war, stand dieser doch ihm als Herzog in wesentlich gleicher Stellung zur Seite. Denn während Heinrich sich die herzogliche Gewalt, wie er sie besessen, in vollem Umfang bewahrte, blieb sie in derselben Weise Eberhard in den frnkischen Lndern erhalten; die Stellung, die hier vordem sein Geschlecht gewonnen und unter Konrads Regierung befestigt hatte, wurde ihm in keiner Weise gemindert. Nie ist wieder zwischen Heinrich und Eberhard ein Zwist ausgebrochen; bis an Heinrichs Ende blieben sie verbunden, und hauptschlich auf ihre Eintracht grndete sich das werdende Reich. Aber Heinrichs Gedanken waren nicht auf Sachsen und Franken beschrnkt, sondem hatten sich von Anfang an auf die Gnigung smtlicher deutscher Völker gerichtet, und so lie er es sein erstes Geschft sein, alle Stmme, die einst dem Ostfrankenreiche angehrt hatten, zur Anerkennung seiner Oberherrschaft zu bringen. Zuerst wandte er sich, von einem Vasallenheer begleitet, gegen Schwaben (919). Herzog Burchard stand hier in voller Gewalt; gegen König Rudolf von Burgund, der schon frher und gleich nach Konrads Tode abermals einen Versuch gemacht hatte, sich alamannischer Grenzlnder zu bemchtigen, hatte der Herzog sich mannhaft

6. Quellenlesebuch - S. 60

1916 - Leipzig : Hirt
60 11. Grndung des Deutschen Reiches durch Heinrich I. verteidigt und den König bei Winterthur auf das Haupt geschlagen. Aber trotz solchen Waffenglcks lie sich Burchard jetzt in keinen Kampf gegen König Heinrich ein; er mochte fhlen, er sei einem solchen nicht gewachsen, da viele im Lande und namentlich die Geistlichen, die er schwer bedrckte, sich nach der Knigsherrschaft sehnten. Frei-willig bergab er sich, alle seine Burgen und sein ganzes Volk dem Könige, der ihm dagegen die herzogliche Gewalt in Schwaben belie. Es ist kein Zweifel, da Hein-rich die Besetzung der Bistmer im Lande vorbehalten blieb und das Knigsgut, insoweit er es nicht anderweitig verlieh, an ihn berging; sonst aber behielt Burchard freie Gewalt in Schwaben und in dem mit Schwaben verbundenen Elsa. Auch fortan nennt er sich in seinen Urkunden: Herzog der Alamannen von Gottes Gnaden" und spricht von dem Volke und Lande, das Gott seiner Gewalt unterworfen habe. Er schlichtete auf Landtagen die Streitigkeiten des Volkes, wie ein freier Fürst, und fhrte auf eigne Hand mit seinen Mannen Kriege. Mit König Rudolf von Burgund, seinem frhern Gegner, schlo er bald darauf ein Freundschaftsverhltnis, vermhlte ihm seine Tochter Berta und trat ihm, wahrscheinlich als Mitgift, einen Teil des sdlichen Mamanniens, den Aargau bis zur Reu, ab. Auf einem Kriegszuge, den König Rudolf spter nach Italien unternahm, begleitete ihn Burchard mit seinen Vasallen und fand hier den Tod. Als Heinrich das Schwabenland dem Reiche, wenn auch nur lose, verbunden hatte, wandte er sich alsbald gegen Bayem. Amulf war unbestritten seit mehr als Jahresfrist Herr des Landes; der Adel war ihm geneigt, das Volk ergeben. Mancher flsterte ihm zu, er solle nun selbst nach der Krone greifen, und der herrschschtige Mann war nur zu geneigt, solchen Mahnungen sein Ohr zu leihen. Aber unter der Geistlichkeit hatte er viele und erbitterte Gegner, da er noch rcksichtsloser als Burchard die Einknfte der Kirchen und der Klster an