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1. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 80

1879 - Leipzig : Teubner
80 Gustav Adolph in München 1632. Wallenstein. ihm Friedensanträge; allein er ließ ihm sagen: „Ich kenne den Herzog von Baiern und seine Pfaffen; er trägt eine doppelte Kassake und kehrt bald das Blaue, bald das Rothe heraus." München ergab sich ohne Widerstand; es kam mit einer Brandschatzung von 400,000 Thlrn. davon. Bei seinem Einzug in die Stadt ritt dem König der vertriebene Kurfürst von der Pfalz zur Seite; er hatte sich während des Winters zu Mainz eingefunden, in der Hoffnung, fein Land wieder zu erhalten. Wenn ihm der König dasselbe nicht sogleich zurückgab, fo geschah das nur, um England zu Hilfeleistungen zu veranlassen. In München wurden dem König 140 vergrabene Kanonen verrathen; er ließ sie ausgraben mit den Worten: „Lasset die Todteu auferstehen". In dem Laufe der Kanonen fand man 30,000 Ducateu und viele andere Kostbarkeiten versteckt. Gustav Adolph war jetzt Herr von ganz Deutschland mit Ausnahme der Erbstaateu des Kaisers. Aber dieser hatte unterdessen ein neues Heer durch Wallenstein werben lassen. Wallenstein hatte nach seiner Abdankung zu Prag in königlicher Pracht gelebt. Er hatte dort einen großen Palast erbaut, wegen dessen 100 Häuser hatten niedergerissen werden müssen; 300 Rosse standen in seinen Ställen an marmornen Krippen; wenn er seine Güter besuchte, führte er 50 sechsspännige Kutschen mit sich. Er war von einem großen Hofstaate umgeben und ließ sich von 60 adlige« Pagen bedienen; 50 Hellebardiere standen als Leibwache in seinem Schloßhofe. Bei all diesem Aufwende aber lebte er für feine Person mäßig und zurückgezogen von dem Lärm der Welt; er war unermüdlich thätig und beschäftigte sich viel mit seiner Lieblingswissenschaft, der Sterndeuterei. Er hatte sich zuletzt, als die Sachsen Prag einnahmen, nach Znaim in Mähren zurückgezogen. Hierher kamen kaiserliche Gesandten, die ihn baten, neben des Kaisers Sohn Ferdinand, dem nachmaligen Kaiser, Sas Commando zu übernehmen. Aber Wallenstein weigerte sich, er habe zu viel Undank erfahren und wolle hinfort als Privatmann in Ruhe leben; erst nach wiederholten Gesandtschaften versprach er, ein Heer zusammenzubringen. Bald

2. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 81

1879 - Leipzig : Teubner
Wallenstein und Gustav Adolph bei Nürnberg. 81 standen 40,000 Mann unter den Waffen, und Wallenstein kündete dem Kaiser an, das Heer sei zusammen, er möge demselben einen Feldherrn schicken. Er wußte, daß der Kaiser ihn selbst nöthig hatte, daß das Heer nur unter ihm dienen würde. So mußte denn der Kaiser ihn wiederholt bitten, daß er selbst das Commando übernehme. Er that es endlich, aber unter den härtesten Bedingungen: alle kaiserlichen Truppen sollten allein seinem Befehle unterworfen sein, er allein sollte alle Offizierstellen besetzen, allein strafen und begnadigen, weder der Kaiser noch sein Sohn dürften bei dem Heere erscheinen; er allein sollte über alle Eroberungen verfügen, er sollte ein kaiserliches Erbland als Pfand für künftige Belohnung erhalten und nach dem Kriege das Herzogthum Mecklenburg oder ein anderes deutsches Reichsland. Dem Kaiser blieb keine Wahl, er gestand alle diese Forderungen zu, in der Hoffnung, sich später des gefährlichen Mannes wieder entledigen zu können. Wallenstein zog mit seinem Heere nach Böhmen und vertrieb daraus die Sachsen mit leichter Mühe; aber er beeilte sich nicht, dem Kurfürsten von Baiern zu Hülfe zu ziehu, der einst vor allen feine Absetzung betrieben hatte. Endlich vereinigten sich beide zu Eger; doch mußte der Kurfürst dem Herzog allein den Oberbefehl überlassen. Sie zogen, 60,000 M. stark, gegen das mit Gustav Adolph verbündete mächtige Nürnberg. Dieser mußte,um Nürnberg zu schützen, seine südlichen Eroberungen aufgeben und eilte in die Nähe dieser Stadt. Er hatte Anfangs nur 16,000 M. bei sich, mit denen er sich bei Nürnberg verschanzte, ehe Wallenstein herankam. Auch dieser bezog ein befestigtes Lager in seiner Nähe. So lagen sie beinahe ein Vierteljahr sich gegenüber, bis in der Umgegend alle Lebensmittel aufgezehrt waren. Als Gustav durch Zuzug feines Kanzlers Oxenstierna, Banörs und Bernhards von Weimar und durch Unterstützung der Nürnberger, welche damals 30,000 Männer stellen konnten, sein Heer auf 70,000 M. gebracht hatte, unternahm er endlich einen Sturm auf die Schanzen Wallensteins. Seine Truppen fochten mit nie gesehener Tapferkeit; aber alle An- Stoll, Erzählungen. Iv. 6

3. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 82

1879 - Leipzig : Teubner
82 Wallenstein nach Sachsen. strertgungen waren gegen die festen Verschanzungen und die zahlreichen Feuerschlünbe des Feinbes vergebens. Am Abenb lagen 3000 M. des schwebischen Heeres in ihrem Blute, und der Sturm war mißlungen. Der König blieb noch 14 Tage kampfgerüstet stehen, dann zog er ab (Sept. 1632). Er hatte im Ganzen 20,000 M. bei Nürnberg im Kampf und durch Hunger und Krankheit verloren, Nürnberg 10,000 seiner Einwohner; Wallensteins Heer war auf 24,000 M. zusammengeschmolzen. Gustav Adolph zog nach Baiern zurück, in der Hoffnung, der Feind werde ihm folgen. Aber es folgte ihm nur der Kursürst von Baiern; Wallenstein brach nach Sachsen auf, um den Kurfürsten zum Verlassen des schwedischen Bündnisses zu zwingest. Nachdem zu Merseburg, von Westfalen herkommend, Pappenheim zu ihm gestoßen war, eroberte er Leipzig. Das Land wurde furchtbar verwüstet. Gustav Adolph eilte auf den Hülferuf des Kurfürsten aus Baiern herbei. Als er an das Thor von Naumburg kam, drängte sich das Volk schaarenweise zu ihm heran, kniete vor ihm nieder, indem es ihn weinend als seinen Retter begrüßte, es küßte den Saum seines Kleib es und die Scheibe seines Degens. Da sprach der König gerührt und zugleich mit Unwillen: „Ist es nicht, als ob bieses Volk mich zum Gotte machen wollte? Unsere Sachen stehen gut; aber ich befürchte, der Himmel werde mich für dieses verwegene Gaukelspiel strafen und diesem thörichten Hansen früh genug zeigen, daß ich ein schwacher Mensch bin." Es war schon spät im Herbst, und Wallenstein erwartete keinen Angriff mehr. Deshalb entließ er den Pappenheim mit seinen Truppen von sich, daß er durch Westfalen nach dem Rhein ziehe. Sobald dies aber Gustav Adolph erfuhr, rückte er schnell, um noch eine Schlacht zu liefern, an Wollenstem heran. Bei Lützen, einem Städtchen westlich von Leipzig, kam es zur Schlacht, am 16. November 1632. Wallenstein hatte seine Stellung nördlich von der Straße zwischen Leipzig und Lützen genommen und in der vorher-gehenben Nacht die Gräben auf beibeu Seiten der Straße

4. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 83

1879 - Leipzig : Teubner
Schlacht bei Lützen 1632. 83 noch tiertiefen lassen, damit sie ihm als Brustwehren bienten. Gustav Adolph orbnete am Morgen bei dichtem Nebel feine Schaaren und übernahm das Commanbo auf dem rechten Flügel; den linken führte Bernharb von Weimar, das Mitteltreffen Kniphaufen. Erst um 11 Uhr, als der Nebel fchwaub, begann die Schlacht. Der König ließ die Melobie: „Ein' feste Burg ist unser Gott", mit Trompeten blasen und stimmte bannfein„Felblieblein" an: „Verzage nicht, bu Häuflein klein". Darauf rief er: „Jetzt wollen wir in Gottes Namen baran; Jesu, Jesu, laß uns heut zu Ehren beines Namens streiten!" und führte, den Degen fchwingenb, feine Regimenter gegen den Graben. Die Geschütze des Feinbes spieen Tod und Verberben; aber immer neue Truppen brangen vor, und die Lanbstraße warb genommen, während auch das fchwebifche Mitteltreffen in breiftünbigem, blutigem Kampfe siegreich vorgebruugeu war und brei feinbliche Vierecke zersprengte. Auf dem linken Flügel hatte Bernharb von Weimar geringen Erfolg. Jetzt erhielt der König die Nachricht, daß fein Mitteltreffen von der feinblichen Reiterei wieber zurückgeworfen worben fei. Er sprengte an der Spitze feiner Reiter borthin; aber der Nebel hatte sich wieber eingestellt, Gustav merkte nicht, daß feine Leute hinter ihm geblieben, und gerieth mitten unter die feinblichen Reiter. Nur 8 Personen blieben bei ihm. Plötzlich fährt ein Schuß feinem Pferb in den Hals, ein zweiter zerschmettert feinen linken Arm. Als er bett Herzog Albrecht von Sachfen-Lanenbnrg, der bei ihm war, bat, er möge ihn aus dem Getümmel fortbringe«, schießt ihn ein kaiserlicher Offizier in bett Rücken, und mit dem Seufzer: „Mein Gott, mein Gott!" sinkt er vom Pferde. Der Herzog von Lauenburg*) und die übrigen Begleiter fliehen davon; nur ein 18 jähriger Page, Lenbel-sittg, bleibt bei dem verwundetet! König zurück. Kaiserliche Küraffire sprengen heran, fragen den Pagen, wer der Verwundete fei, und da der Page nur sagt: „Ein Offizier", so *) Man hat diesem mit Unrecht den Vorwurf gemacht, er habe selbst den König hinterrücks erschossen. G*

5. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 84

1879 - Leipzig : Teubner
84 Schlacht bei Lützen 1632. verwunden sie den Pagen auf den Tod. Der König wird beraubt, entkleidet. Da ruft der König noch: „Ich bin der König von Schweden!" Sie wollen ihn fortfchleppen; aber schon nahen die Schweden, die Küraffire fliehen, und der letzte schießt den König noch vor die Stirn. Als des Königs Roß, mit Blut bedeckt, durch die Reihen der Schweden dahinfprang, erkannten sie, was geschehen. Kniphanfen schlug vor, sich zurückzuziehen; aber der junge Bernhard von Weimar sprengte durch die Reihen seiner Krieger und ries: „Ihr Finnen, ihr Schweden, ihr Deutsche! der Held ist gefallen, der für unsere Freiheit gestritten. Für mich gibt es kein Leben mehr, wenn ich seinen Tod nicht rächen soll. Wohlan, wer seinen König geliebt hat, der folge mir in den Tod oder zum Sieg!" Voll Wuth und Verzweiflung drangen die schwedischen Regimenter, von Bernhard geführt, in den Feind und warfen alles vor sich nieder. Wallenfteins Fußvolk und Reiter flohen in wildester Verwirrung davon, von ihren eigenen Geschützen durch die Schweden beschossen. Der Sieg ist errungen. Da erscheint auf einmal Pappenheim, den Wallenftein durch Eilboten hatte zurückrufen lassen, mit feiner Reiterei auf dem Schlachtfeld und erneuert den Kampf. Pappenheim selbst fallt, von 2 Kugeln durchbohrt. Aber feine Regimenter fechten jetzt um so wüthender; doch sie können dem Andrange der Schweden nicht widerstehen. In ihrer Flucht reißen sie auch Pappenheims Fußvolk, das unterdeß aus dem Kampfplatz erschienen, mit sich fort. Mit dem Einbruch der Nacht haben die Schweden völlig den Sieg errungen. Am folgenden Morgen fanden die Schweden nach langem Suchen die Leiche ihres Königs, bis zur Unkenntlichkeit entstellt, in der Nähe eines großen Feldsteines, der seitdem der „Schwedenstein" heißt und noch heute dort zu sehen ist. Seine Gemahlin Eleonore brachte die Leiche nach Stockholm. — Pappenheim war noch lebend aus der Schlacht getragen worden. Als er horte, daß der Schwedenkönig gefallen, sprach er: „So meldet dem Herzog von Friedland, daß ich ohne Hoffnung zum Leben daniederliege, aber mit Freuden

6. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 85

1879 - Leipzig : Teubner
Gustav Adolphs Tod 1632. 85 sterbe, da ich weiß, daß der gefährlichste Feind meines Glaubens an einem Tage mit mir gefallen ist." Pappenheim war ein Mann von außerordentlicher Tapferkeit gewesen. Die Soldaten nannten ihn den „Schrammhans"; denn fein Körper war mit mehr als 100 Narben (Schrammen) bedeckt. Er schien wie zum Kriege geboren; denn er hatte zwei Striemen auf der Stirne mit auf die Welt gebracht, die wie zwei Schwerter gekreuzt waren und, wenn er zornig ward, sich blutig roth färbten. — Wallenstein war in der Nacht und am Tage nach der Schlacht mit feinen zerstreuten Schaaren davongeflohen und zog sich, nachdem er die Trümmer des Heeres gesammelt, nach Böhmen zurück, um da zu überwintern. In Prag hielt der strenge, düstere Feldherr in feinem Zorne über die Truppen furchtbares Gericht. Elf hohe Offiziere wurden als Ausreißer vor dem Rathhaufe enthauptet, 7 andre gehängt; die Namen von 50 Offizieren, die nicht Muth genug bewiesen, wurden an den Galgen geschlagen und die Fahnen des Regiments, das zuerst geflohen, von den Henker öffentlich verbrannt. Der Tod Gustav Adolphs erregte unter den Protestanten Deutschlands große Bestürzung, der vertriebene Kurfürst von der Pfalz starb auf die Nachricht von des Königs Tod zu Mainz vor Schreck. Eben so groß war trotz ihrer Niederlage die Freude der Katholiken; in den kaiserlichen Landen feierte man den Tag von Lützen durch ein Tedenm, denn der gefährlichste Feind der katholischen Sache war todt. Der Kaiser äußerte keine laute Freude. Als ihm Wallen-ftein den blutigen Koller und die goldene Kette des Königs, die ihm auf dem Schlachtfelde abgenommen worden waren, überschickte, rief er gerührt: „Gern hätte ich dem Helden ein längeres Leben und eine frohe Rückkehr in fein Königreich gegönnt, wenn nur in Deutschland Friede geworden wäre." Gustav Adolph hinterließ nur eine Tochter, Christine, ein Kind von 8 Jahren. Während ihrer Minderjährigkeit führte die Regierung in Schweden der Kanzler Axel Oxenstierna, ein ausgezeichneter Staatsmann. Später (1654) legte sie die Regierung nieder und ward katholisch.

7. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 86

1879 - Leipzig : Teubner
86 Rebellion von Pilsen. 4. Fortsetzung des Kriegs bis zum Tode Ferdinands Ii. 1632 — 1637. Nach dem Tode Gustav Adolphs verlor der 30jährige Krieg, der bis dahin, wenn auch nicht durchaus, ein Religionskrieg gewesen war, den religiösen Charakter immer mehr und wurde ein politischer Krieg, in welchem es sich um Herrschaft und Besitz handelte. Der in Deutschland anwesende Reichskanzler Oxeustierna hatte die Leitung der schwedischen Angelegenheiten in Deutschland übernommen, während die Feldherrn, die sich unter Gustav Adolph gebildet, namentlich Bernhard von Weimar und Gustav Horu, der Schwiegersohn Oxeustieruas, den Krieg weiter führten. Oxeustierna hatte es auf die Erwerbung deutscher Reichsländer für Schweden abgesehen, Bernhard wollte für sich selbst ein Reichsland gewinnen; beide genossen für die Kriegsführung Unterstützungen von Frankreich, Deutschlands größtem Feinde. Bernhard verwandelte auch wirklich die Bisthümer Bamberg und Würzburg in ein Herzogthum Franken und ließ sich von den Einwohnern huldigen (1633). Währenddem eroberte Horn fast ganz Elsaß. Wallenstein blieb uuterdeß unthätig in Böhmen und ließ es geschehen, daß Bernhard von Weimar das wichtige Bollwerk Regensburg einnahm, obgleich ihn der Kaiser und Max von Baieru wiederholt aufgefordert hatten, die Stadt zu retten. Er war überzeugt, daß der Kaiser die Versprechungen, die er bei der Uebernahme des Commandos gemacht, ihm zu halten nicht gewillt fei, und wußte, daß zahlreiche Feinde am kaiserlichen Hose an seinem Sturze arbeiteten. Sie beschuldigten ihn, und wahrscheinlich nicht mit Unrecht, daß er verräterische Unterhandlungen mit Frankreich, mit Schweden, Sachsen und Brandenburg pflege und beabsichtige, die kaiserliche Armee dem Feinde zuzuführen. Besonders beutete man die f. g. „Rebellion von Pilsen" ans. Da Wallenstein feinen Offizieren in Pilsen geäußert hatte, er wünsche das Commando niederzulegen, weil er krank und der ewigen Verdächtigungen müde fei, so hatten ihm

8. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 87

1879 - Leipzig : Teubner
Wallensteins Tod 1g34. 87 40 Obersten ein Schreiben überreicht, in welchem sie ihn baten, jenen Entschluß aufzugeben, und sich verpflichteten, ihn nicht zu verlassen, so lange er die Armee im Dienste des Kaisers verwenden würde (12. Jan. 1634). Dieser Vorgang war von dem Obersten Piccolomini, einem persönlichen Feinde Wallensteins, einem verworfenen Italiener, sofort dem Kaiser mitgetheilt worden, und so ließ sich denn der Kaiser bewegen, durch ein Patent die Absetzung Wallensteins auszusprechen. Der Graf Gallas sollte an seine Stelle treten und erhielt den Befehl, sich Wallensteins und seiner treuesten Anhänger, der Obersten Jllo und Terzky (Trezka), todt oder lebendig zu bemächtigen. Obgleich Gallas jenes Patent noch geheim hielt, so bekam Wallenstein doch Kunde davon und zog sich von Pilsen nach der Festung Eg er (24. Februar), um sich durch Verbindung mit den Schweden und Sachsen zu behaupten. Wallenstein hielt sich in Eger für sicher, zumal da sich dort das Regiment seines Schwagers Terzky befand und der Commandant von Eger, der Schotte Gordon, ihm zum Danke verpflichtet war. In seiner Begleitung befand sich auch der Oberst Buttler, ein Ire von Geburt, der ebenfalls von dem Herzoge viele Wohlthaten genossen hatte. Dieser verabredete in der Nacht nach der Ankunft in Eger, ohne dazu ermächtigt zu sein, mit Gordon und dem Irländer Leslie, am nächsten Abend (25. Febr. 1634) den Herzog und seine Begleiter zu ermorden. Sie luden für diesen Abend die Obersten Terzky, Kinsky, Jllo und den Rittmeister Neumauu zu einem Fastnachtsschmause in die Burg ein. Wallenstein hatte wegen seines Podagras die Einladung ausgeschlagen, und deswegen beschloß man, ihn in seiner Wohnung zu ermorden. Während die genannten Offiziere an der Tafel saßen, drang der Hauptmann Geraldino von der einen Seite in den Saal mit dem Rufe: „Es lebe das Haus Oestreich!" und von der andern der Hauptmann Deveroux mit dem Rufe: „Holla! wer ist gut kaiserlich?" Es folgten ihnen 36 bewaffnete Dragoner. Buttler, Gordon und Leslie erhoben sich sogleich und riefen, jeder einen

9. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 88

1879 - Leipzig : Teubner
88 Schlacht bei Nördlingen 1634. brennenden Leuchter emporhaltend: „Vivat Ferdiuandns!" Nun stürzten die Dragoner über die 4 Gäste her und hieben sie nieder. Danach eilten die Mörder um die Mitternachts-stnnde nach der Wohnung des Herzogs, zu dem Hause des Bürgermeisters am Markte, welches Leslie durch Besetzung des Marktes und der nächsten Straßen absperrte. Wallenstein hatte sich eben, nachdem er lange mit seinem Astrologen Seni sich unterhalten, zu Bett gelegt. Da hörte er ein Klagegeschrei im Hinterhause, wo Terzkys und Kinskys Frauen um den Tod ihrer Männer, den sie eben erfahren, jammerten, und er trat ans Fenster, um zu fragen. Da plötzlich wird die verschlossene Thür mit Gewalt aufgesprengt; Deveronx dringt mit 12 Dragonern herein und eilt auf ihn zu mit dem Rufe: „Jetzt muß du sterben!" Der Herzog blickte mit ausgebreiteten Armen schweigend zum Himmel, und Deveroux stieß ihm die Partisane in die Brust. So sank der merkwürdige Mann durch Mörderhand, im 51. Jahre seines Lebens. Die Leiche wurde später der Herzogin von Friedland zum Begräbniß ausgeliefert. Die Mörder wurden von dem Kaiser mit Gütern und Würden und Geld belohnt. Nach Wallensteins Tod übernahmen des Kaisers ältester Sohn Ferdinand und Gallas den Oberbefehl, und diese schlugen noch im August desselben Jahres, nachdem sie spanische Truppen und das bairische Heer unter Johann von Werth, der sich vom gemeinen Reitersmann znmheer-sührer aufgeschwungen, an sich gezogen hatten, die uneinigen Generale Bernhard von Weimar und Horn bei Nördlingen. Horn ward gefangen, Bernhard floh nach dem Rhein. Die Folge dieser wichtigen Schlacht war, daß ganz Süddeutschland wieder in die Hände der Kaiserlichen fiel und die Schweden auf Norddeutschland beschränkt waren, und daß ferner der Kurfürst von Sachsen, der stets eine schwankende Politik verfolgte, sich von dem schwedischen Bündnisse lossagte und mit dem Kaiser den Frieden zu Prag abschloß (163s). Für Sachsen wurde das Restitutious-edict auf 40 Jahre hinausgeschoben. Diesem Frieden traten bald die meisten Stände des nördlichen und mittleren Deutsch-

10. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 89

1879 - Leipzig : Teubner
Wittstock 1636. Rheinfelden 1638. 89 lands bei. Bernhard von Weimar aber schloß mit Frankreich einen Vertrag ab, nach welchem er förmlich in französische Dienste trat, und Frankreich nahm von nun an offen Theil an dem Kampfe. So wurde der Krieg jetzt vorzugsweise von fremden Mächten auf deutschem Boden gegen den Kaiser geführt. Bernhard kämpfte im Elsaß und im Südwesten Deutschlands, während im Norden die Schweden unter dem thatkräftigen Bauer fochten. Dieser schlug das kaiserliche Heer, mit welchem jetzt auch die Sachsen vereinigt waren, bei Wittstock in Brandenburg (1636) und stellte das Uebergewicht Schwedens in Nord- und Mitteldeutschland wieder her. Sachsen wurde für feinen Abfall schwer bestraft. Der Kaiser Ferdinand Ii., dessen fanatisch starrer Glaubenseifer und Unterdrückungssucht hauptsächlich den verderblichen Krieg heraufbeschworen und in die Länge gezogen hatte, erlebte das Ende desselben nicht. Er starb im I. 1637, und es solgte ihm sein unbedeutender Sohn Ferdinand Iii., der von 1637 —1657 regierte und noch 11 Jahre lang den Krieg fortführen mußte. 5. Die letzten Jahre des Krieges 1637—1648. Der westfälische Friede. Am Ende der dreißiger Jahre kämpfte Bernhard von Weimar mit Glück am Oberrhein. Er erfocht einen Sieg bei Rheinfelden (1638), wobei Johann von Werth gefangen genommen ward, und eroberte unter andern Freiburg im Breisgau und die wichtige Festung Breisach. Er gedachte sich in diesen Landen ein eigenes Fürstenthum zu gründen, starb aber Plötzlich im I. 1639. Man sagte, die Franzosen hätten ihn vergiften lassen; wenigstens benutzten sie seinen Tod dazu, sein Heer und seine Eroberungen in Besitz zu nehmen. Bauer hatte währenddem den Krieg in Nord- und Mitteldeutschland fortgeführt, bis er im I. 1641 in Folge
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