sich zog, um seine Vasallen zu belohnen; mancher Stiftung hat er Wunden geschlagen, die niemals verharschen konnten. Mit dem Beinamen des Bsen haben ihn die geistlichen Herren fr alle Zeiten gezeichnet, und wie wenig sie sonst Heinrich geneigt sein mochten, sie sahen doch wohl dessen An-rcken in froher Erwartung. Aber die Mehrzahl des Volkes war dem Sachsen zu-wider: er kam in das Bayemreich," schrieb wenig spter ein Bayer, indem seine Vter auch nicht einen Fu breit Landes besessen hatten." Fast scheint es, als sei Heinrich beim ersten Angriff zurckgeschlagen worden und erst bei einem erneuerten Einfall zum Ziele gediehen. Wir wissen, da die Sache zwischen Heinrich und Arnulf nicht vor dem Jahre 921 zum Austrage kam. Arnulf hatte bei Regensburg, damals der Hauptstadt des bayerischen Landes, sein Heer gesammelt. Als Heinrich heranrckte, um die Stadt zu belagern, zog der Herzog ihm, wie ein alter Berichterstatter meldet, kampfgerstet entgegen. Aber Heinrich wollte nicht Krieg, sondern Frieden, und schlug Amuls eine Zusammenkunft vor; Aug' in Auge wollten sie selbst ihre Sache beendigen. Da meinte Amulf, ein Einzelkampf solle zwischen ihm und dem König entscheiden, und tapfer wie er war, hie er das Heer in die Stadt zurckziehen und stellte sich in Waffen zur bestimmten Zeit an dem bezeichneten Orte. Hier traf er auf Heinrich, der aber nicht mit Waffen, sondern mit vershnlicher Rede ihm begegnete. Was widerstrebst du Gottes Gebot?" sprach er. Sein Wille ist es, da mich das Volk zum König erwhlt hat. Htte das Volk dich auf den Thron erhoben, niemand htte dies lieber gesehen als ich. Weshalb willst du um deines Ehrgeizes willen das Blut so vieler Christen vergieen?" Da wurde Amulf nachdenklich, begab sich zu den Seinen zurck und ging mit ihnen zu Rate. Sie meinten, er solle sich Heinrich unterwerfen, wofem dieser ihm zugestehe,

7. Quellenlesebuch - S. 61

1916 - Leipzig : Hirt
11. Grndung des Deutschen Reiches durch Heinrich I. 61 da er frei der die Bistmer des Landes schalte und bei Erledigung eines Bischof-stuhls aus eigner Macht denselben besetze. Arnulf folgte dem Rat der Seinen und wurde des Knigs Vasall, der ihm das beanspruchte Vorrecht unbedenklich zugestand, obwohl es Amulfs Vorfahren niemals gebt hatten. So erzhlt den Hergang der Sache Bischof Lintprand von Kremona, der etwa dreiig Jahre nach dem Ereignis schrieb und, am deutschen Hofe in der Verbannung lebend, leicht gute Kunde von diesen Vorgngen erhalten konnte; dennoch scheint seine Erzhlung zum Teil dem Munde des Volkes entnommen und nicht ohne sagen-hafte Beimischung. Widukind von Korvei Berichtet nur, König Heinrich habe Regens-brg belagert, Amulf aber sich zu schwach zum Widerstande gefhlt, deshalb die Tore geffnet und sich dem Könige gestellt, dem er sich und sein ganzes Reich bergeben habe; ehrenvoll sei der Herzog aufgenommen und Freund des Knigs genannt wor-den. Wie aber auch der Verlauf der Dinge sein mochte, gewi ist, da Amulf den König nur als seinen Oberherrn anerkannte, indem ihm vertragsmig zu den Rech-tert, die die andern Herzoge bten, die Besetzung der Bistmer in seinem Lande zu-gestanden wurde. Dies Recht war um so hher anzuschlagen, als nach altem Her-kommen allein der König, dem das Zepter durch Gottes Gnade bertragen war, die Bistmer verleihen konnte. Hierdurch stand Amulf noch bei weitem freier und selbstndiger da, als Burchard, und waltete in seinem Lande vllig wie ein König im kleinen. Auch er nannte sich in seinen Urkunden: Herzog der Bayem von Gottes Gnaden", lie Mnzen mit seinem Namen schlagen, schickte Grafen als seine Send-boten aus, und fhrte, wie Burchard, auf eigne Hand Kriege im Ausland. Die Lande bis zum Rheine waren wieder verbunden, das Reich war hergestellt in dem Umfange, wie es Ludwig der Deutsche einst bei der Teilung zu Verdun erhalten hatte. Aber noch fehlte Lothringen, das spter mit gutem Recht erworben und erst unter Konrad dem stlichen Reiche entrissen war; auch hierauf hatte bereits Heinrich den Blick gerichtet, doch waren hier die Verhltnisse seinen Wnschen weniger gnstig. Nach Reginars Tode war in Lothringen dessen Sohn Giselbert in der herzoglichen Gewalt gefolgt, ein junger Mann, voll Kraft und unternehmenden Geistes, aber heftig, leidenschaftlich, unstet in allem, was er begann. Die Art seines Volkes spiegelte sich in ihm wider; denn der Lothringer galt fr ehrgeizig, habgierig, zugleich fr wetterwendisch und rnkeschtig, indem er nach seinem Vorteile gern den Herrn und die Treue wechselte. Auch Giselbert trachtete nach hohen Dingen und meinte, nichts fei ihm zu groß und zu schwierig, aber es fehlte ihm an der Besonnenheit und Ruhe, die glcklich zum entlegenen Ziele fhrt. Giselbert geriet, wie sich erwarten lie, bald mit König Karl in Streit; dieser wute ihm jedoch seine Vasallen abwendig zu machen und trieb ihn so in die Enge, da er das Land verlie und zu Heinrich flchtete, durch dessen Verwendung er die Erlaubnis zur Rckkehr und die Rckgabe des grten Teils seiner Gter erlangte. Bald aber emprten sich die groen Vasallen Karls, durch den bermut eines seiner Hflinge gereizt, und das Westfrankenreich schien durch eines Gnstlings Hoffahrt in eine hnliche Auflsung zu geraten, wie das Ostfrankenreich durch Konrads Starrheit. Auch Giselbert sagte sich abermals vom Könige los und die meisten lothringischen Groen schlssen sich ihm an. Giselbert hatte von neuem alle Gewalt in Lothringen gewonnen und herrschte hier in hnlicher Weise, wie Arnulf vor feiner Unterwerfung in Bayem: er ri, um feine Vasallen zu belohnen, die geistlichen Gter an sich, machte sich zum Abt der reichsten Klster, besetzte das Bistum Tongern nach seinem Belieben und zwang den Erzbischof von Kln, die Weihe zu vollziehen. Zugleich unterhielt er seineverbindungen

8. Quellenlesebuch - S. 62

1916 - Leipzig : Hirt
62 11. Grndung des Deutschen Reiches durch Heinrich I. mit Heinrich, um an ihm einen Rckhalt gegen Karl zu finden, und ohne Zweifel wrde er schon damals dem stlichen Reiche sich ganz angeschlossen haben, wenn nicht alsbald eine unerwartete Wendung der Dinge eingetreten wre. Durch den Einflu der Geistlichkeit, namentlich des Erzbischofs von Reims, gewann Karl von neuem An-hang und warf sich dann sofort, um durch Kriegsruhm seine unsichere Macht zu be-festigen, in den Kampf gegen die Deutschen. Er fhrte seine Vasallen gegen den Rhein und drang bis in den Nahegau und die Gegend von Worms vor, wo er von deutschen Groen im Jahre 920 eine Niederlage erlitt. Durch groe Versprechungen bewogen, kehrten Giselbert und die Lothringer jetzt zur Treue zurck und untersttzten das Westreich im Kampfe gegen Heinrich, den Karl persnlich im Jahre 921 fortsetzte. Heinrich mute bald erkennen, da ohne gewaltiges Blutvergieen jetzt Lothringen seinem Reiche nicht gewonnen werden konnte; deshalb bot er Karl die Hand zum Frie-den. Bei Bonn, wo der Rhein das Siebengebirge hinter sich lt und in die weiten Niederungen tritt, kamen die beiden Könige zum Friedenswerke zusammen. Auf beiden Ufern des Flusses lagerten ihre Heere; in der Mitte des Stromes ankerte ein Schiff, wo sich die Könige begegneten. Hier schlssen sie am 7. November 921 einen Freundschaftsbund und Karl erkannte Heinrich als König der Ostfranken feierlich an. Das war ein wichtiges, bedeutendes Ereignis, da, nachdem Schwaben und Bayern die knigliche Macht der sich dem Sachsen zugestanden hatten, nun auch der letzte Karo-linger dessen Herrschaft neben sich als zu Recht bestehend erkannte und damit die Lnder stlich des Rheins, auf die er bis dahin Erbansprche behauptet hatte, in aller Form aufgab. Erst hierdurch wurde rechtlich die Selbstndigkeit des Ostfrnkischen oder viel-mehr des Deutschen Reichs begrndet. So Groes war hierdurch gewonnen, da Heinrich verschmerzen konnte, da er seine Absichten auf Lothringen noch nicht erreichte. Bald kam die (Stunde, wo auch die Lothringer sich willig dem Ostreiche anschlssen. Mit der Geistlichkeit im Bunde, suchte Karl in derselben Weise, wie einst Konrad in den deutschen Landen, das knigliche Ansehen gegen die bermchtigen Groen Frankreichs wieder zur Geltung zu bringen: diese aber entfremdeten sich immer mehr ihrem Herrn und erhoben in dem Grafen Robert, dessen Bruder Odo schon einst die Krone getragen hatte, einen Gegenknig. Ganz Frankreich und Lothringen spaltete sich in zwei feindliche Lager (923). Bei Soissons kam es zu blutigem Kampfe. Robert fiel im Streite, Karl aber verlor die Schlacht. Ms darauf seine Gegner Roberts Schwiegersohn, den Herzog Rudolf von Burgund, zum König erhoben, verlieen ihn auch seine letzten Anhnger; der Graf Heribert bemchtigte sich endlich ohne Scheu der Person des rechtmigen Knigs. Auf kurze Zeit sah der unglckliche Fürst noch einmal die Freiheit wieder; dann kehrte er in den Kerker zurck, wo er sein trauriges Dasein beschlo. Aber auch Rudolf fand nicht berall den Gehorsam, den er selbst seinem König und Lehnsherrn verweigert hatte. Vor allem wollte sich Giselbert mit den Lothringern der Macht des Emporkmmlings nicht fgen; abermals verstndigte er sich daher mit Heinrich und rief ihn der den Rhein. Jetzt war der rechte Augenblick erschienen, wo Heinrich, der bis dahin ruhig der Entwicklung dieser Dinge zugesehen hatte, in Lothringen eingreifen mute. Mit Heeresmacht zog er im Winter 923 dorthin, und schnell unterwarf sich ihm der grere Teil des Landes. Schon rckte indessen auch Rudolf mit einem stattlichen Heere heran, und Heinrich hielt es auch jetzt nicht fr geraten, in blutigen Kmpfen das Land zu ersiegen. Er schlo deshalb mit Rudolf einen lngern Waffenstillstand und begab sich der den Rhein zurck. Nach Ablauf des Waffenstillstandes erschien er im Anfange des Jahres 925 abermals auf dem Kampfplatz, aber er fand hier manches verndert.

9. Quellenlesebuch - S. 65

1916 - Leipzig : Hirt
12. Die Anfnge germanischer Seefahrt. 65 Schiffen durchfurcht wurden von den Sulen des Herkules ^ bis in die uersten Winkel des Ponws Euxinus^. Die Eroberung Galliens und des Augustus Bemhungen, die Lande vom Rhein bis zur Elbe, als Auenwerk jenseits des Alpenwalles, zur Deckung Italiens gegen die Barbaren des Nordostens zu unterwerfen und zu behaupten, haben die Rmer zuerst bekannt gemacht mit den Gewssem des Kanals und der Nordsee und den an ihren Gestaden wohnenden Vlkem. Es war das Jahrhundert, das zwischen Casars Empor-kommen und dem Kreuzestode des Erlsers liegt. Frher war von diesen Gegenden nur vereinzelt dunkle Kunde in die rmisch-griechische Welt gedrungen. Man fand die Ksten der neuerkundeten Meere besetzt von keltischen und germanischen Vlkerschaften, jene an beiden Usern des Kanals, stlich ungefhr bis zur Scheldemuduug, diese weiter gegen Morgen. Die Ostsee hat nie ein rmischer Kriegsmann gesehen; nur Hndler haben sie als Trger und Boten der hohem Kultur erreicht. Sie war um diese Zeit in ihren wohnlichsten Kstengebieten, in Skandinavien wohl schon hinauf bis Drontheim und Stockholm, an den sdlichen Gestaden mindestens bis zur Weichsel ebenfalls besetzt von germanischen Vlkerschaften. Ihr Herrschaftsgebiet an Nord- und Ostsee blieb nicht wesentlich zurck hinter dem, was heutigen Tages von ihren Nachkommen, Deutschen, Niederlndern, Skandinaviern, im mittlem Nordeuropa besetzt gehalten wird. Die Rmer fanden die germanischen Anwohner der Nordsee mit seemnnischer bung vertraut. Da die der Ostsee ihnen in dieser Beziehung nicht nachstanden, kann nicht bezweifelt werden. Ihre Wandmngen aus der skandinavischen Heimat, dem Mutterschoe der Völker" nach Jordanis^, hinber an die gegenberliegenden deutschen Ksten, die in diese Zeit oder wenig spter zu setzen sind, beweisen es. Die Vertrautheit mit dem Meere machte die niederdeutschen Kstenstmme, Franken, Friesen und Sachsen, fr die rmische Kstenbevlkemng bald zu nicht minder ge-frchteten und gefhrlichen Nachbarn, als es ihre binnenwrts wohnenden Stammes-genossen durch ihren nicht zu bndigenden Kriegs- und Wandermut fr die langen Landgrenzen des Imperiums waren. Gefangene Franken, die Kaiser Probus um 280 ans Schwarze Meer verpflanzt hatte, vermochten dort Schiffe in ihre Gewalt zu bringen und auf dreijhrigem Seezuge, raubend, plndernd und wstend, durch Bosporus, Hellespont und Strae von Gibraltar hindurch, die niederrheinische Heimat zu erreichen. Schsische Seeruber suchten die Ksten Galliens heim; an Flumndungen wurde dort, wie es spter mit den Normannen geschehen ist, der Versuch gemacht, die gefhrlichen Fremden anzusiedeln zum Schutze gegen ihre eignen Landsleute. Ihrer Seetchtigkeit verdankten die niederdeutschen Stmme, da ihnen ein wertvoller Beuteteil aus dem zusammenbrechenden rmischen Kaiser-reich zufiel, da Englands keltische Briten aus der rmischen unter die angelschsische Herrschaft gerieten. Die Nordsee war jetzt mit Germanen fast vollstndig eingefat. So wenig wie vor der Ostsee hat vor ihr die Vlkerwandmng haltgemacht. Wir sind nicht ohne Kenntnis der die Art, wie die germanische Schiffahrt dieser Jahrhunderte betrieben wurde. Dem Erdboden, der uns so manche vorgeschichtliche Kunde bewahrt hat, verdanken wir sie. Im Sundewitt, jener durch die Dppel-kmpfe so bekannt gewordenen, gegen Alfen hin sich erstreckenden Halbinsel, und in Norwegen in der Nachbarschaft von Christiania sind Funde gemacht worden, bei denen ganze, gut erhaltene Langboote aus der Zeit der Vlkerwandmng zutage kamen. Sie gehren zu den wertvollsten und anziehendsten Schtzen der reichen prhistorischen 1 Strae von Gibraltar. - 2 Das Schwarze Meer. - - Gotischer Geschichtschreiber des 6. Jahrh. ; ;" Quell enbuch. k

10. Quellenlesebuch - S. 66

1916 - Leipzig : Hirt
66 12. Die Anfnge germanischer Seefahrt. Sammlungen von Kiel und Christiania. Sie erinnern in ihrer Gestalt an die noch heute in Dalekarlien auf dem Silja gebruchlichen, scharf gebauten Kirchenboote, die von fnfzig und mehr Rdem getrieben mit erstaunlicher Schnelligkeit das Wasser durchschneiden, sind offen, ohne Deck, und mit hohem Vorder- und Achtersteven versehen. Sie haben Kielbalken bis zu 15 m Lnge, sind mittschiffs gegen 3v2 m breit und boten sicher Raum fr 60 bis 80 Bewaffnete. Ihre Insassen konnten sich der Ruder und Segel, auch beider Befrderungsmittel zugleich bedienen. Einer der ersten englischen Schiffsbauer der Neuzeit hat erklrt, da er nicht imstande sei, ein besseres Boot zu bauen. Ein Fahrzeug, das nach dem Muster des bei Gofftad am Christianiasjord gefundenen hergestellt wurde, hat die Reise der den Ozean zur Weltausstellung in Chicago gemacht. Wesentlich kleinere, in der Form hnliche Boote, die man im Flubett der Seine bei Paris gefunden hat und mit gutem Grund mit der Belagerung dieser Stadt durch die Normannen im Jahre 885 in Zusammenhang bringt, geben ein Bild, wie man die Beutezge auf die Binnengewsser aus-dehnte. Da das während der Vlkerwandmng in andrer Weise geschehen sei als spter auf den Wikingerzgen der Normannen, ist nicht anzunehmen. Sind doch diese nichts andres als die Vlkerwandrung in der Form, in der sie die nordgermanischen Stmme ergriff, als ihre sdlichem Nachbarn schon zu festen Wohnsitzen gelangt waren. Dem Gewinn, den das germanische Wesen aus der Zertrmmerung des rmischen Weltreichs davontrug, stand zunchst ein empfindlicher, fast grerer Verlust gegen-ber. Man hatte England erobert. Aber die weiten Gebiete von der Elbe und Saale bis zur Weichsel und darber hinaus, dann das bergumkrnzte bhmisch-mhrische Land waren verloren gegangen an Vlkerschaften, die den Grundstock bilden sollten fr die dritte der drei groen Bevlkerungsgruppen, die heute neben Germanen und Keltoromanen den Erdteil besetzt hlt. Dafr konnte der mige Zuwachs an Boden, den das germanische Volkstum an feinen Sd- und Westgrenzen dauemd behauptete, nicht entschdigen. Es ist im festlndischen Europa (die skandinavische Welt darf man zum insularen rechnen) nie auf so schmale Basis gestellt gewesen als in dem halben Jahrtausend, das zwischen dem Aufrichten des langobardischen Reichs in Italien und dem erneuten Vordringen deutscher Siedler in den stlichen Teil der norddeutschen Tiefebene liegt. Und diese Zeit ist zugleich die einer Entfremdung der deutschen Stmme vom Meere. Die alte Seetchtigkeit scheint nur den Normannen erhalten geblieben zu sein, kommt allerdings bei ihnen zu groartigster Entfaltung. Sie haben die Meere durchfurcht rund um Europa herum. Ihnen war die Bjarma- (Weie Meer-) so vertraut wie die Jemsalems-Fahrt. Die gewaltigen Strme, die aus dem Innern des heutigen Rußland sich nach verschiedenen Himmelsgegenden ergieen, haben sie benutzt, um aus ihren heimischen Gewssern sowohl ins Kaspische als ins Schwarze Meer hinab-zugleiten. Nie wieder hat das Mittelalter hnliches geleistet, erst das neunzehnte Jahr-hundert Greres. .... Den Friesen, die nicht nur am, sondern gleichsam im Wasser wohnten, ist in dieser Zeit seemnnische bung wohl auch nicht ganz verloren gegangen. Aber das Frnkische Reich, dem sie Untertan waren, war weit entfernt, diese Kraft zu verwerten fr die eigne Verteidigung. Es vermochte so wenig wie der angelschsische Staat sich der nordi-scheu Eindringlinge zu erwehren. Die Untertanen beider Reiche verschwinden gleichsam vom Meere. An der Sdseite des Kanals entsteht ein normannisches Staatswesen
   bis 10 von 3545 weiter»  »»
3545 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 3545 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 298
1 92
2 49
3 232
4 177
5 1288
6 39
7 771
8 99
9 144
10 168
11 1
12 53
13 101
14 7
15 61
16 244
17 23
18 250
19 167
20 6
21 26
22 45
23 18
24 319
25 60
26 61
27 45
28 162
29 125
30 336
31 1
32 11
33 271
34 85
35 25
36 102
37 1097
38 554
39 112
40 67
41 29
42 9
43 113
44 77
45 262
46 51
47 104
48 62
49 73

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 45
1 351
2 5
3 98
4 152
5 125
6 93
7 18
8 33
9 213
10 110
11 92
12 154
13 124
14 5
15 35
16 422
17 805
18 36
19 212
20 6
21 577
22 28
23 136
24 266
25 45
26 45
27 11
28 410
29 30
30 10
31 11
32 46
33 41
34 41
35 56
36 58
37 65
38 199
39 470
40 120
41 49
42 198
43 142
44 50
45 328
46 45
47 10
48 168
49 259
50 62
51 73
52 51
53 5
54 370
55 23
56 20
57 49
58 24
59 60
60 84
61 80
62 61
63 4
64 15
65 72
66 98
67 5
68 53
69 53
70 366
71 93
72 100
73 41
74 16
75 237
76 459
77 1558
78 75
79 84
80 78
81 52
82 313
83 46
84 310
85 54
86 17
87 409
88 15
89 13
90 23
91 328
92 633
93 94
94 894
95 58
96 6
97 37
98 68
99 25

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 211
1 65
2 75
3 84
4 4
5 12
6 393
7 14
8 9
9 14
10 35
11 58
12 285
13 255
14 94
15 3
16 3
17 50
18 52
19 53
20 2
21 20
22 2
23 0
24 88
25 278
26 21
27 9
28 217
29 95
30 15
31 10
32 176
33 202
34 241
35 83
36 84
37 8
38 22
39 64
40 17
41 45
42 424
43 209
44 69
45 28
46 80
47 49
48 17
49 11
50 401
51 794
52 99
53 24
54 151
55 10
56 35
57 26
58 27
59 253
60 26
61 76
62 20
63 9
64 10
65 89
66 49
67 47
68 7
69 2
70 31
71 33
72 44
73 6
74 18
75 72
76 6
77 3
78 55
79 3
80 26
81 1031
82 66
83 52
84 130
85 0
86 25
87 24
88 13
89 136
90 73
91 69
92 7
93 6
94 29
95 113
96 33
97 32
98 7
99 36
100 322
101 31
102 414
103 5
104 6
105 53
106 33
107 43
108 3
109 20
110 66
111 248
112 82
113 18
114 150
115 30
116 126
117 7
118 11
119 141
120 16
121 149
122 58
123 165
124 134
125 269
126 41
127 90
128 0
129 146
130 90
131 231
132 10
133 150
134 8
135 72
136 144
137 71
138 17
139 53
140 52
141 28
142 202
143 81
144 12
145 44
146 8
147 11
148 19
149 12
150 9
151 62
152 231
153 27
154 62
155 52
156 84
157 66
158 6
159 33
160 57
161 13
162 3
163 8
164 19
165 34
166 42
167 33
168 117
169 56
170 21
171 23
172 43
173 101
174 18
175 226
176 34
177 55
178 5
179 71
180 12
181 1
182 43
183 320
184 6
185 30
186 1
187 15
188 107
189 1
190 6
191 5
192 22
193 47
194 17
195 53
196 500
197 6
198 19
199 49